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Chausseestraße

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Die Chausseestraße in Berlin-Mitte/Wedding bildet die Verlängerung der Friedrichstraße vom Oranienburger Tor in nordwestlicher Richtung. Sie liegt vor dem Oranienburger Tor und ist die älteste Straße der Oranienburger Vorstadt. Die Straßenlänge beträgt circa 2 km in Nordwest-Südost-Richtung; die Straße geht in die Müllerstraße im Stadtteil Wedding über.

Der Name der Straße stellt eine Tautologie dar, ist doch eine Chaussee nichts anderes als eine ausgebaute Straße. Der bis 1750 als Ruppiner Heerweg und bis 1800 als Ruppiner Straße und Oranienburger Landstraße benannte Verbindungsweg zwischen Berlin und Tegel wurde um 1800 als gepflasterte Kunststraße ausgebaut und in Anlehnung an die aus Frankreich stammende Bezeichnung in Chausseestraße umbenannt.

Das von den Anwohnern im Jahre 1861 eingereichte Gesuch, wegen der Tautologie die Straße in „Humboldtstraße“ umzubenennen, wurde vom damaligen Magistrat jedoch abgelehnt.

In südlicher Richtung schließt sich ein Gelände an, welches bereits Anfang des 19. Jahrhunderts als „Exercierplatz der Artillerie“ genutzt wurde. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Platz um das „Königliche Garnisons Lazarett“ erweitert. Im Jahre 1932 erfolgte eine Nutzung dieses Gebäudes als „Staatskrankenhaus der Polizei“, der Exerzierplatz wurde zum Polizeisportplatz bzw. als Polizeistadion ausgebaut.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges bis zur Wende befand sich hier am nördlichen Ende der Chausseestraße das VP-Krankenhaus, heute - Bundeswehrkrankenhaus Berlin - in unmittelbarer Nachbarschaft zum Grenzübergang Chausseestraße. Im Jahre 1950 wurde hieraus das mittlerweile abgerissene „Walter-Ulbricht-Stadion“, welches für den Einmarsch der Teilnehmer an den „Weltfestspielen der Jugend und Studenten“ und zur Abschlusskundgebung genutzt wurde. 1973, im Todesjahr von Walter Ulbricht, wurde das Stadion in „Stadion der Weltjugend“ umbenannt. Anfang des 3. Jahrtausends sollte auf diesem Gelände ein Neubau des Bundesnachrichtendiensts errichtet werden.

Am 17. Juni 1953 ab 11:20 Uhr marschierten etwa 5.000 aufgebrachte Demonstranten von der Müllerstraße aus dem Wedding kommend über den Kontrollpunkt 26 in Richtung Friedrichstraße. Bei dieser Gelegenheit gingen auch einige Neonbeleuchtungen des Walter-Ulbricht-Stadions zu Bruch.

Entlang der Chausseestraße befanden sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts große Areale der Maschinenbauindustrie:

Heute noch befinden sich an der Chausseestraße industriell genutzte Flächen sowie einige Brachflächen. Die größte wird teilweise von einem kommerziellen Sportartikelhersteller für Beachvolleyballplätze, ein anderer als Abschlagplatz für den Golfsport genutzt.

Unter der Chausseestraße verläuft die bis 1930 als Nord-Süd-Bahn bezeichnete jetzige U-Bahnlinie 6 mit den jeweils in der Straßenmitte errichteten Ein- und Ausgängen der U-Bahnhöfe Reinickendorfer Straße, Schwartzkopffstraße, Zinnowitzer Straße und Oranienburger Tor, welche seit der Errichtung der Berliner Mauer und bis zur Wende allesamt - bis auf den in West-Berlin gelegenen Bahnhof Reinickendorfer Straße - als Geisterbahnhöfe existierten und nur für die Grenztruppen der DDR zugänglich waren.

Ende der 1990er-Jahre galt die Berliner Chausseestrasse wegen der zahlreichen dort angesiedelten Internet- und eCommerce-Unternehmen als das "Silicon Valley" Deutschlands. Noch heute haben viele Werbe- und Internet-Agenturen ihren Sitz in der Chausseestraße.

Bekannte Bewohner der Chausseestraße

  • Wolf Biermann lebte bis zu seiner Ausbürgerung 1976 in der Chausseestraße 131 und nahm hier die Langspielplatte gleichen Namens auf.

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