Kirche (Bauwerk)
Unter einem Kirchengebäude (häufiger nur kurz Kirche) wird im deutschen Sprachraum in der Regel ein durch eine christliche Religionsgemeinschaft genutztes Bauwerk verstanden. Die Übersetzung des griechischen Wortes „kyriake“ (Kirche) bedeutet dem Herrn gehörig, daher gelten Kirchen auch als Gotteshäuser. Die christlichen Kirchengebäude werden - zusammen mit den Bauwerken anderer Religionen - übergreifend auch mit dem Begriff Sakralbauten bezeichnet.
Überblick
Das Kirchengebäude ist ein Ort der Zusammenkunft. Seine religiöse Bedeutung ist verschieden. Während zum Beispiel in einigen christlichen Konfessionen das Kirchengebäude als besonderer Ort der Gegenwart Gottes geglaubt wird, hängt in anderen Konfessionen die Gegenwart Gottes von der im Kirchengebäude sich versammelnden Gemeinde ab. Während römisch-katholische Christen eher die zuerst genannte Sicht vertreten, sehen zum Beispiel reformierte und freikirchliche Gläubige den Ort für die Anwesenheit Gottes als sekundär an; entscheidend ist für sie, dass sich Menschen im Namen Jesu - wo auch immer - versammeln.
Die Architektur von Kirchengebäuden ist häufig von reicher Symbolik geprägt. Aus der Art und Weise, wie in bestimmten Epochen die Kirchen gebaut wurden, kann man vieles ablesen über das religiöse Leben dieser Zeit. Jährlich wird der Weihetag der Kirche gefeiert, siehe Kirchweihe bzw. Kirchweih.
Unterscheidung nach Funktion
- Kathedrale bzw. Dom: Bischofskirche
- Münster: Klosterkirche, Stiftskirche oder Bischofskirche
- Pfarrkirche: Hauptkirche einer Pfarrgemeinde
- Gemeindekirche: Haupt- oder sonstige Kirche einer Gemeinde
- Filialkirche: Kirche einer Filialgemeinde bzw. Kuratie. Ist einer Gemeinde zugeordnet.
- Klosterkirche: Kirche eines Klosters
- Stiftskirche bzw. Kollegiatskirche
- Wallfahrtskirche
- Spitalkirche bzw. Krankenhauskapelle
- Bethaus einer freikirchlichen Gemeinde (zum Beispiel Bethaus (Felde))
- Kapelle: ein meist kleinerer Bau oder Raum, der häufig nicht (oder nicht nur) für die regelmäßigen Gottesdienste einer Gemeinde genutzt wird, sondern (auch) für die private Andacht oder die Gottesdienste bestimmter Personengruppen (Mitglieder einer Ordensgemeinschaft, Patienten eines Krankenhauses, Insassen einer Anstalt etc.) bestimmt ist und auch Oratorium, Andachtsraum oder anders genannt wird. Es kann sich um ein eigenständiges Gebäude oder um eine Räumlichkeit handeln, die in einen größeren, geistlichen oder profanen Komplex integriert ist. Ebenso werden auch räumlich abgeteilte Bereiche innerhalb einer Kirche als Kapelle bezeichnet (Taufkapelle, Sakramentskapelle, Krypta, Seitenkapelle oder Apsis des Chorraums usw.).
Unterscheidung nach Bauform
- Zentralbau
- Langbau mit den Unterscheidungen zwischen Basilika, Hallenkirche
- Kreuzkirche
- Kirchenburg (Bauform)
- Wehrkirche (Bauform)
- Emporenkirche
- Krypta
- eine Kapelle (Kirchenbau): abgeteilter Raum in einem größeren Kirchenbau für Gottesdienste mit weniger Teilnehmern, zum Beispiel eine Taufkapelle oder Sakramentskapelle. Eine Ansammlung solcher Kapellen an der Apsis mittelalterlicher Kirchen nennt man Kapellenkranz, sind die Kapellen im Längsschiff angebaut, heißen sie Seitenkapellen. Eine kleine Kirche wird auch als Kapelle bezeichnet.
Besondere Bauformen:
- Stabkirche
- Saalkirche
- Staffelhalle
- Doppelkirche
- Chorturmkirche
- Rundkirche
- Felsenkirche
- Provisorische Notkirche; hier sind besonders die Notkirchen des deutschen Architekten Otto Bartning sowie die so genannten als Holzfertigbau konstruierten Schwedenkirchen zu erwähnen. Sie waren eine Stiftung des schwedischen Gustav-Adolf-Werkes und dienten Ostflüchtlingen, die in vorwiegend katholischen Regionen des Westens angesiedelt worden waren, als vorübergehendes Gotteshaus. Notkirchen sind in gewissem Sinne auch gottesdienstlich genutzte öffentliche Räume, Containerkirchen und Zeltkirchen. Sie dienen heute vorwiegend in der Gemeindeaufbauphase als Interimskirche, um später - nach entsprechendem Gemeindewachstum - durch einen festen Kirchenbau ersetzt zu werden.
Kirchenbaugeschichte
Im Laufe der Jahrhunderte unterlag der Baustil der Gotteshäuser - je nach Kultur mehr oder weniger stark - ständiger Veränderung. Kirchengebäude waren oft einflussreiche Vorreiter und Beispiele für einen neue Stil. Die gesamte abendländische Architekturgeschichte der Neuzeit kann anhand von Kirchengebäuden nachvollzogen werden.
Historismus (19.Jh)
Beispiele:
- Propsteikirche Sankt Josef (Verden) im Stil der Neoromanik
- Domkirche St. Marien zu Hamburg im Stil der Neoromanik
20. Jahrhundert
Beispiele:
- Kirchenbauten von Theodor Veil, zum Beispiel die Martin-Luther-Kirche (Ulm), Deutschland, 1926-1928
- Kirchenbauten von Dominikus Böhm (1880-1955), zum Beispiel die Heilig-Kreuz-Kirche (Dülmen), Deutschland, 1938
- Kirchenbauten von Hans Schilling, zum Beispiel: Abtei Königsmünster, Deutschland, 1964
- Kirchenbauten von Gottfried Böhm (*1920), zum Beispiel der Nevigeser Wallfahrtsdom, Deutschland, 1968
- Notre-Dame-du-Haut, Frankreich, 1955, Architekt: Le Corbusier, Stil: Brutalismus
- Kirchenbauten von Rudolf Schwarz (1897 - 1961), Deutschland
- Wotrubakirche, Wien, 1976, Architekt: Fritz Wotruba
- Kirchenbauten von Justus Dahinden (* 1925), Schweiz
- Kirchenbauten von Josef Bachem (1881-1942), Deutschland
- Pfarrkirche Heilig Kreuz (Gladbeck), 1912-1914, von Otto Müller-Jena
- Kirchenbauten von Heinz Rall in Württemberg (Schwerpunkt 1960 - 1980)
Zeitgenössicher Kirchenbau
Der heutige Kirchenbau ist - wie die Architektur im Allgemeinen - von einer vorher nicht gekannten Vielfalt geprägt. Eine regionale, stilistische Unterscheidung ist kaum mehr möglich. Modernen Kirchen entsprechen oft nicht mehr dem stereotypen Bild der "Bauform Kirche" mit Turm, Portal und Massivität, sondern haben einen sehr individuellen Charakter. Ein Kirchturm ist zum Beispiel nicht immer vorhanden. Neue Standorte (z.B. Autobahnkirchen und -kapellen) und veränderte Anforderungen an die Funktion des Kirchenraumes ließen neue Formen entstehen, dem Einsatz aller heute verfügbaren Materialien sind keine Grenzen gesetzt.
Beispiele:
- Herz-Jesu-Kirche (München), 2000, Architekt: Architekturbüro Allmann Sattler Wappner
- Pfarrkirche St. Theodor (Köln), 2002, Architekt: Paul Böhm
Siehe auch
- Kirche (Organisation)
- Sakralbauten anderer Religionen: Islamisch: Moschee; Jüdisch: Synagoge; Buddhistisch: Pagode; Baha'i: Haus der Andacht; Andere Religionsgemeinschaften: Tempel
Listen
- Liste bekannter Kirchengebäude
- Liste von Kathedralen und Domen
- Liste der höchsten Kirchtürme der Welt
- Liste der Klöster
- Liste von Wallfahrtsorten
- Liste von Autobahnkirchen
- Liste von Grabkapellen
Literatur
- Renate Dürr (Hg.): Kirchen, Märkte und Tavernen. Erfahrungs- und Handlungsräume in der Frühen Neuzeit. Klostermann, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-465-03413-9
- Ludwig Klasen: Grundriss-Vorbilder von Gebäuden aller Art. Abth. XI. Kirchliche Gebäude. Baumgartner, Leipzig 1889 (Digitalisat)
- Edward R. Norman: Das Haus Gottes. Die Geschichte der christlichen Kirchen. Bassermann, München 2005, ISBN 3-8094-1822-6
- Hugo Schnell (Hrsg.): Das Münster. Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft. Verlag Schnell + Steiner, München/Regensburg 1947–, ISSN 0027-299X (Homepage)
Weblinks
- kirchbau.de: Kirchengebäude-Datenbank und Wissen
- Bilder moderner Kirchen in Köln
- http://www.boer-ste.de/notkirchen.html
- Virtualkirche
- Kircheninnenansichten






