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Geysir

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Geysir Strokkur auf Island

Ein Geysir ist eine spezielle Art von heißen Quellen, die ihr Wasser in zum Teil regelmäßigen Abständen springbrunnenartig ausstoßen (Eruption). Namensgeber war der Große Geysir auf Island, welches sich wiederum von gjósa (isländisch) ableitet und Wasserschwall bedeutet.

Vorkommen

Geysire sind selten und erfordern eine spezielle Kombination von geologischen und klimatischen Bedingungen, die in nur an wenigen Orten großflächig bestehen. Es gibt lediglich sechs Geysirfelder größeren Ausmaßes:

Es existieren des Weiteren aktive Geysire in

  • USA ohne Yellowstone Nationalpark und ohne Geysirfeld auf Umnak Island (Great Boiling Springs, Nevada: 3 aktive Geysire; Morgan Springs, Kalifornien: 3 aktive Geysire; Long Valley, Kalifornien: 3 aktive Geysire; Mickey Hot Springs, Oregon: 1 aktiver Geysir; Kanaga Island, Alaska: 2 aktive Geysire)
  • Papua-Neuguinea (Neubritannien 16 aktive Geysire, Narage 1 aktiver Geysir, Lihir- und Ambitle-Inseln 9 aktive Geysire, Deidei- and Iamelele-Inseln 12 aktive Geysire),
  • Indonesien (8 aktive Geisire auf Sumatra, 4 aktive Geysire auf Java, 3 aktive Geysire auf Celebes, 1 aktiver auf der Insel Bacan),
  • Peru (10 aktive Geysire),
  • China (10 aktive Geysire),
  • Mexiko (9 aktive Geysire),
  • Fidschiinseln (5 aktive Geysire),
  • Japan (4 aktive Geysire),
  • Kenia (4 aktive Geysire),
  • Äthiopien (2 aktive Geysire),
  • Bolivien (2 aktive Geysire)
  • Myanmar (1 aktiver Geysir).

Ansonsten gibt es keine Länder, in denen eine größere Anzahl an Geysiren vorkommt. Die Zahl der aktiven Geysire ist mit Vorsicht zu betrachten, da Geysire sehr schnell inaktiv werden können und in selteneren Fällen inaktive Geysire zum Beispiel durch Erdbeben wieder aktiviert werden. Mehrere der oben gezählten Geysire sind außerdem in Gefahr, durch geplante Nutzung geothermischer Energie zu erlöschen oder inaktiv zu werden.

Weitere, recht große Geysirfelder gab es bis in die 1980er Jahre in Nevada: Beowawe und Steamboat Springs. Durch die Errichtung geothermischer Kraftwerke in der Nähe wurde die vorhandene Hitze allerdings verringert und der Wasserspiegel sank soweit, dass die Geysire nicht mehr aktiv sind.

Die meisten der neuseeländischen Geysire wurden seit 1886 durch natürliche Einflüsse oder durch Eingriff des Menschen zerstört.

  • Das Rotomahana Geysirfeld ging durch den Ausbruch des Vulkans Mount Tarawera 1886 verloren.
  • Zwei Drittel der Geysire im Geysirfeld Orakei Korako wurden durch die Errichtung des Ohakuri-Staudamms 1961 überflutet.
  • Das Geysirfeld Taupo Spa ging verloren, als der Fluss Waikato in den fünfziger Jahren umgeleitet wurde.
  • Das Wairakei Geysirfeld existiert nicht mehr, seitdem in der Nähe ein geothermisches Kraftwerk errichtet wurde.
  • Der bisher größte Geysir, der Waimangu Geysir erlosch aufgrund natürlicher Ursachen, er existierte nur von 1900 bis 1904.

Das größte verbleibende Geysirfeld in Neuseeland ist heute Whakarewarewa in der Nähe von Rotorua. Etwa 513 aktive Geysire, reichlich die Hälfte von allen weltweit existierenden, befinden sich im Yellowstone-Nationalpark. Dagegen gibt es in Island, im "Land der Geysire" lediglich zwei nennenswerte Geysire: den Großen Geysir und den Strokkur. (siehe Die dunkle Seite)

Eigenschaften

Funktionsweise eines Geysirs

Das erste naturwissenschaftliche Modell für die Funktion eines Geysers erklärte 1846 der deutsche Chemiker Robert Wilhelm Bunsen auf Grund eines leicht nachvollziehbaren Experiments, in dem ein Modell-Geysir in verkleinertem Maßstab mit beheitztem Kessel und einer Röhre als Kanal nachgebaut wurde und auch "eruptives Verhalten" zeigt.

Geysire kommen in aktiven vulkanischen Gebieten vor. Sie besitzen einen tiefen Kanal, der in einem Wasserreservoir mündet. Typischerweise werden Geysire über das Grundwasser gespeist. Das ausgestoßene Wasser hat eine Temperatur zwischen 90 °C und 100 °C, also nahe am Siedepunkt.

Der Eruptionskanal spielt eine wesentliche Rolle bei den Eruptionen des Geysirs. Ist er zu weit, so kann der Wasserdampf ungehindert austreten (Dampfquelle) oder sofern der Dampf weit genug abkühlt und kondensiert entsteht eine heiße Quelle. Je enger der Kanal, desto stärker wird die thermische Konvektion unterbunden, und von seiner Länge hängt der Druck ab, den die Wassersäule auf das erhitzte Wasser weit unten ausübt.

Das Magma erhitzt das Grundwasser auf über 100 Grad Celsius. Durch den Druck der darüber stehenden Wassersäule siedet das Wasser zunächst nicht (Siedepunktserhöhung). Erst wenn die Temperatur auf weit über 100 Grad angestiegen ist, steigen einzelne Dampfblasen den engen Kanal aufwärts und pressen einen Teil der Wassersäule nach oben. Dadurch sinkt unten der Druck rapide ab und das überhitzte Wasser geht schlagartig in Dampf über.

Herausgeschleudert wird dabei eine Mischung aus kochendheißem Wasserdampf, kühlerem beziehungsweise kondensiertem Wasser und gelösten Mineralien sowie Gesteinspartikel. In Jahrtausenden werden durch die ständigen Eruptionen stabile Schächte in das Gestein gegraben, durch die der Dampf ungehindert zur Erdoberfläche gelangen kann. Ist der Weg zur Oberfläche lang genug, so kondensiert der Dampf wieder und tritt als heiße Quelle zu Tage.

Im wesentlichen wird das Bunsen-Modell heute noch als zutreffend angesehen, auch wenn Bunsen meinte, das die Verhältnisse in der Natur selbst verwickelter seien und dass statt eines senkrechten Kanals eine "gekniete Röhre" vorhanden sein müsse, an deren höchstgelegenen unterirdischen Teil sich Dampf sammeln müsse, bis der Druck ausreicht, um das Wasser auszuschleudern. Untersuchungen am Old Faithful mit einer Temperatur-, Druck- und Kamerasonde im Jahr 1992 haben aber gezeigt, dass das Modell mit dem gerade aufsteigenden Kanal hinreichend ist (T. Scott Bryan 1995).

John Sargent Rinehart beschreibt (1980) 6 Geysirmodelle:

  • Modell A: Ein unterirdisches Reservoir ist mit einem langen Eruptionskanal verbunden, der oberirdisch in einem nicht getauchten Kegel mündet. Dieses Modell wird von anderen Quellen auch als düsenförmiger (cone type) Geysir beschrieben. Eruptionstyp: Ziemlich regelmäßiges Intervall, lange Eruptionen, große Wurfhöhe, Wasser- und Dampfstrahl. Ein Typischer Vertreter dieses Modells ist der Geysir Old Faithful im Yellowstone-Nationalpark.
  • Modell B: Tiefer enger Eruptionskanal ohne große unterirdischer Kammer, nahezu ebene Mündung des Kanals. Eruptionstyp: kurze heftige Eruptionen. Ein typischer Vertreter dieses Modells ist der Round Geyser, Yellowstone-Nationalpark.
  • Modell C: Ähnlich Modell A, aber kein hoher über dem Wasserspiegel mündender Kegel als Mündung des Eruptionskanal, sondern eine Düse knapp unter der Wasseroberfläche eines Teiches. Eruptionstyp ähnlich Modell A, aber kein ungestörter Wasserstrahl, sondern teilweise hoch geworfener Wasserschwall.
  • Modell D: Ähnlich Modell C, aber in den Eruptionskanal mündet ein komplexeres System mehrerer Seitenkammern, die sich nacheinander entleeren. Eruptionstyp: Serie von Eruptionen mit unregelmäßigen kurzen Pausen, Bursts, Wasserschwall.
  • Modell E: Der Eruptionskanal führt von einer größeren unterirdischen Kammer in einen Teich. Eruptionstyp: Lange einigermaßen regelmäßige Eruptionen, die wenig heftig sind, geringe Wurfhöhen, Wasserschwall, kein Wasserstrahl.
  • Modell F: Tiefer langer Eruptionskanal, der in einem Teich mündet. Eruptionsverhalten wie Modell E.

Folgende Faktoren beeinflussen die Tätigkeit von Geysiren:

  • Jahreszeiten und Niederschlagsmengen (mehr oder weniger signifikant), da Niederschläge teilweise in dem abgedichteten System, das ein Geysir voraussetzt sehr lange brauchen, bis sie im Grundwasseraquifer des Geysirs ankommen (dies kann über das Verhältnis der Isotope des Wasserstoffs im ausgeworfenen Wasser bestimmt werden);
  • Luftdruck (signifikant), da der Siedepunkt des Wassers direkt vom Luftdruck abhängig ist;
  • Gezeitenkräfte (signifikant), hohe Gezeitenkräfte weiten die Spalten, die den Geysir mit Grundwasser versorgen,
  • Erdbebentätigkeit (von Geysir zu Geysir unterschiedlich und teilweise nicht direkt abhängig vom Abstand zum Epizentrum), allerdings lassen sich an Hand der Tätigkeit von Geysiren Erdbeben noch nicht vorhersagen.

Arten von Geysiren

Bezogen auf die Periodizität der Eruptionen gibt mehr oder weniger regelmäßig ausbrechende Geysire und unregelmäßig ausbrechende Geysire. Es gibt Geysire, bei denen sich starke und schwache Eruptionen unterscheiden lassen. Das starke Eruptionen die unregelmäßigeren sind, lässt sich nicht nachweisen. Der Steamboat Geiser im Yellowstonepark hat sehr unregelmäßige starke Eruptionen, der Castle Geiser gehört zu den Geysiren mit dem regelmäßigsten Intervall, solange er nicht in schwachen Eruptionen ausbricht. Weitere Unterscheidungsmöglichkeiten sind im Abschnitt Begriffsdefinitionen beschrieben.

Photosequenz eines eruptierenden Geysirs

Eruption des Strokkur
Ausbruch eines Geysirs (1/6)
Ausbruch eines Geysirs (2/6)
Ausbruch eines Geysirs (3/6)
Ausbruch eines Geysirs (4/6)
Ausbruch eines Geysirs (5/6)
Datei:Ausbruch Geysir 6.jpg
Ausbruch eines Geysirs (6/6)

Berühmte Geysire

  • Beehive Geysir (Yellowstone Nationalpark, mittleres Intervall in der Messperiode 2003 ca. 18 Stunden unregelmäßig, 45-55 m Höhe, 4-5 min. Dauer, düsenartig)
  • Castle Geysir (Yellowstone Nationalpark, mittleres Intervall 2003 außerhalb der Zeiten mit kleinen Eruptionen ca. 12 Stunden 45 Minuten IBE vorhersagbar, 20 bis 30 m Höhe, große Eruption: 20 min. Wasserfase, 40 min. Dampffase; düsenartig)
  • Giant Geysir (Yellowstone Nationalpark, Intervall sehr unregelmäßig und zeitweilig extrem lang, letzter Ausbruch August 2004 (Stand: Sept. 2004), Eruptionsdauer bis über eine Stunde, 50 - 83 m Höhe, düsenartig, ca. 2 m Durchmesser, vierter Ausbruch 2004)
  • Giantess Geysir (Yellowstone Nationalpark, sehr unregelmässig und zeitweilig extrem lang (mehrere Monate), 30-60 m Höhe, Wassereruptionen: Bursts 5 - 10 Minuten Wasserfase dann 30 bis 60 Minuten Pause, Dampferuptionen: Dampffase bis zu 6 Stunden, springbrunnenartig)
  • Grand Geysir (Yellowstone Nationalpark, in der Messperiode 2003 mittleres Intervall von 9:50 Stunden IBE, nicht so regelmäßig wie Old Faithful, 50 - 60 m Höhe, 10 - 12 Minuten Dauer, auf Bursts bis 9 Minuten Dauer folgt in der Regel ein zweiter sehr spektakulärer Burst zur vollen Wurfhöhe, springbrunnenartig)
  • Great Fountain Geysir (Yellowstone Nationalpark, ca. 30-50 m, Intervall 12h +-2h, ca. 10% der Ausbrüche als besonderer Super-Burst, Spuckt mit vielen Pausen (bis 5 Min) für ca. 1,5h)
  • Großer Geysir (Island, alle 24 h bis 30 h, 30 m Höhe)
  • Grotto Geysir (Yellowstone Nationalpark, Intervall unregelmässig aber vorhersagbar, 10 bis 13 m Höhe, 1 - 12 selten über 26 Stunden Dauer, springbrunnenartig)
  • Old Faithful Geysir (Yellowstone Nationalpark, Intervall ca. 91 min IBE vorhersagbar, im Jahr 2003 minimal 45 Minuten, maximal 124 Minuten; 30-55 m Höhe, 2-5 min. Dauer, düsenartig)
  • Strokkur Geysir (Island, Intervall ca. 10 Minuten, 20-30 m Höhe, kurze heftige Eruption)

Trivia

Extreme Geysire

Der Geysir mit den höchsten Eruptionen der Welt ist der Steamboat Geyser im Yellowstone Nationalpark. Die höchste Wurfhöhe der Fontäne, die je beobachtet wurde betrug 130 m. Eine große Eruption ist beim Steamboat selten, aber dann erreicht er Höhen von mindestens 76 m.

Der höchste Geysir der Geschichte war der Waimangu Geysir in Neuseeland mit einer Fontäne bis 460 m Höhe. Der Geyser existierte nur 1900 bis 1904 und wurde durch einen Erdrutsch verschüttet.

Grot Yubileinyi im Tal Dolina Geizerov auf der Halbinsel Kamschatka wirft hoch und weit. Die Fontäne wird schräg ausgeworfen und erreicht eine Höhe von ca. 33 m und eine Weite von bis zu 76 m.

Die regelmäßigsten Intervalle wurden im Yellowstonepark über die letzten Jahre am Riverside Geyser gemessen und wenn der Castle Geyser nicht gerade in kleinen Eruptionen ausbricht, übertrifft er Riverside sogar an Regelmäßigkeit.

Ausser Konkurrenz spielen die künstlichen Geysire und die Kaltwassergeysire. Soda Springs in Idaho mogelt mit Zeitschaltuhr und Ventil! Wer aber in Deutschland ein Muster an Regelmäßigkeit des Eruptionsintervalls erleben will, der schaue sich mal den Brubbel in Wallenborn in der Eifel an.

Geysire in der literarischen Dichtung

Liebevoll, wenn auch nicht in den Einzelheiten korrekt beschreibt Karl May die Geyser, Sinterterassen und Schlammtöpfe im Yellowstone in seiner Amerika-Erzählung Der Sohn des Bährenjägers (anderer Titel: Unter Geiern - 1. Teil) im Kapitel Am P'a-wakon-tonka.

Das Ende eines Geysirs

Durch die permanenten Eruptionen vergrößert sich der Schlot (Eruptionskanal) mit der Zeit und der Geysir wird zu einer heißen Quelle. In einigen Gegenden kommt jedoch das Mineral Rhyolit vor, welches in dem überhitztem Wasser löslich ist und beim Aufsteigen in dem Kanal wieder auskristallisiert und so den Kanal stabilisiert und vor dem Aufweiten schützt. Menschengeschaffene künstliche Geysire sind in dieser Hinsicht meist sehr stabil, da das Bohrloch in der Regel verrohrt wird.

Erdbeben in der Umgebung eines Geysirs können zu einer wesentlichen Veränderung seines Eruptionsverhaltens führen. Er kann nicht nur wieder erwachen, er kann auch inaktiv werden oder erlöschen.

Der Bau von geothermischen Kraftwerken in der Nähe von Geysiren führt meistens dazu, dass die Geysire nicht mehr ausbrechen, da der Grundwasserspiegel absinkt und die Temperatur des Wassers sinkt, das den Geysir speist.

Die Zugabe von Detergenzien wie Spülmittel oder Schmierseife zum Thermalwasser um einen Ausbruch zu provozieren wirkt sich auf Dauer auch nachteilig auf die Eruptionstätigkeit aus. Wo diese Praxis früher üblich war, um Touristen einen Ausbruch vorzuführen, ist sie inzwischen meist durch Gesetzgebung verboten (Beispiel: Strokkur, Island).

Oft führt auch Vandalismus zum Ende der Eruptionstätigkeit eines Geysirs. Werden Steine oder Gegenstände in den Schlot geworfen, kann die Eruptionstätigkeit aufhören. Meist wird der Eruptionskanal verstopft, der Druck der Eruption reicht nicht aus, um den Fremdkörper auszuwerfen und der Geysir wird zur heissen Quelle.

Das spektakulärste Ende eines Geysirs steht bevor, wenn das umgebende Gestein den Dampfdruck nicht widerstehen kann. Dies führt zur Explosion des Geysirs. (Beispiel: Porkchop Geysir im Norris Geyser Basin, Yellowstone explodierte am 5. September 1989).

Begriffsdefinitionen

Im Zusammenhang mit Geysiren werden oft Begriffe gebraucht, die aus der englischen Sprache übersetzt werden.

Aktiver Geysir

Ein Geysir gilt als aktiv, wenn er innerhalb der letzten zwei Jahre eine Eruption hatte. Diese Definition ist eine willkürliche Vereinbarung und dient des Systematik.

Düsenartiger Geysir (englisch Cone Type Geyser)

Düsenartige Geysire haben einen schmalen Wasser- und Dampfstrahl. Sie besitzen keinen oder nur einen sehr kleinen Teich, der den Wasserstrahl kaum beeinflusst. Die Mündung des Eruptionskanals muss sich nicht zwangläufig auf einem Sinterkegel befinden, das ausgeworfene Wasser darf sich jedoch nicht in tieferen Becken über dem Eruptionskanal sammeln. Entspricht Rinehart Modell A oder B. Beispiel: Old Faithful.

Inaktiver Geysir (englisch dormant Geyser)

Ein Geysir gilt als inaktiv, wenn er innerhalb der letzten zwei Jahre kein eruptives Verhalten zeigte. Diese Definition ist eine willkürliche Vereinbarung und dient des Systematik. Ein inaktiver Geyser kann durchaus wieder aktiv werden (Giant Geyser, Yellowstone-Nationalpark; Großer Geysir, Island).

Intervall

Es existieren zwei Definitionen für diesen Begriff:

  • Die Zeitspanne zwischen dem Beginn einer Eruption bis zum Beginn der nächsten. Die Abkürzung aus dem Englischen Sprachraum lautet IBE: Interval Between Eruptions.
  • Die Zeitspanne vom Ende einer Eruption bis zum Beginn der nächsten.


Die erste Definition wird vorwiegend im Zusammenhang mit den Geysiren in Yellowstone gebraucht, die zweite im Zusammenhang mit Geysiren außerhalb Yellowstone, z.B. denen in Neuseeland. Die Angabe des Intervalls sollte in diesem Bezug immer erklärt werden.

Springbrunnenartiger Geysir (englisch Fountain Type Geyser)

Springbrunnenartige Geysire befinden sich in einem Teich und werfen das Wasser nicht in einem scharfen Strahl, sondern in einem Schwall aus. Der Ausbruch kann in mehrere "Bursts" aufgeteilt sein (die Definition der GOSA macht dies zur Bedingung). Um den Verlauf einer Eruption zu beschreiben reicht allerdings die Unterscheidung in düsenartig oder springbrunnenartig nicht hin. Hier müssen komplexere Modelle herangezogen werden. Entspricht Rinehart Modell D bis F. Beispiel für einen springbrunnenartigen Geysir: Grand Geyser.

Falscher Geysir

Falsche Geysire können genau so beeindruckend sein wie echte Geysire. Ob künstliche Geysire und Kaltwassergeysire ein Naturdenkmal sind ist Ansichtssache. Die meisten Menschen, die eine Eruption dieser Geysire erlebt haben sind der Ansicht: Auch falsche Geysire sind schützenswert. Der Begriff "falscher Geysir" ist auf keinen Fall als Wertung zu betrachten, sondern ordnet einfach in eine Systematik ein.
Es gibt drei Arten falscher Geysire: durch Menschen erzeugte künstliche Geysire, Kaltwassergeysire und kontinuierlich ausbrechende Geysire im Englischen Perpetual Spouter genannt.

künstlicher Geysir

Werden in geothermisch aktiven Gebieten von Erdwärme beheizte Höhlen oder Aquifere angebohrt, die eine ausreichende Wasserversorgung besitzen, können sich unter geeigneten Bedingungen Geysire bilden, die ein Eruptionsverhalten wie natürliche Geysire besitzen. Ein bekannter künstlicher Geysir ist beispielsweise der Old Faithful of Califonia in Calistoga, Napa Valley (Intervall ca. 30 Minuten, Eruptionsdauer 3 bis 4 Minuten, Ausbruchshöhe 20 bis 33 m).

Kaltwassergeysir

Kaltgeysir in Wallenborn / Eifel

Kaltwassergeysire zeigen ein Eruptionsverhalten wie echte Geysire. Bei ihnen wird der Druck, mit dem das Wasser aus dem Eruptionskanal getrieben wird nicht durch Wasserdampf, sondern durch im Mineralwasser gelöstes oder in Höhlen austretendes und plötzlich ausperlendes Kohlenstoffdioxid erzeugt. In Deutschland gibt es mit dem wallenden Born (im Volksmund der Brubbel) in Wallenborn/Eifel einen Kaltwassergeysir (Ausbruch ca. alle 35 Minuten (IBE), Dauer der Eruption ca. 5 Minuten, Ausbruchshöhe bis zu 4 m, springbrunnenartig).

Der größte deutsche Kaltwassergeysir liegt auf dem Namedyer Werth bei Andernach (Ausbruch bei natürlichem Betrieb ca. alle 90 Minuten, Höhe der Fontäne 40 bis 50 m, düsenartig). Dieser Kaltwassergeysir ist jedoch aus Gründen des Naturschutzes mit einem Ventil versehen worden und wird nur zur Druckentlastung zu nicht veröffentlichten Zeiten geöffnet (Stand Juli 2004).

In Europa existiert ein weiterer Kaltwassergeysir, der Gejzir in Herlany bei Kosice, Slowakei (Intervall 32 bis 34 Stunden, Dauer der Eruption ca. 25 Minuten, Ausbruchshöhe 20 bis 30 m, düsenartig).

Die Kaltwassergeysire der USA befinden sich vorwiegend im Südosten Uthas, bekannt sind der Crystal Geyser bei Green River und der Woodside Geyser (Intervall ca 20 Minuten).

Ein weiterer bekannter Kaltwassergeysir in den USA befindet sich in Soda Springs, Idaho (künstliches Intervall durch Zeitschaltuhr und Ventil: 1 Stunde, natürliches Intervall: ???, Ausbruchshöhe 30 m).

Kontinuierlich ausbrechender Geysir (englisch Perpetual Spouter)

Ein kontinuierlich ausbrechender Geysir ist kein Geysir im eigentlichen Sinn (ein Geysir zeichnet sich ja durch sein in Intervallen auftretendes eruptives Verhalten aus) sondern eine Thermalquelle, die ähnlich wie ein Geysir ständig heißes Wasser oder heißes Wasser und Wasserdampf ausstößt. Porkchop Geysir war vor seiner Explosion solch ein "Perpetual Spouter".

Die dunkle Seite: Durch Menschen zerstörte Geysire

Geyser sind sehr empfindliche Naturphänomene. Durch menschliche Sorglosigkeit, Gedankenlosigkeit und Dummheit wurden folgende Geysire und Geysirfelder meist unwiederbringlich zerstört:

  • Ebony Geyser, Norris Geyser Basin, Yellowstone: bis 1950 zerstört durch Vandalen, die Steine, Hölzblöcke und Schutt in den Geysir warfen;
  • Minute Geyser, Norris Geyser Basin, Yellowstone: stark beschädigt durch Vandalen, die einen Stein in den Geyser warfen; die Eruptionen benutzen nun einen anderen Kanal, die Eruptionshöhe sank von 20 Metern Höhe auf ca. 1,30 Meter Höhe;
  • Beowawe Geyser, Spitfire Geyser, Teakettle Geyser, Pincushion Geyser sowie etwa 23 weitere Geysire auf dem Beowawe Geyser Field, Nevada: um 1950 zerstört durch den Bau geothermischer Kraftwerke in der Nähe des Geysirfeldes;
  • weitere 3 Geysire im Beowawe Geyser Field, Nevada: abnehmende Tätigkeit 1980 - Totalzerstörung 1987 durch den Betrieb geothermischer Kraftwerke im Bereich des Geysirfeldes;
  • 26 Geysire im Steamboat Springs Geyser Field, Nevada: 1989 zerstört durch den Betrieb geothermischer Kraftwerke im Bereich des Geysirfeldes;
  • Gryla, Littli und mindestens 12 weitere Geysire im Reykir, Island: zerstört durch den Betrieb geothermischer Kraftwerke im Bereich des Geysirfeldes;
  • Orakeikorako Geysir, Minguini Geysir, Rameka, Terata, Porangi und Et Mime-a-homani-te-rangi Orakai Korako, Neuseeland: 1961 nach dem Bau des Ohakuri-Staudamms geflutet, und damit zerstört;
  • ca. 100 Geysire in Wairakei, Neuseeland: zerstört durch den Bau geothermischer Kraftwerke in der Nähe der Geysirfelder;
  • Geysirfeld Taupo Spa in Neuseeland: in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts zerstört durch die Umleitung eines Flusses.


Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie soll nur klar machen, wie notwendig der Schutz von Geysiren ist.

Siehe auch

andere hydrothermale Quellen:

Literatur

  • John Sargent Rinehart (1980). Geysers and Geothermal Energy. Springer Verlag. ISBN 0387904891
  • T. Scott Bryan (1995). The Geysers of Yellowstone, Third Edition. University Press of Colorado, 463 S. ISBN 087081365X
  • Carl Schreier (2003). Yellowstone's geysers, hot springs and fumaroles (Field guide) (2nd ed.). Homestead Pub. ISBN 0943972094

deutschsprachig:

englischsprachig: