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Albany (London)

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Albany, Piccadilly, London: "London's most exclusive address" (Country Life)

Albany, Piccadilly, London, W1

Lord Byron, sechs Premierminister von George Canning über Lord Melbourne, Lord Palmerston und Gladstone bis zu Sir Edward Heath und Lady Thatcher, die Historiker Lord Macaulay, Lord Acton und Sir Arthur Bryant, Schriftsteller wie „Monk“ Lewis, Lord Bulwer Lytton („Die letzten Tage von Pompeji“), Arnold Bennett, Aldous Huxley, J. B. Priestley, Graham Greene, Evelyn Waugh, Sir Harold Nicolson, Georgette Heyer, Bruce Chatwin und zahlreiche andere bedeutende Persönlichkeiten wie Marconi, Max Reinhardt, Sir Robert Smirke, der Architekt des British Museum, der Dirigent Sir Thomas Beecham, der Ideenhistoriker Sir Isaiah Berlin, Henry Fox Talbot, der Pionier der Fotografie, Direktoren der großen Londoner Kunstmuseen (unter anderem Lord Clark), eine lange Reihe von Oxbridge Rektoren und Professoren, Banker wie Coutts, Hoare und Baring, der Marquess of Queensberry (Prozessgegner Wildes), König Faisal von Saudi-Arabien, Baron Philippe de Rothschild ... Sie alle waren „Albanians“, wohnten im Albany, „London’s most exclusive address“, wie die traditionsreiche Zeitschrift „Country Life“ zum 200. Jubiläum am 12. Juni 2003 auf ihrer Titelseite lapidar feststellte und damit Buckingham Palace, 10 Downing Street und die eine oder andere noble Adresse Londons außer acht zu lassen schien. Hier lebte Lord Stanley, der im Februar 1863 die ihm angetragene Krone Griechenlands ablehnte – mit den Worten: „Don’t they know I’m going to be the Earl of Derby?“ Hier wohnte Viscount Rothermere, der 1919 nach dem Vertrag von Trianon die Krone Ungarns zurückwies. Hier hob Sir Allen Lane „Penguin Books“ aus der Taufe. Hier - in B4 - „wohnte” Ernest Worthing in Oscar Wildes „The Importance of Being Earnest“ und später im wirklichen Leben die Schauspielerin Dame Edith Evans, die in ihrer Paraderolle als Lady Bracknell in dieser Komödie in Theater und Film große Erfolge feierte. Hier spielen Dramen des 20. Jahrhunderts, wie E. M. Parsons’ „Shades of Albany“, das auf der Gartenparty zum 125. Jubiläum spielt, und „While the Sun Shines“ des Albany-Bewohners Sir Terence Rattigan, Romane des 19. Jahrhunderts von Dickens („Sketches by Boz“, „Our Mutual Friend“), W. M. Thackeray, Trollope (drei Romane), Disraeli und Oscar Wilde („The Picture of Dorian Gray“) und des 20. Jahrhunderts von Sir Compton Mackenzie, Dorothy L. Sayers, G. K. Chesterton („Father Brown“), H. G. Wells, Sir P. G. Wodehouse, Anthony Burgess, mehrere Kurzgeschichten von Sir Arthur Conan Doyle…: insgesamt über siebzig fiktionale Werke. Hier wurden mehrere Filme gedreht, teilweise am Originalschauplatz; mehrmals wurde das Albany in Film- und Fernsehstudios nachgebaut, so zum Beispiel allein für sechs Verfilmungen der in Großbritannien sehr bekannten Abenteuergeschichten des fiktiven Albany-Bewohners A. J. Raffles von E. W. Hornung, dem Schwager Conan Doyles. Drei weitere Autoren verfassten Raffles-Abenteuer, Graham Greene eine Raffles-Komödie, und George Orwell schrieb einen Essay über ihn. Direkt neben der Royal Academy of Arts, gegenüber der Hofbuchhandlung Hatchard’s und dem exklusiven Kaufhaus Fortnum & Mason liegt das Albany im Herzen des Westend in Mayfair, angrenzend an St. James’s. Die großen Auktionshäuser, Antiquariate, Kunsthandlungen, Museen, Theater und Gentlemen’s Clubs sind nur wenige Gehminuten entfernt. Durch Einfahrt und Vorhof vom Verkehrslärm verschont, bildet es ein „Paradise in Piccadilly“, so der Titel eines 1925 erschienenen Buchs des Karikaturisten Harry Furniss über das Albany. Um „Peace in Piccadilly“ (so Sheila Birkenheads Buchtitel von 1958) zu gewährleisten, gibt es strenge Regeln: keine Immobilienmakler, keine Journalisten, keine kleinen Kinder, keine Tiere, kein schnelles Laufen, kein Pfeifen, kein Fotografieren. Neubewerber werden nach Einreichen diverser Empfehlungsschreiben einem ausführlichen Bewerbungsgespräch unterzogen. Die Chemie soll stimmen. Da das Interesse das Angebot weit übersteigt, stand zum Beispiel Edward Heath sieben Jahre auf der Warteliste. Die Anhänglichkeit von mindestens zwei ehemaligen Bewohnern reichte über den Tod hinaus: Ihre Asche wurde in den beiden Gärten verstreut. Nach Abriß des 1670 für Sir Thomas Clarges errichteten Vorgängerbaus wurde das Hauptgebäude des heutigen Albany mit seiner klassischen Fassade 1771-74 vom Hofarchitekten Sir William Chambers für Lord Melbourne gebaut. 1791 tauschte dieser das Albany mit dem zweiten (Lieblings-) Sohn König Georgs III, dem Herzog von York und Albany (dem „Grand Old Duke of York“), als dieser Prinzessin Friederike von Preußen heiratete. Des Herzogs zweiter (schottischer) Titel lebte fort im Namen des Hauses, als Alexander Copland den Architekten Henry Holland beauftragte, dem Haupthaus („The Mansion“) zur Gartenseite hin zwei Seitenflügel anzugliedern, verbunden durch den berühmten „Rope Walk“, den überdachten, von der damaligen Chinamode inspirierten Privatweg. Die Anordnung der 1803 eingeweihten Wohnanlage erinnert an die alten Colleges von Oxford und Cambridge und die Londoner Inns of Court. Eine besondere, langjährige Verbindung besteht zu Peterhouse, dem ältesten College von Cambridge. Der „Squire of Piccadilly“ und „King of Albany“, der Botaniker William Stone, Vorbild für die Hautfiguren von zwei Dramen und einer Sherlock Holmes - Geschichte, hinterließ bei seinem Tode 1958 im Alter von 101 Jahren seinem alten College 34 Wohnungen („sets“) im Albany, die Hälfte der Gesamtzahl. Er hatte sie im Laufe seines langen Lebens „gesammelt“. Die einzige Einzimmerwohnung über der Pförtnerloge wurde durch Einziehen einer Zwischendecke gewonnen und war die erste Londoner Wohnung Lord Snowdons.Die Bewohner des Albany und deren nicht minder berühmte Besucher (Wordsworth, Jane Austen, Disraeli, Oscar Wilde, William Morris, der ein "set" vollständig ausgestaltete, Cecil Rhodes, Somerset Maugham, Noel Coward, Prinzessin Diana …) spiegeln bis heute die Kultur- und Geistesgeschichte Großbritanniens wider.

                                                            - Claus Blecher

Literatur: Jonathan Ray, Albany- A Prosopographical Study in Fact and Fiction (Royal Holloway and Bedford New College, University of London PhD thesis) London 1997 David Watkin, Albany,Piccadilly, Country Life, June 12,2OO3,1O2-1O7 Elizabeth Oliver (Hrsg.) Albany, London (Trustees of Albany)2003