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Zündapp

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Datei:00KS750.jpg
Überschweres Gespann Zündapp KS 750

Zündapp war einer der großen deutschen Motorradhersteller in der Zeit von 1917 bis 1984.

Geschichte

Fritz Neumeyer, der Großvater des letzten Firmenchefs, begann zuerst mit der Fabrikation von Dampfmaschinen und Spielwaren. Zusammen mit den Firmen Krupp und Thiel gründete Neumeyer 1917 in Nürnberg die „Zünder- und Apparatebaugesellschaft“ (= Zündapp), die 1919 in seinen Alleinbesitz überging.

Nach der Berliner Automobil- und Motorradausstellung 1920 beschloss Neumeyer, selbst Motorräder zu bauen. Durch Fließbandtechnik konnte er 1921 mit der Z 22 seine erste Maschine preiswert auf den Markt bringen. 1500 Stück dieses Motorrades baute er bis 1922. Die Erfolgsgeschichte des Unternehmens wurde auch durch Neumeyers Tod 1935 nicht aufgehalten, Ende der 30er Jahre war Zündapp eine der fünf bedeutendsten Motorradfabriken in Europa.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Wegfall des Rüstungsgeschäfts wurden verschiedene technische Geräte ohne besonders großen Erfolg gefertigt, bis man sich 1921 auf die Produktion praktikabler Gebrauchsmotorräder verlegte. Diese Motorradproduktion wurde betrieben, bis das Unternehmen im August 1984 in Konkurs ging.

Die Produktion von Motorrädern und Mopeds bildete über den gesamten Zeitraum das Hauptgeschäft. Es wurden jedoch immer wieder versucht in die Automobilherstellung einzusteigen. Bereits 1924 sollte in München-Freimann der englische Rover Kleinwagen in Lizenz gebaut werden. Im Mai 1931 wurde der Presse wieder ein Projekt angekündigt. Es sollte ein 4-sitziger Personenwagen gebaut werden. Erstmals tauchte hier die Bezeichnung "Volkswagen" auf. Nach nur 3 gebauten Musterwagen wurde das Projekt des Porsche Typ 12 jedoch abgebrochen.

Zündapp Volkswagen

Die Produktionsanlagen von Zündapp wurden nach China, an die Tianjin Motorcycle Co. verkauft, wo mit den Einrichtungen noch einige Jahre produziert und auch das Zündapp-Zeichen verwendet wurde.

Auch in Portugal existierten Produktionseinrichtungen; unter dem Namen "Tomos" wurden bis in die 1990er Jahre hinein nach Zündapp-Konstruktionen Mopeds und Kleinmotorräder gefertigt.

Zündapp Nähmaschine
Zündapp Nähmaschine
Logo der Nähmaschine

Zündapp fertigte neben Motorrädern vielerlei daran angelehnte Produkte. Neben dem erfolglosen Janus-Auto wurden insbesondere Bootsmotoren, Nähmaschinen und Rasenmäher erfolgreich verkauft und genossen einen guten Ruf. Nach Konkurs von Zündapp wurden in der Volksrepublik China noch größere Mengen KS80-Motoren nachgebaut und für Pumpen und Generatoren produziert.

Zu den bekanntesten Modellen von Zündapp zählte das Nachkriegsmodell KS601 mit Zweizylinder-Viertakt-Boxermotor, auch „Grüner Elephant“ genannt, dass aufgrund seiner technischen Qualitäten und der grünen Lackierung große Beliebtheit erlangte. Das Elephantentreffen, das nach diesem Motorrad benannt wurde, findet immer noch jährlich statt. Bei der auch als Wehrmachtsgespann bekannten Zündapp KS 750 ist der Boxermotoren nicht in 180°, wie bei allen anderen Boxermotoren von Zündapp und BMW, sondern bildet einen Winkel von 170 Grad, wodurch sich eine größere Bodenfreiheit unter den Zylindern ergibt. Im Zuge des Niedergangs des Motorradmarktes nach dem Zweiten Weltkrieg stellte Zündapp 1957 die Produktion dieser Maschine ein, die als zu groß, zu schwer und zu teuer bewertet wurde. Einer der Gründe war, dass man dem Viertaktmotor irrtümlich keine Zukunftschancen gab.

Stattdessen konzentrierte man sich auf die Produktion hochwertiger alltagstauglicher kleiner Zweitaktmaschinen mit hoher Lebenserwartung. Die Verkaufszahlen dieser Maschinen brachen aber mit Einführung der Führerschein- und Helmpflicht rapide ein. Auch noch 20 Jahre nach dem Konkurs der Firma Zündapp zählen die Fahrzeuge zum Straßenbild in Deutschland.

Die Entwicklung der Zweitaktmaschinen war dabei langsam und nicht den Modetrends folgend. Zwar waren die Fahrzeuge äußerst hochwertig, so wurden etwa bereits 1976 elektronische Zündanlagen statt Kontaktzündungen verbaut und hochwertige, überdimensionierte Bremsanlagen und Kühlsysteme benutzt. (Beispiel: Die Scheibenbremsanlagen der Marke Brembo von Zündapp KS 175 und BMW R80 jeweils Baujahr 1980 sind identisch). Andererseits nahm man wenig Rücksicht auf den Geschmack, die Eitelkeiten und Probleme der Kundschaft. Auch im letzten Baujahr wurden noch manuell zu betätigende Benzinhähne, Kickstarter, Ziehkeilschaltung und ein 25 Jahre altes Design verwendet. Argumente dafür waren die höhere Betriebssicherheit und das geringere Gewicht.

Die Kundschaft kaufte inzwischen lieber großvolumige japanische Viertakter, die kaum praktische Vorteile hatten und trotz hoher Wartungskosten weniger haltbar als die kleinen Zweitakter waren. Allerdings trafen diese Maschinen in Design und Image den Nerv der Kundschaft. Und sie waren nur wenig teurer als die hochwertigen Maschinen von Zündapp.

Die Geschichte Zündapps über den Verlauf von fast 70 Jahren zeigt exemplarisch den Aufstieg und Niedergang einer deutschen Firma, die von einem ehrgeizigen und antriebsstarken Gründer aufgebaut und erfolgreich durch Kriegswirren geführt wurde, um dann an einem Trend zum Automobil und der zweiten Motorradkrise zu scheitern. Neben BMW existieren heute nurmehr MZ und Sachs als deutsche Hersteller von Motorrädern, wobei sich Sachs in malaysischem Besitz befindet.

1974 wurde zusammen mit Royal Enfield eine Produktion in Ranipet / Indien eröffnet, wo die CS 25, ein Mofa, noch bis in die 90er Jahre produziert wurde. Nach der Übernahme von Royal-Enfield durch die indische Gruppe Eicher wurde das Werk geschlossen.

Eine Ausstellung zur Firmengeschichte von Zündapp findet sich im Museum Industriekultur in Nürnberg. Hier befindet sich auch ein 1:5 Modell des Zündapp Volkswagens.

International gibt es immer noch viele begeisterte Fans, die in zahlreichen Clubs organisiert sind. Die Ersatzteilversorgung ist auch viele Jahre nach dem Konkurs gut, weil fast alle Zulieferer noch existieren.

Die bayerische Rockband "Gsindl" hat Rädern der Zündapp mit dem Stück Zündapp fahr'n ein musikalisches Denkmal gesetzt.

Modelle

PKW und Dreiräder

Motorräder

Zündapp mit Beiwagen
  • Z 22: Baujahr 1921 bis 1924, Einzylinder-Zweitakt, 211 cm³ und 2,5 PS, 56 Kilogramm schwer, 65 km/h Höchstgeschwindigkeit, Radaufhängung hinten starr, vorne mit Pendelgabel.
  • Z 200: Baujahr 1922, Einzylinder-Zweitakt, Beleuchtung mit Karbidlampe
  • K 249: Baujahr 1924, Einzylinder-Zweitakt, 249 cm³ und 3,5, später 4,5 PS
  • Z 300: Baujahr 1928, Einzylinder-Zweitakt, 9 PS
  • S, (später SS): Baujahr 1930 mit 499 cm³ OHV-Vierventil-Einzylinder "Python" von Rudge, 18, 22 PS
  • K 200: Baujahr 1933/34, Einzylinder-Zweitakt, 6,5 PS
  • K 600: Baujahr ab 1933, Zweizylinder-Viertakt- Boxer
  • K 800: Baujahr ab 1933, Vierzylinder-Viertakt- Boxer
  • DS 350: Baujahr 1938-40, Einzylinder-Viertakt, 17,5 PS, 110 km/h
  • DB 200: (Bauernmotorrad) Baujahr 1935 - 1940 und 1947 - 1951, 198 cm³, 7 PS, Einzylinder-Zweitakt
  • KS 750: (Wehrmachtsgespann), Baujahr 1940 - 1948, Zweizylinder- Viertakt- Boxer, ca. 26 PS, angetriebenes und gebremstes Seitenwagenrad
Zündapp KS 600
  • KS 600: 1938-41 und 1949-50, 600-cm³-Zweizylinder- Viertakt- Boxer, 28 PS, 195 kg, keine Hinterradfederung, 145 km/h
  • KS 601: ("Grüner Elephant"), 1950-57, Zweizylinder- Viertakt- Boxer, 28 PS, 224 kg, Geradweg-Hinterradfederung, 140 km/h
  • KS 601 S: 600-cm³-Zweizylinder-Viertakt-Boxer, 34 PS, 216 kg, 155 km/h
  • Bella: 1953-64, Roller mit 147, 174 und 198 cm³ Hubraum, fahrtwindgekühlter Einzylinder-Zweitakter, Fußschaltung
  • Elastic 200 (DB 205): 1953-55, 198 cm³ Hubraum, 9,5 PS, Einzylinder-Zweitakter, Hinterradschwinge, seitenwagentauglich
  • Elastic 250 (DB 255): 1954-55 247 cm³ Hubraum, 13 PS, Einzylinder-Zweitakter, Hinterradschwinge, seitenwagentauglich
  • 175 S: mit 10,5 PS, 200 S mit 12 PS, 250 S mit 14,5 PS, Einzylinder-Zweitakter, mit Telegabel und Hinterradschwinge, nicht seitenwagentauglich
  • 201 S: Einzylinder-Zweitakter mit 12 PS, mit Vorder- und Hinterradschwinge
  • Trophy 175 S: und Trophy 250 S, Einzylinder-Zweitakter, mit Vorder- und Hinterradschwinge, zuletzt auch mit 12-Volt-Anlage und elektrischem Anlasser
  • Janus, 1957-58, Kleinwagen, 245 cm³ Zweitakter, die 2+2 Insassen saßen Rücken an Rücken, Mittelmotor, hydraulische Bremsanlage
  • K 55: 12 PS, 90 km/h
  • GTS 50: 1973-1984, Mokick 49,9 cm³, 40 km/h (ab 1984 wassergekühlt)
  • ZD 50 TS: 1979-1980, Dreigang-Sport-Mofa, 25 km/h
  • CS 50: 1979-1984, Mokick 49,9 cm³, 2,9 PS, 40 km/h
  • CS 25: 1981-1984, Mofa 49,9 cm³, Dreigang, 25 km/h
  • ZA 25: 1980-1984, Mofa 49,9 cm³, 25 km/h
Vor der Einführung der Leichtkrafträder waren Mokicks von Zündapp bei den unter 18-jährigen sehr begehrt
  • KS 50: 1979-1984, Kleinkaftrad, 49,9 cm³, Fünfgang, 5,2 PS, später 6,25 PS, 85 km/h
  • KS 100: 1960er bis 1970er Jahre, Einzylinder-Zweitakt, 100 cm³, ca. 7 bis 10 PS, Vier- und Fünfganggetriebe je nach Baujahr
  • KS 125: 1970er Jahre, Einzylinder-Zweitakt, 125 cm³, ca. 12 bis 17 PS, Fünfganggetriebe
  • KS 50 WC TT: 1979-1984, Kleinkaftrad, wassergekühlter Einzylinder-Zweitakter mit Thermosyphon-Umlaufkühlung (ohne Wasserpumpe), 49,9 cm³, 6,25 PS, 85 km/h
  • KS 175 WC: Baujahr 1978, Einzylinder-Zweitakt, 163 cm³, 10 kW / 17 PS, Fünfgang, 125 km/h
  • KS 80 Super WC: Baujahr 1984, Leichtkraftrad, Wasserkühlung, 80 km/h, 78 cm³
  • KS 80: Baujahr 1980-1984, Leichtkraftrad, 80 km/h, 78 cm³, 5 Gänge, wassergekühlt
  • K 80: Baujahr 1980-1982, Leichtkraftrad, Motor und Rahmen identisch KS80,jedoch schlankerer Tank und kleinere Verkleidung
  • SX 80: Baujahr 1982-1984, Enduro-Leichtkraftrad, 80 km/h, 78 cm³, 5 Gänge, luftgekühlt
  • ZR 10 Mofa: Baujahr 1979 , 25 km/h, 49,9 cm³, 1-Gang-Getriebe
  • ZR 20 Mofa: Baujahr 1979 , 25 km/h, 49,9 cm³, 2-Gang-Getriebe
  • ZA 40 Mokick 50cm³ 40 km/h (2 kW/2,3 PS) 1980-1982
  • ZE 40 Mokick 50cm³ Dreigang 40 km/h (2 kW/2,3 PS) 1982-1984
  • ZD 40 Mokick 50cm³ Dreigang 40 km/h jetzt 45km/h 2,3 kW 2,9 PS Zweisitzer 1972-1988
  • ZD 20 Mofa 49cm³ Dreigang 25 km/h 1,5 PS
  • ZX 25 Mofa 49cm³ Zweigang 25 km/h 1,5 PS
  • Seitenbordmotor ZÜNDAPP-Delphin 303 (2,3 / 3 PS)

Bilder

Literatur

  • Hommes, Hans-Peter: Zündapp KS750. Detaillierte Beschreibung und Instandsetzungsanleitung. Über 300 Seiten mit vielen Fotos. Nur zu beziehen über den Herausgeber. Weblink
  • Kubisch, Ulrich: Zündapp. Aufstieg und Niedergang. (Berliner Beiträge zur Technikgeschichte und Industriekultur. Schriftenreihe des Museums für Verkehr und Technik Berlin, Band 6). Berlin: Nicolaische Verlagsbuchhandlung 1986. ISBN 3-87584-176-X.
  • Scharfenberg, Reiner ; Sengfelder, Günter ; Rauch, Siegfried: Zündapp im Bild.
    • Band 1: Die Nürnberger Jahre 1922 - 1958. Stuttgart: Motorbuch-Verlag, 1998.- ISBN 3-613-01919-1
    • Band 2: Die Münchener Jahre 1953 - 1984. Stuttgart: Motorbuch-Verlag, 2000.- ISBN 3-613-02034-3
  • Alle Zündapp-Zweihunderter: Von Derby bis Norma-Comfort. (= Der Motor-Test, Heft 2; 29 Seiten). Stuttgart: Motor-Presse-Verlag, 1953
  • Poensgen, Robert: 40 Jahre Sport-Erfolge. München: Zündapp-Werke, 1961.
  • Zündapp-Streiflichter. Herausgeber: Zündapp-Werke, verantwortlich für den Inhalt: Presse- und Werbeabteilung. Verleger: München: Zündapp-Werke GmbH (Zu Beginn im Werkschriften-Verlag, Heidelberg). Erschienen bis Nummer 20 im Jahre 1962.
  • Wachtel, Joachim: 50 Jahre Zündapp: 1917 - 1967. Verleger: München: Verlag Mensch und Arbeit Robert Pfützner, 1967.
  • Rauch, Siegfried: Zündapp: 60 Jahre Zündapp-Technik. Herausgeber und Verleger: Zündapp-Werke GmbH, München, 1977. Umfang: 311 Seiten.
  • Rauch, Siegfried ; Kleine Vennekate, Johann [Herausgeber]: Zündapp. [Erweiterte (?) Neuauflage von "Zündapp: 60 Jahre Zündapp-Technik"]. Verleger: Lemgo, Pestalozziweg 3: J. Kleine Vennekate, 1996. Umfang: 311 Seiten.
  • Erwin Tragatsch: Alle Motorräder 1894 bis heute. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1982, ISBN 3-87943-410-7.
  • Tilman Werner: Von Ardie bis Zündapp. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1989, ISBN 3-613-01287-1.
  • Matthias Murko: Motorrad Legenden. W. Tümmels, Nürnberg 1994, ISBN 3-921590-27-2.
  • Thomas Reinwald: Motorräder aus Nürnberg. ZWEIRAD-Verlag, Erlangen 1994, ISBN 3-929136-03-1.
  • Thomas Reinwald: Nürnberger Motorradindustrie. PODSZUN, Brilon 2002, ISBN 3-86133-299-X.

Siehe auch:

Nürnberger Motorradindustrie