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Bielefeld-Verschwörung

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Die Bielefeldverschwörung ist Bestandteil einer satirischen Verschwörungstheorie, die die Existenz der Stadt Bielefeld anzweifelt, um die in sich geschlossene unangreifbare Argumentationsstruktur von Verschwörungstheorien auf humorvolle Weise zu entlarven.

Diese Satire einer Verschwörungstheorie wurde erstmals 1994 im deutschsprachigen Usenet erwähnt, kursiert seither als Running Gag im Internet und wurde so Teil der Internet-Folklore, die zur Netzkultur gehört.

Inhalt und Kult

Die Anhänger dieser Verschwörungstheorie stellen die Existenz der Stadt Bielefeld in Frage. Sie gehen davon aus, dass alle Hinweise auf diese Stadt ein Teil einer groß angelegten Verschwörung sind, der Bielefeldverschwörung. Diese Verschwörung soll die Menschheit von der Existenz einer Stadt namens Bielefeld überzeugen. Die Anhänger dieser Verschwörungstheorie sprechen im Bezug auf die Urheber der Verschwörung grundsätzlich nur von IHNEN oder SIE. Einige vermuten als Urheber der Bielefeldverschwörung die CIA, den Mossad oder Außerirdische unter Führung von Ashtar Sheran, die ihr Raumschiff als Universität getarnt haben, also übliche Verdächtige bei Verschwörungstheorien. Eine andere Version dieser Verschwörung geht davon aus, dass sich in Bielefeld der Eingang zu Atlantis befindet. Um SIE nicht aufmerksam zu machen, werden statt Bielefeld oft die Termini B*e*e*e*d, B**l*f*ld, Blfd oder Bielefake verwendet oder es wird schlicht von dem B-Wort gesprochen. Auch Lachen bei Berichten in Nachrichtensendungen über Ereignisse in Bielefeld gehört zum dokumentierten Verhaltens-Repertoire der Anhänger der Theorie.

Neue Nahrung erhält die Bielefeldverschwörung durch einen Kartenfehler in Google Earth. Dort, wo laut Karte und Suchfunktion die City von Bielefeld sein sollte, sind im Luft/Satellitenbild nur Wald, Grünflächen und locker besiedelte Flächen zu erkennen, die nicht einmal annähernd zu dem darüber gelegten Straßennetz passen.

Ursprung

Die erste bekannte öffentliche Erwähnung der Bielefeldverschwörung stammt von dem deutschen Informatiker Achim Held und wurde am 15. Mai 1994 im Usenet in der Newsgroup de.talk.bizarre veröffentlicht.

Im Gegensatz zur Verschwörungstheorie selbst hat sich jedoch die Geschichte ihrer Entstehung nicht sehr stark verbreitet und es sind im Netz viele, zum Teil gegensätzliche, Gerüchte umgegangen, wie die Bielefeldverschwörung entstanden sein könnte.

Das ZDF hat zum zehnjährigen Geburtstag der Verschwörungstheorie ein Interview mit Achim Held geführt, in dem er angibt, dass die ganze Geschichte auf einer Studenten-Party entstanden sei. Von einem Bekannten, der viele Esoterik-Magazine gelesen habe, und einem Anwesenden, der eingeworfen habe: „Bielefeld gibt es gar nicht“, sei die Idee geboren worden.

Die meisten der vermuteten und zum Teil schon als Urban Legend umgehenden Ursprungstheorien waren weniger banal:

  • Eine Theorie, die vor allem im Bereich der Universität des Saarlandes umging, war, dass der Ursprung der Behauptung Bielefeld existiert nicht aus den Anfangszeiten des Internets in Deutschland stammen sollte: Die Universität Bielefeld sei eine der ersten Universitäten in Deutschland gewesen, die Anschluss an das Internet hatte, d. h. netzinteressierte Bielefelder Studenten seien bereits im Internet unterwegs gewesen, während netzbegeisterte Studenten anderer Universitäten sich vorrangig in Mailboxnetzen wie dem FidoNet, dem Z-Netz oder dem MausNet herumgetrieben hätten. In diesen Netzen wären dementsprechend kaum Personen aus Bielefeld bekannt gewesen, was zur Aussage Bielefeld existiert nicht in Mailboxnetzen geführt haben soll, die dann wiederum mit der Zeit auf Bielefeld existiert nicht reduziert worden sei und dadurch den Grundstein zur Bielefeldverschwörung gelegt haben soll. Diese These wird von Netzaktivisten aus FidoNet und Z-Netz bestritten.
  • Englischsprachige Quellen haben behauptet, ein Streit zwischen dem in Bielefeld ansässigen Betreiber des Z-Netzes, der Zerberus Gesellschaft für Kommunikation mbH (erloschen), und dem Usenet über inkompatible Kodierungen von Newsgroup-Postings solle der Ursprung der Behauptung Bielefeld existiert nicht gewesen sein, d. h. dieser Theorie nach sei die Behauptung im Usenet und nicht in den Mailboxnetzen entstanden. Diese Theorie konnte bislang nicht erhärtet werden.
  • In Anlehnung an einen alten Spruch über Bitterfeld entstand der Spruch „Seh'n wir uns nicht in dieser Welt, dann seh'n wir uns in Bielefeld.“
  • Eine weitere Theorie besagt, dass der Streckenverlauf der Bundesautobahn A 2 die Vermutung der Nicht-Existenz Bielefelds ausgelöst hat. Die A2 passiert das Stadtgebiet von Bielefeld in ca. 10 km Distanz. Mehrere Zubringer- bzw. Schnellstraßen führen an Bielefeld heran. An den jeweiligen BAB-Abfahrten (z. B. „Bielefeld Zentrum“) ist von der Stadt Bielefeld, abgesehen von einigen neueren Gewerbegebieten, kaum etwas zu ahnen. Alternativ dazu kursiert die Geschichte, ein Usenet-Teilnehmer sei auf der A 2 an Bielefeld während Bauarbeiten vorbeigefahren, weil der Name der Stadt auf der Ausfahrtsbeschilderung vorläufig durchgestrichen war.
  • Möglicherweise kommt als Ursache hinzu, dass Bielefeld in der Satirezeitschrift Titanic um 1980 mehrfach in der monatlichen Negativ-Hitliste „Die 7 peinlichsten Persönlichkeiten" [sic] platziert war (unter anderem wegen seiner angeblich besonders kinderfreundlichen und autofeindlichen Ratsbeschlüsse, also eines speziellen „Gutmenschentums“).

Die Bielefeldverschwörung heute

Auch nach über 12 Jahren hält sich die Theorie der Bielefeldverschwörung hartnäckig im Netz, nicht nur im deutschsprachigen Raum. Im Gegensatz zu einigen Personen, die nicht verstehen, wie man das nach 12 Jahren noch witzig finden kann, haben andere immer noch Spaß an der Satire. Manche nehmen sie aber auch für bare Münze, wie Achim Held im ZDF-Interview berichtet.

Inzwischen gibt es selbst ein Theaterstück zum Thema, in dem ein Zug auf dem Weg nach Bielefeld unter mysteriösen Umständen liegen bleibt. „Nachtfahrt“ wurde von einer Theater-Jugendgruppe selbst geschrieben und erstmals im Frühsommer 2005 in Coburg aufgeführt.

Bei Einladungsaktionen und Werbefilmen für die Studikon, die Studentenkonferenz der Studentenmission in Deutschland, die Ostern 2005 mit fast 1000 Teilnehmern in Bielefeld stattfand, wurde mehrmals auf die Bielefeldverschwörung angespielt („die Existenz dieser Stadt wird angezweifelt“), die Konferenz fand aber davon unbeirrt statt.

Die Stadt Bielefeld selbst steht der Bielefeldverschwörung mit gemischten Gefühlen gegenüber. „Wir nehmen das mit Humor“ wird Anika Hempelmann vom Presseamt Bielefeld zitiert. „Die Theorie hält sich hartnäckig. Seit Jahren seien immer wieder auch entsprechende Einträge im Gästebuch Bielefelder Internetseiten zu finden.“ Im ZDF-Bericht ist aber auch deutlich herauszulesen, dass die Bielefeldverschwörung die Stadt trotz alledem nervt: „Soll ich ehrlich sein? Ich hasse es wie die Pest!“ zitiert das ZDF Gisela Bockermann, Leiterin des Presseamtes Bielefeld, es nerve schon bei der täglichen Arbeit, insbesondere die „Euch-gibt's-doch-gar-nicht-Mails“, deren Absender meinen, es sei auch nach 12 Jahren noch ein guter Witz.

Neuerdings deutet die „Wahre Deutsche Sektion des Fliegenden Spaghettimonsters“ eine Verbindung zwischen ES und IHNEN an: Bielefeld sei das geheime Zentrum der Pastafarians.

Immer wieder sind aber neue Anzeichen zu entdecken, die die Bielefeld-Verschwörung untermauern bzw. bekannte Institutionen der Mittäterschaft bezichtigen. Fliegt man mittels Google Earth z. B. nach 'Bielefeld, Germany' bzw. Koordinaten fehlen! Hilf mit.unbenannte Parameter 1:52_01_22_N_08_32_00_E_type:city_region:DE-NW, 2:52° 1' 22" N, 8° 32' 0" E befindet man sich optisch keineswegs in dessen Stadtzentrum! Bei einer Flughöhe von ca. 5 km erkennt man die wahren Ausmaße der Manipulation: Im Westen ist die Universität bereits mit hochauflösendem Kartenmaterial zu sehen, im Kartenzentrum jedoch wird nur altes, gering aufgelöstes Kartenmaterial bereitgestellt! Das liegt aber nur daran, dass diese ca. 4700 km² schlecht aufgelöste Fläche um ca. 4,5 km Richtung Süd-Südwest verschoben ist. Man beachte beispielsweise das nordöstlich von Bielefeld gelegene Herford, wie es in guter Auflösung abgeschnitten ist und weiter unten wieder in schlechter Auflösung wiederzufinden ist.

Bielefeld giebt es doch