Victor Hay, 21. Earl of Erroll

Victor Alexander Sereld Hay, 21. Earl of Erroll und vierter Baron Kilmarnock, KCMG, (* 17. Oktober 1876 in London, † 20. Februar 1928 in Koblenz), war ein britischer Diplomat und Schriftsteller. Von 1921 bis zu seinem unerwarteten Tod 1928 war er der Hohe Kommissar Großbritanniens in der Interalliierten Rheinlandkommission (IRKO) in Koblenz.
Leben

Victor Hay wurde am 17. Oktober 1876 als erster Sohn von Charles Gore Hay (1852-1927), des 20. Earl of Erroll, und seiner Frau Mary Caroline L'Estrange (1849-1934) geboren. Er wuchs im Slains Castle in Aberdeenshire (Schottland) auf, das ihm später als Vorbild für das Gowrie Castle in seinem 1903 erschienen Roman Ferelith diente.[1] Am 22. Mai 1900 heiratete er Mary Lucy Victoria Makenzie (1875-1957), mit der er zwei Söhne (Josslyn Victor Hay, Gilbert Allan Rowland Hay) und eine Tochter (Rosemary Constance Ferelinth Hay) hatte.[2] Mit dem Tod des Vaters am 8. Juli 1927 gingen dessen Titel (Earl of Erroll, Lord Hay, Baron Kilmarnock) auf ihn über.[3]
Victor Hay verstarb in der Nacht vom 19. auf den 20. Februar 1928 unerwartet an einem Herzinfarkt. Seine Beisetzung fand am 23. Februar 1928 in Koblenz statt. Der erste Teil des Trauergottesdienstes wurde, wie schon während der amerikanischen Besatzungszeit üblich, in der Kapelle des kurfürstlichen Schlosses abgehalten. Nach dem Ende des Zeremonie wurde Hays Sarg auf einer Lafette platziert und, begleitet u.a. von dem britischen Oberbefehlshaber im Rheinland, General William Thwaites, seinem französischen Amtskollegen General Adolphe Guillaumat sowie dem Präsidenten der Interalliierten Rheinlandkommission Paul Tirard und dem belgischen Hohen Kommissar Forthomme, von hier zum Koblenzer Hauptfriedhof gefahren. Den Trauerzug durch die Straßen der Stadt säumten, neben der Koblenzer Bevölkerung, französischen Soldaten als Ehrengarde. Am Friedhof angekommen, wurde Hay nach dem zweiten Teil der Zeremonie auf dem dortigen Alliiertenfriedhof beigesetzt,[4] wo sich sein Grabmal heute noch befindet.
Wirken als Diplomat und Hoher Kommissar der IRKO
Victor Hay trat 1900 in den diplomatischen Dienst ein. Nach Stationen in Brüssel (1901), Wien, Stockholm, Tokio und Kopenhagen kam er nach der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Großbritannien und dem Deutschen Reich nach Berlin, wo er bis zur Ankunft des neuen britischen Botschafters Lord D'Abernon als Chargé d'affaires fungierte.[5] Nach der Abberufung von Malcolm Arnold Robertson, der das Amt erst seit dem 10. Oktober 1920 bekleidet hatte, wurde Hay im Dezember 1921 der neue britische Hohe Kommissar bei der Interalliierten Rheinlandkommission in Koblenz. Der kommandierende General der American Forces in Germany, Henry T. Allen, der in dieser Funktion auch High Observer bei der Rheinlandkommission war[6], zeigte sich in der Folge aber sehr unzufrieden mit der Arbeit von Lord Kilmarnock in der Kommission. Allen musste feststellen, dass Hay nicht in der Lage war, über Prinzipien zu streiten und er in der Kommission Tirard zu viel Entgegenkommen zeigte. Auf persönlicher Ebene verstand er sich hingegen gut mit Lord und Lady Kilmarnock.[7] Victor Hay blieb bis zu seinem plötzlichen Tod am 20. Februar 1928 der britische Hohe Kommissar in Koblenz. Er wurde im Mai 1928 durch William Seeds ersetzt.
Werke
- Ferelith, 1903
- The Chalk Line (Theaterstück), 1922 Uraufführung in Köln[8]
- The Dream Kiss (Theaterstück), 1924[9]
- The Anonymous Letter (Theaterstück), 1927
Literatur
- Bringmann, Tobias C.: Handbuch der Diplomatie 1815-1963. Auswärtige Missionschefs in Deutschland und deutsche Missionschefs im Ausland von Metternich bis Adenauer, München 2001, S. 194.[10]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Mike Shepherd: Lord Kilmarnock, Slains Castle, and the amorous ghost. Abgerufen am 5. Januar 2024 (englisch).
- ↑ Erroll, Earl of (S, 1452). Abgerufen am 5. Januar 2024 (englisch).
- ↑ HANSARD 1803–2005 → People (H) Mr Victor Hay. Abgerufen am 5. Januar 2024 (englisch).
- ↑ Vgl. Impressive scenes, in: The Cologne Post and Wiesbaden Times Nr. 303, 26.02.1928, S. 8
- ↑ Vgl. Obituary, in: The Cologne Post and Wiesbaden Times Nr. 302, 23.02.1928, S. 5. Gemäß den Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik online war er bereits ab 1919 in Berlin (vgl. Kilmarnock, Victor Alexander Serald Hay, Lord. Abgerufen am 5. Januar 2024. )
- ↑ Die USA entsandten keinen Hohen Kommissar in die Kommission, da sie den Versailler Vertrag nicht ratifiziert hatten. Daher verfügten sie nur über einen Beobachterstatus.
- ↑ Vgl. Dean A. Nowowiejski: The American Army in Germany, 1918–1923: Success against the Odds, Lawrence, Kansas 2021, S. 60.
- ↑ Vgl. Obituary, in: The Cologne Post and Wiesbaden Times Nr. 302, 23.02.1928, S. 5
- ↑ Nachdem das Stück schon in Köln gepielt worden war (vgl. Obituary, in: The Cologne Post and Wiesbaden Times Nr. 302, 23.02.1928, S. 5), wurde es 1923 auch im Koblenzer Stadttheater gegeben (vgl. Henry T. Allen: Mein Rheinland-Tagebuch. 2., durchges. Aufl., Berlin 1923, S. 359 (Digitalisat)
- ↑ Vgl. Victor Alexander Serald Hay, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Biographie Nr. 126. Abgerufen am 5. Januar 2024.
Personendaten | |
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NAME | Hay, Victor |
ALTERNATIVNAMEN | Hay, Victor Alexander Sereld |
KURZBESCHREIBUNG | britischer Diplomat und Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 17. Oktober 1876 |
GEBURTSORT | London |
STERBEDATUM | 20. Februar 1928 |
STERBEORT | Koblenz |