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Sechs Kategorien chinesischer Schriftzeichen

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Die sechs Kategorien der chinesischen Schrift (chinesisch 六書 / 六书, Pinyin liùshū; jap.: 漢字の六書 Kanji no riukusho) sind die sechs Hauptgruppen, nach denen chinesische Schriftzeichen gebildet werden. Es sind diese hier mit ihrer Häufigkeit erwähnt, entnommen aus Handbook of the Chinese Language[1].

Piktogramme

2,3 Prozent aller Schriftzeichen fallen in die Kategorie der Piktogramme (chinesisch 象形, Pinyin Xiàngxíng – „Bildzeichen“, jap. 象形 Shôkei):.

Die Bilder von Gegenständen (Piktogramme) versuchen, die Realität mit einfachen Symbolen widerzugeben. Bei den Chinesischen Zeichen sind sie hauptsächlich durch das Nachzeichnen des Umrisses entstanden.

Beispiele

rén
yuè
shān
Mensch Frau Kind Sonne Mond Berg
chuān
shuǐ
zhú
Fluss Wasser Regen Bambus Baum Pferd
niǎo
guī
lóng
Vogel Schildkröte Drache

Symbole, einfache Ideogramme

In die Kategorie der Symbole und einfachen Ideogramme (chinesisch 指事, Pinyin Zhǐshì – „auf Tatbestände deuten“, jap. 指事 Shiji) fallen 0,4 Prozent aller Schriftzeichen

Symbolische Darstellung von abstrakten Gedanken durch Indikatoren stehen für einfache Abstrakta, wie „oben“, „unten“ oder für Zahlen wie z.B. „eins“, „zwei“ und „drei“.

Beispiele

èr
sān
shàng
xià
běn
eins zwei drei oben unten Wurzel Wipfel

Zusammengesetzte Ideogramme

Zusammengesetzte Ideogramme (chinesisch 會意, Pinyin Huìyì – „Vereinigung der Bedeutungen“, jap. 会意 Kai'i) finden sich zu 2,8 Prozent in den chinesischen Schriftzeichen:

Die symbolischen Zusammensetzungen von abstrakten Gedanken mit Hilfe von Ideogrammen bestehen aus zwei oder mehr Zeichen, von denen jedes zur Bedeutung beiträgt. Das Wort „ausruhen“ besteht zum Beispiel aus dem Zeichen für Mensch (Radikal 9) und dem Baum (Radikal 75) („ein Mensch, der sich an einem Baum lehnt“).

„Name“ besteht aus „Mondsichel“ (= Abend) und „Mund“ (Radikal 30) („um sich im Dunkeln erkennen zu geben, ruft man seinen Namen“).

Beispiele

Kombination Bedeutung
×2 =
lín
zwei Bäume: „Wald“
×3 =
sēn
drei Bäume: „Wald“
+ =
xiū
Mensch, an einem Baum gelehnt: „ausruhen“
+ =
Vogel auf einem Baum: „sich versammeln“
×2 + =
shuāng
zwei Vögel über der rechten Hand: „Paar“
+ =
hǎo
Frau und Kind: „gut“
+ =
dōng
Sonne hinter einem Baum: „Osten“
+ =
míng
Sonne und Mond: „Licht“
+ =
fén
Feuer unter Holz: „brennen“
+ =
qiū
Getreide und Feuer: „Herbst“

Die größte Kategorie der Phonogramme (chinesisch 形聲, Pinyin Xíngshēng – „Form und Ton“, jap. 形声 Keisei) macht 90,9 Prozent aller Schriftzeichen aus:

Die Laut- und Sinnkombinationen der Phonogramme bestehen aus einer semantischen und einer phonetischen Komponente. Das Chinesische hat relativ wenig Silben. Das bedeutet, dass viele Worte gleich klingen. Das führte zu der Idee, neue Zeichen zu schaffen, wobei ein Teil den Laut und der andere Teil die Bedeutung angibt.

Beispiele

Sinngeber Lautgeber Zeichen
Wasser (Radikal 85)
, „sich die Haare waschen“
Wasser (Radikal 85)
lín
lín, „ausgießen“
Gras (Radikal 140)
cǎi
cài, „Gemüse“

Beispiele zum Zeichen Pferd :

ma
Radikal 187 „Pferd“ Radikal 30 („Mund“) + ma = Fragepartikel ma zweimal Radikal 30 („Mund“) + ma: „schimpfen“ Radikal 112 („Stein“) + ma: „Nummer“
Radikal 142 („Insekt“) + ma: „Ameise“ Radikal 196 („Jade“) + ma: „Achat“ Radikal 94 („wildes Tier“) + ma: „Mammut“ Radikal 38 („Frau“) + ma: „Mutter“

Entlehnungen

Zu 1,4 Prozent bestehen die Schriftzeichen aus Entlehnungen (chinesisch 假借, Pinyin Jiǎjiè – „unter falschem Namen“, jap. 仮借 Kashaku):

Bei den Zeichen für gleichlautende Worte verwendete man nach dem Rebusprinzip Zeichen für Wörter, die inhaltlich verschieden waren, aber gleich klangen. Das Zeichen meinte ursprünglich eine spezielle Art von Schaufel aus Bambus. Da es gleich dem Wort „dieser“ ausgesprochen wurde verwendet und verdeckte es die ursprüngliche Bedeutung.

Synonyme

Synonyme (chinesisch 轉注, Pinyin huǎnzhù – „wenden und gießen“, jap. 転注 Tenchû) machen einen Anteil von 2,2 Prozent aus.

Bei Zeichen mit Andeutung des Lautes wird das Zeichen in einem übertragenen Sinn verwendet. Zum Beispiel wird das Zeichen für „Sonne“, (Radikal 72), meistens in der übertragenen Bedeutung „Tag“ benutzt.

Quellen

  1. James Summers: A Handbook of the Chinese Language. Oxford, 1863.