Joseph Buttinger
Joseph Buttinger alias Gustav Richter (*30. April 1906 in Reichersbeuern; †4. März 1992 in New York City) zählte sowohl in der Untergrundphase der Bewegung (1934-1938) wie auch im Exil (1938-1945)zu den wichtigsten politischen Akteuren der österreichischen Sozialdemokratie. Er war es, der gemeinsam mit Otto Bauer und Friedrich Adler den klaren, kompromisslosen und nicht unumstrittenen Kurs der Politik dieser Jahre festlegte, der nach Bauers Tod (1938) und Buttingers Abgang (1942)bis 1945 ohne substanzielle Änderungen beibehalten wurde. Nach dem Ausscheiden aus der Auslandsvertretung der österreichischen Sozialisten absolvierte er in den USA ein Universitätsstudium. Von 1945-47 war er als Europadirektor des International Rescue Committee in Paris und Genf tätig. Im Zuge des Vietnamkrieges der USA unternahm er mehrere Studienreisen in dieses Land und etablierte durch zahlreiche Publikationen seinen Ruf als Ostasienexperte. Nebenbei baute er eine zirka 50.000 Bände umfassende sozialpolitische Studienbibliothek ("Buttinger-Library") auf, die aufgrund einer letzwilligen Verfügung im Jahr 1971 mit Masse an die Universität Klagenfurt kam. Seine über Südostasien gesammelte Literatür befindet sich als Vietnam-Studienbibliothek an der Harvard University (USA).
Der politische Weg
Joseph Buttinger stammt aus einer Arbeiterfamilie (Wanderarbeit in Deutschland und Österreich) und schloss sich früh der Arbeiterbewegung an. Im Jahr 1926 wurde er Hortleiter der Kinderfreunde in St. Veit an der Glan (Kärnten) und wurde bereits mit 24 Jahren sozialistischer Parteisekretär in diesem Bezirk. Als er nach dem Parteiverbot seine politischen Tätigkeiten fortsetzte wurde er Anfang 1934 verhaftet und wegen Organisierung illegaler Tätigkeiten drei Monate im Polizeigefängnis Villach festgehalten. Nach seiner Entlassung ging Buttinger nach wien, wo er sich bei den illegalen Revolutionären Sozialisten engagierte. Nach der Verhaftung von zwei Parteivorsitzenden (Ackermann, Sailer) übernahm Buttinger 1935 die Führung der Revolutionären Sozialisten, die er mit dem Segen des in die Tschechoslowakei emigrierten Otto Bauers von einer Massenpartei zu einer konspirativen Kaderpartei umbaute. Am 12. März 1938 flüchtet er mit seiner späteren Frau Muriel Gardiner zunächst nach Brüssel, wo er mit Otto Bauer und Friedrich Adler zusammentrifft und eine Einigung über die Zusammenlegung der Revolutionären Sozialisten mit Otto Bauers Auslandsbüro der österreichischen Sozialdemokraten (ALÖS) zur Auslandsvertretung der österreichischen Sozialisten (AVOES) erzielt. Diese Auslandsvertretung tritt am 1.April 1938 unter Buttingers Führung zu einer zweitägigen Sitzung zusammen.(Sitzungsteilnehmer: Joseph Buttinger, Friedrich Adler, Otto Bauer, Otto Leichter, Oscar Pollak, Karl Hans Sailer, Manfred Ackermann und Josef Podlipnig) Das Ergebnis geht als Brüssler Resolution (auch Brüssler Manifest, Brüssler Deklaration)an die Öffentlichkeit.
Werk
- Am Beispiel Österreichs – ein geschichtlicher Beitrag zur Krise der sozialistischen Bewegung, 1953
- Das Ende der Massenpartei – am Beispiel Österreichs, 1972
- Der kampfbereite Drache – Vietnam nach Dien Bien Phu, 1968
- Vietnam – a political history, 1968
- Rückblick auf Vietnam, 1976
- Ortswechsel – die Geschichte meiner Jugend, 1979.
Literatur
- Muriel Gardiner u. Joseph Buttinger, Damit wir nicht vergessen – unsere Jahre 1934-1947 in Wien, Paris und New York, 1978.Er war es, der gemeinsam mit Otto Bauer und Friedrich Adler den klaren, kompromisslosen und nicht unumstrittenen Kurs der Politik dieser Jahre festlegte, der auch nach Bauers Tod und Buttingers Abgang (1942)ohne substanzielle Änderungen von Friedrich Adler bis Kriegsende beibehalten wurde.
nach dem Ausscheiden