Regierungsbunker (Deutschland)
Vorgeschichte

Der so genannte Regierungsbunker wurde in den Jahren 1960 bis 1972 als Ausweichsitz der Verfassungsorgane für Krise und Krieg etwa 25 km südlich von Bonn im Tal der Ahr erbaut. Die Anlage basierte auf einer Reihe von Eisenbahntunnels mit bis zu 1,3 km Länge in der Nähe von Bad Neuenahr-Ahrweiler, die vorbereitend zum erstem Weltkrieg zwar gebaut, aber nicht mehr in Betrieb gegangen sind. Nach dem ersten Weltkrieg und den nachfolgenden Jahren der wirtschaftlichen Rezession erlahmte das Interesse der damaligen deutschen Reichsbahn an dieser unfertigen Strecke in Richtung Westen und sie stellte den Weiterbau endgültig ein.
In den Jahren zwischen 1930 und 1939 wurden in den leer stehenden Eisenbahntunnels eine Champignon-Zucht eingerichtet mit dem Ziel, sich vom Import dieser französischen Edelpilze unabhängig machen zu können. In der Endphase des Zweiten Weltkrieges richteten sich in den Tunnelanlagen diverse Rüstungsfirmen ein, die außerhalb des Schutzes der Tunnels ein riesiges Konzentrationslager für die Unterbringung von Zwangsarbeitern aufbauten. In den letzten Tagen des Krieges fand außerdem die Zivilbevölkerung dort Schutz vor den ständigen Bombenangriffen.
Bau und Ausstattung des Regierungsbunkers
In diese bereits bestehenden, aber nach wie vor nicht zum ursprünglichen Zweck genutzten Tunnels wurde dann von 1960 bis 1972 der so genannte Regierungsbunker unter dem Decknamen Dienststelle Marienthal eingebaut. Zu den bereits bestehenden 2,5 km langen Eisenbahntunnels wurden insgesamt 19 km lange Stollen in das weiche Schiefergestein des Ahrtales gebohrt und gesprengt, um einer so genannten Notverwaltung der Bundes mit insgesamt 3.000 Mitarbeitern ein Ausharren von mindestens 30 Tagen zu ermöglichen. Dazu war die Anlage in insgesamt fünf untereinander völlig unabhängige Abschnitte unterteilt. Unter anderem wurden 897 Büro- und 936 Schlafräume eingerichtet; zur Abtrennung dieser Räume gab es in diesem Komplex insgesamt 25.000 Türen und selbst an einen unterirdischen Friseur-Salon war gedacht worden.
Die Anlage selbst sollte sicher sein gegen den Angriff mit atomaren Waffen und war weitgehend autark in der Versorgung mit elektrischer Energie, Frischluft und Trinkwasser. Im Gegensatz zu anderen Festungen war sie allerdings nicht bewaffnet. Die Kosten für das Bauwerk wurden auf ca. 3 Milliarden DM geschätzt, genaue Zahlen standen wegen der Geheimhaltung nicht zur Verfügung.
Im Regierungsbunker wurden regelmäßige Übungen abgehalten. Man simulierte beispielsweise den Vorgang der Gesetzgebung mit einem Notparlament von 22 Mitgliedern und auch ein übungsweise vorhandener Bundeskanzler sowie ein Bundespräsident fehlten nicht.
Beseitigung der Anlage
1997 beschloss die damalige Bundesregierung, den Regierungsbunker aufzugeben, nach dem man keinerlei ziviles Nutzungskonzept für die Anlage finden konnte. Der Regierungsbunker wurde in den folgenden Jahren mit einem finanziellen Aufwand von 50 Millionen DM leergeräumt und versiegelt. Derzeit finden diese Arbeiten ihren Abschluss.
Gerüchte um den Regierungsbunker
Der Regierungsbunker war Zeit seines Bestehens mit der Aura des Geheimnisvollen umgeben, obwohl schon anhand der oben genannten Zahlen keine absolute Geheimhaltung möglich war. Erstaunliche Gerüchte machten im Ahrtal die Runde, so war von einem unterirdischen Luxuskaufhaus oder gar von einem unterirdischem Bordell die Rede. Auch wurde immer wieder von einer unterirdischem Verbindung zwischen Bonn und dem Regierungsbunker berichtet, auf der sogar eine U-Bahn verkehrt habe. Sicher muss man diese irrationalen Annahmen in Relation zur tatsächlichen Aufgabe dieses Bauwerkes stellen, die genau genommen ähnlich jenseits des Vorstellbaren lag:
In einem atomaren Konflikt auf deutschem Boden hätte es in Deutschland nichts mehr zu regieren gegeben.