Berserker

Berserker ist die Bezeichnung für einen im Rausch Kämpfenden, der keine Schmerzen oder Wunden mehr wahrnimmt.
Etymologie
Das Wort Berserker (Bärsärk "swe"] ist ein Wort des Altnordischen, formal ein Kompositum. Der zweite Teil serkr wird einhellig als 'Gewand, Waffenrock' gedeutet. Bezüglich der Erstkomponente gibt es zwei seriöse Annahmen. Einerseits eine Verbindung mit einem Wort für Bär, obwohl dies im Altnordischen bjorn lautet, erwogen (Lloyd, Springer). Andererseits argumentiert McCone, dass es sich bei den Berserkern den Beschreibungen nach um leichtes Fußvolk gehandelt habe und daher ein Vergleich mit bar 'bloß, frei' angebrachter sei. Alexander Jóhannesson[1] schreibt dazu: berserkr ... zum Adjektiv berr nudus, vgl. Andésson 1683: miles, qui sine armis, lorica balea &c. pugnat, auch Bj. Halld. (1814): indusio tantum non lorica indutus. vgl. auch Snorri: fóru brynjulausir.
Deutung
Die Berserker waren besonders hervorragende und gute Kämpfer. Dies lässt sich auch den alten nordischen Sagas entnehmen. Die Kämpfer, die sich dem Odin geweiht hatten, rekrutierten sich aus den Berserkern. Deren Funktion war also auch religiös motiviert.
Die Berserker kämpften prinzipiell in der ersten Reihe jeder Schlachtordnung und dort auch ohne Rücksicht auf Verluste.
Es wird oft behauptet, dass bei einigen Stämmen es auch Tradition gewesen sei, dass die Berserker sich vor der Schlacht durch den Verzehr von Zauberpilzen oder das Inhalieren von sonstigen drogenähnlichen Substanzen in einen Rauschzustand versetzt hätten, in dem ihr Schmerzempfinden rapide gesenkt worden sei. Speziell wird der Fliegenpilz genannt, der bis heute auf Island Berserkjarsveppur heißt. Das ist aber falsch. 1929 bewies der norwegische Toxikologe Frederik Grøn, dass es da keinen Zusammenhang geben kann. Die Rauschwirkung ist viel schwächer als in den Sagas beschrieben und höchst unsicher, manchmal tödlich. Sie setzt erst bis zu sechs Stunden nach der Einnahme ein. Wenn man noch berücksichtigt, dass man zur Verminderung der Giftwirkung den Pilz Sklaven (bei sibirischen Schamanen Frauen) zu essen gab und dann deren Urin trank (das Gift war abgebaut doch die Rauschwirkung blieb; näheres siehe unter dem Lemma Fliegenpilz), dauerte die Vorbereitung noch länger, so dass bei einem kurzfristigen Auftauchen von Feinden keine Berserkerwut rechtzeitig aufzubauen gewesen wäre.
Die römischen Berichte über Krieger, die auch mit drei Speeren im Leib noch weiterkämpften, gründen sich auf Begegnungen mit Berserkern, wenn sie auch anders genannt wurden.
Es handelte sich um Männer, die im Kampf der sogenannten „Schlachtenraserei“ anheim fielen, was man am besten mit einem Blutrausch vergleichen kann. Derartige Krieger galten als geliebte Söhne der Götter, und eine Gruppe von Berserkern war durch ihre Rücksichtlosigkeit und das stark reduzierte bis vollkommen neutralisierte Schmerzempfinden durchaus in der Lage, das Schlachtenglück zu wenden. Die Bezeichnung „Berserker“ hatte auch eine negative Konnotation: Es handelte sich um Männer, die streitsüchtig waren und sich nicht an Gesetz und Gefolgschaftsregeln hielten. Sie werden heute als Psychopathen eingeordnet.
Aus diesen unbändigen Männern wurde einige in einen Kriegerverband (Männerbund) ausgewählt mit eigenen Initiationsriten, bei denen ein „Ungeheuer“ rituell getötet wurde. In der Fornaldarsaga (Märchen) über Rolf Krake wird ein solcher Ritus beschrieben. Saxo grammaticus, der die Geschichte ebenfalls wiedergibt, meint, es habe sich um einen Bären gehandelt.[2] Der Held trinkt dessen Blut und verspeist dessen Herz und gewinnt dadurch seine besondere Kraft. Da war die Herkunft des Wortes längst in Vergessenheit geraten. Auch dass Sigurd nach dem Sieg über den Drachen Fafnir dessen Herz verspeist, gehört in diesen Zusammenhang. Nach Tacitus bissen sie in ihre Schilde, und eine Schachfigur, die auf den Hebriden gefunden wurde, zeigt einen Berserker, der in sein Schild beißt.
Sie galten auch als germanische Elitetruppe, die auch für den Personenschutz eingesetzt wurde. Ein Beispiel dafür ist Harald Schönhaar. Er soll stets eine Leibwache aus zwölf Berserkern um sich gehabt haben. Auf den Kampfschiffen war ihr Platz regelmäßig ganz vorn am Steven.
Fußnoten
- ↑ Isländisches ethymologisches Wörterbuch, Bern 1956 S. 787
- ↑ Saxo Grammaticus: Danmarks krønike (Gesta Danorum), 2. Buch Kap. 6, 11.
Weblinks
Literatur
- Albert L. Lloyd und Otto Springer, 1988: Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen. Bd 1, A-B. Göttingen, Zürich.
- Alexander Johannesson: Isländisches Etymologisches Wörterbuch. Bern 1956
- Kim R. McCone, 1987: Hund, Wolf und Krieger bei den Indogermanen. In: Wolfgang Meid (Hg.): Studien zum indogermanischen Wortschatz. Innsbruck, 101-154.
Siehe auch: Wikinger, Männerbund