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Cell (The Last Climb)

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Cell (The Last Climb)
Loiuise Bourgeois, 2008
384,8 x 400.1 x 299.7 × 400,1 cm
National Gallery of Canada, Ottawa

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(bitte Urheberrechte beachten)

Cell (The Last Climb) ist eine Installation der französisch-US-amerikanischen Künstlerin Louise Bourgeois aus dem Jahr 2008.

Beschreibung

Das Kunstwerk ist 384,8 cm hoch, 400,1 cm breit und 299,7 cm hoch.[1] Es besteht aus Stahl, Holz, mundgeblasenem Glas, Gummi und Faden.[1]

Die Wendeltreppe mit vierzehn Stufen, die nach oben hin größer werden, steht in der Mitte eines zylindrischen Käfigs aus rostigem Maschendraht. An ihrem oberen Ende befindet sich in der Deckenplatte eine annähernd herzförmige Öffnung. Ursprünglich sollte das Publikum diese Treppe begehen können, doch bei Ausstellungen ist dies mit Rücksicht auf die Fragilität des Kunstwerks nicht erlaubt.[2]

Um die Treppe herum sind in unterschiedlichem Abstand 20 verschieden große bläuliche Kugeln aus mundgeblasenem Glas angeordnet, die meist durchsichtig sind. Sie sind mit dünnen Stäben an den Käfigwänden befestigt, zwei auch an der zentralen Säule, und scheinen zu schweben. Sie befinden sich in unterschiedlicher Höhe: Unten sind kleinere, oben größere Kugeln, die letzte etwa auf einer Höhe mit dem Ende des Treppengeländers.

Gegenüber der Tür liegen am Boden zwei große Kugeln aus hellem, gemaserten Holz, die tiefe Risse zeigen. Zwischen ihnen ist die Treppe. Sie reichen bis zur dritten Treppenstufe.

Auf halber Höhe der Treppe hängt ein weiß-bläuliches tropfenförmiges Element. Darin stecken Nähnadeln mit gelblich-beige-bläulichen Fäden, die von zwölf Fadenspulen an der Innenseite der Käfigwand kommen.

Entstehung

Cell (The Last Climb) wurde von Louise Bourgeois 2008, zwei Jahre vor ihrem Tod, als letzte der mehr als 20 großformatigen Cell-Skulpturen geschaffen, die im Lauf von 30 Jahren entstanden.[1] Als Zelle bezeichnete sie große Skulpturen, die die Form eines Raumes hatten.[3] Cell (The Last Climb) ist eines der letzten Kunstwerke von Bourgeois überhaupt.[4] Es besteht aus Objekten, die Bourgeois im Lauf ihres Lebens angesammelt hatte.[2]

Hauptelement dieser Zelle ist die Wendeltreppe. Ende 2005 musste die Künstlerin ihr Atelier in Brookyln verlassen, in dem sie 25 Jahre lang gearbeitet hatte, weil das Gebäude abgerissen wurde.[5] Davor ließ sie jedoch die Wendeltreppe ausbauen, die sie in den 1980er Jahren nach eigenen Entwürfen hatte anfertigen lassen und die über Jahrzehnte ein Teil ihres künstlerischen Alltags war.[5]

Die Treppe ist von einem Käfig aus Maschendraht umgeben. Durch die großen Maschen fließen Innen und Außen zu einem Raum zusammen. Die schmale, bogenförmige Tür ist nach außen halb geöffnet.[5]

Die Installation wurde 2010 von der National Gallery of Canada in Ottawa angekauft.[1]

Deutung und Einordnung ins Werk

Das tränenförmige Element im Zentrum von Cell (The Last Climb) wird als Repräsentant der Künstlerin gedeutet.[5][1]

Treppen, die nirgendwo hinführen, kommen im Werk wiederholt vor, so als Leiter schon 1947 in der Serie von Radierungen He Disappeared into Complete Silence.[6] In ihrer Offenheit lässt die Treppe an eine Himmelsleiter denken.[7]

Die Spirale ist ein häufiges und mehrdeutiges Motiv bei Louise Bourgeois: Von außen nach innen betrachtet steht sie für Rückzug, Furcht vor Kontrollverlust und Einengung. In die andere Richtung vermittelt sie Vitalität, Vertrauen, Bejahung, positive Energie, das Loslassen von Kontrolle und das Ende der Furcht. So verwendet die Künstlerin die Spirale, um widersprüchliche Gefühle und das Vergehen der Zeit sichtbar zu machen.[8]

Die Kugeln lassen an aufsteigende Blasen in einer Flüssigkeit denken, die von unten nach oben größer werden und durch ihre Anordnung wie die Treppe aus dem Käfig hinaus weisen.[5] Sie können als Symbole des Himmels gelesen werden.

Die beiden Holzkugeln stehen für die Eltern der Künstlerin.[1][5]

Nadel und Faden hängen damit zusammen, dass Bourgeois' Herkunftsfamilie eine Werkstatt hatte, in der Tapisserien repariert wurde. Hier ist es die Kunst, die die Schäden heilen soll, die durch Furcht angerichtet wurden. Die Fäden stehen für Beziehungen, die die Künstlerin zu Familie, ihrem sozialen und beruflichen Umfeld und anderen vertrauten Personen hatte.[9]

Frühere Zellen vermittelten den Eindruck von Schmerz und Bedrohung.[3] Diese wirkt als einzige nicht beklemmend, sondern frei von Angst.[1] Im Käfig herrscht kein Chaos, die Anordnung der Elemente wirkt harmonisch. Als einzige ist diese Zelle oben offen, die Treppe führt ins Freie. So wird die Installation zum Symbol von Freiheit.[4] Florence Water sah in diese Installation als Metapher des Todes. Vor dem Hintergrund dessen, dass Bourgeois Kunst als Überlebensmaßnahme und als Mittel gegen die Furcht sah, wird der auffallend positive Charakter dieses Werks besonders deutlich.[10]

Der US-amerikanische Lyriker, Kunstkritiker und -wissenschaftler Donald Kuspit lässt das letzte Gedicht in vierten Gedichtband The Gods & Other Beings (2020) mit dem Titel for louise bourgeois mit den Worten on the last climb beginnen.[11]


Wörtlich: Offen und ätherisch ist die Skulptur weniger vom Leiden als vielmehr von spirituellen Entdeckungen besessen, da sie über die Unvermeidlichkeit der Zeit und ihre Beziehung zu Ereignissen der Vergangenheit nachdenkt.[1]

Bourgeois seemed to create a more optimistic installation, leaving behind her fears of mortality and imprisonment: She was at peace with herself.[7]

Ausstellungen

Die Installation wurde unter anderem in folgenden Ausstellungen gezeigt:

Belege

  1. a b c d e f g h N. N.: Cell (The Last Climb). National Gallery of Canada, abgerufen am 6. Januar 2024 (englisch).
  2. a b An Introduction To Louise Bourgeois In 10 Artworks. 21. Juni 2016, abgerufen am 7. Januar 2024 (englisch).
  3. a b Leah Sandals: Louise Bourgeois and David Armstrong Six Meet at MOCCA. Abgerufen am 7. Januar 2024 (amerikanisches Englisch).
  4. a b Felix Petty: louise bourgeois: kunst ist ein garant des verstands. Abgerufen am 7. Januar 2024.
  5. a b c d e f Cell (The Last Climb) | Guggenheim Museum Bilbao. Abgerufen am 6. Januar 2024 (englisch).
  6. Hanne Weskott: Private Wunderkammern. In: Neue Zürcher Zeitung. 8. Juni 2015, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 7. Januar 2024]).
  7. Die Jahrhundert-Künstlerin Louise Bourgeois: Mit Räumen erzählen. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 7. Januar 2024]).
  8. Belvedere Museum Wien | Im Fokus: Die Spirale. Abgerufen am 7. Januar 2024.
  9. Louise Bourgeois, Exhibition : 1911 - 2010, Sculpture, Museum of Contemporary Canadian Art, Toronto, Ontario, Canada. Abgerufen am 7. Januar 2024 (englisch).
  10. Florence Waters last updated: Both prison and refuge: Louise Bourgeois’ Cells at the Guggenheim, Bilbao. 23. März 2016, abgerufen am 7. Januar 2024 (englisch).
  11. The Grace of Silence: Louise Bourgeois, 1911-2010. In: artcritical. 18. Juni 2010, abgerufen am 7. Januar 2024 (amerikanisches Englisch).
  12. a b c Louise Bourgeois. Strukturen des Daseins: Die Zellen. Abgerufen am 7. Januar 2024.
  13. Belvedere Museum Wien | Louise Bourgeois. Abgerufen am 7. Januar 2024.


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