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Opium

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Opium ist der durch Anritzen gewonnene getrocknete Milchsaft unreifer, ausgewachsener Samenkapseln des zu den Mohngewächsen (Papaveraceae) gehörenden Schlafmohns (bot. Papaver somniferum L.). Im Verlauf des Trocknungsprozesses entsteht aus dem Milchsaft durch Autooxidation eine braune bis schwarze Masse, das Rohopium (siehe Abbildung weiter unten). Die wirksamen Hauptbestandteile des Opiums sind die Alkaloide Morphium, Codein und Thebain. Das synthetische Diacetylmorphium, allgemein als Heroin bekannt, ist das weitestverbreitete illegale Morphium-Derivat.

Datei:Opium-poppy.jpg
Schlafmohn

Gewinnung von Opium

Schlafmohnernte im Norden von Mandschuko, 1930er Jahre

Zur Gewinnung von Opium wird meist folgende Methode verwendet: Die Samenkapseln werden angeritzt, wodurch der vorerst rosarote Milchsaft austritt. Nach 6 bis 8 Stunden wird das schwarzoxidierte Rohopium von den Kapseln abgeschabt. Aus diesem wird durch Erhitzen, Kneten und vorsichtigem Rösten, nachfolgender Wasserextraktion und mehrmonatiger Fermentation biologische Reaktion mit dem Schimmelpilz Aspergillus niger das Rauchopium (auch Chandu genannt) hergestellt, dessen Rauch inhaliert wird. Rauch- oder Rohopium kann aber auch in Alkohol gelöst getrunken, in fester Form gegessen oder als Tinktur mittels einer Spritze injiziert werden.

Für die legale, pharmazeutischen Zwecken dienende Gewinnung von Opium, wird die obige Methode meist als zu arbeitsaufwendig erachtet. Man gewinnt deshalb das Opium aus Mohnstroh, indem man die Pflanzen abmäht, trocknet, häckselt und das Opium mit Lösungsmitteln auswäscht.

Opium produzierende Länder

Die größten Opium-Anbauländer der Welt

Die größten Opium-Anbauländer der Welt sind Afghanistan, Myanmar und Laos (Quelle UNODC) (Goldenes Dreieck). In Afghanistan wurde der Drogenanbau durch die Taliban anfangs gefördert und seit einem Vertrag mit den USA umfangreich unterdrückt. 2002 wurde dieses Regime durch eine von der USA geführten Allianz beendet. Mit der Machtübernahme der 'Nordallianz' hat der Schlafmohnanbau jedoch wieder stark zugenommen und Afghanistan ist nunmehr erneut weltweit führender Heroinhersteller. Im Herbst 2006 werden dort 6100 Tonnen geerntet, 59 Prozent mehr als im Vorjahr. Das übersteigt den weltweiten Verbrauch um 30 Prozent. (Quelle: der Direktor der Uno-Drogenbehörde, Antonio Maria Costa)

Verwendung als Schmerzmittel

Die zur Schmerzstillung verwendeten Morphinsalze dürften zu den verbreitetsten legalen Opiumderivaten gehören. Interessanterweise werden in neuerer Zeit die potentesten Schmerzmittel nicht mehr aus dem Morphium, sondern aus dessen Dimethylderivat Thebain gewonnen. Beispiel hierfür sei Buprenorphin. Die große Bedeutung von Papaver somniferum wurde schon von Thomas Sydenham (1624-1689), dem „englischen Hippokrates“, hervorgehoben:

Among the remedies which it has pleased Almighty God to give to man to relieve his sufferings, none is so universal and so efficacious as opium.“ (dt: „Unter all den Mitteln, die es dem Allmächtigen gefallen hat uns zu geben auf das wir unsere Leiden lindern, ist keines so umfangreich anwendbar und so effizient in seiner Wirkung wie das Opium“)

Daran hat sich auch heute, fast ein halbes Jahrtausend später, nichts geändert.

Neben seiner analgetischen (schmerzstillenden) Wirkung ist Opium auch krampflösend, appetithemmend und antidiarrhoisch (durchfalllindernd). Daneben wirkt es auch hypnotisch und beruhigend, weswegen es insbesondere in asiatischen Ländern als Rauschmittel verwendet wird.

Bestandteile von Opium

Opium, früher auch als Laudanum bezeichnet, enthält 37 unterschiedliche Alkaloide, die im Rohopium bis zu einem Viertel der Masse ausmachen. Hauptbestandteil ist das Morphin (ca. 10%), eines der stärksten bekannten Schmerzmittel (Analgetika). Es wurde 1804 erstmals von dem deutschen Apotheker Friedrich Sertürner isoliert. Nach dem Morphium dürfte Codein das am häufigsten pharmakologisch verwendete Opiumalkaloid sein. Codein findet hauptsächlich als hustenstillendes Mittel Verwendung, sein Derivat, das Dehydrokodein, auch als Schmerzmittel.

Weitere wichtige im Opium vorkommende Alkaloide sind Noscapin, Papaverin, Thebain und Xanthalin. Diese wirken schon in ihrer natürlichen Zusammensetzung synergisch, da sich die analgetischen und spasmolytischen Eigenschaften gut ergänzen.

Opium

Seine natürlichen Wirkstoffe werden Opiate genannt, in der Wirkung oder chemischer Struktur ähnliche Substanzen Opioide. Bei fortgesetzter Einnahme von Opium besteht die Gefahr der Entwicklung von Toleranz gegenüber der Wirkung der verschiedenen Alkaloide.

Folgen von Opiumgebrauch

Zu den körperlichen Langzeitfolgen von Opiumgebrauch gehören Appetitlosigkeit und dadurch Gewichtsverlust bis zur Abmagerung und völligen Entkräftung, aber auch Kreislaufstörung und Muskelschmerzen. Bei Überdosierung droht akute Atemlähmung mit Todesfolge. Psychische Auswirkungen sind Abhängigkeit, Antriebsschwäche, Depressionen, häufig starke Persönlichkeitsveränderungen einhergehend mit Apathie.

Gesetzliche Lage in Deutschland

In Deutschland ist gegenwärtig Opium nur noch zur Behandlung chronischen Durchfalls verschreibungsfähig. Da Opium dem Betäubungsmittelgesetz unterliegt, bedarf dessen Verschreibung eines Betäubungsmittelrezeptformulars. Andere Opioide wie z.B. Tilidin oder Tramadol werden u.a. als Schmerzmittel, z.B. bei Zahn- und Kieferoperationen angewendet. Codein wird, neben der Funktion als Schmerzmittel, auch bei Reizhusten verschrieben.

Geschichte

Die Geschichte des Opiums ist praktisch identisch mit der seiner Rohstoffpflanze. Für die Geschichte siehe den Abschnitt Geschichte im Artikel Schlafmohn.

Opium in China

Eine besondere Rolle spielte Opium in der Geschichte Chinas: Ab Anfang des 19. Jahrhunderts führten die Briten in großen Mengen Opium nach China ein, um die bis dahin für sie negative Handelsbilanz zu verbessern. Dies brachte für das Reich der Mitte erhebliche gesundheitliche und soziale Probleme mit sich. Der gegen die Opiumimporte wachsende Widerstand des Kaiserhauses wurde letztlich von den Briten im ersten Opiumkrieg (1840-1842) gebrochen.

Als schließlich im Jahre 1880 die anhaltenden Opiumeinfuhren nach China auf 6.500 Tonnen gestiegen waren, gab es im Reich der Mitte bereits zwanzig Millionen Süchtige. Trotzdem ließ der Kaiser nunmehr Opium im eigenen Reich, insbesondere in den südlichen Provinzen Sichuan und Yunnan anbauen. Daraufhin gingen die Importe aus Indien auf 3.200 Tonnen zurück, während die Inlandproduktion auf 22.000 Tonnen stieg. Die in China tätigen Missionare begannen daraufhin, als Ersatzstoff Morphin zu verteilen, das von den Chinesen Jesusopium genannt wurde.

Nach dem Sturz der Republik 1911 wurden die Gesetze gegen Opium verschärft. Gleichwohl spielte der Opiumhandel bis in die 1920er Jahre eine erhebliche Rolle, als die Guomindang ihn als Instrument zur Finanzierung von Waffenimporten entdeckte. Die endgültige Eindämmung des Opiumhandels und -konsums gelang indes erst Mao Zedong. Eine stärkere Rolle spielte Opium weiterhin in der britischen Kronkolonie Hongkong, wo es aber auch mit anderen inzwischen in Gebrauch gekommenen Drogen wie Heroin konkurrierte.

Siehe auch

Wikiquote: Opium – Zitate

Opiumkriege - Erster Opiumkrieg (1839-1842) - Zweiter Opiumkrieg (1856-1860) - Britische Ostindien-Kompanie - Vertrag von Nanking - Der Opiumkrieg (Film) - HongkongUngleiche Verträge

Literatur