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Benutzer:Rolf-Dresden/Baustelle 9

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Der Bezirksausschuß Friedland in Böhmen erhielt am 15. Februar 1899 sowohl die Konzession für die regelspurige Lokalbahn Raspenau–Weißbach als auch für die schmalspurige Lokalbahn Friedland–Reichsgrenze nächst Hermsdorf. Beide Strecken sollten innerhalb von zwei Jahren ab Konzessionserteilung in Betrieb gehen. Als erste wurde am 3. Mai 1900 die regelspurige Lokalbahn von Raspenau nach Weißbach eröffnet. Überregional bekanntgeworden sind die Friedländer Bezirksbahnen jedoch durch ihre am 25. August 1900 eröffnete Schmalspurbahn von Friedland nach Hermsdorf in Böhmen, die dort den Anschluss an die Schmalspurbahn Zittau–Hermsdorf der Kgl. Sächsischen Staatseisenbahnen herstellte. Insbesondere diese Strecke wurde später in Volksmund und Literatur mit der Friedländer Bezirksbahn gleichgesetzt.

Eine weitere regelspurige Lokalbahn errichteten die Friedländer Bezirksbahnen von Friedland nach Heinersdorf. Sie wurde am 2. August 1902 eröffnet. Am 1. November 1904 ging auch die Verlängerung bis zur Landesgrenze zusammen mit der preußischen Nebenbahn Greiffenberg–Heinersdorf in Betrieb.

Trotz der Staatsgarantie geriet das Unternehmen schon bald in eine wirtschaftliche Schieflage. Insbesondere die Schmalspurbahn nach Hermsdorf erwirtschaftete nie Gewinne und benötigte immer Zuschüsse für den Betrieb.

Nach dem Zerfall Österreich-Ungarns infolge des Ersten Weltkriges lagen die Strecken der FrBB auf dem Gebiet der im Oktober 1918 begründeten Tschechoslowakei. Die FrBB firmierten fortan in der Staatssprache tschechisch als Frýdlantské okresní dráhy, kurz: FOD.

Die veränderten wirtschaftlichen Bedingungen und die faktische Schließung der Grenzen zu Deutschland waren Anfang der 1920er Jahre für das Unternehmen existenzbedrohend. Der tschechoslowakische Staat kaufte Aktien auf und verstaatlichte das damit das Unternehmen in der Folge faktisch. Zum 1. Jänner 1925 übernahmen die Tschechoslowakischen Staatsbahnen (ČSD) die Betriebsführung.

Die Verstaatlichung und Auflösung des Unternehmens kam aber erst infolge der Angliederung des Sudetenlandes an Deutschland im Oktober 1938. Das Gesetz vom 2. August 1940 „betreffend die Übernahme von Eisenbahnen im Reichsgau Sudetenland und in den in die Reichsgaue Oberdonau und Niederdonau eingegliederten Teilen der sudendeutschen Gebiete auf das Reich“ regelte u. a. die Verstaatlichung von neun Lokalbahnen mit einer Gesamtlänge von 169,77 km, an denen der tschechoslowakische Staat bereits die Mehrheit der Aktienanteile besessen hatte.[1][2] Die Strecken der FrBB gehörten fortan zum Netz der Deutschen Reichsbahn, Reichsbahndirektion Dresden. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kamen sie wieder zu den ČSD.

Nach 1945 ging die tschechoslowakische Verwaltung davon aus, dass die reichsdeutschen Verwaltungsakte rechtlich nichtig seien und das Unternehmen weiterbestünde. Am 30. Dezember 1948 wurden die für den tschechoslowakischen Staat rechlich weiterbestehenden FOD endgültig aufgelöst und das Vermögen in Staatseigentum überführt.

Die Schmalspurbahn verlor 1945 ihren grenzüberschreitenden Verkehr und wurde 1976 gänzlich eingestellt. Die beiden regelspurigen Strecken bestehen noch.

  1. Siegfried Bufe, Heribert Schröpfer: Eisenbahnen im Sudetenland. Bufe-Fachbuch-Verlag, Egglham 1991, ISBN 3-922138-42-X, S. 54f
  2. Gesetz betreffend die Übernahme von Eisenbahnen im Reichsgau Sudetenland und in den in die Reichsgaue Oberdonau und Niederdonau eingegliederten Teilen der sudendeutschen Gebiete auf das Reich vom 2. August 1940