Luchs (Spähpanzer)
Die Bezeichnung "Luchs" trifft auf zwei vollkommen verschiedene deutsche Aufklärungsfahrzeuge zu:
1. Der Panzerkampfwagen II L (SdKfz 123), der Deutschen Wehrmacht, der mit dem Namen "Luchs" bezeichnet wurde.
2. Der Aufklärungspanzer (Rad) 8x8 SpähPz LUCHS A2, ist ein achträdriger, amphibischer Spähpanzer der Bundeswehr.
1. Panzerkampfwagen II Ausf. L (SdKfz 123) "Luchs"
1942 entwickelte die Deutsche Wehrmacht auf der Basis des bis dahin bereits aufgegebenen Panzers III ein Vollketten-Aufklärungsfahrzeug. Dabei handelte es sich um den Panzerkampfwagen II Ausf. L (SdKfz 123), der mit dem Namen "Luchs" bezeichnet wurde. Er wurde in Gemeinschaftsproduktion gebaut: Daimler-Benz baute den Aufbau und den Turm, während MAN das Laufwerk baute. Es wurde der Standardturm des alten Panzer II benutzt, er hatte allerdings keine Kuppel und Visier, stattdessen waren zwei drehbare Periskope am Turmdach angebracht.
Die Panzerung war mit höchstens 30 mm ungenügend, die 20-mm-KWK war eher für die Selbstverteidigung und gegen nicht gepanzerte Fahrzeuge wie LKWs und Soldaten gedacht. 31 von insgesamt 131 produzierten Fahrzeugen, erhielten imVerlauf des Krieges eine 50 mm Kanone.
Mit seinem 180-PS-Motor erreichte er auf der Straße eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h und im Gelände von 42 km/h, was ihm in seiner Rolle als Spähpanzer zu gute kam. Trotz der Verluste blieben einige bis Kriegsende im Dienst.
2. Spähpanzer Luchs A2
Der Panzerspähwagen Luchs der Bundeswehr basiert auf dem erfolgreichen Konzept des Sd.Kfz. 234/2 "Puma", er hat die 8-Rad Steuerung und den Rückwärtsfahrer beibehalten, außerdem ist der Luchs schwimmfähig (es wird bei Wasserfahrt durch zwei im Heck befindliche Ruderpropeller angetrieben), kaum hörbar und mit beschussfesten Reifen ausgestattet. Die Einführung erfolgte im Mai 1975.
Als Bewaffnung dienen eine Bordmaschinenkanone RH 202 Mk 20 mm mit Munitionswechseleinrichtung (Sprenbrand- bzw. Hartkernmunition) und als Sekundärwaffe ein 7,62 mm MG 3.
Der Luchs ersetzte den französischen Hotchkiss SPz kurz 11-2, der damals bereits auf eine 20jährige Einsatzzeit bei der BW zurückblicken konnte.
Entwickelt wurde das Fahrzeug 1968-1974 von Daimler Benz, endgefertigt ab 1975 von Thyssen-Henschel in Kassel.
Die Wanne des Luchs besteht aus geschweißtem Stahl. Das Antriebsaggregat, bestehend aus Motor, Automatikgetriebe und diversen Luft- und Ölfiltern liegt "klassisch" im hinteren Teil des Fahrzeugs und kann in einem Block ausgetauscht werden. Dies macht den Luchs zu einem wartungsfreundlichen Waffensystem. Eine weitere Besonderheit stellt die Kraftstoffversorgung des Motors dar. Der läuft mit einer ganzen Reihe von Treibstoffen - einschließlich Diesel oder Benzin. Mit Benzin betrieben entwickelt der Zehn-Zylinder-Motor rund 390 PS bei 2500 U/min. Es werden alle 8 Räder angetrieben, die Steuerung wirkt entweder auf die 4 vorderen Räder, die 4 hinteren Räder oder auf alle 8 Räder. Die acht großvolumigen Niederdruckreifen weisen Notlaufeigenschaften auf, für Geschwindigkeiten bis zu 30 km/h können alle vier Achsen gelenkt werden. Das macht den Luchs zu einem höchstbeweglichen Fahrzeug (bei einer Größe, die immerhin länger und höher als ein Leopard Kampfpanzer 1A5 ist!).
Der leistungsfähige Vielstoffmotor ist auch aus unmittelbarer Nähe praktisch nicht zu hören. Wenn sich SpPz Luchs im Manöver befinden, darf aus Sicherheitsgründen nur in vorher bestimmten Bereichen auf dem Boden geschlafen werden. Andernfalls besteht die Gefahr, dass Personen überrollt werden.
Im Zeitraum 1975 -1977 wurden für die Bundeswehr 408 Spähpanzer 2 LUCHS gefertigt. In Verbindung mit einer Bedarfsinstandsetzung wurden die Fahrzeuge im Zeitraum 19801983 mit einem Doppelgurt-Zuführer (DGZ) für wahlweise Sprengbrand- und Hartkern-Munition nachgerüstet (LUCHS A1). Ab 1985 erhielten die Fahrzeuge ein Wärmebildgerät (Version SpPz 2), der IR/Weißlicht-Schießscheinwerfer entfiel. Das Fahrzeug verfügt über eine integrierte ABC-Schutzanlage.
Der SpPz 2 "Luchs" A2 wurde im Rahmen der IFOR in Kroatien und Bosnien und der KFOR im Kosovo als Konvoibegleitschutz eingesetzt. Er diente auch bei der SFOR in Bosnien und Herzegovina im Rahmen der Friedenssicherung. Ein Teil der dort eingesetzten Fahrzeuge, wie auch ein Teil der jüngst in Mazedonien und im Kosovo stationierten, ist mittlerweile mit einer GPS-Navigationsanlage, einem Kreiselkompaß und einer zusätzlichen Datenfunkantenne kampfwertgesteigert worden.
Der Luchs ist nicht für Kampfeinsätze gedacht- vielmehr soll er unbemerkt feindliche Stellungen und Bewegungen ausspähen.
Bewaffnung und Ausrüstung
- Bordmaschinenkanone RH 202 Mk 20 mm von Rheinmetall, Feuergeschwindigkeit: 800-1000 Schuss/min, Kampfentfernung bis 2000 m, Hauptkampfentfernung 800 m, Doppelgurtzuführung (ab Version A1)
- MG 3 Kal. 7,62 mm auf Drehringlafette
- Munitionsvorrat Hauptwaffe: 375 Stück
- Munitionsarten:
AP-T: 75 m/s HE-T: 300 m/s
- Feuerleitrechner: mechanisch
- Richtanlage: elektrohydraulisch
- Stabilisierung: nein
- RiSch: Wärmebildgerät
- Kdt: WBG über light-pipe
- integrierte ABC-Schutz und Belüftungsanlage
- seit Mitte der achtziger Jahre Kampfwertsteigerung mit Einbau eines Wärmebildziel- und Beobachtungsgeräts (Version A2), (seitdem durch erhöhtes Gewicht Verlust der Amphibieneigenschaft)
- mittlerweile Kampfwertsteigerung einiger Modelle durch Einbau einer GPS-Navigationsanlage, eines Kreiselkompasses und einer zusätzlichen Datenfunkantenne
Verwendung und Ausblick
Der Luchs wird eingesetzt bei den Panzeraufklärungskompanien der Brigaden und den Panzeraufklärungsbataillonen der Divisionen. Im Rahmen der EUFOR (ehemals IFOR danach SFOR) in Kroatien und Bosnien und der KFOR im Kosovo diente er als Konvoibegleitschutz. Als Nachfolgemodell wird der niederländisch-deutsche Fennek sein Erbe antreten.
Technische Daten
- Gewicht: ca. 19,5 t
- Länge: 7343 mm, Breite: 2980 mm, Höhe: 2905 mm
- Motor: 10-Zylinder-Vielstoffmotor OM 403 VA mit 2 Abgasturboladern
- Hubraum: 15.950 ccm
- Motorleistung: 287 kW (390 PS)
- Drehmoment: 1343Nm bei 1600U/min
- Geschwindigkeit: 90 km/h auf Straßen (vor- und rückwärts), 10 km/h im Wasser
- Antrieb: hydraulischer Allradantrieb, Propellerantrieb im Wasser
- Lenkung: wahlweise durch die beiden vorderen oder die beiden hinteren Achsen, bis 30 km/h auch mit allen Achsen gleichzeitig
- Wendekreisdurchmesser: Vierachslenkung 11,5 m / Zweiachslenkung 19,4 m
- Steigfähigkeit: 60 %
- Stufenüberschreitfähigkeit: 60 cm
- Grabenübersteigfähigkeit: 1,90 m
- Wendekreis: 19,40m (2-Achslenkung), 11,50m (4-Achslenkung)
- Fahrbereich: ca. 730 km
- Besatzung: Kommandant, Richtschütze, Fahrer, Funker (=Rückwärtsfahrer)