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Betriebswirtschaftslehre

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Die Betriebswirtschaftslehre (BWL; in der Schweiz bei Fachhochschulen Betriebsökonomie) ist ein Teilgebiet der Wirtschaftswissenschaft und gehört damit ebenfalls zu den Sozialwissenschaften. Wie ihre Schwesterdisziplin, die Volkswirtschaftslehre, beruht das Interesse der BWL auf der Tatsache, dass Güter grundsätzlich knapp sind und dementsprechend einen ökonomischen Umgang erfordern. Im Unterschied zur abstrakteren Volkswirtschaftslehre nimmt die Betriebswirtschaftslehre dabei die Perspektive von einzelnen Betrieben ein. Ziel ist dabei nicht lediglich Beschreibung und Erklärung, sondern darüber hinaus auch die konkrete Unterstützung von Unternehmen.

Als Geburtsstunde der modernen Betriebswirtschaftslehre in Deutschland wird häufig das Jahr 1898 angesehen, als die Handelhochschule in Leipzig gegründet wurde. Die Vorgeschichte der Wissenschaft ist bedeutend länger, insbesondere wenn man Kameralwissenschaft und Volkswirtschaftslehre mitberücksichtigt.

Als die bedeutendsten deutschen Vertreter der (allgemeinen) Betriebswirtschaftslehre im 20. Jahrhundert gelten: Eugen Schmalenbach (1873-1955), Erich Gutenberg (1897-1984) und Horst Albach (geb. 1931). Eugen Schmalenbach gab der Betriebswirtschaftslehre ihren heutigen Namen.


Gliederung

Die Betriebswirtschaftslehre gliedert sich in zwei Hauptbereiche (ABWL und S/BBWL) und überschneidet sich außerdem mit anderen Wissenschaften:

Allgemeine Betriebswirtschaftslehre

Die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre (ABWL) befasst sich mit planerischen, organisatorischen und rechentechnischen Entscheidungen in Betrieben. Sie ist dabei funktions- und branchenübergreifend ausgerichtet. Die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre gibt einen Überblick über die Wissenschaft der Betriebswirtschaftslehre und legt dabei funktions- und branchenübergreifende Zusammenhänge dar. Ziel ist es, das fachübergreifende Denken und Entscheiden zu fördern.

Spezielle Betriebswirtschaftslehre

In der speziellen Betriebswirtschaftlehre gibt es zwei verschiedene Ansätze, Gebiete voneinander abzugrenzen. Ein Ansatz ist die Aufgliederung nach Branchen in sogenannte Betriebslehren.

Die alternative Aufgliederung findet nach Funktionen statt. Beispiele hierfür sind:

Beide Ansätze haben ihre Vor- und Nachteile. Die funktionale BWL ist nur schwer in der Lage, branchenspezifische Probleme zu behandeln, liefert dafür aber branchenunabhängige Aussagen. Die Branchen - BWL fokussiert auf die für die Branche relevanten funktionalen Aspekte, besteht aber in weiten Teilen aus Doppelungen mit anderen Betriebswirtschaftslehren.

Die spezielle Betriebswirtschaftslehre ist historisch betrachtet älter als die, nach Funktionen, unterscheidende allgemeine Betriebswirtschaftslehre.

An einigen Hochschulen wird die Spezielle BWL auch „Besondere Betriebswirtschaftslehre“ (BBWL) genannt.

Schnittmengen mit anderen Wissenschaften

Die BWL bildet mit anderen Wissenschaften Schnittmengen. Diese Schnittmengen bilden wiederum eigenständige Lehr- und Forschungsbereiche, können oft aber auch als SBWL bzw. BBWL gewählt werden:

Von diesen Bereichen ist die Wirtschaftspädagogik zumeist den wirtschaftswissenschaftlichen, erziehungswissenschaftlichen oder philosophischen Fakultäten der Hochschulen zugeordnet. Die Wirtschaftsinformatik und das Wirtschaftsingenieurwesen ist uneinheitlich entweder den BWL- oder den jeweiligen technischen Fakultäten zugeordnet. Je größer die Auswahl an unterschiedlichen ingenieurwissenschaftlichen Vertiefungen ist, um so eher ist es den BWL-Fakultäten zugeordnet. Wirtschaftsmathematik und Wirtschaftsgeographie befinden sich, in der Regel, in naturwissenschaftlichen Fakultäten, wie z. B. Mathematik- und Geographiefakultäten.

Akademische Ausbildung

Das Studium der Betriebswirtschaftslehre ist an Universitäten und Fachhochschulen möglich und endet mit dem akademischen Grad eines Diplom-Kaufmann, Diplom-Betriebswirt (FH), Diplom-Kaufmann (FH), Diplom-Wirtschaftswissenschaftler, Diplom-Volkswirt (mit Wahlpflichtfächern im Bereich der BWL) oder Diplom-Ökonom, im Bereich der Wirtschaftspädagogik wird der akademische Grad eines Diplom-Handelslehrers oder eines Diplom-Wirtschaftspädagogen erlangt. An Fachhochschulabsolventen wird der Grad mit dem Zusatz "(FH)" vergeben, wobei der Grad Diplom-Betriebswirt ausschließlich von FHs vergeben wird. Durch die Einführung konsekutiver Studiengänge entstehen vermehrt auch Bachelor- und Masterstudiengänge. Als Abschlüsse dominieren hier der Bachelor of Science (B.Sc.)/Master of Science (M.Sc.), seltener sind Bachelor of Arts (B.A.)/Master of Arts (M.A.)

Ein guter universitärer Diplom- und Mastergrad sowie sehr gute Fachhochschulabschlüsse mit entsprechendem fachlichem Bezug sind Zugangsvoraussetzung zur Promotion.

Das Studium der BWL ist besonders beliebt bei Studenten, die ein schlechtes Abitur haben oder nicht wissen, was sie studieren wollen. Das Ansehen der BWLer bei anderen Fakultäten tendiert gegen Null.

Essentiell für BWL-Studenten sind die sogenannten BWLer-Parties, da BWL-Studenten zu anderen Parties üblicherweise nicht eingeladen werden. 90% aller Studentenverbindungen verweigern BWLern aus Prestigegründen die Aufnahme.

Nichtakademische Ausbildung bzw. betriebswirtschaftliche Weiterbildung

Das Studium der Betriebswirtschaftslehre an einer staatlich anerkannten Berufsakademie endet mit dem Abschluss als (Diplom-)Betriebswirt (BA), wobei der Abschluss kein akademischer Grad ist. Ab Mitte 2006 wird jedoch an den meisten Berufsakademien der Studiengang BWL mit dem Titel „Bachelor“ angeboten, auf diesen lässt sich später mit einem weiterführenden „Master“-Studiengang aufbauen. Für weitere Informationen zur nichtakademischen Ausbildung, insbesondere nichtakademische Weiterbildung siehe auch den Artikel Betriebswirt, Fachwirt oder Fachkaufmann.

Betriebswirtschaftliche Forschung

Die betriebswirtschaftliche Forschung betreibt Grundlagen- und angewandte Forschung auf dem Gebiet der Betriebswirtschaftlehre. Die angewandte Betriebswirtschaftslehre dient dazu, den Berufspraktikern bei der Lösung komplexer Probleme zu helfen. Sie geht oft einher mit wesentlichen Änderungen in anderen, der Betriebswirtschaftslehre verwandten Gebieten, z.B. der Wirtschaftsinformatik oder dem Wirtschaftsrecht.

So kann sich z.B. eine rechtliche Änderung in der Produkthaftung (ist ein rechtliches Thema) auf die Rückstellungsbildung und die Darstellung von Risiken in der Bilanz (ist ein betriebswirtschaftliches Thema) auswirken. Wie mit dieser Änderung in der Bilanzierung dann umzugehen ist, ist ein Thema für die betriebswirtschaftliche Forschung.

Die Forschungsergebnisse werden von den BWL-Professuren regelmäßig in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht. Drei im deutschen Sprachraum ganz wesentliche Zeitschriften sind hier die Zeitschriften Die Betriebswirtschaft, Zeitschrift für Betriebswirtschaft (ZfB) und Schmalenbachs Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung (zfbf).

Organisationen, Verbände und Vereine

Literatur

  • Günter Wöhe, Ulrich Döring: Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre. 22. Auflage. Franz Vahlen, München 2005, ISBN 3-80063254-3
  • Henner Schierenbeck: Grundzüge der Betriebswirtschaftslehre. 16. Auflage. R. Oldenburg, 2003, ISBN 3-48627322-1
  • Uwe Bestmann: Kompendium der Betriebswirtschaftslehre. 10. Auflage. R. Oldenburg, München 2001, ISBN 3-48625363-8
  • Horst Albach: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre. 3. Auflage. Gabler-Verlag, Wiesbaden 2001, ISBN 3-40932935-8
  • Jean-Paul Thommen, Ann-Kristin Achleitner: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre. Umfassende Einführung aus managementorientierter Sicht. 4. Auflage. Gabler, Wiesbaden, ISBN 3-40943016-4
  • Wolfgang Domschke, Armin Scholl: Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre - Eine Einführung aus entscheidungsorientierter Sicht. 3. Auflage. Springer, Berlin, Heidelberg und New York 2005, ISBN 3-540-25047-6


Siehe auch

Wiktionary: Betriebswirtschaftslehre – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikibooks: Betriebswirtschaft – Lern- und Lehrmaterialien
Wikiversity: Betriebswirtschaft – Kursmaterialien

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