Wurmberg (Harz)
Der Wurmberg ist mit 971 m ü. NN der zweithöchste Berg des Harzes und der höchste Berg Niedersachsens (Deutschland).
Geographie
Der Wurmberg liegt nördlich von Braunlage und westlich von Schierke. Der Gipfel befindet sich genau südlich des Brockens und etwa 400 m (Luftlinie) südlich der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt. Beide Berge werden vom Tal der Kalten Bode getrennt, das an dieser Stelle etwa 660 m tief ist.
Am Wurmberg sind zwei markante Klippen zu finden:
- Die kleine Wurmbergklippe befindet sich zwischen der Talstation und der Mittelstation der Wurmbergseilbahn etwa 100 m östlich der Seilbahntrasse im Fichtenwald.
- Die Große Wurmbergklippe ragt westlich der Seilbahntrasse zwischen der Mittelstation und der Bergstation auf, sie liegt nur wenig oberhalb des inzwischen zugeschütteten oberen Wurmberg-Steinbruchs. Auf der Gipelplatte der Großen Klippe befindet sich eine sogenannte „Zwergenmolle“. Es handelt sich dabei um eine künstliche, wäschekorbgroße Eintiefung. Auf ähnlichen topografischen Lagen, Einzelfelsen oder markanten Felsformationen befinden sich im Mittelgebirgsraum gleich große Felseintiefungen. An fast allen sind Sagen um den „Wilden Jäger“' gebunden. Der Volksmund sieht diese Steinmale als Opferstätten unserer heidnischen Vorfahren an. Möglicherweise sind die Plätze auch als Signalposten oder Schutz- und Aussichtspunkte von Hirten zu sehen. Die „Große Klippe“ bildet unterhalb der hohen Nordseite ein Felsdach aus, welches vielleicht schon Steinzeitmenschen einen witterungsgeschützten Lagerplatz bot. Die gesamte „Große Klippe“ zeigt auf Luftaufnahmen geometrische Formen, die auf eine prähistorisch genutzte Anlage schließen lassen könnten.
Geschichte
Schon im 13. Jahrhundert taucht der Name Wormberch in den Lehnbüchern und Güterverzeichnissen der Grafschaft Regenstein-Blankenburg in Verbindung mit dem Eisenbergbau auf. Im 19. Jahrhundert wurde der Berg noch Wormsberg oder Wormberg genannt, eine schlüssige Deutung des Namens liegt bislang nicht vor.
Um 1850 wurde auf dem Gipfel des Wurmbergs ein erstes Signal zur Vermessung des Harzes errichtet. Es wurde 1890 durch einen Holzturm für trigonometrische Messungen ersetzt, der bis 1930 bestand. Im Jahr 1922 wurde eine hölzerne Skisprungschanze mit einem 28 m hohem Anlaufturm erbaut, der auch als Aussichtsturm dient (s. u.). Seit den 50er Jahren besteht neben dem Turm eine Gaststätte.
Zu Zeiten des Kalten Krieges befand sich auf dem Gipfelplateau eine Lauschstation. 1972 errichteten US-Geheimdienste auf den Wurmberg einen 81 m hohen Turm, den North Tower, zur Aufnahme der entsprechenden Abhörgeräte. Diese Station wurde am 22. August 1994 gesprengt und deren Reste beseitigt. (siehe auch: Aufklärungsturm auf dem benachbartem Stöberhai).
Seit 1963/65 führt von Braunlage aus die Wurmbergseilbahn zum Berg hinauf. Die Errichtung der Kabinenseilbahn erfolgte in zwei Bauabschnitten; im Jahr 1997 wurde die Seilbahn dann nochmals komplett erneuert.
Auf dem Gipfel befindet sich in einem Container eine von 25 Meßstellen des Lufthygienischen Überwachungssystemes Niedersachsen.
Historische Steinanlagen
Der Gipfel des Wurmberges ist mit alten, eigenartigen Steinanlagen überzogen, die lange als Überreste einer vermeintlich Jahrtausende alten, vorchristlichen Kultstätte interpretiert wurden.
Eine lange steile, in gerader Linie geführte und aus unbehauenen Steinen gefügte Treppe beginnt etwa 90 Höhenmeter unterhalb des Gipfels an der Ostflanke des Berges und mündet am Rand des Gipfelplateaus in ein Terrassenfeld mit Kanten aus gleichfalls unbehauenen Steinen. Im Volksmund nannte man diese Treppe im 19. Jahrhundert Heidentreppe, nach der Jahrhundertwende wurde der Name Hexentreppe gebräuchlich. Heinrich Pröhle berichtete 1856 in seinen Harzsagen, dass in Verlängerung der Treppe ein steinerner Weg auf dem Plateau zu einem Steinhaufen führt. Anläßlich seiner Sammlung der Sagen des Oberharzes wurde ihm 1851 durch Bewohner Braunlages berichtet, dass dort einst ein heidnischer Tempel gewesen wäre. Der Steinplattenweg zieht weiter in Richtung Westen laengs ueber den Wurmberg bis in eine runde Wallanlage. Deren Durchmesser betraegt fast 70 Meter, und koennte analog zum "Molkenhaus bei Bad Harzburg" als "Rinderlager" genutzt worden sein. Der noerdlich des Wurmberges verlaufende "Kuhlager Weg" als Nachfolger der alten Harzquerroute des "Olckmerschen Weges", heute "Ulmer Weg" genannt, koennte auf diese kreisrunde niedrige Wallanlage hinweisen.
Zwischen 1949 und 1956 führte Walter Nowothnig (1907–1971) auf dem Wurmberg mehrere archäologische Grabungen durch. Die Sagensammlung Pröhles bestärkte in ihm den Verdacht, dass das Gerücht nicht länger haltbar war, wonach diese Treppe erst durch den, um 1825 in Braunlage lebenden, reitenden Förster Daubert angelegt worden wäre. Im Laufe dieser Grabungen wurde der steinerne Weg wiederentdeckt und schließlich am Ende des Weges auf der Ostkuppe des Wurmbergs eine kreisrunde Wallanlage von etwa 28 Meter Durchmesser freigelegt, welche die Reste eines quadratischen Steinbaus umschließt. Des weiteren wurden südlich des Weges die Fundamente eines kleinen Rundbaus entdeckt, sowie eine weitere größere Wallanlage am Westrand des westlichen Gipfelplateaus. Nowothnig fand keine Anhaltspunkte für die Datierung der Anlagen, weshalb sie fortan als Prähistorische Kultstätten unbekannter Zeitrechnung geführt wurden.

Unwissenschaftliche Spekulationen machten aus den Steinsetzungen schnell eine keltische Kultanlage. Der quadratische Bau innerhalb der Wallanlage wurde zu einem Tempel, der Weg zu einer Prozessionsstraße, die Steinterrassen zu einem Kulttheater und die Reste des kleinen Rundbaus erhielten den Namen Hexenaltar.
Von 1999 bis 2000 wurden unter Leitung von Michael Geschwinde und Martin Oppermann erneut zweijährige archäologische Untersuchungen auf dem Wurmberg durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Forschung sind reichlich ernüchternd. Die quadratische Formation deutete Geschwind als Fundament einer von 1820 bis 1840 bestehenden Steinhütte, welche der Oberförster Daubert dort angelegt haben sollte. Die Reste dieser Hütte, eben jener bei Pröhle erwähnte Steinhaufen, wurden 1890 für die Errichtung des trigonometrischen Messturmes genutzt. Trigonometrische Messtürme aus Holzpfosten haben drei- oder viereckige Grundrisse. Sie wurden so aehnlich konstruiert wie die heutigen Gittermasten. Unterhalb einer der Steine der Hexentreppe wurde angeblich ein englischer Knopf aus der Zeit um 1800 gefunden. Die Wurzeln der Bäume hatten die Steine in den letzten Jahrhunderten angehoben. Vermutlich ist der Knopf bei Begradigungsarbeiten unter die Platte gerutscht. Auch die große runde Wallanlage ist wahrscheinlich ein vom dem besagten Förster angelegtes Gehege gewesen. Indiesem Gehege hatte er seinen Braunbären "Bruno" gehalten. Auf dem durch die Kaffeeterrasse der Gaststaette einplanierten Platz befand sich bis in die siebziger Jahre ein "Steinhaufen". Diesen runden "Hexenaltar" identifzierte man schließlich als die Fundamente der alten Signalanlage von 1850. Das Alter der steinernen Terrassenanlage konnte nicht zweifelsfrei geklärt werden. Geschwindes Team hält eine, durch starke Erosion natürlich entstandene, geologische Formation für wahrscheinlich, die später von Menschenhand ausgebaut wurde.
Auf dem Wurmberg standen sowohl der Signalmast als auch der trigonometrische Punkt (Holzgeruest). Auch die Lustlaube des Forstmannes Daubert wird dort irgendwo gestanden haben. Leider hatten die Archaeologen übersehen, dass der Steinkreis mit 28 Metern Durchmesser dem selben Mass der Ummauerung der "Turmburg am Koenigskrug" entspricht. Das 5 mal 6 Meter grosse mittig gelegene Fundament hat die gleichen Fläche wie der Gebaeudepodest auf der "Birkenburg". Die "Birkenburg" war eine kleine hochmittelalterliche "Burganlage der Herren von Wildenstein" noerdlich der heutigen Okerstaumauer. Sie schuetzte Verhuettungsanlagen des 13.Jahrhunderts im Okertal unterhalb von Altenau. Die mittelalterlichen Befestigungsanlagen auf dem Wurmberg dienten vermutlich den "Regensteiner Grafen" als Territonalherren ebenfalls zur Beaufsichtigung der oestlich und suedlich des Wurmberges gelegenen Bergbaureviere auf Eisen- und Kupfererze und deren Verhuettungsplaetzen im Tal der "Warmen Bode". Die Ueberreste der Bergbauschutzanlagen werden in der Neuzeit nach der Zerstoerung von Menschenhand und durch Erosion einer Nachnutzung unterworfen worden sein. Nowothnig hat möglicherweise den Fehler gemacht, keine Vergleiche zu anderen archaeologischen Anlagen im Harz gemacht zu haben. Aufgrund des Flurnamens der "Heidentreppe (bzw.Hexentreppe)" haette er Aehnlichkeiten zum Ort Thale erkennen muessen. Dort befindet sich ebenfalls eine "Hexentreppe" aus groben Steinstufen als kuerzester Verbindungsweg zwischen Trinkwasserzugang sowie unteren Verhuettungsplaetzen und einer darueber liegenden grossflaechigen Burganlage.
Zwischen der oberen Hornblendekuppe und dem darunterliegenden Granit verlaeuft ein Quellhorizont. Die drei staerksten Quellen im Osthang sind durch Hohlwege mit dem unteren Ende der Hexentreppe verbunden. Im Zuge dieser Wege liegen etliche mittelalterliche Grubenmeiler.
Der aufmerksame Besucher kann am Nordwestende des Wurmbergplateaus eine weitere erheblich groessere ovale Wallanlage erkennen. Deren Wallreste sind bis zu einem Meter Hoehe erhalten. Aber leider bedeckt diese Anlage heute genauso wie damals in der Zeit beider Grabungskampagnen eine Schonung. Die Bäume waren niedrig und das Gras ziemlich hoch, so dass keine Meschenseele den Verdacht hatte, dass hier unsere Vorfahren eine grossflaechige Burganlage gebaut hatten. Direkt noerdlich der ehemaligen Burg unterhalb der Grenze zu Sachsen-Anhalt befindet sich hier die hoechtgelegene Wurmbergquelle. Der "Harzgeist" hatte die uralte Burganlage von den Augen Unbefugter verborgen.
Nowothnig scheint durch seine sagenhaften Funde so geblendet gewesen zu sein, dass er sowohl den Messturm, der erst zwanzig Jahre vor den Grabungen abgebrochen wurde, als auch das Signal, das ihm durch Pröhles Berichte bekannt war, nicht in seine Untersuchung einbezog. Der Förster Daubert und seine Tochter waren bekannt für ihre Gelage auf dem Berg und der Aberglaube Braunlager Einwohner scheint dahinter heidnische Handlungen vermutet zu haben. Aus ihren Erzählungen wurde in wenigen Jahrzehnten die Sage vom Heidentempel. Da mit Sicherheit nicht ausgeschlossen werden kann, dass sich einst auf dem Berg eine prähistorische Kultanlage befand, wurde das Wurmbergplateau 2003 auf Grund seiner einzigartigen Spuren menschlicher Nutzung des Oberharzes im Mittelalter als archäologisches Schutzgebiet ausgewiesen.
Wurmberg-Granitsteinbruch

Der Wurmbergsteinbruch wurde durch Herrmann Bachstein im Rahmen des Baus der Südharz-Eisenbahn ca. 1899 angelegt. Seit dem 1. September 1899 befand sich am Fuß des Wurmbergs am Brockenweg der Güterbahnhof Wurmberg (bis 1958). Dort wurden die Granitsteine des Wurmbergsteinbruchs verladen. Am Güterbahnhof befand sich seit 1925 auch der so genannte „Knacker“ – ein Schotterwerk.
Die Verladestation Wurmberg war zunächst mittels eines Bremsberges mit der weiter oben am Berg gelegenen unteren Steinbruchsohle verbunden. Auf diesem wurden die Steine in an Zugseilen befindlichen Loren transportiert. Der Damm, auf dem die Gleise dieser Transportanlage verlegt waren, ist heute noch in voller Länge erkennbar.
Später wurde auf dem Damm eine Lorenseilbahn errichtet, deren Pfeilerfundamente auch heute noch im Wald zu finden sind.
Das Ende des Steinbruchsbetriebes kam in den 70er Jahren. Geblieben ist eine beachtlich hohe Gesteinswand im unteren Teil des Steinbruchs (Vogelschutzgebiet). Der obere Steinbruch wurde mit Abraum gefüllt, der beim Bau der Umgehungsstraße Braunlage (1. Bauabschnitt) anfiel.
Wintersport
Rodelhaus und Rodelbahn
Auf etwa halber Höhe des Südhangs befindet sich 100 m neben der Mittelstation der Wurmbergseilbahn das Rodelhaus. Es entstand aus einem einfachen Wirtschaftsgebäude am Anfang der 1908 eröffneten Rodelbahn, ist bis heute bewirtschaftet und den Braunlager Gästen ein beliebtes Ausflugsziel.
Die Rodelbahn beginnt direkt neben dem Rodelhaus, führt bis ins Tal hinab und endet auf der Verlobungswiese in direkter Nähe zur Talstation der Wurmbergseilbahn.
Skisprungschanzen am Wurmberg
Die Wurmbergschanze (K90 bzw. HS100) ist die größte Skisprungschanze im Harz und befindet sich auf dem Gipfel des Wurmbergs. Sie wurde 1922 als 40-m-Schanze erbaut. Auch während des Kalten Krieges fanden dort Skisprungveranstaltungen statt, obwohl sich die ehemaligen Grenzanlagen zur DDR nur wenige Meter hinter dem Auslauf befanden. Nach einigen Erweiterungen (K80, K83) wurde die Wurmbergschanze in den Jahren 2001/2002 komplett erneuert und zur K90-Schanze ausgebaut. Die neue Metallanlaufspur (beheizbar) mit Glas-Keramik-Beschichtung bietet allen Springern gleiche Verhältnisse in der Anfahrt. Seit 1996 finden dort alljährlich internationale Skispringen um den FIS Continental Cup statt.
Am Fuße des Wurmbergs befinden sich die Brockenwegschanzen. Dazu gehören zwei Schülerschanzen (K7 und K14), zwei Mattenschanzen (K40 und K58) und die verfallene Winterschanze (K70). Der WSV Braunlage richtet dort regionale und internationale Skispringen aus.
Schanzenrekorde | |||
---|---|---|---|
K7 | 5,0 m | Hendrik Buchholz (WSV Braunlage) | 10. Mai 2003 |
Holger von Koseritz (SK Wernigerode) | 8. Mai 2005 | ||
Toni Jericke (SK Wernigerode) | 8. Mai 2005 | ||
K14 | 17,0 m | Stefan Keil (SK Wernigerode) | 21. Februar 2004 |
K40 | 44,5 m | Jan Pieper (SK Winterberg) | 7. September 1997 |
Franz Eppers (SK Wernigerode) | 12. Juni 1999 | ||
Sascha Kniss (WSV Braunlage) | 7. September 2003 | ||
Lukas Beyer (WSV Braunlage) | 4. September 2005 | ||
K58 | 63,5 m | Roman Koudelka (CZE) | 16. Oktober 2005 |
K70 | 75,0 m | Jörg Büttner (SV Klingenthal) | 27. Februar 1993 |
K90 | 101,0 m | Morten Solem (NOR) | 2. Februar 2003 |
Siehe auch
Literatur
- Walter Nowothnig: Der Wurmberg und seine Baureste. Ein Vorbericht über die bisherigen Untersuchungen. In: K. W. Sanders (Hrsg. für den Harz-Verein): Harz-Zeitschrift. 8. Jg., Bad Harzburg 1956
- Michael Geschwinde: Die Steinanlagen auf dem Wurmberg bei Braunlage nach den Untersuchungen 1999 bis 2000. In: Hans-Wilhelm Heine (Hrsg. für die Archäologische Kommission für Niedersachsen und dem Niedersächsichen Landesamt für Denkmalpflege): Nachrichten aus der Niedersächsichen Urgeschichte. Band 69, Stuttgart 2002