Musik Griechenlands
Die griechische Musik ist vielseitig und regional sehr unterschiedlich. Volksmusik hat in Griechenland immer noch einen hohen Stellenwert, und auch die moderne Musik ist stark durch die Folklore geprägt. Für den Zuhörer aus Mitteleuropa mag die griechische Musik oft schon etwas orientalisch klingen.
Griechische Musik der Antike
Von der Musik der alten Griechen haben wir in der Hauptsache nur aus den Schriften der Theoretiker des Altertums Kunde, die uns in ziemlich großer Anzahl erhalten sind. Die Alten maßen der Musik große Wirkung und Kräfte zu. Die Musik galt ihnen zu den Sieben Freien Künsten gehörig. Dass die musikalische Kunst im Altertum gleich den übrigen Künsten im höchsten Ansehen stand und die Musiker nicht etwa wie im Mittelalter zu den Vagabunden und rechtlosem Gesindel gehörten, ist bekannt.
Bei den großen kultischen Festspielen der Griechen (den Olympischen, Pythischen, Nemeischen und Isthmischen) spielten die musischen (poetischen und musikalischen) Wettkämpfe eine hervorragende Rolle. Speziell die Pythischen Spiele waren ursprünglich nur musikalische zu Ehren des Apollon zu Delphi, der Sieger wurde mit einem Lorbeerkranz geschmückt, zu welchem die Zweige im feierlichen Aufzug aus dem Taltempel geholt wurden.
Die ältere Geschichte der griechischen Musik ist so mit Sagen und Märchen durchsetzt, sodass der historische Kern nur sehr schwer kenntlich ist; die Erfindung der musikalischen Instrumente wie der Musik überhaupt wird den Göttern zugeschrieben (Apollon, Hermes, Athene, Pan). Amphion, Orpheus, welche Steine belebten und Tier bezwangen, Linos, der wegen seines schönen Gesanges und Marsyas, der wegen seines trefflichen Flötenspiels von Apollon aus Eifersucht getötet wurde, sind mythische Gestalten (vgl. Geschichte der Musik).
Das System: Griechische Theorie der Musik
Die griechische Theorie der Musik war sehr weit entwickelt und hat den Theoretikern des Abendlandes als Vorlage und Quelle gedient.
Während unser ganzes modernes Musiksystem auf der Durtonleiter und des Durakkords als harmonisches Zentrum wurzelt, war den Griechen gerade die umgekehrte Auffassungsweise die natürlichere. Den Kernpunkt ihres Systems bildete eine Tonleiter, die von oben nach unten gedacht wurde im Gegensatz zu unserer Vorstellung.
Die Auffassung dokumentiert sich in beiden Fällen durch die Ordnung der Tonbuchstaben. Abgesehen natürlich von der nicht genau nachweisbaren absoluten Tonhöhe, entsprach die mittlere Oktave unserem e'–e:
Mittlere Oktave in der alten griechischen Musik
was, wie die Bogen für die Halbtonschritte verraten, das Gegenteil unsrer Durtonleiter (C'–c) ist:
Jene Skala hieß die dorische. Die Auffassung im Sinn von Akkorden (Klängen, Dreiklängen, siehe Klangvertretung) war den Griechen fremd, da sie Mehrstimmigkeit nicht kannten. Deshalb sind alle ihre Theoreme nur auf das Melodische bezüglich. Sie fassten diese Skala daher, wenn sie dieselbe näher zergliederten, auf als aus zwei gleichen Tetrachorden (Stücken von je vier Tönen) zusammengesetzt. Ein solches Tetrachord, das in absteigender Folge aus zwei Ganztonschritten und einem Halbtonschritt bestand, hieß ein dorisches.
Das so genannte vollständige System erstreckte sich durch zwei Oktaven, d. h. es trat an obige Skala noch ein gleiches Tetrachord in der Höhe und Tiese an, aber derart, dass der Schlusston des einen zugleich den Anfangston des anderen bildete (verbundene Tetrachorde), und in der Tiefe wurde noch ein Ton hinzugenommen (Proslambanomenos), der die Unteroktave des mittelsten und die Doppelunteroktave des höchsten Tons des ganzen Systems war; die Tetrachorde erhielten folgende Namen:
Die beiden mittleren Tetrachorde waren also getrennt; indessen benutzte man für Modulationen nach der Tonart der Unterquinte (die den Griechen ebenso das Nächstliegende war wie uns die nach der Tonart der Oberquinte) den Halbton über dem höchsten Ton des Tetrachords der Mittlern und unterschied daher ein besonderes Tetrachord der Verbundenen (Synemmenon) im Gegensatz zu dem der Getrennten, bestehend aus den Tönen a b c' d'.
Besondere Wichtigkeit legen die Theoretiker dem höchsten Ton des Tetrachords der Mittlern bei, welcher vorzugsweise der Mittlere hieß (Mese) und Tonikabedeutung hatte.
Die vollständigen Namen der sämtlichen Stufen waren:
Dieses System liegt den theoretischen Betrachtungen nicht nur der Griechen, sondern auch der mittelalterlichen Musikgelehrten zu Grunde. In seiner voll- ständigen Gestalt wie hier hieß das System das vollkommene (Systema telelon) oder das veränderliche, d. h. modulationsfähige (Systema metabolon), sofern die Benutzung der Synemmenon eine Modulation nach der Unterdominante bedeutete; ohne die Synemmenon hieß es unveränderlich (Systema ametabolon).
Oktavengattungen (Tonarten)
Da die Griechen Harmonie in unserem heutigen Sinn nicht kannten, so sind ihre Begriffe von Tonart, Tongeschlecht etc. rein melodischer Bedeutung, und ihre so genannten Tonarten sind daher eigentlich nichts andres als verschiedene Oktavenausschnitte (Oktavengattungen) aus derselben Tonleiter, nämlich der oben gegebenen von zwei Oktaven.
Das Tetrachord synemmenon kommt dabei nicht in Betracht. Als Mittelpunkt des Systems erwies sich die dorische Oktavengattung e'–e; die Oktave von d'–d hieß dagegen die phrygische, c'–c lydisch, h–H mixolydisch.
Diese vier waren in ähnlicher Weise die vier Haupttonarten der Griechen, wie die vier gleichnamigen (aber nicht gleichbedeutenden) Kirchentöne die vier authentischen waren.
Die zu ihnen gehörigen, durch den Zusatz "hypo-" unterschiedenen Seitentonarten sind so vorzustellen, dass die Lage der Quinte und Quarte, aus denen sich die Oktave zusammensetzt, vertauscht ist: e'..a..e ist dorisch; wird die Quinte e' a eine Oktave tiefer versetzt oder die Quarte a e eine Oktave höher, so ist die neue Oktavengattung die hypodorische.
Bei den Kirchentönen ist die Grundanschauung die entgegengesetzte, z. B. dorisch (d–d') ist aus der Quinte d a und Quarte a d' zusammengesetzt; wird die Lage der beiden Stücke vertauscht, so ist A..d..a hypodorisch. Während also die griechischen Seitentonarten eine Quinte unter den Haupttönen liegen, liegen die plagalen Kirchentöne nur eine Quarte unter den authentischen. Die Kirchentöne sind eben aufsteigend gedacht, und es spielen schon harmonische Begriffe hinein.
Die sieben Oktavengattungen der Griechen sind:
Dass die Griechen durchaus nicht so, wie das später bei den Kirchentönen der Fall war, dem phrygischen etc. eine ähnliche grundlegende Bedeutung beimaßen wie dem dorischen, d. h., dass sie nicht d oder g als Hauptton des phrygischen betrachteten (sozusagen als Tonika oder Dominante), sondern dass sie vielmehr wirklich alle Oktavengattungen als verschiedene Ausschnitte aus einer dorischen Skala betrachteten, geht zur Evidenz aus der Unterscheidung der Thesis (Stellung) und Dynamis (Bedeutung) hervor. d' ist der Stellung nach (kata thesin) in der phrygischen Tonart Nete, g Mese und d Hypate; der Bedeutung, Wirkung nach (kata dynamin) aber ist d' Paranete, g Lichanos meson, d Parhypate, d. h. die Dynamis ist immer die der dorischen Tonart. Wenn daher Aristoteles der Mese eine besondere Bedeutung beimisst, so meint er stets die dorische Mese.
Transpositionsskalen
Transpositionsskalen sind die eigentlichen Tonarten in unserem heutigen Sinne.
Benutzt man für die Oktavengattung d'–d das Tetrachord synemmenon statt diezeugmenon, also b statt h, so ist dieselbe nicht mehr die phrygische, sondern die hypodorische, denn das Eigentümliche der verschiedenen Oktavengattungen ist die verschiedene Stellung der Halbtonschritte.
Da nun aber die hypodorische Oktavengattung als von der dorischen Mese bis zum Proslambanomenos sich erstreckend anzusehen ist, so gehört d'–d mit b in ein transponiertes System, dessen Proslambanomenos nicht A, sondern d ist.
In der Tat war die griechische Musik nicht wie der Gregorianische Gesang an die diatonische Skala A–a' ohne Vorzeichen gebunden, sondern benutzte sämtliche chromatische Zwischenstufen und auch eine Anzahl höherer und tieferer Töne. Entsprechend unsern Dur- und Molltonarten auf 12 oder mehr verschiedenen Stufen, hatten die Griechen ihre Transpositionen des oben erklärten Systems und zwar in späterer Zeit 15, von denen die ältesten die gleichen Namen hatten wie die sieben Oktavengattungen.
Wie aus der unten gegebenen Tabelle der griechischen Notenzeichen hervorgeht, ist die Grundskala der Griechen die hypolydische: f' e' d' c' h a g f; das System A–a' ohne Vorzeichen heißt daher das hypolydische; die transponierte sind benannt je nach der Oktavengattung, welche der Ausschnitt f'–f ergibt, z. B. f' e' d' c' b a g f ist eine lydische Oktave, das System d–d' mit einem b heißt daher das lydische.
Also die Oktave f'-f gehört
Die (zweifellos jüngeren) Kreuztonarten bringen dagegen lauter neue Namen; es gehört fis'-fis
Das System dis dis´´ mit 6 #; ist enharmonisch identisch mit es es´´ mit 6 b; beide werden hyperdorisch genannt; hier schließt sich der Quintenzirkel.
Griechische Notenschrift (Semantik)
Die Griechen besaßen zweierlei Arten der Notation, eine ältere, von Haus aus diatonische, welche später als Instrumentalnotation sich noch hielt, als die jüngere, gleich enharmonisch-chromatisch angelegte Notierung für den Gesang eingeführt wurde. Die Notenzeichen sind teils intakte, teils verstümmelte und verdrehte Buchstaben des griechischen Alphabets:
Ausführlicheres darüber siehe in den Spezialschriften von Fortlage, Bellermann, Riemann ("Studien zur Geschichte der Notenschrift", Leipzig 1878) etc.
Leider sind nur dürftige Reste altgriechischer Kompositionen auf uns gekommen, so dass die Kenntnis der Bedeutung der Noten bisher wenig praktischen Wert hat.
Die Tongeschlechter
Die Tongeschlechter der Griechen waren nicht harmonische Unterscheidungen wie die unsrigen (Dur und Moll), sondern melodische. Die Griechen zerlegten, wie bereits erwähnt, die Skalen in Tetrachorde; das normale Tetrachord war das dorische, aus zwei Ganztonschritten und einem Halbtonschritt bestehend, z. B.: e' d' c'h. Dieses diatonische Geschlecht war das älteste.
Neben ihm kam noch im grauen Altertum (nach der Sage eine Erfindung des Ulympos) das (ältere) enharmonische Tongeschlecht auf, bei welchem die beiden mittleren Töne des Tetrachords durch Herabstimmung des höheren auf gleiche Tonhöhe gebracht wurden, so dass also die Lichanos, resp. die Paranete fortfiel, z. B.: e' c' c' h.
Als drittes Geschlecht kam das chromatische hinzu, welches die Lichanos oder Paranete nicht ausließ, sondern um einen Halbton erniedrigte, so dass zwei Halbtonschritte einander direkt folgten: e' d' c'h.
Endlich teilte die (neuere) Enharmonik den Halbton des diatonischen Tetrachords, oder, vielleicht richtiger, sie führte neben dem diatonischen den chromatischen Halbton ein: e' (h'/ c' h)
Im Hinblick auf die verschiedenen Tongeschlechter, welche die Paranete, Trile, resp. Lichanos und Parhypate veränderten, unterschieden die Griechen diese Töne als veränderliche, während die Grenztöne des Tetrachords (Nete und Hypate, resp. Mese, Paramese und Proslambanomenos) unveränderliche waren.
Außer diesen drei Tongeschlechtern stellten die Theoretiker noch eine große Anzahl anderer Tetrachordenteilungen auf, welche Färbungen (Chroal) genannt wurden und in der Notenschrift keine Darstellung fanden. Dieselben sind zum Teil wunderlichster Art, und es ist nichts andres als eine Zufälligkeit, dass sich darunter auch die unseren heutigen Bestimmungen genau entsprechenden mit 15 : 16 für den Halbton und 4 : 5 für die große Terz befinden (bei Didymos und Ptolemäos).
Bekanntlich beziehen sich Fogliano und Zarlino, welche diese Verhältnisse zuerst endgültig ausstellten, aus Ptolemäos.
Die praktische Musikausübung
Die praktische Musikübung der Griechen war entweder bloßer Gesang oder Gesang mit Begleitung von Saiteninstrumenten (Kitharodie) oder Blasinstrumenten (Aulodie), oder bloßes Saitenspiel (Kitharistik) oder Flötenspiel (Auletik).
Die wichtigsten und für die Kunstmusik beinahe allein in Frage kommenden Instrumente waren die Lyra, Kithara und der Aulos. Die Lyra hatte einen gewölbten, die Kithara einen flachen Resonanzkasten; die Saitenzahl beider war lange Zeit 7, später stieg sie erheblich. Die Magadis war ein größeres Saiteninstrument mit 20 Saiten, auf welchem in Oktaven gespielt wurde. Sämtliche Saiteninstrumente der Griechen wurden sowohl gezupft als auch mit dem Plektrum gespielt. Dieses war bereits im 2. Jt. v. Chr. bekannt, wie die Darstellung auf dem Sarkophag von Hagia Triada (ca. 1400 v. Chr.) belegt. Rhythmusinstrumente spielten nur eine untergeordnete Rolle und wurden vor allem im dionysischen Bereich und beim Symposion verwendet. Gespielt wurden sie vor allem von Frauen und, im mythischen Bereich, von Satyrn bzw. Silenen. Die wichtigsten Rhythmusinstrumente sind das Tympanon (eine Art Handtrommel, vergleichbar mit dem Tambourin), und die paarweise gespielten Krotala, Handklappern, die in ihrer Form und Spielweise modernen Kastagnetten ähneln.
Der immer paarweise gespielte Aulos war eine Art Oboe, die in verschiedenen Größen gebaut wurde; die Syrinx (Panflöte) war ein untergeordnetes Instrument. Die Weisen, welche die Komponisten erfanden, erhielten bestimmte Namen, ähnlich wie bei den Meistersängern; der allgemeine Name war Nomos (Gesetz, Satz).
Berühmt war z. B. der pythische Nomos des Flötenspielers Sakadas (585 v. Chr.), welcher es zuerst durchsetzte, dass bei den Pythischen Spielen neben der Kithara auch der Aulos zugelassen wurde.
Um die Kilharodik machte sich besonders der noch 50 Jahre ältere Terpandros verdient, welcher wohl als der Begründer eigentlicher musikalischer Kunstformen bei den Griechen angesehen wird.
Weiter sind als hervorragende Förderer der Komposition zu nennen:
- Klonas, der vor Sakadas und nach Terpandros blühte, der Erfinder wichtiger Formen der Aulodie;
- der viel ältere Archilochos (um 700), der statt der vorher allein üblichen daktylischen Hexameter volkstümlichere lyrische Rhythmen einbürgerte (Jamben);
- weiter der Lyriker Alkaios,
- die Dichterin Sappho etc.
Plutarch datiert in seiner dialogisch abgefassten Musikgeschichte die Periode der neuern Musik von Thaletas (670), dem Begründer der spartanischen Chortänze (Gymnopädien), und Sakadas; um diese Zeit soll die neuere Enharmonik eingeführt worden sein.
Zur größten Entfaltung ihrer Mittel gelangte die griechische Musik in der Tragödie, welche in ähnlichem Sinn wie das moderne musikalische Drama eine Vereinigung von Dichtkunst, Musik und Schauspielkunst (Mimik, Hypokritik) war; die Chöre wurden durchaus gesungen, und auch viele Monologe waren komponiert. Leider ist noch keine Tragödienmusik aufgefunden worden, so dass wir keine konkrete Vorstellung von einer solchen haben.
Musikschriftsteller
Eine große Zahl musiktheoretischer Traktate griechischer Schriftsteller ist auf uns gekommen. Der älteste und zugleich einer der interessantesten ist das 19. Kapitel der "Probleme" des Aristoteles (gest. 322 v.Chr.), ferner das 5. Kapitel des 8. Buches. seiner "Republik".
Von größter Wichtigkeil sind die noch vorhandenen Schriften des Aristoxenos, einem Schüler des Aristoteles, über Harmonik und Rhythmik; leider sind viele Werke dieses bedeutendsten aller griechischen Theoretiker verloren gegangen. Ein Auszug aus Aristoxenischen Schriften ist unter dem Namen Euklids erhalten, während eine Intervallenlehre (Saitenteilung) wohl wirklich von dem Mathematiker Euklid (3. Jahrhundert) herrührt. Die interessante Schrift Plutarchs über die Musik gehört ins 1. Jahrhundert n. Chr..
Ins 2. Jahrhundert gehören die Schriften des Pythagoreers Claudios Ptolemäus, Aristeides Quintilianus, Gaudentios, Bakchios, Theon von Smyrna und des Nikomachos.
Ins 3. Jahrhundert gehört der Kommentar des Porphyrios zum Ptolemäos sowie die Skalentabellen des Alypios. Auch das 14. Buch des Athenaios und das 26. Kapitel des Iamblichos von Chalkis enthalten musikalische Notizen. Das "Syntagma" des Psellos gehört ins 11., die Harmonik des Bryennios sowie des Nikephoros Gregoras Ergänzungskapitel zum Ptolemäos nebst dem Kommentar von Barlaam von Kalabrien ins 14. Jahrhundert.
Eine klassische lateinische Überarbeitung der griechischen Musiklehre ist das Werk des Boëthius (gest. 524): "De musica".
Die Musik Byzanz
Vor allem die Kirchenmusik des oströmischen byzantinischen Reiches stellt ein entscheidendes Bindeglied zwischen der Musik der Antike und der Mittelalterlichen Musikgeschichte vor allem in den osteuropäischen Ländern dar.
Volksmusik (Dimotika)
Traditioneller Dimotika wird von Klarinetten, Gitarren, Tambourinen und Geigen begleitet und schließt Tanzmusikformen wie Syrto, Kalamatiano, Tsamiko und Chasaposerviko sowie Vokalmusik wie Kleftiko ein.
Alte Volkslieder, die Paradosiaka, stammen oft aus Thessalien und Mittelgriechenland und werden überwiegend mit Klarinette und Violine gespielt. Die Lieder handeln sehr oft vom osmanischen Joch, Krieg und Vertreibung.
Die Volkslieder der Inseln, die Nisiotika, sind oft temperamentvoll oder melancholisch. Vorherrschende Instrumente sind Santouri, ein altes Zupfinstrument mit 100-140 Saiten, Laute, Baglama (ein kleines Bouzouki) und Lyra.
In Nordgriechenland wird immer noch häufig der Dudelsack gespielt, und zwar die auch in Bulgarien oft vorkommende Kaba Gajda, sowie die Zourna, eine Art Oboe, die bis weit in den arabischen Raum und in Armenien verbreitet ist.
Viele der frühesten Aufnahmen wurden von Arvanites Yiorgia Mittaki und Yiorgios Papasidheris gemacht. Zu den Instrumentalisten gehören Klarinettenvirtuosen wie Yiorgos Yevyelis, Vassilis Saleas und Yiannis Vassilopoulos sowie Fiedelspieler Nikos Saragoudas und Yiorgos Koros.
Populäre Musik
Rembétika war Griechenlands erste populäre Musik und hatte in den 1930er bis 1950er Jahren ihre goldene Zeit.
Neuere Formen populärer Musik schließen Laïkó und Éntekhno ein. Bouzouki-Klänge sind zwar beliebt, der Sirtaki ist aber nicht typisch griechisch, wie gemeinhin angenommen wird.
Laïkó war die populäre Musik der 1950er und 1960er Jahre in Griechenland; kritisiert wurde die apolitische Grundhaltung und die türkischen Ursprünge. Zu den Vertretern des Laïkó gehören Manolis Angelopoulos und Stelios Kazantzidhis.
Éntekhno entwickelte sich aus der Verwestlichung des Rembétika in den späten 1950er Jahren. Éntekhno ist eine Orchestermusik mit traditionellen rhythmischen und melodischen Elementen. Ihre frühesten Vertreter sind Mikis Theodorakis und Manos Hatzidakis.
Aktuelle Entwicklungen
Sänger traditioneller Musik erschienen in den 1960er Jahren mit Dhionysis Savvopoulos; viele dieser Musiker spielten Néo kýma, eine Mischung von Éntekhno und französischen Chansons. Savvopoulos vermengte Einflüsse US-amerikanischer Musiker wie Bob Dylan und Frank Zappa mit makedonischer Volksmusik und politischen Liedtexten. Einen ähnlichen Musikstil bieten Künstler wie Arletta, Mariza Koch und Kostas Hatzis.
Zu Savvopoulos' Schülern gehört Nikos Xydhakis, der den Laïkó durch die Benutzung orientalischer Instrumente modernisierte. Sein erfolgreichstes Album war Konda sti Dhoxa Stigmi (1987, mit Eleftheria Arvanitaki).
Heutige E-Musik
Bis in das 19. Jahrhundert wurde die griechische E-Musik in Westeuropa kaum beachtet. Heute orientieren sich die zeitgenössischen griechischen Komponisten am internationalen Musikgeschehen, teilweise jedoch unter Einbeziehung traditioneller Melodien und Instrumente.
Vertreter der neueren griechischen Musik sind u.a.:
- Nikolaos Mantzaros (1795-1873) - griechische Nationalhymne
- Spiro Xandas - erste griechische Oper Der Bewerber (1857)
- Manolis Kalomiris (1896-1960)
- Iannis Xenakis (1921-2001)
- Dimitri Mitropoulos (1896-1960)
- Andreas Nezeritis (1897-1980)
- Leonidas Zoras (1905-1987)
- Jiannis A. Papaionnou (1910-1989)
- Dimitris Fampas (1921-1996)
Weblinks
- Griechische Musik. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 7, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 729.
- Musik-Archäologie