Festung Magdeburg
Die Festung Magdeburg bestand vom Anfang des 18. Jahrhunderts bis 1912 und gehörte zu den stärksten Festungen Preußens.
Die ersten Befestigungsanlagen Magdeburgs lassen sich für das 13. Jahrhundert nachweisen. Die Stadtmauern verliefen damals um den Bereich der heutigen nördlichen Altstadt zwischen Krökentor, Otto-von-Guericke-Straße und unmittelbar südlich des Domes. Überreste sind im Bereich Wallonerkirche - Tränsberg erhalten. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde die Stadtmauer mit Türmen im regelmäßigen Abstand zueinander versehen. Zu ihnen gehörten der Lukasturm und der Turm „Kiek in de Köken“, die heute noch am Elbufer, wenn auch umgestaltet, vorhandenen sind.
Nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges wurde 1666 eine brandenburgische Garnison stationiert, und nachdem 1680 Magdeburg endgültig brandenburgisch geworden war, erteilte der neue Gouverneur Magdeburgs, Fürst Leopold von Anhalt-Dessau (der „Alte Dessauer“), dem Ingenieurhauptmann Heinrich Schmutze den Auftrag, auf dem Werder eine große Zitadelle zu errichten, die 1706 fertiggestellt war. Ab 1713 wurde begonnen, Magdeburg zu einer starken Festung als westlichen Vorposten Preußens auszubauen. Zwischen 1718 und 1721 wurde östlich des Elbbrückenübergangs die so genannte Turmschanze errichtet und vor der südlichen Altstadt in der Nähe des Kloster Berge wurde eine zweite Zitadelle in Sternform gebaut, die auch als Staatsgefängnis genutzt wurde. Nach Abschluss der Arbeiten umfasste das gesamte Befestigungswerk eine Fläche von 200 Hektar, denen 120 Hektar Stadtfläche gegenüberstanden. Die zum Festungsbetrieb erlassenen so genannten Rayonbestimmungen schränkten den Hausbau in Magdeburg und seinen Vorstädten erheblich ein. Während des Siebenjährigen Krieges nahm die Festung Magdeburg sowohl die königliche Familie als auch den Staatsschatz auf.
Da an den Festungsanlagen auf Befehl Friedrich II. seit 1740 nicht mehr weitergebaut wurde und seit dem Ende des 18. Jahrhunderts auch keine Instandhaltungsarbeiten mehr erfolgten, konnte die Festung der neuen Waffentechnik nicht mehr standhalten, und so sah sich Gouverneur von Kleist 1806 gezwungen, die Stadt der Übermacht des napoleonischen Heeres kampflos zu übergeben. Erst die Franzosen verstärkten in den Jahren 1812 und 1813 die Festung wieder, wobei die Vorstädte Neustadt und Sudenburg den Erweiterungsarbeiten zum Opfer fielen. Während des Befreiungskrieges konnte sich die französische Besatzung über ein Jahr der preußischen Angriffe erwehren, ehe sie sich im Mai 1814 nach Belagerung durch den preußischen General von Tauenzien ergeben musste.
Im Zusammenhang mit dem Bau der Eisenbahnstrecke Magdeburg - Leipzig wurden 1838 für die Eisenbahn Tore in die Festungsmauern eingelassen. Bald erwiesen sich die Festungsanlagen den immer weiterreichenden Geschützen wiederum als anfällig, daher wurde 1860 damit begonnen, rund um die Festung 13 Außenforts anzulegen, denen 1890 sechs so genannte Zwischenwerke hinzugefügt wurden. Damit konnte erreicht werden, das Magdeburg vor den Geschützen, die mittlerweile eine Reichweite von 3.500 Metern hatten, geschützt war. Zu beginn des 20. Jahrhunderts waren die Festungsanlagen so wirkungslos geworden, dass 1912 die Aufhebung der Festung Magdeburg beschlossen wurde.
1880 bestand die Festung Magdeburg aus folgenden hauptsächlichen Anlagen:
- dem Hauptwall Innenwall)
- dem Glacis (Außenwall)
- 3 Kasernen
- 2 Schanzen
- 1 Zitadelle
- 7 äußeren Bastionen
- 7 inneren Bastionen
- 3 Ravelins
- 8 Kavaliere
- etwa 13 Forts

noch vorhandene Festungsanlagen*
Anlage | erbaut | Lage |
---|---|---|
Zitadelle | 1700 | Zollstraße (Werder) |
Ravelin 2 | 1700 | Maybachstraße (Altstadt) |
Kaserne Mark | 1860 | Hohenpfortewall (Altstadt) |
Fort IIa | 1870 | Eislebener Straße (Lemsdorf) |
Fort VI | 1870 | Lerchenwuhne (Neustädter Feld) |
Fort XII | 1870 | Heinrich-Heine-Weg (Werder) |
*laut Dehio 2002 |
Quellen
- Magdeburg und seine Umgebung, Akademie-Verlag Berlin, 1973
- Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen-Anhalt I, Deutscher Kunstverlag, 2002, ISBN 3-422-03069-7