Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 29. September 2023 um 19:26 Uhr durch Aka(Diskussion | Beiträge)(Tippfehler entfernt, deutsch, Links normiert, Kleinkram). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Flaischlen war der Sohn des Majors Gottlieb Friedrich Flaischlen und dessen Ehefrau Antonie Clara geb. Sonnenkalb. Nach Absolvierung seiner Schulzeit (Gymnasium Ellwangen, Karlsgymnasium Stuttgart) begann Flaischlen 1880 mit 16 Jahren in der Metzler’schen Buchhandlung (Stuttgart) eine Lehre als Buchhändler.
1883 beendete Flaischlen erfolgreich seine Erstausbildung und begann an den Universitäten Berlin und Heidelberg Germanistik und Philosophie zu studieren. 1889 beendete Flaischlen sein Studium an der Universität Leipzig mit einer Promotion über den Schriftsteller Otto Heinrich von Gemmingen.
1891 ließ sich Flaischlen in Berlin nieder. Begeistert vom Naturalismus entstanden hier seine Werke Toni Stürmer (1891), Martin Lehnhardt (1895) u. a. 1895 bekam er eine Anstellung als Redakteur bei der Kunst- und Literaturzeitschrift Pan und blieb in dieser Stellung, bis 1900 die Zeitschrift eingestellt wurde. Von 1902 bis 1907 war er Mitherausgeber der angesehenen Monatsschrift Kunst und Künstler, die bis 1933 im Verlag Bruno Cassirer in Berlin erschien.
1905 konnte er seinen autobiographischen RomanJost Seyfried veröffentlichen. Mit diesem Werk erregte Flaischlen Aufsehen, da es im herkömmlichen Sinn kein Roman war, sondern eine scheinbar willkürliche Aneinanderreihung rhythmischer Prosa mit eingestreuten Aphorismen, Epigrammen etc. Bereits hier ist Flaischlens Begeisterung für den modernen Impressionismus zu erkennen, ohne dass er sich bewusst vom Naturalismus abgekehrt hätte.
Eine fast ebenso große Resonanz fanden Flaischlens Lyrikbände in schwäbischem Dialekt, wie Von Derhoim und Drauße u. a.
1910 heiratete Flaischlen in Hamburg Edith Klapp. Um 1915 zog er sich mit seiner Ehefrau nach Ingelfingen zurück. Nach dem Ersten Weltkrieg erfreute sich sein Gedichtband Von Alltag und Sonne großer Beliebtheit.
Am 16. Oktober 1920 starb Cäsar Flaischlen im Alter von 56 Jahren im Sanatorium Horneck bei Gundelsheim. Er wurde in einem Ehrengrab auf dem Stuttgarter Pragfriedhof (vorderer Teil, vor dem Krematorium) begraben und ist heute weitgehend vergessen. In Stuttgart ist im Bezirk West eine Straße nach Cäsar Flaischlen benannt.
Beispiel für seine Lyrik
Version von «Hab Sonne im Herzen» auf einem Wandbehang
Hab Sonne im Herzen
Nach der Melodie: Der Mai ist gekommen.
Hab Sonne im Herzen,
ob’s stürmt oder schneit,
ob der Himmel voll Wolken,
die Erde voll Streit!
Hab Sonne im Herzen,
dann komme, was mag!
das leuchtet voll Licht dir
den dunkelsten Tag!
Grabstein auf dem Stuttgarter PragfriedhofHab ein Lied auf den Lippen,
mit fröhlichem Klang
und macht auch des Alltags
Gedränge dich bang!
Hab ein Lied auf den Lippen,
dann komme, was mag!
das hilft dir verwinden
den einsamsten Tag!
Hab ein Wort auch für Andre
in Sorg und in Pein
und sag, was dich selber
so frohgemut läßt sein:
Hab ein Lied auf den Lippen,
verlier nie den Mut,
hab Sonne im Herzen,
und Alles wird gut!
Werke (Auswahl)
Lyrik
Arnold Böcklin, Illustration zu Cäsar Flaischlen Gedichte in Prosa, in: Pan, Heft III, 1897, S. 100
Vom Haselnußroi’, e Zopfete Bloeme-n ond Nüß: Gedichte in schwäbischer Mundart, 1892
Von Alltag und Sonne. Gedichte in Prosa, 1898
Aus den Lehr- und Wanderjahren des Lebens. Gedichte Briefe- und Tagebuchblätter in Versen, 1899
Kopf-oben-auf, die Hand am Knauf, mein deutsches Volk .. Sonn’ auf! Stimmen, Gestalten und Gedichte zum Krieg, 1915
Heimat und Welt. Ausgewählte Gedichte in Vers und Prosa. Deutsche Verlags-Anstalt. Stuttgart, Berlin. 1922
Erzählungen und Romane
Professor Hardtmut. Charakterstudie, 1897
Jost Seyfried. Ein Roman in Brief- und Tagebuchblättern, 1905
Theaterstücke
Graf Lothar, 1886
Toni Stürmer, 1891
Martin Lenhardt. Ein Kampf um Gott, 1895
Sonstiges, Kuriosa
Graphische Litteratur-Tafel. Die Deutsche Litteratur und der Einfluss fremder Litteraturen auf ihren Verlauf vom Beginn einer schriftlichen Ueberlieferung an bis heute in graphischer Darstellung., Stuttgart, Göschen’sche Verlagshandlung 1890
Amalie Böck: Cäsar Flaischlen’s Wirken mit besonderer Berücksichtigung seiner dramatischen Werke. Univ. Diss., Wien 1921.
Cornelia Kopp: Der Dichter von 'Alltag und Sonne'. Ein Gedenkwort für Cäsar Flaischlen. In: Reclams Universum Weltrundschau Nr. 41 vom 23. Oktober 1920, S. 39–40.
Georg Muschner-Niedenführ: Cäsar Flaischlen. Beitrag zu einer Geschichte der neueren Literatur. Fleischel, Berlin 1903.
Emmy Rotth: Erinnerungen an Cäsar Flaischlen. Sponholtz, Hannover 1924.
Gotthilf Stecher: Cäsar Flaischlen. Kunst und Leben. DVA, Stuttgart 1924.
Frank Thiess: Cäsar Flaischlen. Ein Essay. Fleischel, Berlin 1914.
Andreas Butz: Cäsar Flaischlen. In: Maria Magdalena Rückert (Hrsg.): Württembergische Biographien unter Einbeziehung hohenzollerischer Persönlichkeiten. Band III. Im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Kohlhammer, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-17-033572-1, S. 65–67.