Liste der Handschriften der Reichenauer Malschule
Reichenauer Handschriften
Die Liste ist work in Progress: die Auswahl ist überwiegend ungeprüft aus dem Artikel Reichenauer Malschule übernommen, die Datierungen aus den jeweiligen einzelartikeln, ebenso die sehr unvollständig erfassten Angaben zu umstrittenen Lokalisierungen. Hilfe und Verbesserungen sind willkommen.
Diese Liste der Handschriften der Reichenauer Malschule gibt eine Übersicht über jene illuminierten Handschriften des 9. bis 11. Jahrhunderts, die üblicherweise der Reichenauer Malschule zugerechnet werden. Viele von ihnen gelten aufgrund ihrer hochwertigen Ausstattung als wichtigste Vertreter der ottonischen Buchmalerei; zehn von ihnen wurden deshalb von der UNESCO exemplarisch in die Liste des Weltdokumentenerbes aufgenommen.
Die Entstehung bzw. Ausmalung der Handschriften im Kloster Reichenau ist nur in den wenigsten Fällen direkt belegt; die Angaben in der Forschung, wie viele und welche Handschriften auf der Reichenau entstanden sind, schwanken daher zwischen einer niedrigen einstelligen Zahl und über 60. Auch die genaue Datierung ist in vielen Fällen umstritten.
In die untenstehende Liste sind diejenigen Handschriften aufgenommen, die in der aktuellen Forschung am häufigsten der Reichenauer Malschule zugeordnet werden. Die Angaben zu Datierung und Lokalisierung folgen der Darstellung von Walter Berschin und Ulrich Kuder, soweit nichts anderes angegeben ist.[1] Die Übersicht ist nach Signaturen geordnet. Zu jeder Handschrift werden knapp der Inhalt, die Datierung und die Lokalisierung (teils getrennt nach Schriftheimat und Ort der Ausstattung) genannt sowie Links zu Digitalisaten (soweit vorhanden) aufgeführt.
Ort, Bibliothek, Signatur | Inhalte und Anmerkungen | Datierung | Lokalisierung | Digitalisat (URN oder Link) |
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Bamberg, Staatsbibliothek, Msc.Bibl.22 | Alttestamentliche Schriften mit Glossen („Bamberger Daniel-Kommentar“); seit 2003 Teil des Weltdokumentenerbe in Deutschland. | um 1000 (Ergänzungen in Bamberg im frühen 11. Jahrhundert) | Reichenau | urn:nbn:de:bvb:22-dtl-0000087146 urn:nbn:de:bvb:12-bsb00140663-7 |
Bamberg, Staatsbibliothek, Msc.Bibl.140 | Bamberger Apokalypse; Weltdokumentenerbe. | Erstes Viertel 11. Jahrhundert (umstritten) | Reichenau (oder Konstanz?[2]) | urn:nbn:de:bvb:22-dtl-0000087130 urn:nbn:de:bvb:12-sbb00000063-2 |
Berlin, Staatsbibliothek, theol. lat. fol. 34 | Berliner Epistolar. Eng verwandt mit dem Codex Egberti. | um 980 | Trier (Schrift) und Reichenau (Ausstattung) | kein Digitalisat bekannt |
Trier, Stadtbibliothek, Ms. 24 | Codex Egberti (Evangelistar); Weltdokumentenerbe. Enthält Selbstnennung der Maler Keralt und Heribert. | um 1000 | Trier (Schrift) und Reichenau (Ausstattung) | kein Digitalisat bekannt |
Cividale del Friuli, Museo Archeologico Nazionale, Cod. 136 | Egbert-Psalter; Weltdokumentenerbe. | um 980 | Reichenau? | Digitalisat |
Cambridge, Fitzwilliam Museum, Ms McClean 30 | Epistolar. | ? | Reichenau | Digitalisat (unvollständig) |
München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 4453 | Evangeliar Ottos III.; Weltdokumentenerbe. | um 1000 | Reichenau | urn:nbn:de:bvb:12-bsb00096593-3 |
München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 4454 | Evangeliar aus dem Bamberger Dom. Weltdokumentenerbe. | um 1000 bis 1020 | Reichenau | urn:nbn:de:bvb:12-bsb00004502-1 |
Paris, Bibliothèque nationale de France, lat. 10514 | Poussay-Evangelistar; Weltdokumentenerbe. | Ende 10. Jahrhundert | Reichenau | https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b525209799 |
Darmstadt, Universitäts- und Landesbibliothek, Hs. 1948 | Gero-Codex; Weltdokumentenerbe. | vor 969 (umstritten) | Reichenau | urn:nbn:de:tuda-tudigit-28566 |
Karlsruhe, Badischen Landesbibliothek, Cod. Aug. perg. 205 | Abt Witigowo anläßlich seines Abtjubiläums gewimdete "Festschrift"[3] mit einer Biographie des Abtes in Form eines Dialoggedichts (Gesta Witigowonis) | 995; Nachtrag 996 | Reichenau (?)[4] | Digitalisat |
Hildesheim, Dombibliothek, Hs 688 | Hildesheimer Orationale | 1. Viertel 11. Jahrhundert | Reichenau | kein Digitalisat bekannt |
Köln, Erzbischöflichen Diözesan- und Dombibliothek, Cod. 12 | Hillinus-Codex. Selbstnennung der Schreiber Burchard und Konrad. | um 1025 (umstritten) | Köln (Herstellung);[5] Seeon und Reichenau (Schrift)[6] | urn:nbn:de:hbz:kn28-3-1704 |
Aachen, Domschatzkammer, Inv.-Nr. 25 | Liuthar-Evangeliar. Weltdokumentenerbe. Namengebend für die Liuthar-Gruppe. | um 990/1000 (?) | Reichenau | kein Digitalisat bekannt |
Paris, Bibliothèque de l’Arsenal, 610 | Wormser Missale (früher "Wormser Sakramentar")[7] | um 980 | Reichenau | https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b550063897 |
Heidelberg, Universitätsbibliothek, Sal. IX b | Petershausener Sakramentar | um 980; Nachträge des 12. und 13. Jahrhunderts | Reichenau | urn:nbn:de:bsz:16-diglit-6044 |
München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 4452 | Perikopenbuch Heinrichs II.; Weltdokumentenerbe. | 1007–1012 (?) | Reichenau | urn:nbn:de:bvb:12-bsb00087481-7 |
Leipzig, Stadtbibliothek, Ms. CXC; als Dauerleihgabe in der Universitätsbibliothek Leipzig | Reichenauer Evangelistar | um 970 | Reichenau | kein Digitalisat bekannt |
Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 84.5 Aug 2° | Reichenauer Perikopenbuch | Anfang 11. Jahrhundert | Reichenau | Digitalisat |
Literatur
- Walter Berschin, Ulrich Kuder: Reichenauer Buchmalerei 850–1070. Reichert, Wiesbaden 2015, ISBN 9783954901296.
Einzelnachweise
- ↑ Walter Berschin, Ulrich Kuder: Reichenauer Buchmalerei 850–1070. Reichert, Wiesbaden 2015, ISBN 9783954901296.
- ↑ Nach Hoffmann, Schreibschulen S. 170 kein Produkt des Reichenauer Skriptoriums, sondern des Konstanzer Domskriptoriums.
- ↑ Walter Berschin, Ulrich Kuder: Reichenauer Buchmalerei 850–1070. Reichert, Wiesbaden 2015, S. 91.
- ↑ Nach Hoffmann, Schreibschulen S.214, 217 wohl Reichenau, im Vergleich mit clm 3741
- ↑ Walter Berschin, Ulrich Kuder: Reichenauer Buchmalerei 850–1070. Reichert, Wiesbaden 2015, ISBN 9783954901296 , S. 115 Anm. 308: Anfertigung durch Reichenauer Mönche in Köln?
- ↑ Hartmut Hoffmann: Buchkunst und Königtum im ottonischen und frühsalischen Reich. Hiersemann, Stuttgart 1986, ISBN 3777286400 , hier S. 408-409 (Beziehung zu Erlangen, UB, Ms. 12) und v.a. 410 (Hand A eine "Hand der Seeoner Schule", Hand B "vorzüglicher Reichenauer Kalligraph")
- ↑ Walter Berschin, Ulrich Kuder: Reichenauer Buchmalerei 850–1070. Reichert, Wiesbaden 2015, S. 75.