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Charles Bukowski

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Henry Charles Bukowski jr. (* 16. August 1920 in Andernach als Heinrich Karl Bukowski, † 9. März 1994 in San Pedro/Los Angeles) war ein US-amerikanischer Dichter und Schriftsteller. Er veröffentlichte zwischen 1960 und den frühen 1990er Jahren über vierzig Bücher mit Gedichten und Prosa.

Leben

Als Heinrich Karl Bukowski, Sohn eines US-Soldaten polnischer Herkunft namens Henry Bukowski und der Deutschen Katharina Fett in Andernach am Rhein, Deutschland, geboren, zog er mit seinen Eltern 1922 nach Los Angeles, Kalifornien.

Er gab Anton Tschechow, Ernest Hemingway, John Fante und Louis-Ferdinand Céline („Reise ans Ende der Nacht“) [1]als literarische Vorbilder an und hatte ein Faible für klassische Musik (Lieblingskomponisten Gustav Mahler und Jean Sibelius).

Bukowskis Kindheit war sehr schwierig. Sein Vater war Milchlieferant, und die Familie lebte in zeitweise sehr armen Verhältnissen. Regelmäßig betrog der Vater die Mutter mit anderen Frauen, betrank sich und ließ seine Wut durch Gewalt am Sohn aus. [2]In die Pubertät gekommen, litt Bukowski zudem an starker Akne und hatte am ganzen Körper Pusteln, die ihn sogar ein Jahr die Schule aussetzen ließen (dargestellt in Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend). Nach der Schule studierte Bukowski zunächst Journalismus am Los Angeles City College und versuchte sich bereits in jungen Jahren – zunächst ohne großen Erfolg – als Schriftsteller. Viele Jahre lang lebte er wenig sesshaft, machte zahllose Jobs, saß für kurze Zeit im Gefängnis (wegen Trunkenheit) und in der Psychiatrie. Stationen dieser Wanderjahre waren unter anderem New Orleans, Miami Beach, New York, Atlanta, Chicago und Philadelphia. 1943 wurde er gemustert und als physisch und mental untauglich für den Militärdienst eingestuft.

1947 kehrte Bukowski nach Los Angeles zurück und lernte Jane Conney Baker kennen, mit der er bis Anfang der 50er Jahre zusammenlebte. 1952 heuerte er für etwa zwei Jahre bei der amerikanischen Postbehörde als Briefzusteller an. 1955 wurde er wegen einer Magenblutung, die beinahe tödlich verlaufen wäre, ins Krankenhaus eingeliefert. Nach seiner Entlassung begann er Gedichte zu schreiben. 1957 heiratete er Barbara Frye, von der er sich 1959 wieder scheiden ließ. Barbara Frye, die aus einer vermögenden Familie stammte, war selbst Schriftstellerin und zugleich Herausgeberin eines kleinen, alternativen Literaturmagazins namens Harlequin. Ende der 50er heuerte Bukowski wieder bei der Post an, diesmal im Innendienst. Er arbeitete elf Jahre als Briefsortierer. Seine Erlebnisse als Angestellter des U.S. Postal Service verarbeitete Bukowski in seinem ersten Roman, „Der Mann mit der Ledertasche“ (Originaltitel: „Post Office“). Im Januar 1962 starb Jane Conney Baker, laut Bukowski infolge ihres übermäßigen Alkoholkonsums.

1962 brachte die Literaturzeitschrift „The Outsider“ eine Sondernummer über Bukowski und verlieh ihm den Titel „Outsider des Jahres“. [3] Die Verleger von „The Outsider“, Louise und John Webb, brachten 1963 auch Bukowskis ersten großen Gedichtband heraus („It Catches My Heart in Its Hand“). In der Zeit als Briefsortierer fing Charles Bukowski zudem an, wöchentliche Kolumnen für die Alternativzeitung „Open City“ in Los Angeles zu schreiben. Ein Teil der Kurzgeschichten erschien später in Buchform („Notes of A Dirty Old Man“).

1965 wurde Bukowski Vater einer Tochter, Marina Louise Bukowski. Mit der Mutter des Mädchens, Frances Smith, lebte Bukowski zwar zusammen, sie waren aber nie verheiratet. In einem Interview mit der Zeitung „Long Beach Press-Telegramm“ im Jahre 2000 äußerte sich Marina (jetzt Marina Bukowski Stone) sehr positiv über Bukowski und beschrieb ihn als einen liebevollen Vater. 1969 gab Bukowski den Postjob auf und versuchte, ausschließlich von seiner Tätigkeit als Schriftsteller zu leben. Ermöglicht wurde ihm dies unter anderem durch eine regelmäßige Zuwendung seines damaligen amerikanischen Verlegers John Martin von Black Sparrow Press [4].

Anfang der 70er Jahre hatte Bukowski eine stürmische Affäre mit der Bildhauerin Linda King. Die Beziehung zog sich über mehrere Jahre hin, wobei es zu mehrfachen Trennungen mit anschließender Versöhnung kam. Die zum Teil schmerzhaften Erfahrungen dieser Beziehung verarbeite Bukowski in mehreren Kapiteln seines Romans „Das Liebesleben der Hyäne“ (Originaltitel: „Women“). 1977 lernte Bukowski Linda Lee Beighle kennen, die damals Besitzerin eines Bioladens war. Die beiden lebten mit einigen Unterbrechungen von 1978 bis zu Bukowskis Lebensende zusammen. Sie heirateten 1985.

Charles Bukowski verstarb im Alter von 73 Jahren im März 1994 in seiner Wahlheimat San Pedro an Leukämie. Sein Grabstein trägt, unter dem Spitznamen „Hank“, die Inschrift „DON'T TRY“ („Probier es nicht“). Im Juni 2006 stiftete seine Witwe Linda Lee Bukowski in einer „bemerkenswert großzügigen Geste“ das literarische Archiv dem Huntington Library in San Marino, Kalifornien. [5]Dort ist die erste Ausstellung wegen umfangreicher Registrierungsarbeiten nicht vor 2010 geplant. [6]

Werke

Bukowskis Geschichten sind häufig teilautobiografisch, wenngleich meistens satirisch überhöht. Angesichts seiner Biografie wundert es nicht, dass es häufig um Menschen geht, die sich auf der Schattenseite des „American Way of Life“ [7] durchs Leben schlagen. Seine Protagonisten sind Kleinkriminelle, Säufer, Obdachlose, Huren und er selbst – in Form seines literarischen Alter Egos Henry Chinaski (genannt Hank). Ein gern besuchter Schauplatz ist die Rennbahn, seien es Pferde- oder Hunderennen.

„Auf der Basis seiner eigenen Erfahrungen schrieb er in knappem Stil harte, witzige Stories, Romane und Gedichte über das Leben in den Randzonen [8] der bürgerl. amerikan. Gesellschaft. Schockwirkung durch die Darstellung brutaler Gewalt, obszöner Sexualität und des Schmutzes der Gosse.“

Der Literatur-Brockhaus: in acht Bänden [9]

Poesie

In den Gedichten hält er sich in kurzen, leicht verständlichen Sätzen an keine Regeln des Reims oder Rhythmus, aber ab 1974 schleicht sich auch ein melancholischer Akzent in seine Schriften ein. [10]

Prosa

Bukowski schreibt in einer harten, direkten Sprache, und er spart in seinen Geschichten die schmuddeligen Aspekte des menschlichen Lebens keineswegs aus. Insbesondere seine Dialoge sind exzellent beobachtet und auf höchstem Niveau geschrieben (vereinzelt bis zur Drastik eines Edward Albee oder Arthur Miller). Kritiker nannten ihn auch den Schreibweltmeister im Schwergewicht. In seinem erzählenden Werk ist er zugleich meist komisch, erstaunlich absurd (mit Ausnahme einiger Short Stories), angereichert mit Selbstironie [11]und überwiegend positiv.

Den intimsten Einblick in seine Kindheit und Jugend gibt der Coming-of-Age-Roman „Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend“. Den Originaltitel „Ham on Rye“ (frei übersetzt: belegtes Brot) wählte Bukowski in Anlehnung an den Titel „Catcher in the Rye “ („Der Fänger im Roggen“) von J. D. Salinger.

In dem Roman „Pulp“ (dt. „Ausgeträumt“), den er während seiner letzten schweren Krebserkrankung beendete, verlässt er den Bereich des autobiografischen Schreibens, obwohl er auf der Ebene des personalen Erzählers bleibt. Erzählt wird die Geschichte des Privatdetektivs Nick Belane, der den Tod in der Figur einer schönen Frau findet. Autobiografische Züge sind in diesem letzten Roman nur noch in symbolischer Form und stark verfremdet zu finden.

Wirkung und Erfolg

Bukowski gilt vielen als Mythos und Kult und war insbesondere in Europa sehr erfolgreich. Allein in Deutschland verkaufte er mehr als 4 Millionen Bücher. Bukowski selbst hat das Bild vom saufenden und krakeelenden Genie nach Kräften gefördert. Legendär ist zum Beispiel die Lesung in der Hamburger Markthalle Ende der 1970er Jahre, bei der ein Kühlschrank auf der Bühne stehen musste, damit der Alkoholnachschub nicht abriss (siehe Alkoholkrankheit).

Die meisten deutschen Übersetzungen stammen von Carl Weissner, mit dem Bukowski eine enge Freundschaft verband. Paraphrasiert wird dies von Bukowski im Buch Kaputt in Hollywood in dem ein Freund namens Carl Vossner scherzhaft von Hank am Telefon erwähnt wird.

Andere Trinker der Weltliteratur waren neben Hemingway Hans Fallada, F. Scott Fitzgerald und William Faulkner. In der zweiten Hälfte seines Lebens hatte er den Alkoholismus anscheinend recht gut im Griff, und war wohl auch um einiges ruhiger und sensibler als das Image. [12]

Vorsichtiger Versuch einer Annäherung

Klaus Martens schreibt in einem Essay Die amerikanische Literatur im Kindler:

„[...] kennzeichnende Eigenschaft amerikanischer Literatur: Sie kann eklektisch in der Form sein, stark rhetorisch strukturiert [13], experimentell-epistemologisch im Konzept, häufig altruistisch und in ihren Anliegen sehr häufig didaktisch.“

„Amerikanische Literatur neigt zur Befragung und zur Produktion von Existenzmodellen. Sie alle, diese amerikanischen Autoren, waren auf ihre unterschiedlichen Weisen Abweichler von akzeptierten Normen der Literatur, manchmal auch des Lebens, wenn diese Normen auf europäische Weise zu eng gefaßt schienen.“

„Insgesamt wird seit den fünfziger Jahren im Roman zunehmend vielschichtig nach der Grenze zwischen Selbsterfahrung und -entfaltung einerseits und egoistischer Selbstverwirklichung [14] andererseits gefragt; dabei wird auch die Substanz dessen, was da verwirklicht werden soll, geprüft.“

Klaus Martens in Kindlers neues Literaturlexikon: Die amerikanische Literatur [15]

Er ist nicht der Beat Generation zuzurechnen, und erst recht nicht dem Gonzo-Journalismus, da sich diese Strömungen aber in diesen Jahren auf dem selben Kontinent konstituierten, und der gleiche Zeitgeist aus ihnen spricht, könnten sie in diesem Zusammenhang dennoch von Interesse sein. Er war vielmehr ein „eigenwilliges Unikum, das sich weder einordnen noch kategorisieren lässt.“ [16]Mit seinem „Credo der absoluten, literarisch unverstellten Wahrhaftigkeit von Empfinden und Darstellung“ muss man ihn als modernen, ironischen Naturalist sehen [17].

Noch einmal Martens zu den Besonderheiten der Literatur der USA:

„[...] und von unterschiedlichen Ethnien [18] bestimmt werden, sondern - angesichts der Größe des Landes - auch von Region zu Region anders und in unterschiedlicher Stärke auftreten. Wenngleich sich von Zeit zu Zeit ein Mainstream formiert, sind oft genug die Ausnahmen die Regel [...]“

„Dennoch, amerikanische Literatur etwa in diesen Umrissen formuliert, charakterisierte sich als zugleich ‚modern‘ und wesenhaft eigenartig, wobei nicht erst mit der historischen Entfernung von der Bewegung des Modernismus im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts der Begriff des ‚Modernen‘ zunehmend als ein Geburtsmal Amerikas und damit der amerikanischen Literatur überhaupt angesehen wurde.“

„[...] ist das Amerikanische ein Modernes im Sinne des Widerspruchs zur akzeptierten Norm schon lange vorher gewesen.“

Klaus Martens in Kindlers neues Literaturlexikon: Die amerikanische Literatur [19]

Antiheld Henry Chinaski ist der „kompromißlos unangepasste, pessimistische“ [20]Protagonist schlechthin [21], antiautoritär-anarchistisch, und für seine Arbeitgeber die meiste Zeit des Tages, wie die Amerikaner sagen, „a pain in the ass“ [22], doch nicht per se destruktiv. Er erinnert in seiner Ziel- und Antriebslosigkeit an Camus'Fremden“, reflektiert jedoch darüber, und im Unterschied zu diesem ist er derjenige, der gerade noch mit heiler Haut davonkommt, nicht klüger oder geläutert, nur älter. Noch dazu hat er zu wenig Energie, um jähzornig zu sein, und ist zu einsilbig für Streitereien. Freundschaft, Liebe und Lust nehmen im Werk eine zentrale Rolle ein, und Chinaski ist immer nachvollziehbar, faul und lasterhaft, der „Fremde“ hingegen ein nihilistischer Roboter und Antimensch, eine These auf zwei Beinen (eben fremd).

Wenn die Kirche für ihn keine Richtlinien gibt, kommt doch kein Zweifel daran auf, dass Chinaski inneren Wertmaßstäben gehorcht, der Ästhetik, der Authentizität und der Lebensführung, nicht amoralisch ist, und das wenige, was er tut, verrichtet er mit Stil. Es wäre eine Auszeichnung, ihn zum Freund zu haben. In Armut und Arbeitslosigkeit behält er, in kraftmeierischer und vulgärer Art, seine Scharfsicht und seinen Humor, was gleichbedeutend ist mit Würde. Der Gleichgültigkeit der Bürokratien (Behörden) und Hierarchien (Fabriken), wie der amerikanischen Post, setzt er seine eigene Verletzlichkeit, Humanität und Genusssucht entgegen und lässt diese in „Wattebällchen laufen“. Wenn schon auf Godot warten, dann doch besser in einer Kneipe, Dichterlesung oder der Rennbahn mit angenehmer weiblicher Begleitung [23]. Hank ist intelligent, aber wo hat man im Alltag dafür schon Verwendung? Dabei nie Angst vor der Einsamkeit, und Bukowski zitiert Ibsen:

„‚The strongest men are the most alone‘ (deutsch: ‚Die Stärksten sind die, die am einsamsten sind‘).“

Charles Bukowski [24]

Chinaski ist im Ergebnis Humanist und Pazifist, aber der gemütlichste [25]und betrunkenste von allen, und er singt ein Loblied auf die Passivität und die Ignoranz. Der Kanonendonner am Mekong-Delta ist weit weg, und es gibt keinen Grund, nicht bis zur Mittagszeit zu schlafen. [26] Über allem bleibt die Sinnsuche:

„Ich habe gerade die unsterbliche Lyrik der Jahrtausende gelesen und mich gelangweilt. Ich weiß nicht, woran es liegt; vielleicht am Wetter. Aber ich spüre eine Menge Angeberei und affiges Getänzel: Seht mal her, ich schreibe ein Gedicht! Man muß die ganze Poesie vergessen; wir müssen das Rohmaterial hernehmen und die Farbe spritzen lassen. Ich finde, ein Mensch müßte gezwungen sein, in einem Raum voller Totenschädel zu schreiben […] Natürlich scheitern wir alle, und wir brauchen keinen Faulkner, der es uns sagt. Es wäre wahrhaft kurzschwänzig gedacht, wenn wir uns einbilden würden, wir könnten Gott den Vorhang wegziehen und seine Visage enthüllen […] oder das Häufchen gebleichte Knochen. Uns bleibt nur eins: Uns gegen die Flut zu stemmen, so gut wir können.“

Charles Bukowski [27]

Filme

Ganz normal verrückt

Italienische Bukowski-Verfilmung von Marco Ferreri aus dem Jahre 1981 mit Ben Gazzara, als Hank Chinaski, in einer nicht uninteressanten Interpretation (die bei Bukowski allerdings nicht gut ankam [28]) und Ornella Muti. Basierend auf dem Buch „Erections, Ejaculations, Exhibitions and General Tales of Ordinary Madness“ von 1972.

Barfly

Der Film von Barbet Schroeder aus dem Jahre 1987 mit Mickey Rourke in der Rolle des Henry Chinaski. Bukowski schrieb das Drehbuch in Zusammenarbeit mit Barbet Schroeder bereits Anfang der 80er Jahre. Die Realisierung zog sich aber mehrere Jahre hin, da Schroeder zunächst keine Geldgeber finden konnte. Laut Bukowski hatten auch Sean Penn und Madonna ein großes Interesse an den beiden Hauptrollen. Die beiden waren in den 80ern verheiratet und besuchten Bukowski mehrfach in seinem Haus in San Pedro. Zu der Zusammenarbeit kam es aber nicht, da die beiden einen anderen Regisseur wollten. Bukowski jedoch fühlte sich Barbet Schroeder gegenüber in der Pflicht. [29]

In dem Buch „Hollywood“ erzählt Bukowski von seinen Erfahrungen mit der Filmindustrie und davon, wie er sich selbst als jungen Mann auf der Leinwand wiedersieht. Das Buch schildert auf einer verfremdeten Ebene die Produktion von „Barfly“ aus Bukowskis Sicht. Er selbst ist in dem Film als Statist zu sehen und spielt einen Trinker (sich selbst), der an einem Tresen in einer Bar sitzt und Faye Dunaway (Hauptdarstellerin neben Mickey Rourke) nachschaut, die hinter ihm vorbeigeht. Generell ist es vergnüglich, in dem Film Prominente oder Personen des Zeitgeschehens erkennen zu wollen, die mitunter nur schnell durch die Szene laufen, oder kurz an einem Gespräch beteiligt sind.

Die Charles-Bukowski-Tapes

Die Charles-Bukowski-Tapes“ ist eine dreieinhalb Stunden lange Sammlung von Kurzinterviews, gefilmt und zusammengestellt von Barbet Schroeder und erschienen 1987 in den USA.

Factotum

Der norwegische Regisseur Bent Hamer verfilmte Bukowskis Roman „Factotum“ [30] mit Matt Dillon als Hank Chinaski und Lili Taylor in den Hauptrollen. Der Film kam am 8. Dezember 2005 in die Kinos und zeigt jene Phase in Bukowskis Leben Anfang der vierziger Jahre, in der die erfolgreiche Karriere als Underground-Poet noch in ferner Zukunft lag. [31]Ein Factotum (zum Begriff: Factotum) ist ein „Mädchen für alles“, oft abwertend gebraucht. Matt Dillon gab in einem Interview an, er hätte nicht viel zugenommen, sondern Bukowski „schwer gespielt“, und das Ergebnis ist in der Tat überzeugend. Der junge Bukowski sieht hier wie ein entfernter Verwandter von dem intellektuelleren und weniger physischen Kilgore Trout aus, dem Alter Ego des Kurt Vonnegut (ohne Science-Fiction). Nicholas Cage spielte einen Trinker im Endstadium in Leaving Las Vegas von Mike Figgis, den durch Suizid verstorbenen Verfasser der Vorlage John'O Brien, drastischer und vielleicht präziser, doch war dort der Alkohol das Thema, hier ist er Hintergrund.

Bukowski: Born Into This

Ein Dokumentarfilm von John Dullaghan. Der Film lief ab 2004 in amerikanischen Kinos und ist mittlerweile als (Import-) DVD erhältlich. Dullaghan arbeitete für diesen Film auch mit Bukowskis Witwe Linda zusammen. Darin äußern sich Sean Penn, Tom Waits, Bono und viele weitere Weggefährten und Freunde über Bukowski. [32]

Notizen und Referenzen

  1. „Jeden Tag ging ich runter zur Ecke Adams und La Brea, und an ihrem Schreibtisch saß wie immer meine Bibliothekarin, streng und schweigend und gewissenhaft. Ich nahm Bücher aus den Regalen und stellte sie wieder zurück. Endlich machte ich eine Entdeckung. Das Buch war von einem Mann namens Upton Sinclair. Er machte einfache Sätze und schrieb sich seinen Zorn von der Seele: Er schrieb über die Schlachthöfe von Chicago. Er machte keine Umschweife und schilderte es einfach, wie es war. [...] Lawrence schrieb eine harte und blutige Zeile. [...] Trotzdem war es gut, denen ihr ganzes Zeug zu lesen. Es brachte einen darauf, daß Worte und Gedanken faszinierend sein konnten, wenn auch letzten Endes nutzlos.“, Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend, wie unten angegeben, Seite 177f., Seite 198
  2. Einer der wichtigen Romane Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend trägt jedoch die Widmung „Für alle Väter“
  3. Walter Jens (Hrsg.): Kindlers neues Literaturlexikon. Kindler Verlag GmbH, 1988/1998 München, ISBN 3-89836-214-0, durchgesehene Originalausgabe, im folgenden „KnLL“. KnLL, Band 3, Seite 338
  4. Black Sparrow heute: Black Sparrow Books (engl., abgerufen am 10. Oktober 2006)
  5. http://en.wikipedia.org/wiki/Charles_Bukowski (engl., abgerufen am 9. Oktober 2006)
  6. Bukowski-Seite beim Huntington Library, San Marino, Kalifornien (engl., abgerufen am 10. Oktober 2006)
  7. Siehe auch: American Dream
  8. Siehe hierzu: No-Go-Area, Slum, Los Angeles und http://en.wikipedia.org/wiki/Los_Angeles#Crime (engl., abgerufen am 10. Oktober 2006)
  9. Werner Habicht (Hrsg.): Der Literatur-Brockhaus: in acht Bänden. Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Mannheim 1995, grundlegend überarb. und erw. Taschenbuchausg., ISBN 3-411-11800-8, Band 2, Seite 77
  10. KnLL, Band 3, Seite 338
  11. KnLL, Band 3, Seite 338: „(...) Prise Humor, der an die Marx-Brothers oder Chaplin erinnert“
  12. „dreckiger alter Lüstling“, KnLL, Band 3, Seite 339. Die Fans bezeichnen ihn verbreitet, und durchaus wohlwollend, als „Dirty Old Man“
  13. Nicht im Fall Bukowski
  14. Siehe hierzu ferner: Erkenne dich selbst (Gnothi seauton) und Selbstverwirklichung
  15. KnLL, Band 20, Seite 314, Hervorhebung von Wikipedia
  16. KnLL, Band 3, Seite 337
  17. KnLL, Band 3, Seite 339
  18. Siehe hierzu vielleicht: Schmelztiegel
  19. KnLL, Band 20, Seite. 315, Hervorhebungen von Wikipedia
  20. KnLL, Band 3, Seite 339
  21. „Ich sah deutlich vor mir, wie es weitergehen würde. Ich war arm, und würde es auch bleiben. Doch zu Geld wollte ich gar nicht unbedingt kommen. Ich wußte nicht, was ich wollte. Oh doch, ich wußte es: Einen Ort, wo ich mich verkriechen konnte. Irgendwo sein, wo man nichts zu tun brauchte. Die Vorstellung, jemand zu sein, etwas darzustellen, war nicht nur abschreckend, sie war mir ausgesprochen zuwider.“, Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend, wie unten angegeben, Seite 229
  22. Siehe auch: Schelmenroman, siehe ferner abwertend Querulant, pathologisch Querulanz
  23. Siehe auch: Hedonismus
  24. Sean Penn: Tough Guys Write Poetry (engl.), Wiedergabe eines Gespräches zwischen dem Schauspieler Sean Penn und Bukowski für das Interview Magazine aus dem Jahre 1987. Finale aus Henrik Ibsen, „Ein Volksfeind“: „the strongest man in the world is he who stands most alone.“, Ein Volksfeind, Übersetzung durch Wikipedia. Weiteres Zitat von Bukowski: „Wenn man alleine ist, kann man höchstens noch ein Problem mit sich selbst haben.“ (Charles Bukowski: Jeder zahlt drauf: Stories. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, 3. Auflage, ISBN 3-423-11991-8, Klappentext)
  25. Was nicht zuletzt mit den einfachen Lebensverhältnissen zusammenhängen wird. Man muss die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass der Autor stellenweise der Versuchung erlegen sein könnte, sich mittels seines Alter Egos - der frühen Jahre - geringfügig zu idealisieren. Bukowski ist nicht Chinaski. Charles Bukowski hat erfolgreich geschrieben, sicherlich Hunderttausende von Lesern zum Schmunzeln oder Nachdenken gebracht, und vielleicht Persönlichkeiten geprägt
  26. Man denke an den „Dude“ aus dem Film „The Big Lebowski“ von Joel Coen aus dem Jahre 1998
  27. Helmut Krausser: Ich bin mein eigener Rausch. Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG und ZEIT online GmbH, Hamburg 2005, Die Zeit vom 8. Dezember 2005 Nr. 50, Literaturbeilage, ISSN 0044-2070 (Internetseite abgerufen am 9. Oktober 2006)
  28. http://en.wikipedia.org/wiki/Charles_Bukowski (engl., abgerufen am 9. Oktober 2006)
  29. Ihm ist das Buch Hollywood gewidmet
  30. Factotum - offizielle Seite zum Film (abgerufen am 10. Oktober 2006)
  31. Andreas Borcholte: Des Säufers schöne Seele. Rezension von „Factotum“ in Spiegel Online vom 8. Dezember 2005. Im Film ist aber, mindestens an einer Stelle, ein moderner Personenkraftwagen zu sehen, und sicherlich nicht aus Unachtsamkeit (Internetseite abgerufen am 9. Oktober 2006)
  32. Internet Movie Database: Born into this (engl.)

Literatur

  • Charles Bukowski: Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend. Deutsch von Carl Weissner, 12. Aufl., dtv, München 1986, ISBN 3-423-12386-9.
  • Rainer Wehlen und A. D. Winans (Hrsg.): Buk : von und über Charles Bukowski. Aus dem Amerikan. von Rainer Wehlen, Erw. Sonderausg. der dt. Erstausg., Maro-Verlag, Augsburg 1989, ISBN 3-87512-090-6.
  • Horst Schmidt: "It's good to be back" : ein Outsider und seine deutschen Leser ; die Rezeption Charles Bukowskis im deutschen Sprachgebiet. 2., überarb. u. erw. Aufl., Maro-Verlag, Augsburg 1991, ISBN 3-87512-141-4.
  • Neeli Cherkovski: Das Leben des Charles Bukowski. Aus dem Amerikan. von Gerhard Beckmann, Dt. Lizenausg., 1. Aufl. Maro-Verlag, Augsburg 1996, ISBN 3-87512-235-6.

Deutschsprachige Veröffentlichungen

  • Aufzeichnungen eines Außenseiters (1970), Essays, veröffentlicht in Open City
  • Der Mann mit der Ledertasche (1974), Roman
  • Gedichte, die einer schrieb, bevor er im 8. Stockwerk aus dem Fenster sprang (1975), Gedichte
  • Kaputt in Hollywood (1976), Kurzgeschichten, u. a. veröffentlicht in Open City
  • Faktotum (1977), Roman
  • Das ausbruchsichere Paradies. Stories vom verschütteten Leben (1977), Erzählungen
  • Fuck Machine (1977), Erzählungen
  • Flinke Killer (1977), Gedichte
  • Das Leben und Sterben in Uncle Sams Hotel (1977), Kurzgeschichten
  • Pittsburgh Phil & Co. (1977), erste sieben Erzählungen aus Das ausbruchsichere Paradies
  • Ein Profi (1977), zweiter Teil der Erzählungen aus Das ausbruchsichere Paradies
  • Western Avenue. Gedichte aus über 20 Jahren (1979), Gedichte
  • Das Liebesleben der Hyäne (1980), Roman
  • Die Ochsentour (1980), Erinnerungen an seinen Deutschlandbesuch
  • Pacific Telephone - 51 Gedichte (1982), Gedichte
  • Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend (1983), Roman
  • Gedichte vom südlichen Ende der Couch (1984), Gedichte
  • Eintritt frei - Gedichte 1955-1968 (1984), Gedichte aus der dt. Ausgabe Western Avenue
  • Der größte Verlierer der Welt - Gedichte 1968-1972 (1979), Gedichte aus der dt. Ausgabe Western Avenue
  • Diesseits und jenseits vom Mittelstreifen - Gedichte 1972-1977 (1984), Gedichte aus der dt. Ausgabe Western Avenue
  • Hot Water Music (1985), Erzählungen
  • Der lange Job (1985), Stories und Gedichte, Comics von Mathias Schultheiss
  • Nicht mit sechzig, Honey (1986), Gedichte
  • Die letzte Generation (1988), Gedichteauswahl aus War All the Time
  • Hollywood (1990), Roman über die Dreharbeiten von Barfly
  • Die schönste Frau in der ganzen Stadt (1991), Zusammenfassung von Der lange Job und Ein Reader
  • Roter Mercedes (Gedichte 1984-1986)
  • BUK (1989) Von und über Charles Bukowski
  • Jeder zahlt drauf (1993), Kurzgeschichten
  • Terpentin on the rocks (1991), Gedichte
  • Schlechte Verlierer (1991), Erzählungen
  • Die Girls im grünen Hotel (1982), Gedichte
  • Kamikaze-Träume (1984), Gedichte
  • Auf dem Stahlroß ins Nirwana (1996), Gedichte
  • Umsonst ist der Tod (1999), Gedichte 1992-1993
  • Ausgeträumt (1995), Roman
  • Der Andere (1995), Erzählung
  • Schreie vom Balkon - Briefe (deutsche Übersetzung von Carl Weissner, 2005)
  • Den Göttern kommt das große Kotzen (deutsche Übersetzung von Carl Weissner, 2006)

Bibliographie (englische Veröffentlichungen)

  • Flower, Fist and Bestial Wail (1960)
  • Longshot Pomes for Broke Players (1962)
  • Run with the Hunted (1962)
  • It Catches My Heart in Its Hand (1963)
  • Crucifix in a Deathhand (1965)
  • Cold Dogs in the Courtyard (1965)
  • Confessions of a Man Insane Enough to Live with Beasts (1965)
  • All the Assholes in the World and Mine (1966)
  • The Curtains Are Waving... (1967)
  • Poems Written Before Jumping out of an 8 Story Window (1968)
  • At Terror Street and Agony Way (1968)
  • A Bukowski Sampler (1969)
  • Notes of a Dirty Old Man (1969)
  • Days Run Away Like Wild Horses Over the Hills (1969)
  • Fire Station (1970)
  • Post Office (1971)
  • Another Academy (1970)
  • Anthology of LA Poets (1972)
  • Mockingbird, Wish Me Luck (1972)
  • Erections, Ejaculations, Exhibitions and General Tales of Ordinary Madness (1972)
  • South of No North (1973)
  • Burning in Water Drowning in Flame: Selected Poems 1955-1973 (1974)
  • Factotum (1975)
  • Scarlet (1976)
  • Love is a Dog from Hell (1977)
  • Women (1978)
  • You Kissed Lilly (1978)
  • Play the Piano Drunk Like a Percussion Instrument Until the Fingers Begin to Bleed a Bit (1979)
  • Shakespeare Never Did This (1979)
  • Dangling in the Tournefortia (1981)
  • Ham on Rye (1982)
  • Hot Water Music (1983)
  • Bring Me Your Love (1983)
  • There's No Business (1984)
  • War All the Time: Poems 1981-1984 (1984)
  • You Get So Alone at Times It Just Makes Sense (1986)
  • The Movie Barfly (1987)
  • A Visitor Complains of My Disenfranchise (1987)
  • Roominghouse Madrigals: Early Selected Poems 1946-1966 (1988)
  • Hollywood (1989)
  • Septuagenarian Stew: Stories and Poems (1990)
  • People Poems (1991)
  • Bluebird (1991)
  • In the Shadow of the Rose (1991)
  • Three Poems (1992)
  • Last Night of the Earth Poems (1992)
  • Run with the Hunted: A Charles Bukowski Reader (1993)
  • Screams from the Balcony: Selected Letters 1960-1970 (1993)
  • Pulp (1994)
  • Shakespeare Never Did This (Augmented Edition) (1995)
  • The Captain Is Out To Lunch And The Sailors Have Taken Over The Ship (published 1998)

Herausgeberschaft

  • Terpentin on the rocks - Die besten Gedichte aus der amerikanischen Alternativpresse 1966-1977 (1978), zusammen mit Carl Weissner

Siehe auch

Standortbestimmung:
Naturalismus (Literatur) Realismus (Literatur) Individualismus Humanismus Skeptizismus Pessimismus Underground (Kunst) Literatur der Arbeitswelt
ferner:
Trivialliteratur Pornographie Satire Sarkasmus Gesellschaftskritik Postmoderner Roman Arbeitsethik Arbeiter Taylorismus
Epoche:
Beat Generation Keynesianismus Richard Nixon Hippiebewegung Underdog White Trash