Grabmal des unbekannten Soldaten
Ein Grabmal des unbekannten Soldaten ist eine besondere Form des Kriegerdenkmals.
Im Ersten Weltkrieg war das Recht der gefallenen Soldaten auf ein individuelles Grab zwar anerkannt, aber in den mörderischen Schlachten waren auch Leichname physisch vernichtet worden.
Aus diesem Dilemma fanden die Franzosen als erste einen Ausweg, indem sie unter dem Triumphbogen die Leiche eines anonymen Soldaten bestatteten.
Die Maßnahme war in der Nationalversammlung sehr umstritten. Die parlamentarische
Linke wollte den unbekannten Soldaten lieber im Panthéon bestatten, wo traditionelle
die Helden der Republik geehrt wurden. Der Platz unter dem Triumphbogen schien ihnen
den Kriegsruhm unangemessen zu betonen.
Um ihnen entgegen zu kommen, wurde am gleichen Tag das Herz Leon Gambettas, der
den nationalen Widerstand organisiert hatte, und der ein Held der Linken war, in den
Pantheon überführt.
Das Grabmal war ein großer Erfolg, insofern Angehörige gefallener Soldaten es wirklich
besuchten, um dort ihrer Trauer Ausdruck zu geben.
In England befindet sich das Grabmal des unbekannten Soldaten im Eingangsbereich
der Westminsterabbey im Mittelgang, so dass jeder, auch die Mitglieder der
königlichen Familie bei offiziellen Anlässen um das Grab herum gehen müssen und ihm
ihm so ihre Ehre erweisen. Es ist mit (künstlichen) Mohnblumen geschmückt, die im
kollektiven Gedächtnis der Engländer mit den Schlachtfeldern in Flandern verbunden
sind.
In Deutschland gibt es kein Grabmal eines unbekannten Soldaten. Das könnte daran liegen, dass nach dem Ersten Weltkrieg das "gesamtstaatliche" Bewusstsein der Deutschen noch immer nur schwach ausgebildet war. Vielleicht sah sich auch die Weimarer Republik nicht in der Lage, dem verlorenen Krieg des Kaiserreiches einen Sinn zu verleihen, den man in einem Denkmal ausdrücken könnte.