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Benutzer:Prissantenbär/Putsch in Chile

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Am 11. September 1973 putschte das Militär in Chile. Der drei Jahre zuvor demokratisch gewählte sotzialistische Präsident Salvador Allende brachte sich um, nachdem die Luftwaffe begonnen hatte, den Präsidentenpalast Moneda zu bombadieren. Eine Militärjunta unter der Führung von Augusto Pinochet regierte Chile bis zum 11. März 1990 als Diktatur.

Vorgeschichte

Seit Ende 1970 wurde Chile von einer sozialistischen Koalitionsregierung der Unidad Popular unter Salvador Allende regiert. Über den Winter 1973 wurden die politischen und wirtschaftlichen Spannungen derart gravierend, dass dar Kongress am 22. August dem Präsidenten in einer symbolischen Abstimmung mit größer Mehrheit Verfassungsbruch vorwarf. Drei der vier als "neutrale Vermittler" gerade einmal zweieinhalb Wochen zuvor zu Ministern ernannten Oberbefehlshaber der vier chilenischen Teilstreitkräfte traten daraufin als Minister und Oberbefehlshaber zurück, unter ihnen auch der Heereschef Carlos Prats. Allende folgte dem Ratschlag des demokratischen und loyalen Prats und ernannt Augusto Pinochet daraufhin zum Oberbefehlshaber des Heeres. Kaum drei Wochen später führte dieser einen Putsch an, bei dem Allende ums Leben kam.

Ablauf des Putsches

Im Morgengrauen des 11. September 1973 bombardierten Kampfjets den Präsidentenpalast Moneda. Das Militär stürzte die demokratische Regierung Chiles und Allende begang in der Moneda Selbstmord, nachdem er sich Stundenlang mit seinen engsten Vertrauten militärisch verteidigt hatte. Eine Militärjunta die Macht und ernannte Pinochet zzu ihrem Vorsitzenden.

Die letzte Rede Allendes

Am 11. September um acht Uhr morgens hielt Präsident Allende seine letzte Rede im Radio. Die Luftwaffe hatte schon die meisten regierungstreuen Radiostationen bombadiert und nur noch einzelne sendeten Allendes letzte Worte an das chilenische Volk.


[1]

Erklärung der Putschisten

In der Erklärung der Putschisten vom 11. September 1973 heißt es:
" ... erklären die Streitkräfte ...
1. Der Präsident (Allende) der Republik hat seine hohen Vollmachten unverzüglich den chilenischen Streitkräften ... zu übergeben.
2. Die chilenischen Streitkräfte sind sich einig in ihrer Entschlossenheit, die verantwortliche historische Mission zu übernehmen und den Kampf für die Befreiung des Vaterlandes vom marxistischen Joch ... zu führen.
3. Die Arbeiter Chiles brauchen nicht daran zu zweifeln, dass der wirtschaftliche und soziale Wohlstand, den sie bis zum heutigen Tage erreicht haben, keine großen Veränderungen erfahren wird.
4. Die Presse, die Rundfunksender und die Fernsehkanäle der Unidad Popular haben von diesem Zeitpunkt an die Verbreitung von Information einzustellen, ansonsten werden sie zu Lande und aus der Luft angegriffen.
5. Die Bevölkerung von Santiago de Chile hat in ihren Häusern zu bleiben, damit der Tod unschuldiger Menschen vermieden wird.

General Augusto Pinochet ..."

Menschenrechtsverletzungen

Ehemaliger Bahnhof - rechts Reste des ehemaligen Konzentrationslagers des Pinochet-Regimes
Das Estadio Nacional heute

Unmittelbar nach dem Putsch gab es die meisten Opfer, sowohl von Folterungen wie von politischen Morden. Allein am 11. September wurden 2.131 Menschen aus politischen Gründen verhaftet, bis Ende des Jahres waren es 13.364. 43 % der Opfer wurden von Carabineros (Polizisten) verhaften und weitere 30 % von Soldaten des Heeres (der Rest meist von Angehörigen von Luftwaffe und Marine oder Geheimdiensten). Opfer waren vor allem Mitglieder und Sympatisanten von Regierung, Linksparteien und Gewerkschaften. Die Festnahmen erfolgten meist in Fabriken, Universitäten und Gebäuden von Regierung, Linksparteien und Gewerkschaften. Oft wurden fast alle Anwesenden massenweise verhaftet. Öffentliche Gebäude wie Stadien, Konferenzhallen und Schulen wurden zu Konzentrationslagern umgerüstet. Der berühmteste Fall ist das Estadio Nacional, in dem alleine mehr als 40.000 Gefangene zusammengetrieben worden sein sollen. [2] Darüber hinaus gab es in Pisagua ein KZ und die berüchtigte Colonia Dignidad wurde ebenfalls zu Folterungen benutzt.[3] Angesichts des Ausmaßes der Folterungen ist es kaum erwähnenswert, dass den Gefangenen Kontakt mit einem Anwalt oder seiner Familie genauso verweigert wurde wie ein Prozess und die Familien über den Verbleib der "Verschwundenen" im Dunkeln gelassen wurden. Das Ende dieser "ersten Phase" wurde durch die Schließung des KZs im Estadio Nacional im November eingeleitet. Parallel wurde das größte Geheimgefängnis "Londres 38" eröffnet und informell die Dirección de Inteligencia Nacional gegründet, der wichtigste Geheimdienst im Zeitraum von 1974 bis 1977.

Das "Weißbuch" der Junta

Ende Oktober 1973 gibt die Junta ein "Weißbuch" heraus, in dem die nach ihrer Ansicht von der Regierung von Salvador Allendes verursachten wirtschaftlichen Fehlentscheidungen und vollzogenen Verstöße gegen die Verfassung geschildert werden und behauptet wird, während der Regierung der Unidad Popular seien über 100 Menschen durch politische Gewaltakte ums Leben gekommen. Während nach Angaben der Junta bis Mitte Oktober 1973 durch den Putsch 450 Zivilisten sowie 40 Soldaten und Polizisten getötet worden sein sollen. Während über die Zahl der politischen Morde unter Allende noch immer keine exakten Zahlen vorliegen, entsprechen die von der Junta genannten Opferzahlen nicht einmal annähernd der Wahrheit. Vielleicht noch wichtiger ist die Tatsache, dass es unter der Unidad Popular zu keinem Zeitpunkt zu systematischen Menschenrechtsverletzungen durch den Staat kam, während dies 17 Jahre lang ein zentrales Merkmal der Militärdiktatur war.

Abschaffung der Demokratie

Sämtliche staatlichen Institutionen in ganz Chile waren binnen Stunden vom Militär besetzt. Pinochet setzte die Verfassung sofort außer Kraft, löste den Kongress auf, ordnete eine strenge Zensur an und verbot alle politischen Parteien. Bei symbolischen Bücherverbrennungen wurden beispielsweise Bücher über Cubismo (Kubismus) verbrannt, weil man dachte, es seien Bücher über Kuba. Die USA erkennt die Militär-Junta nach zwei Wochen an.

Internationale Reaktion

Gegen diese Menschenrechtsverletzungen erhoben sich auf der einen Seite Proteste von vielen Menschen in den Industrieländern, auf der anderen Seite kommentierte der ehemalige CDU Generalsekretär Bruno Heck die Situation in dem Gefangenlagern mit den Worten: "Bei sonnigem Wetter ist das Leben im Stadion recht angenehm." [4]

Siehe auch

Quellen

    • Wortlaut der Rede auf Spanisch und Originalmitschnitt als .mp3 [1]
    • Deutsche Übersetzung als .mp3 [2]
  1. Angaben nach der Englischen Wikipedia [3] Diese Zahl - selbst wenn sie sehr hoch gegriffen scheint - unterstreicht, dass der Kommissionsbericht eine äußerst konservative Zählung darstellt.
  2. Abschlussbericht der Valech-Kommission zur Folter in Chile (spanisch), besonders S. 351 [4] (PDF, 1.2 MB).
  3. Michael Kraus: Der andere 11. September - Der faschistische Putsch gegen die Regierung Allende am 11.09.1973. ATTAC, abgerufen am 25.Oktober 2006
  • Privatseite eines Zeitzeugen (deutsch) [www.emmemm.de]

Literatur