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Schlacht um Vukovar

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Serbische Eroberungstaktik

Die Schlacht um Vukovar fand während des Kroatischen Unabhängigkeitskrieges vom 2. Mai bis zum 18. November 1991 statt. Die Schlacht wird oft mit der Schlacht um Stalingrad verglichen.

Ausgangssituation

Während sich die Unabhängigkeitserklärung Kroatiens im Juni 1991 abzeichnete, versuchte die serbisch dominierte jugoslawische Volksarmee (JNA) bereits im Mai strategisch wichtige Orte zu besetzen, und so diese Unabhängigkeit zu verhindern. Die JNA wurde dabei tatkräftig von serbischen Milizen aus Kroatien unterstützt. Besonders umstritten war der Status der Grenzstadt Vukovar, in der vor dem kroatischen Unabhängigkeitskrieg mehr als 37% Serben lebten. Bei dieser Aktion wurde auch Baranja von serbischen Truppen eingenommen, darauf zogen die Truppen am 2. Mai 1991 nach Vukovar. Aus politischen und militärischen Gründen kam der serbische Feldzug gegen Vukovar jedoch nur langsam voran.

Ende September 1991 wurde Vukovar von einem grösseren Regiment Soldaten der JNA und mehreren Brigaden von serbischen Freischärlern umzingelt. Im Großraum Vukovar (sowohl in Kroatien als auch in der Vojvodina) zogen die serbischen Streitkräfte Panzer und Geschütze zusammen. Die serbische Luftwaffe hatte in der Luft keinen Gegner, es gab keine kroatischen Kampfflugzeuge. Der Nachschub aus Serbien konnte so ungehindert zu den Truppen gelangen.

Im umzingelten Vukovar leisteten etwa 1000 Soldaten der kroatischen Nationalgarde und der 204´ten Vukovarer Brigade, sowie zwischen 700-800 kroatische Freiwillige und Polizisten heftigen und erbitterten Widerstand. Die Bewaffnung der Kroaten war im Vergleich zur Bewaffnung der Angreifer bescheiden und bestand in erster Linie aus leichten Infanteriewaffen wie: automatische und halbautomatische Gewehre, Maschinengewehre, einige Geschütze und eine begrenzte Anzahl panzerbrechender Waffen und Munition, sowie einige wenige Flugabwehrgeschütze und tragbare Flugabwehrraketen der Typen Igla und Strijela.

Die Versorgung der Kroaten mit Nahrung, Munition und Sanitätsmaterial konnte nur durch die Überwindung des Belagerungsringes entlang eines engen Korridors nahe der Dörfer Marinac und Bogdanovci erfolgen.

Die Generäle der JNA glaubten, die Stadt schnell einnehmen zu können, dies gelang jedoch erst nach 86 Tagen. Die Bevölkerung blieb größtenteils in der Stadt, obwohl die Angreifer angesichts deren militärischer Übermacht mit einer Massenflucht der Kroaten und Aufgabe der Stadt rechneten.

Datei:Panzerfriedhof Trpinjstrasse.JPG
Denkmal am Panzerfriedhof Trpinjstrasse

Fall der Stadt

Die Endschlacht um Vukovar begann am 25. September 1991, als die JNA nach schwerem Artilleriebeschuss und Luftangriffen einen kombinierten Panzer- Infanterie-Angriff begann. Dieser wurde jedoch abgewehrt. Der heftigste Versuch die Verteidigungslinien zu durchbrechen begann am 14. Oktober 1991 und dauerte bis zum 20. Oktober 1991. In diesen sieben Tagen sollen die Verteidiger Vukovars zahlreiche Panzer und gepanzerte Fahrzeuge zerstört haben. Die Tripinstraße, in der die Kämpfe hauptsächlich stattgefunden haben, wurde zu einem Panzerfriedhof.

Nach dieser Niederlage änderte die serbische Armee ihre Taktik: Das umzingelte Vukovar wurde fortan pausenlos - Tag und Nacht - mit schwerem Artilleriefeuer belegt und zusätzlich von Kampfflugzeugen angegriffen.

Die Versuche in die Stadt einzudringen wurden auf einige Punkte konzentriert. Vukovar wurde in eine Ruinenstadt gebombt. Das Leben der Einwohner und die Arbeit im Krankenhaus konnten nur noch in Kellern fortgeführt werden. Über Vukovar wurde international in allen Medien berichtet.

Im Oktober 1991 ließen die serbischen Belagerer keine Hilfskonvois mehr in die Stadt, nur einige Verletzte durften die Stadt verlassen. Ende Oktober 1991 versuchten kroatische Truppen von außen den Belagerungsring zu durchbrechen. EU-Beobachter forderten jedoch ultimativ die Beendigung dieses Entsatzungsversuches.

Die serbische Armee versuchte weiter erfolglos die völlig verwüstete Stadt einzunehmen. Anfang November verlegten die Serben den Hauptangriff auf den Stadtteil Luzac. Erst in dieser Situation zogen sich die Kroaten weiter ins Stadtzentrum zurück.

Der Fall von Luzac und das Ausbleiben von Nachschub waren der Anfang vom Ende der Verteidiger von Vukovar. Am 11. November 1991 fiel Bogdanovci, ein Nachbarort von Vukovar. In den letzten Tagen der Schlacht um Vukovar war die Verteidigung der Stadt in zwei Teile gespalten: von Lusic in Richtung Donau und entlang des Flusses Vuka bis zur Stadtmitte.

Später teilten sich die Verteidiger von Vukovar in kleinere Gruppen und versuchten den Durchbruch in Richtung Westen. Ein Teil der Kroaten in Mitnica und in Borovo Naselje wurde völlig umzingelt und am Weiterziehen gehindert. Diese wurden zusammen mit mindestens 1500 Zivilisten am 18. November 1991 gefangengenommen und in Gefangenenlager nach Sremska Mitrovica und andere Orte in Serbien verschleppt. Noch immer gelten viele der Verschleppten als vermisst, andere wurden nach einem Gefangenaustausch freigelassen.

Kriegsfolgen

Heutiger Zustand der Stadt

In der Schlacht um Vukovar kamen 1.700 Menschen ums Leben (davon 1.100 Zivilisten) und über 4.000 wurden verwundet.

300 Verletzte und Kranke aus dem Krankenhaus von Vukovar wurden in die ehemaligen Schweinefarm Ovčara gebracht. Am folgenden Tag wurden 100 von ihnen in 10.er oder 20.er Gruppen geteilt und in nahegelegene Orte gebracht, 200 wurden von serbischen Freischärlern und Soldaten der JNA ermordet (Massaker von Vukovar).

In der Schlacht um Vukovar wurde die serbische Armee materiell, politisch und psychologisch geschwächt. Durch die drei Monate dauernde Bindung dieser Streitmacht um Vukovar gewann die Kroatische Armee Zeit, um sich neu auszurichten.

Letzten Recherchen von unabhängigen Militärexperten und Historikern nach verlor die JNA (ehem. Jugoslavische Volksarmee) sowie die serbischen Freischärler und Tschetnikverbände während der Belagerung und der Schlacht um Vukovar über 320 Panzer, Schützenpanzer und gepanzerte Transporter, 21 Flugzeuge, 14 Hubschrauber, rd. 6.500 Soldaten, über 20.000 Verwundete.

Die Schlacht von Vukovar gilt trotz ihres Falls und der Einnahme der Stadt durch die JNA und serbische Freischärler und Tschetnikverbände, sowie deren Massaker und Kriegsverbrechen zum Großteil an Zivilisten und Verwundeten im Krankenhaus von Vukovar, als Kehrtwende im Kroatienkrieg, da Vukovar monatelang große serbische Verbände gebunden hatte, dadurch der kroatischen Führung Zeit verschaffte die Verteidigun neu zu formieren und Verteidigungslinien zu errichten und die Ausbildung, Ausrüstung und Aufrüstung der neu entstehenden Kroatischen Armee voranzutreiben. Die nur ca. 1.800 Verteidiger der Stadt fügten den Serbischen Kräfte durch Ihren erbitterten Widerstand und dem Kampf bis zur letzten Patrone derart hohe Verluste zu, das die Pläne zum weiteren Vorrücken in Richtung Osijek und dessen Eroberung zunichte gemacht wurden und seit dem alle Versuche weitere kroatische Städte und Territorium einzunehmen scheiterten. Die serbischen Kräfte erlebten seit dem eine Niederlage nach der anderen bis zur völligen Zerschlagung Ihrer Kräfte in Slavonien und in der ehemaligen Krajina bis zum Sommer 1995 durch die kroatische Grossoffensive "Operation Oluja" (Sturm) und somit dem Schlusspunkt im Kroatienkrieg durch ihre endgültige vernichtende Niederlage durch die kroatischen Streitkräfte.

Kriegsschäden

Der größte Teil der Wohngebäude und der städtischen Infrastruktur wurde verwüstet und geplündert. Zahlreiche Kulturgüter, Kirchen und Schulen wurden zerstört, obwohl diese den internationalen Normen gemäß sichtbar als solche gekennzeichnet wurden.

Nach dem Fall der Stadt wurden UNO Truppen in diese okkupierte kroatische Region verlegt. Trotzdem wurden die Vertreibungen und Plünderungen von Kroaten und anderen Nichtserben fortgesetzt.

Siehe auch