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Joseph von Eichendorff

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Joseph Freiherr von Eichendorff
Joseph Freiherr von Eichendorff

Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff (* 10. März 1788 Schloss Lubowitz bei Ratibor, Oberschlesien; † 26. November 1857 in Neisse) war ein bedeutender Dichter und Schriftsteller der deutschen Romantik.

Leben

Joseph Freiherr von Eichendorff wurde 1788 auf Schloss Lubowitz (Łubowice, heute: Polen) bei Ratibor (Racibórz) als Sohn des preußischen Offiziers und Freiherrn Adolf Theodor Rudolf von Eichendorff und dessen Frau Karoline (geb. von Kloch) geboren. Joseph wurde von 1793 bis 1801 zusammen mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Wilhelm von Bernhard Heinke im Hause unterrichtet. Mit dem 12. November 1800 begannen die Tagebuchaufzeichnungen. Es folgten neben umfangreicher Lektüre von Abenteuer- und Ritterromanen und antiken Sagen auch erste literarische Versuche.

Mit dem Oktober 1801 begann für Joseph und Wilhelm gleichzeitig der Besuch des katholischen Gymnasiums in Breslau mit Internen-Wohnung im St.-Josephs-Konvikt (bis 1804). Von 1805 bis 1806 studierte Eichendorff in Halle Jura, von 1807 bis 1808 dann in Heidelberg, wo er sich mit dem Dichter Isidorus Orientalis befreundete, der großen Einfluss auf Eichendorff und sein Werk gewann. Noch 1808 unternahm er eine Bildungsreise, die ihn nach Paris und Wien führte. 1809 kehrte er nach Lubowitz zurück, um dem Vater bei der Verwaltung der Güter zur Seite zu stehen. Mit Joseph Christian von Zedlitz verband Eichendorff aus seiner Gymnasialzeit eine Jugendfreundschaft.

Im Winter 1809/10 fand sich Eichendorff wieder im Universitätsbetrieb, nun aber in Berlin. Hier hörte er Fichte und traf mit Arnim, Brentano und Kleist zusammen. Im Sommer 1810 setzte er dann in Wien das Studium der Rechte fort, das er 1812 abschloss.

Von 1813 bis 1815 nahm Eichendorff als Lützowscher Jäger an den Befreiungskriegen teil. 1816 begab er sich in den preußischen Staatsdienst, zuerst als Referendar in Breslau. 1817 wurde seine Tochter Therese geboren. 1821 wurde er zum katholischen Kirchen- und Schulrat zu Danzig, 1824 zum Oberpräsidialrat zu Königsberg ernannt. Mit den Diensten für diverse preußische Ministerien siedelte er dann 1831 nach Berlin. 1841 wurde Eichendorff zum Geheimen Regierungsrat ernannt. 1844 nahm er wegen Meinungsverschiedenheiten in Konfessionsfragen den Abschied und ließ sich pensionieren. Er zog mit seiner Frau Louise zu seiner Tochter Therese und deren Mann, dem preußischen Offizier Louis von Besserer-Dahlfingen. Um den Unruhen der Revolution zu entkommen, reiste er 1849 von Dresden für ein paar Tage nach Köthen. Dort erwarb 1854 seine Tochter das Haus von Major Nicolaus Joseph von Holly-Ponienczecz. Die genauen Gründe für den Erwerb sind unklar, da sich die Tochter kaum in Köthen aufhielt und sich ihr Vater nach eigenem Bekunden als Hauseigentümer sah. Eichendorff fuhr im April 1855 erneut nach Köthen und hielt sich dort im besagten Haus bis Oktober auf.

In diesem Haus in Köthen hielt sich Eichendorff von April bis Oktober 1855 auf.

Von 18561857 weilte er als Gast des Breslauer Erzbischofs Heinrich Förster auf dessen Sommerresidenz Schloss Johannisberg bei Jauernig und schrieb dort auch. Eichendorff starb am 26. November 1857 in Neisse (Schlesien).

Seit 1956 gibt es den Eichendorff-Literaturpreis, gestiftet vom Wangener Kreis, der auch das Eichendorff-Museum in Wangen im Allgäu initiierte. Die seit 1931 existierende Eichendorff-Gesellschaft widmet sich der Erforschung von Leben, Werk und Wirkung Eichendorffs. Von 1935 bis 1943 wurde ein Joseph Freiherr von Eichendorff-Preis vergeben.

Medaillenporträts

  • ohne Jahr: einseitiger Bronzeguß, 110 mm. Medailleur: Karl Seckinger (1897-1978)
  • 1957: einseitiger Eisenguss, 136 mm. Medailleur: Peter Lipp (1902-1975). Gießerei: Buderus.

Denkmäler für den Dichter Joseph von Eichendorff

(Quellenangabe: Alle Angaben sind dem Zentralregister der Preußischen Personen- und Kriegerdenkmäler entnommen.)

  • Standbild in Breslau (Hauptstadt der Provinz Schlesien) von Bildhauer Alexander Kraumann (Frankfurt/ Main); errichtet 1911
  • Büstendenkmal in Neisse von Bildhauer Ernst Seger (Berlin/Breslau)
  • Sitzstatue in Ratibor – Die Statue zeigt den Dichter auf einem Baumstumpf sitzend, einen Finger in das auf seinen Knieen liegende Buch gesteckt, den Blick in die Ferne gerichtet.

Werke

Romane und Erzählungen

  • Die Zauberei im Herbste (1808) (Märchen)
  • Ahnung und Gegenwart (1815)
  • Das Marmorbild (1819)
  • Aus dem Leben eines Taugenichts (1826)
  • Viel Lärmen um nichts (1833)
  • Dichter und ihre Gesellen (1834)
  • Das Schloß Dürande (1836)
  • Unstern (1839)
  • Die Entführung (1839)
  • Eine Meerfahrt (1841)
  • Die Glücksritter (1841)

Theaterstücke

  • Krieg den Philistern (1824)
  • Ezzelin von Romano (1828)
  • Meierbeths Glück und Ende (1828)
  • Der letzte Held von Marienburg (1830)
  • Die Freier (1833)

Gedichte

  • Die Riesen Anklänge (1808)
  • Abschied (1810)
  • Zwielicht (1812)
  • Sehnsucht (1834)
  • Die Mondnacht (1837)
  • Julian (Epos) (1853)
  • Robert und Guiscard (Epos) (1855)
  • Lucius (Epos) (1857)
  • Der Abend
  • Wünschelrute (1835)
  • Der Einsiedler
  • Waffenstillstand der Nacht
  • Schöne Fremde (vor 1834)
  • Das zerbrochene Ringlein
  • Echte Liebe
  • Die Blätter fallen
  • Der Soldat
  • Wanderlied der Prager Studenten
  • An der Grenze
  • Heimweh
  • Der Morgen
  • Der Gärtner
  • Der frohe Wandersmann
  • Waldgespräch
  • Frische Fahrt
  • Durcheinander
  • Wunder über Wunder
  • Frisch auf!
  • Allgemeines Wandern
  • Nachts
  • Die Nachtblume
  • Morgengebet (1814)
  • Der Glücksritter
  • Der Nachtvogel
  • Frühlingsnacht
  • Kurze Fahrt
  • Neue Liebe
  • Schifferspruch
  • So oder so
  • Der Kehraus
  • Die zwei Gesellen
  • Winternacht
  • Vöglein in den sonn'gen Tagen
  • Trost
  • An meinem Geburtstage
  • Weihnachten
  • In Danzig (1842)
  • Reiselied
  • Der stille Grund
  • Der Blick
  • Die Nacht
  • Die Stillen
  • Der letzte Gruß
  • Erinnerung

Literatur

  • Helmut Bernsmeier: Joseph von Eichendorff. Stuttgart: Reclam. 2000. (= Universal-Bibliothek; 15221; Literaturwissen für Schule und Studium) ISBN 3-15-015221-6
  • Mi-Young Chang: Die Sonette Joseph von Eichendorffs. Untersuchung der thematischen und stilistischen Entwicklung des lyrischen Werkes. Frankfurt am Main u.a.: Lang. 1992. (= Europäische Hochschulschriften; Reihe 1, Deutsche Sprache und Literatur; 1258) ISBN 3-631-43935-0
  • Günther Debon: Das Heidelberger Jahr Joseph von Schleichendorffs. Heidelberg: Guderjahn. ISBN 3-924973-13-X
  • Joseph von Eichendorff. Leben und Werk in Texten und Bildern. Hrsg. von Wolfgang Frühwald. Frankfurt am Main: Insel. 1988. (= Insel-Taschenbuch; 1064) ISBN 3-458-32764-9
  • Harry Fröhlich: Dramatik des Unbewußten. Zur Autonomieproblematik von Ich und Nation in Eichendorffs "historischen" Dramen. Tübingen: Niemeyer. 1998. (= Untersuchungen zur deutschen Literaturgeschichte; 95) ISBN 3-484-32095-8
  • Armin Gebhardt: Eichendorff. Der letzte Romantiker. Marburg: Tectum. 2003. ISBN 3-8288-8535-7
  • Philipp W. Hildmann: "Solches Gepolter in der Kirche". Studien zu Joseph von Eichendorffs Streitschrift zum Deutschkatholizismus. Münster u.a.: Lit. 2001. (= Literatur - Medien - Religion; 3) ISBN 3-8258-5028-5
  • Martin Hollender: Die politische und ideologische Vereinnahmung Joseph von Eichendorffs. Einhundert Jahre Rezeptionsgeschichte in der Publizistik (1888-1988). Frankfurt am Main u.a.: Lang. 1997. (= Europäische Hochschulschriften; Reihe 1, Deutsche Sprache und Literatur; 1606) ISBN 3-631-31254-7
  • Rudolf Käch: Eichendorffs Taugenichts und Taugenichtsfiguren bei Gottfried Keller und Hermann Hesse. Bern u.a.: Haupt. 1988. (= Sprache und Dichtung. N.F.; 39) ISBN 3-258-03965-8
  • Johannes Kersten: Eichendorff und Stifter. Vom offenen zum geschlossenen Raum. Paderbornu.a.: Schöningh. 1996. ISBN 3-506-74439-9
  • Klaus Köhnke: "Hieroglyphenschrift". Untersuchungen zu Eichendorffs Erzählungen. Sigmaringen: Thorbecke. 1986. (= Aurora-Buchreihe; 5) ISBN 3-7995-1805-3
  • Hermann Korte: Das Ende der Morgenröte. Eichendorffs bürgerliche Welt. Frankfurt am Main u.a.: Lang. 1987. (= Historisch-kritische Arbeiten zur deutschen Literatur; 6) ISBN 3-8204-9650-5
  • Hermann Korte: Joseph von Eichendorff. Reinbek bei Hamburg : Rowohlt-Taschenbuch-Verl. 2000. (= rororo; 50568; Rowohlts Monographien) ISBN 3-499-50568-1
  • Klaus Dieter Krabiel: Tradition und Bewegung. Zum sprachlichen Verfahren Eichendorffs. Stuttgartu.a.: Kohlhammer. 1973. (= Studien zur Poetik und Geschichte der Literatur; 28)
  • Thomas Lick: Eichendorff-Bibliographie. Forschungsliteratur zu Leben und Werk Joseph von Eichendorffs 1926-1995. St. Katharinen: Scripta-Mercaturae-Verl. 1998. ISBN 3-89590-053-2
  • Rolf Krafft Ligniez: Das Bild des Dichters in Eichendorffs Lyrik. Herbert Utz Verlag, München 2003, ISBN 3-8316-0296-4
  • Robert Mühlher: Lebendige Allegorie. Studien zu Eichendorffs Leben und Werk. Sigmaringen: Thorbecke. (= Aurora-Buchreihe; 6) ISBN 3-7995-2028-7
  • Wolfgang Nehring: Spätromantiker. Eichendorff und E. T. A. Hoffmann. Göttingen: Vandenhoeck u. Ruprecht. 1997. ISBN 3-525-01219-5
  • Stefan Nienhaus: Eichendorffs Wiederholungsstil. Eine Untersuchung des Erzählwerks. Münster: Kleinheinrich. 1991. (= Münstersche Beiträge zur deutschen und nordischen Philologie; 9) ISBN 3-926608-70-6
  • Heinz Ohff: Joseph Freiherr von Eichendorff. Berlin: Stapp. 1983. (= Preußische Köpfe; 13) ISBN 3-87776-162-3
  • Wolfgang Paulsen: Eichendorff und sein Taugenichts. Die innere Problematik des Dichters in seinem Werk. Bern u.a.: Francke. 1976.
  • Ursula Regener: Formelsuche. Studien zu Eichendorffs lyrischem Frühwerk. Tübingen: Niemeyer. 2001. (= Untersuchungen zur deutschen Literaturgeschichte; 110) ISBN 3-484-32110-5
  • Franz Xaver Ries: Zeitkritik bei Joseph von Eichendorff. Berlin: Duncker u. Humblot. 1997. (= Schriften zur Literaturwissenschaft; 11) ISBN 3-428-08673-2
  • Theresia Sauter Bailliet: Die Frauen im Werk Eichendorffs. Bonn: Bouvier. 1972. (= Abhandlungen zur Kunst-, Musik- u. Literaturwissenschaft; 118)
  • Daniela Schirmer: Am Beispiel Eichendorff. Zur Didaktik eines Autors der Romantik im Dritten Reich. Frankfurt am Main u.a.: Lang. 2004. (= Beiträge zur Geschichte des Deutschunterrichts; 55) ISBN 3-631-52053-0
  • Günther Schiwy: Eichendorff. Der Dichter in seiner Zeit. Eine Biographie. München: Beck. 2000. ISBN 3-406-46673-7
  • Volkmar Stein: Joseph von Eichendorff. Ein Lebensbild. Würzburg : Bergstadtverl. Korn. 2001. ISBN 3-87057-242-6
  • Martina Steinig: ``Wo man singt, da lass' dich ruhig nieder...´´ Lied- und Gedichteinlagen im Roman der Romantik. Eine exemplarische Analyse von Novalis' Heinrich von Ofterdingen und Joseph von Eichendorffs Ahnung und Gegenwart. Mit Anmerkungen zu Achim von Arnims Armut, Reichtum, Schuld und Buße der Gräfin Dolores. Berlin: Frank und Timme. 2006. ISBN 3-86596-080-4
  • Paul Stöcklein: Joseph von Eichendorff. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. 16. Aufl. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt. 1993. (= Rowohlts Monographien; 84) ISBN 3-499-50084-1
  • Günter Strenzke: Die Problematik der Langeweile bei Joseph von Eichendorff. Hamburg: Lüdke. 1973. (= (Geistes- u. sozialwissenschaftliche Dissertationen; 28)
  • Martin Wettstein: Die Prosasprache Joseph von Eichendorffs. Form und Sinn. Zürich u.a.: Artemis. 1975. (= Zürcher Beiträge zur deutschen Literatur- und Geistesgeschichte; 43)
Wikisource: Joseph von Eichendorff – Quellen und Volltexte
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