Washington Crossing the Delaware
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Washington Crossing the Delaware |
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Emanuel Leutze, 1851 (Zweitfassung) |
Öl auf Leinwand |
378.5 × 647.7 cm |
Metropolitan Museum of Art, New York City |
Washington Crossing the Delaware (deutsch Washington überquert den Delaware) ist ein Ölgemälde des deutsch-amerikanischen Historienmalers Emanuel Leutze aus dem Jahr 1851. Es zeigt General George Washingtons Überquerung des Flusses Delaware in der Nacht vom 25. auf den 26. Dezember 1776 während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges. Dieses Ereignis war die erste Truppenbewegung in Form eines Überraschungsangriffs gegen die Hessischen Einheiten der Briten in der Schlacht von Trenton, New Jersey.
Das Originalbild von 1850 war Teil der Sammlung der Kunsthalle Bremen. Es wurde bei britischen Luftangriffen im Jahr 1942 zerstört. Die erhaltene Zweitfassung von 1851 ist seit 1897 ein Hauptwerk in der Sammlung des Metropolitan Museum of Art. Eine weitere Version befindet sich im Minnesota Marine Art Museum.[1]
Entstehung
Das Motiv entstand unter dem Einfluss der unter Wilhelm von Schadow an der Kunstakademie Düsseldorf entwickelten Historienmalerei der Düsseldorfer Schule, insbesondere nach dem Vorbild von Carl Friedrich Lessings „Husbildern“, vor allem dessen Bild Jan Hus zu Konstanz (1831–1842). Die seit 1841 in Düsseldorf gewonnenen Eindrücke einer um Detailrealismus bemühten Malerei, die nationalgeschichtlich bedeutende Ereignisse in patriotischer Kunstauffassung wiederzugeben trachtete, verarbeitete Leutze zunächst in den Bildern Columbus vor dem Hohen Rat in Salamanca (1841) und König Ferdinand nimmt Columbus die Ketten ab (1843).[2]
Die erste, kleinere Fassung des Werks entstand 1850 in Düsseldorf. Am 5. November 1850 bei einem Brand, die in der Wohnung unter Leutzes Atelier ausgebrochen war, wurde es angesengt. Leutze hatte das Bild jedoch versichert und konnte es restaurieren.[3] Diese Fassung, die er in Düsseldorf, Köln und Berlin ausstellte, verkaufte er 1863 an die Kunsthalle Bremen.
Der Franzose Adolphe Goupil, der seit 1827 in Kooperation mit dem Deutschen Henry Rittner auf dem Pariser Boulevard Montmartre einen Handel mit Kunstdrucken betrieben hatte und ab 1850 als Goupil & Cie zudem in den internationalen Kunsthandel eingestiegen war, gab bei einem Besuch in Leutzes Düsseldorfer Atelier eine zweite, größere Version von Washington Crossing the Delaware in Auftrag.[4] Für die Herstellung dieses Bildes richtete Leutze ein Atelier in der Düsseldorfer Schadowstraße ein, das Platz für mindestens fünf weitere Maler bot. Unter Leutzes Führung arbeiteten dort seine Schüler Worthington Whittredge, Eastman Johnson, Albert Bierstadt und zwei weitere Maler an dem Bild mit.[5] Wie Whittredge später schrieb, drängte Leutze all seine amerikanischen Freunde dazu, Modell zu stehen. Whittredge posierte in einer dem US Patent Office entliehenen Uniform für die zentrale Figur Washingtons. Das Gesicht des Protagonisten entwarf Leutze nach Jean-Antoine Houdon Büste des Präsidenten.[6] Für die Flusslandschaft verarbeitete der Maler Impressionen vom Rhein bei Kaiserswerth bzw. Meerbusch. Während seiner Arbeiten, im Mai 1851, erhielt Leutze in seinem Atelier einen Besuch des Prinzen Friedrich von Preußen und dessen Gemahlin Luise. Im Sommer 1851 war das Bild fertig für die Verschiffung nach Amerika.
Bildaufbau
Das Gemälde ist bekannt für seine theatralische Komposition: George Washington hebt sich von einem unnatürlich hellen Nachthimmel ab, während sein Gesicht in die aufgehende Sonne blickt. Unmittelbar vor Washington greift ein Schwarzer in die Riemen. Der Grundton der Farben ist dunkel, wie es in der Dämmerung zu erwarten ist. Die Männer im Boot repräsentieren unterschiedliche Menschen der ehemals britischen Kolonien, aus denen sich die Vereinigten Staaten als Bundesrepublik gebildet hatten, wie auch der von Briten und Niederländern aus Afrika importierten Sklaven. Es sind etwa ein Afroamerikaner, ein Mann mit Schottenmütze, ein Gewehrschütze aus dem Westen der Vereinigten Staaten, zwei Farmer, ein junger Mann in roter Kleidung und einen aus der indigenen Bevölkerung dargestellt. Jener Mann, der neben Washington steht und die Flagge hält, ist Lieutenant James Monroe, der spätere 5. Präsident der Vereinigten Staaten. General Edward Hand ist auf dem Bild sitzend dargestellt; er hält seinen Hut mit der Hand fest.
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Ausschnitt mit vorderen Figuren und Landschaft
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Ausschnitt mit zentralen Figuren
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Ausschnitt mit hinteren Figuren, Tiefenperspektive auf die Bootsformation und Signatur auf dem schwimmenden Eisblock
Rezeption und Provenienz
Das Bild galt Düsseldorfer Zeitgenossen als symbolische Darstellung des historischen Ereignisses und seines Ortes am Delaware. Allerdings hatten sie kaum Kenntnisse von dem historischen Ort und malten ihn sich in ihrer Fantasie als Wildnis aus. In einem Gedicht, das Düsseldorfer 1851 bei einer Feier zu Ehren Leutzes vortrugen, bevor dieser zusammen mit dem Monumentalbild nach Amerika aufbrach, heißt es der zweiten Strophe über den Delaware:
Dieser fließt im fernen Westen
zwischen Amerika und hier,
und an seinen wüsten Küsten
haust manch grauses Ungetier.[7]

In New York wurde das Bild in einer spektakulären Ausstellung präsentiert. Damit war offensichtlich beabsichtigt, der im Jahr 1849 unter der Bezeichnung The International Art-Union auf dem Broadway eröffnete Goupil-Filiale Publicity und ein deutliches US-amerikanisches Profil zu verleihen. Von September 1851 bis Januar 1852 war das Monumentalbild zunächst im Stuyvesant Institute am Broadway zu besichtigen. Von den 50.000 Besuchern wurde es zumeist begeistert aufgenommen. Noch mehr Besucher hatte die anschließende Ausstellung vom 15. März bis 4. April 1852 in der Rotunde des Kapitols in Washington, D.C. „Ich zögere nicht, Ihnen zu sagen, Gentlemen, dass ich Washington Crossing the Delaware für eines der größten Werke des Zeitalters halte. Es ist wahrhaft würdig, das größte Ereignis im militärischen Leben des bedeutenden Mannes zu dokumentieren, den die ganze Nation über alles verehrt“, sagte der New Yorker Sammler und Präsident der American Art-Union, Abraham M. Cozzens (1811–1868), bei einem Bankett zu Ehren Leutzes. Zunächst erwarb der New Yorker Schiffsbaumagnat Marshall O. Roberts (1813–1880) das Gemälde für 10.000 Dollar.[3] In den 1860er Jahren stellte dieser es der Sanitary Fair für ihre Kunstausstellung im Metropolitan Fair Building in New York zur Verfügung.[8] Später besaß es der New Yorker Geschäftsmann John Stewart Kennedy (1830–1909), der es 1897 dem Metropolitan Museum of Art in New York City vermachte.
Weblinks

Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ 'Washington Crossing The Delaware' art piece on display at MMAM. 22. Februar 2012, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 18. November 2016; abgerufen am 2. April 2017 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Ingrid Jenderko-Sichelschmidt: Die profane Historienmalerei 1826–1860. In: Wend von Kalnein: Die Düsseldorfer Malerschule. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1979, ISBN 3-8053-0409-9, S. 102
- ↑ a b Ronald D. Gerste: Washington überquert den Rhein. Amerikas populärstes Gemälde und seine deutsche Geschichte. In: Die Zeit. Nr. 52, 19. Dezember 2013 (zeit.de).
- ↑ The Metropolitan Museum of Art Bulletin, Nummer. 7 (March, 1968), S. 292 f.
- ↑ Sabine Morgen: Die Ausstrahlung der Düsseldorfer Malerschule nach Amerika im 19. Jahrhundert. Düsseldorfer Bilder in Amerika und amerikanische Maler in Düsseldorf. Göttinger Beiträge zur Kunstgeschichte, Band 2, Göttingen 2008, ISBN 978-3-7675-3059-1, S. 410 f.
- ↑ Carrie Rebora Barrett, Lance Mayer, Gay Myers, Eli Wilner, Suzanne Smeaton: Washington Crossing the Delaware. Restoring am American Masterpeace. The Metropolitan Museum of Art, New York, Yale University Press, New Haven und London 2011, S. 6 (Google Books)
- ↑ Barbara Groseclose: Emanuel Leutze 1816-1868: Freedom is the only King. Published for the National Collection of Fine Arts by the Smithsonian Institution Press, 1975, S. 65.
- ↑ Catalogue of the Art Exhibition at the Metropolitan Fair. New York, 1864, S. 3 f. (Google Books)