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Volksdeutsche

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Datei:Historisches deutsches Sprachgebiet.PNG
Das Siedlungsgebiet der Deutschen (deutscher Sprachraum) ohne Baltendeutsches, Wolgadeutsches Siedlungsgebiet und Überseeische ehem. Kolonialgebiete. (Stand: 31. Dezember 1937)

Volksdeutsche bezeichnet historisch jene deutschen ethnischen Minderheiten, die bis 1937 außerhalb der deutschbesiedelten Staaten Deutsches Reich, Österreich, Luxemburg, Schweiz und Liechtenstein lebten, so beispielsweise die deutschen Volksgruppen und Minderheiten, die nach dem Ersten Weltkrieg Bürger eines anderen Staates wurden, so die Elsässer und Deutsch-Lothringer in Frankreich, die deutschen Minderheiten in Eupen-Malmedy in Belgien, die deutschen Posener, Westpreußen und Ostpreußen in Polen, aber auch die deutschen Minderheiten in den Nachfolgestaaten des Habsburgerreichs außerhalb Deutschösterreichs, insbesondere in Jugoslawien, Ungarn, Rumänien, der Tschechoslowakei (Sudetendeutsche) und die deutschen Südtiroler in Italien (siehe hierzu auch die Abb. deutsche Sprachkarte)

Der zahlenmäßig größte Anteil lebte in Ost- und Südosteuropa und stammte von einstigen deutschen Auswanderern ab. In ihren Siedlungsgebieten hatten sie teilweise über Jahrhunderte ihre deutsche Identität durch Wahrung der Sprache, Kultur, Religion und Erziehung bewahrt.

Die volksdeutschen Siedlungsgebiete sind heute größtenteils Geschichte, da deren deutsche Bewohner während des Zweiten Weltkrieges zu einem großen Teil deportiert, ausgesiedelt (1940/41 rund 910.000) oder nach dessen Ende geflüchtet sind oder vertrieben wurden und sich mehrheitlich im Gebiet des heutigen deutschen Sprachraums (Bundesrepublik Deutschland, Österreich) niedergelassen haben (1945 rund 800.000) bzw. nach 1945 bis heute hierhin ausgewandert sind.

Die in ihrer Geburtsregion verbliebenen Angehörigen der deutschen Minderheit fühlen sich zum Teil bis heute der deutschen Kulturnation angehörig.

Sie sind aber nicht zu verwechseln mit den Auslandsdeutschen.

Volksdeutsche Bewegung

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und den revolutionären Phasen in der Weimarer Republik bildeten sich eine Reihe von Vereinen, Zusammenschlüssen, Landsmannschaften und Organisationen, die national wie international so genannte "Volksgruppenrechte" für Deutsche außerhalb des zusammenhängenden deutschen Sprachraums (deutsches Reichsland, deutsches Österreich,..) forderten. Von Vertretern der deutschen Minderheiten oft als Selbstvertretung verstanden wurde die Volksdeutsche Bewegung im Laufe der 1930er Jahre, beispielsweise in Siebenbürgen, vom Nationalsozialismus vereinnahmt.

Die Volksdeutsche Bewegung wurde Teil der Völkischen Bewegung und die Ideologie der Volksgemeinschaft war in ihr dominierend. Sie zielte auf die Zerschlagung der Weimarer Republik und auf die Auflösung der Nachkriegsabkommen in Europa. Ideologische und personelle Überschneidungen gab es zu den Jungkonservativen, der Konservativen Revolution und der Jugendbewegung sowie zu der Deutschen Gildenschaft. Zu den wichtigsten Institutionen gehörte u.a. die "Deutsche Gesellschaft für Nationalitätenrecht", geleitet von Max Hildebert Boehm, und die "Nationalitätenkongresse".

Auslandsorganisation der NSDAP

Die NSDAP verfügte neben den einzelnen Gauen mit ihrer Auslandsorganisation "AO" auch über einen überregionalen Gau, der sowohl für die so genannten "Volksdeutschen" als auch "Reichsdeutschen" (Reichbürger im Ausland) organisiert wurde.

Vgl. auch das SS-Hauptamt "Hauptamt Volksdeutsche Mittelstelle"

Volksdeutsche in der Waffen-SS

Nachdem die Werbung von Freiwilligen im "arischen" Ausland (z. B. Norwegen) relativ erfolglos war, sah sich die Waffen-SS gezwungen, anderswo nach neuem Personal zu suchen, um die immer höher werdenden Verluste zu decken - bei den Volksdeutschen vor allem auf dem Balkan. So kam es u. a. zur Aufstellung der 7. SS-Freiwilligen-Gebirgs-Division „Prinz Eugen”, wobei Angehörige der deutschen Minderheit zum Teil zwangsverpflichtet wurden. Außerdem kämpften Volksdeutsche in der nominell kroatischen-bosnischen Division "Handschar". Insgesamt dienten über 300.000 Volksdeutsche in der Waffen-SS.

Begriff nach 1945

Heute wird der Begriff Volksdeutsche nicht mehr zur Bezeichnung deutscher Minderheiten im Ausland benutzt, da er der "völkischen" Ideologie des Nationalsozialismus entstammt.

In der Geschichts- und Sozialwissenschaft dagegen findet der Begriff heute noch Verwendung (wenn auch z.T. in Anführungszeichen), um die historische Spezifik dieser "ethnischen Deutschen" vor 1945 im Unterschied zu den Reichsdeutschen zu bezeichnen, beispielsweise in der Forschung zur Integration von Aussiedlern und Spätaussiedlern. Auch vom Bund der Vertriebenen wird der Begriff weiterhin verwendet, wenn über die Vergangenheit gesprochen wird.

Siehe auch

Literatur

  • Casagrande, Thomas: Die volksdeutsche SS-Division „Prinz Eugen“ : die Banater Schwaben und die nationalsozialistischen Kriegsverbrechen, Frankfurt/Main ; New York : Campus-Verl., 2003. ISBN 3-593-37234-7
  • Salzborn, Samuel u. Schiedel, Heribert: „Nation Europa“ : Ethnoförderale Konzepte und kontinentale Vernetzung der extremen Rechten [1]