Zum Inhalt springen

Docklands

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 16. November 2006 um 14:24 Uhr durch 89.245.27.20 (Diskussion) (Die Docklands heute). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Docklands ist der halboffizielle Name eines Stadtteils im Osten von London. Er besteht aus Teilen der Stadtbezirke Southwark, Tower Hamlets und Newham. Die namensgebenden Docks waren früher Teil des Hafens von London, einst der größte Hafen der Welt. Die Schifffahrt wurde aufgegeben und das brachliegende Gelände für Wohn- und Geschäftszwecke umgewandelt. Es entstanden große Bürogebäudekomplexe wie Canary Wharf.

Gebiete der Docklands

Die Docklands bestehen aus einstigen Dock- und Schiffswerft-Komplexen entlang der Themse. Von West nach Ost sind dies:

Ein weiteres Dockgelände befindet sich weiter flussabwärts in Tilbury, wird jedoch nicht zu den Docklands gezählt.

Geschichte

Regent's Canal Dock im Jahre 1828
London Docks - Entladen von Portwein (ca. 1909)

Entwicklung der Docks

Zur Zeit der Römer sowie im Mittelalter legten die Schiffe an kleinen Docks an, entweder in der City of London oder in Southwark; eine Gegend, die heute als Pool of London bekannt ist. Das größte Problem war, dass es keinen Schutz vor Naturgewalten und Dieben gab. Dazu kommt, dass enormer Platzmangel an der Kaiseite herrschte. Deshalb wurde 1696 erstmals weiter flussabwärts ein Dock gebaut. Die Howland Great Dock (später Greenland Dock) in Rotherhithe) bildete das Kernstück der späteren Surrey Docks. Dieser neue Hafen, der all die Probleme adressierte bot nun großen, sicheren und geschützten Platz für 120 Schiffe. Es war sofort ein großer wirtschaftlicher Erfolg und bildete die Vorlage für spätere Erweiterungen.

Unter der Herrschaft der Könige Georg III. und Georg IV. entstanden die West India Docks (1802), die East India Docks (1805), die Surrey Docks (1807), die St. Katherine's Docks (1828) und eine Erweiterung der West India Docks (1829). Unter der Herrschaft von Königin Victoria expandierte das Hafengebiet noch weiter nach Osten: Royal Victoria Dock (1855), Millwall Dock (1868), Royal Albert Dock (1880). Als letzte Erweiterung kam 1921 der King George V Dock hinzu.

Docks und Dockarbeiter

Es gab drei verschiedene Arten von Docks. In den Nassdocks ankerten die Schiffe und wurden be- und entladen. In den Trockendocks, die viel kleiner waren, wurden einzelne Schiffe repariert. Schiffe wurden in Werften am Flussufer gebaut. Die Docks waren von unzähligen Lagerhäusern umgeben. Mit der Zeit spezialisierten sich einzelne Docks auf bestimmte Waren: In den Surrey Docks wurde z.B. Holz umgeschlagen, in Millwall Getreide, in St. Katherine's Wolle, Zucker und Kautschuk.

Für die Docks wurde eine riesige Anzahl von Arbeitern benötigt. Einige waren hoch spezialisiert, die meisten jedoch hatten nicht einmal eine Schulbildung. Sie mussten sich jeden Morgen an bestimmten Orten einfinden (meistens Pubs), wo sie von den Vorarbeitern nach dem Zufallsprinzip ausgewählt wurden. Es war für diese Arbeiter jeden Tag eine Lotterie, ob sie überhaupt arbeiten und Geld verdienen konnten.

Der Großteil der Docklands wurde in sumpfigem Gelände errichtet, das für die Landwirtschaft ungeeignet war. Die Dockarbeiter bildeten eng verflochtene Gemeinschaften; jede hatte ihre eigenständige Kultur und einen eigenen Slang. Diese Gemeinschaften lebten weit abseits des Stadtzentrums und waren deshalb isoliert. Der Lokalpatriotismus war so weit entwickelt, dass zum Beispiel 1920 die Bewohner der Isle of Dogs die beiden einzigen Ausfallstraßen blockierten und sich für unabhängig erklärten.

Die Männer die in den Docks gearbeitet haben, nannte und nennt man immer noch "Dockers".

Die Docks im 20. Jahrhundert

Datei:Heinkel He III over London 7 Sep 1940.jpg
Bombardierung der Docklands am 7. September 1940

Die Docks waren früher von einer Anzahl von sich konkurrierenden Privatunternehmen gebaut und betrieben worden. 1909 wurde die Hafenbehörde Port of London Authority (PLA) eingerichtet. Sie übernahm die Privatunternehmen, um den Hafenbetrieb effizienter zu gestalten und die Beziehung zu den Arbeitern zu verbessern. Die PLA errichtete 1921 das letzte Dock, die King George V.

Die Bombardierungen durch die deutsche Luftwaffe im 2. Weltkrieg verursachten riesige Schäden. Viele Docks waren nach Kriegsende nicht passierbar. Dennoch erlebten die Docklands in den 1950er Jahrenn eine Phase des Wohlstands. Das Ende kam plötzlich, zwischen 1960 und 1970, als Containerschiffe in großem Stil eingeführt wurden und allgemein größere Schiffe gebaut wurden, die nicht einmal in die Docks hinein passten. Die gesamte Hafenindustrie zog weiter flussabwärts zum Hochseehafen in Tilbury. Zwischen 1960 und 1980 wurden sämtliche Docks in London geschlossen. Die Arbeitslosenquote war hoch, die Gegend verarmte, die Gebäude verfielen.

Ein neuer Stadtteil entsteht

Canary Wharf

Ideen, die Docks für neue Zwecke umzunutzen, gab es jeweils sofort nach ihrer Schließung. Es dauerte jedoch rund zwanzig Jahre, bis die ersten Maßnahmen in die Tat umgesetzt wurden. Die Situation wurde durch die große Anzahl an Landbesitzern verkompliziert, die alle ihre eigenen Interessen durchsetzen wollten.

Um dieses Problem zu lösen, wurde 1981 die London Docklands Development Corporation (LDDC) gebildet; eine Behörde, welche direkt der Regierung unterstellt war und beliebig Land kaufen und verkaufen konnte. Eine der wichtigsten Maßnahmen war die Schaffung einer Spezialzone auf der Isle of Dogs, wo Unternehmen von der Grundstückssteuer befreit waren. Dies machte Investitionen in den Docklands äußerst attraktiv und war der Auslöser eines Immobilienbooms. Einige nannten es sogar einen Goldrausch. Die LDDC war bei den lokalen Behörden nicht sonderlich beliebt, da sie nicht auf die Bedürfnisse der Bevölkerung einging, sondern sich auf immer elitärere Projekte versteifte. Die LDDC wurde 1998 aufgelöst, seither haben die Stadtbezirke wieder die volle Kontrolle über ihr eigenes Gebiet.

Unter der Führung der LDDC wurden in den 1980er und 1990er Jahren weite Gebiete der Docklands in Wohn- und Geschäftszonen umgewandelt. Das Kernstück des Umwandlungsprozesses war ohne Zweifel die Canary Wharf, wo die drei höchsten Gebäude Großbritanniens errichtet wurden und sich die internationale Finanzindustrie ansiedelte. Das Unternehmen Olympia and York, das den Gebäudekomplex baute, ging bankrott, als die Immobilienpreise abrupt sanken.

Die Docklands waren früher sehr schlecht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erschlossen. Dies wurde durch den Bau einer vollautomatischen Stadtbahn wettgemacht; der erste Abschnitt der Docklands Light Railway wurde 1987 eröffnet. Im selben Jahr wurde auf dem Gelände der Royal Docks der Flughafen London City eröffnet. 1999 erfolge der Anschluss der Docklands an das Netz der London Underground, als die Jubilee Line nach Osten verlängert wurde.

9N1 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!



Die Docklands heute

St. Katherine's Docks im Juni 2004

Die Einwohnerzahl hat sich in den seit Beginn der Neuerschließung mehr als verdoppelt. Die Docklands haben sich zu einem Geschäftszentrum und zu einer exklusiven Wohnlage entwickelt. Nicht alle alten Lagerhäuser und Werften wurden abgerissen, sondern wurden in Appartementhäuser und Einkaufszentren umgewandelt. Die ehemaligen Docks werden als Yachthäfen oder Wassersportzentren verwendet.

Die Umwandlung der Docklands hatte nicht nur positive Aspekte. Der steile Anstieg der Preise während des Immobilienbooms führte zu Spannungen zwischen den Neuankömmlingen und der alteingesessenen Dockarbeiter-Bevölkerung, die sich immer mehr an den Rand gedrängt fühlt. An vielen Orten ist ein scharfer Kontrast zu beobachten, teure Luxus-Appartements stehen gleich neben heruntergekommenen Sozialwohnungen.

Weitere Entwicklung

Datei:Granary54.JPG
Getreidespeicher von 1905

Obwohl schon viel erreicht wurde, geht die Entwicklung in den Docklands auch in Zukunft weiter. Es gibt zahlreiche Projekte:

Literatur

  • Chris Ellmers and Alex Werner: Dockland life : a pictorial history of London's docks 1860 - 2000, Museum of London., NA (1. Aufl. 1991) Edinburgh [u.a.] : Mainstream 2000, 221 S., ISBN 1-8401-8318-7

Vorlage:Koordinate Artikel

Commons: Category:Docklands – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien