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Panzer

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Dieser Artikel befasst sich mit dem Fahrzeug Panzer. Weiteres siehe: Panzer (Begriffsklärung)


Deutscher Leopard II

Der Panzer, kurz für Panzerkampfwagen, ist ein motorisiertes, meist auf Ketten rollendes und oft mit einem Geschütz bestücktes Militärfahrzeug, welches durch eine Panzerung gegen Beschuss geschützt ist. Die Bewaffnung variiert stark, je nach Typ. Heute besteht sie bei Kampfpanzern meist aus einem Turm und teilweise mehreren MGs. Der Panzer besteht aus der Wanne und dem seitlich daran angebauten Fahrwerk. In der Mitte befindet sich gegebenenfalls der Turm, ein drehbarer Aufbau, in dem die Kanone eingebaut ist. Im Turm sitzt der Kommandant und meist ein oder zwei Soldaten zur Bedienung der Kanone.

Die herausragenden Eigenschaften des Panzers sind seine hohe Beweglichkeit im Gelände, große Feuerkraft und der Panzerschutz.

Geschichte

Bereits 1911 entwickelte der österreichische Oberleutnant Günther Burstyn den Plan für ein Motorgeschütz, dass die Eigenschaften eines modernen Kampfpanzers, eine Panzerung, den Kettenantrieb und einen drehbaren Geschützturm, hatte. Er legte seinen Plan dem Kriegsministerium von Österreich-Ungarn vor, doch dieses stufte das Motorgeschütz als völlig wertloses Phantasieprodukt ein. Im Deutschen Reich reagierte man ähnlich arrogant auf Burstyns Entwurf.

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Amerikanischer M-3 Lee/Grant

Die ersten Panzer wurden ab September 1916 im Ersten Weltkrieg von den Engländern eingesetzt. Das Rüstungsprojekt trug die bewusst irreführende Codebezeichnung Tank. Tank bezeichnete ursprünglich selbstbewegliche Wasserbehälter, die von englischen Truppen vor allem in den Gebieten Palästina und Mesopotamien im Kampf gegen das Osmanische Reich verwendet wurden. Diese "falsche" Bezeichnung hat sich im englischen Sprachraum bis heute erhalten. Der Panzer war ein Versuch, den Stellungskrieg an der Front in Frankreich wieder in Bewegung zu bringen.

Der erste Panzer-Angriff geschah am 15. September 1916 in der Somme-Schlacht. Die britische 4. Armee sollte ursprünglich mit 49 Panzern vom Typ Mark I angreifen. Die Modelle waren jedoch noch sehr unzuverlässig, weswegen bereits auf dem Weg zur Front 17 Stück ausfielen. Die verbliebenen Panzer konnten angreifen, worauf die Deutschen teilweise panisch aus ihren Gräben flohen. Am 20. November 1917 griff die britische Armee mit der für damalige Verhältnisse gewaltigen Anzahl von 375 Tanks die deutschen Stellungen bei Cambrai an, doch nach dem ersten Tag der Offensive war fast die Hälfte der Tanks zerstört oder nicht mehr einsatzbereit. Die Panzer des Ersten Weltkriegs erreichten im Feld Höchstgeschwindigkeiten von meistens nur 8 km/h (Renault FT-17), höchstens 12 km/h (Saint Chamond, Whippet) und waren gegen Flammenwerfer und Geschütze äußerst anfällig. Ihr Nutzen bestand vor allem darin, dass sie der Infanterie einen Weg durch ausgedehnte Stacheldrahtverhaue bahnen konnten. Tiefe Granattrichter und breite Gräben konnten aber bereits ein unüberwindbares Hindernis für die Panzer darstellen.

Deutschland entwickelte an dieser neuen Waffe nur sehr zögerlich, da die Industrie nicht im Stande war, Panzer zu liefern und die Generalität auf verbesserte Infanterietaktiken setzte. Neben einigen erbeuteten Exemplaren wurden erst 1918 eigene Modelle eingesetzt - bis zum Kriegsende wurden aber nur knapp 20 Panzer vom Typ A7V produziert.

Zwischen den Weltkriegen erfolgte bei den Kampfpanzern ein Übergang von den Multiturmpanzern zu den noch heute üblichen Panzern mit nur einem Waffenturm.

Zerstörter britischer Panzer

Bei der Wiederaufrüstung in der Zeit des Nationalsozialismus setzte die deutsche Wehrmacht konsequent auf den Panzer und konnte so in den ersten Jahren des Zweiten Weltkriegs Erfolge im Blitzkrieg erringen, da die Gegner die taktischen und operativen Fähigkeiten des Panzers völlig falsch eingeschätzt hatten. Die Voraussetzungen für diese Erfolge hatte ein Mann geschaffen, der als erster deutscher Offizier die Schlagkraft dieser Waffe richtig erkannt hatte: General der Panzertruppe Heinz Wilhelm Guderian (später Generaloberst, Panzeradmiral genannt).

Während die Alliierten zu Beginn des Krieges den Panzer vor allem als Infanterie-Begleitung nutzten, setzte die Wehrmacht mit Panzerdivisionen Großverbände ein, deren Ziel es war, die feindlichen Linien zu durchbrechen, ohne Rücksicht auf den Flankenschutz tief in das Feindesland einzudringen und den Gegner von dessen Versorgung abzuschneiden (Einkesselung). Wesentliche Innovation auf deutscher Seite war dabei die flexible Führung über Funk und die Koordination mit der Luftwaffe. Die anfänglichen Erfolge wurden mit eher schwachen Panzern erreicht. Mit dem Erscheinen überlegener gegnerischer Panzer ab 1941, und der sich wandelnden Taktik der Gegner, die aus ihren Fehlern gelernt hatten, ging die operative Überlegenheit der Wehrmacht mehr und mehr verloren.

Als bestes Abwehrmittel gegen Panzer erwies sich der Panzer selbst.

Bedeutung heute

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Deutscher Marder

Bis heute bildet der Kampfpanzer das offensive Rückgrat jeder modernen Landstreitmacht, wenngleich deren taktischer Wert durch moderne Panzerabwehrwaffen zunehmend in Frage gestellt wird. Klassische Gegner eines Panzers sind Kampfflugzeuge, Panzer und Infanteristen mit kleinen, panzerbrechenden Waffen wie der Panzerfaust oder Panzerminen. Auf dem modernen Gefechtsfeld kommen Hubschrauber, Artillerie mit zielsuchender Munition, bewaffnete Drohnen und kleine, von Infanteristen verwendete Panzerabwehrraketen (MILAN, TOW) hinzu.

Insbesondere die Verbreitung dieser Raketen führte zu einem radikalen Umbruch im Panzerbau, der in viele neue Panzermodelle mündete. So wurden die Typen Leopard II, M1 Abrams, T-72 und andere in Hinblick auf diese neue Bedrohungssituation konstruiert. Die wichtigsten neueren Entwicklungen beim Kampfpanzerbau sind:

  • Verbesserter Rundumschutz gegen Lenkraketen, die nicht mehr frontal, sondern z. B. auf der Turmoberseite auftreffen. Zudem bedürfen die Guerilla-ähnlichen Kriege in Ländern der Dritten Welt (Irak, Tschetschenien, Afghanistan) immer weniger schwerer panzerbrechender Waffen, sondern vielmehr der Abwehr einfacher Waffen. Darauf zielen ein verbesserter Minenschutz und ein verbesserter Rundumschutz statt starker Frontpanzerung, um auch im städtischen Gebiet und in Gebieten mit Partisanentätigkeit bestehen zu können.
  • Als Aktive Panzerung bezeichnet man alle aktiven Systeme gegen angreifende Projektile, die nicht nur aus passiven Panzerungsmaterialien bestehen. Darunter versteht man alle Systeme, die automatisch die Besatzung vor feindlichen Kräften warnen, insbesondere vor anfliegenden Projektilen. Diese Systeme können aber auch selbständig Gegenmaßnahmen ergreifen, wie den Turm mit seiner stark gepanzerten Front und der Rohrwaffe automatisch dem Angreifer entgegenzudrehen, automatisch die Nebelwurfanlage betätigen um so anfliegenden Raketen mit Suchkopf die Sicht nehmen und elektronische Gegenmaßnahmen gegen radargeführte Raketen und gegen lasergestützte Systeme ergreifen. Daneben können anfliegende Projektile auch direkt angegriffen werden, mit ungerichteten Schrotladungen aus Nebelwurfbechern oder mit gerichteten Schrotladungen aus drehbaren Abschußvorrichtungen.
  • Reaktivpanzerung gegen Hohlladungs-Geschosse. Da normale passive Panzerungen (Panzerstahl) durch moderne Hohlladungen leicht zu durchschlagen sind, werden zusätzlich auf der Panzeroberfläche kleine Sprengladungen angebracht (Reaktivpanzerungselemente). Diese verhindern im Falle des Aufschlages einer Hohlladung durch ihre Detonation die Entwicklung des Plasmastrahls der Hohlladung.
  • Verminderung der Besatzungszahl und Erhöhung der Schusskadenz durch Ladeautomatik (etwa beim französischen Leclerc). Dabei ist es möglich, die Besatzung eines Kampfpanzers, die klassischer Weise vier Personen beträgt (Kommandant, Fahrer, Ladeschütze, Richtschütze), auf drei (Kommandant, Fahrer, Richtschütze) zu reduzieren.
  • Zunehmender Einsatz elektronischer Sensor- und Feuerleittechnik. Dabei besteht allerdings die Gefahr, anfällig gegen Kampfmaßnahmen der elektronischen Kriegsführung zu sein, weswegen bisweilen eine Parallelauslegung für manuellen und elektronischen Betrieb vorgenommen wird.
  • Steigerung des Standard-Kalibers von 120 mm auf 140 mm.
  • Maßnahmen gegen elektronische Sensoren wie IR-reflektierende Tarnanstriche zur Störung feindlicher Nachtsichtgeräte (beim T-90).

Typen

Im engeren Sinne ist mit dem Begriff Panzer der Kampfpanzer gemeint. Daneben gbt es in modernen Heeren weitere Spezialausführungen:

Während Kampfpanzer nach wie vor beinahe ausschließlich Kettenfahrzeuge sind, werden Späh- und Transportpanzer vielfach als Radfahrzeuge ausgelegt.

Modelle

Panzermodelle des Ersten Weltkriegs

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Französischer FT-17
  • Saint-Chamond (französisch)
  • Renault FT-17 (französisch)
  • Mark IV, "Male" und "Female" (britisch)- Die Typenbezeichnung steht für die Bewaffnung, "weiblich" bedeutet Infanterie d.h. MG-Bewaffung, "männlich" Kanonen.
  • A7V (deutsch)
  • A7V-U (deutsch)
  • K-Wagen (deutsch)

Panzermodelle des Zweiten Weltkriegs

Literatur

  • Werner Oswald: Kraftfahrtzeuge und Panzer der Reichswehr, Wehrmacht und Bundeswehr, Motorbuch Verlag Stuttgart, ISBN 3-87943-850-1
  • Wolfgang Fleischer: Deutsche Panzer 1935-1945, Podzun-Pallas Verlag, ISBN 3-79090-555-0
  • Christopher F. Foss: Die Panzer des Zweiten Weltkrieges, Das Nachschlagewerk, Podzun-Pallas Verlag, ISBN 3-79090-345-0
  • David Miller & Christopher F. Foss: Moderne Gefechtswaffen. Technik, Taktik und Einsatz., Motorbuch Verlag Stuttgart, ISBN 3-61301-925-6
  • Roger Ford: Panzer - Von 1916 bis Heute, Karl Müller Verlag, ISBN 3-86070-676-4
  • C. F. Foss, J. F. Milsom, J. S. Weeks, G. Tillotson, R. M. Ogorkiewicz: Panzer und andere Kampffahrzeuge von 1916 bis heute, Buch und Zeit Verlagsges. Köln, Sonderausgabe
  • Eric Grove: II.Weltkrieg - Panzer, Verlag Wehr & Wissen, Bonn 1976, ISBN 3-8033-0250-1