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Färöische Kunst

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Sámal Mikines: Mykineskona (Frau aus Mykines), 1934, 54x42cm, Kunstmuseum der Färöer

Die färöische Kunst entstand im 20. Jahrhundert und ist stark durch die färöische Landschaft und das Inselleben inspiriert. Spätestens in den 1930ern konnten sich eine Reihe färöischer bildender Künstler etablieren, die teilweise auch in Dänemark lebten und wirkten.

Die färöische Kultur hat eine sehr lange Tradition seit dem Mittelalter. Die typischen Ausdrucksformen waren der Kettentanz mit den dazugehörigen Balladen, die mündlich überliefert wurden und so nur das Überleben der färöischen Sprache ermöglichten, bis sich im 19. Jahrhundert die färöische Literatur entwickeln konnte.

Neben der dramatischen Natur der Inselwelt liefern die alten Mythen, Märchen und Sagen weitere Themen der modernen bildenden Kunst auf dem Nordatlantik-Archipel.

Künstler der ersten Generation

Mit der nationalen Erweckungsbewegung gegen Ende des 19. Jahrhunderts und den damit einhergehenden national-romantischen Strömungen im Geistesleben fingen die Leute an, sich neben der eigenen Sprache und Literatur auch für die Landschaft und ihre Darstellung zu interessieren. Die ersten Maler waren Amateure, die Berge, Dörfer, den Himmel und das Meer malten. Aber auch folkloristische Motive spielten eine Rolle. Inspiriert waren sie von den skandinavischen Romantikern des 19. Jahrhunderts, und auch die erste Generation der professionellen und halbprofessionellen Künstler kann der Romantik zugeordnet werden.

William Heinesen (1900-1991) kann getrost als der „Übervater“ der färöischen Kulturszene des 20. Jahrhunderts bezeichnet werden. Er war nicht nur ein international bekannter Schriftsteller und Dichter, sondern auch ein bildender Künstler. Sein Werk erstreckt sich von Buchillustrationen über Gemälde bis hin zu seinen charakteristischen Scherenschnitten. Kennzeichnend waren oft seine satirischen und humoristischen Untertöne, die andere Künstler inspirieren sollten. Sámal Mikines (1906-1979) gilt als der erste professionelle und gleichzeitig einer der bedeutendsten Maler der Färöer. Zusammen mit Heinesen organisierte er 1927 die erste Kunstaustellung in der Hauptstadt Tórshavn.

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Ruth Smith: Sjálvsmynd (Selbstbild) 1956, 79x59cm, Kunstmuseum der Färöer. Briefmarke von 1985

Ruth Smith (1913-1958) gilt als besonders sensible Malerin, die wie keine andere das färöische Licht einfing. Zwei ihrer Selbstportraits zählen zu den bedeutendsten färöischen Gemälden. Janus Kamban (*1913) ist der führende Bildhauer der Färöer. Klare und ruhige Formen zeichen auch sein grafisches Werk aus. Frimod Joensen (1914-1997) malte seine natürliche Umgebung als Teil einer großen Geschichte, während die Grafikerin Elinborg Lützen (1919-1995) Märchen, Mythen und Legenden zum Inhalt ihrer Werke machte. Jóannis Kristiansen (1918-1988) schließlich, wird zu den wenigen färöischen Impressionisten gezählt.

Künstler der zweiten Generation

Nach dem Zweiten Weltkrieg erlangten die Färöer nicht nur die lange ersehnte weitgehende Autonomie, sondern sie besaßen auch eine reiche Kunstszene, die weiterhin hauptsächlich die expressionistische Landschaftsmalerei als Schwerpunkt hatte. Hauptmotiv waren die färöischen Dörfer. Im Laufe der Jahre wurde die bildende Kunst immer experimenteller. Kulturelles Zentrum ist Tórshavn, und gemessen an der Einwohnerzahl der Färöer leben hier erstaunlich viele Menschen von ihrer Kunst. Die Malerei spielt heute eine Schlüsselrolle in der färöischen Kultur.

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Ingálvur av Reyni:Genta (Mädchen). Briefmarke von 1999

Ingálvur av Reyni (*1920) ist derjenige färöische Künstler, der sich am weitesten von der gegenständlichen Malerei entfernt hat und als Vertreter der abstrakten Kunst angesehen werden kann. Hans Hansen (1920-1970) wollte hoch hinaus mit großen Fresken und Mosaiken. Krankheit und sein früher Tod hinderten ihn an der Realisierung seiner Großprojekte. Steffan Danielsen (1922-1976) gilt als eine „Klasse für sich“ mit seinen ganz eigentümlichen melanchonischen Interpretationen der Landschaft seiner Heimatinsel Nólsoy. Zacharias Heinesens (*1936) Werk beschäftigt sich auf dekorativ-expressionistische Weise meist mit dörflichen Motiven. Thomas Arge (1942-1976) demonstrierte in seinem kurzen Leben, dass die färöische Landschaft viele Aspekte bereithält, die bisher nicht dargestellt wurden. Olivur við Neyst (*1953) stellt seinen Heimatort Klaksvík in kubistischen Bildern vor. Tróndur Patursson (*1944) geht in der Bildhauerei experimentelle Wege mit ungewöhnlichen Materialien. Er malt auch - auf Glas. Bárður Jákupsson (*1943) gilt als ein Multitalent: Maler, Autor von Kunstbüchern, ehemaliger Direktor des Kunstmuseums der Färöer, Buchillustrator und Briefmarken-Gestalter. Briefmarken gestaltet auch die Textilkünstlerin Astrid Andreasen (*1948), genauso wie der Grafiker Anker Eli Petersen (*1958), von dem übrigens alle Landkarten der Inseln der Färöer stammen, die hier bei Wikipedia verwendet werden.