Kirchentonart
Die Kirchentonarten sind modale, diatonische Tonleitern, die im 9. Jahrhundert entstanden und die Tonhöhenverhältnisse der mittelalterlichen Responsorien und Antiphonen definierten.
Grundsätzlich besitzen Kirchentonarten, unabhängig von ihrer strukturellen Definition, auch die Eigenschaft, authentisch oder plagal zu sein und sind damit auch formbildend. Bei authentischen Kirchentonarten fallen tiefster Ton und Schlußton (Finalis) zusammen; bei plagalen Kirchentonarten setzt der Gesang ein Tetrachord unterhalb des Finalis ein.
Alle echten Kirchentonarten sind quintenrein, ihr Confinalis liegt eine Quinte über dem Finalis. Dies gilt für alle Kirchentonarten außer der lokrischen Tonart, die nur aus Vollständigkeitsgründen eingeführt wurde und für die abendländische Kirchenmusik deshalb von geringer Bedeutung ist, weil sie den Confinalis durch den Tritonus, das diabolische Intervall ersetzt.
werden werden verschiedene aus der Musik des Mittelalters stammende Tonarten bezeichnet.
einfache Definition
Die Tonleitern der Kirchentonarten ergeben sich, wenn man auf dem Klavier, beginnend bei c, dann vom nächsten Ton aus, jeweils eine Tonleiter spielt.
exakte Definition
Wird die Folge von Intervallen, mit denen die Dur-Tonleiter definiert ist, mehrmals aneinandergereiht, entsteht folgende Abfolge von Intervallen:
... 1 - 1 - 1/2 - 1 - 1 - 1 - 1/2 - 1 - 1 - 1/2 - 1 - 1 - 1 - 1/2 - 1 - 1 - 1/2 - 1 - 1 ...
Es lassen sich aus diesem Vorrat die 7 verschiedenen Tonleitern von Kirchentonarten definieren, die jeweils an einer anderen Stelle dieser Folge beginnen:
Kirchentonart | Intervall-Abfolge |
Ionisch | 1 - 1 - 1/2 - 1 - 1 - 1 - 1/2 |
Dorisch | 1 - 1/2 - 1 - 1 - 1 - 1/2 - 1 |
Phrygisch | 1/2 - 1 - 1 - 1 - 1/2 - 1 - 1 |
Lydisch | 1 - 1 - 1 - 1/2 - 1 - 1 - 1/2 |
Mixolydisch | 1 - 1 - 1/2 - 1 - 1 - 1/2 - 1 |
Aeolisch | 1 - 1/2 - 1 - 1 - 1/2 - 1 - 1 |
Lokrisch | 1/2 - 1 - 1 - 1/2 - 1 - 1 - 1 |
Von den Kirchentonarten kann man die folgenden dem Tongeschlecht
Dur zuordnen:
- ionisch (= Dur)
- lydisch (im Vergleich zu Dur als Vorzeichen ein # mehr bzw. ein b weniger, charakterisiert vom Grundton aus durch die lydische Quarte, ein Tritonus)
- Mixolydisch (ein b mehr bzw. ein # weniger, charakterisiert durch die mixolydische Septime)
Dem Tongeschlecht Moll kann man zuordnen:
- dorisch (im Vergleich zu Moll ein b weniger bzw. ein # mehr, charakterisiert durch die dorische Sexte)
- phrygisch (ein # weniger bzw. ein b mehr, charakterisiert durch die phrygische Sekunde)
- aeolisch (= reines Moll)
Anmerkung: