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Josef Frings

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Joseph Frings, später häufig auch Josef, (* 6. Februar 1887 in Neuss; † 17. Dezember 1978 in Köln) war einer der beliebtesten Erzbischöfe des Erzbistums Köln.

Leben

Datei:Frings erfurth.jpg
Joseph Kardinal Frings

Joseph Richard Frings wurde als zweites von acht Kindern des Weberei-Fabrikanten Heinrich Frings und seiner Frau Maria in Neuss geboren. Er studierte seit 1905 in München, Innsbruck, Freiburg im Breisgau und Bonn Theologie. Zum Priester wurde er 1910 in Köln geweiht. Er war zunächst bis 1913 als Kaplan in Köln-Zollstock tätig und war bis 1915 zu einem Studienaufenthalt in Rom. 1916 promovierte er in Freiburg zum Doktor der Theologie. Er war von 1915 bis 1922 Pfarrer in Köln-Fühlingen, 1922 bis 1924 Leiter eines Waisenhauses in Neuss und von 1924 bis 1937 Pfarrer in Köln-Braunsfeld. Anschließend von 1937 bis 1942 war er Regens des erzbischöflichen Priesterseminars in Bensberg.

Das Amt des Erzbischofs von Köln, in das er als Regens des erzbischöflichen Priesterseminars in Bensberg am 1. Mai 1942 überraschend berufen wurde, bekleidete er von 1942 bis 1969. Seine Bischofsweihe führte am 21. Juni 1942 der apostolische Nuntius in Deutschland Erzbischof Cesare Orsenigo im Kölner Dom durch. Der Presse in Deutschland hatte das nationalsozialistische Regime verboten über die Weihe des neuen Erzbischofs von Köln zu berichten, so behalfen sich die Kölner Katholiken indem sie private Kleinanzeigen aufgaben. Die internationale Presse war bei den Weihefeierlichkeiten im Kölner Dom jedoch vertreten gewesen, so dass außerhalb von Deutschland teilweise in der Presse über die Weihe berichtet wurde. Bis heute ist Frings der einzige Erzbischof von Köln der aus dem nichts auftauchte. Bis zu seiner Erwählung war er weder Bischof, Domkapitular noch Prälat.

Die Devise seines Wappens lautete: Pro hominibus constitutus (lat.: "Für die Menschen bestellt"). Am 21. Februar 1946 wurde er gemeinsam mit Konrad Graf von Preysing und Clemens August Graf von Galen von Papst Pius XII. zum Kardinal erhoben, als Titelkirche wurde ihm San Giovanni a Porta Latina zugewiesen. Von 1945 bis 1965 war er Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz. Im Jahr 1948 wurde er vom Papst zum Hohen Protektor für das Flüchtlingswesen ernannt. 1958/1959 war er Initiator und in Rio de Janeiro Mitbegründer des Hilfswerks Misereor. Auch das Hilfswerk Adveniat geht 1961 auf seine öffentliche Anregung zurück.

Im Vorfeld des zweiten Vatikanischen Konzils hatte Frings einen Vortrag mit dem Titel Das Konzil auf dem Hintergrund der Zeitlage im Unterschied zum ersten Vatikanischen Konzil in Genua gehalten. Als Papst Johannes XXIII. das Manuskript des bereits gehaltenen Vortrags gelesen hatte, ließ er Frings zu einer Audienz in den Vatikan bestellen. Frings, der sich nicht sicher war, ob dem Papst seine Ausfürungen gefallen hatten, sagte in seiner humorvollen Kölschen Art zu seinem Sekretär Dr. Luthe: "Hängen Se m'r noch ens dat ruude Mäntelche öm, wer weiß ob et nit et letzte Mohl is." (Legen Sie mir noch ein einmal das rote Mäntelchen um, wer weiß ob es nicht zum letzten mal sein wird.) Der Papst jedoch war von den Ausfürungen des Kölner Kardinals begeistert gewesen und bereitete ihm einen herzlichen Empfang.

Kardinal-Frings-Denkmal in Neuss

Frings gehörte als Bischof zu den Teilnehmern des zweiten Vatikanischen Konzils und war Mitglied des zehnköpfigen Konzilspräsidiums. Seine frei in lateinischer Sprache gehaltene Rede zur Geschäftsordnung in der Eröffnungssitzung des Konzils (der ersten "Generalkongregation"), mit der er eine Zeit des Kennenlernens der Konzilsväter vor der Beschlussfassung über die Zusammensetzung der Konzilskommissionen forderte, verhinderte eine Durchführung des Konzils nach den von der Kurie entwickelten Fahrplänen. Auch seine - maßgeblich von Joseph Ratzinger, dem ihm zugeordneten Konzilstheologen, verfasste - Rede über das Heilige Offizium unter der Leitung von Kardinal Alfredo Ottaviani hatte erhebliche Auswirkungen und führte letztlich zur grundlegenden Umgestaltung der Behörde zur Kongregation für die Glaubenslehre.

Sein Bischofsamt legte er im Februar 1969 aus Altersgründen nieder. Sein Augenlicht wurde immer schlechter, schließlich erblindete er fast vollständig. Einmal auf sein schlechtes Augenlicht angesprochen soll Frings in Kölsch geantwortet haben: "Jot lure kann isch schläch, ävver schläch hüre dat kann isch jot." (Gut sehen kann ich nicht, aber schlecht hören, das kann ich gut.). Sein Nachfolger wurde Joseph Höffner.

Er ist der einzige Erzbischof von Köln, dem die Stadt Köln die Ehrenbürgerwürde verliehen hat. Die Verleihung der Ehrenbürgerwürde erfolgte 1967. Er wurde mit dem Wort "fringsen" in der kölschen Sprache verewigt. Der Begriff geht zurück auf seine am 31. Dezember 1946 in der St. Engelbert Kirche in Köln-Riehl gehaltene Sylvesterpredigt, in der er mit Bezug zu den Plünderungen von Kohlenzügen und der schlechten Versorgungslage in einem grimmigen Winter ausführte:

"Wir leben in Zeiten, da in der Not auch der einzelne das wird nehmen dürfen, was er zur Erhaltung seines Lebens und seiner Gesundheit notwendig hat, wenn er es auf andere Weise, durch seine Arbeit oder durch Bitten, nicht erlangen kann."

Danach nannte man in Köln das "Organisieren" von Lebensmitteln und Heizstoffen "fringsen". Der nächste Satz der Predigt

"Aber ich glaube, dass in vielen Fällen weit darüber hinausgegangen worden ist. Und da gibt es nur einen Weg: unverzüglich unrechtes Gut zurückgeben, sonst gibt es keine Verzeihung bei Gott."

wurde dabei oft nicht wahrgenommen.

Frings verstarb 1978. Er wurde in der erzbischöflichen Gruft im Kölner Dom beigesetzt.

Werke

  • "Die Einheit der Messiasidee in den Evangelien. Ein Beitrag zur Theologie des Neuen Testaments", Mainz: Kirchheim, 1917. Zugl.: Freiburg im Breisgau, Univ., Diss., 1916
  • "Grundsätze katholischer Soziallehre und zeitnaher Folgerungen", Köln 1947.
  • Verantwortung und Mitverantwortung in der Wirtschaft. Was sagt die katholische Soziallehre über Mitwirkung und Mitbestimmung?, Köln Bachem, 1949.
  • "Das Verhältnis der Kirche zu den Juden im Lichte des Zweiten Vatikanischen Konzils, Köln 1970.
  • "Für die Menschen bestellt. Erinnerungen des Alterzbischofs von Köln Autobiographie, Bachem, Köln 1973.

Literatur

  • Kettel, Joachim: Josef Kardinal Frings, Leben & Wirken des Kölner Erzbischofs in Anekdoten, 1. Auflage, J.P. Bachem Verlag, Köln 2003. ISBN 3-7616-1670-8
  • Trippen, Norbert: Josef Kardinal Frings, Band 1: Sein Wirken für das Erzbistum Köln und für die Kirche in Deutschland, (= Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte, Reihe B: Forschungen, 94), Verlag Ferdinand Schönigh, Paderborn-München-Wien-Zürich 2003. ISBN 3-506-79999-1

Vorgänger:
Karl Joseph Schulte
Erzbischöfe von Köln Nachfolger:
Joseph Höffner