Nautilus (Jules Verne)

Die Nautilus ist ein stählernes, fischförmiges Unterseeboot aus den Romanen "20.000 Meilen unter dem Meer" und "Die geheimnisvolle Insel" von Jules Verne aus dem Jahr 1870, das unter dem Kommando des legendären Kapitän Nemo fährt.
Das Schiff
Nach den eher vagen Angaben im Roman ist das Boot 70 Meter lang und an seiner dicksten Stelle 8 Meter breit. Es wiegt nur rund 1.506 Tonnen.
Die Nautilus ist in verschiedene Bereiche eingeteilt. Es ist jedoch schwierig, sie der Länge nach vom Bug zum Heck aufzuzählen, zumal Verne auch nie Genaueres über die Lage der einzelnen Räume geschrieben hat. Zudem hat die Nautilus bis zu drei Etagen. Nachfolgend sind die Räume aufgelistet, von denen man aus den Büchern weiß:
- eine Kapitänskajüte
- Offizierskajüten
- ein Speisesaal
- ein Salon (mit Bibliothek, großer Orgel und den naturwissenschaftlichen Sammlungen)
- eine Kombüse
- mehrere Mannschaftsunterkünfte
- ein Maschinenraum (mit vier Brennkammern)
- ein Kartenraum
- eine Tauchschleuse
- eine Brücke
Das Hauptverbindungsstück im Schiff ist die Wendeltreppe, über die man in alle Etagen kommt. Das Schiff verfügt über nur vier Fenster. Drei von ihnen gehören zur Brücke. Das vierte ist das große, mit einer Irisblende verschließbare Fenster im Salon.
Die Nautilus verfügt über insgesamt vier Zugänge, drei an ihrer Oberseite und einer, die Tauchschleuse, an der Unterseite.
Um die gläserne Steuerkanzel an der Oberseite befindet sich ein starker Reflektor, der das Umfeld auf ungefähr einen Kilometer erleuchten kann und von außen als leuchtendes Oval wahrgenommen wird.
Erbaut wurde die Nautilus auf einer einsamen Insel, wobei Nemo jedes Einzelteil unter einem anderen Namen von einem anderen Hersteller bezog und anschließend die Spuren seiner Arbeit vernichtete. Der Gesamtwert betrug nach Romanangaben etwa 5.000.000 Franc. Ihr Heimathafen liegt in einem erloschenen, hohlen Vulkankegel irgendwo im Atlantik oder Pazifik.
Äußeres Erscheinungsbild
Jules Verne erdachte sich die Nautilus als glattes, zigarrenförmiges Unterseeboot mit einer zeppelinartigen Form.
Im Laufe der Jahre jedoch entwickelten immer mehr Künstler ihre eigenen Entwürfe, die mit der Zeit immer weiter von der Originalvorlage abwichen.
Das heute bekannteste Design stammt von Harper Goff, der es für die Walt - Disney - Verfilmung von 20.000 Meilen unter dem Meer von 1954 (mit Kirk Douglas) entwarf. Nachbauten der Goff-Version sind auch in den Disney-Vergnügungsparks zu sehen.

Antrieb und Energie
Verne nahm bei Nautilus gleich mehrere technische Entwicklungen vorweg:
Alle wichtige Einrichtungen wie Antrieb, Steuerung, Beleuchtung etc. werden elektrisch betrieben. Die benötigte Elektrizität wird aus Kochsalzamalgam erzeugt. Das Kochsalz wird durch Destillation aus dem Meerwasser gewonnen, die notwendige Energie stammt aus unterseeisch abgebauter Steinkohle.
Des weiteren werden bereits der Transformator (um sehr hohe Spannungen zu erzeugen) und leistungsfähige Elektromotoren und Scheinwerferlampen (vermutlich nach dem Prinzip der Bogenlampe) verwendet.
Auf- und abtauchen kann die Nautilus mit Hilfe ihrer Ruder und Kammern zwischen Innen - und Außenwand, die entweder geflutet oder mit elektrischen Pumpen evakuiert werden. Frischluft muss beim Auftauchen aufgenommen werden und kann außerdem in Presslufttanks bevorratet werden.
Über das Antriebssystem der Nautilus gibt es bis heute viele Spekulationen. Die häufig geäußerte Vermutung, dass sie mit Atomkraft betrieben wurde, entbehrt jeder Grundlage, da die Nutzung der Atomenergie erst später entdeckt wurde und im Buch auch keine entsprechenden Hinweise zu finden sind. Die Energie wird auf eine Welle übertragen, die mit der Schiffsschraube verbunden ist, welche das Schiff auf maximal 54 Knoten beschleunigen kann.
Das Schiff taucht, indem die Außentanks geöffnet werden, wodurch Wasser einfließen kann. Zum Auftauchen werden die Tanks mit Hilfe von Druckluft einfach wieder entleert.
Abwehrmechanismen
Die Nautilus, die Verne sich erdacht hat, verfügt im Gegensatz zu anderen Versionen kaum über Waffen. Ihre einzigen Verteidigungseinrichtungen sind die über 15 Zentimeter dicke Panzerung und ein Elektroschocksystem, welches die Außenhaut unter Spannung setzt und so Unerwünschte vertreibt. Der Rammsporn am Bug wurde als Angriffswaffe eingesetzt.
Die Besatzung
Der Kommandant des Schiffes ist Kapitän Nemo. Über die Stärke der Besatzung kann nichts genaues gesagt werden, sie beträgt vermutlich circa 20 Mann. Die Matrosen sind wohl schon seit dem Beginn der Fahrt der Nautilus mit an Bord und Nemo äußerst ergeben. Ihre Verbundenheit ist so groß, dass sie am Ende freiwillig mit ihm und dem Schiff untergehen.
Über die Herkunft Nemos und seiner Leute erfährt man in Vernes Roman "Die geheimnisvolle Insel", dass er und seine Besatzung aus Indien stammen Klar ist aber, dass Nemo mehrere Sprachen fließend beherrscht, darunter Deutsch, Englisch, Französisch und Latein. Auch ein Matrose rief einen seiner Gefährten in Todesangst auf französisch um Hilfe.
Kurzzeitig befinden sich auch drei Gäste auf der Nautilus: Der französische Naturforscher Professor Arronax, sein Diener und Assistent Conseil und der kanadische Matrose Ned-Land. Alle drei sind Überlebende des Unterganges der „Abraham Lincoln“, welche von der Nautilus gerammt wurde.
Vom 6. November 1862 bis zum 17. Juni 1863 sind sie an Bord (dieser Zeitraum ist auch der Inhalt des Romans „20.000 Meilen unter dem Meer“).
Der Sinn und Zweck der Nautilus
Der Sinn und Hintergrund des Baus der Nautilus wird im Roman nicht restlos aufgeklärt.
Das Schiff ist zum einen eine Art Asyl für „Aussteiger“ aus der irdischen Welt und zugleich unterseeische Forschungsstation.
Zum anderen ist sie anscheinend ein Rachewerkzeug, mit dem Nemo, vermutlich früher selber Opfer von Unterdrückung, nun als Rächer der Unterdrückten auftritt und die Schiffe derer, die er als seine früheren Feinde oder die Feinde eines friedlichen Zusammenlebens der Menschheit ansieht, rücksichtslos versenkt. Dies tut er, indem er die Schiffe bei voller Fahrt mit seinem Rammsporn aufschlitzt.
Erst in Vernes Roman "Die geheimnisvolle Insel" wird dieser Sachverhalt klarer formuliert. Nemo war ein indischer Prinz, der als Junge nach England geschickt wurde um dort zu studieren. Nachdem er nach Indien zurückgekehrt ist, heiratet er und plant die Vertreibung der Engländer die Indien besetzt halten. Seine Revolte wird jedoch blutig niedergeschlagen und seine gesammte Familie findet dabei den Tod. Verbittert wendet er der Welt den Rücken zu. Mit nur wenigen, ihm aber treu ergebenen Begleitern zieht er sich zurück und nutzt den Rest seines Vermögens um die Nautilus zu bauen. Dann beginnt er seinen Rachefeldzug. Er findet die untergegangene spanische Armada und hebt das Gold, das er von dem Zeitpunkt an verwendet um den Freiheitskampf unterdrückter Völker zu unterstützen.
Im Untersee-Hafen der Insel "Lincoln", wie sie von den Schiffbrüchigen genannt wird, stirbt Nemo, nachdem er den Kolonisten seine Geschichte erörtert hat. Trotzdem erweist er ihnen noch einen letzten Dienst und ist letztendlich mehr oder weniger direkt für ihr Überleben veranwortlich. Er half ihnen im Verlauf des Romanes tatkräftig und sorgt mit einer Flaschenpost bzw. mit einer Nachricht dafür, dass die Kolonisten gerade noch rechtzeitig gerettet werden können, bevor die Insel ganz im Meer versinkt.
Untergang
Nachdem Nemo am 2. Juni 1862 wieder einmal ein Schiff versenkt hat, steuert er die Nautilus im Zick - Zack - Kurs durch den Nordatlantik.
Einige Tage später, vermutlich am 20. Juni 1863, versinkt das Unterseeboot in den berüchtigten Strömungen und Strudeln des Maelstromes vor den Lofoten.
Verne lässt offen, ob Nemo sein Schiff wissentlich in den Untergang manövrierte oder ob er - körperlich und seelisch angeschlagen - nicht mehr in der Lage war, das Unglück abzuwenden.
Die Nautilus-Hysterie
Jules Verne beginnt seinen Roman „20.000 Meilen unter dem Meer“ mit der aufkommenden Nautilus-Hysterie und der Jagd nach ihr.
Seit Sommer 1861 sind, so im Roman beschrieben, mehrere Schiffe einem riesigen Ungeheur begegnet, das sich schnell fortbewegt und grünlich leuchtet. Bald darauf kollidieren zwei Schiffe mit diesem, aufgrund seines Rammspornes fälschlicherweise als Narwal klassifizierten, „Etwas“. Die gnadenlose Jagd auf das Ungetüm beginnt. (Siehe auch: Der Sinn und Zweck der Nautilus)
Nachfolgend eine Liste der Schiffe, die die Nautilus gemäß Verne gesehen haben oder von ihr gerammt wurden:
- 20. Juli 1861 „Govenor Higginson“(fünf Meilen östlich von Australien / Sichtung)
- 23. Juli 1861 „Christobal Colon“ (im Pazifischen Ozean / Sichtung)
- 9. August 1861 „Shannon“ (im Nordatlantik / Sichtung)
- 9. August 1861 „Helvetia“ (im Nordatlantik /Sichtung)
- 5. März 1862 „Moravia“ (östlich von Florida / Kollision)
- 13. April 1862 „Scotia“ (nordwestlich von Galicien / Kollision)
- 6. November 1862 „Abraham Lincoln“ (südöstlich von Japan / Untergang)
- 2. Juni 1863 „..........“ (Atlantik / Untergang)
Verfilmung von 1954
Bei der Disney-Verfilmung von „20.000 Meilen unter dem Meer“ aus dem Jahre 1954, für die die Nautilus in ihrer heute bekanntesten Form erschaffen wurde, wurde natürlich das Schiff nicht originalgetreu 70 Meter lang nachgebaut. Die Aufnahmen waren zum Teil Trickcollagen, denn es wurden nur Modelle des Schiffes mit einer Länge von drei Metern gebaut.
Allerdings liegen heute in mehreren Disneyparks rund um den Globus Nautilus-Nachbildungen in Seen.
Das Exemplar in Paris etwa hat eine Länge von immerhin 32 Metern.
Der Mythos Nautilus
Noch heute – mehr als 135 Jahre nach Vernes ersten Gedankenspielen mit einem Unterseeboot – beflügelt die Nautilus noch immer die Phantasie der Leser der Romane des Franzosen und anderer Werke über das Schiff.
„Das Unterseeboot, derart futuristisch anmutend und gespickt mit soviel neuartiger und modernster Technik und kleinen Finessen, ist bestimmt im versunkenen Atlantis gebaut worden. Nemo ist der letzte Nachfahre dieses legendären Volkes.“ Selbst vor solchen Thesen über den Bau der Nautilus schrecken ihre Fans nicht zurück.
Zwei amerikanische Milliardäre statteten in den Jahren 2000 und 2003 je eine aufwendige Expedition zu den Lofoten aus, um das Wrack der Nautilus zu bergen. Sie fanden nichts.
Denn bei aller Leidenschaft und Abenteuerlust darf nicht vergessen werden, dass die Nautilus nur eine literarische Erfindung Jules Vernes ist.
Literatur
- Helmut Brauer: U-Boot-Modell „Nautilus“. Konstruktion - Bau - Technik. Schiffsmodell-Fachbuch. 2., überarbeitete Auflage. Neckar-Verlag, Villingen-Schwenningen 1996, ISBN 3-7883-1623-3
- Heinrich Pleticha (Hrsg): Jules Verne Handbuch. Deutscher Bücherbund/Bertelsmann, Stuttgart und München 1992
- Volker Dehs und Ralf Junkerjürgen: Jules Verne. Stimmen und Deutungen zu seinem Werk. Phantastische Bibliothek Wetzlar, Wetzlar 2005
- Wolfgang Hohlbein: Operation Nautilus (Jugendbuchreihe), Ueberreuter
Weblinks
Unterseetauchboot Nautilus | |||
---|---|---|---|
Schiffsdaten | |||
Bauwerft: | einsame Insel im Pazifischen Ozean | ||
Besatzung: | 20 Mann Stamm; bis zu 5 Gäste | ||
Baukosten: | 762.245 Euro | ||
Technische Daten | |||
Wasserverdrängung: | 1.506 t | ||
Länge: | 70 m | ||
Breite: | 8 m | ||
Maschinenanlage: | 4 Brennkammern (vermutlich Atomkraft) | ||
Antrieb: | 1 Welle; 1 Schraube Ø 6,00 m | ||
Höchstgeschwindigkeit: | 54 kn | ||
Panzerung | |||
Gürtelpanzer: | 15, 24 cm | ||
Beiboote | |||
Dingis: | 1 | ||
Verbleib | |||
Am 20. Juni 1863 im Maelstrom gesunken auf:
unbenannte Parameter 1:48_10_N_16_12_W_type:landmark_scale:10000000, 2:67° 48' N, 12° 50' O Findet letztendlich einen letzten Unterschlupf in Untersee-Hafen der Insel Lincoln. |