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Vorlutherische deutsche Bibeln

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Blatt der Otmar-Bibel 1507. Wiedergabe von Teilen der Kapitel 1. Mose 37 und 38. Gedruckt mit einer Schwabacher
Schöpfungsdarstellung in der Koberger-Bibel 1483, Erschaffung der Eva "in der Rose"
Initiale aus der Zainer-Bibel, 1477 (Faksimile)

Vorlutherische deutsche Bibeln werden die achtzehn deutschen Bibeldrucke genannt, die vor der Herausgabe der Lutherbibel in Deutschland erschienen. Die Zeit ihrer Herausgabe umfasst die Zeit von 1466 bis 1522. Johannes Gutenberg hatte seine Gutenberg-Bibel noch in der für Bibeln üblichen lateinischen Sprache verfasst. Das Interesse von Seiten des einfachen Klerus und des Bürgertums stieg jedoch, die biblischen Geschichten verstehen zu können. Mit der Herausgabe der Mentelin-Bibel 1466 in Straßburg wurde erstmals diese Idee, eine gedruckte Bibel in einer Volkssprache herauszugeben, verwirklicht. Das war ein besonderes Ereignis, da die Kirche volksprachliche Übersetzungen bislang nicht geduldet hatte.

Die oberdeutschen Ausgaben

Die Textgrundlage für die oberdeutschen Ausgaben ist unbekannt. Eventuell lag ein 100 Jahre älterer Text zugrunde. Er ist eine Wort-für-Wort-Übersetzung einer lateinischen Vorlage, die auf die unterschiedlichen Sprachgegebenheiten keine Rücksicht nimmt. Hier schuf vermutlich die Furcht vor eine kirchlichen Abweichungen Schranken, die erst Luther durchbrach. So entstand eine schwer verständlicher Text, der von Ausgabe zu Ausgabe weitergetragen wurde, ohne bedeutend verändert zu werden und schließlich auch zur Basis für eine niederdeutsche Übertragung wurde.

Die niederdeutschen Ausgaben

Obwohl in Köln die Zensur sehr streng war, fand sich ein Konsortium bestehend aus Heinrich Quentell, Bartholomäus von Unckel und Anton Koberger zusammen, um eine deutsche Bibel für den niederdeutschen Raum zu schaffen. Der Auftraggeber und eigentliche Drucker blieben dagegen anonym. Die Kölner Bibel musste zwei Regionen mit deutlich unterschiedlichen Dialekten bedienen. Es ließ sich nur so lösen, dass man eine niederrheinische und eine niedersächsische Ausgabe schuf, um den Absatz der Bibeln nicht zu gefährden. Daher spricht man von den Kölner Bibeln. Sie fielen durch ihren Buchschmuck auf und wurden Grundlage vieler weiterer Bibeln. Koberger bespielsweise benutzte die Druckstöcke direkt für seine oberdeutsche 9. deutsche Bibel. Die Lübecker und die Halberstädter Bibel waren nur in niedersächsisch erhältlich.

Übersicht über die deutschen Bibeln vor Luther

Bezeichnung Jahr Druckort Drucker Zählung
Mentelin-Bibel 1466 Straßburg Johannes Mentelin 1.
Eggestein-Bibel vor 1470 Straßburg Heinrich Eggestein 2.
Zainer-Bibel 1475 Augsburg Günther Zainer 3./4.
Pflanzmann-Bibel 1475 Augsburg Jodocus Pflanzmann 4./3.
Sensenschmidt-Bibel 1476-78 Nürnberg Andreas Frisner,Johann Sensenschmidt 5.
Zainer-Bibel 1477 Augsburg Günther Zainer 6.
Sorg-Bibel 1477 Augsburg Anton Sorg 7.
Kölner Bibeln 1478/79 Köln Heinrich Quentell oder Bartholomäus von Unckell Niederrheinisch
Kölner Bibeln 1478/79 Köln Heinrich Quentell oder Bartholomäus von Unckell Niedersächsisch
Sorg-Bibel 1480 Augsburg Anton Sorg 8.
Koberger-Bibel 1483 Nürnberg Anton Koberger 9.
Grüninger-Bibel 1485 Straßburg Johann Grüninger 10.
Schönsperger-Bibel 1487 Augsburg Johann Schönsperger d.Ä. 11.
Schönsperger-Bibel 1490 Augsburg Johann Schönsperger d.Ä. 12.
Lübecker Bibel 1494 Lübeck Steffen Arndes Niedersächsisch
Otmar-Bibel 1507 Augsburg Johann Otmar 13.
Otmar-Bibel 1518 Augsburg Silvan Otmar 14.
Halberstädter Bibel 1522 Halberstadt Lorenz Stuchs Niedersächsisch

Initialen

Mentelin und Eggestein statteten ihre Bibeln mit Lombarden – bauchigen Großbuchstaben romanischen Stils - aus. Mit diesen Initialen markierten sie den Beginn von Kapitels und Abschnitten. Sie waren in ihrer Schlichtheit typisch für den frühen Wiegedruck. Der Platz für die Initiale wurde zunächst freigelassen und hinterher hinein gemalt, später auch hineingedruckt.

Bei Sorg und Schönsperger werden die schlichten Initialen erstmals mit einem Maiblumendekor versehen. Die Lübecker Bibel kennt spielerische Verzierungen der Initiale (bekannt ist das U mit einem Narrekopf). Otmar druckte florale Verzierungen auf schwarzem Grund, die den Einfluss der italienischen Renaissance offenbaren.

Bei Zainer und Sensenschmidt erhalten die Initialen eine neue Bedeutung, die über den Schmuck hinausgeht. Die Buchstaben geraten zu einem Rahmen für die biblische Geschichte, die bildhaft erfasst wird.

Illustrationen

Literatur

Michael Landgraf, Henning Wendland: Biblia deutsch. Bibel und Bibelillustration in der Frühzeit des Buchdrucks. Evangelischer Presseverlag Pfalz. 2005

Walter Eichenberger, Henning Wendland: Deutsche Bibeln vor Luther. Die Buchkunst der achtzehn deutschen Bibeln zwischen 1466 und 1522. Evang. Haupt-Bibelgesellschaft zu Berlin und Altenburg. Leipzig. 1980

Siehe auch

Geschichte der Bibelübersetzung