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Dresden (Schiff, 1908)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Schiffsdaten
Baubezeichnung Ersatz Comet
Schiffstyp Kleiner Kreuzer
Klasse: Dresden-Klasse
Kiellegung: 1906
Stapellauf (Schiffstaufe): 5. Oktober 1907
Indienststellung: 2. Oktober 1908
Bauwerft: Blohm & Voß, Hamburg
Bau-Nr. 195
Besatzung: 361
Baukosten: 7,6 Mio. Goldmark
Schwesterschiffe
SMS Emden
Technische Daten
Wasserverdrängung: Konstruktion: 3.664 t
Maximal: 4.268 t
Länge: über Alles: 118,3 m
Wasserlinie: 117,9 m
Breite: 13,5 m
Tiefgang: 5,54 m
Maschinenanlage: 12 Dampfkessel
(kohlegefeuert)
2 Satz Parson-Dampfturbinen
Anzahl der Schrauben: 4 dreiflügelig 1,95 m
Wellenumdrehung: 25,2 U/min
Leistung: 15.100 PSw
Leistung an den Wellen: 3775 PS pro Welle
Höchstgeschwindigkeit: 24,5 Knoten
Marschgeschwindigkeit: 14 kn
Reichweite: ca. 3.600 sm
bei Marschfahrt
Brennstoffvorrat: ca. 860 Tonne Kohle
Brennstoffverbrauch
bei Marschfahrt:
3,3 Tonnen Kohle pro Stunde
Brennstoffverbrauch
bei Höchstfahrt:
x Tonnen Kohle pro Stunde
Panzerung
Deck: horizontal: 20 - 30 mm
Böschungen: 50 - 80 mm
Kommandostand: horizontal: 20 mm
vertikal: 100 mm
Geschützschilde: 50 mm
Bewaffnung
Geschütze 10,5 cm L/40: 10 (6 an Deck, 4 in Kasematten)
mit 1.500 Schuss
Waffenreichweite 10,5 cm: 122 hm bei 30°
Revolverkanonen 5,2 cm: 8 halbautomatische
Torpedorohre 45 cm: 2
Kommandanten
Korvettenkapitän Graf von Posadowsky-Wehner November 1908
Kapitänleutnant Fleck November 1908:
Korvettenkapitän Graf von Posadowsky-Wehner November 1908 - Januar 1909
Fregattenkapitän Engles April 1909 - Juli 1909
Fregattenkapitän/ KzS. Varrentrapp September 1909 - September 1911
Fregattenkapitän/ [KzS. Max Köthner September 1911 - September 1912
Fregattenkapitän Retzmann September 1912
Fregattenkapitän Fritz Emil Lüdecke September 1912 - Dezember 1913
Fregattenkapitän Erich Köhler Dezember 1913 -
Juli 1914
Fregattenkapitän/ [KzS. Fritz Emil Lüdecke Juli 1914 -
März 1915

SMS Dresden wurde als Kleiner Kreuzer gebaut. Der Stapellauf erfolgt am 5. Oktober 1907 bei Blohm und Voss in Hamburg. Am 2. Oktober 1908 erfolgte die Übergabe an die Kaiserliche Marine.

Die SMS Dresden verfügte über vier Schrauben mit Turbinenantrieb. Sie war das erste Schiff dieser Werft mit einem solchen Antrieb. Sie hatte eine Länge von 117,9 m, eine Breite von 13,5 m und einen Tiefgang von 5,54 m. Die Wasserverdrängung betrug 3.650 t. Das Schiff erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 24,5 kn bei einer Leistung von 15.100 PS.

Die Bewaffnung bestand aus zehn Seezielkanonen 10,5 cm mit 1.500 Schuss, acht halbautomatischen Revolverkanonen 5,2 cm, zwei Maschinengewehren, und zwei Unterwasser-Torpedorohren von 45 cm. Sechs der Hauptgeschütze waren an Deck positioniert, die anderen waren in Kasematten unter Deck aufgestellt.

Geschichte

Vor dem Ersten Weltkrieg

Erster Kommandant des Schiffes war Korvettenkapitän Graf von Posadowsky-Wehner. Am 28. November 1908 wurde bei einer Messfahrt versehentlich die schwedische Galeasse Cäcilie zum Sinken gebracht. Vom 24. September bis zum 9. Oktober 1909 nahm die Dresden an den 300-Jahr-Feierlichkeiten, anlässlich der Entdeckung des Hudson Rivers in New York, teil. Am 16. Februar 1910 kam es zu einer Kollision mit dem Kleinen Kreuzer SMS Königsberg.

Während des 1. Balkankrieges gehörte das Schiff zur Mittelmeerdivision. Am 13. Dezember 1913 lief die Dresden von Kiel aus, um auf der ostamerikanischen Station (Golf von Mexico, Karibik) den Kleinen Kreuzer SMS Bremen abzulösen. Ab dem 21. Januar 1914 lag das Schiff in Veracruz. In Mexico herrschte damals Bürgerkrieg. Zur Wahrung der deutschen Interessen patrouillierten dort Schiffe der kaiserlichen Marine. Im Juli reiste der ehemalige mexikanische Präsident Victoriano Huerta auf der Dresden ins Exil nach Jamaika. Am 26. Juli 1914 wurde das Schiff auf der Reede von Port au Prince (Haiti) von dem Kleinen Kreuzer SMS Karlsruhe abgelöst. Dort wurden auch die Kommandanten der beiden Kreuzer ausgetauscht, so dass nun wieder Fregattenkapitän Lüdecke die Dresden führte. Wegen der drohenden Kriegsgefahr trat das Schiff noch am gleichen Tag die Heimreise an. Am 31. Juli wurden in St. Thomas (Virgin Islands) noch einmal die Kohlenvorräte ergänzt. Etwa Mitte August sollte die Dresden in Wilhelmshaven einlaufen, empfing jedoch kurz vorher folgendes Telegramm: „Drohende Kriegsgefahr - nicht heimkehren - Kreuzerkrieg führen!“

Beginn des Ersten Weltkrieges

Mit Beginn des Ersten Weltkrieges beabsichtigte der Kommandant der Dresden, Kreuzerkrieg in der Zone Drei (Ostküste von Südamerika) zu führen. Auf dem Weg zur Mündung des Rio de la Plata wurden Anfang August drei britische Handelsschiffe angehalten. Weil jedoch deren Kapitäne behaupteten, vom Kriegszustand noch nichts zu wissen, entließ Fregattenkapitän Lüdecke sie wieder. Er hielt sich damit an einen Paragraphen des Haager Abkommens. Per Funk wurde der deutsche Dampfer Corrientes von der Reederei „Hamburg-Süd“ zur Dresden beordert. Er war in Pernambuco mit Kohlen beladen worden und sollte nun dem Kreuzer als Versorgungsschiff dienen. Nach einer Ergänzung der Kohlenvorräte kreuzte die Dresden auf den Handelsrouten im Südatlantik. Am 14. August konnte sie den britischen Dampfer Hyades versenken. Am 26. August folgte der Dampfer Holmwood. Zwei weitere britische Schiffe wurden wegen ihrer neutralen Ladung wieder entlassen. Mittlerweile waren weitere Kohlenschiffe zur Dresden gestoßen. Mit dem Hapag-Dampfer Baden und der Santa Isabel, ebenfalls von der Reederei „Hamburg-Süd“, steuerte die Dresden nun südwärts. Die Santa Isabel konnte in Punta Arenas Proviant und auch dringend benötigte Maschinenteile beschaffen. Dabei erfuhr man, dass die britischen Panzerkreuzer HMS Good Hope und HMS Monmouth östlich der Magellanstraße standen. Am 5. September wurden in der Orange Bay, nahe bei Kap Hoorn, beschleunigt Reparaturen ausgeführt sowie Proviant und Kohlen ergänzt. Die SMS Dresden erhielt Befehl, in den Pazifik zu wechseln und sich vor der Westküste Südamerikas mit dem Kleinen Kreuzer SMS Leipzig zu vereinen. Am 3. Oktober bekam man mit der Leipzig Verbindung. Ferner erfuhr man, dass das Ostasiengeschwader unter Vizeadmiral Graf Spee bald vor der chilenischen Küste zu erwarten war. Am 12. Oktober 1914 trafen alle Schiffe bei der Osterinsel zusammen.

Am 18. Oktober nahm das deutsche Geschwader Kurs auf die Westküste Südamerikas. Am 1. November 1914 kam es zum Seegefecht bei Coronel. Nach dem siegreichen Ausgang dieses Gefechts konnten Dresden und Leipzig in den folgenden Tagen zwei Segler aufbringen. Die übrigen Schiffe waren in Valparaíso eingelaufen, um nachzubunkern. Am 13. November konnten dann auch die Dresden und die Leipzig in Valparaiso ihre Vorräte wieder auffüllen. Anschließend nahm das Ostasiengeschwader Kurs auf Kap Hoorn. Die SMS Dresden konnte hierbei den Frachter North Wales versenken. In der St.-Quentin-Bucht wurde wieder gekohlt. Am 6. Dezember ging es weiter und der Verband erreichte den Atlantik.

Die Flucht nach der Schlacht bei den Falklandinseln

Am 8. Dezember 1914 kam es dann zum Seegefecht bei den Falklandinseln. Hierbei entging die Dresden als einziges Schiff der Vernichtung des deutschen Ostasiengeschwaders. In der Folgezeit versteckte es sich in den Fjorden Feuerlands, um den britischen Verfolgern zu entkommen. Dabei erhielt das Schiff Unterstützung durch den Deutsch-Chilenen Albert Pagels, der dort als Lotse tätig war. Britische Kriegsschiffe suchten immer wieder die einsamen Buchten und Fjorde Feuerlands nach der Dresden ab.

Schließlich entschied sich Kapitän zur See Lüdecke, in den Pazifik auszubrechen und dort so lange wie möglich Kreuzerkrieg zu führen. Der Versuch, in die Heimat durchzubrechen, musste wegen Kohlemangels und des schlechten Zustandes der Maschinen, hervorgerufen durch mehrmalige Überlastung auf der Flucht vor britischen Verfolgern, wodurch die Dresden auf eine Geschwindigkeit von bis zu 26 kn kommen konnte, aufgegeben werden. Am 14. Februar 1915 konnte die Dresden unbemerkt ihr Versteck verlassen und in den Pazifik entkommen. Am 27. Februar wurde der britische Segler Conway Castle versenkt. Noch einmal wurden Kohlenschiffe zur Dresden in Marsch gesetzt. Am 7. März wurde der britische Panzerkreuzer HMS Kent gesichtet. Nach einer fünfstündigen Verfolgungsfahrt gelang es der Dresden, noch einmal zu entkommen. Sie nahm Kurs auf die neutrale (weil zu Chile gehörende) Robinson-Crusoe-Insel.

Am 9. März ging der deutsche Kreuzer in der Cumberlandbucht der Robinson-Crusoe-Insel vor Anker. Es waren nur noch 80 Tonnen Kohle an Bord und die Maschinen waren durch die lange Höchstfahrt nahezu unbrauchbar geworden. Am 10. März beschloss der Kommandant, sich in Chile internieren zu lassen. Anstatt den erhofften chilenischen Schiffen erreichte am Morgen des 14. März 1915 jedoch ein britisches Kreuzergeschwader die SMS Dresden, die das Schiff unter Missachtung der chilenischen Neutralität beschossen. Dabei fanden vier Seeleute den Tod. Als die Engländer dann noch versuchten, das Schiff zu entern, wurde es von der Besatzung aufgegeben und durch Fluten versenkt.

Schicksal des Schiffes und der Mannschaft

Die Besatzung wurde in Chile interniert, wo sie sich selbst versorgen musste. Die Mannschaft hielt Hühner, Kühe und legte Gärten an. Mehreren Leuten gelang es, zu fliehen und nach Deutschland zurückzukehren. So auch dem Oberleutnant zur See Wilhelm Canaris, der seit September 1913 als Adjutant des Kommandanten an Bord war. Die übrige Mannschaft der Dresden kehrte am 30. Dezember 1919 nach Deutschland zurück.

Seit der Selbstversenkung liegt das Schiff in 60 m Tiefe in der Cumberland-Bucht der Robinson-Crusoe-Insel. Das Wrack wurde zum chilenischen Nationalgut erklärt. Die Geschichten und Umstände, welche zur Selbstversenkung dieses Kriegsschiffes der kaiserlichen Marine sowie zum Tod von neun bzw. der Inhaftierung von 350 deutschen Matrosen führten, sind in Chile noch immer sehr populär.

Am 24. Februar 2006 wurde die gut erhaltene 200 kg schwere Glocke des Schiffes von deutschen und chilenischen Tauchern geborgen.

Siehe auch: Kleiner Kreuzer SMS Dresden (1917)

Literatur

  • Parker de Bassi, Maria Teresa: Kreuzer Dresden: Odyssee ohne Wiederkehr. Koehler Verlagsgesellschaft, Herford 1993, ISBN 3-78220-591-X
  • John Walter : Piraten des Kaisers. Deutsche Handelsstörer 1914 - 1918. 202 Seiten. Motorbuch Verlag, 1996. ISBN 3613017296

Film

  • Jürgen Stumpfhaus (Regie): Unter kaiserlicher Flagge - Hetzjagd vor Kap Horn. 2-teilige Dokumentation, Deutschland 2006, RBB, Erstausstrahlung 2006 arte. Dazu J. Stumpfhaus über die Dreharbeiten (arte.tv).
  • Schulungsfilm der Royal Navy aus den Zwanziger Jahren: „The Battle of Coronel and the Falklands“. (Die Royal Navy erlitt dort damals die erste schwere Niederlage seit über 150 Jahren. Dieser Film war Grundlage der Nachsuche an Originalschauplätzen.)

Spielfilm:

  • Nach einer Novelle von C. S. Forester - Brown on Resolution entstand 1935 ein Spielfilm mit gleichem Titel. Sein Held der Matrose Brown wird von der Dresden aufgelesen.