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Pharyngitis

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Pharyngitis (viral)

Eine Rachenentzündung (auch Pharyngitis genannt) ist eine schmerzhafte Entzündung der Rachenschleimhaut. Sie tritt als Begleiterscheinung von entzündlichen Prozessen im Hals-Rachenbereich in Erscheinung. Die mit ihr auftretenden Schluckbeschwerden sind sehr schmerzhaft und erschweren die Nahrungsaufnahme drastisch.

Klinisches Bild

Die Pharyngitis ist eine der häufigsten Erkrankungen. Von 1000 Patienten, die zum Arzt gehen, zeigen etwa 200 die Symptome einer Pharyngitis. Man muss zwischen zwei Entstehungsformen unterscheiden.

Entstehung durch Bakterien

Meistens führen β-hämolysierende Streptokokken zur Pharyngitis. Die auftretenden Symptome sind grippeähnlich. Fieber, Schluckbeschwerden und Halsschmerzen, Gliederschmerzen und Kopfschmerzen. Der Rachen und Gaumen sind gerötet und geschwollen. Bei Kindern, die weitaus häufiger betroffen sind als Erwachsene, kommt es darüber hinaus auch zu Übelkeit und Bauchschmerzen (Allerdings sind Bauchschmerzen ein typisches Symptom bei Kindern, unabhängig von der Erkrankung). Natürlich schließt das nicht das Fehlen von Magendarmbeschwerden bei Erwachsenen aus.

Nicht-bakterielle Entstehung

Das Spektrum hierbei ist allerdings sehr breit. Es reicht von typischen Viren der Atemwege (Influenzavirus, Parainfluenzavirus, Adenoviren) bis hin zu den eher untypischen Viren (Herpes-simplex-Virus [HSV], Coxsackie-Virus und ECHO-Virus). Auch systemische Erkrankungen mit Epstein-Barr-Viren, Cytomegalie, Masern- oder Rötelnviren führen zur Pharyngitis.

Formen

Pharyngitis atrophicans et sicca

Es kommt zum Austrocknen der Schleimhaut (sicca). Im Hals werden Borken sichtbar. Außerdem vermindert sich das Lymphgewebe (atrophica). Dieses Gewebe dient im HNO-Bereich (wie auch in anderen Bereichen) der primären Infektabwehr, da über die Nase oder Mund aufgenommen Erreger in den Lymphgeweben abgefangen und abgebaut werden. Im Rachenbereich bezeichnet man die lymphatischen Organe als Mandeln.

Pharyngitis sicca

Es kommt zum Austrocknen der Schleimhaut, unabhängig von Begleitinfekten. Menschen die ständig austrocknenden Noxen ausgesetzt sind, wie z.B. Raucher, Straßenarbeiter ..., zeigen vermehrt Beschwerden.

Angina lateralis (Seitenstrangangina)

Die Seitenstrangangina ist eine seltener vorkommende, aber akute Form der Rachenentzündung durch bakterielle Infektion, welche jene Lymphbahnen im Rachenraum befällt, die von der oberen hinteren Rachenwand abwärts verlaufen. Häufige Begleiterscheinungen der Seitenstrangangina sind Ohrschmerz (wegen der Nähe zur Eustachischen Röhre), Schluckbeschwerden und Kopfschmerzen. Die Seitenstrangangina tritt vor allem bei tonsillektomierten Patienten (Menschen ohne Mandeln) auf.

Therapie

Die Therapie folgt zwei wichtigen Leitlinien: zum einen muss das Fieber und der Schmerz bekämpft werden, zum anderen muss man die evtl. zugrundeliegende Krankheit bekämpfen. Die Schwellung im Hals kann man durch Lutschen von handelsübliche Halstabletten bekämpfen. Bewährt hat sich auch das Hausmittel, mit lauwarmem Salzwasser zu Gurgeln. Nimmt man eine fertige Gurgellösung, bekommt man auch noch antiseptische Inhaltsstoffe (z.B. Alkohol).

Die weit verbreitete Meinung, dass Eisessen die Heilung begünstigt ist allerdings falsch, es vermindert die Durchblutung der entzündenten Bereiche und damit wird auch die körpereigene Abwehr in diesem Bereich geschwächt. Vielmehr empfiehlt es sich, warme Getränke zu trinken.

Gegen Fieber und Schmerz sollte man mit Paracetamol oder ASS (Achtung, Magenbeschwerden) vorgehen. Hierbei wird aber nicht ursächlich gegen die Bakterien vorgegangen, sondern nur die Reaktionen des Körpers auf die Entzündung unterdrückt. Deshalb sollte man nach spätestens drei Tagen die Selbsttherapie unterbrechen und zum Arzt gehen.

Dieser verschreibt dann ein Antibiotikum, wenn die Ursache für die Pharyngitis bakteriellen Ursprungs ist.

Eine neue Studie (Sjoerd Zwart et al., 2003) zeigt aber, dass die Antibiotikagabe bei Pharyngitis bei Kindern keinen Vorteil gegenüber der Placebogabe brachte. Es könnte also durchaus sein, dass die Antibiotikagabe zu den veralteten Methoden gehört. Sicher ist, dass eine vermehrte Medikation mit Antibiotika die Resistenzlage der Keime verschlechtert und daher ein Verabreichung sowieso nur in akuten Fällen angezeigt ist.

Als zugrundeliegende Erkrankung kann vieles infrage kommen, als Beispiel sei hier nur die chronische Tonsillitis erwähnt. Die Therapie kann hier die Tonsillektomie sein, damit der Bakterienherd verschwindet.