Weltumsegelung des Francis Drake
Die Weltumsegelung des Francis Drake war die erste maritime Weltumrundung eines Engländers. Dabei durchquerten Drake und seine Mannschaft vom 13. Dezember 1577 bis zum 26. September 1580 in 1.018 Tagen den Atlantischen, den Pazifischen und den Indischen Ozean. Die Weltreise ging als The Famous Voyage in die Geschichte ein.
Die Vorgeschichte
Unter der Regentschaft Elisabeth I. gab es in England verschiedene Pläne für eine Expedition in den Pazifik bzw. durch die Magellanstraße. Die ständig wechselnde politische Situation hatte jedoch zur Folge, dass die Pläne immer wieder in der Versenkung verschwanden, um bei einer Verschlechterung des politischen Klimas wieder hervorgeholt zu werden. So erging es fast allen Pläne, die sich offen gegen die Interessen Spaniens richteten. Königin Elisabeth war sich über die möglichen Konsequenzen einer offenen Auseinandersetzung mit Spanien im Klaren und verfolgte daher einem vorsichtigen Kurs, der die opportunistische Nutzung von günstigen Gelegenheiten jedoch nicht ausschloss.
Mit der Empfehlung von Robert Devereux, dem Grafen von Essex fand Francis Drake in Francis Walsingham einen mächtigen Förderer seiner Pazifik-Pläne. Walsingham, der unter anderem als Chef des Geheimdienstes über die Absichten der Spanischen Krone sehr gut informiert war, vertrat am Elisabethanischen Hof eine harte anti-spanische Linie. Er brachte in den nächsten Wochen und Monaten nach Drakes Besuch eine Reihe von Persönlichkeiten zusammen, die sich an dem geplanten Unternehmen finanziell beteiligten. Unter ihnen so einflussreiche Personen wie Robert Dudley (der Graf von Leicester), Edward Clinton (der Graf von Lincoln und Englands Großadmiral) und Sir Christopher Hatton (den Captain der königlichen Leibgarde).
Die Unternehmung wurde unter strengster Geheimhaltung geplant und vorbereitet. Hierzu wurde unter anderem eine Genehmigung vom Sultan von Alexandria für eine Handelsreise nach Ägypten eingeholt. Wohl einer der Gründe warum die Spanier keinen Verdacht hegten und Gegenmaßnahmen, beispielsweise die Sperrung der Magellanstraße, einleiteten. Bis heute ist jedoch unklar, warum sie die fadenscheinige Nebelwand nicht durchschauten, da ihnen die Vorbereitungen kaum entgangen sein konnten. Es gab noch einen anderen wichtigen Grund für die Geheimniskrämerei. Das Unternehmen musste unbedingt vor Elisabeths Schatzmeister und Berater, William Cecil (Baron von Burghley) verborgen werden. Burghley war Walsinghams Intimfeind. Er hatte mehr als einmal ähnliche Pläne sang und klanglos zu Fall gebracht.
Ziele der Reise
Über die genauen Ziele der Reise gibt es in der Geschichtsschreibung zahlreiche abweichende Informationen. Zum einen wird immer wieder die Suche und Erforschung des bis dahin sagenumwobenen südlichen Kontinent Terra Australis erwähnt, den man südlich, bzw. auf der pazifischen Seite, der Magellanstraße vermutete. Ebenso sicher erscheint der Auftrag zur Suche der Straße von Anián (ehemalige spanische Bezeichnung der heutigen Nordwestpassage) vom Pazifik aus. Drakes Landsmann Martin Frobisher versuchte zur gleichen Zeit auf drei Entdeckungsreisen (1576-1578) sein Glück vom Atlantik aus. Angeblich hatte Drake auch den Auftrag, die Gewürzinseln (die heutigen Molukken) geschäftlich zu besuchen. Wiederum andere Geschichtsschreiber meinen, dass Drake beim Anblick der Stadt Panama auf seinem Raubzug gegen die spanische Schatzkarawane 1572 den Entschluss fasste, Panama vom Pazifik aus anzugreifen. Keines dieser Ziele ist bis heute zweifelsfrei bestätigt.
Vorbereitungen
Die Schiffe
Drake hatte einen Zuschuss für den Neubau von Schiffen beantragt und wohl auch erhalten. Insgesamt wurden für die Expedition fünf Schiffe neu gebaut, bzw. angeschafft:
- Pelican, 100 Tonnen, 18 Kanonen, ca. 60 Mann Besatzung, Flaggschiff von Francis Drake, (während der Fahrt umbenannt in Golden Hinde (deut. Goldene Hirschkuh)
- Elisabeth, 80 Tonnen, 16 Kanonen, ca. 50 Mann Besatzung, Captain John Winter
- Swan, 50 Tonnen, 5 Kanonen, ca. 30 Mann Besatzung, Captain John Chester
- Marygold, 30 Tonnen, 16 Kanonen, ca. 20 Mann Besatzung, Captain John Thomas
- Benedict, 15 Tonnen, 1 Kanone, ca. 10 Mann Besatzung, Captain Tom Moone
Die Pelican ist eigens für das Unternehmen gebaut worden. Hierbei lässt sich nicht eindeutig sagen, ob das Schiff von einem englischen oder ausländischen, z. B. holländischen, Schiffbauer gebaut wurde, da keinerlei Bauunterlagen existieren. Die Abmessungen des Trockendocks, welches später extra für das Schiff gebaut wurde, lassen auf eine Länge von etwa 22,50 Meter, eine Breite von ca. 6 Metern und einen Tiefgang von ca. 2,70 Meter schließen. Sie war mit Fock- und Vormarssegel, Groß- und Großmarssegel, Blinde und Lateinerbesan getakelt. Der Bau des Schiffes wurde 1576 begonnen und Anfang 1577 abgeschlossen.
Die Elisabeth wurde in Depthford neu gebaut. An Bord der beiden großen Schiffe wurden vorgefertigte Einzelteile für insgesamt vier Pinnassen mitgeführt.
Bei der Swan handelte es sich um ein 'Dutch Flyboat' (deutsch 'Vlieboot' (Quelle)). Die holländischen Wassergeusen verwendeten diese zweimastigen Küstenschiffe bei ihrem Kampf gegen die Spanier. Das Schiff war als schwimmendes Lager und Werkstatt gedacht.
Die Marygold war eine 'Barque', die hauptsächlich mit leichten, drehbaren Hinterlader-Kanonen bewaffnet war. Sie dürfte als schwimmende Batterie vorgesehen gewesen sein.
Bei der Benedict handelte es sich um eine Pinasse, die teils als Depeschenboot und teils zur Aufklärung dienen sollte.
Die an Bord der Schiffe geführten Geschütze dürften ausschliesslich aus kleinen Kalibern bestanden haben, mit Sechs-Pfündern in den Unterdecks der großen Schiffe und Drei-Pfündern auf den Oberdecks. Weiterhin waren wohl noch kleine, auf den Schanzkleidern in Gabeln montierte Ein- oder Einhalb-Pfündige Kanonen an Bord, die - mit Schrot geladen - gegen die Besatzungen feindlicher Schiffe eingesetzt werden konnten. Weiterhin gab es Arkebusen, Schaftwaffen, Schwerter, Schilde und Enterbeile, sowie eine große Anzahl verschiedener Spezialwaffen wie 'Stinktöpfe' (primitive Handgranaten) und Brandsätze, die später bei den spanischen Gefangenen große Verwunderung auslösten.
Die Besatzung
Drake nahm einen persönlichen Stab bestehend aus acht Personen mit. Dazu gehörten sein Sekretär (der Vikar Francis Fletcher), ein Mundkoch, sein Vetter John als Knappe, Diego (der offiziell als 'Diener' deklariert war, den Drake jedoch als Freund und wichtigen Verbündeten ansah), sowie vier Musiker (unter den Letzteren befand sich der persönliche Trompeter von Christopher Hatton). Hattons Privatsekretär Thomas Doughty war möglicherweise als Kommandeur der an Bord befindlichen Arkebusiere vorgesehen; er wurde von seinem Halb-Bruder John und seinem Freund Leonard Vicary begleited.
Die Crew bestand neben den Seeleuten auch aus zusätzlichen Spezialisten und Handwerkern. So gab es auf der Pelican auch eine komplette Feldschmiede. Insgesamt waren zur Zeit des Auslaufens im September 1577 insgesamt 164 Personen an Bord aller fünf Schiffe.
Startschwierigkeiten
Die kleine Flotte lief am 15. November 1577, um 17 Uhr, aus dem Plymouth Sound aus und geriet kurz danach in einen schweren Sturm. Die Marygold hatte Grundberührung und wurde beschädigt. Auf der Pelican sah sich die Besatzung gar gezwungen, den Großmast des Schiffes umzuhacken. Die Schiffe retteten sich zunächst in den Hafen von Falmouth, um dann für die nötigen Reparaturen nach Plymouth zurückzukehren. Die umfangreichen Arbeiten dauerten bis zum Dezember 1577 an. Dass der Großmast der Pelican über Bord geworfen werden musste, wies auf unzureichenden Ballast hin. Das erkannte Drake und entließ den für Proviant, und damit auch für den an Bord befindlichen Ballast, verantwortlichen Kaufmann, James Sydae.
Im Atlantik
Am 13. Dezember liefen die fünf Schiffe zum zweiten Mal aus und erreichten am 27. Dezember die Insel Mogador. Auf Mogador wurde die erste der fünf mitgeführten Pinassen zusammengebaut und auf den Namen Christopher getauft. Ein Seemann von der Pelican wurde von Einheimischen entführt und blieb spurlos verschollen. Als nächstes lief Drake die Kapverdischen Inseln an, um seine Vorräte zu ergänzen. Unterwegs wurden insgesamt sechs spanische und portugiesische Fischerboote erbeutet, wobei Drake die Besatzungen der Schiffe entschädigte. Bei einer dieser Gelegenheiten überließ Drake die Pinnasse Benedict der Besatzung eines portugiesischen Schiffes. Im Gegenzug behielt er das portugiesische Schiff. Kurz darauf wurde die portugiesische Karavelle Santa Maria gekapert und gegen das andere portugiesische Schiff getauscht. Den an Bord befindlichen Navigator, Nuño da Silva, behielt Drake als Gefangenen an Bord. Das Schiff taufte er kurz darauf in Mary um, wohl zu Ehren seiner Frau.
Am 5. April 1578 erreichten Drakes Schiffe den Naturhafen im Mündungsgebiet des Río de la Plata in Brasilien. Hier traf man zum ersten Mal auf Indios. Drake hinterließ Geschenke, die an Holzstöcke gehängt wurden, so dass die Indios sie gefahrlos abholen und eigene Geschenke zurücklassen konnten. Auf diese Art und Weise wurde zunächst Vertrauen aufgebaut. Einer der Mitreisenden beschrieb die Indios als "... zumeist nackt ... sie hatten lange Haare und hatten ihre Körper rot, weiß und schwarz bemalt und gegen die Kälte eingeölt ... ihr Erscheinungsbild war Furcht einflössend, sie hatten sich kleine Knochen durch Nase und Ohrläppchen gesteckt, waren aber sehr freundlich". Diese Eingeborenen hatten eine Vorliebe für Musik, und interessierten sich besonders für die Trommeln und Trompeten der Engländer. Sie führten zu Ehren ihrer Gäste Tänze auf, wobei John Winter (der Kapitän der Elisabeth) "... zum großen Vergnügen seiner Leute ..." sich an einem dieser Tänze beteiligte. Einer der Indios stahl Drakes Kopfbedeckung - eine Kappe aus Samt, die mit einem Goldband verziert war. Drake amüsierte sich nur darüber. Einer der Seeleute, Edward Cliffe, sagte dazu später: "(Drake) ließ es nicht zu, dass irgendjemand ihnen auch nur ein Haar krümmte". Ungefähr zu diesem Zeitpunkt entschied sich Drake, die Swan aufzugeben. Sie wurde abgewrackt, um ihr Eisenzeug zurückzugewinnen.
Am 3. Juni 1578 verließen die Schiffe Brasilien und erreichten am 20. Juni Port St. Julian, (spanisch Puerto San Julián), wo sie ein Überbleibsel der Reise des Ferdinand Magellan vorfanden: den Galgen den Magellan bei der Hinrichtung zweier Meuterer benutzte. Drake ruderte in Begleitung von sechs Männern an Land, um nach Trinkwasser zu suchen. Hierbei kam es zu einem schweren Zwischenfall. Einige Eingeborene waren an den Strand gekommen. Sie waren zunächst auch freundlich. So interessierte sich einer von ihnen besonders für den englischen Langbogen, den einer der Seeleute namens Robert Winterhie bei sich trug. Als dieser den Bogen spannte, um ihn vorzuführen, riss die Bogensehne. Der Indio erschrak und schoss Winterhie aus zwei Metern Entfernung einen Pfeil durch den Leib. Der Meisterkanonier der Pelican, Oliver, trug die einzige Muskete. Das Pulver war jedoch nass geworden, und der Indio erschoss ihn ebenfalls. Drake zog die Überlebenden daraufhin am Strand zusammen und befahl denjenigen die Schilde trugen, die anderen damit zu decken. Alle Pfeile die erreicht werden konnten, wurden zerbrochen, um ein wiederverwenden zu verhindern. Drake konnte die Muskete des toten Geschützmeisters erreichen. Er reinigte sie, lud sie neu und tötete den Indio, der die beiden Engländer erschossen hatte. Damit war der Angriff schlagartig beendet. Die restlichen Indios verschwanden im Dschungel.
Während des Aufenthaltes in Port St. Julian wurde die Mary ebenfalls abgewrackt und verbrannt. Zu diesem Zeitpunkt hatten die verbliebenden drei Schiffe noch etwa 160 Personen an Bord.
Die Affäre Thomas Doughty
Drake hatte erhebliche Probleme mit der Disziplin unter seinen Besatzungen, jedoch gab es zunächst nur etwas Unmut. Einer der Seeleute an Bord der "Elisabeth" erklärte dem Vizeadmiral der Flotte, John Winter, gegenüber: "Master Drake hat mich für eine Handelsreise nach Alexandria angeheuert. Wenn ich gewusst hätte, dass dies" (er zeigte auf die Küste Marokkos) "Alexandria ist, wäre ich lieber in England aufgehängt worden". Von diesem Moment an wurden die disziplinären Probleme überdeutlich. Thomas Doughty wurde zum neuen Kapitän der Santa Maria ernannt. Das Schiff wurde, wahrscheinlich zu Ehren von Drakes Ehefrau, auf den Namen Mary getauft. Kurz darauf kam es zu einem Streit, als Doughty gegenüber Drakes Bruder Thomas den Vorwurf des Diebstahls von Schmuckstücken aus dem Beutegut einer Prise erhob. Drake ruderte zu dem Schiff hinüber und erhob seinerseits den Vorwurf, Doughty würde absichtlich seine Autorität untergraben, indem er unbewiesene Behauptungen in den Raum stelle. Die Seeleute an Bord der Mary belasteten ihrerseits Doughty, in dessen Besitz sich dann einige portugiesische Münzen, ein paar Handschuhe und ein Siegelring fanden. Drakes Reaktion auf diese Vorfälle war höchst seltsam. Er versetzte Doughty an Bord der Pelican, als deren neuer Komandeur. Hierfür ist bis heute keine eindeutige Erklärung gefunden worden. Immerhin hatte Doughty gestohlen und vorher Drakes Bruder des Diebstahls bezichtigt.
Nachdem er einmal an Bord des Flaggschiffes gelangt war, begann Doughty nun den Schiffer Thomas Cuttle zu "bearbeiten", um ihn auf seine Seite zu ziehen. Kurze Zeit später sandte Drake den Trompeter John Brewer an Bord der Pelican. Es kam zu einem wüsten Streit zwischen Doughty und Brewer, der in einer offenen Prügelei endete. Drake hatte genug. Er ließ Doughty und dessen Halbbruder John auf der Swan festsetzen. Doughty begann prompt die Offiziere, sowie die an Bord befindlichen Gentlemen (die Mitglieder der Oberstände bzw. Landadelige) aufzustacheln. Das Resultat war, dass der Schiffer der Swan, Gregory, seine Sachen zusammenpackte und in die Besatzungsquartiere umzog. Drake legte Wert darauf, dass auf seinen Schiffen keine Standesunterschiede bestanden. Er verlangte von jedem, ohne Ausnahme, dass er sich an den alltäglichen Arbeiten beteilige. Das hatte durchaus praktische Gründe. Bei Magellans Weltumsegelung waren am Ende kaum noch genügend ausgebildete Seeleute übrig, um das Schiff zu segeln. Gregory benutzte seine Autorität als Schiffer, um die Offiziersverpflegung in die Besatzungsquartiere umzuleiten. Doughty beschwerte sich beim Kommandeur der Swan, John Chester. Letzterer zuckte die Schultern und verwies Doughty darauf, dass er halt mit Gregory reden müsse. Als Doughty dies tat, erklärte Gregory ihm das er noch von Glück reden könne: "... Wenn ich darüber zu bestimmen hätte, könnten die Gentlemen die Ruderbänke des Beibootes kauen". Es kam wiederum zu einer Prügelei. Diesmal hatte Drake endgültig die Nase voll. Er ging an Bord der Swan, um festzustellen was vorginge. Es gab eine weitere Prügelei, diesmal zwischen Doughty und Drake selbst. Drake schleifte ihn zum Großmast des Schiffes und band Doughty an den Mast. (Dies war zu der Zeit eine relativ milde Strafe für Aufrührer, angesichts der Tatsache das Doughty jedoch selber einer der 'Gentlemen' an Bord war - er war ursprünglich von Beruf Rechtsanwalt, und immerhin ein Mitglied des 'Middle Temmple' - war dies eine ausgesprochen ungewöhnliche Maßnahme).
Nach der Ankunft in Port St Julian begann das Gerichtsverfahren gegen Doughty. Diesem wurde Hochverrat vorgeworfen. Das Verfahren selber war eine Farce. Das Urteil stand schon fest bevor das "Gericht" überhaupt zusammengetreten war. Drake versuchte dabei immer wieder von dem Kaperbrief abzulenken den er angeblich besaß. Ohne einen solchen war das Verfahren praktisch ungültig, da Drake nicht für sich in Anspruch nehmen konnte, als Stellvertreter der Königin zu agieren. Von den Anwesenden wurde Drake aufgefordert, den Kaperbrief vorzulegen. Daraufhin wühlte er in seinen Papieren, um dann treuherzig zu erklären "... Nun habe ich doch tatsächlich genau das in meiner Kabine vergessen, was ich ganz besonders mitbringen wollte." Er lenkte dann ab, indem er Papiere vorzeigte, die Ungereimtheiten in Doughtys Aussage nachwiesen. Das Urteil erfolgte schließlich aufgrund von, zum Teil fragwürdigen, Zeugenaussagen, wobei die Aussagen des Schiffszimmermannes der Pelican, Ned Bright, später von Drakes Sekretär Francis Fletcher als "Falsches Zeugnis" kritisiert wurden. Am 1. Juli 1578 erfolgte der Urteilsspruch. Drake und Doughty nahmen ihr Abendmahl gemeinsam ein. Doughty wählte den Tod auf dem Block. Das Urteil wurde am nächsten Tag vollstreckt, nachdem Doughty sich bei den Anwesenden für sein Fehlverhalten entschuldigte. Er umarmte Drake und nannte ihn seinen "guten Captain". Er wurde auf einer der Küste vorgelagerten kleinen Insel neben Robert Winterhie und Oliver beerdigt.
Am 11. Juli hielt Drake eine Ansprache an die versammelten Besatzungen seiner Schiffe: "Meine Herren, ich bin kein guter Redner, denn meine Erziehung lag nicht im Lernen. Doch das was ich zu sagen habe soll sich ein jeder gut merken und es niederschreiben. Denn für alles was ich zu sagen habe, werde ich in England geradestehen, sogar ihrer Majestät gegenüber! Nun ist es so, meine Herren, dass wir uns weit von unserem Lande und unseren Freunden befinden. Auf allen Seiten sind wir von unseren Feinden umgeben, aus welchem Grunde wir uns nicht erlauben können, einen der Unseren als gering einzuschätzen, denn wir können ihn nicht ersetzen, und wenn wir tausend Pfund für ihn bieten würden. Daher müssen wir diese Meutereien und Zwistigkeiten ansprechen, die sich unter uns verbreitet haben. Denn, beim Leben Gottes, es raubt mir die Sinne, wenn ich nur daran denke. Hier gibt es eine derartige Kontroverse zwischen den Seeleuten und den Gentlemen und ein derartiges Gehabe zwischen den Gentlemen und den Seeleuten, das es mich schon verrückt macht, wenn ich nur davon höre.
Jedoch, meine Herren, Ich muss dies beendet wissen. Lasst uns zeigen, dass wir einer einzigen (Reise-)Gesellschaft angehören, und lasst uns unseren Feinden keinen Grund geben, sich über unseren Verfall und unsere Niederlage zu freuen. Ich werde denjenigen erkennen, der sich weigert, ein Tauende anzurühren, aber ich weiß dass es derartige hier nicht gibt. Und da die Gentlemen sehr wichtig sind für das Regieren, so habe ich sie an Bord genommen, für diesen Zweck und auch aus weiteren Gründen. Und obwohl ich weiß, dass Seeleute zu den eifersüchtigsten Menschen der Welt zählen, und sie ohne Regierung so ungehobelt sind, so komme ich dennoch nicht ohne sie aus. Falls also irgendjemand zurückkehren möchte, so soll er es sagen. Hier ist die Marygold, ein Schiff, auf das ich verzichten kann. Ich gebe sie jenen die zurückkehren wollen und gebe ihnen was auch immer ich an Ansehen geben kann - entweder schriftlich oder auf andere Art und Weise. Jedoch täten sie gut daran auch wirklich nach Hause zu segeln. Denn wenn sie mir noch einmal begegnen, so werde ich sie mit Sicherheit versenken.
Und nun, meine Herren, sehen wir uns an was wir getan haben: Wir haben drei mächtige Herrscher bei den Ohren zusammengezerrt. Als da wären zunächst ihre Majestät, und sodann die Könige von Portugal und Spanien. Und falls unsere Reise nicht von Erfolg gekrönt sei, so werden wir nicht nur zum Spottobjekt für unsere Feinde werden, sondern auch unserem Lande unendliche Schande zufügen. Was für ein Triumph es für Spanien und Portugal wäre und ein derartiges Unterfangen würde nie wieder versucht werden!"
An der Südspitze Südamerikas
Am 17. August 1578 verließen die Pelican und die Elisabeth ihre Ankerplätze und in Richtung Magellanstraße. Am 20. August passierten sie das Kap der Jungfrauen. Drake ließ eine Zeremonie durchführen, bei der die Schiffe Salut feuerten und die Königin geehrt wurde. Bei dieser Gelegenheit wurde die Pelican umgetauft. Der neue Name Golden Hinde bezog sich auf den Wappenschild Christopher Hatton's, auf dem eine goldene Hirschkuh dargestellt war.
Zwei Tage später erreichten die Schiffe die Einfahrt der Magellanstraße. Drake ankerte in der Nähe von drei kleinen Inseln, die er nach St. George, St. Bartholomäus und nach der Königin benannte. Keiner der Anwesenden, auch nicht Nuño da Silva, war jemals so weit südlich gewesen. Der Pazifik wurde nach 14-tägiger Fahrt, am 6. September 1578, erreicht.
Den Kapitänen der Schiffe wurde mitgeteilt, sie sollten nach Drake in der Gegend 30 Grad südlich von Peru suchen, falls sie von der Flotte getrennt würden. Nachdem sie die Straße hinter sich gelassen hatten, drehten die Schiffe nach Nordwesten, und folgten damit den an Bord vorhandenen Karten in der Annahme, die südamerikanische Küste läge in dieser Richtung. Etwa zwei Tage später stellte sich heraus, dass die Karten nicht stimmten. Drake bewies später, dass sich die chilenische Küste nördlich der Magellanstraße befand, nicht nordwestlich. Dies war Drakes erste geographische Entdeckung. Nach weiteren rund 70 Seemeilen gerieten die Schiffe in einen fürchterlichen Sturm. Gegen Ende September ging die Marygold mit 29 Mann Besatzung an Bord unter. Der Schiffszimmermann Ned Bright war gegen Thomas Moone, der anfänglich als Kommandeur der Pinasse Benedict agiert hatte, ausgetauscht worden und hatte sich an Bord der Marygold befunden. Drakes Sekretär Francis Pretty erklärte daraufhin, dass der Untergang der Marygold Gottes Strafe für Ned Bright war, der falsches Zeugnis wider seinen Nächsten abgelegt habe.
Gegen Ende Oktober wurde die Elisabeth von der Golden Hinde getrennt. Sie drehte um und segelte nach Hause. Acht Monate später, im Juni 1579, erreichte sie Plymouth und brachte erste Nachrichten über Drakes Schicksal nach England. Dieser stellte in der Zwischenzeit fest, dass die Magellanstraße kein Kanal zwischen zwei Kontinenten war. Südlich der Straße lag kein Terra Australis, sondern eine gebrochene Linie von Inseln, hinter denen sich die offene See erstreckte. Bei der Erkundung wurde eine Insel entdeckt, die, nach unterschiedlichen Angaben der Reiseteilnehmer, entweder 55, 56 oder 57 Grad Süd gelegen haben soll. Dabei könnte es sich um Kap Hoorn gehandelt haben. Der Vikar Fletcher errichtete einen Gedenkstein mit dem Namen der Königin und dem Ankunftsdatum. Drake legte sich am südlichsten Punkt der Insel nieder und erklärte, dass kein Europäer jemals so weit südlich gewesen sei.
Am 28. Oktober 1578, nach 50 Tagen, endete der Sturm. Zu diesem Zeitpunkt gab es viele Fälle von Skorbut an Bord der Golden Hinde. Die Betroffenen erholten sich jedoch alle wieder.
Vor der Westküste Südamerikas
Am 25. November ankerte das Schiff an der Küste der Chile vorgelagerten Insel Mocha. Drake ruderte in Begleitung von zwölf Männern an Land und wurde dort von einer Gruppe Indios begrüßt, die die Engländer zunächst freundlich empfingen. Bei ihnen handelte es sich um Araukaner, die Ureinwohner Chiles, die bereits den spanischen Konquistadoren in ihrem angestammten Sieldungsgebiet heftigen Widerstand leisteten. Am folgenden Tag kehrte Drake mit zehn Mann zur Insel zurück. Die Seeleute Tom Brewer und Tom Flood wurden beauftragt, Trinkwasser zu holen. Kurz darauf wurde das Boot von den Indios mit Pfeilen und Speeren angegriffen, wobei alle Insassen des Bootes verwundet wurden. Hierbei erlitt Drake selbst zwei Kopfverletzungen, wobei ihn unter anderem ein Pfeil im Gesicht, unterhalb des rechten Auges traf. Unter großen Schwierigkeiten legte das Boot wieder ab und erreichte schließlich das Schiff. Drake ließ das Boot nun mit Soldaten besetzen, um nach den beiden vermissten Seeleuten zu suchen, die jedoch bereits tot waren. Die Offiziere an Bord der Golden Hinde bestürmten Drake, er möge den Befehl zum Abfeuern der Schiffsgeschütze geben. Seine Reaktion war mehr als außergewöhnlich. Er lehnte es rundweg mit der Begründung ab, dass die Indios "... uns wahrscheinlich für Spanier gehalten haben" und dass eine derartige Handlungsweise die beiden toten Seeleute nicht wieder zum Leben erwecken würde sowie dass die Indianer "... schon genug durch die Hände von Europäern gelitten hätten".
Am 5. Dezember 1578 erreichte die Golden Hinde Valparaíso, den Hafen, der der Versorgung Santiago de Chile's diente. Ein Boot wurde ausgesetzt und man ruderte zu einem im Hafen liegenden spanischen Schiff. Die Spanier erwarteten die Ankunft einiger Würdenträger und verwechselten diese mit Drakes Männern: Die Besatzung des Schiffes war an Deck angetreten, und Drakes Männer wurden mit einem Trommelwirbel begrüßt. Die Engländer kletterten an Bord, und der Zimmermann Tom Moone schlug den erstbesten Spanier mit den Worten "Abajo, Perro!" ("Go down, Dog!") nieder. Bei dieser "Machtdemonstration" blieb es. Die Spanier wurden in den Unterraum des Schiffes getrieben und eingesperrt, wobei einem von ihnen jedoch die Flucht gelang. Er schwamm an Land und alarmierte die Einwohner. Drake schickte zwei Boote mit bewaffneten Männern an Land, die jedoch auf keinerlei Widerstand stießen, da die Einwohner geflohen waren. Die Engländer plünderten den Hafen und erbeuteten dabei Mehl, Wein und vier Kisten mit etwa 25.000 Pesos in Gold. Aus einer kleinen Kirche wurden einige Silbergeräte gestohlen. Außerdem wurde ein spanischer Navigator gefangen genommen. Das im Hafen liegende Schiff wurde als Prise mitgenommen. Am Morgen des nächsten Tages segelte Drake weiter.
Kurz danach wurde eine der Pinassen zusammengebaut, die sich an Bord der Golden Hinde befanden. Sie sollte bei der Suche nach den vermissten Schiffen helfen und um erbeutete Schiffe aus spanischen Häfen herauszuschleppen. Schließlich wurden an Bord der Golden Hinde Reparaturen durchgeführt und die schwere Artillerie des Schiffes wurde im Unterdeck aufgestellt. (Bei diesen Geschützen muss es sich um relative kleine Kaliber gehandelt haben, wahrscheinlich 6-Pfünder. Für größere Geschütze wäre kaum genug Raum für den Rücklauf beim Abfeuern geblieben. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die großen Kanonen als Ballast in der Bilge des Schiffes untergebracht.)
In der Zwischenzeit hatte Miguel de Quiroga, der Gouverneur von Chile, ein Schiff mit etwa 100 Soldaten zur Verfolgung Drakes ausrüsten lassen. Außerdem wurde ein Boot nach Callao geschickt, um die dortigen Behörden vorzuwarnen. Drake suchte immer noch nach den vermissten Schiffen und hoffte auf ein Rendezvous 30 Grad südlich, die Suche wurde noch eine gute Woche lang, um die Insel Tongoy herum, fortgesetzt. Am 19. Dezember 1578 ankerten sie in einer Bucht südlich von Coquimbo. Zwölf Mann wurden zur Wassersuche an Land geschickt. Dabei wurden sie von spanischen Soldaten und Kavallerie angegriffen, die durch indianische Hilfstruppen unterstützt wurden. Die Engländer suchten hinter einem Felsbrocken Schutz, jedoch wurde ein Seemann namens Robert Minivy von den Spaniern erschossen. Seine Leiche wurde von den Indios geborgen, die Spanier enthaupteten den Toten und schnitten anschließend sein Herz heraus. Drake segelte in die Bucht von Salada in der Nähe von Coquimbo. Die Golden Hinde wurde wiederum überholt, sowie eine zweite Pinasse zusammengebaut. Sie war groß genug für 40 Mann und konnte eine kleine Kanone im Bug tragen. Die Suche nach den anderen Schiffen erwies sich als fruchtlos. Drake fuhr mit seinen beiden Schiffen Richtung Norden.
Als nächstes wurde Arica angelaufen. Dies war eine kleine Ortschaft mit etwa 100 Häusern, die ein Durchgangspunkt für das Silber aus Potosi war. Drake wurde enttäuscht. Der Hafen wurde am 5. Februar 1579 erreicht. Zwei Schiffe wurden erbeutet, von denen das eine Handelswaren und Wein an Bord hatte, das andere 37 Silberbarren und eine Kassette mit Silbermünzen. Eine der Prisen und deren Navigator wurden mitgenommen, die andere verbrannte, was möglicherweise auf einen Unfall zurückzuführen ist. Das nächste Ziel war der kleine Hafen von Chule. Die einzige Beute bestand aus einem kleinen Schiff, das lediglich Trinkwasser an Bord hatte. Denn Drakes Ankunft war erwartet worden. Das Schiff hatte ursprünglich Gold an Bord, war jedoch in aller Eile entladen worden. Nun wurde die Goldladung an Land von spanischen Soldaten und Indios bewacht. Drake und seine Besatzung wurden von den örtlichen Anwohnern vom Strand aus als Diebe und Piraten beschimpft und verhöhnt, weil sie zu spät gekommen waren.
Während der nächsten Tage entließ Drake die beiden Prisen-Schiffe und setzte seine Gefangenen - mit Ausnahme der Navigatoren - auf freien Fuß. Danach wandte er sich erneut in Richtung Callao. Auf der Fahrt dorthin, wurden weitere Prisen genommen. Einer der spanischen Kapitäne berichtete Drake von einem Schiff mit äußerst reicher Ladung, das Callao kurz vorher Richtung Panama verlassen hatte. Es handelte sich um die Nuestra Señora de la Concepcion (Unsere liebe Frau der unbefleckten Empfängnis), die aufgrund ihrer starken Bewaffnung, allerdings recht respektlos, in Cacafuego' ('Feuerscheißer') umgetauft worden war. Drake erfuhr, das die Cacafuego unterwegs mehrere Häfen anlaufen würde. Er schätzte, dass es möglich wäre, sie einzuholen.
Am 15. Februar stahl Drake sich zwischen der Insel San Lorenzo und der Küste in den Hafen von Callao, der voller Schiffe war (die niedrigste Schätzung lag bei neun Schiffen, die höchste bei 30). Die Verteidigungsanlagen des Hafens waren aufgrund der Warnung aus Valparaíso ausgebaut worden, aber es war schon zu spät. Drake sandte eine der Pinassen und ein kleines Boot aus und ließ ein Schiff nach dem anderen durchsuchen. Dabei wurde jedoch wenig erreicht. Die Schiffe hatten nichts Wertvolles an Bord. Eines der Schiffe gehörte dem Kaufmann Miguel Angel. Seine beabsichtigte Silberladung lagerte noch in einem Lagerhaus an Land und bestand aus 200.000 Pesos in Silber. Drake lies die Ankerkabel der Schiffe durchschneiden und auf den beiden größten Schiffen die Masten absägen. Die Beute bestand aus Leinenstoff und einer Leder-Kassette, die einige Reals in Silber enthielt. In der Zwischenzeit lief ein weiteres spanisches Schiff, die San Christobal, in den Hafen ein und ging vor Anker. Nun wartete sie auf das spanische Zollboot, nichts ahnend das sich ein englisches Schiff im Hafen versteckte. Die Zollbeamten wiederum verwechselten die San Christobal im Dunkeln und gingen stattdessen an der Golden Hinde längsseits. Ein Seemann erklärte ihnen in fließendem Spanisch das es sich um Miguel Angel's Schiff aus Chile handelt, und die Zollbeamten begannen an Bord zu klettern. Dabei fiel einem von ihnen jedoch die Geschütze im Unterdeck des Schiffes auf: Keines der Spanischen Schiffe im Pazifik jedoch trug Artillerie, da normalerweise keinerlei Bedrohung zu erwarten war, die dies notwendig gemacht hätte. Der Zollbeamte sprang zurück in das Boot, deren Besatzung nun verzweifelt versuchte in Richtung Küste zu rudern, um die Behörden zu warnen. Ein englisches Boot konnte sie jedoch abgefangen. Dabei wurde jedoch ein englischer Seemann von einem spanischen Musketier erschossen. Die Flucht des Zollbootes wurde an Bord der San Christobal bemerkt und so floh die Besatzung, als die Golden Hinde längsseits ging. Schließlich wurde die San Christobal als Prise genommen.
Der spanische Vizekönig Don Francisco de Toledo wurde vom englischen Angriff am frühen Morgen informiert und ließ die Miliz aufrufen: etwa 200 Mann zu Fuß und zu Pferd. General Diego de Frias Trejo brachte diese Truppen nach Callao und entdeckte Drake vor der Küste. Dieser war mit der Plünderung der San Christobal beschäftigt. Zwei Schiffe, die Nuestra Señora de la Valle unter Frias Trejo und die Nao de Muriles unter Pedro de Arana, wurden aufgetrieben und mit etwa 300 Mann besetzt. Keines von ihnen hatte Artillerie an Bord, und es gab nur wenige Feuerwaffen. Drake entließ die San Christobal mit allen derzeitigen Gefangenen (mit Ausnahme von Nuño da Silva) und segelte in Richtung Norden davon. Die Spanier drehten ab. Der Vizekönig war äußerst zornig über das Fiasko und gab seinem General Frias Trejo die Schuld. Er ließ ein Schiff mit 100 Soldaten ausrüsten und gab Pedro Sarmiento de Gamboa den Auftrag, Drake notfalls bis auf die Höhe Nicaraguas zu verfolgen. Gamboa drehte am Ende jedoch auf der Höhe von Panama ab und segelte nach Hause.
Drake war zwischenzeitlich mit der Cacafuego beschäftigt. Er erhielt einen Bericht nach dem anderen. Vom Kapitän einer Prise erfuhr er, dass sie drei Tage entfernt wäre. Als man Paita erreichte, war die Distanz auf zwei Tage geschrumpft. In Paita wurden am 28. Februar 1579 zwei Schiffe erbeutet. Eines davon gehörte dem Kaufmann Benito Diaz de Bravo. Es fanden sich 80 Pfund Gold, etwas Silber, Lebensmittel und Schiffsausrüstung. Diaz Bravo schätzte seine Verluste später auf etwa 18.000 Pesos in Gold und Silber sowie 4.000 Pesos in anderen Waren. Drake ließ das Schiff auf seine Segelfähigkeiten testen, und es sah so aus, als ob er es als Prise behalten wollte. Diaz Bravo erklärte ihm, dass sein Schiff seine einzige Lebensgrundlage wäre. Er sagte später: "Er ... nahm mich bei der Hand und führte mich zum Vorschiff, wo er mir erklärte, dass er mir das Schiff lassen werde und mir noch ein Ankertau aus seinem eigenen Lande schenken würde, und er sagte das selbst wenn er sie (das Schiff) nehmen sollte, so würde er mich dafür mit einem Goldstück aus Valdivia bezahlen." Die Seeleute der Golden Hinde kehrten in einer üblen Laune an Bord zurück und behaupteten, dass Diaz Bravo's Schreiber, Francisco Jacome, über den tatsächlichen Wert der Ladung lüge.
Drake nahm gelegentlich schwarze Sklaven, die sich an Bord der spanischen Prisen befanden, mit an Bord. Er bot ihnen an, als Seeleute zum gleichen Lohn wie die Engländer an Bord zu arbeiten. Wahrscheinlich hatte er vor, sie später in Panama-Stadt bei den Cimarrónes zurückzulassen. An Bord von Diaz Bravo's Schiff hatten sich ebenfalls einige schwarze Sklaven befunden. Einer von ihnen wollte sich wohl für seine Befreiung erkenntlich zeigen und hatte behauptet, dass Jacome Silber und Gold an Bord versteckt habe. Drake hatte keinen Grund das Wort des Mannes anzuzweifeln. Die Engländer kehrten an Bord des spanischen Schiffes zurück, schleppten Jacome zum Großmast, legten eine Schlinge um seinen Hals und zogen ihn an einer Rahnock nach oben um ihn so zum sprechen zu bringen. Als dies keine Wirkung hatte, ließen sie den Mann ins Wasser fallen, wo er vom Beiboot der Golden Hinde aufgefischt wurde. Diaz Bravo mag die Episode später übertrieben dargestellt haben, aber sie war auch so schlimm genug. In jedem Falle war es nicht ratsam, Drake gegenüber den Eindruck zu erwecken, dass man die Unwahrheit sage.
Die Kaperung der Cacafuego

Drake folgte nun wieder der Cacafuego und setzte für die Ausguckposten als Preis für die Sichtung eine goldene Kette aus. Am Nachmittag des 1. März 1579 vor dem Kap von San Francisco, ungefähr vier Seemeilen seewärts, war es für den nun siebzehnjährigen John Drake soweit. Für die Sichtung des Schiffes gewann er den Preis. Die Cacafuego hatte etwa 120 Tonnen und unterstand San Juan de Anton. Letzterer war von Peru aus losgesegelt, ohne über Drake unterrichtet zu sein. Er und seine Offiziere waren daher auch nicht alarmiert, als sie ein fremdes Schiff auf demselben Kurs entdeckten.
Drake ließ einige Krüge mit Wasser füllen und als Schleppanker ausbringen. Auf diese Art und Weise konnten auf der Golden Hinde die Schoten ausgelassen werden, ohne die Distanz zu schnell zu verringern. Neun Stunden später war man bis auf Rufweite herangekommen. Die englische Pinasse war hinter der Golden Hinde verborgen geblieben und lief nun nach Backbord neben das spanische Schiff, während die Golden Hinde selbst hinter dessen Heck nach Steuerbord lief und ebenfalls längsseits ging. Die Cacafuego wurde angerufen: "English ship - strike sail!" ("Englisches Schiff - streicht die Segel!"). Anton wurde aufgefordert, sich zu ergeben, und seine Flagge zu streichen. Er weigerte sich jedoch. Eine Kommandopfeife ertönte, dann ein Trompetensignal. Eine kurze Salve von drei Kanonenschüssen brachte den Besanmast der Cacafuego zum Einsturz. Gleichzeitig wurde von der Pinasse eine Arkebusensalve abgegeben, von der ein Soldat an Bord des spanischen Schiffes verletzt wurde. Anton ergab sich nun vorbehaltlos. Die Engländer enterten das Schiff.
Der spanische Kapitän wurde an Bord der Golden Hinde gebracht, wo er Drake beim Ablegen seiner Rüstung antraf. Drake umarmte ihn und begrüßte ihn mit den Worten "Habt Geduld.Dies ist der Brauch des Krieges". Drake behielt die Prise für eine Woche und sprach während dieser Zeit oft mit Anton. Dabei kam das Schicksal von John Oxenham auf. (Oxenham war mit Drake in Panama gewesen und hatte ebenso wie Drake geschworen, eines Tages ein englisches Schiff in den Pazifik zu führen, war jedoch bei dem Versuch von den Spaniern gefangen worden. Er wurde später von ihnen hingerichtet.) Drake reagierte zornig auf das Thema und bat Anton dem spanischen Vizekönig mitzuteilen, dass falls den englischen Gefangenen etwas zustoßen sollte, dies das Leben von 2000 Spaniern kosten würde. Anton beschwichtigte ihn und sagte, dass Oxenham und seine Leute wohl lediglich zum Kriegsdienst gezwungen werden würden. Drake gab sich damit zufrieden.
In der Zwischenzeit wurde die Ladung der Cacafuego transferiert. Die Ladung bestand aus 13-14 Kisten mit Silbermünzen, 80 Pfund Gold und 26 Tonnen Silberbarren. Die registrierte Ladung allein wurde später mit 360.000 Pesos angegeben, von denen 106.500 Pesos König Philipp II. gehörten. Der Rest gehörte Privatleuten. In Tudor-Währung sind das 126.000 Pfund, was der Hälfte der Steuereinnahmen des Königreiches England zu jener Zeit entsprach. 40.000 Pesos in (nicht registriertem) ungemünztem Silber ist mit ziemlicher Sicherheit eine untertriebene Angabe der spanischen Kaufleute. (Hierbei dürfte es sich um Silber gehandelt haben, welches die Kaufleute auf eigene Rechnung mehr oder weniger legal transportierten). Schließlich wurde die Cacafuego freigegeben. Ein Schiffsjunge auf dem spanischen Schiff trat vor Drake und erklärte: "... Wir können unser Schiff jetzt nicht mehr "Cacafuego" ("Feuerscheißer") nennen, sondern es muss von jetzt an "Cacaplata" ("Silberscheißer") heißen. Euer Schiff ist die "Cacafuego" ...". Die Bemerkung löste Gelächter aus und wurde später von den Seeleuten an Bord der Golden Hinde immer wieder als Witz vorgebracht.
San Juan de Anton sagte später folgendes aus: "Bevor der Engländer mein Schiff freigab, gab er jenen die beraubt worden waren, bestimmte Dinge als Geschenke. An Geld gab er jedem 30-40 Pesos, und einige erhielten portugiesisches Tuch und Werkzeuge wie Gartenmesser und Hacken, sowie zwei seiner eigenen verzierten Mäntel. Einem Soldaten namens Victoria schenkte er ein paar Pistolen und mir eine Muskete die - wie er mir erklärte - aus Deutschland stamme, aus welchem Grunde er sie hoch schätzte. Dem Schreiber schenkte er einen eisernen Schild und ein Schwert, und er sagte er gäbe uns diese, damit wir wie Männer unter Waffen aussähen ... Mir gab er zwei Fässer mit Teer, sechs Quintal deutsches Eisen und ein Fässchen Schiesspulver, einem Kaufmann namens Cuevas gab er einen Beutel mit bunten Schaugläsern und sagte, diese wären für seine Frau ... Außerdem schenkte er mir ein vergoldetes Silberbecken mit der Inschrift "Franciscus Draques" und als er uns freigab, gab er mir noch einen Geleitbrief mit seiner Unterschrift und erklärte mir, er gäbe mir diesen für den Fall, dass ich einem der beiden anderen englischen Schiffe begegnen würde ("Elisabeth" und "Marygold"), die hinter ihm wären, so dass mir niemand Schaden zufügen möge oder mich ein zweites Mal ausraube ...". (Der Geleitbrief ist erhalten geblieben. In ihm werden Captain Winter und Captain Thomas aufgefordert, niemandem Schaden zuzufügen und dass sie Anton für alles, was sie von dem spanischen Schiff nehmen sollten, das Doppelte bezahlen sollten, und er fährt fort: "... Ich bete zu Gott, der der Beschützer aller in der Welt ist, dass er uns erhalten möge, und gebe ihm alle Ehre, Lobpreisung und Ruhm". Ihr Schicksal sei in den Händen von "... Ihm, der uns mit seinem Blute erlöst hat, und ich habe die große Hoffnung, dass uns kein weiteres Unglück zustoßen wird, sondern dass er uns in unseren Schwierigkeiten helfen wird und euch für den Leidensweg Christi vorsieht, falls ihr in Gefahr geratet, und dass ihr an Gottes Gnade nicht verzweifelt, denn er wird uns vor allem Ungemach beschützen und uns in unseren Hafen bringen." Der Brief ist unterschrieben mit "Euer Sorgenvoller Captain, dessen Herz für euch schwer ist. Francis Drake")
Verhältnisse an Bord des Schiffes
Bezüglich der Gehorsamkeit seiner Männer und den Umgang Drakes mit Gefangenen sind aufschlussreiche Beschreibungen spanischer Gefangener an Bord der Golden Hinde, sowie des spanischen Navigators Nuño da Silva, überliefert. Dem zufolge waren Drake’s Männer "... gedrillt wie erfahrene italienische Söldner ... jeder Mann der Besatzung hatte seine Waffen regelmäßig zu reinigen und in Ordnung zu halten." Drake legte größten Wert auf Disziplin, und schon kleine Vergehen wurden bestraft.
Dem gegenüber wurden die Gefangenen von Drake "... immer höflich und äußerst zuvorkommend behandelt", wobei Kranken oder Verletzten besondere Aufmerksamkeit zuteil wurde. Das persönliche Eigentum der spanischen Seeleute blieb dabei weitgehend unangetastet. Drake selber sagte: "... ich würde nichts nehmen wollen, was nicht entweder König Phillip oder Don Martinez de Enriquez gehört ... ich werde nicht aufhören, bevor ich die zwei Millionen erbeutet habe, die mein Vetter John Hawkins in San Juan de Uloa verloren hat".
An Bord wurde sehr großer Wert auf die Glaubenspraktizierung gelegt, wobei mehrere Stunden am Tag auf religiöse Zeremonien entfielen. Drake las dabei aus einem Buch mit Geschichten protestantischer Märtyrer vor und führte die Besatzung beim Singen von Hymnen an. Der kompromisslose protestantische Geist spiegelt sich auch in den Aussagen der Gefangenen und der betroffenen spanischen Kolonisten wieder. Demnach wurden Katholische Kirchen und Kapellen geplündert, wobei religiöse Symbole, wie Statuen oder Kruzifixe, oft zerstört wurden. Mit wenigen Ausnahmen beschränkten sich derartige Aktivitäten jedoch auf Dinge. Den spanischen Kolonisten blieben die damals durchaus üblichen Massaker und Misshandlungen erspart.
Ein interessantes Detail sei in diesem Zusammenhang erwähnt: Einer der Gefangenen führte später an, dass es den Seeleuten bei Strafe nicht erlaubt war Drake barhäuptig anzusprechen. Sie hatten einen Hut oder eine andere Kopfbedeckung zu tragen, die nur bei besonderen Gelegenheiten, wie z. B. religiösen Zeremonien, auf Befehl abgenommen werden durfte. Im 16. Jahrhundert wurde jedoch im Allgemeinen sehr darauf geachtet, dass die Angehörigen der Unterklassen ehrerbietig und respektvoll den Hut abnahmen, wenn sie sich in der Gegenwart von Vorgesetzten oder von sozial Höhergestellten befanden. Drake wurde als Captain Francis angesprochen, im Gegensatz zu Captain Winter, Captain Chester oder Captain Thomas. Dies mag z. T. praktische Gründe gehabt haben, die drei letzteren hießen alle 'John' mit Vornamen, dennoch ist es eher ungewöhnlich, dass die Anrede Captain Drake von der Besatzung nicht verwendet wurde. Es sagt wohl einiges über Drake’s Führungsqualitäten aus, wenn man weiß, dass der gleiche Gefangene aussagte, er habe sich unter den Seeleuten der Golden Hinde umgehört, um herauszufinden, was diese von Drake hielten. Er fand heraus, das sie Drake regelrecht vergötterten und das trotz der erheblichen Disziplin- und Autoritätsprobleme nur Wochen vorher. Dabei bestand Drake stets darauf, dass jeder an Bord sich an allen anfallenden Arbeiten beteiligte, wobei er selber sich auch an den niedrigsten Tätigkeiten beteiligte und beispielsweise auf Seewache ging. So beobachtete ein anderer Gefangener, wie Drake mit einem Boot an Land fuhr und "... in voller Kleidung und beschuht, ins Wasser sprang, um dann, bis zum Halse im Wasser stehend, Wasserfässer zu schleppen ...".
Auf der Fahrt erstellten Francis Drake und sein Bruder John Skizzen und Malereien der Pflanzen- und Tierwelt, sowie der Landschaft und der Menschen. Nuño da Silva sagte später "... wenn Drake und sein Vetter in der Kabine waren, so haben sie immer gemalt ...".
Vor der Küste Mittelamerikas
Bei der Suche nach einem Hafen, in dem die Golden Hinde überholt werden konnte, kaperte Drake vor der Küste Nicaraguas der Frigata des Rodrigo Tello. Das Schiff lief gerade aus dem Hafen von Nicoya (Costa Rica), einem Versorgungsdepot für den Verkehr mit den Philippinen, aus. Drake erbeutete einige Seekarten und Segelanweisungen, und nahm den Kapitän Alonso Sanchez de Colchero als Gefangenen mit. Das Schiff behielt er ebenfalls und sandte die Gefangenen mit der Pinasse an Land. Colchero erwies sich als unkooperativ und er behauptete später, dass Drake versucht habe, ihn zu bestechen. Dabei sei er genauso brutal behandelt worden wie zuvor Diaz Bravo's Sekretär Jacome. (Die Bestechungsversuche sind durch John Drake und da Silva belegt. Die Misshandlung jedoch ist durch keinen der anwesenden Zeugen erwähnt worden und somit höchstwahrscheinlich erfunden.)
Ein weiteres Schiff, das des Don Francisco de Zarate, wurde am 4. April 1579 genommen. Die Spanier waren wiederum auf die Erklärung hereingefallen, dass die Golden Hinde das Schiff von Miguel Angel sei. Drake ließ ein Boot längsseits bringen und eine Musketensalve abfeuern. Die Spanier ergaben sich widerstandslos. Opfer gab es keine. Diesmal wurden vier Kisten mit chinesischem Porzellan, Seide und Taft sowie Leinen erbeutet. An Bord befanden sich auch eine schwarze Frau und ein eingeborener Führer namens Juan Pasqual, welche Drake mitnahm. Colchero wurde als Gefangener gegen Pasqual ausgetauscht. Drake nahm zunächst an, dass Zarate mit Don Martinez de Enrique verwandt sei. Er erklärte Colchero gegenüber, dass "... falls genannter Zarate mit dem Vizekönig wirklich verwandt sei, er ihn als solchen hängen würde." Das Missverständnis wurde überwunden, bevor Drake das Schiff entließ, und Drake gab jedem an Bord eine Handvoll Reals zum Abschied. Hierbei zeigte er besonderes Mitgefühl beim Umgang mit den Kranken an Bord. Die Spanier beschrieben ihn später als einen eher vornehmen Gauner.
Als vorerst letzter Hafen wurde der kleine Hafen von Guatulco in Mexiko angelaufen. Dort blieb man drei Tage vom 13. bis 16. April 1579. Ein im Hafen liegendes Schiff mit Handelswaren wurde genommen, und Drakes Männer gingen an Land um die Ortschaft zu plündern. Dabei wurden Lebensmittel, Trinkwasser und Kleidung mitgenommen. Außerdem fanden sich einige tausend Real in Silber, und aus der kleinen Kirche wurden einige Wertgegenstände entwendet. Der Alcalde Gaspar de Vargas und einige Einwohner versuchten Widerstand zu leisten, wurden jedoch in die Wälder vertrieben. Hierbei offenbarte sich auch der kompromisslose protestantische Geist der Engländer: Sie nahmen einem der Spanier ein Kruzifix ab und zerschlugen es mit der Erklärung "... nur ungläubige verehren Steine und Stöcke." Die Heiligenbilder und Kreuze in der Kirche wurden zerstört, das Gemälde über dem Altar zerfetzt. Der Altar selber wurde zerschlagen. Ein großgewachsener buckliger englischer Seemann erkletterte den Kirchturm und entfernte die Glocke. Die Würdenträger der Ortschaft wurden zur Besichtigung an Bord der Golden Hinde eingeladen. Drake bot ihnen ein Glas Wein an und erklärte, er werde keinerlei Einmischung tolerieren. Hierbei gab er zu erkennen, dass er vorhabe, später Acapulco anzugreifen. Er mag hierüber nachgedacht haben, es ist jedoch wahrscheinlicher, dass dies eine gezielte Fehlinformation war, um die Spanier in die Irre zu führen. Diese nahmen die Behauptung jedoch ernst. Zwei Schiffe mit 200 Soldaten wurden ausgerüstet und die Miliz zusammengerufen, um Drake einen heißen Empfang zu bereiten.
Die Straße von Anián
Er hielt sich jedoch fern und lief stattdessen zunächst auf einem nördlichen und dann westlichen Kurs, bis er die spanische Einflusszone in Amerika hinter sich gelassen hatte. Er dachte über den Weg nach Hause nach: Sollte er nach der vermuteten Nordwestpassage suchen, zurück nach Tierra del Fuego (spanische Bezeichnung für Feuerland) segeln und damit die Magellanstraße erneut zu durchfahren oder stattdessen den Pazifik überqueren? Da die Spanier sich das Gleiche fragten, wurden in der Karibik vier Schiffe ausgerüstet, um Drake abzufangen. An die Möglichkeit, dass er versuchen würde, eine Nordwestpassage zu finden, oder den Pazifik zu überqueren, wurde gar nicht erst gedacht. Nuño da Silva war in Guatulco zurückgelassen worden. Er sagte später was er selber dachte: "... Ich glaube das er versuchen wird an der Küste entlang zu fahren, um die Straße von Anián (spanische Bezeichnung für die heutige Nordwestpassage) zu finden. ... sollte er sie nicht finden, so wird er versuchen, über China nach Hause zu gelangen."
Zu diesem Zeitpunkt hatte Drake mit der Golden Hinde und Rodrigo Tello's Frigata noch zwei Schiffe zur Verfügung. Etwa 60-70 Personen waren noch an Bord, inklusive dreier Schwarzer, die von Drake in Guatulco befreit worden waren. Die Schiffe waren mit riesigen Schätze beladen. Die Route über Tierra del Fuego wurde als zu gefährlich abgelehnt. Drake hatte bereits zwei Schiffe verloren und konnte sich keine weiteren Verluste erlauben. Er hatte eine mögliche Weltumsegelung bereits Thomas und Winter gegenüber angedeutet, indem er sie verstehen ließ, dass man ihn "... in Portugiesisch-Indien finden" werde, falls ihre Schiffe getrennt würden. Die Straße von Anián wurde auf 40 Grad Nord vermutet, dies wäre der einfachste Weg nach Hause gewesen. Drake setzte also einen Kurs nach Westen, um widrige Winde zu vermeiden, und wandte sich dann nach Norden. Hierbei wurde wahrscheinlich eine Position von 48 Grad Nord erreicht (etwas südlich der heutigen kanadisch/US-amerikanischen Grenze). Kurz bevor sie diesen Punkt erreichten, wurde das Wetter so kalt, dass - nach Aussagen von Francis Fletcher - "... Fleisch sofort gefror, sobald es vom Feuer genommen wurde. ... die Taue und Blöcke waren so steif gefroren, dass sie nicht mehr ohne Schwierigkeiten bedient werden konnten." Drake hielt im Logbuch fest, dass es eine nördliche Verbindung der Ozeane nicht gab.
Nova Albion
Am 5. Juni 1579 liefen sie schließlich unter andauernden Stürmen und in dichtem Nebel in eine Bucht ein. Drake hatte erkannt, dass die vermutete Position der Straße nicht stimmen konnte. Die Pläne mussten geändert werden und eine Pazifiküberquerung war unvermeidlich. So segelten sie zunächst südwärts an der Küste entlang und erreichten einen Punkt auf 38 Grad Länge. Damit sind drei Ankerplätze möglich. Der wahrscheinlichste ist Drakes Bay (oder Drakes Estero), in 38 Grad. Berlinas Lagoon liegt auf 37 Grad 55 Minuten. Die Bucht von San Francisco auf 37 Grad 49 Minuten. Am 17. Juni 1579 gingen sie an Land und begegneten Indianern. Hierbei handelte es sich vermutlich um Angehörige des Miwok-Stammes aus den heutigen Counties Marin oder Tuolumne. Da Drake unangenehme Erfahrungen gemacht hatte und keine Risiken mehr eingehen wollte, wurde in der Nähe des Ankerplatzes ein kleines Fort errichtet.
Die Einwohner stellten sich jedoch als überaus freundlich heraus. Einer von ihnen brachte ein Geschenk: einen Korb der einen Federbusch und Tabak enthielt. Im Gegenzug war er nicht bereit, mehr anzunehmen als einen Hut, der ihm zugeworfen wurde und den er aus dem Wasser fischte. Nachdem Zelte errichtet worden waren, kamen die Indianer in einer größeren Gruppe den Hügel herunter, um zuzusehen. Die Männer wurden von den Frauen begleitet. Drake nahm an das sie freundlich gesinnt waren. Die Krieger legten ihre Waffen nieder, als sie dazu aufgefordert wurden. Am 26. Juni wurden Drake und seine Männer offiziell begrüßt. Dabei bedeuteten zwei Krieger gegenüber Drake, dass ihr Häuptling ihm einen Besuch abstatten wolle. Drake stellte ein Geschenk bereit. Ein Mann trug ein Zepter vor sich her, welches mit "geflochtenen Kronen und Ketten aus Muscheln verziert" war. Hinter ihm folgten der Häuptling, seine Leibwache und ein großes Gefolge aus Kriegern, sowie Frauen und Kindern. Jeder trug ein Geschenk. Die Engländer glaubten, dass die Indianer sie für Götter hielten und das sie Drake zu ihrem König gewählt hätten. Die Frauen praktizierten eine Form von Selbstverstümmelung, indem sie sich die Gesichter mit den Fingernägeln zerkratzten bis das Blut floss. Außerdem wurde Drake eine Art Krone aufgesetzt.
Im England der Königin Elisabeth herrschte die Ansicht vor, dass nur dann eine Berechtigung bestand, ein fremdes Land der englischen Krone anzugliedern, wenn die Bewohner dies ausdrücklich verlangten bzw. ihre Zustimmung gaben. In diesem Falle lag jedoch ein Missverständnis vor: die Indianer von Zentral-Kalifornien, zu denen der Miwok-Stamm gehörte, praktizierten derartige Rituale als Teil von Trauer-Zeremonien. Die Wissenschaft geht davon aus, dass die Indianer Drake und seine Besatzung für zurückgekehrte Geister Verstorbener hielten. Drake nahm das Land für seine Königin als Nova Albion in Besitz und ließ eine Messingtafel anfertigen, die die Besitzansprüche für alle Zeiten geltend machen sollte. 1936 wurde die Tafel mit folgender Inschrift gefunden: "Hiermit sei es allen Menschen kund: 17. Juni 1579, durch die Gnade Gottes und im Namen Ihrer Majestät, der Königin Elisabeth von England, und aller ihrer Nachfolger ergreife ich Besitz von diesem Königreich, dessen König und Volk aus freiem Willen ihr Besitzrecht an dem ganzen Lande Ihrer Majestät übertragen haben und dem ich jetzt zur Kenntnis aller den Namen Nova Albion gegeben habe. Francis Drake".[1][2] Der Name Nova Albion rührte vermutlich von den kilometerlangen weißen Klippen des Küstenabschnittes, die Drake an Dover erinnerten. Die Küste war bei dauernder Bewölkung und kaltem Wetter öde und unerbittlich. Der Nebel erlaubte die genaue Ortsbestimmung nur selten.
Die spanische Frigata wurde abgewrackt und am 23. Juni 1579 verließ Drake die Bucht. Die Indianer versuchten dem Schiff an Land zu folgen solange es ging und waren sehr betrübt über die Abreise ihrer Gäste. Am folgenden Tag lief Drake die Farallon-Inseln an, um seine Vorräte zu ergänzen. Die Unterlagen, die an Bord des spanischen Schiffes erbeutet worden waren, wiesen ihm den Weg über den Pazifischen Ozean. Die Distanz erwies sich jedoch größer als angenommen.
In der Südsee
Nach 68 Tagen auf See erreichte Drake am 30. September 1579 eine Insel in etwa 8-9 Grad Nord. Dabei handelte es sich möglicherweise um eine der Palau-Inseln, was Drake zu ihrem europäischen Entdecker machen würde. Von der Insel kamen mikronesische Eingeborene in großer Zahl in Kanus zur Golden Hinde gefahren. Anfangs waren die Bewohner freundlich und handelten mit den englischen Seeleuten. Als sie jedoch anfingen zu stehlen, ohne etwas im Gegenzug dafür zu geben, verweigerten die Engländer weiteren Handel mit ihnen. Daraufhin bewarfen die Mikronesier das Schiff mit Steinen und Pfeilen. Als die Situation bedrohlich zu werden begann, ließ Drake einen Warnschuss abgeben. Ein Teil der Kanus drehte daraufhin ab. Gleichzeitig erreichten jedoch andere Kanus das Schiff. Die Golden Hinde war zu diesem Zeitpunkt praktisch voll beladen und lag tief im Wasser. Das Schanzkleid lag daher recht tief und war für potentielle Angreifer leicht zu erreichen. Drake ließ schließlich eine Breitseite abfeuern, von der eines der Kanus zerstört wurde. Dabei kamen etwa 20 Insassen ums Leben. Die Engländer nannten die Insel Island of Thieves (deutsch etwa Diebes-Insel).
Die Reise ging weiter über Mindanao in die Südsee, südwestwärts in Richtung Celebessee und dann in Richtung Gewürzinseln (den heutigen Molukken). Hier lag die Grenze zwischen dem spanischen und portugiesischen Territorium. Die spanischen Karten waren nun nutzlos. Zwei örtliche Fischer erklärten sich bereit, Drake zu helfen. So gelangte er in die Molukkensee. Ein Emissär des Sultans von Ternate erreichte das Schiff mit der Einladung in den Hafen von Talangam auf Ternate einzulaufen. Der Sultan namens Babu benutzte eine dort befindliche alte portugiesische Festung als seinen Palast. Drei Galeeren mit je 80 Ruderern begrüßten das englische Schiff, als es am 4. November 1579 [3] in den Hafen einlief und zum besten Ankerplatz geschleppt wurde. Der prächtig gekleidete Sultan erwies sich als freundlich gesonnen. Er hatte für die Portugiesen, die 10 Jahre zuvor unter Führung von Lopez de Mesquita seinen Vater Hairun of Ternate ermordet hatten, nicht viel übrig und war bereit, den Engländern den Handel mit Gewürznelken, der von ihm kontrolliert wurde, abzutreten. Er suchte verzweifelt nach Verbündeten, um die Portugiesen daran zu hindern, sein Königreich zu erobern. Dazu sollten sie zunächst von ihrem Handelsstützpunkt auf der Insel Tidore vertrieben werden. So versprach er Drake zunächst Lebensmittel. Am darauffolgenden Tag wurde ein Handelsabkommen ausgearbeitet.
Der spanische Abgesandte Duenas erlebte Drakes Ankunft als Zeuge: "Captain Francis ging zu der Festung Ternate, wo er wohlwollend empfangen und mit gewissen Gütern versorgt wurde. Gleich danach eröffnete der König von Ternate Verhandlungen mit ihm und erklärte, dass er kein Freund der Portugiesen, sondern ein unabhängiger König sei ... und da Captain Francis sich als Vasall der englischen Königin ausgegeben habe, dann wolle er, falls es der Wunsch der Königin sei und sie ihm helfen wolle die Portugiesen aus der Region zu entfernen, ihr den Handel mit Gewürznelken zugestehen, den bis dahin die Portugiesen gehabt hätten. Captain Francis versprach im Namen der Königin, das er innerhalb von zwei Jahren die See mit Schiffen bedecken werde für was auch immer sie benötigt werden würden. Der König bat ihn um ein Pfand, das er sein Wort als Ehrenmann auch halte, welches er im Namen seiner Königin gegeben habe und Captain Francis gab ihm daraufhin einen goldenen Ring mit Edelsteinen, eine Rüstung und einen sehr schönen Helm. Der König gab Captain Francis andere Geschenke, jedoch konnte ich nicht erkennen, was diese waren ..."
Drake nahm in Ternate 6 Tonnen Gewürznelken an Bord.[4] Drake verließ Ternate und segelte zu einem Ankerplatz im Banggai-Archipel, irgendwo nahe der nord-östlichen Küste von Celebes (dem heutigen Sulawesi). Dies war eine kleine Insel, die zwar unbewohnt war, aber alles bot, was für die weitere Reise benötigt wurde. Drake hatte von Guatulco drei Schwarze - einen Mann und zwei Frauen - mitgenommen, welche er auf dieser Insel später zurückließ. Eine der beiden Frauen war auf dem Weg nach Ternate an Bord schwanger geworden. Damit bestand die Möglichkeit das die Frau - Maria - noch während der Fahrt nach West-Afrika gebären würde; unter den an Bord herrschenden Verhältnissen hätte dies jedoch die Mutter und das Neugeborene in Gefahr gebracht. Drake lies die drei wohl auf der Insel zurück, weil er über die Dauer der weiteren Reise nicht sicher sein konnte und das Schiff insgesamt stark überladen war.[5] Die Engländer hatten die Insel ursprünglich Crab Island getauft, benannten sie jedoch vor der Abreise in Isla Francisca - nach der zweiten schwarzen Frau - um.
Die Rückreise
Am 12. Dezember 1579 begann die Rückreise. Drakes Mannschaft mußte sich jedoch mit Hilfe des Lotes durch einen äußerst gefährlicher Irrgarten aus Korallenriffen, Felskuppen und Sandbänken im westlichen Teil der Bandasee vorantasten. Schließlich glaubte man freies Wasser erreicht zu haben. Alle Segel wurden gesetzt. Am Abend des 9. Januar 1580, um etwa 20 Uhr, lief das Schiff jedoch auf ein Riff. Wasser brach ein. Alle Versuche, das Schiff mit Hilfe von Warpankern wieder frei zu bekommen, scheiterten. Schließlich wurden 10 Tonnen Gewürznelken, 5 Tonnen Ingwer und Piement sowie 2 Fass Mehl neben den verbliebenen Deckgeschützen über Bord geworfen. Am darauffolgenden Tag um 16 Uhr kam das Schiff schließlich wieder frei, nachdem sich der Wind gedreht hatte und mithalf das Gewicht zu verlagern. An Bord gab es noch ein Nachspiel. Der Vikar Francis Fletcher hatte die Angewohnheit, jede Form von Ungemach sofort auf den göttlichen Willen zurückzuführen. Als er nun begann, auch diesen Zwischenfall mit Ned Bright und dessen Aussage bei dem Verfahren gegen Thomas Doughty in Verbindung zu bringen, statuierte Drake ein Exempel. Er ließ den Vikar auf dem Backborddeck anketten, setzte sich im Schneidersitz auf eine Kiste vor diesen und exkommunizierte ihn: "Francis Fletcher ... hierbei exkommuniziere ich dich aus der Kirche Gottes und von all ihrer Gnade und ihren Vorzügen, und übergebe dich dem Teufel und seinen Engeln!" An Fletchers Arm wurde ein Schild mit der Aufschrift angebracht: "Francis Fletcher - ye falsest Knave that liveth."
Auf der Insel Damar oder der Insel Romang (beide gehören zu den Barat-Daya-Inseln in der heutigen indonesischen Provinz Maluku) wurde die Verpflegung ergänzt. Danach lief die Golden Hinde durch die Wetar- und die Ombaistraße in die Sawusee, um danach in Richtung Westen an Java vorbeizufahren. Sie war das erste westliche Schiff, welches an der Südküste Javas entlang fuhr. Damit bewies Drake, dass Java nicht Teil von Terra Australis ist. In Tjilatjap (dem heutigen Cilacap) auf Java wurden Wasser- und Lebensmittel ein letztes Mal ergänzt.
Am 26. März 1580 begann die Überquerung des Indischen Ozeans. Die afrikanische Küste wurde am 21. Mai gesichtet, und im Juni wurde das Kap der guten Hoffnung umrundet. Zu diesem Zeitpunkt waren an Deck Fässer zur Regenwassergewinnung aufgestellt. Man suchte verzweifelt nach einem geeigneten Ort an dem die Trinkwasservorräte ergänzt werden konnten. Am 22. Juli ging man schließlich in Sierra Leone an Land. Die Wasserrationen waren bis auf weniger als eine halbe Tasse pro Mann und Tag reduziert worden. Die ununterbrochene Fahrt über 9.700 Seemeilen (rund 18.000 Kilometer) von Java nach Sierra Leone wird als eine von Drakes größten seemännischen Leistungen angesehen. In Sierra Leone bekamen Drake und seine Besatzung Dinge zu sehen die nur wenige Engländer vor ihnen gesehen hatte: Tiere wie Elefanten und den Austernbaum.
Die Ankunft
Einige Wochen später, am 26. September 1580, beobachteten einige Fischer im Ärmelkanal ein kleines, sehr tief liegendes Schiff, welches sich auf die Einfahrt zum Plymouth-Sound zubewegte. Sie wurden von dem Schiff mit der seltsamen Frage angerufen: "Lebt die Königin noch?" Drake machte sich Sorgen, das Elisabeth in seiner Abwesenheit gestorben und Maria Stuart ihre Nachfolgerin geworden sein könne. Nun erfuhr er zunächst, dass in Plymouth die Pest ausgebrochen war.
Die Ladung der Golden Hinde wurde nach ihrer Ankunft in Plymouth entladen und in den Tower von London überführt. Drake erhielt die Erlaubnis an Bord zu gehen, und (unbeaufsichtigt) einen Teil für sich und seine Besatzung zu nehmen. Er nahm 10.000 Pfund für sich, und weitere 14.000 Pfund für seine Männer. Nach Angabe des spanischen Botschafters Mendoza präsentierte er später 100.000 Pfund als Geschenk für die Königin. In den Tower kamen weitere 264.000 Pfund. Elisabeth vergab davon 29.000 Pfund an die niederländischen Rebellen als Kredit und die Handelsgesellschaften von Ancon und der Levante erhielten je 42000 Pfund. Wahrscheinlich verschwanden weitere Gelder in dunklen Kanälen. Im April 1581 schätzte irgendjemand den Gesamtwert auf 600.000 Pfund. Das wäre fast das zweieinhalbfache der jährlichen Steuereinnahmen des Königreiches England zur damaligen Zeit gewesen. Edmund Howes behauptete einige Jahre später, dass Drakes Beute für sieben Jahre Krieg mit den Spaniern gereicht hätte. Lewis Roberts erklärte im 17. Jahrhundert, dass er Dokumente gesehen habe, die bewiesen, das die Aktionäre, welche sich an Drakes Unternehmen beteiligt hatten, einen Profit von 4.700% eingestrichen hätten. Demnach hatte jeder Teilhaber des Londoner Konsortiums, unter Führung von Thomas Gresham, dem Begründer der Londoner Börse, der sich an dem Unternehmen beteiligte für jeweils 100 investierte Pfund 4.700 Pfund ausgezahlt bekommen. Die Kaufleute von Sevilla bezifferten später den Wert der Ladung der Cacafuego allein auf über 33.000 Pfund. So war den auch der spanische Gesandte bei Elisabeth vorstellig geworden. Die spanischen Kaufleute erhoben Vorwürfe und verlangten Entschädigung. Elisabeth verzögerte und verschleppte alle Entscheidungen in diesem Zusammenhang jedoch. Am Ende bekamen die Spanier so gut wie nichts zurück. Den Portugiesen war man schon etwas zuvorkommender und möglicherweise ist zumindest Nuño da Silva entschädigt worden.
Drakes Name wurde nun in ganz Europa bekannt. Er war jedoch immer noch ein provinzieller Kaufmann, der in einem kleinen Stadthaus lebte. Dies sollte sich nun ändern. Er wurde gefeiert als der erste Engländer, dem die Weltumsegelung geglückt war. Drake wurde zum Spielzeug am englischen Königshof, wo er mit Neugier, Neid und Verachtung von den Höflingen bestaunt wurde. Elisabeth verbrachte viel Zeit mit Drake, während der sie sich so oft es ging mit ihm unterhielt. Die ungewohnte Aufmerksamkeit stieg ihm zu Kopfe und brachte seine schlimmsten Charakterzüge an die Oberfläche: er wurde immer mehr zu einem großmäuligen Angeber, was ihm noch mehr als zuvor die Verachtung der Adeligen einbrachte. Bei einem Empfang wies ihn der Graf von Sussex zurecht und erklärte: "es sei schließlich keine große Kunst unbewaffnete spanische Schatzschiffe aufzubringen". Drake antwortete ihm, "er werde es auch mit König Phillip persönlich aufnehmen."
Am 4. April 1581 besichtigte Elisabeth I. die Golden Hinde in Depthford. Elisabeth ging über eine Gangplanke an Bord, während eine große Menschenmenge sich versammelt hatte, um Drake zu sehen. Als hinter der Königin die Neugierigen an Bord des Schiffes drängten, brach die Gangplanke und etwa 100 Menschen fielen in den Schlamm unterhalb des Schiffes. Verletzt wurde niemand. An Bord verlor Elisabeth eines ihrer Strumpfbänder, woraufhin der französische Botschafter Monsieur de Marchaumont vortrat, das Band aufhob und es der Königin zurückgab. Elisabeth legte das Strumpfband vor den Augen des Botschafters wieder an und erklärte, sie werde es ihm später als Pfand überlassen, sobald sie es nicht mehr benötige. Nach einem Lunch an Bord des Schiffes kniete Drake mit gesengtem Haupt vor der Königin nieder. Sie nahm das Schwert und flüsterte: "Francis Drake, Ihr seid ein Schurke, und um meiner Ehre willen muss ich mich von Euch lossagen." Einen Augenblick später wandte sie sich an den französischen Gesandten "Ich bin überzeugt, dass Monsieur den Ritterschlag mit Freuden für mich ausführen wird.". Schließlich führte der Gesandte den Ritterschlag, mit dem Drake für seine Verdienste und seine Loyalität gegenüber der englischen Krone geehrt wurde, durch.[6] Damit zog Elisabeth Frankreich in einen offensichtlichen Akt der Herausforderung gegenüber Spanien.
Quellen
Fußnoten
- ↑ Cyril Stanley Smith's 1976 Metallurgical Report on "Francis Drake's Brass Plate" (engl.)
- ↑ Deutsche Übersetzung der Messingplatte aus CROPP, S.162
- ↑ [PDF] Ternate: The Residency And Its Sultanate (englisch)
- ↑ Anm.: Im Jahr 1605 ermahnte Babu's Sohn König James I. wegen Drakes Versprechen. Ein Jahr später wurde Ternate von den Spaniern erobert.
- ↑ Nach einer Angabe hatte die Golden Hinde normalerweise einen Tiefgang von 9 Fuß (ca. 2,70 Meter). Nun hatte sie jedoch einen Tiefgang von 13 Fuß (ca. 4,0 Meter). Auf einem kleinen Schiff wie der Golden Hinde würde dies bedeuten, das die Stückpforten im unteren Deck somit 15 bis 20 Zentimeter unter der Wasserlinie lagen. Sie müssen also zu diesem Zeitpunkt versiegelt worden sein.)
- ↑ CROPP, S. 178
Literatur
- Wolf-Ulrich Cropp: Goldrausch in der Karibik - Auf den Spuren von Sir Francis Drake. Delius Klasing Verlag, Bielefeld 2000, ISBN 3-7688-1175-1 (ausführliche Biographie, mit aktuellen Forschungen verknüpft)
- John Hampden (Hrsg.): Sir Francis Drake, Pirat im Dienst der Queen. Heine, 2001, ISBN 3-4531-8719-9 (übersetzte Originaltexte von Drakes Zeitgenossen)
- Hans P. Kraus: Sir Francis Drake: A Pictorial Biography: The Famous Voyage: The Circumnavigation of the World, 1577-1580 (engl.) (ausführlicher Artikel zur Weltumsegelung mit zahlreichen Bildern und Scans von Originaldokumenten)
- Francis Pretty: Sir Francis Drake's Famous Voyage Round The World. 1580 (Tagebuchaufzeichnungen eines der mitreisenden Gentlemen)
- John Sugden: Sir Francis Drake. Touchstone-Book, Simon + Schuster, New York 1991, ISBN 0-671-75863-2 (wichtigste Quelle für weite Passagen dieses Artikels)