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Mittelartillerie

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Datei:Scharnhorst-11.jpg
Ein 15-cm-Zwillingsturm (Vordergrund) und eine 15 cm-Einzellafette (Hintergrund) auf dem deutschen Schlachtschiff Scharnhorst im Zweiten Weltkrieg
Datei:Barham 1930s.jpg
Das aus dem Ersten Weltkrieg stammende britische Schlachtschiff Barham trug seine Mittelartillerie in seitlich eingebauten Kasematten

Unter Mittelartillerie versteht man die Rohrwaffen mittleren Kalibers, die auf Großkampfschiffen (v.a. Schlachtschiffen) zur Abwehr kleinerer Seeziele bzw. zur Unterstützung der Hauptwaffen installiert wurden. Ihr Kaliber bewegt sich üblicherweise im Bereich zwischen 10 bis 15 cm. Mit dem Ende der Ära der großen geschützbewehrten Kriegsschiffe nach dem Zweiten Weltkrieg ist diese Kategorisierung aber heute hinfällig geworden.

Entstehung und Entwicklung

Um 1900 wurde das kleine, wendige Torpedoboot zum gefährlichen Gegner der großen und schwerfälligen Linienschiffe. Man begann daher, die Großkampfschiffe zusätzlich mit kleineren, schnellfeuernden Geschützen zu bestücken, die unabhängig vom Gefecht der Hauptwaffen in der Lage waren, Torpedobootsangriffe abzuwehren. Ursprünglich waren diese Geschütze in Kasematten in den oberen Decks oder Aufbauten der Schiffe eingebaut. Später ging man dazu über, sie wie die Hauptartillerie auf dem Oberdeck zu plazieren. Mit dem Bau immer größerer Schlachtschiffe wurden dann auch die Geschütze der Mittelartillerie in Türmen zusammengefasst.

Einen Höhepunkt in der Bestückung mit Mittelartillerie bildeten die japanischen Schlachtschiffe Yamato und Musashi aus dem Zweiten Weltkrieg. Bei ihrer Indienstellung trugen beide je vier Drillingstürme mit 15,5-cm-Geschützen, zwei davon in jeweils überhöhter Aufstellung vorne und achtern hinter der Hauptartillerie und je einen auf jeder Schiffsseite. Kennzeichnend für den Bedeutungsverlust der mittleren Artillerie ist die Tatsache, dass die beiden seitlichen Türme bald entfernt wurden, um zusätzliche Flugabwehrwaffen einbauen zu können.

Nicht alle Schlachtschiffe trugen eine Mittelartillerie-Bestückung. Die Schlachtschiffe der amerikanischen Iowa-Klasse (ab 1943) beispielsweise verzichteten zugunsten von zehn 12,7-cm-Zwillings-Flaktürmen auf eine derartige Bewaffnung. Auch auf den britischen Schlachtschiffen der King-George-V.-Klasse wie der HMS Prince of Wales (1941) (ab 1939) war bereits zugunsten schnellfeuernder, großkalibriger Flugabwehrwaffen auf Mittelartillerie verzichtet worden. Die deutschen Schlachtschiffe Bismarck und Tirpitz (ab 1940) trugen hingegen zwölf 15-cm-Geschütze in sechs Zwillingstürmen, diese Aufstellung wurde später als gefechtstaktisch besonders effektiv herausgestellt, obwohl diese Waffen nie ihren eigentlichen Zweck, die Bekämpfung kleiner und beweglicher Seeziele, erfüllten.

Leistungsparameter eines Mittelartillerie-Geschützes

(am Beispiel der 15-cm-Geschütze, die bei der deutschen Kriegsmarine im Zweiten Weltkrieg zum Einsatz kamen, siehe Bild)

15-cm-SK C 34 (Schnellfeuerkanone; Konstruktionsjahr 1934):

  • Rohrgewicht: 9,1 ts
  • Rohrlänge: 8,2 m
  • Geschossgewicht: 45,3 kg
  • Mündungsgeschwindigkeit: 875 m/sec
  • max. Reichweite: 23 km
  • Feuergeschwindigkeit: 6 Schuss/min