Joseph Beuys
Joseph Heinrich Beuys (Aussprache: [ ]; * 12. Mai 1921 in Krefeld; † 23. Januar 1986 in Düsseldorf) war ein deutscher Bildhauer, Aktionskünstler, Zeichner und Kunsttheoretiker.
Er setzte sich in seinem Gesamtwerk intensiv mit Fragen des Humanismus, der Soziologie und insbesondere mit der Anthroposophie Rudolf Steiners auseinander. Dies führte schließlich zu seiner eigenen Definition des erweiterten Kunstbegriffs und zur Konzeption der „Sozialen Plastik“ als Gesamtkunstwerk, in der er Ende der 70er Jahre mit den Worten „Jeder Mensch ist ein Künstler“ ein kreatives Mitgestalten an der Gesellschaft und in der Politik forderte. Joseph Beuys zählt international zu den bekanntesten Künstlern der Moderne und gilt als Wegbereiter des Fluxus in Deutschland.
Leben
Kindheit und Jugend
Joseph Beuys wurde als Sohn des Kaufmanns Josef Jakob Beuys und dessen Frau Johanna Maria Margarete Beuys, geb. Hülsermann in Krefeld im Mai 1921 geboren. Beuys gab allerdings Kleve, wo er aufgewachsen war, als seinen biografischen Geburtsort an.
Der Vater entstammte einer Müller- und Mehlhändlerfamilie aus Geldern und war zunächst als Stadtinspektor im Klever Bürgermeisteramt tätig. 1930 eröffnete er mit seinem Bruder Hubert Beuys in einer leerstehenden Molkerei in Rindern eine Mehl- und Futtermittelhandlung.
Das Verhältnis zu seinen Eltern war nicht eng und Beuys musste sich schon sehr früh selbst versorgen. Die damalige Zeit wirkte unheimlich bedrohlich und bedrückend auf ihn. In der Nachbarschaft zum elterlichen Wohnhaus, das im Krieg zerbombt wurde und heute nicht mehr existiert, gab es eine große Wäscherei, ein dunkles Gebäude mit riesigen Schornsteinen. Der Besitzer, Johannes Sanders, experimentierte mit allen möglichen Apparaturen, was den jungen Beuys faszinierte. „Bei ihm gab es immer interessante Apparate, Dampfkessel und Heizungsalagen, Bügel- und Schleudermaschinen mit ungeheuren Schwungrädern. Das hat mich als Junge natürlich fasziniert, denn es war fantastisch und grotesk zugleich.“ [1]
Schon sehr früh interessierte er sich für Botanik und Zoologie und brachte dieses Interesse in vielen Heften zu Papier. Mit seinen Freunden veranstaltete er Exkursionen, legte Sammlungen in großen Zeltbauten an, die dort ausgestellt wurden. Alles mögliche wurde gesammelt, Pflanzen, Insekten, Fische, kleine Säugetiere bis hin zu alten mechanischen Geräten.
Des öfteren spielte Beuys vor dem Schloss des Barons Anacharsis Cloots (1755-1794), mit dem er sich schon frühzeitig und intensiv auseinandersetzte. So sehr, dass er zeitweise den Namen Anacharsis Cloots mit dem seinen verband: Josephanacharsis Clootsbeuys.[2] Von 1927 bis 1932 besuchte Beuys die Volksschule, anschließend das „Staatliche Gymnasium Cleve“, heute „Freiherr-vom-Stein-Gymnasium“. Während der Schulzeit erlernte er das Klavier- und Cellospiel, überraschte durch seine hohe Frühbegabung in der Mal- und Zeichenkunst und besuchte oft das Atelier des belgischen, in Kleve ansässigen Malers und Bildhauers Achilles Moortgat.
Drittes Reich
Während der auch in Kleve organisierten Bücherverbrennung am 19. Mai 1933 im Hof des Gymnasiums hatte Beuys, im Alter von 12 Jahren, heimlich u. a. einen Katalog mit Reproduktionen von Wilhelm Lehmbruck und das Buch Systema Naturae von Carl von Linné an sich genommen. Mit Lehmbruck befasste er sich später intensiver. Er spielte beim „6. öffentlichen Schülerkonzert“ in Kleve am Klavier und betrieb umfangreiche naturwissenschaftliche und technische Studien. Spätestens 1936 ist die Mitgliedschaft des 15-jährigen Beuys in der Hitler-Jugend belegt, als er im HJ-Bann 238/Altkreis Kleve am reichsweiten Adolf-Hitler-Sternmarsch nach Nürnberg teilnahm.
Der Schüler Beuys hatte schulische und familiäre Probleme und sollte daher zurückgestuft werden, doch er wurde von dem Gymnasialdirektor Dr. Schiefer in Schutz genommen. Um 1939 schloss Beuys sich einem Zirkus an, um für fast ein Jahr als Plakatausträger und Tierpfleger mitzuwirken. Ostern 1941 verließ er das Gymnasium mit dem „Reifevermerk“, das dem heutigen Abitur gleichgestellt ist.
Kriegszeit
Obwohl er nach seinem Abschluss am „Staatlichen Gymnasium Cleve“ eigentlich eine Laufbahn als Kinderarzt plante (Beuys hatte bereits ein Vorbereitungsstudium absolviert), meldete er sich während des Zweiten Weltkriegs schlussendlich als Sturzkampfflieger zur Luftwaffe und verpflichtete sich im Mai 1941 in Posen freiwillig zu einer zwölfjährigen Unteroffizierslaufbahn in der Wehrmacht, um den Reichsarbeitsdienst zu umgehen. Beuys' Ausbilder zum Luftnachrichtenfunker war der spätere Tier- und Dokumentarfilmer Heinz Sielmann. Letztlich wurde Beuys Adjutant und Freund des Ausbildungs-Unteroffiziers Sielmann. Sielmann vertiefte in Joseph Beuys das Interesse an der Natur, besonders der Zoologie und Botanik. Beuys wurde für sieben Monate Gasthörer an der Universität Posen in den Gebieten Zoologie, Geographie und Botanik. Statt des rational-analytischen Wissenschaftsbegriffs, so wie Beuys es in den sieben Monaten Universität erfuhr, wünschte er sich eine Synthese von ästhetischer Kunstproduktion und spirituell-mystischer Naturanschauung.
Im Dezember 1941 wurde Beuys zur Bordfunkerausbildungskompanie in die Luftnachrichtenschule 5 nach Erfurt-Bindersleben versetzt, wo er seine Ausbildung als Funker fortsetzte und im Mai 1942 zum Gefreiten befördert wurde. Während seiner Stationierung in Erfurt machte er einen Kurzurlaub in Weimar, um dort das Friedrich-Nietzsche-Archiv und die Wirkungsstätten von Goethe und Schiller zu besuchen. Er malte hinter dem Schloss Belvedere in Wien ein Aquarell auf ein selbst verfasstes naturreligiösen Gedicht mit dem Titel Nordischer Frühling − das sogenannte Belvedereblatt, 1941.
Im Jahr 1941 empfahl sein Klever Schulfreund Fritz Rolf Rothenburg dem zwanzigjährigen Beuys das Werk des Anthroposophen Rudolf Steiner. Rothenburg hatte Beuys mit den anthroposophischen Vorstellungen und der Idee eines neuen sozialen Organismus vertraut gemacht. Beuys las daraufhin das Buch Aufruf an das deutsche Volk und die Kulturvölker, das Steiner im März 1919 nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg verfasst hatte – den Aufruf hat unter anderem Wilhelm Lehmbruck noch in seinem Todesjahr mit unterzeichnet. Steiner sprach sich angesichts der wilhelminischen Kriegsniederlage bzw. der Revolution des Sozialismus dafür aus, sich auf das „deutsche Wesen“ zu besinnen und die Gesellschaft einem „natürlichen Organismus“ entsprechend zu gestalten. Beuys, der dieses Buch in einer Kaserne las, legte es aber gleich wieder weg, da er keine Beziehung dazu entwickeln konnte. [3]
Nach seinem Ausbildungsabschluss als Bordfunker wurde er auf der Krim stationiert und nahm im Juni 1942 am Luftkampf um die Festungsstadt Sewastopol teil. Im Dezember 1942, Beuys war inzwischen Unteroffizier, wurde er zur Fortsetzung seiner Ausbildung an die Luftnachrichtenschule 2 nach Königgrätz in das Protektorat Böhmen und Mähren versetzt, wo er im Mai 1943 als Bordschütze in einem Stuka (JU 87) eingesetzt wurde. Beuys informierte von dort seine Eltern brieflich, dass er sich an der „Preußischen Academie für bildende Künste“ in der Reichshauptstadt Berlin beworben habe. Nach der Verlegung zum Luftwaffenstab Kroatien im Sommer 1943 war Beuys bis Ende 1943/Anfang 1944 an der östlichen Adria stationiert, von wo er zeitweise zu Waffentests die Luftwaffenbasis in Foggia in Italien anflog.
Bei einem Schneesturm am 16. März 1944 stürzte sein Stuka (JU 87) 200 Meter östlich von Freifeld, heute Snamenka, über der Krim ab; der Pilot Hans Laurinck starb. Joseph Beuys wurde bei diesem Unglück schwer verletzt und erlitt ein nachbleibendes Absturztrauma. Er hatte einen Schädelbasisbruch, mehrere Knochenbrüche erlitten und Granatsplitter im gesamten Körper, die nie vollständig entfernt werden konnten. Von damals noch auf der Krim lebenden Tataren wurde er zur Genesung in Filz und Talg gehüllt und mit Hausmitteln gepflegt. Filz und Fett sollten später das Werk von Joseph Beuys prägend mitbestimmen. Die Tartaren benachrichtigten schließlich ein deutsches Suchkommando. Beuys wurde unverzüglich in das mobile Feldlazarett 179 in Kurman-Kemeltschi, heute Krasno-Wardijske, auf der Halbinsel Krim überführt. Nach zwölf Tagen Bewusstlosigkeit fand sich Beuys in einem deutschen Lazarett wieder, das er, kaum genesen, schon am 7. April 1944 verlassen musste. Mitte Mai 1944 wurde er wieder in das Protektorat Böhmen und Mähren nach Pardubitz versetzt. Einem Brief an seine Eltern vom 19. Mai 1944 ist zu entnehmen, dass Beuys sich aufgrund zurückgebliebener Verletzungen durch seinen Flugzeugabsturz hier in Pardubitz des öfteren in truppenärztliche Behandlung begeben hatte. Spätestens im August 1944 wurde er zum Kampf an die Westfront einberufen, wo er als Fallschirmjäger zum Einsatz kam. Beuys kam in Nordholland, an der Nordseeküste und in Oldenburg bei der sogenannten „Gespenster-Division Erdmann“, einer Fallschirmjägereinheit, die aus zersprengten Truppenkontingenten notdürftig zusammengestellt worden war, zum Einsatz. Alle diese Erfahrungen sollten später starken Einfluss auf sein Lebenswerk nehmen.
Nachkriegszeit

Nach der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht am 18. Mai 1945 wurde Beuys in ein britisches Internierungslager überführt. Nach nur knapp drei Monaten konnte er das Lager am 5. August 1945 wieder verlassen und kehrte, körperlich schwer angeschlagen, zu seinen Eltern nach Kleve-Neurindern zurück, wohin diese mittlerweile umgezogen waren. In dieser Zeit fasste er entgültig den Entschluß Kunst zu studieren.
1946 trat Beuys dem „Klever Künstlerbund“ bei, und zum Sommersemester desselben Jahres immatrikulierte er sich an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf, an der er bis 1952 studierte. Während des ersten Semesters bei Joseph Enseling, bei dem er drei Semester studierte, lernte er Erwin Heerich kennen. Ab dem Wintersemester 1947 wechselte Beuys in die Klasse von Ewald Mataré. Dieser ernannte ihn 1951 zu seinem Meisterschüler. Er beendete das Studium der Monumentalbildhauerei im Wintersemester 1952/1953. Gemeinsam mit Erwin Heerich bezog Beuys bis 1954 sein Meisterschüleratelier unter dem Dach der Kunstakademie. Er arbeitete an Aufträgen seines Lehrers Mataré mit, so zum Beispiel an den Türen des Kölner Doms und traf auf Herbert Zangs, der wie er im Zweiten Weltkrieg bei der Luftwaffe war und ebenso vom Niederrhein stammte. Später (im Mai 1975) schrieb Beuys einmal über Zangs: „Er lieferte eine ganze Reihe von Gegenbildern, an denen man sehr viel Orientierung finden konnte.“ Im Haus der Familie Dr. Fritz Niehaus, dort hatte Beuys 1948 für eine Weile gewohnt, las er zum zweiten mal (zuerst 1941) ein Buch des Anthroposophen Rudolf Steiner „Die Kernpunkte der sozialen Frage“ und hatte, wie er selbst sagte, spontan ein Verhältnis dazu. [4]
Von 1947 bis 1949 arbeitete Beuys an zoologischen Filmen von Heinz Sielmann und Georg Schimanski über den Lebensrhythmus des Wildes im Birkenwald der Lüneburger Heide, über nördliche Wildschwäne, Gänse und Enten im Schwemmland der Ems und über das Leben des weißen Storches im schleswig-holsteinischen Bergenhusen mit.
Im Jahr 1949 las er die von Rudolf Steiner bearbeiteten naturwissenschaftlichen Schriften Goethes (Weimarer Sophien-Ausgabe) zur Morphologie, Mineralogie, Geologie, Meteorologie und kam zu dem Schluss, „daß in Steiners Vorstellungen ein Ansatz vorliegt, der sich direkt und praktisch auf die Wirklichkeit bezieht, und daß demgegenüber alle Formen wissenschaftstheoretischer Erörterung ohne unmittelbaren Bezug zu den Kräften in der Zeit bleiben.“ [5]
Nach dem Krieg lebte Beuys von diversen Aufträgen, zum Beispiel hatte er Möbel entworfen und teilweise auch verkaufen können. Ein Tisch mit dem Titel Tisch III, 1954 (Birnbaum, Ebenholz) und ein Regal befindet sich in einer Privatsammlung in Athen. Ein weiterer Tisch, Tisch I, 1953 (Kirschbaum, Ebenholz) im Block Beuys, Darmstadt (dieser wurde dann wohl in den 50ern nicht verkauft, sondern erst später von dem Sammler und Kunstmäzen Karl Ströher).
Sinn- und Schaffenskrise
Noch während der Zeit als Meisterschüler fanden 1953 die erste Einzelausstellung im Haus der mit Beuys befreundeten Brüder van der Grinten in Kranenburg (Niederrhein) und eine Ausstellung im „Von der Heydt-Museum“ in Wuppertal statt. Nach dem Verlassen des Meisterschülerateliers unter dem Dach der Kunstakademie bezog Beuys 1954 ein eigenes Atelier in Düsseldorf-Heerdt, das er bis Ende 1958 nutzen konnte. 1956 begann eine Sinn- und Schaffenskrise. Beuys litt unter schweren Depressionen, die nur bedingt auf posttraumatischen Kriegserlebnissen beruhten. Beuys selbst gab dieser von 1956 bis 1957 anhaltenden Krise in seinem „Lebenslauf-Werklauf“ den Namen 1956-57 Beuys arbeitet auf dem Felde. Er zog sich zunehmend zurück und isolierte sich zu Beginn des Jahres so sehr, dass Freunde glaubten, ihn zu seinen Eltern in Kleve bringen zu müssen. Der Rückzug war eher Reaktion auf die mangelnde Kommunikationsbereitschaft seiner Freunde, die Beuys in seiner Umbruchphase der künstlerischen Arbeit nicht unterstützten. Zudem hatte ihn seine viel jüngere Freundin verlassen. Die mehrmonatige „Feldarbeit“ auf dem Bauernhof der Familie van der Grinten in Kranenburg im Jahre 1957, in der Beuys einerseits den Acker bestellte, andererseits mehrere Werkskizzen, plastische Konzepte und Zeichnungen herstellte, markierte eine grundlegende künstlerische Zäsur. Mit den Brüdern van der Grinten wurden intensive Gespräche über Konrad Lorenz, den er 1954/1955 durch Sielmann in der westfälischen Wasserburg der Familie von Romberg in Buldern kennengelernt hatte. Zu dieser Zeit war Lorenz als Leiter der Forschungsstelle für Verhaltensphysiologie am Max-Planck-Institut für Meeresbiologie auf der Wasserburg tätig. Ferner wurden Gespräche über seine gemeinsame Filmarbeit mit Heinz Sielmann, über Werke von Rudolf Pannwitz und Joséphin Péladan und über Kunst geführt.
Ab 1956 arbeitete er an dem Entwurf für die Arbeit Auschwitz Demonstration, 1956-1964, die heute in einer Vitrine im Block Beuys in Darmstadt integriert ist. In dieser Phase entstanden auch viele düstere Werke, wiedergegeben in zahlreichen Aquarellen und Zeichnungen mit Titeln wie Abschied, Frauengrab oder Miserere, die seine bis dahin charakteristischen Darstellungen der Fauna und Flora ablösen sollten. Am Ende seiner Krise intensivierte er noch einmal sein Studium durch Lesen von Schriften aus Chemie, Physik, Botanik, Zoologie und Humanmedizin sowie James Joyce, Novalis und kunsthistorischen Abhandlungen von Hans Sedlmayr.
Erholung
Joseph Beuys hatte seine Depression als eine Art der Läuterung begriffen und immer wieder in sein Werk mit einbezogen. „Am Ende sei er ein anderer Mann geworden.“ [6]
Im „Lebenslauf-Werklauf“ erwähnte Beuys: „1957-60 Erholung von der Feldarbeit“ . 1958 bewarb sich Beuys um eine Professur an der Kunstakademie Düsseldorf, scheiterte jedoch an dem Einspruch Matarés.
1958 verbrachte Beuys geraume Zeit in Kleve, da sein Vater dort im Krankenhaus lag und bezog einige Atelierräume im alten Klever Kurhaus am Tiergarten. Hier entstand das monumentale Eichenkreuz und das Tor für das Ehrenmal im alten Kirchturm [7] in Meerbusch (Büderich). Es ist der größte öffentliche Auftrag, den Beuys, trotz heftigster Einwände Ewald Matarés, zur Ausführung brachte. Am 16. Mai 1959 wird das Büdericher Ehrenmal übergeben. Am 15. Mai 1958 starb Beuys' Vater in Kleve.
Mit der künstlerische Zäsur in der 2. Hälfte der 50er Jahre vollzog er in vier umfangreichen Skizzenbüchern mit dem Titel: 4 Bücher aus: „Projekt Westmensch“ von 1958-1965 eine Zusammenfassung seines bisherigen Schaffens und entwarf das Programm der folgenden Jahrzehnte, das in der Formulierung „Plastik = Alles“ gipfelte.[8]
Am 19. September 1959 heiratete er die Kunsterzieherin Eva-Maria Wurmbach, Tochter von Hermann Wurmbach, Professor der Zoologie an der Universität Bonn, und dessen Frau Maria Wurmbach. Die Hochzeit fand in der Doppelkirche zu Schwarzrheindorf bei Bonn statt. Sie lernten sich im Frühjahr 1958 kennen. Aus der Ehe gingen die beiden Kinder Boien Wenzel, geboren am 22.12.1961, und Jessyka, geboren am 10.11.1964, hervor.
Für das Oberlandesgericht Düsseldorf entstand in gleichen Jahr das Bronzerelief Justitia, 1959.
Naturwissenschaftliche, insbesondere zoologische Studien führten bei Beuys endgültig zu erheblichen Bedenken gegen ein zu einseitiges Wissenschaftsverständnis. Für ihn reichte der Erfahrungssatz der Naturwissenschaften zu einer erkenntnistheoretischen Begründung nicht mehr aus. Die Konsequenz für ihn war ein hinarbeiten auf eine Integration der als entgegengesetzt erkannten Begriffe Natur und Technik, Kunst und Wissenschaft sowie auf einen erweiterten Kunst- und Wissenschaftsbegriff.
Die 60er und 70er Jahre

1961: Joseph Beuys wurde mit einstimmigem Beschluss des Akademiekollegiums an den „Lehrstuhl für monumentale Bildhauerei der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf“ berufen und trat als Nachfolger von Sepp Mages sein Amt am 1. November an. Zu seinen Studenten zählten unter anderem Jörg Immendorff, Johannes Stüttgen und Imi Knoebel. Vom 8. Oktober bis 5. November fand die Ausstellung Joseph Beuys, Zeichnungen, Aquarelle, Ölbilder, plastische Bilder aus der Sammlung van der Grinten im „Städtischen Museum Haus Koekkoek“, Kleve, statt.
1963: Vom 2. bis 3. Februar fand in der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf „als ein Colloquium für die Studenten der Akademie“ das Festum Fluxorum Fluxus – Musik und Antimusik – Das instrumentale Theater statt. Beteiligte Künstler waren: George Brecht, Al Hansen, Dick Higgins, Bengt af Klintberg, Arthur Køpcke, La Monte Young, George Maciunas, Jackson Mac Low, Nam June Paik, Ben Patterson, Schmit, Daniel Spoerri, Wolf Vostell, Watts und Williams. Am 2. Februar führte Joseph Beuys FLUXUS Sibirische Synphonie 1. Satz und am 3. Februar Komposition für 2 Musikanten auf. Vom 26. Oktober bis 24. November fand im Haus der Brüder van der Grinten die Ausstellung JOSEPH BEUYS FLUXUS statt.[9] In seinen „Lebenslauf-Werklauf“ trug Beuys 1963 ein: „Beuys verlängert im Auftrag von James Joyce den ‚Ulysses‘ um 2 weitere Kapitel“. Gemeint waren sechs Hefte, in die er seit 1958 in beliebiger, nicht chronologischer Reihenfolge skizzierte und zeichnete, wobei er die Zeichnungen gelegentlich mit tagebuchähnlichen Notizen versah. Die „Verlängerung“ um „2 weitere Kapitel“ bezieht sich auf die Geburt des Sohnes und wahrscheinlich auf die Berufung an die Kunstakademie in Düsseldorf.[10]
1964: Beuys nahm an der documenta III in Kassel teil. Ab diesem Jahr beteiligte er sich an jeder „documenta“. Mit seiner Frau und seinem Sohn Wenzel besucht Beuys Manresa, eine katalanische Stadt am Fuße des Montserrat in der Provinz Katalanien. 1966 führte Beuys eine Aktion unter dem Titel MANRESA auf. Im Dorf Manresa hatte Ignatius von Loyola, nach einem Aufenthalt auf dem Montserrat, längere Zeit in strenger Buße verbracht und seine mystischen Erlebnisse erfahren und begann im Jahr 1523 seine „Ejercicios espirituales“ (deutsch: spirituellen Exerzitien) niederzuschreiben.
1965: Die Ausstellung Joseph Beuys ... irgend ein Strang ... wurde am 26. November mit der Aktion wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt in der Galerie Schmela, Düsseldorf, eröffnet. Es war die erste Ausstellung von Joseph Beuys in einer kommerziellen Galerie. Mit dem Inhaber Alfred Schmela entwickelte sich im Laufe der Zeit ein freundschaftliches Verhältnis.
1966: Charlotte Moorman führte am 9. September im zuge des „4th Annual New York Avant Garde Festival“ im Central Park, New York, die Beuys-Komposition Cello Sonata, bestehend aus einem mit Filz überzogenen Cello, auf. Moorman spielte dieses „stumme Klavierstück“, indem sie ein rotes Kreuz an ein Filzcello heftete. Vorausgegangen war eine Aktion von Beuys mit dem Titel Infiltration Homogen für Konzertflügel, in der Kunstakademie Düsseldorf am 28. Juli, bei der ein filzbezogener Konzertflügel mit rotem Kreuz auftrat.
1967: Das Städtische Museum Abteiberg in Mönchengladbach zeigte vom 13. September bis 29. Oktober die Ausstellung BEUYS. Es handelte sich hierbei um die erste umfassende Präsentation des Werkes von Beuys. Durch vertragliche Vereinbarung gingen die ausgestellten Arbeiten in den Besitz des Sammlers Karl Ströher über, unter der Voraussetzung, dass dieser wesentliche Werkteil „geschlossen erhalten bleibt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird“ (Verkaufsvereinbarung vom 23. Juni 1969).
1969: Das Kunstmuseum Basel, Kupferstichkabinett zeigt vom 5. Juli bis 31. August die Ausstellung Joseph Beuys Zeichnungen, kleine Objekte.
1970: Anlässlich der Eröffnung einer Ausstellung von André Masson im Museum am Ostwall in Dortmund am 1. April, fand ein Gespräch zwischen Joseph Beuys und Willy Brandt statt. Beuys regte an das Fernsehen, zumindest einmal monatlich, Künstlern als Diskussionsforum zur Verfügung zu stellen, damit die breite Öffentlichkeit die Ideen der wahren Opposition kennenlenen könne. Sinn war, dass diese Opposition effektivere Möglichkeiten bekomme, um ihre gesellschaftspolitischen Vorstellungen präzisieren zu können, denn so Beuys, sie hätten „keine andere Informationsebene als die Straße, und deshalb bitte ich, nicht für mich, um eine entsprechende Befreiung der Medien.“ Brandt leuchtete dies ein, könne aber nicht dafür eintreten, dass die Kunst „kraft eines politischen Amtes irgendwie zur ... Propaganda“ wird.[11]
1971: Von 1971 bis 1985 unternahm Beuys mehrere Reisen nach Italien, zusammen mit seiner Familie, zwecks Ausstellungen in der Galerie Lucio Amelio, Neapel. Hierbei wurde auch die Insel Capri mehrmals besucht.
1972: Zur Documenta 5 entstand Beuys' Arbeit „Dürer, ich führe persönlich Baader + Meinhof durch die Documenta V, 1972“, die unter dem Aspekt einer künstlerischen Betrachtung des beginnenden Terrors der Baader-Meinhof-Gruppe entstand. Am 30. Oktober fand die Eröffnung der Ausstellung Arena – dove sarei arrivato se fossi stato intelligente (deutsch: „Arena – wo wäre ich hingekommen, wenn ich intelligent gewesen wäre“) in der Galleria Attico in Rom statt.
1973: Beuys trat der Anthroposophischen Gesellschaft als Mitglied bei. Am 27. April erfolgte die Gründung des Vereins zur Förderung einer Freien internationalen Hochschule für Kreativität und interdisziplinäre Forschung durch Joseph Beuys, Klaus Staeck, Georg Meistermann und Willi Bongard.
1974: In diesem Jahr erhielt Beuys eine Gastprofessur an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Vom 9. bis 19. Januar, reiste Beuys zum ersten mal nach Amerika, zwecks einer durch den Galeristen Ronald Feldman, New York, organisierten zehntägigen Vortragstournee unter dem Motto „Energy Plan for the Western Man“. Vor zahlreichen Zuhörern in den Kunsthochschulen von New York, Chicago und Minneapolis sprach er über seine Ideen zur sozialen Plastik. Vom 13. bis 22. April fand eine Autorundreise mit der Familie durch Jugoslawien statt. Am 18. April hatte Beuys einen Vortrag im „Students Cultural Center“ in Belgrad. Die nach seinem Vortrag zurückgelassenen Tafeln, wurden 1983 bei einem Brand zerstört. Am 30. August starb Beuys' Mutter Johanna. Zum Jahreswechsel 1974/1975 hielt sich die Familie bei Charles Wilp in Kenia (Diani Beach) auf.
1975: Zur Vorbereitung der Ausstellung Je/ Nous reiste Beuys vom 17. April bis 11. Mai nach Belgien und besichtigte das Schlachtfeld von Waterloo.
1976: Zur 37. Biennale in Venedig, war Beuys mit der Installation Straßenbahnhaltestelle/Tram Stop, 1961–1976 (Deutscher Pavillon) vertreten. Auf der documenta 6 (1977) war Beuys mit seiner Arbeit Honigpumpe am Arbeitsplatz vertreten, wieder für 100 Tage, wie auf der documenta 5 (1972).
1977: Am 16. März installierte Beuys in der Nationalgalerie Berlin die Arbeit RICHTKRÄFTE - 100 Tafeln, bei denen auf einer an den Enden einer Linie die Worte „east“ und „west“ geschrieben sind und in der Mitte über einer Trennlinie die Worte „Eurasia“ und „Berlin wall“ - die Mauer als Linie der Trennung zweier unterschiedlicher Denksphären. Am Abend fand eine öffentliche Diskussion statt, bei der Beuys einen Rucksack auf dem Rücken trug. Diese Arbeit befindet sich heute im Hamburger Bahnhof, Berlin.
1979: Am 18. Mai traf Beuys zum ersten Mal Andy Warhol in der Galerie Denise René/Hans Mayer, der dort gerade eine Ausstellung seiner neuen Bilder zeigte. Das sollte später Anlass für Warhol sein, mehrere mit Diamantstaub bearbeitete Serigraphien von Beuys anzufertigen. Am 10. Juni, bei den Direktwahlen zum Europaparlament, kandidierte Joseph Beuys für Die Grünen in Nordrhein-Westfalen. Ende 1979 im Alter von 58 Jahren, widmete ihm das New Yorker Guggenheim-Museum eine große Retrospektive.
Die 80er Jahre und Tod

1980: Beuys nahm vom 11. bis 12. Januar am Gründungsparteitag der „Grünen“ in Karlsruhe, und am 16. Februar an der Landesmitgliederversammlung der „Grünen“ in Wesel teil.[12] Für den Landtagswahlkampf in Nordrhein-Westfalen eröffneten „die Grünen“ am 16. März ein Informationsbüro in Düsseldorf.[13] Vom 22. bis 23 März nahm er am Bundesparteitag der „Grünen“ in Saarbrücken teil.
Beuys und Warhol trafen sich am 1. April in der Galerie Lucio Amelio, Neapel. Andy Warhol zeigte in der Ausstellung „Joseph Beuys by Andy Warhol“ seine neuen Porträts die er von Beuys hergestellt hatte.
Am 9. Mai war der Wahlkampfhöhepunkt der „Grünen“ in Münster. Vor einer Podiumsdiskussion zum Thema Abbau demokratischer Rechte stellten sich Petra Kelly und Joseph Beuys den Fragen der Presse. Den grünen Gedanken setzte er bei der documenta 7 1982 in Kassel mit seiner Aktion 7000 Eichen in die Tat um. Die Pflanzaktion sollte noch bis über seinen Tod hinaus andauern.
Zu der Ausstellung „Kunst in Europa nach 1968“, die in Gent vom 21. Juni bis 31. August 1980 zu sehen war, stellte Beuys seine Installation Wirtschaftswerte aus. Die Raumskulptur Stripes from the house of the shaman, 1964-1972 wurde in der Anthony d'Offay Gallery in London zusammen mit Zeichnungen vom 13. August bis 10. September 1980 gezeigt.
1981: Vom 4. bis 8. April hielt sich Beuys in Rom auf, und am 6. und 7. April stellte er im Palazzo Braschi die Aktionsplastik „Terremoto“ her. Ab 17. April entstand in Italien die Arbeit Terremoto in Palazzo, anlässlich einer Ausstellung in Neapel zugunsten der Opfer des verheerenden Erdbebens vom 23. November 1980. 1983 stellte Beuys ein Multiple unter gleichem Titel als Farboffset-Serie her. Vom 31. Oktober bis 31. Dezember fand eine Ausstellung von Multiples aus der Sammlung Ulbricht in der „Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland“ in Ostberlin statt.
1982: Beuys nahm an der „ZEITGEIST-Ausstellung“ im Januar mit der Rauminstallation Hirschdenkmäler, 1948-1982 teil. Das Environment Dernier espace avec introspecteur, 1964-1982 wurde für eine Ausstellung in der Galerie Durand Dessert, Paris, installiert. Die Ausstellung in Paris dauerte vom 30. Januar bis 20. März und wurde anschließend in der Galerie d'Offay vom 27. März bis 12. Mai gezeigt. Im Sommer 1982 machte er eine Reise mit der Familie nach Australien um die Arbeit Stripes of the house of the shaman, 1964-1972 in der National Gallery of Australia in Canberra aufzubauen. Am 27. Oktober führte Beuys ein Gespräch mit dem Dalai Lama in Bonn. Organisiert wurde dieses Treffen von der Niederländerin Louwrien Wijers, die davon ausging, dass Beuys' Vision Politik zur Kunst zu machen den Dalai Lama interessieren müsste. Das Gespräch, welches eine Stunde dauerte, ist nicht publiziert und aufgezeichnet worden. Überliefert ist nur, dass fast ausschließlich Joseph Beuys gesprochen hatte. Er unterbreitete dem Dalai Lama seine Vision einer „weltweiten Sozialen Plastik“. Darüberhinaus plante er den Chinesen, die 1959 Tibet okkupiert hatten, einen Wirtschaftsplan für Tibet vorzulegen.
1983: Im Frühjahr 1983 war von der Hamburger Kulturbehörde ein Planungsauftrag für die Spülfelder in Altenwerder an Beuys ergangen, der daraufhin ein entsprechendes Bepflanzungskonzept entwickelte. Am 24. Juli 1984 lehnte der Senat der Stadt Hamburg das Umweltprojekt und Aktion Gesamtkunstwerk „Freie und Hansestadt Hamburg“ von Beuys zur Sanierung der Spülfelder ab.[14]
1984: Reise nach Tokio, um zwei Ausstellungen vorzubereiten. Eine fand in der Galerie Watari statt: „Joseph Beuys & Nam June Paik“, die vom 15. Mai bis 17. Juli dauerte und eine vom 2. Juni bis 2. Juli dauernde Ausstellung im Seibu-Museum, (Werke aus der Sammlung Ulbricht). In den Folgejahren arrangierte der mittlerweile gesundheitlich schwer angeschlagene Künstler noch einige nationale und internationale Ausstellungen.
Die Stadt Bolognano ernannte Joseph Beuys am 13. März zum Ehrenbürger.
1985: „Sprechen über das eigene Land: Deutschland“ – Rede von Joseph Beuys
Noch kurz vor seinem Tod im Jahre 1985 hielt der Künstler eine Grundsatzrede in den Münchner Kammerspielen. Sein gedankliches Manifest „Jeder Mensch ist ein Künstler“ wurde hierbei von Joseph Beuys noch einmal deutlich thematisiert und sollte die anthroposophische Einstellung von Beuys quasi als Vermächtnis an die Nachwelt transportieren.[15]
Vom 2. März bis 14. April zeigte die Kunsthalle Tübingen unter dem Titel „7000 Eichen“ Arbeiten von vierunddreissig Künstlern, darunter Sandro Chia, Walter Dahn, Jannis Kounellis, Andy Warhol, die diese zur Unterstützung des Kassler Stadtverwaldung-Projektes gestiftet hatten.
1986: Am 12. Januar wurde ihm der Wilhelm-Lehmbruck-Preis der Stadt Duisburg verliehen. Nur elf Tage später, am 23. Januar 1986, verstarb Joseph Beuys mit 64 Jahren an einem längeren Lungenleiden in seinem Atelier in Düsseldorf. Eine Seebestattung fand am 14. April 1986 statt. Kapitän Nagel vom Deutschen Motorschiff „Sueño“ (deutsch: Traum) mit Heimathafen Meldorf schrieb in das Schiffstagebuch folgende Eintragung: „12.05.1921/ 23.01.1986/ auf unbenannte Parameter 1:54_07_05_N_08_22_0_E_type:landmark_region:DE-HE, 2:54° 07,5' NO 8° 22,0' O .“ An dieser Position wurde die Asche von Joseph Beuys verstreut.
Betrachtungen zur Person
Joseph Beuys wird bis heute stets sehr ambivalent diskutiert; sowohl als Künstler wie auch als politisch denkender und handelnder Mensch. Mit der neuartigen und provokanten „Inszenierung“ seiner Kunst und einer nonkonformistischen Lehrmethode als Kunstprofessor polarisierte Beuys das innerlich zerrissene „kranke“ Deutschland der 60er und 70er, das durch Nationalsozialismus, Mauerbau und Terrorismus noch immer „seine Wunde“ zeigte. Der kriegsmüde Beuys stemmte sich in seinem Werk offensichtlich gegen einen zerrissenen, weiterhin innerlich zugemauerten Staat, der sich nach Freiheit verzehrte. Viele taten ihn damals als Scharlatan ab, der, unter anderem von der Presse polemisiert, „nur Fett in die Ecken der Museen schmieren konnte“, andere glorifizierten ihn als Kunstgott. So extrem sich Beuys in seinen Aktionen und politischen Anschauungen auch zeigen mochte, war er indes als Privatperson ein sehr normaler Mensch und liebevoller Familienvater.
Beuys war im pazifistischen Sinn agitatorisch und eloquent: Als Kunstprofessor hatte er einen sehr starken Einfluss auf seine Studenten und verstand es, geübt durch seine öffentliche Auftritte und durch sein Charisma, auf humorvoll-charmante Weise zu überzeugen. Beuys Theorien prägten die darauf folgenden Künstler. Er forderte stets einen freien Geist und eine eigene (selbst-)kritische Denk- und Sichtweise. Im Prinzip betrachtete er somit selbst seine eigene Lehrtätigkeit als Kunstobjekt, indem er neue Künstler „gestaltete“ aber sie nicht nach seinem Willen formte. Er vermittelte seinen Studenten eine quasi anarchische Sicht auf die Kunst und das „Leben in und mit der Kunst“ und forderte dabei stets eine politische aber auch kritisch dividierende Denkweise.
In einem Interview sagte der Beuys-Sammler Franz Joseph van der Grinten auf die Frage was Beuys für ein Mensch war: „Ein außerordentlich liebenswerter, freundlicher Mensch. Und sehr geduldig. Kein Gesprächspartner war ihm zu gering ...“ [16]
So freundlich und liebevoll Beuys auch auf andere Menschen und seine eigene Familie zugehen mochte, desto feindlicher und weniger liebevoll ging er mit sich selbst um: Er forderte seinem Körper alles ab und gelangte in seinen Aktionen oft an eigene physische Grenzen und betrieb damit akuten Raubbau an seiner Gesundheit: Allein das Stemmen und Bewegen eines 50 kg schweren Kupferstabes in der Aktion Eurasienstab beispielsweise; der Mangel an Schlaf und stundenlanges Stehen oder kräftezehrende tagelange Performances wie I like America and America likes Me erschöpften oft die Energie des hageren Künstlers; überdies kamen seine Lehrtätigkeit und politischen Aktivitäten hinzu, die seine ganze Konzentration forderten. Als Interpretation könnte man behaupten, er übertrug quasi seine eigene Lebensenergie in sein Werk. „Ich kenne keine Wochenenden” soll Beuys einmal gesagt haben. Manchmal ist er vor Erschöpfung im Stehen eingeschlafen. „Wie ein Pferd...” war sein selbstironisches Zitat. [17]
Das Erscheinungsbild

Joseph Beuys war ein asketisch wirkender, hagerer Mann. Neben der Anglerweste und einer Jeans trug Joseph Beuys bei öffentlichen Auftritten immer einen Hut, der zu einem unverwechselbaren Markenzeichen von ihm wurde. Manchmal wurde dies spöttisch auch als „Beuys-Uniform“ oder „Beuys-Tracht“ bezeichnet. Die Anzahl der Hüte, die er sich seit Anfang der sechziger Jahre kaufte, soll beachtlich gewesen sein, zumal ihm mit zunehmender Berühmtheit das eine oder andere Stück abhanden kam oder für Aktionen und Installationen von ihm verwendet wurde. Zumeist bezog er seine Hüte bei dem britischen Traditionsunternehmen Lock & Co in London.
Auf die Frage, ob sein Hut nicht zu einem Cliché geworden sei, antwortete Beuys: „Ja, besonders die Sache mit dem Hut, denn die ist erst in Erscheinung getreten, als ich meine ersten Aktionen gemacht habe, also als ich versucht habe, den Kunstbegriff in der Weise zu erweitern, daß er in Bewegungen und Handlungen sich vollzieht, und in simultanen Aktionen mit anderen Künstlern, die damals ähnliche Ideen hatten, auftrat. Dann, in dem Moment, trat der Hut auf. Eigentlich auch zu einer Zeit, als der Filz - als ein Material - genommen werden mußte.“ [18]
Durch seinen Flugzeugabsturz auf der Krim hatte er einen Schädelbasisbruch und einen Nasenbeinbruch erlitten. Dies war nicht der Grund, warum er einen Hut getragen hat. Schon als kleines Kind trug er gerne immer eine Kopfbedeckung.
Beuys und die Religionen
Der streng katholisch erzogene Joseph Beuys wurde stets mit religiösen Elementen in seinem Werk in Verbindung gebracht: Seit seiner Performance in Aachen und auch in seinem Spätwerk wurde er oft als „Schmerzensmann” skizziert oder gern zur Christus-Figur der Kunst stilisiert, in der die Identifikation des Künstlers mit Christus und seinem Leid eine tragende Rolle zukommt. In Beuys’ Werk finden sich zahlreiche Anspielungen auf christliche Symbolik: Viele seiner Werke sind mit Kreuzen versehen; seine Werkstempel „Hauptstrom, Jupiter” beispielsweise; allerdings sind aber auch sehr viele heidnische Elemente in seinen Arbeiten zu finden.
Beuys verstand sein Werk im religiösen Sinne vermutlich weniger als klerikalen Akt oder Ritus, sondern eher als geistige und metaphysischen Auseinandersetzung mit weltlichen Dingen. In einem Interview sagte er hierzu: „Ich bleibe lieber bei dem Begriff ‚Handlung‘. Handlung enthält verschiedenartige Dimensionen der Auseinandersetzung. Die Auseinandersetzung um die Begriffe muss heutzutage geführt werden, denn die aus der Materialismuslinie herausfallenden Begriffe leben ja faktisch in Randgebieten oder gar im Untergrund. Aus diesem Grund meine ich, mich des Begriffs Handlung bedienen zu müssen. Ich komme mit dem Begriff Handlung oder Aktion weiter.“ [19]
Vielseitig orientiert setzte sich Beuys auch mit der Theosophie der Rosenkreuzern auseinander und integrierte diese Einflüsse in seinem Werk.
Lebenswerk
Das künstlerische Schaffen von Joseph Beuys behandelt die Thematik der Gesamtheit des Menschen in dem Natur und Kultur, Mythos und Wissenschaft wieder eins werden sollten. Er verarbeitete Anregungen und Inspiration aus der Antroposophie, Mythologie und aus den Naturwissenschaften.
Das umfangreiche Lebenswerk umfasst im wesentlichen vier Bereiche: Die Aktionen, das plastische Werk mit Zeichnung, Objekten und Installationen, die Kunsttheorie, sowie auch seine politischen Aktivitäten.
Zeichnungen und Skizzen
Joseph Beuys zeichnerisches Werk beinhaltet eine eigene Ikonografie der Figuren und Materialität und führt von der frühen Naturstudie bis zu den späten Tafeldiagrammen, die er auch in seine Aktionen und Installationen miteinbezog.
Anfangs trat er noch als traditioneller Bildhauer sowie als Zeichner und Maler in Erscheinung. In den frühen Zeichnungen der 40er und 50er Jahre verwendet er zumeist Mischtechniken aus Aquarell, Bleistiftzeichnungen, oftmals Skizzen für Skulpturen oder Gouachen. So finden sich unter seinen Zeichnungen mit zartem Strich skizzierte Frauenakte und Tierstudien und Arbeiten in denen er sich inhaltlich mit den Phänomenen zu Fragen der Erkenntnistheorie und den Entwürfen neuer sozialer Strukturen auseinandersetzte.
Ferner finden sich abstrakte und experimentelle Mischtechniken bei denen Beuys gerne für die Kunst ungewöhnliche Materialien wie beispielsweise Beize oder Jod einsetzte.
Die Zeichenkunst von Beuys hatte einen filigranen Duktus, manchmal glichen sie indes nur vereinfachten Porträtstudien, die er Jahre später mit brauner Farbe übermalte. Manchmal malte er auch auf alltagsgegenständliche vorgefundenen Materialien.
Fluxus und Aktionskunst
Die Aktionskunst war ein bedeutender Teil und bildete den Kern des Werks. Diese war für Beuys eine Möglichkeit, das Werk mit seiner eigenen Gestalt, dem Körper als Botschaft herausfordernd kommunikativ vermittelnd zur Schau zu stellen und Teilnehmer in einen geistigen rituellen Prozess miteinzubeziehen.
Anfang der 60er Jahre wandte sich Joseph Beuys von der klassischen Malerei und Bildhauerkunst ab und machte als Mitglied der neugegründeten Fluxus-Bewegung durch seine Beteiligung an den neodadaistischen Aktionen, von sich reden und polarisierte damit vehement die Öffentlichkeit.
Der Kunstbegriff Fluxus wurde 1960 zum ersten Mal von dem litauisch/US-amerikanischen Künstler George Maciunas als Manifest formuliert. [20] Fluxus (lat. = das Fließen) bezeichnet in der Medizin auch eine „fließende Darmentleerung„ und somit stand der Begriff als ein provokantes Synonym der neuen Kunstbewegung. Aktionskunst und Happenings sind eine Kunsterscheinung der ausgehenden 50er Jahre und sollten ihren Höhepunkt in den 60er Jahren erreichen. Erstmals wirkten europäische und amerikanische Künstler in einer gemeinsamen Bewegung zusammen.

Die ersten Fluxusaktionen von Beuys wurden als Geheimtip gehandelt und fanden zunächst wenig Beachtung in der breiten Öffentlichkeit. Der Künstler verschaffte sich jedoch mit seinen Aktionen in kurzer Zeit internationales Ansehen und rangierte alsbald an erster Stelle der deutschen Kunstszene, dennoch löste er mit seinen Aktionen und Installationen heftige Kontroversen aus.
In einer Aktion auf dem „Festival der neuen Kunst“ in Aachen am 20. Juli 1964, wurde ihm von einem aufgebrachten Studenten die Nase blutig geschlagen; obwohl ihm hierbei das Blut herunterfloss bezog er den tätlichen Angriff spontan in die Aktion mit ein und ergriff ein Kruzifix um es dem empörten Publikum demonstrativ vor die Nase zu halten und verteilte Schokoladenstückchen. Das Foto dieser Aktion kursierte alsbald in der deutschen Presselandschaft und schockierte das Bildungsbürgertum; das Publikumsinteresse an Beuys war mit dieser Aktion begründet. [21]
Während des 24-Stunden-Happenings im Juni 1965 in der Wuppertaler Galerie Parnass brachte Beuys mit seiner Aktion und in uns … unter uns … landunter durch die Verwendung von der Arte povera zugehörigen Materialien wie Honig, Fett, Filz und Kupfer ein symbolträchtiges Dingvokabular für Energiespeicherung, Spannung und Kreativität künstlerisch zur Anschauung.
Weitere Aktionen mit Titeln wie Eurasia, mit Braunkreuz, Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt, 1965 und Manresa folgten. In der Aktion I like America and America likes Me im Jahr 1974 verbrachte Beuys drei Tage mit den von den nordamerikanischen Ureinwohnern als heilig verehrten Kojoten.
Installationen und Objekte
Energie, Licht, Schall und Statik sind Hauptbestandteile in Beuys’ plastischen Werk. Beuys verstand seine Installationskunst, die oftmals auch als „Relikte“ seiner Aktionen in seine Objekte einflossen, als „Energieträger“ oder Induktoren.
„Meine Objekte sind als Anregung zur Umwandlung der Idee von Skulptur oder von Kunst im Allgemeinen anzusehen … sie sollen Nachdenken provozieren, was eine Skulptur sein 'kann' und wie der Begriff des Gestaltens auf die unsichtbaren Materialien, die von jedermann verwendet werden, ausgeweitet werden kann. [22]“
Den größten Teil seiner Plastiken und Objekte hatte der Künstler bereits Jahre zuvor in seinen umfangreichen Zeichnungen und Skizzen angelegt um sie später zu realisieren. Ähnliches gilt für sein malerisches Werk, welches allerdings geringeren Umfangs ist.

In seinem plastischen Werk experimentierte Beuys gern mit Gegensätzen. Die elektrische Induktion, symbolisiert durch Materialien wie beispielsweise Kupferplatten oder Batterien oder den Schall; Energien die zugleich wieder, in Filz oder Fett gehüllt, isoliert werden. Ein Beispiel war das Multiple „Capri-Batterie“ von 1985: Eine simple gelbe Glühbirne, die von einer Zitrone als Elektrolyt mit Strom gespeist über Kupferdrähte zum Leuchten gebracht wurde.
Auf dem Zertifikat, welches dem Multiple beigelegt war, gab Beuys die humorvolle Empfehlung mit: „Nach 1000 Stunden Batterie auswechseln“ . Denn einerseits wünschte er sich immer frische, gelbe Zitronen, andererseits sollte die Zitrone weiter Strom erzeugen können. In allen Arbeiten von Joseph Beuys finden sich immer wieder Anspielungen auf die Genesung, die Heilung.
Das erste Mal erwähnte Beuys dieses Material in seinem Lebenslauf/Werklauf 1963 als er anlässlich eines Vortrages von Allan Kaprow warmes Fett in der Galerie Zwirner in Köln Columbakirchhof ausstellte. Infolgedessen entwickelte er den mit einer Fettschicht auf der Sitzfläche versehenen Küchenstuhl mit dem Beuys am häufigsten assoziiert wird: Der „Stuhl mit Fett”. Das Objekt ist später in den Block Beuys des Hessischen Landesmuseums in Darmstadt integriert worden.
1972 äußerte sich Beuys vor dem Essener Kunstring Folkwang dazu: Wieso ist Fett unappetilich? [...] Fett hat doch eine sehr schöne gelbe Farbe, das ist doch nichts Unästhetisches!

Überdies bevorzugte Beuys das Fett (wahlweise auch Wachs) weil es plastisch modulierbar war: Man konnte es erhitzt bearbeiten, bis es vollkommen zerfließt und dann wieder erkalten lassen, also zwei Prinzipien innerhalb einer Plastik demonstrieren. Man kann Fett zusammenballen und in eine Form bringen. [23]
Oft finden sich Quecksilberthermometer in seinen Werken, bevorzugt auf Konzertflügeln platziert, um einen Zusammenhang zwischen akustischem Tempus und der Temperatur zu assoziieren, so in seinem Spätwerk „Plight” (en. „Misere/Notlage“ ) von 1985 (das er bereits 1958 konzipierte). Die Installation „Plight“ bestand aus zwei klaustrophobisch arrangierten Räumen, die von Beuys vollkommen mit Filzrollen ausgekleidet worden war (quasi schallgedämmt) und in denen sich nur ein Konzertflügel, auf dem sich eine Schultafel und ein Fieberthermometer befanden - wahrscheinlich in Anspielung auf das „wohltemperierte Klavier“ von Bach. Das Werk wurde oft als Metapher auf die persönliche Situation des Künstlers, sowie als gesellschaftlicher Spiegel des „vom System gefangenen Menschen“ interpretiert. [24]
Beuys letztes Environment sollte das „Palazzo Regale“ werden, das er 1985 im Museo di Capodimonte in Neapel installierte. In der ehemaligen Bourbonenresidenz platzierte Beuys zwei Glasvitrinen, die an den Wänden von sieben rechteckigen Messingtafeln begleitet wurden.
Multiples
Joseph Beuys hat von 1965 bis 1986 insgesamt 557 Multiples hergestellt. Das Multiple ist eine künstlerische Arbeit aus einer bestimmten Anzahl von seriell hergestellten Objekten, die ökonomisch, materiell und ästhetisch gleichwertig sind.
Beuys hat im Multiple, mit seinen künstlerischen, soziologischen und ökonomischen Aspekten, ein geeignetes Medium für seine Kunst gesehen und erweiterte den Begriff und gab diesem einen neuen Inhalt: Das Multiple als Ideenträger. [25] Er sah das Multiple somit als ein Vehikel, ein Objekt das es ermöglicht seine Ideen zu transportieren und durch den seriellen Charakter einen größeren Kreis von Menschen erreicht.
Das Multiple war im Rahmen der Erweiterung seines Kunstbegriff ein Werk um politisch-philosophische Erkenntnisse anzuregen. Der Mensch kann nach Ansicht von Beuys, besonders in diesen Objekten erfahren, daß jeder Mensch Künstler ist. [26]
Der erweiterte Kunstbegriff und die soziale Plastik
Naturwissenschaftliche Kenntnisse und Studien führten Beuys Ende der 60er Jahre zu erheblichen Bedenken gegen ein zu einseitiges Kunst- und Wissenschaftverständnis und zu der Ansicht, dass der Erfahrungssatz zur erkenntnistheoretischen Begründung nicht ausreichte. Durch Recherchen und Analysen kam er zu der Erkenntnis, dass beide Begriffe Kunst und Wissenschaft in der Gedankenentwicklung des Abendlandes diametral entgegenstehen und dass aufgrund dieser Tatsache nach einer Auflösung dieser Polarisierung in der Anschauung gesucht werden muss. Dies führt schließlich zu einer Erweiterung des Kunstbegriff. [27]

Die Kreativität des Menschen, die Fähigkeit schöpferischen Denkens und Handelns, ist nach Beuys das eigentliche Kapital einer Gesellschaft. Kreativität wird von Beuys somit nicht mehr auf den Bereich der bildenden Kunst eingeschränkt, sondern auf die ganze Gesellschaft ausgedeht.
Die Auseinandersetzung von Beuys mit der „Anthroposophie Rudolf Steiners“ führte schließlich im Rahmen seines eigenen Konzepts des Erweiterten Kunstbegriffs zu Beuys Hauptwerk der Sozialen Plastik, in der er Ende der 70er Jahre ein kreatives Mitgestalten an der Gesellschaft forderte und in der der Prozess des kreativen Denkens und politischen Handelns wichtiger wurde als das Herstellen eines materiellen Kunstobjekts/-produkts.
„Wie wir die Welt, in der wir leben, formen und gestalten: Plastik ist ein evolutionärer Prozeß, jeder Mensch ein Künstler. [28]“
Beuys formulierte die Sätze: „Jeder Mensch ist ein Künstler“ und „Kunst = Kapital“, als kontrapunktierender Kommentar zu Karl Marx. Zusammenfassend könnte man seine Aussage vereinfachen: „Kunst ist für alle da“. Beuys Kunstverständnis- und Begriff entfachte bis heute die Frage: „Wo fängt Kunst an und wo hört sie auf?“ oder auch „Was ist die Kunst?“
Vereinfacht kann man sagen, dass Kunst das ist, was zu bestimmten Zeiten als solche verstanden wird. In seinem anthropologischen Ansatz erklärte Beuys jeden Menschen zum Künstler, sodass jeder für das ganze verantwortlich ist.
Joseph Beuys trug die Lehren Steiners, speziell die Lehre von der Sozialen Dreigliederung, immer wieder durch Vorträge in die Öffentlichkeit. So zum Beispiel während seiner Ausstellung Ciclo sull'opera di Joseph Beuys 1946-1971 in der Galerie Lucio Amelio, Neapel, im Jahr 1971. Eröffnet wurde die Ausstellung mit der „Politischen Aktion: Freier, Demokratischer Sozialismus: Organisation durch Volksabstimmung“. Beuys informierte über Ziele und praktische Tätigkeiten des Düsseldorfer Organisationsbüros (Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung) und legte die Grundbegriffe der direkten Demokratie und eben die „Dreigliederung des sozialen Organismus“ im Anschluss an Rudolf Steiner dar.
Auch wurde die Aussage „Jeder Mensch ein Künstler“ häufig missverstandenen und belächelt: Der Satz verneinte aber gar nicht unbedingt spezielle Begabungen etwa in der Malerei und stellte auch keine Anweisung an Jedermann dar, nun doch auch im klassischen Sinn künstlerisch tätig zu werden. Er meinte vielmehr, dass beispielsweise die Gesellschaft, die Demokratie auch als Kunstwerk betrachtet werden kann, zu dessen Gelingen vor allem individuelle Spiritualität, Offenheit, Kreativität und Phantasie notwendig sind; Einstellungen also, die eigentlich eher der Künstler gegenüber seinen Sujets hegt. Diese Eigenschaften und Fähigkeiten sprach er dann jedem Mensch zu. Er wendete sich damit auch gegen eine formalisierte, erstarrende Rollenverteilung in einer spezialisierten Gesellschaft, die der Kunst nur eine Nische zuweisen will.
Zusammenfassung
Das Werk von Joseph Beuys beschäftigt sich kontinuierlich mit der Thematik der Therapie, der Heilung und Genesung. Hierbei bezieht er sich und die Gesellschaft in sein Werk ein.
Er spielte in seinen Arbeiten, die oftmals herausfordernd oder provozierend angelegt waren, sowohl mit der Ästhetik, als auch mit für die damalige Zeit ungewöhnlichen Mittel der Kunst, wie dem Werkstoff Fett; dieser reflektiert sein Konzept einer fließenden Energie. Energie endet letztlich in Wärme (symbolisiert durch Filz und Fett) und kann in keine andere Energieform zurückverwandelt werden. Das Spätwerk des von Krankheit gezeichneten Beuys beschäftigte sich zunehmend mit dieser Thematik, wurde düsterer und symbolisierte damit wahrscheinlich seinen eigenen schwindenden „Energiezustand“ .
Einflüsse und Inspirationen
In Kindheit und Jugend hatten die Klever Anacharsis Cloots und insbesondere Moritz von Nassau eine prägenden Einfluss auf den jungen Beuys. Der niederländische Feldmarschall von Nassau verwandelte die Stadt Kleve um die Mitte des 17. Jahrhunderts in eine europaweit berühmte Gartenstadt, die aus einem breiten Netz von Alleen bestand.
„Ich kann sagen, dass mich der ‚Eiserne Mann‘ mein ganzes Leben beschäftigt hat, seine Topographie hat mich außerordentlich stark berührt und wahrscheinlich zur Bildhauerei gebracht. [29]“
Beuys war sehr der Natur verbunden, was sich in bildnerischen Werk, zum Beispiel in seinen zahlreichen Tierstudien oder in dem „erdigen” seiner braun übermalten Bilder widerspiegeln. Anfangs arbeite der Bildhauer Beuys viel mit Holz und auch sein späteres Werk besteht größtenteils aus „elementaren” Materialien wie Blei, Kupfer, Schwefel, Jod.
Leonardo da Vinci war für Beuys eine Schlüsselfigur in der Geschichte der abendländischen Bewusstseinsentwicklung. Denn einerseits hatte Leonardo noch den spirituellen Hintergrund präsent, andererseits stand er an der Schwelle des neuzeitlichen Materialismus. Er war, so Beuys, „einer der allerersten Menschen, die die technologische Entwicklung eingeleitet haben, also eine analythische Methodik besaßen.“ [30] Die Synthese von Mythos und Logos, von Kunst und Wissenschaft war ein Grund von Beuys' Identifizierung mit Leonardo. Entsprechend sah er sich selbst als den Künstler, welcher nun die Wissenschaft und die Intuition im Kunstwerk der Zukunft, der „Sozialen Plastik“ vereinen würde. Er verstand sich als Nachfahre von Leonardo, gleichzeitig aber auch als seine Gegenfigur. Niedergeschlagen hatte sich sein Interesse an Leonardo in seinen Zeichnungen zu dem 1965 wiederentdeckten Kodex, den „Codices Madrid“, von Leonardo. [31] Beuys verstand diese Zeichnungen nicht als künstlerische Interpretationen, sondern stellte sich vor, wie Leonardo da Vinci heute arbeiten würde.
Ein wesentlicher Aspekt der Inspirationen mag auch das Universalgenie Goethe für ihn gewesen sein. Wie auch Leonardo da Vinci fusionierte er sämtliche Bereiche des Daseins in seinem Werk bis hin zur Medizin und Anatomie. Beuys studierte während und nach seinem Studium intensiv dessen Werke und Schriften und begeisterte sich ebenso stets für Menschen die sich mit allem und jedem beschäftigten, beispielsweise für das Alchemistische und zugleich Abgründige eines Johann Faust, die Naturwissenschaften, die Himmel und Hölle mit Kunst und Philosophie verbanden.
An einem Punkt gelangte Beuys schliesslich zur Lehre Rudolf Steiners. Steiner, der seinerzeit Archivar des Goethe- und Schiller-Archivs in Weimar war, sollte beträchtlichen Einfluss auf das Beuysche Werk haben. In der Konstellation „Leonardo da Vinci - Goethe - Steiner” fand der Künstler seine eigene Dreigliederung des sozialen Organismus wie sie in dem Hauptwerk Steiners formuliert wurde und hatte einen konzeptionellen Ansatz zur Gestaltung seiner sozialen Plastik. [32].
Ebenso wie bei Steiner stand später auch für Beuys die Lehrtätigkeit und das Vermitteln von sozialen Zusammenhängen, im Vordergrund.
Beuys und die Kunstakademie
Als Beuys 1961 als Lehrer für Monumentale Bildhauerei an die Kunstakademie Düsseldorf berufen wurde, war ihm klar, dass er einen anthropologisch umfassenden Kunstbegriff für alle Menschen entwickeln wollte. Er versuchte die Struktur des Bildungs-, Rechts- und Wirtschaftsbegriffs mit Hilfe des “erweiteren Kunstbegriffs” zu ändern. Diese Erweiterung war sein Ziel und er trug dieses auch durch seine Lehrtätigkeit in die Akademie.
Beuys als Professor
Er arbeitete fast jeden Tag in der Akademie, auch samstags und in den Semesterferien, damit er intensive Diskussionen, die sogenannten Ringgespräche, mit seinen Studenten führen konnte. So lockerte er das Verhältnis zwischen ihm als Lehrer und seinen Studenten auf. Er mischte sich bei Ausstellungen in der Akademie, den sogenannten Rundgängen, unter die Studenten, denn er war der Meinung, dass ein Lehrer auch Student sein sollte. Dieses Verhältnis beeindruckte die Studenten tief, aber das führte unter anderem auch den Konflikt mit der Akademie herbei. Er war der Meinung, dass jeder, der den Wunsch hat Kunst zu studieren, dies auch tun kann und nicht durch Zulassungsverfahren wie ein Mapppenverfahren oder eines Numerus clausus daran gehindert werden sollte. Seinen Kollegen teilte er mit, dass er alle Bewerber um einen Studienplatz, die sie im sogenannten Mappenverfahren ablehnten, in seine Klasse aufnehmen werde, weil die Beurteilung auf andere Weise ermittelt werden müsse. Mitte Juli 1971 blieben 142 Leute von 232 Bewerbern für ein Lehramt auf der Strecke.
Am 5. August 1971 verlas Beuys vor der Presse einen öffentlichen Brief, den er am 2. August an den Akademiedirektor schickte. Alle 142 abgewiesenen Studenten wurden von Beuys in seine Klasse aufgenommen und er hatte deshalb im folgenden Semester etwa 400 Studenten. Am 6. August erläuterte das Wissenschaftsministerium der Presse, dass das Ministerium die Zulassung nicht genehmige und ein Studium an einer anderen Akademie anbiete. Aber Beuys stellte sich damit nicht zufrieden, da er ja die Grundlage der Studiumsbedingungen verbessern wollte.
Am 15. Oktober 1971 besetzte er mit einer Gruppe Studenten das Sekretariat, von denen 17 der 142 abgewiesenen Bewerber teilnahmen, damit sie die Studienbücher erhalten könnten. Mit einem Gespäch mit dem Wissenschaftsminister hatte er den Erfolg, dass die Kunstakademie die 17 Bewerber mit der Empfehlung des Wissenschaftsministeriums aufnahm. Mit Datum vom 21. Oktober teilte der Wissenschaftsminister Beuys schriftlich mit, dass er solche Situationen nicht mehr dulden würde, aber Beuys nahm die Warnung nicht ernst.
Die Entlassung
„Joseph Beuys war ein Außenseiter, der die Regeln der Akademie nicht akzeptierte und sich in von den Kollegen der Akademie abgegrenzte” so der Wortlaut von Hubertus Neuerburg von der Kunstakademie Düsseldorf. [33]
Im Februar 1972 fand an der Kunstakademie eine Beratung über ein neues Zulassungsverfahren statt, an der auch Beuys teilnahm. Die Zahl, die eine Klasse aufnehmen kann, war begrenzt auf 30 Studenten. Im Sommer wurden 227 Studienbewerber aufgenommen, 125 abgewiesen. 1052 Studenten waren an der Düsseldorfer Kunstkademie immatrikuliert, davon waren 268 in der Klasse Beuys.
Nachdem Beuys mit abgewiesenen Studenten 1972 erneut das Sekretariat der Kunstakademie Düsseldorf besetzt hatte, wie schon 1971 mit 17 Studenten erfolgreich praktiziert, sprach der damalige Minister für Wissenschaft und Forschung, Johannes Rau, die fristlose Kündigung aus. [34] Beuys musste zusammen mit seinen Studenten und von Polizisten begleitet die Akademie verlassen. Johannes Rau gab am 11. Oktober 1972 eine Pressekonferenz zum Fall Beuys und nannte die Entlassung „das letzte Glied in einer Kette ständiger Konfrontationen“. Im Anschluss erklärten sich viele Künstlerkollegen (u. a. Heinrich Böll, David Hockney, Günther Uecker u. v. a.) mit Beuys solidarisch und forderten in einem Offenen Brief die Wiedereinsetzung eines der bedeutendsten Künstlers der deutschen Nachkriegszeit. Beuys indes akzeptierte die Entlassung nicht und leitete mit einer Klage gegen das Land Nordrhein-Westfalen rechtliche Schritte ein.
Nach einem jahrelangem Rechtsstreit wurde die Entlassung 1978 vor dem Bundesarbeitsgericht in Kassel letztlich für ungültig erklärt und es kam zu einem Vergleich: Beuys konnte sein Atelier in der Akademie behalten und den Professorentitel weiterführen, dafür akzeptierte er die Auflösung des Arbeitsverhältnisses.
Beuys und die Politik
Beuys gestalterisches Handeln bezog sich auf den freien Menschen und den Menschen als Natur- und Gesellschaftswesen; es war politisch gerichtet, aber in gewisser Weise auch anarchisch. Am 22. Juni 1967, wenige Tage nach dem Tod des Studenten Benno Ohnesorg, gründete Beuys die Deutsche Studentenpartei.
Das wesentliche Anliegen dieser Partei war die Erziehung aller Menschen zur geistigen Mündigkeit. Sie wurde vor allem angesichts der akuten Bedrohung durch den Materialismus, der ideenlosen Politik und der damit verbundenen Stagnation gefordert. Die „Studentenpartei“ hatte sich zum Grundgesetz in seiner „reinen Form“ bekannt. Ziele waren, absolute Waffenlosigkeit, ein geeinigtes Europa, die Selbstverwaltung autonomer Glieder wie Recht, Kultur, Wirtschaft, Erarbeitung neuer Gesichtspunkte zur Erziehung, Lehre, Forschung, die Auflösung der Abhängigkeit von Ost und West. Am 23. Juni 1967 fand eine „öffentliche Erläuterung“ der DSP durch Joseph Beuys mit etwa 200 Studenten, Journalisten und den ASTA-Vorsitzenden auf der Akademiewiese statt. Am 24. Juni 1967 trug sich die „Deutsche Studentenpartei“ in das Vereinsregister ein. Am 17. November 1967 fand die notarielle Unterzeichnung des Gründungsprotokolls und der Statuten der „Deutschen Studentenpartei“ durch Joseph Beuys (1. Vorsitzender), Johannes Stüttgen (2. Vorsitzender) und Bazon Brock (3. Vorsitzender) statt.
Um die Beschränkung auf Studenten aufzulösen, benannte Beuys am 2. März 1970 die Deutsche Studentenpartei um in „Organisation der Nichtwähler, Freie Volksabstimmung.“ Die Ziele waren: Ausweitung der politischen Aktivitäten auf alle Gesellschaftsgruppen; die Bewusstseins- und Handlungsstrukturen der Gesellschaft zu analysieren. Durch die gewonnenen Erkenntnisse sollten die Menschen im Sinne der „plastischen Theorie“ in einen pädagogischen Prozess für zentrale individuelle und gesellschaftliche Veränderungsmöglichkeiten gewonnen werden.

Zur Documenta 5 vom 30. Juni bis 8. Oktober 1972 war Beuys mit seinem Informationsbüro Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung vertreten und dies täglich für die Dauer der Documenta, also 100 Tage. Er diskutierte mit den Besuchern über die Idee der direkten Demokratie durch Volksabstimmung und ihre Möglichkeiten der Verwirklichung. Auf dem Schreibtisch des Informationsbüros stand stets eine langstielige rote Rose. Anhand der Rose erklärte Beuys den Besuchern das Verhältnis von Evolution und Revolution, was für ihn bedeutete, dass die Rose ein Bild eines evolutionären Prozesses zum revolutionären Ziel sei, denn die Blüte der Rose ist eine Revolution in Bezug auf ihre Entstehung: „Diese Blüte kommt nicht ruckartig zustande, sondern nur aufgrund eines organischen Wachstumsvorganges, der so angelegt ist, daß die Blüten keimhaft veranlagt sind in den grünen Blättern und aus diesen ausgebildet werden … So ist die Blüte in bezug auf die Blätter und den Stil eine Revolution, obwohl sie in der organischen Umwandlung gewachsen ist, die Rose wird als Blüte nur möglich durch diese organische Evolution.“[35] In den Programmschriften zur „Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung“ stellte Beuys sein demokratisches Ordnungssystem von Geistesleben, Rechtsleben und Wirtschaftsleben in Anlehnung an die „Dreigliederungsidee“ von Rudolf Steiner und die Ideale der Französischen Revolution auf.
Die Grünen
1976 wurde Joseph Beuys Spitzenkandidat der Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher (AUD) bei den Bundestagswahlen in NRW und erhielt in seinem Wahlkreis Düsseldorf-Oberkassel 600 Stimmen (3 %). 1980 ging die AUD in der neu gegründeten Partei Die Grünen auf.
Im Jahr 1979 kandidierte Beuys für das Europaparlament als Direktkandidat für „Die Grünen“ und 1980 für „Die Grünen“ im Landtag von Nordrhein-Westfalen, doch konnte er seine eigenen politischen Vorstellungen bei den Grünen nicht durchsetzen. In dieser Zeit gestaltete er Plakate und machte Kampagne für die grüne Partei.
Beuys sagte hierzu: „Ich trete für die Grünen ein, denn es ist klar geworden, daß alles, was wir in unser Leben einbeziehen, sinnlos wird, wenn das Leben selbst bedroht ist [...] Ich arbeite für die Grünen, denn sie sind mehr als das schlechte Gewissen der Parteien, und ich kandidiere für sie, denn nur die Grünen in aller Welt wollen mit ihren schöpferischen Kräften eine wirkliche Neugestaltung unseres Lebens bewirken. Darum ist die Stimme, die Sie den Grünen geben, eine Stimme, die Sie sich selbst für eine bessere Welt geben [...]” [36]
Im Laufe seiner Arbeit hatte Beuys eine Reihe von politischen Organisationen begründet, wovon die „Freie Internationale Universität“ (F.I.U.), entstanden anlässlich der documenta 6, auch nach seinem Tod aktiv betrieben wurde, u.a. in der Düsseldorfer Kunstakademie. 1982, während der Endphase des internationalen Wettrüstens, trat Beuys mit der Gruppe BAP, eine der bekanntesten deutschsprachigen Rockbands, als Politsänger mit dem Lied Sonne statt Reagan auf. [37]
Sammlungen
Im Kreis Kleve, wo er 1967 für einige Monate auf dem Bauernhof seiner Freunde, der Brüder van der Grinten gelebt und gearbeitet hatte, befindet sich heute eine der größten Sammlungen seiner Arbeiten. Es ist das Museum Schloss Moyland in der Gemeinde Bedburg-Hau, in welchem sich das Joseph Beuys Archiv des Landes Nordrhein-Westfalen (ein Institut der Kunstakademie Düsseldorf) befindet. Aber auch im heutigen Museum Kurhaus Kleve, dessen Räumlichkeiten Beuys von 1957 bis 1964 als Atelier genutzt hatte, finden sich viele seiner Werke. Eine umfangreiche Sammlung von Skizzen und Zeichnungen findet sich in der Sammlung des Verlegers Lothar Schirmer.[38] Ferner befinden sich große Werkkomplexe im Block Beuys in Darmstadt, im Kunstmuseum Bonn sowie in der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf, im Museum Ludwig in Köln, im Staedel, Frankfurt, im Hamburger Bahnhof in Berlin (hier ist auch das Joseph Beuys Medien-Archiv beheimatet); überdies in der Staatlichen Sammlung in Kassel, im Centre Pompidou in Paris, sowie im MoMA, New York in Chicago und Minneapolis, Tokio und weltweit in vielen weiteren Museen und Galerien.
Werke
Aktionen (Auswahl)
- 1963: FESTUM FLUXORUM FLUXUS - Musik und Antimusik - Das instrumentale Theater, Kunstakademie Düsseldorf, (2.-3.2.1963); Beuys vertreten mit: Fluxus Sibirische Symphonie 1. Satz, (2.02); Komposition für 2 Musikanten, (3.2.)
- 1964: DER CHEF THE CHIEF Fluxus Gesang / Wolf Vostell: Busstop, Billed Huggersalen Charlottenburg, Kopenhagen, (30.8.)
- 1965: wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt, Galerie Schmela, Düsseldorf (26.11.)
- 1965: 24 Stunden, Joseph Beuys: und in uns … unter uns … landunter, weitere Beteiligte Künstler sind Bazon Brock, Charlotte Moorman, Nam June Paik, Eckart Rahn, Tomas Schmit und Wolf Vostell; Galerie Parnass, Wuppertal (5.6.)
- 1967: EURASIENSTAB 82 min fluxorum organum, Musik: Henning Christiansen, Galerie Nächst St. Stephan, Wien, (2.7.)
- 1968: Eurasienstab 82min fluxorum organum, zusammen mit Henning Christiansen, Antwerpen (9.2.)
- 1970-1971: Celtic / Celtic+~, Edinburgh und Zivilschutzräume beim Stadion St. Jakob, Basel, zusammen mit Henning Christansen
- 1974: I like America and America likes Me, René Block Gallery, New York City, (23.–25.5.)
Siehe auch: Liste der Kunstaktionen von Joseph Beuys.
Environments und Installationen (Auswahl)
- 1961−1967: BARRAQUE D'DULL ODDE - Kaiser Wilhelm Museum, Krefeld
- 1961−1976: Straßenbahnhaltestelle/ Tram Stop - Deutscher Pavillon, 37. Biennale Venedig, 1976
- 1962−1963: Kreuzigung - Staatsgalerie Stuttgart
- 1970: Block Beuys - Hessisches Landesmuseum Darmstadt
- 1971: Voglio vedere i miei montagne - Stedelijk van Abbe Museum, Eindhoven
- 1974−1975: Zeige Deine Wunde - Städtische Galerie im Lenbachhaus, München, 1980
- 1970−1977: DAS KAPITAL RAUM 1970−1977 - 39. Biennale Venedig, 1980
- 1974−1977: RICHTKRÄFTE - Hamburger Bahnhof, Berlin
- 1977: Honigpumpe am Arbeitsplatz - auf der Documenta 6 in Kassel
- 1978: Feuerstätte II - Kunstmuseum Basel
- 1982: 7000 Eichen - Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung (Kassel)
- 1982-1983: Das Ende des 20. Jahrhunderts
- 1983: Schmerzraum - Galerie Konrad Fischer, Düsseldorf
- 1985: Plight, 1958-1985 - Anthony d'Offay Gallery, London, Oktober-November 1985; heute Sammlung Centre Pompidou, Paris
- 1958−1985: Blitzschlag mit Lichtschein auf Hirsch, - Museum für Moderne Kunst (MMK), Frankfurt
- 1985: Palazzo Regale - Kunstsammlung NRW, Düsseldorf, Erstinstallation im Schloss Capodimonte in Neapel, Dezember 1985
Skulpturen und Objekte (Auswahl)
- 1945−1951: Torso; Gips, Eisen, Gaze, Blei, Ölfarbe auf Bildhauermodellierfuß
- 1952: Brunnen; Edelstahl, 50 m Gummischlauch
- 1954−1958: Grauballemann; Kupfer, Eisen, Asphalt - Block Beuys, Hessisches Landesmuseum Darmstadt
- 1954−1959: Sybilla; Bronze - Block Beuys, Hessisches Landesmuseum Darmstadt
- 1961: Die Hörner; Hörner eines afrikanischen Nashorns, Kunststoffschläuche, rostrot bemalt - Privatsammlung
- 1963: Der Unbesiegbare; Sperrholzplatte, Knetmasse, Bleisoldat - Block Beuys, Hessisches Landesmuseum Darmstadt
- 1964: Stuhl mit Fett; Holzstuhl, Fett, Wachs, Metalldraht - Block Beuys, Hessisches Landesmuseum Darmstadt
- 1965: Schneefall; Holz, Filz - Block Beuys, Hessisches Landesmuseum Darmstadt
- 1966: Infiltration Homogen für Konzertflügel, Piano, Filz - Centre Georges Pompidou, Paris
- 1969: PLASTISCHER FUSS - ELASTISCHER FUSS
- 1969: The pack (das Rudel); Volkswagenbus mit 24 bepackte Schlitten; Filzrolle, Fett und Taschenlampe - Kassel, Neue Galerie
- 1977: Unschlitt/ Tallow, Talg - Hamburger Bahnhof, Berlin
- 1982: Fettecke; Fett - Kunstakademie Düsseldorf
Siehe auch: Liste der Skulpturen und Objekte von Joseph Beuys.
Multiples (Auswahl)
- 1970: Filzanzug; Filz, Hrsg. Galerie René Block Berlin
- 1971−1972: ich kenne kein Weekend; Maggiflasche und Buch: Kritik der reinen Vernunft von Immanuel Kant:, montiert in Kofferdeckel, Hrsg. Galerie René Block Berlin
- 1972: Objekt zum Schmieren und Drehen; Blechdose, Schmierfett, Schrauenzieher, Ölfarbe (Braunkreuz), Hrsg. Museumsverein Mönchengladbach
- 1973: Rose für direkte Demokratie; Messzylinder aus Glas, mit Schriftzug, Hrsg. Edition Staeck, Heidelberg
- 1973: Enterprise 18.11.72, 18:5:16 Uhr; Zinkkiste mit Deckel, Photographie, Photoapparat, Filz, Hrsg. Edition Hundertmark, Berlin
- 1974: Noiseless Blackboard Eraser; Tafelreiniger aus Filz, gestempelt, Hrsg. Ronald Feldman Fine Arts, New York
Siehe auch: Liste der Multiples von Joseph Beuys.
Schriften
- Ein kurzes erstes Bild von dem konkreten Wirkungsfelde der Sozialen Kunst, ISBN 3928780158
- Sprechen über Deutschland, ISBN 392878014X
- Joseph Beuys in America: Energy Plan for the Western Man, ISBN 156858007X
- Mein Dank an Lehmbruck. Eine Rede, ISBN 3829602251
Auszeichnungen und Ehrungen
- 1976: Doctor of Fine Arts honoris causa, Nova Scotia College of Art and Design, Halifax, Kanada
- 1976: Lichtwark-Preis der Stadt Hamburg
- 1977: Thorn-Prikker-Ehrenplakette der Stadt Krefeld
- 1978: Mitglied der Akademie der Künste, Abteilung Bildende Kunst, Berlin
- 1979: Kaiserring der Stadt Goslar (siehe Goslarer Kaiserring)
- 1980: Ausländisches Ehrenmitglied der Königlichen Akademie der Freien Künste, Stockholm
- 1986: Wilhelm Lehmbruck-Preis der Stadt Duisburg
Retrospektiven
- 1979: Solomon R. Guggenheim-Museum, New York, USA
- 2005: Tate Modern in London, Großbritannien
Kunstkompass
Der Kunstkompass ist ein seit 1970 jährlich ermittelter Überblick der weltweit gefragtesten Künstler der Gegenwart. Gemessen und bewertet werden Einzelausstellungen in internationalen bedeutenden Museen, die Teilnahme an mehr als 120 wichtigen Gruppenausstellungen und Rezensionen in internationalen Kunstmagazinen.
Jahr | Rang 1 | Rang 2 | Rang 3 | Rang 4 | Rang 5 |
---|---|---|---|---|---|
1973 | Robert Rauschenberg | Jasper Johns | Claes Oldenburg | Joseph Beuys | Yves Klein |
1974 | Robert Rauschenberg | Claes Oldenburg | Jasper Johns | Jean Tinguely | Joseph Beuys |
1975 | Robert Rauschenberg | Claes Oldenburg | Andy Warhol | Jasper Johns | Joseph Beuys |
1976 | Robert Rauschenberg | Andy Warhol | Claes Oldenburg | Jasper Johns | Joseph Beuys |
1977 | Robert Rauschenberg | Joseph Beuys | Claes Oldenburg | Andy Warhol | Jasper Johns |
1978 | Robert Rauschenberg | Joseph Beuys | Andy Warhol | Jasper Johns | Claes Oldenburg |
1979 | Joseph Beuys | Robert Rauschenberg | Andy Warhol | Jasper Johns | Claes Oldenburg |
1981 | Joseph Beuys | Robert Rauschenberg | Andy Warhol | Jasper Johns | Claes Oldenburg |
Ausstellungen (Auswahl)
- 1964: documenta 3, Kassel
- 1968: documenta 4, Kassel
- 1972: Eröffnung der Ausstellung Arena - dove sarei arrivato se fossi stato intelligente, Galleria Attico, Rom, 30. Oktober
- 1972: documenta 5, Kassel
- 1976: Biennale Venedig, Italien, Straßenbahnhaltestelle/Tram Stop, 1961-1976
- 1977: documenta 6, Kassel
- 1979: Guggenheim-Museum, New York, USA, Retrospektive
- 1979: Internationale Biennale São Paulo XV; mit der Plastik ‚Fond V‘. Brasilien
- 1982: documenta 7, Kassel
- 1984: Seibu Museum of Modern Art, Tokio, Japan
- 2006: Kunstpalast, Düsseldorf; Kunstmuseum Bonn; Museum Hamburger Bahnhof, Berlin, sowie zahlreiche Ausstellungsobjekte, Bilder und Graphiken in internationalen Museen wie der Pinakothek der Moderne in München, dem Centre Pompidou, den Guggenheim Museen und vielen anderen.
Wegbegleiter, Mitstreiter und Studenten
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siehe auch
Literatur
- Götz Adriani, Winfried Konnertz und Karin Thomas: Joseph Beuys: Leben und Werk; Köln, Dumont (1981) ISBN 3-7701-1302-0
- André Müller, "Interviews", Hoffmann und Campe, 1982
- Harlan/Rappmann/Schata: Soziale Plastik. Materialien zu Joseph Beuys; Achberger Verlag (1984) ISBN 3-88103-012-3
- Volker Harlan: Was ist Kunst? Werkstattgespräch mit Joseph Beuys (1986); Urachhaus ISBN 3-87838-482-3
- Franz-Joachim Verspohl: Plastik = Alles: Zu den 4 Büchern aus: „Projekt Westmensch“ von Joseph Beuys, Edition Shellmann, München/ New York 1992; ISBN 3-921629-41-1
- Johannes Stüttgen: Zeitstau. Im Kraftfeld des erweiterten Kunstbegriffs von Joseph Beuys; FIU-Verlag (1998) ISBN 3-928780-22-0
- Heiner Stachelhaus: Joseph Beuys; Heyne (1993) ISBN 3-453-03399-X
- Götz Adriani, Winfried Konnertz und Karin Thomas: Joseph Beuys; Köln, Dumont (1994) ISBN 3-7701-3321-8
- Joseph Beuys. Kunsthaus Zürich, 26. November 1993 bis 20. Februar 1994, Zürich 1993, kein ISBN
- Clara Bodenmann-Ritter: Joseph Beuys - Jeder Mensch ein Künstler. Gespräche auf der documenta 5/1972; Ullstein TB, ISBN 3-548-34450-X
- Jean Fuchs: Der grüne Verrat - Niedergang einer Vision; Die Blaue Eule, Essen (2005) ISBN 3-89924-115-0.
- Joseph Beuys: Eurasienstab. Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof Berlin; Steidl (2005) - (mit DVD) ISBN 3-8652-194-1
Weblinks
Museen zu Joseph Beuys
- Museum Schloss Moyland - Joseph Beuys Archiv
- Museum Kurhaus Kleve
- Kunstmuseum Basel
- Werkkomplex von Joseph Beuys im Darmstädter Landesmuseum
- Tate Modern Joseph Beuys Retrospektive
- Joseph Beuys in der Guggenheim Collection
- Walker Art Sammlung, Joseph Beuys Multiples
- Photographien der Sammlung Art Gallery New South Wales
- Museum of Fine Arts Boston
Aktuelle Ausstellungen
- Aktuelle und vergangene Ausstellungen, Sammlungen und Galerien (weltweit)
- Aktuelle Ausstellungen (weltweit)
- Deutsche Guggenheim Berlin (Deutschland)
Weiterführende Informationen
- FIU-Webseite zum Weiterwirken des Beuysimpulses: Schriften/Medien/Veranstaltungen
- Umfangreiche Webseite der Uni Stuttgart
- Informationsdienst zu Joseph Beuys
Bilder, Video- und Audio-Aufnahmen
- Photographien von Beuys in Aktion (Unterwasserbuch, Filz TV, Klasse)
- Videodokumentation - „Healing the Western Mind“ über die Aktion „I like America and America likes me“
Quellen
- ↑ Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: Joseph Beuys, Köln 1994 (Dumont), S. 12
- ↑ Anacharsis Cloots: Der Redner des Menschengeschlechts, Boss-Verlag, 1988, S. 7
- ↑ Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: Joseph Beuys, Köln 1994 (Dumont), S. 22
- ↑ Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: Joseph Beuys, Köln 1994 (Dumont), S. 22
- ↑ Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: Joseph Beuys, Köln 1994 (Dumont), S. 22
- ↑ Heiner Stachelhaus Joseph Beuys; Seite 69
- ↑ http://www.stimmen-der-zeit.de/StdZ_04_05_Mennekes.pdf#search=%22Fritz%20Niehaus%22
- ↑ Franz-Joachim Verspohl: Plastik = Alles: Zu den 4 Büchern aus: „Projekt Westmensch“ von Joseph Beuys, Edition Shellmann, München/ New York 1992, S. 3
- ↑ Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: Joseph Beuys; Köln 1994 (Dumont), S. 53
- ↑ Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: Joseph Beuys, Köln 1994 (Dumont), S. 61
- ↑ Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: Joseph Beuys, Köln 1994 (Dumont), S. 108
- ↑ http://www.medienkunstnetz.de/werke/landesdelegiertenkonferenz-der-grunen/ Joseph Beuys »Landesdelegiertenkonferenz der Grünen«
- ↑ http://www.medienkunstnetz.de/werke/wahlplakat-fur-die-grunen/ Joseph Beuys »Wahlplakat für die Grünen«
- ↑ http://www.snm-hgkz.ch/~yvonne/seminare/SS_Seminare2005/HS_Exploration/beuys12.htm
- ↑ Pinakothek der Moderne, München
- ↑ http://www.wdr.de/themen/kultur/bildende_kunst/beuys_20ter_todestag_2006/index.jhtml?rubrikenstyle=kultur WDR, 20.1.2006
- ↑ Heiner Stachelhaus: Joseph Beuys, Seite 222
- ↑ Hermann Schreiber: Lebensläufe, Frankfurt a.M./ Berlin/ Wien 1982, S. 116f
- ↑ Horst Schwebel im Gespräch mit Joseph Beuys
- ↑ http://members.chello.nl/j.seegers1/doc_fluxus/doc_maciunas-01.html Briefe von Maciunas an Joseph Beuys
- ↑ 3sat Kulturzeit
- ↑ Das unmögliche Museum
- ↑ Heiner Stachelhaus: Joseph Beuys, Seiten 91-92
- ↑ Hugh Honour, John Fleming: Weltgeschichte der Kunst, Seiten 629–631, Prestel Verlag München
- ↑ Joseph Beuys: Die Multiples. Werkverzeichnis der Auflagenobjekte und Druckgraphik, S. 29
- ↑ Jörg Schnellmann, Bernd Klüster Fragen an Joseph Beuys, Dezember 1970
- ↑ Joseph Beuys. Leben und Werk. von Götz Adriani S.42
- ↑ Beuys 1979, zitiert in HARLAN 1992, S. 13
- ↑ Sie ist wieder da! - Museum Kurhaus Kleve präsentiert dauerhaft die "Straßenbahnhaltestelle" von Joseph Beuys / NRZ vom 23.11.2001 [1]
- ↑ Gespräch mit Martin Kunz, in Kat. Luzern 1979, unpaginiert
- ↑ Joseph Beuys. Zeichnungen. Zu den beiden 1965 wiederentdeckten Skizzenbücher „Codices Madrid“ von Leonardo da Vinci, manus presse, Stuttgart 1975
- ↑ Heiner Stachelhaus Joseph Beuys, Seiten 43 - 53
- ↑ WDR Kultur
- ↑ http://www.kunstschloss-wrodow.de/html/kuenstler_beuys.htm Rede von Johannes Rau über Beuys im Kunstschloss Wrodow
- ↑ Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: Joseph Beuys, Köln 1994 (Dumont), S. 127f.
- ↑ http://www.medienkunstnetz.de/werke/wahlplakat-fur-die-grunen/ Medien Kunst Netz
- ↑ Sonne statt Reagan Video (Quicktime)
- ↑ Schirmer/Mosel: „Von Beuys bis Cindy Sherman, Sammlung Lothar Schirmer“
Personendaten | |
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NAME | Beuys, Joseph |
KURZBESCHREIBUNG | Bedeutender deutscher Künstler |
GEBURTSDATUM | 12. Mai 1921 |
GEBURTSORT | Krefeld |
STERBEDATUM | 23. Januar 1986 |
STERBEORT | Düsseldorf |