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Hizbullah (Türkei)

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Die Hizbullah (Türkei) (auf kurdisch:Hizbullahi Kurdi) ist eine kurdisch/sunnitische islamistische Organisation, die Ende der achtziger Jahre in Erwiderung auf die Kommunistische Arbeiterpartei Kurdistans gegründet wurde und grausam gegen die Moslems in der südöstlichen Türkei vorgegangen ist. Die kurdische Hizbullah versuchte einen unabhängiges islamisches Stadt Kurdistan zu errichten.

Geschichte

Hizbullah heißt auf arabisch "Partei Gottes" oder "Angehöriger Gottes"; sie trat zuerst Ende 1970 im Libanon in Erscheinung. Es waren radikale islamistische Schiiten, die sich in verschiedenen Zentren, in erster Linie in der Bekaa-Ebene lagen, organisierten und auf Grundlage des Islam den bewaffneten Kampf befürworteten. Sie wurde besonders durch ihre Selbstmordaktionen und die Raketenangriffe auf Israel zur Befreiung der besetzen palästinensischen Gebiete bekannt.

Später gründeten sich in verschiedenen muslimischen Ländern Organisationen mit demselben Namen. Ob diese Organisationen untereinander in Verbindung stehen, kann nur vermutet werden.

Auch in der Türkei wurde der Name Hizbullah von verschiedenen Gruppen benutzt. So trat die Hizbullah in der Türkei das erste mal 1979 auf. Offiziell registrierten die türkischen Sicherheitskräfte von 1983-84 wegen verschiedener Raubüberfälle und Entführungen in Istanbul, die von Gruppen mit dem Namen Hizbullah durchgeführt worden sind. Doch die Aktivitäten der kurdische Hizbullah setzten sich mit dem Vertrieb der Zeitschrift Yeryüzü fort, die durch Burhan Kavuncu, einem ehemaliges MHP-Mitglied, herausgegeben wurde. Nach Berichten des türkischen Geheimdienstes führte diese Organisation keine Aktionen durch. Die Hizbullah, die in den kurdischen Regionen Hunderte von blutigen Aktionen durchführte, wurde nach offiziellen Angaben 1987 von Hüseyin Velioglu (aus Batman) in Diyarbakir gegründet.

Hüseyin Velioglu nahm sein Studium 1972 an der Fakultät für Politikwissenschaften in der Universität Ankara mit Abdullah Öcalan und Leyla Zana auf. Während seines Studiums war er Mitglied der "Müslüman Kardesler" (muslimische Brüder), und der "Ülkücüler" (türkische Faschisten, auch bekannt als Graue Wölfe) sowie in "Akinci Genclik" (etwa stürmische Jugend) organisiert.

Vor 1980 war er innerhalb der "Milli Türk Talebe Birligi" (Nationale türkische Studentenunion) aktiv. Velioglu organisierte die Hizbullah von der Buchhandlung Ilim aus, die er in Diyarbakir eröffnete. Für die Aktivitäten der Organisation in Diyarbakir waren Sevket Boru aus Bingöl und Haci Beyancik verantwortlich, der bei den Bürgerschaftswahlen 1984 als Unabhängiger Kandidat kandidierte.

Die Geschichte der Hizbullah, die vor allem in der wichtigsten Kampfphase der PKK während der Serhildans (Volksaufstände) in den Jahren 1990-91 aktiv wurde, ist sicherlich nicht so durchsichtig, wie es die offiziellen Quellen darstellen.

In den neunziger Jahren arbeitete die türkische Armee mit dem Hezbollah und anderen Gruppen, wie von den türkischen Politikern zugelassen, um ihre Interessen zu dienen. Das Resultat dieser Mitarbeit sind über 3000 ungelösten politischen Morde gewesen.

Auseinandersetzung zwischen Hizbollah und PKK

In den Jahren 1990-91 war der Erfolg der PKK in Şırnak, Mardin, Diyarbakir und Batman und anderen Städten bei der Bevölkerung sehr groß, und fast täglich fanden Massenproteste statt. So wurden z.B. aus Protest Geschäfte nicht geöffnet. Die Hizbullah verstärkte ihre Aktionen besonders in den Städten, in denen die PKK großen Einfluss auf die Menschen hatte. Seit dem Auftauchen der Hizbullah begriff die kurdische Öffentlichkeit, dass sie mit der Unterstützung des Staates gegründet wurde, um den Einfluss der PKK zu brechen. Die erste Region, in der sich die Hizbullah organisierte, war die Kreisstadt Kiziltepe bei Mardin. Ab Frühjahr 1991 war bekannt, dass in bestimmten Häusern der Kreisstadt "islamistische Militante" ausgebildet wurden. Die Autos der Marken BMW und Mercedes mit Kennzeichen aus Yozgat, Zonguldak, Trabzon, Şanlıurfa, Izmir und Aydin wurden in Kiziltepe vermehrt gesichtet. Nach kurzer Zeit wurden die Orte bekannt. Es handelte sich um zwei "Koranschulen" in den Stadtteilen Yenimahele und Balili (Cumhuriyet), in denen hauptsächlich Jugendliche aus Elazig und einige Jugendliche aus Kiziltepe geschult wurden.

Auffallend war, dass auf dem Dach dieser beiden Koranschulen Spezialteams Wache hielten. Die Aktivitäten wurden in kurzer Zeit auf Geschäftsstellen, Schulen, Häuser und Moscheen ausgeweitet, die sogar von der Polizei bewacht wurden. Das Ziel dieser Aktivitäten wurde durch ein Flugblatt deutlich, das am 13. Februar 1992 in Wohnungen und Geschäftsstellen verteilt wurde. In diesem Flugblatt mit der Unterschrift der "Union der Patriotischen Religiösen Kurdistans" hieß es: "Patriotische Imams, beteiligt euch an dem Widerstand gegen die PKK. Fürchtet euch nicht. Erzählt in den Gebetsstunden über Apo's Lügen von Befreiung und Unabhängigkeit." Parallel zu den Entwicklungen in Kiziltepe wurden in Diyarbakir und Batman in Moscheen und bestimmten Häusern unter dem Deckmantel von Bildung und Schulung Versammlungen abgehalten, in denen über ein Vorgehen der Hizbullah gegen die PKK diskutiert wurde.

In einer Ausgabe der Zeitschrift "2000'e Dogru" (Richtung 2000) am 16. Februar 1992 wurde berichtet, dass nach Aussagen von Augenzeugen und Sympathisanten der Hizbullah, Mitglieder der Organisation in Diyarbakir in der Zentrale der türkischen schnellen Eingreiftruppen ausgebildet wurden. Nach Aussagen eines Wachpostens kamen einige Personen mit Bärten und den typischen Pluderhosen von 23.00 bis 1.00 Uhr in die Zentrale der Schnellen Eingreiftruppe und hielten dort eine Versammlung ab. Zwei Tage nach dem Erscheinen dieses Artikels wurde der Verfasser Halit Güngen durch Unbekannte ermordet.

Ilim und Menzil

Sowohl die engen Beziehungen zum Staat als auch die brutalen Angriffe gegen kurdische kommunistische Partei PKK führten zu Auseinandersetzung in der Organisation. Die Hizbullah spaltete sich 1993 in zwei Flügel: Menzil und Ilim. Der Geistliche Mansur Güzelsoy führte die Gruppe "Tevhidci", auch Menzilgruppe genannt, an und vertrat die Haltung, dass das Ziel des Islams durch eine Vermittlung erreicht werden sollte, während der andere Flügel, die Gruppe Ilim, unter der Führung von Hüseyin Velioglu, darauf beharrte, an den bisherigen Mitteln festzuhalten. Die Menzilgruppe führte Diskussionen und unterzog ihre Kader einer theoretischen Schulung. In diesen Schulungen wurde u.a. auf die Gefahren hingewiesen, die aus einer Beziehung mit dem Staat resultieren können.

Im August 1993 wurde ein Kader der Gruppe Menzil von den Mitgliedern des Ilimflügels verletzt. Das war der Anlass für die Auseinandersetzung zwischen den beiden Flügeln. Der Menzilflügel veröffentlichte im September desselben Jahres ein Flugblatt mit der Überschrift "An unser moslemisches Volk". In diesem Flugblatt schrieben sie, dass die Hizbullah unter der Anführung von Hüseyin Velioglu keine Hizbullah sei, sondern Hizbul-Barbaren. Sie hätten seit vier Jahren das unschuldige moslemische Volk mit Äxten, Schlagstöcken und Waffen getötet. Sie unterdrückten die Muslime. Die Hizbul-Barbaren seien unter dem Einfluss von dunklen Mächten". Bis November 1994 wurden 30 Mitglieder der Gruppe Menzil von der Hizbullah (Ilimgruppe) ermordet. Es ist auffällig, dass die türkischen Sicherheitskräfte zur gleichen Zeit ihre Operationen gegen Mitglieder der Menzilgruppe begannen. Die Polizei nannte die Ilimgruppe "gute Islamisten", während sie die Menzilgruppe als "gefährliche Moslems" bezeichnete. Im Oktober 1994 wurde Fidan Güngör, einer der hochrangigen Funktionäre der Menzilgruppe, mit Kalaschnikows angegriffen. Dabei kamen 5 Personen ums Leben, und Güngör verließ die Stadt. Bis jetzt gibt es keine Informationen über seinen Verbleib. Auch 1999 hielten die Auseinandersetzungen zwischen der Ilim- und der Menzilgruppe an. Es wird geschätzt, dass bei diesen Auseinandersetzungen mindestens 300 Personen getötet wurden.

Kurdisch-Islamistische Synthese

Nachdem die Beziehung zwischen Staat und Hizbullah oft erwähnt wurde, behaupteten offizielle Kreise 1995, es gebe eine Beziehung zwischen der PKK und der Hizbullah und dass die Hizbullah kurdisch-nationalistisch sei. Diese Behauptungen waren in den letzten beiden Jahren noch häufiger öffentlich zu hören und man versuchte in Nachrichtensendungen nachzuweisen, dass es von Anfang an ein Bündnis zwischen der PKK und der Hizbullah gegeben habe. Nach der Auseinandersetzung in Beykoz wurde in den Medien behauptet, die Hizbullah wäre kurdisch bzw. nationalistisch-kurdisch eingestellt. Trotz offizieller Behauptungen weiß man, dass es kein Bündnis zwischen der PKK und Hizbullah gibt.

Weil in den kurdischen Gebieten das Bewusstsein weit entwickelt ist, hat die Hizbullah in den letzten Jahren verstärkt mit Definitionen und Äußerungen gearbeitet, die als kurdisch-islamistische Synthese bezeichnet werden können, um Sympathisanten zu gewinnen. Die Organisation hatte eingesehen, dass sie mit ihrer Politik auf Grundlage der Kurdenfeindlichkeit auf die Dauer keine Basis finden wird. Aber die Hauptpropaganda der Hizbullah ist nach wie vor die Ideologie eines Systems, das an der Scharia (im Koran festgelegte Rechtsprinzipien) angelehnt ist.

Organisation

Die Hierarchie in der Organisation wird nach der Literatur des Islam benannt. Die hochrangigen Verantwortlichen werden als Musaid (Helfer), neue Mitglieder als Muntesib (Schützlinge), aktive Mitglieder Amil (treibende Kraft), Mitglieder, die die Aktionen durchführen, Mucahid (Glaubenskämpfer), hochrangige Kader Nakip (Führer), Vorsitzende von Einheiten und ihre Stellvertreter Naib genannt.

Das höchste Beschlussorgan nennen sie Sura. Die Sura setzt sich aus den hochrangigen politischen und militärischen Funktionären zusammen. Die Hizbullah organisiert sich hauptsächlich in Moscheen, weiterführenden Schulen, in den Studentenheimen und in den Jugendorganisationen der Parteien, die die Grundsätze der Religion akzeptieren.

Mitglieder

Literatur

Englischsprachige links