Garnele
![]() |
![]() |
Als Garnelen werden unterschiedliche Gruppen benthischer oder pelagischer Krebse bezeichnet. Der Begriff „Garnelen“ kennzeichnet keine natürliche, geschlossene Abstammungsgemeinschaft, sondern fasst verschiedene, nicht unmittelbar verwandte Taxa in einer paraphyletischen Gruppe zusammen.
Beschreibung
Garnelen haben einen langgestreckten, mehr oder weniger zylindrischen und seitlich leicht zusammengedrückten Körper mit dünnem Carapax. Sie tragen lange Antennen („Fühler“; 2. Antenne an der Basis mit einer großen Schuppe: Exopodit) und haben nur zierliche Greiforgane („Scheren“); die Beine im hinteren Abschnitt des Körpers sind zu Schwimmorganen umgebildet. Der Kopf trägt meist einen nach vorne gerichteten, langgestreckten Fortsatz, das Rostrum.
Systematik
Früher wurden Garnelen in einer nicht-monophyletischen Unterordnung „Natantia“ innerhalb der Zehnfußkrebse zusammengefasst. „Garnelen“ finden sich heute u. a. in den folgenden, z. T. nicht näher miteinander verwandten Krebs-Taxa:
- Ordnung Decapoda
- Unterordnung Dendrobranchiata: aus der Familie Penaeidae kommen wichtige Zucht-Shrimps
- Unterordnung Pleocyemata: Teilordnungen Caridea und Stenopodidea (Scherengarnelen)
- Ordnung Mysidacea
- Unterordnung Mysida: „Schwebegarnelen“
Wirtschaftliche Bedeutung, Handelsbezeichnungen
Unterschiedliche Garnelen-Taxa werden als Delikatessen sehr geschätzt. Sie werden kommerziell befischt oder in (für den Umwelt- und Naturschutz oft problematischen) Garnelenzuchten vermehrt. Auch in der Aquaristik erfreuen sich Meeres- und Süßwassergarnelen mit ihren mannigfaltigen Zeichnungen und Färbungen wachsender Beliebtheit. Die für die Aquaristik eingeführten Tiere stammen meist aus dem südostasiatischen Raum.
Die in der Nord- und Ostsee gefangenen Nordseegarnelen kommen auch als „Nordseekrabben“, „Granat“ oder als „Krevetten“ (von franz. crevette) in den Handel. Für importierte Garnelen werden meist die aus dem Englischen stammenden Ausdrücke Shrimps und Prawns verwendet.
Scampi (italienischer Kaisergranat, Gattung Nephropidae/Homaridae) werden wegen ihrer kräftigen Scheren nicht zu den Garnelen gezählt.
Problematik der Shrimpszucht
Die Aufzucht von Garnelen in Farmen entlang der tropischen Küsten Lateinamerikas, Südostasiens und Afrikas dient fast ausschließlich dem Export in die Industrienationen, deren Bevölkerung überreichlich mit tierischem Eiweiß versorgt ist. In den Supermärkten sind die einstigen Delikatessen inzwischen zu Discountpreisen erhältlich. Die Folgen der Aufzucht von Garnelen sind verheerend. Flächendeckend wurden für die Becken Mangrovenwälder abgeholzt. Massiver Einsatz von Antibiotika, Pestiziden und weiteren Chemikalien lassen verseuchte Gewässer und unbrauchbares Land zurück.
Nicht nur die Natur, auch die Bevölkerung leidet unter den Teichen. Eine Farm von 200 bis 500 Hektar Größe schafft etwa fünf ganzjährige und fünf saisonale Arbeitsplätze. Dagegen kann ein Hektar Mangrovenwald zehn Familien ein Auskommen sichern. Doch die Shrimpsfarmer und die Behörden verweigern häufig den Zugang zu einst von allen genutzten Regionen und Küstengewässern. In Indien beispielsweise wurden so 50.000 Menschen vertrieben. Weltweit raten Nichtregierungsorganisationen mittlerweile vom Kauf verschiedener Meeresprodukte ab, da ihre Herkunft nicht garantiert werden kann. Dies sind neben den Zuchtshrimps auch mit Bodennetzen gefangene Fische wie Leng und Heilbutt. Von den Industrieländern gibt es zurzeit noch keine Alternativangebote.
Unter dem Motto "Segeln gegen Proteinpiraten" haben sich FIAN, Deepwave und BÖE e.V. gegen diese Art des Handels ausgesprochen und segeln gemeinsam im norddeutschen Raum und Dänemark verschiedene Häfen an. Mit Filmvorführungen, Theateraufführungen und Aufklärungsarbeit soll die Bevölkerung vor Ort sensibilisiert werden.