Modelleisenbahn

Eine Modelleisenbahn ist die maßstäbliche Nachbildung eines Teils der echten Eisenbahn im Kleinformat. Die Größe reicht dabei von einer Bahn im Koffer über eine Bahn im Tischformat bis zu einer mehrere Räume benötigenden Modelleisenbahn. Nachgebildet werden hauptsächlich Landschaften, Gebäude und Fahrzeuge. Typisch ist, dass die Lokomotiven durch einen eingebauten elektrischen Antrieb selbst fahren können. Die Steuerung erfolgt entweder manuell über ein Bedienpult oder vollautomatisch.
Allgemeiner Überblick
Der Grad der Miniaturisierung wird als Maßstab bezeichnet. Modellbahnen in besonders großem Maßstab werden häufig als Gartenbahn im Freigelände ausgeführt.
Aufgrund der Komplexität und Ausdehnung des Gesamtsystems Eisenbahn ist bei der Nachbildung im Modell eine thematische Eingrenzung erforderlich. Häufig ist das Thema eine Eisenbahngesellschaft, eine Eisenbahnstrecke, ein Bahnhof, eine Betriebsstelle oder eine bestimmte Epoche. Ebenfalls kann sich die Nachbildung auf die möglichst originaltreue modellhafte Darstellung von Gebäuden, Gleisanlagen und Fahrzeugen (z. B. Diorama) beziehen, oder es kann der Schwerpunkt auf Darstellung eines Betriebsablaufs gelegt werden. Im einfachsten Fall wird eine Modelleisenbahn zum „Spielen“ verwendet.
Bei den Fahrzeugen und beim Zubehör (Schienen, Gebäude, Elektronik) gibt es mittlerweile eine große Industrie, die entsprechende Fertigprodukte herstellt. Zwar können komplette Modellbahnanlagen auch über den Handel bezogen werden, doch in der Regel wird der Aufbau einer eigenen Anlage bevorzugt. Die Montage sowie der Landschafts- und eventuell sogar der eigenhändige Modellbau von Loks und Gebäuden erfordern mehr oder weniger handwerkliches Geschick und Können.
Bei den Anlagen unterscheidet man Anlagensysteme (komplette Anlagen auf einer Platte), die ein eigenständiges abgeschlossenes Thema nachbilden und autark ausgestellt / betrieben werden können, oder Teile mit genormten Schnittstellen oder Übergängen, sogenannte Module. Module stellen einen begrenzten Teil oder Streckenabschnitt der Eisenbahn(-landschaft) dar. Sie können im Prinzip jederzeit frei miteinander verbunden werden. Besonders beliebt sind im Modulbau in den letzten Jahren Straßenbahn-Anlagen geworden.
Modellbahner
Personen, die sich mit Modelleisenbahnen beschäftigen, kann man grob in drei Gruppen aufteilen:
- „Spielbahner“: Personen, die das eigentliche Spiel mit der Bahn im Vordergrund sehen, oftmals durch „fliegend“ aufgebaute Bahnen (daher auch „Teppichbahner“ genannt). Die meisten mit einer Bahn spielenden Kinder gehören auch in diese Gruppe. Bei Spielbahnern stehen Realismus oder korrekte Wiedergabe der Wirklichkeit im Vergleich zu Freude am Spiel und „Ausprobieren“-Wollen erst an dritter Stelle.
- „Vorbildbahner“: Personen die den Schwerpunkt auf eine möglichst vorbildgetreue Abbildung der Wirklichkeit legen, sowohl durch genauen (meist stationären) Anlagen- und Modellbau, als mitunter auch in realistischem Fahrbetrieb nach Fahrplan (abwertend „Nietenzähler“ genannt). Dabei kann es Spezialistinnen (meist: -en) für den Landschaftsbau, die Signale, die Häuser, den Waggonbau und die Triebfahrzeuge geben. Durch die zunehmende Digitalisierung dieses Hobbys werden nun auch zunehmend IT-Spezialisten nötig.
- Sammler: Personen, die beispielsweise Lokomotiven, Waggons oder seltener Zubehör einer bestimmten Epoche oder eines bestimmten Herstellers sammeln. Besonders verbreitet ist (in Deutschland) das Sammeln von Lokomotiven.
Kleine Modelleisenbahnanlagen

Typisch als Grundform ist der Ringverkehr in einem Oval. Liegen zwei Kreise in einander, kann mit zwei Zügen parallel oder im Gegenverkehr gefahren werden. Mit zwei Weichen sind die Kreise bereits mit einander verbunden; eine weitere und schon sieht es nach Bhf. mit Abstellgleis oder gar einem Güterbahnhof aus. Dies ist das häufigste Arrangement, das schon viel Spielfreude ermöglicht. Eine zusätzliche Diagonalstrecke erlaubt bereits das Wenden der Züge ohne Rangieren.
Die nächste, häufige Ausbaustufe ist der Landschaftsbau, der mit einer Straße und wenigen Häusern (evtl. aus Legosteinen) innerhalb des Ovals beginnt. Ritterburg, Mühle/Hafen oder Parkhochhaus für Spielzeugautos beziehen die früheren Spielformen und Spielfiguren ein.
Viele Anlagen folgen den Zimmerwänden vor einer Zeichnung der Landschaft (bis hin zu aufwändigen Dioramen). Dieses Verfahren ist platzsparend und erlaubt dennoch längere Fahrstrecken. Am Ende muss entweder vorbildgerecht auf einem Ausweichgleis rangiert / Kopf gemacht werden oder es wird dort eine platzraubende Kehrschleife benötigt. Größere Modelle dieser Anlagenform werden auch als U-Form bezeichnet. (Wird das U zur Zimmertür hin schließlich doch geschlossen, kann die Lebensgefährtin das Zimmer nicht mehr betreten und die „kleine Form“ ist aufgegeben.)
Die mit einer Kreuzungsweiche in sich gekehrte Acht erlaubt auf der Fläche des gleich großen Ovals eine doppelt so lange wiederholungsfreie Fahrstrecke. Eine weitere Variante dieser Acht ist der Aufbau einer Steigungsstrecke, die eine viel vorbildgetreuere kreuzungsfreie Überquerung der Strecke im Flachen ermöglicht. Damit wird auch der platzsparende aber die Strecke verlängernde Ausbau in die Höhe und bei Tunnels oder einem Schattenbahnhof auch in die Untere Ebene angesprochen.
Bahnhöfe oder Betriebswerke können als Bauwerke ohne weitläufige Anlage (z. B. als Modul)) platzsparend dem Bastler interessante Bauaufgaben stellen. Spätestens mit dem Einbau einer Drehscheibe, dem Traum vieler kleiner Lokfahrer, wird aber auch hier die „kleine Form“ verlassen.
Große Modelleisenbahnanlagen
Die zur Zeit (Stand 2006) größte Modelleisenbahnanlage der Welt ist das Miniatur-Wunderland in Hamburg. Die Anlage befindet sich in der Speicherstadt und ist eine Dauerausstellung über 2 Etagen mit mehr als 700 Zügen. Die zweitgrößte digitale Modellbahnanlage, Loxx Miniatur Welten Berlin, befindet sich in der Berliner City in der Nähe des Kurfürstendamms. Weitere Anlage, z. B. der mehr als 700 m² große Deutschlandexpress befindet sich in Gelsenkirchen und in Merklingen bei Stuttgart, die Modellbahnshow Merklingen. Die ehemals größte Modelleisenbahnanlage der Welt (Northlandz) befindet sich in Flemington/USA. Ihren „Titel“ verlor die Anlage im Juli 2005, als der im Jahr 2004 begonnene Abschnitt Skandinavien des Miniatur-Wunderlandes fertiggestellt wurde.
- Weitere Anlagen siehe die Liste öffentlich zugänglicher Modelleisenbahnanlagen
Modellbahnmaßstäbe
Hauptartikel: Maßstäbe der Modelleisenbahn
Am verbreitetsten sind in den D-A-CH-Ländern die Spur H0, im Maßstab 1:87 und der Spurweite 16,5 mm; die Spur N 1:160, 9 mm; die Spur Z, Spur TT 1:120, 6,5 mm und als „Gartenbahn“ die Spur I (oder: 1) im Maßstab 1:32 und der Spurweite 45 mm.
Epochen
Hauptartikel: Epoche (Modelleisenbahn)
Zur einheitlichen Darstellung auf einer Anlage ist die Geschichte der Eisenbahn in Deutschland und anderen Teilen Europas in verschiedene Zeitabschnitte,Epochen, gegliedert worden. Der I C E ist eben im Normalbetrieb nicht gleichzeitig mit einem Krokodil oder einer Personenzugdampflokomotive einer Nebenbahn unterwegs gewesen. Um die zeitliche Zuordnung der Häuser, der Bauteile der Bahnhöfe etc. und des rollenden Materials zu erleichtern, werden von den „Profi-Hobby“-Bahnern deshalb Epochen als Thema für eine Anlage genannt und meist auch noch engere Perioden innerhalb dieser Epochen angegeben. So stellt zum Beispiel in Deutschland eine Lok der Epoche II a den Zustand der Lokbaureihe zwischen 1920 und 1925 dar. Es gibt verschiedene Systeme der Epocheneinteilung. Das bekannteste mit fünf Epochen wurde um 1971 vom Eisenbahnhistoriker G. Barthel angeregt und wurde verbandsintern normiert. Das sollte aber niemanden hindern, zu seiner Freude einen Kurz-ICE neben einer Personenzugdampflokomotive im eigenen Oval rotieren zu lassen.

Im Überblick:
- Epoche II: 1920 (Gründung der Deutschen Reichsbahn) bis 1945/1949
- Epoche III: 1945/1949 (Gründung der Deutschen Bundesbahn) bis 1970/1975
- Epoche V: 1990 (Vereinigung DB/DR, Beginn des Hochgeschwindigkeitsverkehrs) bis heute
Stromversorgung
Die ersten Modelle für den Spielzeugmarkt wurden von einem aufziehbaren Uhrwerk angetrieben. Obwohl das die Kontrolle der Modelle erschwerte, waren diese robust gebaut, so dass sie auch das Greifen der Schalter in voller Fahrt überstanden. Es gab auch Langsamfahr- und Stopp-Gleise, welche die Steuerung der Lokomotive übernahmen und diese sicher anhalten konnten. Andere, speziell Lokomotiven im größeren Maßstab, waren richtige Dampfmaschinen („Echtdampf“). Solche Exemplare sind heute Sammlerstücke.
Die Gleise für die „Uhrwerkbahnen“ waren aus Metall, linke und rechte Schiene miteinander elektrisch verbunden. Für die aufkommenden elektrisch angetriebenen Lokomotiven wurden im Sinne größtmöglicher Kompatibilität die Gleise um eine mittige (dritte) Schiene ergänzt. Diese war elektrisch isoliert von dem restlichen Gleiskörper. Der Strom wird zugeführt über den Mittelleiter (beim Vorbild Oberleitung oder seitliche Stromschiene), der Gleiskörper stellt wie beim Vorbild den Rückleiter (=Gleismasse) dar.
Nach dem 2. Weltkrieg begann der Wandel von der Spiel- zur Modellbahn, die Miniaturisierung schritt voran, der Mittelleiter wurde deshalb als störend empfunden. Märklin ist der letzte bedeutende Anbieter, der einen Mittelleiter (seit ca. 1955 als Punktkontakte = PuKo) verwendet, später entwickelte Systeme (Fleischmann kam z.B. erst nach dem 2. Weltkrieg neu auf den Markt) verwenden Kunststoffschienen, bei denen von Haus aus die beiden Schienen voneinander elektrisch getrennt sind (Pol und Gegenpol). Dieses 2-Schienensystem ist heute international genormt (NMRA und NEM), wohl auch auf Grund der größeren Realitätsnähe.
Bis zum 2. Weltkrieg war zumindest in Deutschland die Stromversorgung der Haushalte uneinheitlich, d.h. teils Wechsel-, teils Gleichspannung in jeweils unterschiedlicher Höhe. Auch die technischen Möglichkeiten waren aus heutiger Sicht bescheiden. Es wurden deshalb überwiegend Feldwicklungs- oder Allstrommotoren verwendet, die Spannung war auch damals schon ca. 20 V(olt). Heute wird Kleinspannung (typisch 16 V, max 24 V) und galvanische Trennung vom Stromversorgungsnetz (=Steckdose) verwendet, so dass das Berühren der Gleise ungefährlich ist. Märklin benutzt bis heute Wechselspannung, um mit der Vergangenheit kompatibel zu bleiben. Seit dem 2. Weltkrieg entwickelte Systeme (z.B. Fleischmann) benutzen Gleichspannung, da bereits Gleichrichter und (haltbare) Permanentmagnete verfügbar waren und so das (Fahrtrichtungs-) Umschaltrelais in den Modelllokomotiven eingespart werden konnte. Das Gleichspannungsystem ist heute international genormt (NMRA und NEM).
Daneben gab es einige (analoge) Mehrzugsteuerungssysteme, das bedeutendste war Trix-EMS. Seit ca. 1985 gibt es digitale Mehrzugsteuersysteme, d.h. Kommandos für Lokomotiven werden verschlüsselt in der Versorgungsspannung auf dem Gleis übertragen. Es gibt mehrere Protokolle (=Sprachen), von denen die von Märklin verwendeten (Motorola, mfx) und das nach NMRA genormte wichtig sind. Allen gemeinsam ist, dass es sich um eine Art „hochfrequente Rechteck-Wechselspannung“ handelt.
Entgegen verbreiteter Ansicht gibt es jede Kombination zwischen Mittelleiter- und 2-Schienensystem einerseits und Gleich- und Wechselspannung andererseits, z.B. Märklin Spur1 (2-Schienen-Wechselspannung) und Trix-Express (Mittelleiter-Gleichspannung). Gleichstrom/-spannung wird aber vielfach als Synonym für 2-Leiter-System, Wechselstrom/-spannung für Mittelleitersystem verwendet.
Modellbahnsteuerung
Die ersten Modelle mit Uhrwerk liefen einfach, bis das eingebaute Uhrwerk entspannt war; eine Kontrolle von Geschwindigkeit und Richtung des Zugs oder auch Anhalten waren nicht möglich. Mit der Einführung von Transformatoren konnte die Spannung und damit auch die Geschwindigkeit stufenlos geregelt werden. Verschiedene Module ermöglichen einen Blockbetrieb, damit auch mehrere Züge auf der Anlage verkehren können.
Moderne Anlagen werden digital vom Computer gesteuert. Dieser erzeugt ein digitales Signal, was ein eingebauter Decoder in der Lok erkennt und in entsprechende Befehle umsetzt. Während die Steuerung vorher eher einem Stellwerkpersonal vergleichbar war (Blockbetrieb, Weichen & Signale stellen), kann man mit dem Digitalsystem erstmals Lokführer sein und seine Lok sowie die eingebauten Zusatzfunktionen steuern. Die Digitaltechnik erlaubt den gleichzeitigen Einsatz von mehreren Controllern sowie eine vollautomatische Fahrstraßensteuerung.
Verbreitet sind neben einigen anderen vier Standards zur digitalen Zug-, Signal- und Weichensteuerung: im „Gleichstrom-Bereich“ ist es das Digital Command Control-System (DCC). Der Standard basiert auf der Entwicklung der deutschen Firma Lenz Elektronik. Die ältesten Digitaldecoder nach DCC sind somit im Wesentlichen die in den 1980er Jahren ausgelieferten Lokdecoder von Arnold (Spur N) und Märklin (Spur 1). Der aktuelle Standard sieht 128 Fahrstufen und über 10000 Lokadressen vor, wobei die meisten Fahrgeräte und einige Decoder auf 9999 Adressen limitiert sind. Im „Wechselstrombereich“, namentlich Märklin-H0, ist das Märklin-Motorola Digitalsystem vorherrschend, das seit 2004 durch ein neues System, Märklin Systems (mfx) Konkurrenz bekommt. Bei der „Kleinspur“ N gibt es seit langem SelecTRIX.
Miniaturisierung kontra Realitätsnähe
Die Grenzen der Spielbarkeit mit einer Modelleisenbahn liegen vor allem in der Größe der Tische oder Zimmer, die zum Spielen zur Verfügung stehen. Im Maßstab H0 sieht eine Lokomotive ja schon gut aus, lässt sich von allen Seiten betrachten und Details werden gut erkannt. Aber nun soll dieser Koloss (in Wirklichkeit vielleicht 14 m lang und 5 m hoch) realistisch vor und zurück fahren. Mit angehängten Modellwaggons. Welche Maße müsste die Tischplatte haben, um einen Bahnsteig der Wirklichkeit nachzubilden? In H0 wären 200 m aus der Wirklichkeit im Modell bereits 229 cm lang. Von einem realistischen Fahrbetrieb in normalen Zimmergrößen kann also nie die Rede sein. Es müssen Kompromisse zwischen Spielfreude und Modelltreue einerseits und den Mietpreisen und dem Personalaufwand für Turnhallen-artige Spielstätten geschlossen werden. Man stelle sich einmal vor, welche Auswirkungen die Nachbildung einer (nur) 10 km langen Vorortbahn im Modell hätte: 115 m. Von modernen ICE-Strecken sollte im normalen Haushalt also nicht einmal geträumt werden.
Die Miniaturisierung bietet in Grenzen daraus einen Ausweg. Denn bei Spur Z entsprechen den 150 m bzw. 10 km im Modell nur 68 cm / 45,5 m. Also müsste auch da die Vorortbahn etwas gequetscht werden aber ein „realistischer“ Bahnhof mit je ungefähr gleich langem Vorfeld auf beiden Seiten ist schon möglich. Und wenn es dann nach 2 m „Strecke“ (0,4 km) in einem eleganten Bogen mit der Lok und ihren 8 Anhängern in die zweite Ebene geht, dann ist das ein passabler Kompromiss.
Noch weiter zu Verkleinern verbietet allerdings die Fingerfertigkeit sowohl von spielenden Kindern wie die von Hobby-Eisenbahnern. Wenn die Lok-Modelle noch kleiner als ein dünner Finger werden, dann dürften Details kaum noch erkennbar sein und der Spielwert für Kinder gar nicht mehr existieren.
Geschichte der Modellbahn (Schwerpunkt Deutschland)
Den Beginn der Modellbahn-Geschichte könnte im Jahr 1784 fixiert werden. Der englische Lokomotivkonstrukteur Murdock baute in diesem Jahr nämlich ein Versuchsmodell eines gleislosen Dampfwagens. Ein wesentlicher Unterschied zur Spielzeugeisenbahn ist sicher der Antrieb ebenso wie der Versuch die technische Seite der Modelle dem Vorbild anzunähern.
Das Mutterland England
Im Mutterland der Eisenbahn, in England, werden seit Beginn des 19. Jahrhunderts Modelle von Eisenbahnzügen gefertigt. Anfangs waren sie auch Werbemodelle für die Original, was an die Automodelle der Nachkriegszeit erinnert. So erhielt der Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe 1829 von englischen Freunden ein Modell der Rocket „für seine Enkel“ (Siehe Abb.). Leider ist dieses Modell später verschwunden und bis heute nicht wieder aufgetaucht.

Ebenfalls im Jahr 1829 baut Diez Imbrechts eine betriebsfähige Modellbahn als Geschenk für den spanischen Königshof.
Im Jahr 1835, als der Adler erstmals auf der Strecke von Nürnberg nach Fürth verkehrt und damit die Eisenbahn in Deutschland ihren bescheidenen Anfang nimmt, erscheint auch ein farbiger Ausschneidebogen vom Adlerzug, sowie passende Zinnfiguren. Fünf Jahre später, 1840, tauchen dann in Deutschland die ersten aus Blech hergestellten Eisenbahnnachbildungen auf.
Das erste nachweisbare Kind das eine Modelleisenbahn besitzt, ist 1859 der kaiserliche Prinz Napoléon Eugène Louis Bonaparte. Die Bahn drehte allerdings nicht bescheiden im Zimmer ihre Runden, sondern sie wurde im Park von Saint-Cloud aufgebaut. Bewundern kann man diese „Modellbahn“ heute noch im Museon di Rodo in Uzés (Frankreich). (Siehe unten: Weblink)
1862 offeriert die Firma Myers in London dampfbetriebene Lokomotiven in ihrem Katalog und 1869 findet sich die erste nachweisbare Anzeige auch in Deutschland. Die Firma Carogatti aus Königsberg preist dort „... im Zimmer fahrende Lokomotiven mit oszillierendem Zylinder“ an.
Die erste elektrisch betriebene Eisenbahn taucht 1882 auf (Planck) und bereits ein Jahr später, 1883, wird erstmalig das „Zweischienen-Zweileiter-System“ bei elektrischen Eisenbahnen angewendet.
Nürnberg

Das erste nachgewiesene Lok-Modell mit Uhrwerkantrieb stammt von 1886. Wohlgemerkt ist es das erste „nachgewiesene“ Modell, denn technisch machbar wäre es schon ab ca. 1855 gewesen, wo bereits erstmals andere Spielsachen mit Uhrwerkantrieb auftauchen. Ebenfalls 1886 bietet der Spielwarenhersteller Bing aus Nürnberg die erste komplette Zuggarnitur mit Gleisen an.
1887 zieht die Firma Schönner aus Nürnberg nach und präsentiert dampfbetriebene Modelle mit Lok, Wagen und Gleisen in zwei Spurweiten. (65 mm, ca. 1:22 und 115 mm, ca. 1:12) [1]
1891 präsentiert der heute noch führende deutsche Modellbahnhersteller Märklin auf der Leipziger Messe erstmals seine Eisenbahnmodelle. Nicht nur das, Märklin ordnet als erster Hersteller die Spurweiten seines Programms, die Spuren 0, 1, 2 und 3. Bezeichnungen die heute noch Gültigkeit haben. 1895 ist es ebenfalls Märklin, die erstmals Weichen und Eisenbahnzubehör (Gebäude, Signale, Tunnel) anbieten.
Die erste ausgesprochene „Modell-Lok“ nach deutschem Vorbild bietet die Firma Schönner im Jahr 1900 an. Im selben Jahr gibt es erstmals das „Dreischienen-Gleis“ von Märklin (Mittelschiene zur Stromversorgung) und ein Jahr später, 1901, ist es ebenfalls Märklin, die eine mechanische sowie eine elektrische Fernbedienung für Weichen auf den Markt bringen.
Daneben finden sich im Jahr 1901 auch die ersten Diskussionen in Zeitschriften, welche sich mit der Normung von Modellbahnen befassen. Diese münden wohl in das erste „Handbuch der Modellbahn“ von Bassett-Lowkes, in dem der von Greenly entwickelte Normenvorschlag bekannt wird, welcher sich wiederum an die Märklin-Norm von 1891 anlehnt und nach dem sich künftig die Hersteller richten.
Die Spurweite H0, (sprich „halb Null“, demzufolge halb so groß wie Spur Null) mit 16,5 mm Spurweite, hat 1923 ihr Debüt. Bassett-Lowkes führt sie in England ein und nennt sie zunächst 00 (Null-Null). Erster Serienhersteller dieser Spurweite ist die Firma Bing in Nürnberg. Ab 1928 auch erstmals mit elektrischem Antrieb. Zuvor hatten Märklin und Bing bereits eine mit Spur 00 bezeichnete Bahn im Programm, aber diese hatten noch nicht die 16,5 mm Gleisabstände, sondern 26 mm (1908, Märklins Liliput-Bahn) und 28 mm (1912, Bing, Batterieantrieb). Als die Deutsche Reichsbahn 1935 mit viel NS-Pomp 100 Jahre Eisenbahn in Deutschland feiert, kommen zuerst mit Trix (Trix-Express, mit Mehrzugsteuerung!) und dann im Herbst mit Märklin weitere Hersteller der 16,5 mm Spur H0 hinzu.

1927 führt der VDE Kleinspannungen von maximal 22 Volt für Modelleisenbahnen ein. Die bis dahin üblichen Fahrpulte mit Lampenvorwiderständen sind ab jetzt nicht mehr zulässig. (Bei diesen Fahrpulten mit Lampenvorwiderständen wurde die damalige Netzspannung von 220 V lediglich mit einer in Reihe geschalteten Glühbirne reduziert. Es bestand also keine galvanische Trennung zur Netzspannung, wie es die nun eingeführten Transformatoren sicherstellten.)
Es geht noch kleiner
Erst 1949 gibt es eine erneute Innovation in Richtung „Es geht noch kleiner“. Mit 12 mm Spurweite präsentiert Rokal auf der Hannovermesse die erste TT-Bahn Deutschlands im Maßstab 1:120. In der ehemaligen DDR erlangt die Spur der Mitte – wie sie nach dem Erscheinen der Spur N-Bahn oft genannt wird – eine größere Bedeutung als in der BRD. So bleibt die niederrheinische Firma Rokal (später Röwa) im Westen einziger Hersteller dieser Spurweite. Als diese 1974 / 75 Konkurs anmeldete war das Ende dieser Spur im Westen besiegelt. Nicht so in der DDR, wo sie eine beliebte und weit verbreitete Spurweite darstellt (Zeuke).
1952 stellt die Firma Fleischmann aus Nürnberg erstmals ihre H0-Bahn vor. Seither gehört Fleischmann zu den führenden Modellbahnherstellern in Deutschland.
Die Firma Trix experimentiert 1958 mit Rollmodellen im Maßstab 1:180, die jedoch nie aus der Versuchsphase herauskommen.
1960 gelingt es der Spielwarenfirma Arnold aus Nürnberg eine zunächst mit 8 mm Spurweite herausgebrachte Modellbahn im Maßstab 1:160 vorzustellen. Daraus wird dann eine maßstabgerechtere Spurweite von 9 mm. Damit ist die Spur N(eun) der nächste Meilenstein im Sinne von „Es geht noch kleiner“.
Zwölf Jahre später, 1972, setzt Märklin diese Marke auf 6,5 mm Spurweite (Spur Z) herab, die mit einem Maßstab von 1:220 die bis heute kleinste funktionsfähige industriell gefertigte Modellbahn darstellt.
Die größte kommerzielle Messe in diesem Sektor im deutschsprachigen Bereich ist die jährlich stattfindende Intermodellbau in Dortmund. Daneben haben sich in den vergangenen Jahrzehnten mehrere regionale und lokale Ausstellungen und Verkaufsmessen entwickelt.
Echtdampf
Eine andere Entwicklungslinie im Modellbau stellen viele Nachbauten in Echtdampf dar. Das Modelfahrzeug wird wie das Original mit einer Dampfmaschine betrieben. Dazu haben sich etwa seit den 1980er Jahren spezielle Clubs gegründet und an einigen Plätzen Europas finden regelmäßige Schautreffen statt (z. B. die Echtdampf Stainz, Echtdampf Sinsheim). Die Normgrößen bewegen sich dabei naturgemäß eher im Bereich Turnhallen- oder Gartenbahn. Davor gab es fast immer schon Dampfanlagen als Dauerausstellung.
Siehe auch
- Gartenbahn
- Liste öffentlich zugänglicher Modelleisenbahnanlagen
- Spielzeugeisenbahn
- Modellbahnverein
- virtuelle Modelleisenbahn, Simulation/Planung auf dem Computer
- Entwicklung der Modelleisenbahn in Europa (Ein Beitrag überwiegend zum technischen Produktionsfortschritt und dem geänderten Kaufverhalten der Kunden)
Literatur
- Manfred Hoße : Lexikon der Modelleisenbahn. Verlag: Transpress, 2004. ISBN 3613712393 . 352 Seiten.
- Uwe Lechner: Modellbahn Träume. Die schönsten Anlagen aus dem 'Modelleisenbahner'. Transpress, 3. Aufl. 2002. ISBN 3613711176. 125 Seiten.
- Horst Meier: Das USA-Modellbahnbuch. Anlagen nach amerikanischem Vorbild - und wie sie gebaut werden. Verlag: Geramond. 2005. ISBN 3765473324. 168 Seiten.
- Alexander Schleberger: Kursbuch digitale Modellbahn. Verlag: Sybex. 2006. 383 Seiten. ISBN 3815506085.
Historisches:
- Götz Adriani: Dem Spiel auf der Spur. Mythos Modelleisenbahn. Hatje Cantz Verlag. 2003. ISBN 3775791833. ( 320 Seiten zur Märklin-Geschichte)
- Gustav Reder: Mit Uhrwerk, Dampf und Strom: vom Spielzeug zur Modelleisenbahn. Alba, Düsseldorf, 1988 (2. Aufl). 258 S. ISBN 3-87094-455-2
- Bernhard Stein: Internationales Typenhandbuch. Modelleisenbahn. Bechtermünz Vlg., Augsburg. ISBN 3828953239. 576 Seiten (z T. Reprint eines Katalogs von 1978)
Einen wichtigen Teil der „Literatur“ in diesem Hobby stellen die Firmenkataloge dar, deren Erscheinen jeweils im Herbst für das nächste Weihnachtsgeschäft Kinder und Eltern in die Fachgeschäfte strömen ließ. Weiter sind die Anregungen zum Anlagenbau für die Verbreitung des Hobbys immer sehr wichtig gewesen. Größere Firmen setzten dabei auf ihre „Hausautoren“, die neben leicht nachbaufähigen Anlagen auch immer komplexe Nachbildungen von Betriebswerken und Bahnhöfen als Appetitanreger vorstellen. Neuere Kataloge sind auf CD und im Internet verfügbar.
Multimedial sollte auch der inzwischen stark ausgeweitete Handel mit Videofilmen von tv-Sendungen, Kongressberichten(Messen, Jahrestreffen einzelner Sparten) oder Produkt-Promotions von Herstellern erwähnt werden. Er wäre separat aufzuarbeiten.
Weblinks
- Deutsches Modellbahn-Portal
- Eine umfangreiche Marktanalyse des Freizeitsegments Modellbahn für Deutschland und die Schweiz, bdef u. a, 2005
- Modellbahnnormen weltweit
- Verband der Modelleisenbahner Europas (MOROP)
- NEM-Normen
Zum Modellbau
- Intermodellbau in Dortmund (18.04. - 22.04.2007)
- Modellbau-Wiki
- Modellbahn-Wiki