Tulln an der Donau
Die Stadt Tulln ist der politische und wirtschaftliche Mittelpunkt des fruchtbaren Tullnerfeldes, das im Süden vom Wienerwald, im Norden vom Wagram begrenzt wird. Das Gemeindegebiet hat eine Ausdehnung von 72 km² und breitet sich zu beiden Seiten der Donau aus, die das Gebiet in einer Länge von rund 5 km durchfließt. Der bebaute Teil der Stadt ist hauptsächlich südlich der Donau. Die Stadt wird von zwei Bächen eingesäumt. Im Westen mündet die Große Tulln, im Osten die Kleine Tulln in je einen Donauarm. Die Seehöhe der Stadt ist 179,73 m. Die Umgebung der Stadt ist wie das gesamte Tullner Becken vollständig ebenes Terrain, das nur dort leicht wellig ist, wo sich einst Donauarme in das Land gedrängt haben.
Tulln ist eine der ältesten Städte Österreichs. Schon in vorrömischer Zeit besiedelt, wurde es in der 1. Hälfte des 1. Jahrhunderts nach Chr. das römische Reiterkastell Comagena, bzw. Comagenis, auch Stützpunkt der römischen Donauflotille. In den letzten Jahren der Römerherrschaft wird von einem Besuch des hl. Severin und der wunderbaren Rettung der Stadt vor den Barbaren berichtet.
Nach dem Nibelungenlied empfing in Tulln der Hunnenkönig Etzel Siegfrieds Witwe Kriemhilde. Noch am Ende des 8. Jahrhunderts als Stadt (Comagenis civitas) genannt, wird sie 859 erstmalig mit dem Namen Tullina urkundlich erwähnt. In der Karolingerzeit Gerichtsstätte und Sitz eines Grafen, erlangt Tulln in der Zeit der Babenberger Marktgrafen als Residenz und Donauhandelsplatz große Bedeutung, sodass sie als eine Hauptstadt des Landes bezeichnet wurde. Diese Stellung verliert Tulln durch den Aufschwung Wiens und eine Reihe schwerer Belastungen (Andringen der Donau, Verlagerung der Handelswege, große Brände kriegerische Dragsale, Türkeneinfälle, 30-jähriger Krieg, Franzoseninvasion). 1683 steht Tulln im Blickpunkt der europäischen Geschichte als Sammelplatz des Entsatzheeres zur Befreiung Wiens von den Türken.
Neuer Aufschung setzte mit dem 19. Jahrhundert (Donaubrücke, Bau der Franz Josefs-Bahn, Bezirkshauptmannschaft) und im 20. Jahrhundert (Schulen, Industrie) ein.
Heute besitzt Tulln landeshauptstädtische Funktionen für Agrarwesen, Messewesen, Rotes Kreuz, Feuerwesen, Zivil- und Katastrophenschutz, ist Verwaltungszentrum des gleichnamigen Bezirkes und durch die leichte Erreichbarkeit, sowohl mit den öffentlichen als auch mit den privaten Verkehrsmitteln, auch ein bedeutender Verkehrsknoten in Niederösterreich (zwei Donaubrücken, Bundesstraßen, Eisenbahn, Schiffsanlegestelle, Yachthafen, Militärflughafen). Weiters ist Tulln eine bedeutende Geschäftsstadt, insbesondere für Bekleidung, Rosen- und Messestadt (Int. Gartenbaumesse, Boot Tulln, usw.), eine Schulstadt mit mehreren höheren Schulen. 1994 wurde das Interuniversitäre Forschungsinstitut für Agrarbiotechnologie, kurz IFA, eröffnet. Mittlerweile hat die Fachhochschule Wiener Neustadt mit dem IFA den neuen Studiengang "Biotechnische Verfahren" entwickelt und somit Tulln zum Universitätsstandort gemacht.