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Mut

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Mut, auch Wagemut oder Beherztheit bezeichnet die Fähigkeit und das Selbstvertrauen, bereitwillig etwas zu wagen, vor dem man für gewöhnlich Angst hat.

In sprachlich alter Verwendung bezeichnet „Mut“ auch die Stimmung.

Etymologie und alte Verwendung

Das Wort stammt aus dem Altgermanischen muod und bedeutete eigentlich erregt sein, nach etwas trachten. Auch im Sinne eines seelischen Erregungszustand wie Zorn wurde es verwendet. Erhalten hat sich diese Bedeutung etwa in der Redewendung an jemandem sein Mütchen kühlen.

Im Hochmittelalter wird im Umfeld des Minnesangs der Mut als hôher muot zur Tugend und bezeichnet Stolz und seelisches Hochgestimmtsein[1].

Der heutigen Bedeutung näherte es sich erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts.

Bis ins 19. Jahrhundert bezeichnet „Muth“ die Hoffnung auf guten Ausgang, wie es sich in den Ausdrücken frohen Mutes, wohlgemut, mutlos („hoffnungslos“, nicht „ängstlich“), Übermut („sich zuviel Hoffnung machen“) zeigt. Erst in der Zeit der grossen Kriege übernimmt „Mut“ die Bedeutung von Wagemut („Etwas wagen und auf guten Ausgang hoffen“), verschmilzt mit Tapferkeit („Durchhaltewillen“) und besetzt die Bedeutung des Wortes Kühnheit. Die fehlende Position im Sprachschatz nimmt heute Optimismus ein.

In literarischem (in den meisten Ausformungen veraltetem) Sinn ähnelt es noch dem Begriff Gemüt (vgl. Thymos): Die abgeleiteten Komposita (Großmut, Kleinmut, Sanftmut, Zornmut, Langmut, Hochmut, Schwermut, Schwachmut, Starkmut, Freimut, Wankelmut, Missmut, auch Zumutung und Anmutung u. a.m.) behielten den gemütsbezogenen Aspekt.

Die enge Beziehung zwischen Mut und Emotion steckt auch im – heutzutage synonym verwendeten – Wort Beherztheit.

Heutige Bedeutung und Umfeld

Mut in einer Situation zu zeigen, muss sich nicht zwingend auf etwas tatsächlich Gefährliches beziehen. Wer vor Situationen Angst hat, die objektiv nicht gefährlich sind (etwa aufgrund einer Phobie), verhält sich insofern mutig, sich ihnen auszusetzen.
Vor einer gefährlichen Situation keine Angst zu haben wird ebenfalls gelegentlich als Mut bezeichnet, obwohl dies auch ein Zeichen von Erfahrung (Sicherheit, die Situation bewältigen zu können) oder auch von Naivität sein kann (das Gefahrenpotential wird gar nicht erkannt).
Ähnliches wie „Mut“ umschreiben die Wörter Kühnheit, Bravour (besonders für soldatischen Mut) und Courage (insbesondere als Zivilcourage) sowie umgangssprachlich Traute (berlinerisch) und Schneid (bayrisch-österreichisch). Tapferkeit betont gegenüber dem Mut eher die Charakterstärke, unter widrigen Umständen auszuharren.
Etlicher Mut wird auch moralisch getadelt (Übermut, Leichtsinn, schärfer: Torheit); getadelt vor allem, wenn der Mut einer unwürdigen Sache dient.

Gegenbegriffe zum Mut sind Zaghaftigkeit, moralisch noch absprechender: Feigheit (vulgär "Innerer Schweinehund"). Wird aber der Mut verurteilt (Dreistheit, Tollkühnheit oder gar Mutwillen), so wird sein Gegenteil ggf. als Besonnenheit gelobt.

Der Mut ist einigenorts eine Berufstugend, nicht etwa nur bei Soldaten – zu denken ist an Streifenpolizisten, Feuerwehrleute, Sprengmeister, Küstenfischer, Akrobaten, Journalisten in Diktaturen, Politiker. Man merkt es erst an der Verachtung, wenn er dort fehlt. Zuschreibungen und Aberkennungen von Mut sind im Übrigen ein Tummelplatz der Vorurteile; vgl. nur Männlichkeit/Weiblichkeit.

Diente ursprünglich Mut dem Erreichen eines Zieles (etwa dem Überleben oder einem höheren Ansehen), so ist in einer relativ bedrohungsfreien Gesellschaft das Eingehen eines Risikos und das bloße Zurschaustellen von Mut ein Akt der Identitätsfindung, Abgrenzung oder dient der Erhöhung des Sex-Appeals.
Siehe auch: Gladiator, Klettersport, Hooligan, Aggression.

Quellen

  1. hôher muot. In Höfische Kultur. Universität Karlsruhe (TH). (24. April 2006)

http://www.dmgdw.de

Wiktionary: Mut – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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