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Santorin

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Thira, der Hauptort von Santoríni

Santorini (auch: Thira; in der Antike Thera oder Kallisti) ist eine griechische Insel in der Ägäis, die südlichste der Kykladen. Sie liegt nördlich von Kreta, in 36° 25' nördlicher Länge und 25° 26' östlicher Breite, ist 71 km² groß und von rund 9.700 dauerhaften Einwohnern bewohnt (2002). Die Insel hat eine sichelförmige Gestalt und bildet mit den ihr gegenüber liegenden Eilanden Thirasia (Therasia) und Aspronisi einen alten Krater, welcher in seiner höchsten Erhebung, dem Eliasberg (575 m), aus Kalkstein und Tonschiefer, sonst aus vulkanischen Gesteinen besteht.

Geologische Entwicklung

Vor etwa zwei Millionen Jahren begann die vulkanische Aktivität, die zum Entstehen Inselgruppe von Santorini führte. Durch mehrere hundert Ausbrüche von diesem Zeitpunkt bis in die Gegenwart bildeten sich die Kerne der Insel durch immerwährendes Ablagerung von vulkanischem Material. Mindestens ein dutzend dieser Ausbrüche hatte einen VEI-Wert von 6 oder mehr, stieß also mehr als 10 Kubikkilometer Asche, Lava und Geröll aus. Vermutlich vier dieser Ausbrüche gaben dem beinahe beispielhaften Caldera von Santorin seine Gestalt. Etwa alle 20.000 bis 30.000 Jahre gibt es einen Ausbruch von dieser Größe, den letzten vor weniger als 4.000 Jahren.

Minoische Zeit

Im Jahr 1867 wurde erstmals Ruinen aus minoische Zeit (der Begriff "minoisch" war damals noch nicht gebräuchlich, sondern wurde erst von Arthur Milchhöfer geprägt) vom französischen Geologen Ferdinand André Fouqué ausgegraben. Die Mauerreste wurden damals als Bauernhäuser gedeutet, die zu einem bescheidenen minoischen Außenposten gehörten.

Genau einhundert Jahre später grub der griechische Archäologe Spyridon Marinatos bei Akrotiri, und fand unter meterdicken Ascheschichten die Überreste von Gebäuden, Straßen und Plätzen. Die ersten Spuren von Besiedlung stammen noch aus der Jungsteinzeit, aus dem 5. Jahrtausend v. Chr.. Im frühen zweiten Jahrtausend vor Christus wurde Thera zu einem der bedeutendsten Häfen der Ägäis. Objekte aus Zypern, Syrien und Ägypten lassen auf ein weites Handelsnetz schließen. Zahlreiche gut erhaltene Fresken wurden freigelegt. Man ist sogar der Meinung, Übereste von Wasserleitungen und Wasserklosetts gefunden zu haben. Um 1650 v. Chr. scheint die Epoche des blühende minoischen Hafens auf Thera beendet.

Minoische Eruption

Über die letzte große Eruption stritten sich lange die Wissenschaftler. Populär war lange Zeit die erstmals von August Nicaise formulierte Theorie, der Ausbruch des Santorini hätte die Minoische Kultur etwa um 1500 v. Chr. ausgelöscht. Fest steht, dass der Vulkanausbruch der gewaltigste innerhalb der letzten 5000 Jahre war. Aufzeichnungen der Ägypter sprechen von mehreren Tagen Finsternis, verursacht durch die enormen Mengen vulkanischen Materials in der Atmosphäre. Ähnliches beobachtete man beim Ausbruch des Tambora 1815, dem anderen großen Vulkanausbruch der letzten 5 Jahrtausende.

Doch die Theorie vom Untergang der Minoer kam ins Wanken als der Zeitpunkt des Ausbruchs mit naturwissenschaftlichen Methoden neu datiert wurde. So ergaben die Untersuchung der Eisschichten auf Grönland durch den dänischen Gletscherforscher Claus Hammer eine Eruption um das Jahr 1644 v. Chr. (+/- 20 Jahre). Ein noch genaueres Ergebnis lieferte die dendrochronologische Untersuchung jahrtausendealter Bäume aus Kalifornien, es ließ sich ein extrem kalter Winter für das Jahr 1628/27 v. Chr. nachweisen. Auch 1815/16 sorgte der Ausbruch des Tambora für eine Abkühlung des Weltklimas, den sogenannten Vulkanischen Winter.

Die letzte große Eruption fand somit 1628 v. Chr. statt, beinahe 200 Jahre vor dem Verschwinden der Minoer auf Kreta. Ein direkter Zusammenhang zwischen beiden Ereignissen scheint demnach nicht zu existieren, dennoch glauben viele Forscher, dass eine solche Katastrophe nicht spurlos an den Minoern vorbei ging. So meinen der Belgier Jan Driessen und der Brite Colin MacDonald Hinweise zu haben, dass es im 17. Jahrhundert vor Christus tiefgreifende Umbrüche in der minoischen Kunst und Architektur gibt, die auf soziale Spannungen oder sogar einen Bürgerkrieg in Folge des Santorin-Ausbruchs schließen lassen.

Weitere Geschichte

Blick von Thira auf den mit Wasser gefüllten Krater

Einige Zeit nach dem Ausbruch wurde Thera wieder von Minoer besiedelt, sie verschwanden dann jedoch etwa zeitgleich mit den Minoern auf Kreta (um 1450 v. Chr.). In den folgenden Jahrhunderten wurde die Insel erst von den Phöniziern, dann von den Doriern kontrolliert. Laut Herodot schickte Thera nach einer siebenjährigen Dürre Kolonisten unter anderem nach Nordafrika. Dieser gründeten dort das einst so mächtige Kyrene, das im Peloponnesischen Krieg auf seiten der Spartaner stand.

Wie ganz Griechenland viel auch Thera schließlich einige Jahrhunderte unter römische, dann unter byzantinische Herrschaft. Mit den Kreuzügen kamen die Franken, 1208 entriß Marko Sanudo, Herzog von Naxos, die Insel dem griechischen Kaiser. Dann gehörte sie den Venezianern. Seit dieser Zeit heißt die Insel Santorin, wegen einer kleinen Kirche namens Santa Irene. Im Jahr 1537 wurde die Insel schließlich von den Osmanen unter Khair ad-Din Barbarossa eingenommen.

Die Kaimeni-Inseln

Vulkankrater von Santorini mit Thirasía und den Kaimeni-Vulkaninseln

Auf der nebenstehenden Skizze ist die nahezu kreisrunde Form des ehemaligen Vulkankegels deutlich zu erkennen; der rote Punkt markiert die Lage des Hauptortes Thira.

In der Mitte haben sich in historischer Zeit durch unterseeische Ausbrüche mitten im Meer neue Eruptionskegel gebildet. So erhob sich 198 v. Chr. das Eiland Hiera, jetzt Paläo Kaimeni (die "alte Verbrannte"), das sich später immer mehr vergrößerte; 1573 entstand das Eiland Mikro Kaimeni (die "kleine Verbrannte") und 1707-1709 die Insel Neo Kaimeni (die "neue Verbrannte"), welche noch fortwährend Schwefeldämpfe ausstößt. Seit Mitte Februar 1866 tauchten in unmittelbarer Nähe von Neo Kaimeni unter heftigen vulkanischen Eruptionen zwei neue Inseln auf, die Georgsinsel und Aphroessa; sie bestanden aus Lava, aus deren glühenden Spalten Dämpfe entwichen.

Steilküste im Westen von Santoríni (1988)

Nach innen zu fallen die Küsten von Santorini und Thirasia gegen 200 bis 300 m senkrecht zum Meer ab, welches stellenweise eine Tiefe von über 200 Faden (365,8m) besitzt; nach außen senken sich die Inseln allmählich zum Strand hin. Landeinwärts, wo die vulkanischen Massen durch die Länge der Zeit verwittert sind, bringt der Boden besonders Wein (in 70 Arten, früher auch Gerste und Baumwolle) hervor. Die Weine (vino santo) von Santoríni sind vorzüglich. Weitere Produkte sind die Santorinerde, eine Art Traß, die zu Wasserbauten verwendet wird und Bleierz.

Hauptort ist Thira (Phira) an der Westküste, der durch die typische Bauweise mit niedrigen, weißen Häusern und Mauern touristisch bekannt ist.

Sehenswürdigkeiten:

wichtigste Badeorte :


Weitere Bedeutung:

Thyra ist auch der Name des Asteroiden 115, Thyra (Asteroid)