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Justus Lipsius

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Justus Lipsius (eigentlich Joest Lips, * 18. Oktober 1547 in Overijsche, Isque bei Brüssel, † 23. März 1606 in Löwen), bedeutender Rechtsphilosoph und Philologe.


Leben

Lipsisus ist der Sohn der königlichen Magistratsbeamten in Brüssel Aegidius (Gilles) Lipsius und dessen Ehefrau Isabella Durieu.

Nach dem Schulbesuch in Brüssel und Ath. Ab 1559 studierte er auf dem Jesuitenkolleg in Köln. Nachdem sich Lipsius hier immer intensiver mit dem Eintritt ins Kloster beschäftigte, schickte ihn sein Vater an die Universität nach Löwen. Ab 1563 studierte Lipsius dort Jura, interessierte sich aber immer mehr für die Humaniora. Löwen war zu dieser Zeit das Zentrum der späthumanistischen niederländischen Philologie.

Da seine Familie sehr wohlhabend war, konnte sich Lipsius ab 1565, nach dem Tod seines Vaters mit seinem Erbe ein ruhiges Leben leisten. Ohne wirtschaftliche Notwendigkeit konnte sich ganz seinen wissenschaftlichen Forschungen widmen.

Da er sein erstes Werk Variarum lectionum libri II dem Kardinal Antoine Perrenot de Granvelle widmete, konnte Lipsius diesen als Mäzen gewinnen. Der Kardinal nahm Lipsius 1567 als Sekretär mit nach Rom und machte ihn dort u.a. mit den Humanisten Paulus Manutius und Antonius Moretus bekannt. Während seines zweijährigen Aufenthalts studierte Lipsius auch an der Vatikanischen Bibliothek.

1569 kehrte Lipsius nach Löwen zurück. 1570 begab er sich eine Studienreise, welche ihn erst nach Wienführte, wo er mit den Humanisten um Kaiser Maximilian II. bekannt wurde. Er reiste weiter durch Böhmen, Sachsen und Thüringen und nahm 1572 einem Ruf als Professor für Beredsamkeit und Geschichte an der Universität Jena an.

Wahrscheinlich hatte Lipsius Schwierigkeiten mit seinen Kollegen, da er Jena 1573 wieder verließ und nach Köln ging. Dort heiratete er noch im selben JAhr Anna van den Calstere, die Witwe des Tuchhändlers Hendrik Lottyns.

Ab 1576 hielt Lipsius in Löwen Vorlesungen. Nach dem Sieg von Don Juan d'Austria über die Generalstaaten am 31. Januar 1578 ging er seiner Orthodoxie wegen nach Antwerpen, später dann nach Leiden. Dort wurde er 1578 nach seinem Konvertieren an den Lehrstuhl für Geschichte berufen. Im Folgejahr wechselte er an den Lehrstuhl für Geschichte und Jura. Neben Isaac Casaubon und Joseph Scaliger wurde Lipsius zum Star dieser kalvinistischen Universität.

1581 verhöhnte er seine Gegner mit dem Pasquill Satyra Menippaea. Doch einige Jahre später, nach der Veröffentlichung von De una religione" und Politicorum sive civilis doctrinae libri IV, war Lipsius unhaltbar geworden. Er verließ Leiden und reiste über Mainz nach Lüttich.

Nach seiner öffentlichen Rückkehr zur katholischen Kirche, bekam er aus allen katholischen Staaten nun Lehrstühle angeboten; sogar Papst Clemens VIII. wollte ihn in den Vatikan holen. Lipsius entschied sich für seine Heimat Löwen und lehrte ab 1592 dort als Professor für Geschichte. Als solcher wurde er vom spanischen König Philipp II. zum Hofhistoriographen ernannt. Durch Erzherzog Albrecht erhielt er den Titel eines Staatsrates.

Im Alter von 68 Jahren starb Justus Lipsius am 23. März 1606 in Löwen.

1853 wurde ihm in Löwen ein Denkmal errichtet.


Werk

Neben Erasmus von Rotterdam gilt Lipsius als der bedeutendste Epistolograph des Humanismus. Er stand mit vielen bedeutenden Zeitgenossen in Briefwechsel. Durch diese Briefe wikte er auf alle Fälle auch stilbildend für seine Zeit.

Auf Lipsius geht ein wichtiger Teil der modernen Staatslehre zurück.

Lipsius' Verdienste erstrecken sich besonders aus die römischen Antiquitäten und die Kritik lateinischer Texte, vorzugsweise archaistischer und aus der silbernen Latinität. In letzterer Beziehung heben wir seine Leistungen zu Plautus, Nonius, Vellejus, Valerius Maximus, dem Philosophen Seneca, des Plinius "Panegyricus", besonders aber seine Ausgabe des Tacitus (Antwerpen 1574; zuletzt 1600, 1607 u. 1668) hervor.

Dem entsprechend ist auch sein lateinischer Stil eine Verschmelzung der archaistischen Latinität mit der des Apulejus, Tertullian, Cyprian und Arnobius und blieb nicht ohne nachteiligen Einfluß auf die Schreibweise der nächstfolgenden Philologen.

In der Philosophie war er, wie sein Werk "De constantia in malis publicis" (Antwerpen 1575) beweist, Anhänger der Stoiker. Seine Briefe wurden von ihm selbst (Leiden 1586-90, 2 Bde.) und von Burmann (Amsterdam 1725, 5 Bde.) gesammelt.

Daneben verfaßte er: "Epistolicarum quaestionum libri V" (Antwerpen 1577). Seine "Opera omnia" erschienen zu Antwerpen (1585, 8 Bde.), vollständiger zu Wesel (1675, 4 Bde.).


Werke

Literatur

  • Amiel: Un publiciste du XVL siècle : Justus Lipsius. - Paris : s.n., 1884
  • Claudia Banz: Höfisches Mäzenatentum in Brüssel. - Berlin : Mann, 2000. - ISBN 3-7861-23098
  • Ferdinand van der Haeghen: Bibliographie Lipsienne : oeuvres de Juste Lipsius. - Gent : Vyt, 1.1886 - 3.1888
  • Karl F. von Hahn: Über die Aechtheit der dem Justus Lipsius zugeschriebenen Reden. - Genf : Slatkine, 1970 <Repr. d. Aus. München 1882>
  • Charles Nisard: Le triumvirat littéraire au XVL siècle : Juste Lipse, Joseph Scaliger et Isaac Casaubon. - Paris : Amyot, 1852
  • Gerhard Oesterreich: Antiker Geist und moderner Staat bei Justus Lipsius : der Neostoizismus als politische Bewegung. - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht, 1989 - ISBN 3-525-359-38-1
  • Fréderic A. de Reiffenberg: De Justi Lipsii v. inl. vita et scriptis : commentarius in stadio regiae scientiarum literarumque. - Brüssel : de Mat, 1823