Zum Inhalt springen

Holzschädlingsbekämpfung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 19. November 2006 um 16:49 Uhr durch Blaufisch (Diskussion | Beiträge) (Literatur: WP:LIT). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Holzschädlingsbekämpfung an Bau- und Werkhölzern dient im Vergleich zum vorbeugenden Holzschutz der Bekämpfung aktiv am Holz wirkender tierischer und pflanzlicher Holzschädlinge. Die Holzschädlingsbekämpfung im Forstbereich ist ein eigenes Thema.

Geschichte

Die Holzschädlingsbekämpfung ist nicht nur auf den Einsatz chemischer Mittel zu beschränken. Schon sehr früh hat der Mensch versucht seinen bevorzugten Baustoff Holz gegen Zerstörung durch Insekten und Pilze zu schützen.

  • Ankohlung, Verkohlung (ab ca. 5000 v.Chr. belegt durch Funde in der Fayum Wüste und dem Watt Qena, siehe auch Sutter 1986 S. 120)
  • Kälken
  • pflanzliche Öle wie Myrrhe, Weihrauch, Ölhefe etc. (ab ca. 2900 v.Chr. in Ägypten, Scheden 1860, S53)
  • Auslaugen durch Wasser und Saftentleerung (Theophrast, 4.Buch, 2.Kap. S132 nach Seidensticker 1886, S.274)
  • Holzdestillationsprodukte: Holzteer, Holzessig,Kreosot (ab ca. 1000 v. Chr. z.B. in Griechenland nach Hösli J.P., 1982, S.29-36)
  • Rauch
  • bituminöse Beschichtungen: Teer, Pech (belegt ab ca. 3000 v.Chr. nach Strabo (16p739) zitiert aus Hirt 1821, S160)
  • Salz
  • Quecksilber und Arsenverbindungen (z.B. ca. 800 v.Chr.in China, Plinius, XXXVI, 3, 19 nach Seidensticker, 1886, S.1886)

Bei bereits befallenen Holz wurde die Bauteile jedoch meist ausgetauscht da keine geeigneten Mittel zur Bekämpfung zur Verfügung standen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden durch die fortschreitende industrielle Entwicklung und Forschung zunehmend Methoden entwickelt, um in den zahlreich errrichteten Gebäuden einen Befall durch tierische und pflanzliche Holzschädlinge erfolgreich bekämpfen zu können.

Gefährdungen an Bau und Werkhölzern

Die Gefährdungen eines Befalls von Bau- und Werkhölzern lassen sich in zwei Gruppierungen unterteilen:

Tierische Holzschädlinge

Grundsätzlich sollte zwischen Frischholz- und Trockenholzschädigenden Insekten unterschieden werden. In unseren Regionen lassen sich die für das Bau- und Werkholz relevanten holzzerstörende Käfer und Ihre Larven meist folgenden verschiedene Familien zuzuordnen.

Die meisten Bockkäferarten sind Insekten die Frischholz- oder Feuchtholz befallen, was oft zu fehlerhaften Interpretationen führt. Unter den Bockkäfern ist allerdings auch der Hausbockkäfer hylotrubes bajulus zu finden, der wichtigste Trockenholzschädling unseres Kontinents.
Dies Nagekäfer mit Ihrem gedrungenen, meist dunkelbraun gefärbten Körper sind als Insekten die Trockenholz befallen bekannt. Der wichtigste Vertreter ist hier der Gewöhnliche Nagekäfer anobium punctatum im Volksmund auch „Holzwurm“ genannt.
Die Lyctusarten allen voran der Braune Splintholzkäfer lyctus brunneus haben sich einen üblen Ruf als Holzschädiger von Importhölzern aber auch einheimischen Laubholzarten erworben. Daher sind vor allem das Importhölzer verarbeitenden Gewerbe und die Museen nicht gut auf Ihn zu sprechen.
Die Bohrkäfer sind wie die Splintholzkäfer Liebhaber tropischer Hölzer, namentlich wären hier der Kapuzinerkäfer bostrychus capucinus und der Bambusbohrer dinoderus minutus zu nennen
  • Marine Holzschädlinge
Besonders hölzernerne Schiffsrümpfe werden auf ihrer Fahrt durch verschiedene Organismen bewachsen. Das nennt man Fouling. Die meisten dieser Arten beschädigen das Holz selbst nicht, der Schiffsbohrwurm (Teredo navalis), eine Muschel richtet am Holz jedoch große Schäden an.

Ergänzend seien hier noch einige Trockenholz bewohnende Insekten oder nur stark eingeschränkt holzschädigende Insekten genannt.

  • Termiten Isoptera (In Deutschland nur sehr selten und vereinzelnd vorkommend)
  • Holzwespen Siricidae (Wird öfters in neuen Dachstühlen und Holzbauteilen angetroffen und sorgt für Streit mit den Bauherren. Die Holzwespen sind allerdings Frischholzinsekten und legen Ihre Eier nicht in Trockenholz ab)
  • Ameisen Formicoidae (Vor allen die Rossameisen Camponotus herculeanus und die Holzameisen Camponotus floridanus kommen als Schädiger an Bauhölzern vor, brauchen aber im Ansatz eine gewisse Vorschädigung des Holzes)
  • Diebskäfer Ptinidae, Gibbium psylloides die in den Randzonen des Holzes der Altbauten sich kleine Nistplätze im Holz schaffen. Die Käfer tun sich jedoch mehr als entnervende überall vorzufindende „Krabbler" hervor.

Pflanzliche Holzschädlinge

Beim Versuch einer Systematisierung der pflanzlichen Holzschädlinge erscheint eine Einteilung in die charakterischen Zerstörungserscheinungen sinnvoll:

Braunfäule

Die Braunfäule (Destruktionsfäule) zerstört zunächst die Zellulose der Holzsubstanz. Die Hauptbestandteile des Holzes sind helle und dunkle Substanzen. Da Zellulose zu den hellen Bestandteilen des Holzes zählt, bleiben die bräunlichen Substanzen zurück. Entsprechend verfärbt sich das befallene Holz dunkel bis braun und es werden in einigen Fällen auch die charakteristischen Querrisse sichtbar Würfelbrüchigkeit.

Typische Vertreter der Braunfäule (Abbau der Zellulose) sind: Echter Hausschwamm, Brauner Kellerschwamm, Weißer Porenschwamm, Blättlinge

Weissfäule

Die Weissfäule zerstört zunächst das Lignin der Holzsubstanz. Die Hauptbestandteile des Holzes sind helle und dunkle Substanzen. Da Zellulose zu den hellen Bestandteilen des Holzes zählt bleibt weisses fasriges zerstörtes Holz zurück.

Typische Vertreter der Weissfäule (Abbau von Lignin) sind: Ausgebreiteter Hausporling, Zimtbrauner Porenschwamm, Sternsetenpilz, Echter Zunderschwamm

Simultanfäule

Einige Pilze greifen aber auch beide Holzbestandteile (Lignin und Zellulose) gleichzeitig an und werden daher als so genannte Simultanfäule bezeichnet.

Typische Vertreter der Simultanfäule sind: Kiefern-Feuerschwamm (Phellinus pini), Phytophthora-Arten

Gesetzliche Regelungen

Die Bekämpfung Pflanzlicher und tierischer Holzschädlinge ist im wesentlichen in der DIN 68800 Teil 4 geregelt


Verfahrenstechniken

Die zur Zeit in Deutschland zugelassenen Holzschädlingsbekämpfungsverfahren lassen sich in folgende Kategorien einteilen:

Chemische Holzschädlingsbekämpfung

Hier werden unter Verwendung nach Holzschutzmittelverzeichniss zugelassener chemischer Holzschutzmittel pflanzliche und tierische Holzschädlinge bekämpft. Die chemische Bekämpfung holzzerstörender Insekten lässt sich grob in zwei Bereiche untergliedern.

  • Chemische Bekämpfung durch Behandlung der Holzoberfläche
  • Chemische Bekämpfung durch Bohrlochinjektionen



Heißluftverfahren

Durch Aufheizung befallener Holzbauteile werden tierische Holzschädlinge abgetötet. Die Bekämpfung im Heißluftverfahren erfolgt im wesentlichen in zwei Anwendungstechniken

  • Holzschädlingsbekämpfung an den Holzbauteilen oder der hölzernen Gesamtkonstruktion eines Gebäudes mit mobilen Gerätschaften.
  • Holzschädlingsbekämpfung in meist stationären feuchtegeregelten Klimakammern mit geschlossenen Luftkreisläufen. Der Einsatz zielt auf transportable Holzbauteile. Durch die genaue Steuerung der Temperatur und Feuchte können in dieser Technik auch sehr empfindliche Teile behandelt werden.


Mobile Bekämpfung an Gebäuden

Grundzüge der Verfahrenstechnik:

Mit Hochleistungslufterhitzern werden große Mengen heißer Luft (~ 12.000m³/h mit 120 °C) in den Dachstuhl geblasen. Durch kontinuierliche Umströmung aller freiliegenden Konstruktionshölzer mit heißer Luft werden diese langsam aufgeheizt.

Bei einer Temperatur ab 55 °C im Holzinneren beginnt die Abtötung der darin befindlichen Larven und Eier. Nach 60 Minuten ist durch die hohe Zeittoleranz die Abtötung in jedem Fall erfolgt. Die Wirkungsweise der thermischen Verfahren besteht darin, dass durch ausreichend hohe Temperaturen im gesamten Holzquerschnitt die darin befindlichen Insekten durch Eiweisgerinnung in allen Stadien (Eier, Larven, Puppen, Käfer) abgetötet werden. Durch regelmäßige Kontrolle der Luft- und Holzkerntemperaturen durdch Messfühler wird die Abtötung kontrolliert. Die Beheizung lässt sich bei entsprechender Planung und Sondertechnik auch in schwer zugänglichen oder abgeschirmten Bereichen einsetzen (z.B. ausgebaute Dachschrägen, Abstellungen, Deckenhohlräume oder ähnliches). Erfahrungsgemäß sind als Beheizungszeit für einen durchschnittlichen Dachstuhl ca. 6 bis 14 Stunden notwendig.

Durch dieses Verfahren lässt sich in den durchheizten Hölzern ohne Einbringung von chemischen Wirkstoffen eine 100 prozentige sofortige Abtötung aller Holzschädlinge erreichen. Der Erfolg der Maßnahme hängt von einer gewissenhaften Planung, einer fachgerechten handwerklichen Ausführung und den damit verbundenen Qualitätssicherungsmaßnahmen ab. Mit den Bekämpfungsmaßnahmen sind nur Fachfirmen mit entsprechender Sachkunde (z. B. Sachkundenachweis für Holzschutz am Bau) zu betrauen, die über einschlägige Kenntnisse, nachweisbare Erfahrungen und die erforderliche Technik verfügen (siehe jeweilige Landesbauordnungen, DIN 68 800 Teil 4 sowie VOB ).

Die thermischen Verfahren bieten keinen vorbeugenden Schutz gegen einen Neubefall durch holzzerstörende Insekten.

Dichtigkeit:

Der zu behandelnde Raum selbst muss keine vollständige Dichtigkeit besitzen, da ständig Heißluft zugeführt wird die dann der nachströmenden Heißluft Platz machen muß.Allerdings ist ein unkontrolliertes Entweichen der zugeführten Heißluft über größere Öffnungen wie z. B. Fenster, Türöffnungen etc. nicht sinnvoll. Vielmehr sollte die Luft gezielt an den tiefsten Punkten des Raumes entweichen (z.B. Traufe des Daches)

Temperaturen:

Das Objekt bedarf der besonderen Überprüfung hinsichtlich der Hitzeverträglichkeit Die Luft-Temperatur sollte im zu behandelnden Raum langfristig 120°C nicht überschreiten. Die Austrittsöffnung des Zuleitungsrohres ist mindestens in 1 m Entfernung von leicht entflammbaren Stoffen (Baustoffklasse B3 nach DIN 4102 Teil 1; Papier, Pappe und dgl.) zu halten.Bei Vorhandensein hitzeempfindlicher Bauteile (Kunststoffe, elektronische Bauteile etc.) innerhalb der zu beheizenden Räume sind geeignete Vorkehrungen zu treffen.

Eine besondere Überprüfung hinsichtlich Hitzeverträglichkeit bedürfen:

  • Antennen, Möbel, Kunststoffe (Gehäuse, Schellen, Rohre und dgl.)
  • elektrische, elektronische und mechanische Anlagen
  • Fenster, Türen, Jalousien
  • Dicht-, Sperr- und Unterspannbahnen
  • neue Hölzer
  • beschichtete Bauteile
  • verleimte Holzverbindungen, Stucke, Fresken und dgl.

Auswirkungen der Erwärmung können sein:

  • Feuchtigkeitsverlust
  • thermische Ausdehnung
  • Verflüssigung von Feststoffen
  • Verdampfen von Flüssigkeiten, Druckerhöhung in geschlossenen Behältern und Leitungen (Explosionsgefahr!)
  • punktuelle Überhitzung (Aufliegen von Kabeln auf Metallteilen etc.)
  • chemische-thermische Reaktionen unkontrolliertes Austreten bzw. Eindringen von Heißluft und Stäuben.

Mögliche Maßnahmen zum Schutz hitzeempfindlicher Teile sind:

  • Ausbau der Teile
  • definierte Begrenzung der Heißlufttemperatur
  • Wärmeisolierung
  • Abdichten mit Folien zur Verhinderung von Feuchtigkeitsverlust
  • künstliche Kühlung

Eine Selbstentzündung von unbeschichteten Holzbauteilen kann bei langzeitiger Aufheizung bei Temperaturen die unter ca. 240°C verbleiben nicht erfolgen


Stationäre Anlagen

Die stationäre Anlagen nutzen das gleiche Anwendungsprinzip. Zur Behandlung dienen entsprechend konstruierte Kammern in denen vor allem transportale Teile behandelt werden. In einem geschlossenen Kreislauf wird elektronisch gesteuert die Luft entsprechend temperiert und befeuchtet.


Begasung

Es gibt zwei Gruppen von Gasen, die angewendet werden:

  • Gase, deren Anwendung wegen ihrer hohen Toxizität (Giftigkeit) den Nachweis einer besonderen Befähigung des Anwenders erfordert.
  • Gase, die überwiegend erstickend wirken und keiner Anwendungsbeschränkung unterliegen.

Durch Begasung befallener Hölzer werden in Gebäuden oder in Kammern (z.B. Containerbegasung) tierische Holzschädlinge abgetötet

Siehe auch

Schädlingsbekämpfung, Biologische Schädlingsbekämpfung, Holzschutzmittel , Holzschutz

Literatur

  • Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) (Hrsg.): Holzschutzmittelverzeichnis. Verzeichnis der Holzschutzmittel mit allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung - Auflistung der Holzschutzmittel mit RAL-Gütezeichen - Auflistung der Bläueschutzmitel nach VDL-Richtlinie. 53. Auflage 2005, 307 Seiten, 14,4 x 21 cm, kartoniert, Erich Schmidt Verlag Berlin ISBN: 3-503-08395-2
  • Jochen Müller: Holzschutz im Hochbau. Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-8167-6647-1
  • Dietger Grosser: Pflanzliche und tierische Bau- und Werkholzschädlinge. München 1984
  • Hans Peter Sutter: Holzschädlinge an Kulturgütern erkennen und bekämpfen. Verlag Paul Haupt, Bern Stuttgart Wien 2002, ISBN 3-2580-6443-1
  • G. Becker: Untersuchungen über die Ernährungsphysiologie der Hausbockkäfelarven. 1941, Z.vergl. Physiologie,29/3,315-388
  • W. Behrenz G. Technau: Untersuchungen zur Immunisierung des Holzes durch Heißluftbehandlung. 1956
  • DIN Deutsche Gesellschaft f. Holzforschung e.V. (Hrsg.): Holzschutz Erläuterungen zur DIN 68800 Teil 2, 3, 3. Beuth Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-410-13959-1

Allgemein

Bekämpfung