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Belle Époque

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Die Bar des Maxim's. Gemälde von Pierre-Victor Galland (um 1890)
Une soirée élégante (1890) par Victor-Gabriel Gilbert.
Pierre-Auguste Renoir, Le Moulin de la Galette (1876)

Belle Époque [bɛleˈpɔk] (frz. für „schöne Epoche“) ist ein nostalgisches, retrospektives Chrononym[1][2] für eine von sozialen, wirtschaftlichen, technologischen und politischen Umbrüchen und Fortschritten geprägte Periode von etwa drei Jahrzehnten. Sie umfasst die 1880er, 1890er und 1900er Jahre um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert und wird hauptsächlich als eine lebensfrohe durch Frieden, wirtschaftlichem Wachstum und Wohlstand gekennzeichnete Kulturepoche in Europa, insbesondere in Frankreich, dargestellt und interpretiert.[3] In England entspricht diese Periode dem späten Viktorianischen Zeitalter und der Edwardianischen Epoche, in Deutschland der Gründerzeit und dem Wilhelminismus, in den USA dem Gilded Age. Für die Zeit vor der Jahrhundertwende wird der Begriff Fin de Siècle („Jahrhundertende“) verwendet. Diese zeitgenössischen Epochenzuschreibungen kennzeichnen einen Zeitraum, der mehr in seiner Ambivalenz und Widersprüchlichkeit als in seiner Ganzheitlichkeit begriffen werden kann.[4]

August Wilhelm Dieffenbacher: An der alten Ölfabrik Mannheim Lindenhof. Öl auf Leinwand (1897)

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Jahr 1914 gilt allgemein als das Ende der Belle Époque.[5][6][7]

Begriff "Belle Époque"

Der zeitlich und räumlich zunächst unbestimmte Begriff der "schönen Zeit" ist das Muster eines retrospektiven Epochenbegriffs – im Nachhinein erschaffen, um "die Welt, die wir verloren haben" zu betrauern. Der Begriff schöpft aus verschiedenen Quellen imaginärer Referenzen und besitzt eine enorme Plastizität.[8] Er wurde in Frankreich und anderswo seit den 1930er Jahren in unterschiedlichen Kontexten vage auf das extravagante mondäne Leben von tonangebenden Pariser Schichten und die Blütezeit von Kunst und Kultur in den Jahren vor dem Beginn des Ersten Weltkriegs angewandt. Trotz der nach wie vor bestehenden großen Ungleichheiten imaginierte man (Belle Époque imaginaire)[9], so Dominique Kalifa, dass die Armut zurückging, die Sitten weicher wurden, Wohlstand und Konsum stiegen und damit auch die Lebensfreude (Joie de vivre). Niemand war zwar so naiv zu glauben, dass diese Welt die Gesellschaft als Ganzes verkörperte, aber man wollte glauben, dass das Bild dieser Gesellschaft den Ton angab. Die Freizeit- und Unterhaltungsindustrie entwickelte sich rasant. Die Belle Époque galt als "Fest des Lebens".[10]

Historischer Kontext

Der französische Schriftsteller Charles Péguy notierte in seinem 1913 erschienenen Essay L'Argent (Das Geld):[11]

„Le monde a moins changé depuis Jésus-Christ qu’il n’a changé de puis trente ans.“

Charles Péguy: L'Argent, 1913

Dass sich die Welt in den vorangegangenen Jahrhunderten seit Jesus Christus weniger verändert habe als in den drei Jahrzehnten vor 1913 war ein weit verbreitetes Lebensgefühl in Europa Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Die Beschleunigung und Anhäufung von sozialen, wirtschaftlichen, politischen, technologischen, wissenschaftlichen und kulturellen Veränderungen, Umbrüchen und Innovationen in dieser Zeit war historisch beispiellos.

Politik

Deutsche Kaiserproklamation am 17. Januar 1871 im Spiegelsaal von Versailles

Auf den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 folgte eine ungewohnt lange Zeit des Friedens in Europa. Der Frieden ermöglichte einen nachhaltigen Aufschwung von Wirtschaft und Kultur in den europäischen Kernländern Vereinigtes Königreich, Frankreich, Belgien, Deutsches Reich, Italien und Österreich-Ungarn. In Österreich herrschte Kaiser Franz Joseph I. über einen Vielvölkerstaat, der jederzeit auseinanderzubrechen drohte. In Großbritannien wurde nach der 63-jährigen Herrschaft Queen Victorias, die 1901 starb, ein ganzes Zeitalter genannt. Im 1871 gegründeten Deutschen Kaiserreich herrschte nach dem Sieg im Deutsch-Französischen Krieg eine Epoche allgemeiner Aufbruchstimmung vor, die später als Gründerzeit beschrieben wurde.

Nach der Niederlage im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 zog sich der französische Kaiser Napoleon III. ins Exil nach England zurück. Die Niederlage hatte das Zweite Kaiserreich von Napoleon III. zum Einsturz gebracht und es den Radikalen der Pariser Kommune ermöglicht, die Macht zu übernehmen.

The Hötel de Ville nach der Kommune (1871)

In Paris kam es zu Gewalt und Chaos, während die französische Armee ihrerseits um die Rückeroberung der Stadt kämpfte. Mehrere bedeutende Gebäude wurden dabei in Brand gesetzt und teilweise oder vollständig zerstört, darunter der Tuilerienpalast und das Hôtel de Ville, das Pariser Rathaus. Im Juni 1871 wurde die Pariser Kommune gestürzt und die neue Regierung bemühte sich um die Wiederherstellung der Ordnung und den Wiederaufbau vieler Gebäude in der Stadt. Auf das Zweite Kaiserreich folgte in Frankreich die Dritte Republik. Außenpolitisch hatte es die neue französische Regierung zunächst schwer, da der Kanzler des Deutschen Reiches, Otto von Bismarck, bis 1890 mit seiner Bündnispolitik für eine außenpolitische Isolierung Frankreichs sorgte, das als einzige große Republik in Europa mit dem Misstrauen der monarchischen Mächte in Europa zu rechnen hatte.

Nationalismus unterschiedlicher Schärfe war ein verbindendes Element unter den verschiedenen politischen Strömungen in den europäischen Ländern zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Neue Strömungen kamen auf, die einen „völkischen“ Nationalismus propagierten. Minderheiten wie Juden oder Einwanderer aus dem Ausland sollten aus diesem Nationalverband ausgeschlossen bleiben.

Der Petersburger Blutsonntag führt zur Russischen Revolution 1905 und zur Einberufung der ersten Duma.

1906 tritt in Frankreich das am 8. Dezember 1905 verabschiedete Gesetz über die Trennung von Kirche und Staat in Kraft.

Österreich-Ungarn annektiert 1908 Bosnien und Herzegowina, was zur Bosnischen Annexionskrise führte.

Imperialismus und Kolonialismus

Die Jahrzehnte der Belle Époque waren auch das Zeitalter des Imperialismus und des Kolonialismus. Konservative wie Liberale und nicht wenige sozialistische Politiker verteidigten den Imperialismus und den Kolonialismus und hielten es für selbstverständlich, dass der „weiße Mann“ zur Herrschaft über die „farbige Welt“ berufen sei und eine solche Herrschaft auch ein Glück für die Kolonisierten darstelle, die auf diese Weise „zivilisiert“ würden.

Im Jahr 1900 kontrollierte Europa, in dem damals ein Viertel der Weltbevölkerung lebte, 62 Prozent der weltweiten Produktion. In China hingegen waren es sechs Prozent und in Indien weniger als zwei. Die europäischen Mächte setzten ihre wirtschaftliche Macht in militärische Stärke um und starteten eine Welle kolonialer Expansionen. Bis 1914 besetzten oder kontrollierten die Europäer über 80 Prozent der Landflächen der Erde. Die Staaten waren zu dieser Umwandlung in der Lage, weil die Industrielle Revolution die Schlüsselparameter der Macht verändert hatte, indem sie die Produktion von Kohle, Stahl und Öl zu entscheidenden Komponenten des militärischen Erfolgs er europäischen Mächte machte.

Aus den Kolonien wurden in dieser Zeit auch zahlreiche Kunst- und Kulturgüter unter meist zweifelhaften Umständen in die völkerkundlichen Sammlungen vieler europäischer Museen gebracht.

Afrika

Deutscher Kolonialherr in Togo (1885)

Als Wettlauf um Afrika wird die Kolonialisierung des afrikanischen Kontinentes in der Hochphase des Imperialismus von 1880 bis zum Ersten Weltkrieg bezeichnet. Ab dem Jahr 1880 änderte sich der europäische Imperialismus. War bis dahin ein vor allem „informeller“ Imperialismus angewandt worden, geprägt durch militärische und wirtschaftliche Überlegenheit, kristallisierte sich um das Jahr 1880 immer mehr ein direkter Imperialismus heraus, der sich durch eine direkte Einflussnahme europäischer Staaten in die Angelegenheiten Afrikas auszeichnete. Die Konflikte um die afrikanischen Kolonien waren Teil des weltpolitischen Machtstrebens vieler europäischer Staaten, welche letztlich mit zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs führen sollten.

Anfangsseite des Bardo-Vertrags 1881

Zwischen 1881 und 1890 geriet der größte Teil des afrikanischen Kontinents unter europäische Kontrolle. Bereits ab 1830 hatte sich Frankreich auf Afrika konzentriert. Beginnend an der Gegenküste des Maghreb, eroberte Frankreich zwischen 1845 und 1897 große Gebiete der Sahara, sowie den größten Teil West- und Zentralafrikas. Nach dem Einmarsch französischer Truppen wurde das bisher dem Osmanischen Reich zugehörige Tunesien 1881 durch den Vertrag von Kasr el Said, auch Bardo-Vertrag genannt, zu einem Protektorat Frankreichs. Muhammad III. al-Husain, Bey von Tunis, wurde zur Unterzeichnung des Vertrages gezwungen. Die Elfenbeinküste (später Côte d'Ivoire) wurde 1889 französisches Protektoratsgebiet.

Das Anglo-Französische Abkommen von 1890 war ein Vertrag, der die britischen und französischen Interessenssphären in Westafrika absteckte.

Im geheim gehaltenen Vertrag von Windsor erkannten 1899 Großbritannien und Portugal gegenseitig ihre Besitzungen in Afrika an. Großbritannien erhielt das Recht auf freie Truppenbewegungen in den portugiesischen Kolonien gegen die Verpflichtung, bei ihrer Verteidigung zu helfen.

Als besonders berüchtigt galten die Zustände im „Kongo-Freistaat“, einer Privatkolonie des belgischen Königs Leopold II. Im Zuge des belgischen Kolonialismus gründete König Leopold II von Belgien 1898 das "Kongo-Museum" (1952 in Königliches Museum für Zentral-Afrika umbenannt).[12]

Parade zur Abtretung Helgolands an Deutschland am 10. August 1890

Im Juli 1890 schlossen das Deutsche Reich und Großbritannien den Helgoland-Sansibar-Vertrag, in welchem die Einflußspären beider europäischer Mächte in Afrika festgelegt und die Schutzherrschaft Großbritanniens über die Inseln Sansibar und Pemba formal anerkannt wurden. Die deutsche Kolonie Wituland wurde an Großbritannien abgetreten, das Deutsche Reich verzichtete auf weitere koloniale Ansprüche in Afrika und erhielt im Gegenzug die Hochseeinsel Helgoland von Großbritannien. Der Vertrag löste unter den deutschen Kolonisten einen Sturm der Entrüstung aus.

Auf der Westafrika-Konferenz in Berlin 1884/85 versuchte der deutsche Reichskanzler Bismark die Aufteilung Afrikas in Interessensphären im Sinne des europäischen Gleichgewichts zu beeinflussen. Das Deutsche Reich hatte mehrere Kolonien in Afrika: Togo und Kamerun in Westafrika, Deutsch-Südwestafrika und in Ostafrika große Teile des heutigen Tansania.

Das 1904 zwischen dem Vereinigten Königreich und Frankreich geschlossene Abkommen Entente cordiale („Das herzliches Einvernehmen“) regelte die kolonialen Einflussgebiete Großbritanniens und Frankreichs in Afrika. Schwerpunkt des Abkommens waren dabei die Kolonien Ägypten und Marokko. Durch die Entente cordiale wurde Marokko Frankreich und Ägypten dem Vereinigten Königreich zugeschrieben. Die Großmächte versicherten einander, den politischen Status der jeweiligen Kolonie nicht zu verändern und die Interessen des Vertragspartners in der Kolonie zu beachten. Zudem sicherten sie einander den freien Verkehr durch den Sueskanal sowie durch die Straße von Gibraltar zu.

Im Januar 1904 begann in Deutsch-Südwestafrika der Aufstand der Herero. Im Verlauf des Kolonialkriegs erließ der deutsche General Lothar von Trotha seinen berüchtigten Schießbefehl „Aufruf an das Volk der Herero“ und es kam es dabei zum Völkermord an den Herero und Nama.

Asien

In Asien vergrößerte Frankreich seine Besitzungen und vollendete die Gründung von Französisch-Indochina. Zwischen 1870 und 1914 vergrößerte Frankreich sein Kolonialreich um das Elffache. Die Ausbeutung der Kolonialgebiete eröffnete der französischen Wirtschaft neue Absatzmärkte und sorgte gleichzeitig für große Rohstoffreserven.

Das Deutsche Reich, als verspätete Nation, wurde 1884 ebenfalls zu einer Kolonialmacht mit verschiedenen Kolonien in China, Afrika und Ozeanien. In Ozeanien kamen noch Neuguinea und Samoa hinzu. In China kam 1898 das Pachtgebiet Kiautschou (heute: Jiaozhou) um die Hafenstadt Tsingtau (heute: Qingdao) hinzu.

Im Frühjahr und Sommer 1900 führten die imperialistischen Vereinigten acht Staaten einen Krieg gegen das Chinesische Kaiserreich. Nach der Auseinandersetzung wurde die chinesische Regierung dazu gezwungen, das Boxerprotokoll zu unterzeichnen, das sie zu weitgehenden Zugeständnissen gegenüber den Kolonialmächten zwang.

Im Jahr 1900 wurde in London das Jangtse-Abkommen zwischen dem Deutschen Reich und Großbritannien zur Regelung gemeinsamer wirtschaftlicher Interessen im Kaiserreich China geschlossen, dem später weitere Großmächte beitraten. Das Abkommen deklarierte das bereits im Jahr zuvor vom US-amerikanischen Außenminister John Hay eingeforderte „Prinzip der offenen Tür“ für den Handel und die sonstige wirtschaftliche Tätigkeit auf den Flüssen sowie an der Küste Chinas für die europäischen Länder und die Vereinigten Staaten.

1901 formierten sich auf dem Australischen Kontinent die einst voneinander unabhängigen Kolonien – New South Wales, Queensland, South Australia, Tasmanien, Victoria und Western Australia – zum Commonwealth of Australia. Erste Hauptstadt Australiens wurde Melbourne.

1907 stimmten im Vertrag von Sankt Petersburg das Vereinigte Königreich und Russland ihre Interessensphären in Zentralasien ab. Persien wurde in drei Zonen aufgeteilt. Afghanistan wurde zur britischen Einflusszone. Tibet wurde in der Anglo-Russischen Konvention (1907) zur neutralen Zone erklärt. Die Ansprüche Chinas wurden anerkannt.

BASF-Werk Ludwigshafen 1881

Wirtschaft und Handel

Europa erlebte während der Belle Époque ein Wirtschaftswachstum ohnegleichen, wovon vor allem das Bürgertum profitierte. Es kam zu einem Bauboom in den Städten und an den Stadträndern. In diesen Gebieten entstanden zahlreiche neue Mehrfamilienhäuser und Villenquartiere in teilweise üppiger Architektur.[13]

Als wesentliche Triebkraft für den wirtschaftlichen Aufschwung in Europa wirkte allen voran die zweite Welle der Industriellen Revolution, mit Schwerpunkten in der Energiewirtschaft, chemischen Industrie, der Elektrotechnik, der Stahlindustrie und im Verkehrswesen. An den Standorten der Fabriken wuchsen neue oder größere städtische Ballungsräume. Damit entstanden jedoch auch besondere Gesundheitsprobleme, aber auch neue Ansätze zu ihrer Lösung.

Das Mineralölunternehmen Shell entstand 1907 aus einem Zusammenschluss der N.V. Koninklijke Nederlandse Petroleum Maatschappij (Royal Dutch Petroleum Company), Den Haag, und The „Shell“ Transport and Trading Company p.l.c., London.

Mit der Gründung der Anglo-Persian Oil Company nahm 1909 die Geschichte der modernen Mineralölindustrie im Nahen Osten ihren Anfang.

Mit der Konvention von Konstantinopel wurde 1888 der völkerrechtliche Status des Suezkanals vertraglich geregelt.

Die Industrialisierung Frankreichs im 19. Jahrhundert verlief langsamer als in Großbritannien und Deutschland, obwohl noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts das französische Kaiserreich unter Napoleon die führende Wirtschaftsmacht Europas war.

Der Kapitän Peter Mærsk Møller und sein Sohn Arnold Peter Møller gründeten 1904 in Svendborg eine Dampfschiffgesellschaft, die A/S Dampskibsselskabet Svendborg, die sich mit der Zeit zum größten dänischen Unternehmen A. P. Møller-Mærsk und einem Global Player im Logistikbereich entwickeln sollte.

In Berlin wurde 1909 der Hansabund zur Vertretung der Interessen von Handel, Gewerbe und Industrie gegründet.

Welthandel

Deutsche Kolonialschokolade und Kakao, Stollwerck 1890

Der Welthandel war von kolonialen Strukturen geprägt. Die als Kolonialwaren bezeichneten überseeischen Lebens- und Genussmittel, wie Zucker, Kaffee, Reis, Tabak, Kakao, Gewürze und Tee wurden von Kolonialwarenhändlern in großem Stil importiert und in sogenannten Kolonialwarenläden verkauft. Streng genommen war das Kernangebot der Kolonialwarenläden an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert nichts Neues, denn Kaffee, Kakao, Tee, Zucker und Gewürzen wurden bereits seit Jahrhunderten nach Europa importiert und bereicherten als exotische Luxuswaren das Leben an den europäischen Höfen des 17. und 18. Jahrhunderts. Neu war allerdings, dass nun auch ganz normale Bürger diese Güter erwerben konnten.

Kolonialwarenläden waren beliebt und die Anzahl der Kolonialwarenhandlungen und -großhandlungen in den Städten stieg rasant an: In der badischen Stadt Mannheim waren es 1850 beispielsweise 14, 1875 bereits schon 30 Geschäfte. Im Jahr 1900 gab es 265 Kolonialwarenläden und 29 Großhändler im Mannheim. Auch der Konsum, die von der Arbeiterbewegung getragene Genossenschaft, verkaufte Kolonialwaren.[14][15] Die erste Edeka-Genossenschaft entstand 1898, als sich 21 Kaufleute aus dem Deutschen Reich im Hallesches-Tor-Bezirk in Berlin zur Einkaufsgenossenschaft der Kolonialwarenhändler im Halleschen Torbezirk zu Berlin – kurz E. d. K. – zusammenschlossen.[16] 1893 gründet Franz Zentis in Aachen ein Kolonialwarengeschäft, aus dem das Konfitüren, Süßwaren und andere Lebensmittel produzierende Unternehmen Zentis hervorgeht.

Während 1875 schon rund 185.000 Kolonialwarenläden in Deutschland existierten, stieg ihre Zahl rasch über 300.000 (1895) auf 540.000 im Jahr des Kriegsausbruchs 1914. Dem Historiker Uwe Spiekermann zufolge, bildete die Vielzahl von kleinen Einzelhandelsgeschäften die Basis der entstehenden Konsumgesellschaft.[17]

1881 eröffnet Rudolph Karstadt ein erstes Geschäft in Wismar unter dem Namen Tuch-, Manufactur- und Confectionsgeschäft Karstadt. Karstadt hatte von Anfang an Erfolg mit günstigen Festpreisen anstelle des sonst noch üblichen Handelns, sodass schnell weitere Filialen in 24 Städten Norddeutschlands eröffneten.

Die Haltung zur Arbeit änderte sich in dieser Epoche ebenfalls. In der Industrie rationalisierte man Herstellungsprozesse durch Arbeitsteilung, die Arbeit wurde dadurch eintöniger, aber nicht weniger anstrengend. 1908 wurde in Deutschland der Zehnstundentag eingeführt.

Nahrungs- und Genußmittel

Im ausgehenden 19. Jahrhundert kamen erste Fertiggerichte auf den Markt. Bereits in den 1860er Jahren wurde erstmals aus dem Muskelfleisch von Rindern Fleischextrakt auf industrieller Basis gewonnen. Dies war der Beginn der Lebensmittelindustrie.[18] Die Maggi-Würze wurde am 8. Juni 1886 von Julius Maggi als preiswerter Ersatz für Fleischextrakt entwickelt. Die typische eckige Maggi-Flasche mit dem gelb-rotem Etikett wurde 1887 ebenfalls von Julius Maggi entworfen und wird mit nur geringfügigen Veränderungen am Design bis heute verwendet.

Der russische Ingenieur Yevgeny Fedorov erfand 1897 die selbsterhitzende Mahlzeit in Form von Konservendosen, die ohne die Zuhilfenahme einer Kochstelle durch chemische Prozesse erhitzt werden konnte. Die Lebensmittelkonservierung war eine wichtige Voraussetzung für die Industrialisierung der Nahrungsmittelproduktion.

Der Physiker Heinrich Meidinger aus Karlsruhe entwickelte 1870 eine neuartige Maschine für die Herstellung von Eis für den Hausgebrauch.

Der erste gekühlte Fleischtransport fand 1875 von New York nach London statt, bereits ein Jahr später erfand Carl von Linde die Kompressionskältemaschine, welche die Grundlage der modernen Kühltechnik darstellt. In der Folgezeit konnten so Kühlhäuser in Fleischfabriken und Bierbrauereien entstehen und Frachtschiffe mit Kühlräumen ausgestattet werden.

In New York City wurde 1885 eine Cafeteria als weltweit erstes Selbstbedienungsrestaurant eröffnet, das nur Männern vorbehalten war. Die Young Women’s Christian Association eröffnete in New York und in Chicago ähnliche Einrichtungen für Frauen. Die frühen Cafeterias nahmen die Stelle von Betriebskantinen ein, die viele Unternehmen damals nicht hatten. Eine wichtige Rolle für die Verbreitung von Schnellrestaurants spielte die Weltausstellung 1893 in Chicago, bei der eine Cafeteria vorgestellt wurde.

John Stith Pemberton, der eigentlich einen Sirup herstellen wollte, der Kopfschmerzen lindern sollte, erfand am 8. Mai 1886 durch Zufall das Erfrischungsgetränk Coca-Cola.

Der Arzt John Harvey Kellogg ließ den Patienten seines Sanatoriums in Battle Creek (Michigan) 1897 erstmals Cornflakes servieren, die er zuvor zusammen mit seinem Bruder Will Keith Kellogg erfunden hatte.

Melitta Bentz meldet 1908 das Patent für Rundfilter mit vorgefertigtem Filterpapier zur Zubereitung von Kaffee an.

Organisationen und Konferenzen

Ihn der Belle Époque wurden auch viele nationale und internationale Organisationen, Verbände und Institutionen gegründet. Die Anzahl internationaler wissenschaftlicher Konferenzen nahm ebenso deutlich zu.

Gewerkschaften und Parteien

Paul Lafargue gründete 1882 zusammen mit Jules Guesde den Parti ouvrier, die erste marxistische Partei Frankreichs. Im Jahr 1889 eröffnete er den Internationalen Arbeiterkongress in Paris.

Jean Jaurès, 1904, von Nadar

Als einer der profiliertesten Verfechter des Reformsozialismus auf humanistisch-pazifistischer Grundlage setzte sich Jean Jaurès am Vorabend des Ersten Weltkrieges leidenschaftlich für die Sache des Pazifismus und gegen den drohenden Krieg ein. Bei Friedensdemonstrationen und im Parlament trat er für eine politische Verständigung mit Deutschland ein. Dafür war er bei der politischen Rechten verhasst. Sein Denken wurde von so unterschiedlichen Personen wie Pierre J. Proudhon, Auguste Blanqui, Karl Marx, Henri de Saint-Simon, Auguste Comte, Immanuel Kant, Johann Gottlieb Fichte, Ferdinand Lassalle, Leo Tolstoi oder Pjotr Alexejewitsch Kropotkin geprägt.

1884 wurden die Gewerkschaften in Frankreich legalisiert. Die Gründung der Gewerkschaft CGT fand auf einem Kongress vom 23. bis 28. September 1895 in Limoges durch den Zusammenschluss der Fédération des bourses du travail und der Fédération nationale des syndicats statt. Im Oktober 1906 wurde auf dem 9. Kongress der CGT die Charta von Amiens verabschiedet.

In ganz Europa organisierte sich die zunehmende Zahl der Arbeiter in Gewerkschaften und politischen Parteien, wie den Vorgängerparteien der Parti Socialiste (PS) in Frankreich, der Labour Party in England, der SPD in Deutschland und der SDAP in Österreich. Diese Organisationen gewannen bis 1914, trotz mancher Rückschläge, zunehmend an Einfluss in ihren jeweiligen Heimatländern.

Feministin Hubertine-Auclert (1910)

Frauenbewegung

Hubertine Auclert gründete 1883 die Société le suffrage des femmes. Sie war die erste Frauenrechtlerin, die sich 1882 selbst als féministe (Feministin) bezeichnete. Auclert sprach sich für das Frauenwahlrecht und eine völlige rechtliche Gleichstellung von Frauen aus. Gemeinsam mit der Feministin Madeleine Pelletier demonstrierte sie 1908 vor Wahllokalen.

Sechs Frauen um Emmeline und Christabel Pankhurst gründen 1903 in Manchester die Women’s Social and Political Union, eine Frauenstimmrechtsvereinigung. Sie sind die ersten, die den Beinamen Suffragetten bekommen werden.

1907 demonstrieren in London 3.000 britische Suffragetten für die Einführung des Stimmrechts für Frauen, an ihrer Spitze Lady Frances Balfour und Lady Millicent Garrett Fawcett.

Der erste Internationale Frauentag fand am 19. März 1911 statt. Er entstand als Initiative sozialistischer Organisationen in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg im Kampf um die Gleichberechtigung, das Wahlrecht für Frauen sowie die Emanzipation von Arbeiterinnen.

Gesundheit

Im Jahr 1902 wurde von den Dermatologen Alfred Blaschko, Edmund Lesser, Albert Neisser, Eugen Galewsky und Alfred Wolff die Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten (DGBG) gegründet, aus der später die DSTIG hervorging. Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Prostitution und der damit auch verbundenen Zunahme von Geschlechtskrankheiten führten deren Mitglieder Diskussionen über Strategien zur Bekämpfung von Geschlechtskrankheiten sowie über Werte- und Moralvorstellungen.

Jugendbewegung und Jugendherbergen

Um die Jahrhundertwende entstand die erste Jugendbewegung in Deutschland, im Wandervogel schloßen sich zunächst Gymnasiasten aus den Städten zusammen. Jedoch blieb es bei den Wandervögeln nicht bei einer alternativen Freizeitgestaltung, vielmehr forderten sie mehr Rechte für Jugendliche und eine Mitsprache in den Schulen, darüber hinaus formten sie eine eigene Jugendkultur, die sich von der Kultur der Erwachsenen abgrenzte. Neben der bürgerlichen Jugendbewegung entwickelte sich auch eine Jugendbewegung der Arbeiter, deren Ziele, besere Arbeits-, Ausbildungs-, Lohnbedingungen sowie eine sozialistische Erziehung und eine allgemeine kulturelle Bildung waren.

Im Zuge der Jugendbewegung entstanden Anfang des 20. Jahrhunderts Jugendherbergen als Unterkünfte für junge Menschen, Jugendgruppen und Schulklassen.

Wissenschaft und Technik

Ostern 1893 fand in München die "Erste Versammlung Deutscher Historiker" statt, bei der Wissenschaftler und Schulpraktiker gemeinsam gegen den neuen preußischen Geschichtslehrplan von 1892 protestierten. Danach fanden Deutsche Historikertage unregelmäßig alle ein bis zwei Jahre in deutschen (und bis 1927 auch in österreichischen) Städten statt.

Der erste deutsche Bibliothekartag fand auf Anstoß von Karl Dziatzko1897 in Dresden als Deutsche Bibliotheksversammlung statt. Als Deutscher Bibliothekartag firmiert die seit 1900 jährlich (mit Unterbrechungen) stattfindende Versammlung der Bibliothekare in Deutschland.

Die Deutsche Orient-Gesellschaft zur Erforschung der Geschichte des antiken Vorderen Orients wurde 1898 in Berlin gegründet. Im gleichen Jahr wurde ebenfalls in Berlin die Deutsche Gesellschaft für Heereskunde zur Pflege und des Studiums der kulturgeschichtlichen Entwicklung der deutschen und internationalen Heere gegründet.

In Frankfurt am Main wurde 1903 der Bund Deutscher Architekten (BDA) gegründet, 1907 der Deutsche Werkbund in München.

1911 wurde die „Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (ab 1948: Max-Planck-Gesellschaft) zur Förderung der Wissenschaften“ in Berlin gegründet. Sie konzentriert sich auf die naturwissenschaftliche Forschung.[19]

Internationale Organisationen

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfuhren Internationale Organisationen durch die Gründung zahlreicher Verwaltungsunionen eine erste Blütezeit. Zu den bedeutendsten dieser sog. Internationalen Ämter zählen die Internationale Fernmeldeunion (1865) und der Weltpostverein (1874). Ab 1878 konnten auf der Grundlage des Weltpostvertrags Postkarten zwischen den meisten Ländern der Welt verschickt werden.

Alfred Nobel

In Stockholm und Oslo wurden 1901 erstmals der vom schwedische Erfinder und Industrielle Alfred Nobel gestiftet Nobelpreise verliehen.

Im Jahr 1901 erhielt Henri Dunant für die Gründung des Roten Kreuzes und die Initiierung der Genfer Konvention den erstmals verliehenen Friedensnobelpreis.

Am 8. September 1873 wurde das Institut de Droit international in Gent, Belgien gegründet. Die Organisation erhielt für ihr Engagement 1904 den Friedensnobelpreis.

Die auf Initiative Victor Hugos erarbeitete Berner Übereinkunft zum Schutz von Werken der Literatur und Kunst wird 1886 von acht Staaten unterzeichnet. Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Schweiz, Spanien und Tunesien erkannten damit erstmals das Urheberrecht zwischen souveränen Nationen an.

Am 13. November 1891 wurde in Rom das Bureau International Permanent de la Paix gegründet. Für das von diesem Büro ausgehende Engagement erhielt es 1910 den Friedensnobelpreis.

Durch internationale Absprachen kam es zur Standardisierung von Gewichten und Längenmaßen. Mitte der 1870er-Jahre setzte sich das metrische System weitgehend durch.

Die Belgier Paul Otlet und Henri La Fontaine gründeten 1898 das Internationale Büro für Bibliographie (Bureau International de Bibliographie, BIB) und zogen damit in das Gebäude Mundaneum in Mons, Belgien.[20]

Internationale Konferenzen

Auf der Internationalen Meridian-Konferenz in Washington 1884 wurde das bis dahin bestehende Chaos regionaler und lokaler Zeitmessungen durch die Einteilung des Globus in Zeitzonen sowie eine internationale Datumsgrenze beseitigt.[21]

Schon früh wurde erkannt, dass die sich entwickelnde Luftfahrt ganz neue Möglichkeiten des Reisens und des Transports mit sich bringen würde, und dass ein System von rein nationalen Regelungen dieser Entwicklung nicht angemessen war. Deshalb lud Frankreich 1910 zu einer internationalen Luftfahrtkonferenz nach Paris ein. An dieser Konferenz nahmen 18 Staaten teil, die sich auf einige grundlegende international gültige Prinzipien der Luftfahrt einigten. Damit war ein Anfang gemacht, doch verhinderte der Erste Weltkrieg die Weiterentwicklung dieser Arbeit.[22]

Im Jahr 1900 fand in London mit Vertretern der Westindischen Inseln die erste panafrikanische Konferenz statt. Sie wollte die Diskriminierung von Menschen mit schwarzer Hautfarbe stärker ins Bewusstsein rücken und strebte eine bessere politische Vertretung ihrer Interessen an. Auf der Konferenz wurde der Begriff Panafrikanismus geprägt.

Der erste Esperanto-Weltkongress fand 1905 auf privater Initiative des Anwaltes Alfred Michaux hin in der nordfranzösischen Stadt Boulognestatt, auf der die Deklaration von Boulogne verabschiedet wurde.

Ab 1911 begannen die Solvay-Konferenzen auf dem Gebiet der Physik und der Chemie. Diese in Brüssel abgehaltenen Konferenzen erhielten ihren Namen nach dem belgischen Großindustriellen Ernest Solvay. Walther Nernst war durch Vermittlung von Robert Goldschmidt 1910 mit Solvay in Kontakt gekommen und hatte ihn überzeugt, eine internationale Zusammenkunft der Physiker auf höchstem Niveau zu organisieren, um die fundamentalen Probleme der gegenwärtigen Physik zu diskutieren.

Verkehr und Mobilität

Die erste elektrische Lokomotive von Siemens & Halske auf der Berliner Gewerbeausstellung 1879

Eisenbahn

1878 wurde auf der Berliner Gewerbeausstellung die erste elektrische Lokomotive der Welt von Werner von Siemens und Johann Georg Halske vorgestellt.

Rund sechs Monate nach Baubeginn nahm 1886 die Standseilbahn Lugano–Bahnhof SBB ihren Betrieb auf.

Am 14. Juli 1900 wurde der Bahnhof Gare d'Orsay anlässlich der Weltausstellung in Paris eröffnet. Zwischen 1886 und 1889 veranlasste die Compagnie des Chemins de fer de l’Ouest eine – durch die Weltausstellung notwendig gewordene – bedeutende Vergrößerung des Bahnhofs Paris-Saint-Lazare.

1891 wurde mit dem Bau der Transsibirischen Eisenbahn als der längsten durchgehenden Eisenbahnverbindung der Welt begonnen. Ziel des Zarenreiches war es, Sibirien wirtschaftlich zu erschließen und den Handel mit China zu fördern.

Eisenbahnunfall im Bahnhof Paris-Montparnasse, 22. Oktober 1895

Bereits seit der Frühzeit der Eisenbahn sind Unfälle bekannt. Mit Nutzung der Dampfmaschine als Energieerzeugung für den Fahrbetrieb der Eisenbahn, mit der Erfindung der Dampflokomotive, kamen zum einen die Unfälle auf, die speziell mit Dampfmaschinen in Zusammenhang stehen, wie Kesselzerknall oder Brände, zum anderen die, die mit der großen Masse, der Geschwindigkeit und der geringen Reibung des Rad-Schiene-Systems und den damit relativ langen Bremswegen eines Zuges in Zusammenhang stehen.

Das Foto der abgestürzten Lokomotive im Bahnhof Paris-Montparnasse im Jahr 1895 wurde zu einem weltbekannten Symbol technischen Versagens. Der Lokführer Guillaume-Marie Pellerin, der 19 Jahre Berufserfahrung besaß, fuhr mit etwa 45 km/h in den Bahnhof ein, um die Verspätung wettzumachen. Allerdings versagte die Druckluftbremse und die Wirkung der Lokbremse reichte nicht aus, um die Geschwindigkeit des schweren Zugs ausreichend zu drosseln. Pellerin sprang gemeinsam mit dem Heizer von der Lok und rettete sich, bevor die Lok den Prellbock und den Querbahnsteig überfuhr und die etwa 1,25 Meter starke Brüstung unterhalb eines großen Glasfensters durchbrach, auf den ein Stockwerk tiefer liegenden Place de Rennes stürzte und dabei nur knapp eine Straßenbahn verfehlte. Es gab fünf Verletzte unter den Passagieren und den Zugbegleitern. Unten auf der Straße starb die Zeitungsfrau Marie-Augustine Aguilard. Sie hatte ihren Mann vertreten, der die Abendzeitungen holte. Die Eisenbahngesellschaft bezahlte die Beerdigung und eine Rente für ihre zwei Kinder. Eine weitere Frau wurde verletzt. Der Lokführer Pellerin und der Heizer Mariette wurden vor Gericht gestellt. Pellerin musste 50 Franc Strafe zahlen und kam für zwei Monate ins Gefängnis, Mariette bezahlte 25 Franc.

Seit Beginn der Filmaufzeichnungen am Ende des 19. Jahrhunderts waren die Eisenbahn und Eisenbahnunfälle auch für das neue Medium ein interessantes Thema.

Nachdem sich die Eisenbahn im 19. Jahrhundert als allgemeiner und bald auch führender Verkehrsträger real und im Bewusstsein der Menschen etabliert hatte, wurde sie selbst, aber auch die mit ihr verbundenen Unfälle zum Thema der Literatur.

Hauptartikel: Liste von Eisenbahnunfällen als literarisches Thema

Paris Métro Guimard Ménilmontant 2013

U-Bahn und Straßenbahn

Anlässlich der Weltausstellung in Paris wurde am 19. Juli 1900 die erste Linie der Pariser Métro eröffnet. Die Informationstafeln waren in 34 Sprachen verfasst. Paris war damals nach London (1863), Liverpool (1893), Budapest und Glasgow (jeweils 1896) und Wien(1898) die sechste U-Bahn der Welt. Das Netz ist heute mit 226,9 Kilometer Gesamtlänge und 308 Stationen, die von insgesamt sechzehn voneinander unabhängigen Linien bedient werden, eines der größten der Welt.

In einem Gesetz vom 30. März 1898 wurde festgelegt, dass Tunnel, Einschnitte, Viadukte und Bahnsteige von der Stadt Paris errichtet werden sollten. Der Bau der Betriebswerkstätten und der Kraftwerke, das Verlegen der Gleise, der Erwerb der Fahrzeuge und der Streckenausrüstung oblag dem künftigen Betreiber. Vorgesehen war ein aus den sechs Linien A bis F bestehendes, 65 km langes Netz für die Beförderung von Fahrgästen und deren Handgepäck. Die Züge sollten elektrisch betrieben werden. Die Konzession ging für 35 Jahre an die Compagnie du chemin de fer métropolitain de Paris.

Viele Eingänge zu den Pariser Metrostationen wurden vom französischen Architekten, Designer und Art-nouveau-Künstler Hector Guimard mit phantasievollen Schmiedeeisengittern und geschwungenen Schriftzügen gestaltet.1912

U-Bahn-Station Bülowstraße, Berlin (1903)

Am 12. Mai 1881 nahm in Berlin die erste von Werner von Siemens konstruierte elektrische Straßenbahn der Welt ihren Betrieb auf und ersetzte damit die bisherigen Pferdebahnen. Mit den Pferdebahnen verschwinden auch die Pferdeäpfel von den Straßen. 1884 wird die Frankfurt-Offenbacher Trambahn eröffnet, eine der ersten elektrischen Straßenbahnen Deutschlands.

Um 1900 verfügte Deutschland über ein elektrisches Straßenbahnstreckennetz von 3 000 km. Im Jahr 1910 waren alle Großstädte und große Teile der ländlichen Gebiete an das Stromnetz angeschlossen.[23][24]

1902 wurde die erste Strecke der Berliner U-Bahn zwischen Warschauer Brücke und Nollendorfplatz eröffnet. Es war die erste U-Bahn-Strecke Deutschlands.

Kutschen und "Pferdelose Kutschen"

Carl Benz, Patent-Motorwagen Nr. 1 (1885)

Zu den Innovationen der Zweiten Industriellen Revolution, die sich in der Belle Époque durchzusetzen begannen, gehört die Perfektionierung leicht gefederter, geräuschloser Kutschen in einer Vielzahl modischer Formen. Die Kutsche wurde gegen Ende der Epoche vom Automobil abgelöst. Gottlieb Daimler baut 1886 den von ihm 1883 entwickelten Viertaktmotor in eine von Wilhelm Wimpff gefertigte Kutsche, womit er als Erfinder des vierrädrigen Kraftwagens gilt.

Camille Pissarro - Boulevard Montmartre, 1897

Am 29. Januar 1886 meldete der Erfinder Karl Benz das Patent für sein „Fahrzeug mit Gasmotorenbetrieb“ an. Die Geburtsstunde des Automobils. Das dreirädrige Gefährt, welches Karl Benz in Mannheim baute, war mit einem Viertaktmotor ausgerüstet und wurde mit Ligroin (Waschbenzin) betrieben. Während der Erfinder selbst Erprobungsfahrten nur auf den Mannheimer Ringstraßen durchführte, gelang seiner Frau Bertha Benz 1888 zusammen mit den gemeinsamen Söhnen die erste Fernfahrt der Welt von Mannheim in ihre Geburtsstadt Pforzheim.

Mit dem Automobile Club de France entstand 1895 in Paris der weltweit erste Verkehrsclub.

Der erstmals 1898 ausgerichtete Pariser Autosalon war die erste Automobilausstellung von internationaler Bedeutung.

Wilhelm Maybach konstruiert im Jahr 1900 auf Anregung des österreichischen Kaufmanns und Generalkonsuls Emil Jellinek den Mercedes-Simplex, einen Rennwagen mit einem 35-PS-Vierzylindermotor und zwei Vergasern. Das Fahrzeug, ausgestattet mit Maybachs Erfindungen, dem Bienenwabenkühler und dem Zahnradgetriebe, stellte für damalige Verhältnisse das Auto der Zukunft dar. Jellinek nannte das Modell nach seiner Tochter Mercédès.

1914 waren bereits zwei Millionen Automobile auf Europas Straßen.

Nach der Erfindung des ersten Luftreifen 1888 durch den Briten John Boyd Dunlop erfand der Franzose Édouard Michelin in den 1890er Jahren zunächst den abnehmbaren Luftreifen für Fahrräder und später für Autos. Der Erfolg der Erfindung war enorm, das kleine Unternehmen stieg innerhalb von nur drei Jahren zum Marktführer im Geschäft mit Fahrradreifen auf. 1895 entwickelten die Michelins auch einen Luftreifen für Autos, bereits 1896 fuhren rund 300 Pariser Taxis mit Michelin-Reifen.

Die Brüder Renault wurden in Frankreich zu Pionieren der industriellen Fertigung von Automobilen und trugen mit dazu bei, dass es in Frankreich 1914 bereits 100.000 Autos gibt.

Um 1900 fuhren auf den Straßen fast ebenso viele Dampfwagen (Erfinder: Joseph Cugnot, 1769), Elektroautos (Erfinder: Gustav Trouvé, 1881) und Autos mit Verbrennungsmotor.

Der alte Elbtunnel in Hamburg wurde am 7. September 1911 zunächst für den Fußgängerverkehr und ab 30. November 1911 für Pferdefuhrwerke und Kraftfahrzeuge eingeweiht.

Luftfahrt

Absturz Zeppelin LZ 18, 1913

1900 kam es zu drei Aufstiegen des Zeppelins LZ 1 über dem Bodensee. Die ermutigenden Resultate führten zu einer spontanen Begeisterung in der Bevölkerung, was entscheidend dazu beitrug, dass der Konstrukteur des Luftschiffes Graf von Zeppelin die Technik weiterentwickelte. Am 7. Januar 1901 verlieh der deutschen Kaiser ihm den preußischen Roten Adlerorden I. Klasse für seine Verdienste. In Mannheim befasste sich das Unternehmen Luftschiffbau Schütte-Lanz ab 1909 mit dem Bau von Luftschiffen, später auch von Flugzeugen und Automobilen und avancierte zum größten innerdeutschen Konkurrenten Ferdinand von Zeppelins auf dem Gebiet des Starrluftschiff-Baus vor und während des Ersten Weltkriegs. Am 17. Oktober 1911 kann das erste Luftschiff Schütte-Lanz I abheben.

Mit staatlicher Unterstützung gründeten Alfred Colsman, Hugo Eckener, Franz Adickes, Wilhelm Marx und andere 1909 die erste Fluggesellschaft der Welt: Die Deutsche Luftschiffahrts-Aktiengesellschaft (DELAG) betrieb die von der Luftschiffbau Zeppelin gebauten Verkehrsluftschiffe.

Der französische Luftfahrtpionier Louis Blériot überquerte als erster Mensch 1909 mit einem Flugzeug den Ärmelkanal, Roland Garros 1913 als Erster das Mittelmeer.

Louis Breguet und Paul Cornu, führten 1907 unabhängig voneinander Experimente mit den ersten fliegenden Hubschraubern durch.

Sicherheitsniederrad (um 1885)

Fahrradfahren

Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Fahrradfahren populär. Das Niederrad wurde erst akzeptiert, als mit ihm 1890 in Radrennen Siege gegen Hochräder errungen worden waren.

Bei der 1903 erstmals ausgerichteten Tour de France wurden keine Hochräder, sondern nur Niederräder verwendet. Die Entwicklung und Verbreitung des Dunlopschen Luftreifens, mit dem kleinere Laufräder auch auf unebenem Untergrund nicht mehr benachteiligt sind, förderte die Verbreitung des Niederrads.

Elektrizität, Telekommunikation und Technik

1880 stellte Werner von Siemens seine Erfindung des ersten elektrischen Aufzugs auf der Pfalzgauausstellung, einer landwirtschaftlich-gewerblichen Messe, in Mannheim vor. 6 Personen konnten gleichzeitig bei einer Geschwindigkeit von einen halben Meter pro Sekunde auf eine Aussichtsplattform transportiert werden. Von August bis November 1880 nutzten 8 000 Besucher die Gelegenheit, um mit dem neuartigen Transportmittel auf eine Aussichtsplattform zu gelangen,[25]

Thomas Alva Edison mit seinem Zinnfolienphonographen (1878)

Die Internationale Elektrizitätsausstellung 1881 in Paris markierte den Beginn des elektrischen Zeitalters. Thomas Alva Edison führte eine elektrische Installation mit tausenden Lampen vor, die Besucher standen Schlange, um einmal selbst eine Glühlampe aus- und wieder anzuschalten. Die Masse der Neuvorstellungen erzeugte eine große Begeisterung, sodass eine Reihe Internationaler Elektrizitätsausstellungen nachfolgend auch in anderen Ländern ausgerichtet wurde: Ab 16. September 1882 gastierte die Ausstellung unter dem Titel „Electricitäts-Ausstellung“ in München. Organisator der ersten Ausstellung in Deutschland war Oskar von Miller, der spätere Gründer des Deutschen Museums. Oskar von Miller leitete auch die Ausstellung im Jahr 1891 in Frankfurt am Main. Die Internationale Elektrische Ausstellung fand von 16. August bis 31. Oktober 1883 auf dem Gelände rund um die Wiener Rotunde statt.

Das elektrische Licht begann, die Gasbeleuchtung zu verdrängen. 1909 wurde von dem Franzosen Georges Claude die Neonröhre erfunden.

1889 wurde die elektrische Hinrichtung mittels elektrischem Stuhl in den USA eingeführt. Im Staat New York trat ein Gesetz in Kraft, das die Hinrichtung von zum Tode verurteilten Verbrechern durch Benutzung des elektrischen Stuhls vorsah. Diese, zuvor bereits an Tieren, u. a. 1903 an der Elefantenkuh Topsy, erprobte Hinrichtungsart, sollte die bisher praktizierte Hinrichtung durch Erhängen als human empfundene Todesart ablösen. Am 6. August 1890 sollte sie erstmals zum Einsatz kommen.

Telekommunikation

Die New York Times erwähnte das Telefon erstmals am 12. Mai 1877 unter dem Titel „Prof. Bell’s Telephone“. Alexander Graham Bell hatte am Vorabend vor 200 eingeladenen Gästen im St. Denis Hotel in New York City ein Telefongespräch zwischen dem Publikum und einem Mr. Gower in der Fulton St. 340 in Brooklyn geschaltet. Die Londoner Times berichtete erstmals am 21. Januar 1878 vom Telefon anlässlich eines Treffens der Physical Society am 19. Januar. Dort hielt W. H. Preece vom Postal Telegraph Department einen Vortrag zum Thema „Some Physical Points connected with the Telephone“ (Einige physikalische Punkte im Zusammenhang mit dem Telefon). Unter anderem bringe die Erfindung Fortschritte in der Elektrizitätsforschung.

Morsetaste, G. Hasler, Bern. Ursprünglich für die Telegrafen der Gotthardbahn eingesetzt (1900)

Mit dem Ausbau der Telegraphen-, Telefon- und Stromnetze fand um 1890 eine zunehmende Verkabelung der Städte und der Landschaft statt. Um 1900 waren viele Menschen davon überzeugt, dass die Einführung der drahtlosen Telegrafie das Ende der Verkabelung bedeuten würde.[26][27] Die Telegrafie, die zunächst nur an Land angewendet wurde, überwand nach und nach auch die Ozeane, nachdem es gelungen war, spezielle Kupferkabel gegen Salzwasser zu isolieren und mit Hilfe von Spezialschiffen über große Entfernungen hinweg auf dem Meeresboden zu verlegen. Innerhalb weniger Jahre konnte so ein Telegrafennetz geschaffen werden, das sämtliche großen Hafenstädte auf den den verschiedenen Kontinenten miteinander verband. Die letzte wichtige Lücke in diesem globalen Kommunikationsnetz wurde 1903 mit dem Transpazifikkabel zwischen San Francisco und Manila geschlossen.[28]

Der Physiker Ferdinand Braun bekam 1909 den Nobelpreis für Physik für seinen Beitrag zur Entwicklung der Telegrafie per Funk. Er teilte sich den Preis mit Guglielmo Marconi, dem die praktische Umsetzung und die erste transatlantische Funkübertragung gelang. Braun hatte am 20. September 1898 eine erste drahtlose Nachrichtenübermittlung am Physikalischen Institut in Straßburg aufgebaut, die kurz darauf 30 km weit bis in den Vogesenort Mutzig reichte. Marconi gründete 1897 die Wireless Telegraph and Signal Company und errichtete, zunächst noch versuchsweise, die erste kabellose Verbindung über den Bristolkanal.

Berliner Telefonbuch (1881)

Am 14. Juli 1881 wurde in Berlin, unter dem Namen „Telephon-Anlage Berlin - Verzeichnis der Sprechstellen“, das erste deutsche Telefonbuch herausgegeben.

Heinrich Hertz gelingt 1886 in einem Experiment in Karlsruhe die Übertragung elektromagnetischer Wellen von einem Sender zu einem Empfänger. Damit bestätigte er die von James Clerk Maxwell zuvor entwickelten Grundgleichungen des Elektromagnetismus und insbesondere die elektromagnetische Theorie des Lichts.

Das Gesetz über das Telegraphenwesen des Deutschen Reichs von 1892 regelte das Recht, Fernmeldeanlagen zu betreiben. Dieses Recht stand dabei ausschließlich dem Deutschen Reich zu. Der Betrieb einer elektrischen Klingel innerhalb des eigenen Grundstücks war jedoch als Ausnahme erlaubt. Damit war es dem gehobenen Bürgertum behördlich gestattet, Anlagen zu installieren, mit denen man seine Dienstboten dezent herbeizitieren konnte.[29]

Mechanische Geräte

1890 erfand Franz Xaver Wagner das sogenannte Wagnergetriebe für eine Typenhebelschreibmaschine

Hollerith Lochkarte

Herman Hollerith entwickelte in den 1880er Jahren Lochkartensysteme zur Massendatenerfassung, beispielsweise zur Volkszählung.

1886 wurde von Friedrich Soennecken ein Patent für den tragbaren und mechanischen Papierlocher beim Kaiserlichen Patentamt angemeldet und erteilt. Soennecken gilt auch als Erfinder des heutigen Aktenordners, den er 1886 als „Briefordner“ erstmals auf den Markt brachte und der später durch Louis Leitz zur heutigen Form des Leitz Ordners weiterentwickelt wurde.

Erfinder Hiram Maxim mit seinem Maschinengewehr (1880er Jahre)

Das erste Maschinengewehr der Welt wurde von dem Briten Hiram Maxim konstruiert, 1884 in Hatton Garden erfolgreich getestet und 1885 vorgestellt. Das von ihm entwickelte Maschinengewehr nutzte dabei den Rückstoß eines Schusses, um die nächste Patrone zu laden oder Dauerfeuer abzugeben.

Josephine Cochrane, die Gattin eines amerikanischen Diplomaten, erfand 1886 die Spülmaschine. Die mit Wasserdruck arbeitende Geschirrspülmaschine wurde erstmals auf der Weltausstellung 1893 in Chicago vorgestellt.

Emil Berliner erfand 1887 das Grammophon, den Vorläufer des Plattenspielers.

Die Prony Bremse, die bereits Anfang des 19. Jahrhunderts von dem Hydrauliker Gaspard de Pony erfunden wurde, ermöglichte es, die Leistung von Turbinen zu messen.

Presse und Verlagswesen

Linotype Simplex 1895

Die Macht der Presse kam erstmals im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts voll zum Durchbruch.[30] Vor allem mit dem Einsatz der 1886 von Ottmar Mergenthaler erfundenen Linotype-Setzmaschine ließ sich der Textumfang von Zeitungen entscheidend erweitern.

Mit Einführung der Zinkplatte konnte Ende des 19. Jahrhunderts der sich langsam hin und her bewegende Stein beim Offsetdruck durch einen rotierenden Zylinder mit aufgespannter Metallplatte ersetzt werden. Diese Weiterentwicklung wird zwei Erfindern unabhängig voneinander zugeschrieben: dem Amerikaner Ira W. Rubel und dem in den USA lebenden Immigranten Cašpar Hermann. Beide konstruierten um 1904 indirekt – das heißt von der Druckplatte über einen Gummituchzylinder auf den Papierbogen – druckende Maschinen. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland im Jahr 1907 plante Hermann zahlreiche Weiterentwicklungen wie zum Beispiel die Rollenoffsetmaschinen. Die Verwirklichung seiner Ideen konnte allerdings erst 1910 zusammen mit der Vogtländischen Maschinenfabrik AG (VOMAG) umgesetzt werden. Die erste fertiggestellte Rollenoffsetmaschine wurde daraufhin 1912 in Leipzig vorgeführt.

Nachrichtenagenturen

Die Gründung von Nachrichten- und Presseagenturen beschleunigte das Wachstum der gedruckten Massenmedien.[31] Zugleich stieg das Interesse der Bevölkerung an Informationen aus Politik und Gesellschaft stetig an, auch weil immer mehr Bürger lesen konnten. Der französische Politiker Jules Ferry hatte 1880 die Einführung des unentgeltlichen und verpflichtenden Grundschulbesuchs durchgesetzt.

Durch die Einrichtung der ersten transnationalen Telegrafenlinien in den 1830er Jahren und die Verlegung von Seekabeln waren die neu entstandenen Nachrichtenagenturen Havas, Reuters, Wolffs Telegraphisches Bureau und die AP die ersten Katalysatoren einer sich globalisierenden und vernetzenden Welt. Sie organisierten und institutionalisierten die weltweite Zirkulation großer Informationsbestände in Form von Nachrichten.

Die Berichterstattung, insbesondere von Reuters, wurde zur Jahrhundertwende vom 19. auf das 20. Jahrhundert sowohl von der deutschen Presse, als auch von der deutschen Öffentlichkeit zunehmend kritisch wahrgenommen. Spätestens seit dem Burenkrieg (1899 bis 1902) riss die Kette über bewusst Tatsachen verdrehende und mit Falschmeldungen gespickte Nachrichten zu Ungunsten Deutschlands nicht ab. Noch schärfer fiel der Protest der deutschen Presse während der Ersten Marokkokrise (1904–1906) aus. Der Proteststurm einer eigenen Berichterstattung aus dem Krisengebiet einte zudem die Deutschen über alle Parteigrenzen hinweg. Von der völkischen Rechten bis zur liberalen Linken wurde die Abhängigkeit von Wolffs Telegraphischen Bureau und „die genialische Beeinflussung der Presse durch die großen Telegrafenbureaus Reuters und Havas“ beklagt.

Vor dem Ersten Weltkrieg war das Wolffs Telegraphisches Bureau in Berlin eines der größten Unternehmen seiner Art. Es hatte Agenturen und Einzelvertreter in allen Teilen der Erde, von denen es Nachrichten empfing, und denen es solche lieferte. Der Aufwand an Telefon- und Telegrafengebühren wurde Anfang des 20. Jahrhunderts auf 900.000 Mark geschätzt. Allein in Deutschland wurden 300 Mitarbeiter beschäftigt,

William Randolph Hearst (1906)

Medien-Tycoons

Große Verleger und Geschäftsleute erwarben oft Zeitungen, um ihre geschäftlichen Interessen voranzutreiben. William Randolph Hearst, ein US-amerikanischer Verleger und Medien-Tycoon besaß Anfang des 20. Jahrhunderts die größte Zeitungskette in Amerika und gilt als einer der bedeutendsten und einflussreichsten Journalisten der amerikanischen Geschichte. Vom Journalismus Joseph Pulitzers inspiriert, wies er seine Journalisten an, schockierende Nachrichten zu schreiben, um die Leser zu begeistern. Hearst scheute keinen Aufwand, um bessere Geschichten als Pulitzer publizieren zu können; u. a. begann er, Pulitzers beste Journalisten und Illustratoren abzuwerben. Diese Art, Sensationsnachrichten zu verbreiten, erhielt den Namen „Yellow Press“, eine Anspielung auf die regelmäßig zunächst in Pulitzers, dann in Hearsts Zeitungen erscheinenden Comicstrips von The Yellow Kid und das gelbe Zeitungspapier. 1908 erfolgte die erste Verhaftung eines Straftäters mittels Bildtelegrafie: ein französischer Juwelendieb wurde in England festgenommen, nachdem der Daily Mirror zuvor ein Fahndungsfoto hatte abdrucken lassen.

Verlagswesen

La Revue blanche war eine literarisch-künstlerische Zeitschrift, die in Paris von 1889 bis 1903

Henri de Toulouse-Lautrec: La revue blanche (1895)

zweimonatlich von der Gebrüdern Alexander, Thaddäus und Ludwig-Alfred Natanson, Söhnen des in Paris wohnhaften polnischen Bankiers und Kunstsammlers Adam Natanson, herausgegeben wurde. Die Zeitschrift war als Konkurrenz und Gegensatz zum „Mercure de France“ beabsichtigt. In der Schriftleitung waren Félix Fénéon, Lucien Muhlfeld und Léon Blum tätig. Die Ehefrau von Thaddäus Natanson, Misia Sert, stand mehrmals Modell zu den Umschlagbildern der Zeitschrift. „La Revue blanche“ verteidigte 1898 den zu Unrecht angeklagten und verurteilten Alfred Dreyfus.

Die deutsche monografische Reihe Koloniale Abhandlungen, die sich mit kolonialen Fragen beschäftigte, wurde 1905 gegründet.

Stern der Neger Jg 1 Heft-1 Titelseite (1889)

Der Stern der Neger war eine deutschsprachige katholische Missionszeitschrift, die von der Kongregation der Missionare Söhne des Heiligsten Herzens Jesu (Abkürzung MFSC, lateinisch Congregatio Missionariorum Filiorum Sanctissimi Cordis Jesu) von 1898 bis 1965 einschließlich herausgegeben wurde. Die Kongregation, die früher die deutsche Sektion der jetzigen Comboni-Missionare (MCCJ) bildete, hatte sich der Mission des subsaharischen Afrikas verschrieben, wobei ein Schwerpunkt ihrer Arbeit im Sudan lag. Die Zeitschrift hatte ihre Blütezeit vor dem Ersten Weltkrieg. Die Zielsetzung der unter dem Schutz der Kolonialmächte betriebenen Missionsarbeit, in deren Dienst sich die Zeitschrift für Glaubensverbreitung – so der erste Untertitel der Zeitschrift – stellte, wird 1898 vom Schriftleiter Geyer programmatisch formuliert: Zwar würden die Eingeborenen „häufig durch tyrannisches Temperament der Weißen, ihre Verachtung gegenüber den Negern, durch rücksichtsloses und unkluges Vorgehen europäischer Beamten, durch Wegnahme ihrer Gebiete oder willkürliche Ausdehnung seitens der Europäer gereizt“, was den „Fortgang der Missionen“ schädige,doch handele es sich in Afrika schließlich „um den Sieg christlicher Cultur über mohammedanische und heidnische Sclaverei und Barbarei.“

In Paris wurde 1896 vom Journalisten Auguste Dumont die literarisch und kulturell ausgerichtete Publikation Gil Blas gegründet. Sie wurde Vorbild für die satirische Wochenzeitschrift Simplicissimus des Münchner Verlegers Albert Langen.

In München erschien 1896 erstmals die von Georg Hirth und Fritz von Ostini gegründete Kunst- und Literaturzeitschrift Jugend – Münchner Illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben, die zum Namensgeber der Kunstrichtung Jugendstil wurde.

Im Jahr 1890 wurde vom Verlag der Bazar-Actien-Gesellschaft in Berlin erstmals Die elegante Mode, herausgegeben. Sie enthielt einige Inhalte aus der prominenten Modezeitschrift Der Bazar, war aber kleiner und preisgünstiger. Beigefügt waren jeweils zwei Schnittmusterbögen und ein kolorierter Stahlstich mit einer Modedarstellung, außerdem eine Unterhaltungsbeilage. Die elegante Mode erschien alle vierzehn Tage. 1913 wurde ihr Erscheinen eingestellt und sie der Modenwelt des Ullstein Verlages eingegliedert.

Die erste reguläre Ausgabe der Wochenzeitung Berliner Illustrierte Zeitung (BIZ) erschien am 4. Januar 1892. Im Jahr 1894 wurde die Zeitschrift von Leopold Ullstein (Ullstein Verlag) gekauft. Sie war die erste deutsche Massenzeitung. Technische Innovationen wie der Offsetdruck, die Zeilensetzmaschine oder die Verbilligung der Papierherstellung führten dazu, dass die BIZ zum Preis von 10 Pfennig wöchentlich in den Berliner Straßen verkauft wurde. Dies war damals sogar für Arbeiter erschwinglich. Die BIZ stellte den Zeitungsmarkt auf den Kopf. Die Leser wurden nicht mehr über feste Abonnements gebunden, sondern durch die interessante, vor allem auf die Bilderwirkung setzende Aufmachung. Das erste – und damals als sensationell empfundene – Titelblatt zeigt die photographische Gruppenaufnahme eines bei einem Schiffsunglück ums Leben gekommenen Offizierskorps. Seit 1901 war es außerdem technisch möglich, aktuelle Fotos im Innenteil des Blattes abzudrucken. Dies galt als unerhörte Neuerung. Mit den Fotografien warb auch die einzige große Konkurrenz der Illustrirten, Die Woche. Der Scherl Verlag startete Die Woche 1899 als Gegengewicht zur BIZ. Auch hier sollte im Mittelpunkt die Bildberichterstattung zum aktuellen Tagesgeschehen stehen. Ein Verlagsprospekt bezeichnete das neue Blatt als „wertvolle Ergänzung zur Tageszeitung“, geeignet, „vielbeschäftigten Leuten die zeitraubende und mühevolle Arbeit“ abzunehmen, mehrere Zeitungen zu lesen.

Schon früh war die BIZ auch um größtmögliche Aktualität in ihrer Berichterstattung bemüht. So wurde z. B. im April 1912 die Produktion der bereits im Druck befindlichen Ausgabe Nr. 16 angehalten, als die Nachricht vom Untergang des Ozeanriesen Titanic eintraf. Kurzerhand ersetzte man ein halbseitiges Foto der Akropolis durch ein Foto der Titanic, um über das Unglück aktuell zu berichten. Heute sind beide Auflagen dieses Exemplars in Zeitungsmuseen ausgestellt. In den 1910er Jahren verlieh die BIZ den Menzelpreis für die beste Zeichnung des Jahres.

1899 gründete der österreichische Schriftsteller Karl Kraus in Wien die satirische Zeitschrift Die Fackel. Die österreichische Zeitschrift, Dokumente der Frauen wurde 1899 in Wien gegründet und erschien zwischen 1899 und 1902 alle zwei Wochen. Redakteurinnen waren Auguste Fickert, Rosa Mayreder und Marie Lang.

Die von Siegfried Jacobsohn gegründete Theaterzeitschrift Die Schaubühne (später Die Weltbühne) erscheint 1905 zum ersten Mal.

Die Zeitschrift Technology Review wurde 1899 vom US-amerikanischen MIT gegründet und als Zeitschrift für seine eigenen Absolventen herausgegeben.

Gesellschaft und Alltagskultur

Gehobene Abendgesellschaft (1906)

Die oberen und mittleren Gesellschaftsschichten waren mehr als zuvor materiell gesichert und blickten optimistisch in die Zukunft. Die Belle Époque war jedoch keine Zeit uneingeschränkten Lebensgenusses und von Sorglosigkeit für die große Zahl der Bauern, Landarbeiter, Industriearbeiter und kleinen Angestellten, die kaum Anteil an den Vorzügen der "schönen Zeit" hatten.

Die Belle Époque ereignete sich im Wesentlichen auf den Boulevards der Metropolen, in den Cafés und Cabarets, den Ateliers und Galerien, den Konzertsälen und Salons. Sie wurde getragen von einem mittleren und gehobenen Bürgertum, das vom technischen und wirtschaftlichen Fortschritt am meisten profitierte. In diesen Schichten vollzog sich innerhalb weniger Jahrzehnte eine erstaunlich dynamische kulturelle Entwicklung. Vor allem die vielfältigen Entwicklungen in Kunst und Kultur – nicht zuletzt auch die Kultur einer unbeschwerten, öffentlichen Unterhaltung – haben dieser Epoche ihren glänzenden Namen gegeben.

Jean Baptiste Guth, zeitgenössische Darstellung von Alfred Dreyfus während seines zweiten Prozesses vor dem Militärgericht in Rennes, Vanity Fair vom 7. September 1899

Anlässlich des 100. Jahrestages der Französischen Revolution wurde 1889 im Jardin de Marianne im Zentrum des Place de la Nation in Paris das Denkmal Le Triumphe de la République eingeweiht.

In vielen katholischen Landeskirchen Europas gab es von etwa 1870 bis 1910 einen ausgeprägten Antimodernismus. Der Antimodernismus wendete sich – ausgehend von Dekreten Pius’ IX. (Papst von 1846 bis 1878) – gegen gesellschaftliche und politische Reformen zur Durchsetzung von Menschenrechten und Demokratie. Ein Höhepunkt antimodernistischer Tendenzen in der katholischen Kirche war 1910 die Verpflichtung aller Priester auf das Ablegen des sogenannten Antimodernismus-Eids: ab dem 1. September 1910 waren sie ausdrücklich verpflichtet, die im Syllabus errorum (Liste der Irrtümer) genannten Irrtümer abzulehnen. Auch in Frankreich gab es einen gewissen Ultramontanismus.

Die Dreyfus-Affäre, ein Justizskandal, der die französische Politik und Gesellschaft in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts tief spaltete, war auch Ausdruck eines zunehmend offenen Antisemitismus in Teilen der Gesellschaft und stürzte Frankreich in eine schwere innenpolitische und moralische Krise. Im Zuge der Dreyfus-Affäre wurde der Begriff "Intellektueller" populär und erhielt seine aktuelle Bedeutung. J’accuse…! (französisch für Ich klage an…!) ist der Titel eines offenen Briefes des französischen Schriftstellers Émile Zola an Félix Faure, den damaligen Präsidenten der Französischen Republik, um diesen und die Öffentlichkeit über die wahren Hintergründe der Dreyfus-Affäre zu informieren. Der Brief erschien am 13. Januar 1898 in der Tageszeitung L’Aurore, verursachte einen großen politischen Skandal und gab der Dreyfus-Affäre eine entscheidende Wendung. Der französische Ausdruck J’accuse ging auch in den deutschen Sprachgebrauch ein als Bezeichnung für eine mutige, öffentliche Meinungsäußerung gegen Machtmissbrauch.

Thomas Mann Buddenbrooks 1904.

Aufstieg des Bürgertums

Mit dem sich rasant entwickelnden Kapitalismus, dem zunehmenden Handel und mit der Industrialisierung stieg die Anzahl und die Bedeutung der großen Kaufleute, Verleger, Unternehmer, Reeder und Bankiers und Fabrikanten. Diese "Bourgeoisie", diese "Wirtschafts-" oder "Besitzbürger" wurden wohlhabender, sozial gewichtiger und einflussreicher.[32]

Das Großbürgertum gründete Unternehmen und Familiendynastien. Im Deutschen Kaiserreich sprach man deshalb auch von der Gründerzeit. Eine geschickte Heiratspolitik trug oftmals noch zur Vermehrung des Reichtums bei, wie dies vorher nur vom Adel bekannt gewesen war. „Geld kam zu Geld, Schönheit zu Einfluss und Wohlstand zu Macht“ wie Thomas Mann in seinem Roman „Buddenbrooks“ bemerkte.

Als Folge ihres Wohlstands konnten Großbürger einen nicht zuletzt der Repräsentation dienenden „großbürgerlichen Lebensstil“ führen, also ein aufwendiges Leben mit Stadt- und Landsitz, Personal und gesellschaftlichen Veranstaltungen. Die finanziellen Möglichkeiten einerseits und der Niedergang des Adels andererseits ermöglichten es Großbürgern, adelige Landsitze zu erwerben. In vielen Städten etablierten sich im 19. Jahrhundert zum ersten Mal ganze Quartiere und Stadtviertel, welche für die Bedürfnisse des aufstrebenden Bürgertums gebaut wurden. Diese Viertel waren meist großzügig von Grünflächen umgeben und hatten einen repräsentativen Charakter. Als Auftraggeber sowie Mäzen des Kunst- und Kulturlebens übernahm das Großbürgertum zunehmend eine Rolle, die der Adel noch im 18. Jahrhundert eingenommen hatte.

Großbürgerlicher Salon (um 1895)

Bürgertum“ ist die zusammenfassende Bezeichnung für eine vielschichtig strukturierte, im Einzelnen nur schwer abgrenzbare Gesellschaftsschicht zwischen den traditionellen Oberschichten (Hochadel, Adel und Patriziat sowie dem oft aus ihnen hervorgegangenen hohen Klerus) und den historischen Unterschichtsgruppen des Bauernstandes und der Arbeiterschaft. Sie setzt sich im Wesentlichen zusammen aus den Teilschichten des Großbürgertums (darunter vor allem den größeren Kaufleuten), des Bildungsbürgertums (darunter vor allem Pastoren, Universitätsprofessoren und höheren Beamten) sowie des Kleinbürgertums (der unteren Mittelschicht, darunter kleinen Kaufleuten, einfachen, mittleren und gehobenen Beamten einschließlich Lehrern, leitenden Angestellten sowie selbständigen Handwerkern).

Die gesellschaftliche Relevanz, die dem Bildungsbürgertum als Deutungselite kultureller Erscheinungen zukam, beruhte in großem Maße auf der dominanten Stellung sowohl in Universitäten und Schulen, wie auch in der Produktion und Verbreitung öffentlicher Meinungen (durch Presse und Literatur). Entscheidendes Merkmal des Bildungsbürgertums, auch in seiner Eigenwahrnehmung, ist der Umgang mit Kultur. Traditionsgemäß richtete sich die Bildung nach spezifischen Kanons, die vom Bildungsbürgertum geprägt und rezipiert wurden. Diese reichen von der Literatur über Musik (Hausmusik, Kirchenmusik, Orchestermusik, Oper) und Theater bis hin zu späteren Entwicklungen wie dem Film. Vor allem auch der gesellschaftliche Austausch in Theatern, Opernhäusern, Konzertsälen oder Museen in den Großstädten wurde zum prägenden Moment des Milieus.

Vergnügungen in Paris und anderswo

Jean Béraud: Le Boulevard St. Denis, Paris (1899)

Die „Belle Époque“ war städtisch und Pariserisch.[33] Paris hatte sich einen ländlichen Charme bewahrt: In den Dörfern von Montmartre oder Belleville, an den Ufern der Marne oder in den Vororten mit ihren Gärtnereien, die jenseits der alten Stadtbefestigung lagen, war das Land nicht weit entfernt. Es war auch ein Paris, das ohne seine verschiedenen „Annexe“ - die Badeorte Aix-les-Bains, Deauville, La Baule, Vichy, Biarritz, Monte Carlo und Cannes, „die mondäne Stadt“ - nicht existieren konnte. In den 1880er Jahren wurde Dinard zum ersten Seebad Frankreichs.

Die französische Phrase "Belle Époque" erinnert an die unbekümmerte und frivole Welt der High Society, an das fröhliche Leben in den Salons, an Weltläufigkeit und Savoir-vivre. Das Publikum ging ins Theater, in die Oper, tanzte Cancan im Moulin Rouge und speiste mit Champagner im Maxim's; die Männer trugen Zylinder und Nelken im Knopfloch, die Frauen weite Röcke und gigantische Hüte.

Gustave Caillebotte: Jour de pluie à Paris, (1877)

Für viele Menschen gab es bei 3 bis 6 Urlaubstagen im Jahr sowie 10 Stunden Arbeit pro Tag und beengten Wohnverhältnissen kaum Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Die Zeit reichte meist nur, sich am Abend in das Vergnügen der Großstadt mit ihren Kinos und Varietés zu stürzen. Auch andere Freizeitvergnügen gewannen zunehmend an Attraktivität: das Schaufensterbummeln entlang der neuentstehenden Kaufhauspaläste, der Besuch von Cafés, Cabarets, Varietés und Bordellen.[34]

Flanieren

Der Flaneur bezeichnet eine literarische Figur, die durch Straßen und Passagen der Großstädte mit ihrer anonymen Menschenmasse streift (flaniert). Hier bietet sich ihm Stoff zur Reflexion und Erzählung. Der Flaneur lässt sich durch die Menge treiben, schwimmt mit dem Strom, hält nicht inne, grüßt andere Flaneure obenhin. Der Flaneur ist intellektuell und gewinnt seine Reflexionen aus kleinen Beobachtungen. Er lässt sich sehen, aber sieht auch, wenngleich mit leichter Gleichgültigkeit (von Georg Simmel in seinem Aufsatz Die Großstädte und das Geistesleben treffend als Blasiertheit identifiziert). Der Flaneur in all seiner Dandyhaftigkeit stellt ein wichtiges Thema der – vor allem weltstädtischen – individualisierten Kunst dar, auch der Lebenskunst.

Die Bohème

Das Viertel rund um den Place de l’Europe entwickelte sich ab den 1870er Jahren zu einem beliebten Künstlerviertel. Édouard Manet, der in der Rue de Saint-Pétersbourg lebte, malte 1872/73 im Bild Die Eisenbahn den Blick auf die Bahngleise an der Rue de Rome. 1878 schuf er zudem mehrere Ansichten der Rue Mosnier (heute Rue de Berne). Der Place de l’Europe wurde von Gustave Caillebotte in verschiedenen Gemälden festgehalten. Auch sein Gemälde Straße in Paris an einem regnerischen Tag fand in der Rue de Turin sein Vorbild im Quartier de l’Europe. Von Claude Monet stammte eine Reihe von Ansichten des Bahnhofs Saint-Lazare. Darüber hinaus hat er mehrere Ansichten des Parc Monceau gemalt.

Henri de Toulouse-Lautrec: Ambassadeurs. Aristide Bruant dans son cabaret (Plakat 1892)

Die Bohème als Subkultur großstädtischer junger Künstler und Intellektueller – insbesondere solcher des Pariser Quartier Latin – in einem Kontext von Armut, Hunger, Wertschätzung der Freundschaft, Idealisierung der Kunst und Geringschätzung des Geldes ist ebenfalls eng mit der heutigen Vorstellung der Belle Époque verbunden.

Viele bekannte Künstler debütierten in den Folies Bergère während der Belle Époque: Liane de Pougy (1884), Loïe Fuller (1892), La Belle Otéro (1894), Paul Lincke (1897), Saharet (1897), Cléo de Mérode (1901), Charles Chaplin (1907), Maurice Chevalier (1909), Mistinguett (1911), Stan Laurel (1911), W. C. Fields (1911?) und Grock (1912).

In Montmartre trat der französische Kabarettsänger Aristide Bruant in Café-Konzerten unter anderem im berühmten Klub Le Chat Noir auf.

Die US-amerikanische Schriftstellerin Natalie Clifford Barney kam 1898 als finanziell unabhängige Millionenerbin von Washington nach Paris und begründete in der Rue Jacob ihren Literarischen Salon. Sie verstand sich darauf, die Gesellschaftswelt von Marcel Proust und die der Lost Generation zu vermitteln. Viele Besucher kamen sowohl in ihren Salon als auch in den von Gertrude Stein, die 1903 ebenso aus den Vereinigten Staaten kommend, in Paris einen Salon eröffnet hatte.

In Paris wurde 1894 im Varietétheater Divan Fayounau der erste Striptease professionell getanzt. Die Künstlerin erhielt wegen ihrer Vorführung eine Geldstrafe.

Absinth als Getränk der Künstler und Literaten

Viktor Oliva: Der Absinthtrinker (1901)

Der Genuss von Absinth wird bis heute mit der französischen Kunstszene dieser Zeit verbunden. So schreiben Hannes Bertschi und Marcus Reckewitz: „Es scheint, als sei die gesamte europäische Elite der Literatur und der bildenden Künste im Absinthrausch durch das ausgehende 19. und beginnende 20. Jahrhundert getorkelt.“[35]

Neben Camille Pissarro und Alfred Sisley gehörte auch Henri Toulouse-Lautrec zu den bekannten Absinthtrinkern, der seinen Malerkollegen Vincent van Gogh 1887 in einem Café mit einem Glas Absinth porträtierte. Im selben Jahr entstand dessen Stillleben mit Absinth. Ein Beleg für die Verbreitung des Getränkes außerhalb von Paris ist sein in Arles entstandenes Gemälde Nachtcafé an der Place Lamartine, das ebenso wie Paul Gauguins Dans un café à Arles Barbesucher beim Absinthkonsum zeigt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wählte Pablo Picasso wiederholt Absinthtrinker als Motiv.

Stadtentwicklung

An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert gab es in vielen Städten ein starkes Bevölkerungswachstum. Die Großstädte mit ihren Fabriken galten als Hoffnungsort und Moloch zugleich. Städte waren von Luxus und Reichtum einerseits sowie von großer Armut und großem Wohnungselend andererseits geprägt.

Als Ausgleich zur Hektik der Großstadt und zur Verbesserung der Lebensqualität entstanden nach dem Vorbild der französischen Hauptstadt Paris in vielen Städten großzügige Grünflächen und Parkanlagen. Ebenso wurde die Natur als Zufluchtsort immer wichtiger. Ausflüge in die nähere Umgebung gehörten zum sonntäglichen Freizeitprogramm. Gärten und Gartenlokale als Rückzugsorte bzw. Wintergärten für das Großbürgertum erfreuten sich in der Freizeit großer Beliebtheit.

Viele Künstler erwarben am Rande der Städte Gartenhäuser und schlossen sich zu Künstlerkolonien zusammen. Unter ihnen fanden Aspekte neuer Lebensformen wie Freikörperkultur und die anthroposophischen Lehren Rudolf Steiners als Alternative zahlreiche Anhänger. Es entwickelten sich Vegetarismus, Naturheilkunde und Reformhäuser.

Als Reaktion auf die schlechten Wohn- und Lebensverhältnisse sowie steigenden Grundstückspreise entwarf der Brite Ebenezer Howard im Jahr 1889 das Modell der planmäßigen Entwicklung von Gartenstädten. Die Idee der Gartenstadt fand auch in Deutschland großen Anklang.

Der Wert technischer Wasserreinigung wurde eindrucksvoll bestätigt, seit 1849 bekannt war, dass Cholera durch Wasser übertragen wird. Dennoch dauerte es Jahrzehnte, so etwa in London bis 1868 und in München sogar bis 1881 (Wasserversorgung Münchens), bis sich das neue Wissen gegen einen vielfach radikalen Marktliberalismus durchgesetzt hatte und geeignete Maßnahmen ergriffen werden konnten.

Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts erkannten Regierungen die Notwendigkeit zum systematischen Aufbau einer öffentlichen Gesundheitsfürsorge. Hatten sich die Maßnahmen hierzu in Westeuropa zunächst auf Quarantäneregelungen in Häfen zur Kontrolle und Ausgrenzung Kranker oder potenziell Kranker beschränkt, waren neue Maßnahmen auf den Ausbau infrastruktureller Einrichtungen gerichtet, insbesondere Maßnahmen zur Errichtung einer sauberen öffentlichen Wasserversorgung und -entsorgung, wodurch Krankheiten der Nährboden entzogen werden sollte. Öffentliche Wasserversorgung wurde zur Aufgabe des Staates, während sie bis dahin privater und religiöser Initiative überlassen war. Außerhalb Westeuropas waren Städte teilweise schon deutlich früher für eine Verbesserung der Stadthygiene mittels Wasserversorgung und -entsorgung aktiv geworden.[36]

Warenfülle, Kaufhäuser und Konsum

Galerie Lafayette Haussmann 1900
Kaufhaus Schmoller in Mannheim um 1910

Von Paris aus traten in den 1880er und 1890er Jahren exquisite Warenhäuser nach dem Vorbildern von Galeries Lafayette und La Samaritaine ihren Siegeszug in aller Welt an und galten beim konsumverliebten Publikum schnell als „Achtes Weltwunder“.[37] Die Menschen standen staunend Schlange, als 1869 das Au Bon Marché als erstes Warenhaus Europas seine Türen öffnete. Unter einer von Gustave Eiffel mitentworfenen kühnen eisernen Stützkonstruktion befand sich eine Verkaufsfläche, die größer als sieben Fußballfelder war und den Besuchern ein schier unermessliches Sortiment an Waren bot.

Die Vorstufe des Kaufhauses, die Pariser Ladenpassagen, wurden zum Gegenstand einer geschichtsphilosophischen Untersuchung. Paris war, wie Walter Benjamin es 1935 einleitend zu seinem sich zu diesem Zeitpunkt in Arbeit befindlichen Passagen-Werk formuliert hat, die "Hauptstadt des 19. Jahrhunderts".

Die zunehmende Industrialisierung und der damit verbundene Wohlstand des Großbürgertums sowie der Aufstieg einer kaufkräftigen Mittelschicht trugen maßgeblich zum Erfolg der Warenhäuser bei.

Grundlage für das breitgefächerte Angebot der Kaufhäuser war die Industrialisierung der Warenproduktion im 19. Jahrhundert. Zwar hatte man bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts damit begonnen, unterschiedliche Waren unter einem Dach zu verkaufen, doch erst die Erfindung des Stahlbetons durch Joseph Monier (Patent: 1867), die Industrialisierung und Automatisierung der Glaserzeugung sowie die Verfügbarkeit von elektrischen Aufzugsanlagen ermöglichten den Bau von großen Kaufhäusern und ließen die Belle Époque auch zu einer Epoche der Kaufhäuser werden.

In Frankreich, Deutschland und anderen europäischen Ländern gingen viele große Warenhäuser aus ehemals kleinen Ladengeschäften hervor, deren jüdische Besitzer oftmals ein entbehrungsreiches Leben geführt und sich emporgearbeitet hatten.

KaDeWe, Berlin (1907)

Das Luxus-Warenhaus Kaufhaus des Westens (KaDeWe) wurde 1907 in Berlin-Schöneberg eröffnet. Im selben Jahr eröffneten in Berlin auch das Hotel Adlon und das Strandbad Wannsee.

Für die Kaufhäuser charakteristisch war eine große zentrale Eingangshalle mit Freitreppen, die sowohl repräsentativen wie ökonomischen Zwecken diente. Die zentrale Eingangshalle öffnete sich zu allen Etagen mit ihren verschiedenen Galerien und Balkonen. Reichtum und Erfolg der Warenhausunternehmen sollten sich auch in einer prunkvollen Außenfassade widerspiegeln. Die Hauptfassaden der Kaufhäuser waren mit aufwendigen Giebelkonstruktionen, Türmen und Balkonen, sowie Säulen und Ornamenten gestaltet. Besonders beliebt waren Stilelemente aus dem Schlossbauwesen, der Renaissance und dem Barock, die viele Kaufhäuser zu baulichen Attraktionen einer Stadt werden ließen.

In den Kaufhäusern dieser Zeit begegneten sich Menschen aus unterschiedlichen Bevölkerungsschichten, was in dieser Art neu war. Im Gegensatz zu früheren Jahrhunderten, als diese Luxuswaren vor allem den Eliten vorbehalten war, begannen im 19. Jahrhundert breitere Teile der Gesellschaft die Produkte der frühen Globalisierung zu konsumieren. Für die Ernährung der wachsenden Bevölkerung während der Industrialisierung waren sie zwar relativ unbedeutend, erfüllten allerdings das Bedürfnis nach einem mondänen Lebensstil, der den Genuss von exotischen Pflanzen, ungeachtet der sozialen Zugehörigkeit, auch in der Heimat möglich machte. Technologische Innovationen (wie Telegrafie und Dampfschiff) sowie die Intensivierung der Verkehrsverbindungen und die Ausweitung der Plantagenwirtschaft zu Lasten der Anbauregionen  senkten die Kosten und ließen manches Produkt zur Massenware werden.[38]

Mit dem wachsenden Konsum entstanden in dieser Zeit viele Schlachthöfe und Großmärkte.

Frauen und Männer

In der Belle Époque spielten Frauen und Frauenbilder eine zentrale Rolle. Sowohl die Darstellung und Deutung traditioneller Charaktere aus Literatur und Mythologie als auch das sich wandelnde Rollenverständnis der Frau an der Schwelle zur Moderne[39] veränderten die Gesellschaft und prägten den Kunstbetrieb.

Mythos "Femme fatale"

Im bürgerlichen Großstadtleben erregte gegen Ende des 19. Jahrhunderts der Mythos und Frauentypus der Femme fatale[40] das öffentliche Interesse sowie die Aufmerksamkeit von Künstlern. Historische und mystische Frauengestalten wie Salome, Sphinx, Venus und Hexe personifizierten dabei die dämonische Verführerin. Nicht nur die biblische Gestalt der Salome als Sinnbild der Femme fatale par excellence, sondern auch ihr Tanz als verführerisches Element fanden Eingang in die damalige Erotik und beflügelten die Phantasie vieler Künstler. Ob als Rachegöttin, männerverschlingender Vamp oder als monströse Kindfrau Lulu in Frank Wedekinds Drama „Die Büchse der Pandora“ wurde der Femme fatale meist eine Außenseiterrolle zugeschrieben, was wohl vor allem in ihrer Andersartigkeit, ihrem betörenden und unheilbringendem Charme sowie in der Verkörperung von Sinnlichkeit, Sünde und Lasterhaftig begründet liegt. Im 19. Jahrhundert wurde auch die Kurtisane der Femme fatale zugerechnet.

Prostitution

Henri de Toulouse-Lautrec: Au Salon de la rue des Moulins (1894)

Während im 18. Jahrhundert die Mätressen der Fürsten als einflussgebend und stilprägend galten, übernahmen diese Rolle im 19. Jahrhundert die Kurtisanen, deren reiche Verehrer ihnen einen luxuriösen Lebensstil ermöglichten. Die Grenzen zwischen Künstlerin und Kurtisane konnten dabei fließend sein. Treffpunkt für Begegnungen mit der großbürgerlichen Welt waren zumeist Kaffeehäuser und Restaurants, die damals in den Städten entstanden und mit zum Freizeitvergnügen beitrugen. An diesen Orten wurden Reize zur Schau gestellt und zugleich neuste modische Trends kreiert. Die Kleidung galt für viele Frauen als Mittel zum Zweck, um gesellschaftliche Schranken überwinden zu können. So unterschied sich die Kleidung ehrbarer Damen kaum von der käuflicher Damen.

Anders erging es den zahlreichen Straßendirnen. Viele von ihnen kamen in der Hoffnung auf ein besseres Leben vom Land in die Städte. Als ungelernte Arbeiterinnen war ihr Verdienst jedoch oftmals zu gering, um davon leben zu können. Viele Frauen, die als Dienstmädchen, Modistinnen, Blumenfrauen oder Wäscherinnen arbeiteten, verdingten sich nebenher als Gelegenheitsprostituierte, um so ihr Gehalt aufbessern zu können. Viele von ihnen infizierten sich mit der damals häufigsten Geschlechtskrankheit Syphilis oder verfielen, aus Scham über ihre Tätigkeit und den damit verbundenen Peinigungen dem Alkohol. Neben den offiziell registrierten Prostituierten, die der Kontrolle durch die Sittenpolizei unterstanden, gab es in den Städten eine hohe Dunkelziffer an nicht registrierten oder sich nur gelegentlich prostituierenden Frauen.

Obwohl Prostitution als Tabuthema im Wilhelminischen Zeitalter galt, gehörten Bordellbesuche zum Zeitvertreib einer großbürgerlichen Männergesellschaft. Damalige Satirezeitschriften wie der Simplicissimus und Die Jugend griffen diese Themen dankbar auf.

Frauenbewegung

Suffragettendemonstration, New York City 1912

Das 19. Jahrhundert zeichnete sich nicht nur durch die unterdrückte Stellung der Frau in der Gesellschaft aus, sondern steht ab der Mitte des 19. Jahrhunderts auch für den Beginn der Frauenbewegung und den Kampf um eine gleichberechtigte Stellung in Bildungswesen, Arbeit und Politik. In Großbritannien engagierten sich Frauen in der Politik, wie die Suffragetten, die sich für das Frauenwahlrecht einsetzten oder auf radikalere Art und Weise wie bei den Sozialisten rund um Rosa Luxemburg in Deutschland. Im Oktober 1865 wurde in Leipzig der erste Frauenverein gegründet. Im Jahr I900 konnten sich Frauen erstmals in Deutschland die Zulassung zu den Universitäten erstreiten. 1908 erwarben 108 Frauen einen Universitätsabschluss außerhalb der medizinischen Fakultät und der Lehrerbildungsanstalten, ebenfalls 1908 erhielt die erste Frau in Deutschland eine Professur in Wirtschaftswissenschaften in Mannheim.[41]

Im Jahr 1901 wurde in Frankreich ein Nationaler Rat der französischen Frauen gegründet, der dem Internationalen Frauenrat angeschlossen war, mit dem Ziel, alle feministischen Werke und Gesellschaften zusammenzufassen und zu koordinieren. Parallel dazu entwickelte sich nach und nach auch eine Frauenpresse.

1881 erschien die erste Ausgabe der radikal-feministischen Zeitschrift La Citoyenne von Hubertine Auclert in Paris. Hauptschwerpunkt der Publikation war die im Code civil verankerte rechtliche Diskriminierung der französischen Frauen.

Die deutsche Sozialistin und Frauenrechtlerin Clara Zetkin schlug auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen die Einführung eines internationalen Frauentages vor, ohne jedoch ein bestimmtes Datum zu favorisieren. Der erste Frauentag wurde dann am 19. März 1911 in Dänemark, Deutschland, Österreich-Ungarn und der Schweiz gefeiert.

The March of Women von Ethel Smyth wurde 1911 in der Londoner Pall Mall uraufgeführt. Eine weitere Aufführung erfolgte in der Royal Albert Hall, von wo aus das Lied eine rasche Verbreitung in England erfuhr und zur Hymne der englischen Suffragettenbewegung avancierte.

Kleidung und Mode

Die Mode, vor allem die Damenmode, geriet in dieser Zeit in Bewegung. Von viktorianischem oder wilhelminischem Prunk nach 1900 kam es allmählich auch zur Befreiung aus den Zwängen des bis dahin üblichen Korsetts. In diese Zeit fällt auch die Bewegung zur Entwicklung einer Reformkleidung für Frauen, die sich aber lange nicht durchsetzen konnte. Es ist auch die Zeit, in der der Büstenhalter erfunden wurde.[42]

Die wohlhabenden Damen der Gesellschaft verfügten über eine ausgedehnte Garderobe und wechselten teilweise mehrmals am Tag ihre Kleidung. Dabei wurde zwischen Tages-, Besuchs- und Nachmittagsgarderobe gewechselt und die Garderobe jeweils dem spezifischen Anlass angepasst. Die Kleider waren lang und reichten bis zum Boden. Bein zu zeigen oder gar den nackten Fuß, galt als unsittlich. Edle Stoffe wie Seidensatin, Chiffon, Damast oder Tüll wurden oft in hellen, zarten Farben getragen, verziert mit Spitze und Strass. Sie verkörperten die Romantik, aber auch die Eitelkeit dieser Zeit.

Aufgrund der komplizierten Kleider aus vielen verschiedenen Stofflagen, war es den Frauen oft nicht möglich, sich selber an- oder auszuziehen. Es ist kaum verwunderlich, dass sich die Damen nur sehr langsam bewegten und sich so unglaublich anständig benahmen, denn die Materialien, welche sie trugen, waren schwer und nahmen sehr leicht Schaden. Trotz dieser Eingeschränktheit gewann die Frau neue Freiheiten. Der französische Modemacher Paul Poiret befreite sie vom einengenden Korsett, welches ihr zuvor die Taille einschnürte und das Atmen erschwerte. Poirets eigens designtes Kleid, ein Reformkleid, konnte jedoch nur von schlanken Frauen getragen werden. Dies ist auch der Grund, warum die Korsetts nicht verdrängt wurden.[43]

Hutmodell von Coco Chanel (1912)
Edgar Degas Place de la Concorde 1875

Exotische Kostümfeste erfreuten sich in der High Society der damaligen Zeit großer Beliebtheit, die farbenfrohen Stoffe für die federngeschmückte Turbane und Tunika-artige Gewänder wurden mit den Anilinfarben der BASF in Ludwigshafen gefärbt.

Auf der Weltausstellung Paris 1900 hinterlässt die französische Haute Couture einen bleibenden Eindruck und sichert Paris einen führenden Platz auf der Liste der wichtigsten und einflussreichsten Modestädte der Welt.

Für die Belle Époque typisch war eine ausgeprägte Hutkultur und die elegante Kleidung der bürgerlichen Klasse. Hüte galten ebenso wie Schirm und Handschuhe als absolutes Muss. Für Frauen war es undenkbar, ohne diese modischen Accessoires auf die Straße zu gehen. Mit der Eröffnung einer Boutique 1913 in Deauville gründete Coco Chanel den Modekonzern Chanel. Das Haus Chanel war ab den 1910er Jahren Wegbereiter einer damals ungewohnt funktionell-lässigen und dennoch weiblich-eleganten Damenmode des oberen Preissegments. 1915 besaß Coco Chanel Modesalons in Paris, Deauville und Biarritz. Sie entwarf schlichte, locker umspielende Kleider aus Baumwolljersey und kreierte damit eine neue und funktionale Mode mit klaren Linien ohne die bis dahin üblichen Verzierungen. Chanel trug ihre eigene Mode und eine moderne Kurzhaarfrisur im Bob-Stil.

Im Gegensatz zur farbenfrohen Kleidung der Damen herrschte bei den Herren fast ausnahmslos Einheitsgrau bzw. Schwarz/Weiß vor, wodurch die Kleidung entsprechend unauffällig und unpersönlich erschien. Es galt jedoch für dem modebewussten Herren als standesgemäß, mehr als einen Anzug zu besitzen, wobei es ab den 1860er Jahren modern wurde, den Anzug einfarbig herzustellen. Im Sommer oder bei Freizeitaktivitäten wurden auch Anzüge aus hellem Stoff getragen. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gehörte es zur besonderen Zierde des Mannes, Bart zu tragen und diesen entsprechend sprießen zu lassen. Bei den Männern wurde der Zylinder zum modischen Symbol. Im Sommer bzw. im Urlaub und bei Freizeitaktivitäten wurde der Zylinder häufig durch die Melone oder den flachen Strohhut, wegen seiner Form auch „Kreissäge“ oder „Butterblume“ genannt, ersetzt.

Weitere Accessoires des Mannes von Welt waren Weste, steifer Kragen und Gehrock sowie ein Flanierstock bzw. ein Stockschirm für schlechtes Wetter und Handschuhe. Ab etwa 1870 war der dunkle Gehrock die offizielle Kleidung von Ministern, Kommerzienräten, Ärzten und Geschäftsleuten. Dazu trug man ein Plastron anstelle einer Krawatte. Krawattennadeln, Hemd- und Manschettenknöpfe, die oft mit Perlen oder Edelsteinen geschmückt waren, waren en vogue. Die Armbanduhr kam zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf und löste die schwere goldene Taschenuhr mit Uhrkette ab. Diese Innovation kam aus dem militärischen bzw. sportlichen Bereich.

Seit Ende der 1880er Jahren änderte sich die Herrenmode nur noch in Details. Veränderungen gab es bei den Mustern der Stoffe, der Reversbreite und dem Schnitt der Hosen.[44]

Im Deutschen Kaiserreich galt die Uniform für den Herrn als attraktiv und kleidsam und machte ihn erst zum Mann. Diese Vorstellung entsprach dem gesellschaftlichen Klima des wilhelminischen Zeitalters, das für Militär und Untertanengeist äußerst empfänglich war. Carl Zuckmayer mit seinem Schauspiel „Der Hauptmann von Köpenick“ und Heinrich Mann mit seinem Roman „Der Untertan“ haben diesen Zeitgeist literarisch persifliert.

Im eklatanten Gegensatz zur Garderobe des wohlhabenden Bürgertums stand hingegen die Kleidung der Arbeiter und Bediensteten. Diese wurde solange angezogen und weitergereicht, bis sie so beschädigt war, dass sie nicht mehr getragen oder ausgebessert werden konnte.[45] Der Stoff wurde jedoch auch dann nicht weggeworfen, sondern an Lumpensammler weiterverkauft.

Weltausstellungen

Die Weltausstellung auch Exposition Universelle Internationale, Exposition Mondiale oder World’s Fair konnte sich im Zeitalter der Industrialisierung als eine internationale Leistungsschau im technischen und kunsthandwerklichen Bereich etablieren.

Weltausstellung in Paris 1889, Maschinenhalle

Die erste Weltausstellung fand 1851 auf Anregung Prinz Alberts im Londoner Hyde-Park unter dem Titel Great Exhibition of the Works of Industry of All Nations statt. Eigens für die Weltausstellung wurde von Joseph Paxton der Crystal Palace, ein 600 Meter langes Gebäude aus Glas und Eisen, errichtet.

Die Pariser Weltausstellung 1881 markierte den Beginn des elektrischen Zeitalters.

Eine besonders imposante Weltausstellung fand 1889 in Paris zum hunderdsten Jahrestag der Französischen Revolution statt: Der Eiffelturm, als monumentales Eingangstor und Aussichtsturm für die Weltausstellung 1889 gebaut, galt damals als Sensation und wurde zum Symbol von Paris, sowohl für deren Bewohner als auch für die Besucher aus aller Welt.

Die Weltausstellung 1900 fand unter dem offiziellen Ausstellungsmotto „Bilanz eines Jahrhunderts“ erneut in Paris statt und sollte alles bisher Dagewesene noch einmal in den Schatten stellen und ging mit ihrem Kräftemessen der einzelnen Nationen auch als "Messe der Eitelkeiten" in die Geschichte ein. Unternehmen konnten mit einer Goldmedaille als höchster Auszeichnung für ihre Erzeugnisse ausgezeichnet werden.

Weltausstellung Paris 1900

80 000 Aussteller aus 40 Ländern und 21 Kolonien waren 1900 auf der Weltausstellung in Paris vertreten, die 50 Millionen Menschen aus dem In- und Ausland anlockte. Die Festarchitektur und die Ausstellungsgebäude entlang den Ufern der Seine erstreckten sich über eine Fläche von 216ha, einige wie das Grand und Petit Palais sowie die prächtige Pont Alexandre III sind bis heute erhalten und prägen das Stadtbild von Paris.[46] Die Zugänge der neuentstandenen Metro wurden von dem französischen Architekten und Designer Hector Guimard im neuartigen Art-Nouveau-Stil gestaltet. Die 141 Überdachungen der Metroeingänge erinnern dabei mit ihren pflanzlich-organischen Formen an Libellenflügel.

Im selben Jahr fanden von Mai bis Oktober auch die 2. Olympischen Spiele der Neuzeit in Paris statt, die jedoch vergleichsweise unbemerkt blieben und im Stadtbild kaum Spuren hinterließen.

Die Weltausstellung in Gent 1913 war die letzte Weltausstellung vor dem Ersten Weltkrieg und die letzte Weltausstellung mit einer Völkerschau. Zahlreiche Kolonien, darunter auch Belgisch-Kongo, unterhielten einen eigenen Pavillon, um insbesondere den belgischen Imperialismus im besten Licht erscheinen zu lassen.

Kartenständer, Teplitz-Schönau (1909)

Tourismus und Reisebegeisterung

Aufgrund der schon weit entwickelten Verkehrsnetze und sinkender Tarife, vermehrter Freizeit (des Bürgertums) und gestiegener Einkommen wurden Vergnügungsreisen und Fernreisen immer attraktiver. Beliebte Reiseziele waren unter anderem die Weltausstellungen. Es war die große Zeit der Schifffahrtsgesellschaften und der Eisenbahn.

Wer um 1900 allein oder mit seiner ganzen Familie verreisen wollte, brauchte vor allem eines; viele Koffer.[47] Mit der Zunahme des Tourismus wurden ab 1896 auch die Ansichtskarten, nicht zuletzt durch die Verwendung mehrfarbiger Druckverfahren, zunehmend populärer.

Um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert entstanden zahlreiche Grand Hotels – nicht nur in den Metropolen, sondern auch an anderen Treffpunkten der zahlungskräftigen Gesellschaft. Dies waren vor allem Kurorte (Seebäder, Luftkurorte), zudem häufig an landschaftlich besonders reizvoller Stelle (Alpenpässe, Seeufer, Meeresküsten usw.). Ab Mitte des 19. Jahrhunderts verband die Eisenbahn alle großen europäischen Städte mit Kurorten wie Biarritz, Deauville, Vichy, Arcachon und der Côte d’Azur. Im Zuge der Erschließung solcher Regionen durch die Eisenbahn wurde eine Reihe von Grand Hotels als Eisenbahnhotel von den damaligen meist privaten Eisenbahngesellschaften errichtet.

1898 wurde an der Place Vendôme in Paris das Hôtel Ritz eröffnet.

Um das Jahr 1900 hatte die damalige Weltkurstadt Wiesbaden die höchste Grand-Hotel-Dichte weltweit (ca. 30 bei ca. 100.000 Einwohnern).

Faszination des Fremden

Der erste Orient-Express (1883)
Werbeplakat des Orient-Express (1888)
Schnelldampfer Deutschland 1900.

Völkerschauen, Völkerkundemuseen und koloniale Machtbestrebungen der einzelnen europäischen Nationen verstärkten die Neugier der Menschen an fremden Völkern und exotischen Ländern und führten zu einer Faszination für eine bis dahin unbekannte Welt aber auch zu einer verklärten Sicht auf diese.

Die fortschreitende Entwicklung der Eisenbahn und der Dampfschifffahrt ermöglichte es vor allem den oberen Gesellschaftsschichten um die Jahrhundertwende, in ferne Länder zu reisen und diese zu erkunden. Seit 1883 verkehrte der Orientexpress vom Pariser Gare de l'Est nach Konstantinopel, dem heutigen Istanbul. Für die Fahrt mit der Eisenbahn wurden rund 80 Stunden benötigt.[48]

An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert ist ebenfalls ein Boom von Schifffahrtsreisen zu beobachten. Während das betuchte Bürgertum luxuriöse Kreuzfahrten unternahm, machten sich Millionen von Auswanderern aus ganz unterschiedlichen Gründen auf den Weg nach Amerika, um dort ihr Glück zu finden. Es waren daher auch die Passagiere der Dritten Klasse, die zur Rentabilität der Schiffe beitrugen. Für die Schifffahrt und den Handel insgesamt wirkte sich die Eröffnung Suezkanals 1869 äußerst positiv aus, da die Schifffahrtsrouten zwischen Europa und Asien deutlich verkürzt wurden. Bis 1880 entstand ein Netz von Dampfschiffen, das Häfen auf allen Kontinenten verlässlich erreichbar machte. Die neuen Ozeandampfer waren sicherer als die bis dahin verkehrenden Segelschiffe und konnten, da sie sie vom Wind unabhängig waren, regelmäßig verkehren, so dass es erstmals auch im Fernverkehr zu Wasser Fahrpläne gab. Das Dampfschiff verband die Kontinente zuverlässig und wurde zur wichtigsten Globalisierungstechnologie der Epoche.[49]

James Tissot: Schiffsball (um 1874)

Der orientalische Stil erfreute sich großer Beliebtheit und hielt Einzug in das Ambiente großbürgerlichen Wohnens. Die damalige Orientbegeisterung durchdrang zahlreiche Bereiche des ästhetischen wie kulturellen Lebens der großbürgerlichen Gesellschaft und betraf sowohl den Wohnstil, als auch die Kleidung. Badeanstalten und Thermalbäder der damaligen Zeit wurden im türkischen Stil ausgestattet.

Exotische Kostümfeste im Stil der legendären Ballett Russes waren in der großbürgerlichen Gesellschaft äußerst beliebt. Das damals aufkommende Orientfieber belebte die Mode und den Ausstattungsstil insgesamt. Die bunten Farben für die Stoffe der Gewänder und die federngeschmückten Turbane waren größtenteils den neuentwickelten industriell hergestellten Teerfarben der BASF in Ludwigshafen zu verdanken, ohne die eine solche Farbenvielfalt nicht möglich gewesen wäre.[50]

Für diejenigen, die sich keine Reisen in fremde Länder leisten konnten, vermittelten zumindest in Deutschland die Romane und Reisebeschreibungen Karl Mays eine bildreiche Vorstellungen von der exotischen Welt. Zwischen 1881 und 1888 verfasste Karl May nur anhand von Zeitungsartikeln und Reiseführern einen sechsbändigen Orientzyklus, ohne selbst den Orient bis dahin je bereist zu haben. Bis 1900 sollten seine Reiseerzählungen auf 27 Bände anwachsen.

Neben Romanen und Reisebeschreibungen wie denen von Karl May vermittelten auch Fotografien einen Eindruck von fernen exotischen Ländern. Für betuchte Reisegesellschaften standen schon damals in den entlegensten Winkeln der Erde Fotografen bereit. Die Fotos dienten nicht nur der Erinnerung, sondern weckten auch die Sehnsucht nach fremden Ländern.

Sport und Wettbewerb

Beliebte Sportarten der damaligen High Society waren der Reiten, Tennis, Golf, Radfahren, Pferderennen und Autorennen.

Das Bermuda Race, eine Hochseeregatta vom Brenton Reef bei Newport (Rhode Island) nach Hamilton auf der Bermudainsel Hamilton Island (647 Seemeilen), wurde erstmals im Jahr 1906 veranstaltet.

Das weltweit erste weibliche Golfturnier fand 1893 in Lytham St Annes statt. Lady Margaret Scott war Gewinnerin der ersten British Ladies Amateur Golf Championship. Das auf Initiative von Nettie Honeyball durchgeführte erste Frauenfußball-Match zwischen England-Nord und England-Süd endete mit einem Ergebnis von 7:1.

Das erste Basketballspiel fand 1891 auf der Basis von dreizehn von James Naismith erdachten Regeln statt. Auf Initiative von Senda Berenson Abbott fand 1893 das erste Basketball-Spiel für Frauen statt.

1886 fand die erste offizielle Schachweltmeisterschaft statt.

Olympische Spiele

Die olympischen Spiele in Athen 1896

Pierre de Coubertin gründet 1894 auf dem Olympischen Kongress in Paris das Internationale Olympische Komitee mit dem Ziel, die Olympischen Spiele wiederzubeleben und zur Völkerverständigung beizutragen. Er wählte hierzu die Woche des französischen Derbys, da hierdurch die Teilnahme vieler Sportinteressierter gewährleistet war.

1896 fanden im Panathinaiko-Stadion in Athen die ersten Olympischen Sommerspiele der Neuzeit statt.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hisste erstmals 1914 anlässlich des 16. Olympischen Kongress die offizielle Olympiafahne mit den fünf Ringen.

Der Boston-Marathon von 1897 war der erste Marathonlauf im Sport, der außerhalb der Olympischen Spiele veranstaltet wurde. Allerdings gingen nur 15 Athleten in Boston an den Start.

Motorsport

Das erste Rennen im Automobilsport fand am 22. Juli 1894 als Zuverlässigkeitsfahrt über 126 km von Paris nach Rouen und zurück statt. 15 der über 121 angemeldeten Fahrzeuge erreichten das Ziel. Dem eigentlichen Sieger, Albert de Dion, wurde der Sieg jedoch vorenthalten, weil der von ihm eingesetzte Dampfwagen mutmaßlich nicht „preiswert“ und „einfach in der Handhabung“ war (was jedoch auf keines der teilnehmenden Fahrzeuge zutraf) und somit gegen die Regularien verstieß.

Auf der Strecke Paris–Nantes–Paris wurde 1896 auch das erste Motorradrennen der Welt mit lediglich acht Teilnehmern ausgetragen.

In Paris wird 1904 der Motorradweltverband, die Fédération Internationale de Motocyclisme, gegründet.

In Peking starten 1907 fünf Wagen zum längsten Automobilrennen aller Zeiten, der Fahrt von Peking nach Paris. Die 12.000 km lange Route führt durch die Wüste Gobi, vorbei am Baikalsee, durch Sibirien, über den Ural und über Moskau nach Paris. Das italienische Team um Prinz Scipione Borghese wird als Sieger gefeiert. Das zweite, vom Holländer Charles Goddard gesteuerte, Kraftfahrzeug trifft am 30. August ein, die anderen kommen nicht ans Ziel.

Maurice Garin nach seinem Sieg bei der Tour de France 1903, rechts der Zweitplatzierte Léon Georget

Radsport

Die Radsportverbände von Belgien, Frankreich, Italien, der Schweiz und der USA gründeten 1900 in Paris den Weltverband Union Cycliste Internationale (UCI).

Die 1903 ins Leben gerufene Tour de France war das erste echte Etappenrennen in der Geschichte des Radsports.[51] Sie umfasste sechs Etappen zwischen dem 1. und 19. Juli 1903 mit einer Gesamtlänge von 2.428 Kilometern. Sieger wurde der favorisierte Franzose Maurice Garin mit einem Stundenmittel von 25,679 km/h.

Seit 1909 wird in Italien der Giro d’Italia ausgetragen. Das erste Sechstagerennen des Radsports in Europa findet 1909 in den Berliner Ausstellungshallen am Zoo statt.

Die Erstaustragung der Flandern-Rundfahrt fand am 25. Mai 1913 statt und führte über 324 Kilometer durch die großen Städte von West-und Ostflandern.

Fußball

Der Deutsche Fußball-Bund e. V. (DFB) wurde am 28. Januar 1900 in Leipzig gegründet und richtet seit 1903 die deutsche Fußballmeisterschaft aus.

In Paris wurde 1904 der Weltfußballverband FIFA von den Fußballverbänden folgender Länder gegründet: Belgien, Dänemark, Frankreich, Niederlande, Schweden, Schweiz und Spanien.

In der französischen Hauptstadt Paris wurde 1909 das Stade de Paris eröffnet.

Die Belle Époque als Blütezeit von Kunst und Kultur

Die Belle Époque war eine Zeit kultureller und künstlerischer Blüte sowie Vielfalt in Europa. Es entwickelten sich eine Vielzahl neuer Stile und übergreifender Strömungen, welche Tanz und Musik, Literatur und Theater und die Bildende Kunst in dieser Periode tiefgreifend veränderten und bereicherten: Naturalismus (Literatur, Theater), Impressionismus (Musik, Literatur), Postimpressionismus, Symbolismus (Literatur), Fauvismus und Expressionismus (Musik, Literatur, Architektur).

Verschiedene Faktoren führten zur Entstehung zahlreicher unterschiedlicher künstlerischer und kultureller Entwicklungen in dieser Epoche:

  • Mit dem Wachsen der Städte kam es zu neuen soziale Dynamiken und Herausforderungen.
  • Die Erfindung und Popularisierung der Fotografie veränderte die bildende Kunst grundlegend und führten in der Malerei zu einer Abwendung von realistischen Darstellungen und zur Suche nach neuen Ausdrucksformen.
  • Mit Film und Kino entstand ein neues Medium und eine neue Kunstgattung.
  • Die fortschreitende Industrialisierung führte zu sozialen Umwälzungen, es kam verstärkt zu politische Bewegungen, die sich für die Rechte der Arbeiter einsetzten. Soziale Spannungen spiegelten sich oft in der Kunst wider. Eisenbahnunfälle wurden in Literatur und Film thematisiert.
  • Entwicklungen in der Psychologie, insbesondere die Arbeiten von Sigmund Freud, beeinflussten die Literatur und Kunst und führten zu einem verstärkten Interesse an der menschlichen Psyche und Emotionen.
  • Die europäischen Mächte besaßen Kolonien auf der ganzen Welt. Der Kontakt mit anderen Kulturen und künstlerischen Traditionen beeinflusste und veränderte die europäische Kunst.
  • Neue Bewegungen waren oft eine Reaktion auf oder eine Ablehnung einer vorherigen Bewegung: der Impressionismus war eine Abkehr vom Akademismus, der Post-Impressionismus entwickelte sich wiederum teilweise als Reaktion auf die Grenzen des Impressionismus.

Die Belle Époque war eine Zeit des Experimentierens und der Suche nach neuen Ausdrucksformen in den Künsten, angetrieben von tiefgreifenden Veränderungen und Umwälzungen in Gesellschaft, Technologie und Wissenschaft.

Lebensphilosophie

Lebensphilosophen: Bergson, Dilthey, Nietzsche, Schopenhauer

Anfang der 1880er Jahre publizierte der deutsche Philosoph und klassische Philologe Friedrich Nietzsche das dichterisch-philosophische Werk Also sprach Zarathustra. Aus Sicht Zarathustras waren vor Gott alle Menschen gleich. Mit dem Tod Gottes aber sind nur noch vor „dem Pöbel“ alle Menschen gleich. Darum ist der Tod Gottes eine Chance für den Übermenschen.

Der deutsche Philosoph und Kulturhistoriker Wilhelm Dilthey sah sich 1887 vor den „Trümmern der Philosophie“: Die „Systeme der Metaphysik sind gefallen“, sagte er in seiner Antrittsrede in der Akademie der Wissenschaften. Der deutsche Idealismus habe mit Fichte, Schelling und Hegel den „letzten großartigen Versuch des menschlichen Geistes“ dargestellt, sich jedoch als nicht haltbar erwiesen.

In diesem Zusammenhang bestimmte Dilthey programmatisch drei Aufgaben für eine neue Philosophie:

  • Auch die positiven Wissenschaften haben ungeklärte Voraussetzungen, die es zu untersuchen und zu sichern gilt.
  • Der Philosophie kommt die Aufgabe zu, den Zusammenhang der Einzelwissenschaften zu klären. Dies kann nicht durch diese selber geschehen, denn dann ergäbe sich höchstens eine hierarchische Konzeption, welche Dilthey ablehnte.
  • Die Philosophie muss Lebensphilosophie werden, wenn sie die gescheiterte Metaphysik zurückweist. Ansätze hierfür sah Dilthey im Werk Nietzsches, Richard Wagners, Tolstois und Schopenhauers. So „wie der scholastische Denker die Fähigkeit entwickelt, lange Reihen von Schlüssen zu überblicken, […] so bildet sich in ihnen das Vermögen, die geheimen Gänge, in denen die Seele dem Glück nachgeht […] zur Darstellung zu bringen.“ Jedoch haben die genannten Autoren immer nur einzelne Momente und Einsichten herausgegriffen und verabsolutiert, womit sie sich wieder zu „Genossen der Metaphysik“ machten. Ihre Lebensphilosophie mag in ihren Grenzen richtig sein, wird jedoch ganz falsch, sobald sie „ihren Winkel für die Welt hält“. Dilthey verstand seine Form von Lebensphilosophie daher nicht als eine, welche konkrete Aussagen trifft, sondern durch Vergleichung und geschichtliche Betrachtung der mannigfaltigen Entwürfe aus dem Relativen das Allgemeingültige extrahiert.

Der französische Philosoph Henri Bergson publizierte 1896 das Buch Matière et mémoire, in dem er auch die neuesten Ergebnisse der Hirnforschung berücksichtigte. Er entwickelte wie Nietzsche und Dilthey die Lebensphilosophie[52] als Gegenentwurf zum Positivismus und zum Neukantianismus.

Loïe Fuller auf einem Gemälde von Toulouse-Lautrec (1893)
Isadora Duncan (um 1909)

Tanz

Dem Tanz galt in der Belle Époque eine besondere Aufmerksamkeit, sowohl in der Gesellschaft als auch auf der Bühne und in der Kunst. Die Zeit vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges mit ihrem rasanten Tempo voller technischer Entwicklungen, sich verändernden Lebensformen und sozialer Gegensätze wird oft mit einem „Tanz auf dem Vulkan“ verglichen[53]. Viele Künstler dieser Zeit litten an der Modekrankheit Neurasthenie und strebten nach künstlerischer Erneuerung. Neue Entwicklungen zeichneten sich dabei im modernen Ausdruckstanz der Amerikanerinnen Loïe Fuller (1862–1928) sowie Isadora Duncan (1877–1927) ab. Die US-amerikanische Tänzerin und Choreografin Duncan war die Wegbereiterin des modernen sinfonischen Ausdruckstanzes und entwickelte ein neues Körper- und Bewegungsempfinden, das sich am griechischen Schönheitsideal orientierte. Sie setzte als Erste klassische Konzertmusik tänzerisch um. Als Gegnerin des klassischen Balletts versuchte sie, den Tanz der Antike wiederzubeleben.

Die Ballets Russes von Sergej Diaghilew machten den Balletttänzer Vaslaw Nijinsky (1888–1950) berühmt und etablierten die moderne Balletttechnik. Die Ballets Russes brachten mehrere Meisterwerke des Balletts auf die Bühne, darunter Der Feuervogel und Das Frühlingsopfer.

Die Tänzerinnen und Tänzer revolutionierten die Tanzkunst nachhaltig und animierten

gleichzeitig Künstler wie Toulouse-Lautrec zu künstlerischen Darstellungen aus der Welt des Tanzes. So gilt beispielsweise die Bronzelampe von Raoul Larche in Gestalt der Tänzerin Loïe Fuller, die mit ihren eindrucksvollen Schleiertänzen ganz Paris begeisterte, als Ikone des Jugendstils.

Vaslav Nijinsky choreographierte das Ballett L'Après-midi d'un faune, das auf Stéphane Mallarmés Gedicht L’Après-midi d’un faune basierte und am 29. Mai 1912 im Pariser Théâtre du Châtelet uraufgeführt wurde. Das Stück nutzte die symphonische Dichtung Prélude à l’après-midi d’un faune von Claude Debussy aus dem Jahr 1894 als musikalische Begleitung. Wie andere Werke Nijinskys hatte es heftige ästhetische Auseinandersetzungen zur Folge. Mallarmés Dichtung und Debussys Vertonung sowie Nijinskys Ballett nehmen eine zentrale Stellung in ihrer jeweiligen Kunstgattung und in der Entwicklung der künstlerischen Moderne ein.

Von 1895 bis 1905 wurde der Cakewalk auf der Grundlage von Ragtime-Musik zum bekannten Modetanz.

Musik, Oper und Operette

Musikalisch war die Belle Époque von der Salonmusik geprägt, vor allem von kurzen Stücken, die für ein allgemeines Publikum gedacht waren. Der Walzer erlebte ebenso wie die Operette eine Blütezeit und Komponisten wie Johann Strauß III, Emmerich Kálmán und Franz Lehár einen Höhepunkt ihrer Popularität.

August Macke: Russisches Ballett (1912)

In Frankreich sind es Komponisten wie Claude Debussy mit Prélude à l'après-midi d'un Faune (1894) und La mer (1905) sowie Maurice Ravel mit Pavane pour und infante défunte (1899) und Gaspard de la nuit (1908), die den Impressionismus in der Musik etablieren. Der Komponist Erik Satie gilt als Vorläufer der Minimal Music. In den 1880er Jahren galt Camille Saint-Saëns als größter Musiker Frankreichs.

In Österreich und Deutschland sind Gustav Mahler (2. Sinfonie (1895), Symphonie der Tausend (1906)) Richard Strauss (Also sprach Zarathustra, Salome) und Arnold Schoenberg (Verklärte Nacht (1899), Pierrot Lunaire (1912)) führend in der Romantik, Spätromantik sowie der Zweiten Wiener Schule und der Zwölftontechnik.

In Russland prägen die Komponisten Pjotr Iljitsch Tschaikowski mit Die Nussknacker (1892) und Sergei Rachmaninoff mit Die Toteninsel (1909) die Musik der Epoche.

In England war es Edward Elgar der mit den Enigma Variations (1899) und mit den Pomp and Circumstance Marches (1901) die Musikszene dominierte.

In Italien war es Giacomo Puccini, einer der wichtigsten Opernkomponisten des Verismo, der mit den Werken La Bohème (1896), Tosca (1900) und Madama Butterfly (1904) die Musik der Belle Époque prägte.

Plakat von Adolfo Hohenstein: Madama Butterfly (1914)

Die lustige Witwe von Franz Lehár, eine Operette in drei Akten mit dem Libretto von Victor Léon und Leo Stein nach Henri Meilhacs Lustspiel L'attaché d'ambassade, wird 1905 mit Mizzi Günther und Louis Treumann in den Hauptrollen am Theater an der Wien in Wien uraufgeführt. Das Stück, das als Hauptvertreter der sogenannten „Silbernen Operettenära“ gilt, wird Lehárs erfolgreichste und bekannteste Operette.

Die lustige Witwe von Franz Lehár, eine Operette in drei Akten mit dem Libretto von Victor Léon und Leo Stein nach Henri Meilhacs Lustspiel L'attaché d'ambassade, wird 1905 mit Mizzi Günther und Louis Treumann in den Hauptrollen am Theater an der Wien in Wien uraufgeführt. Das Stück, das als Hauptvertreter der sogenannten „Silbernen Operettenära“ gilt, wird Lehárs erfolgreichste und bekannteste Operette.

In der geschwungenen und verspielten Formensprache des Jugendstils fanden die ausdrucksstarken Bewegungen der Tänzerinnen und Tänzer ihren Niederschlag und dienten dabei teilweise als Vorlage, so gilt die Bronzelampe von François-Raoul Larche in Gestalt der Tänzerin Loïe Fuller, die mit ihren eindrucksvollen Schleiertänzen damals ganz Paris begeisterte, als eine der Ikonen des Jugendstils.

Der Geiger Daniel Hope versuchte 2020, mit dem Album Belle Époque die Stimmung der Belle Époque musikalisch einzufangen. So habe es, laut Daniel Hope, Komponisten gegeben, die sich weigerten, nach vorne zu schauen und solche wie Alban Berg und Anton Webern, die den Aufbruch zelebriert hätten. Auch in der Musik seien die Spannungen der Epoche zum Ausdruck gekommen und er, Daniel Hope, bilde sich ein, dass man das in jedem Takt höre.[54]

Nana, Édouard Manet (1877)
Edmond Rostand (1903)

Literatur und Theater

In der Belle Époque wandelte sich die europäische Literatur grundlegend. Der literarische Realismus und der literarische Naturalismus erreichten ihren Höhepunkt. Zu dessen bekanntesten französischen Vertreter gehört Émile Zola mit Nana (1880), Germinal (1885) und La Bête humaine (1890). Die Literatur der Periode erstreckte sich vom Naturalismus über den Impressionismus und Symbolismus zum Expressionismus (Émile Zola, Guy de Maupassant, Marcel Proust, Anton Tschechow, Henrik Ibsen, Gerhart Hauptmann, Rainer Maria Rilke).

Frankreich

Seit 1877 veranstaltete der französische Schriftsteller Stéphane Mallarmé seine Mardis (Dienstagstreffen), bei denen er jahrelang junge Dichter wie Émile Verhaeren, Maurice Maeterlinck, Oscar Wilde, Joris-Karl Huysmans, Paul Valéry, André Gide, W. B. Yeats, Rainer Maria Rilke und Stefan George in seiner Wohnung in der Rue de Rome empfing. Seine Zweifel an der herkömmlichen Funktion von Sprache machten Mallarmé zum Wegbereiter der modernen Lyrik. Viele seiner Ideen wurden später von Vertretern des Dadaismus, Surrealismus, Futurismus und Dekonstruktivismus (etwa Jacques Derrida) wieder aufgegriffen.

Die Uraufführung des romantisch-komödiantischen Dramas Cyrano de Bergerac von Edmond Rostand fand 1897 am Pariser Théâtre de la Porte Sainte-Martin statt. In Paris wurde erstmals 1881 das Theatrophon zur stereofonen Übertragung von Opern- und Theateraufführungen über ein Telefon vorgestellt.

Das 1896 uraufgeführte Theaterstück König Ubu (französischer Titel: Ubu roi) des französischen Schriftstellers Alfred Jarry wurde später von Surrealisten und Dadaisten gefeiert und in zahlreiche Sprachen übersetzt.

Jacques Humbert: Colette (1896)

Der französische Kunstkritiker und Romanautor Octave Mirbeau zählt mit zu den schillerndsten Persönlichkeiten der französischen Belle Époque.[55] Zu seinen bekanntesten literarischen Werken gehört der Roman Tagebuch einer Kammerzofe (1900), der mehrmals verfilmt wurde, unter anderem von Jean Renoir und Luis Buñuel. Ein Jahr zuvor provozierte Mirbeau bereits mit seinem Werk Der Garten der Qualen (1899): In einem paradiesischen Garten in China, lässt eine europamüde Engländerin Menschen auf furchtbarste Weise foltern. Sein bekanntestes und auch auf deutschen Bühnen sehr erfolgreiches Drama Geschäft ist Geschäft (1903) verspottet hingegen die eingebildete Allmacht von Geldaristokraten und Emporkömmlingen.

Die französische Schriftstellerin, Variétekünstlerin und Journalistin Colette verfasste ab 1896 eine Reihe von zunehmend erfolgreichen Romanen, die in der Ich-Form mit vielen autobiografischen Elementen die Geschichte einer jungen Frau erzählen: Claudine à l’École, Claudine à Paris, Claudine en Ménage und Claudine s’en va.

Der französische Schriftsteller und Dichter des Symbolismus Jean Lorrain war für sein Dandytum bekannt und galt als Skandalreporter der Belle Époque.

Ein Klassiker der literarischen Moderne ist der von Marcel Proust zwischen 1913 und 1927 erschienene siebenteilige Roman Auf der Suche nach der verlorenen Zeit (französischer Originaltitel: À la recherche du temps perdu).

Der erste Nobelpreis für Literatur wurde 1901 an den französischen Lyriker Sully Prudhomme verliehen.

Die Belle Époque ist auch die Zeit der Entstehung der ersten Literaturpreise, so wurde erstmals 1903 zu Ehren der Schriftstellerbrüder Edmond und Jules Goncourt der Goncourt-Preis verliehen. Er gilt als prestigeträchtigster Literaturpreis Frankreichs.

Paula Modersohn-Becker: Porträt Rainer Maria Rilke (1906)

Deutschland

Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge ist der Titel eines 1910 veröffentlichten Romans von Rainer Maria Rilke in Tagebuchform. Der 1904 in Rom begonnene Roman reflektiert unter anderem die ersten Eindrücke eines Paris-Aufenthaltes des Autors 1902/03. Der Roman beginnt im Paris des Fin de siècle mit den Aufzeichnungen des jungen Malte, der die zu dieser Zeit drittgrößte Stadt der Erde vorfindet, wie er auch London und New York hätte vorfinden können – inmitten eines Prozesses der Industrialisierung. Die Stadt birgt sowohl Glanz als auch Elend, die beide dicht beieinander liegen. Der Fortschritt beruht auf der Technisierung, die in der damaligen Zeit oft mit Anonymität und einer größer werdenden Disparität zwischen Arm und Reich assoziiert wurde.

Der Schriftsteller Thomas Mann begann seine Karriere mit dem 1901 erschienen Roman Buddenbrooks und dem Roman Der Tod in Venedig (1912).

Hermann Hesses erster Roman Peter Camenzind erschien 1904 in Berlin.

Oscar Wilde (1882)

Die von Siegfried Jacobsohn gegründete Theaterzeitschrift Die Schaubühne (später Die Weltbühne) erschien erstmals 1905.

Großbritannien und Irland

1898 wurde der Science-Fiction-Roman The War of the Worlds (Der Krieg der Welten) von H. G. Wells veröffentlicht. In Großbritannien und Irland war Oscar Wilde berüchtigt für seine scharfsinnigen Werke (Das Bildnis des Dorian Gray (1890)) und sein tragisches Leben. Thomas Hardy wurde bekannt durch seine Darstellung des ländlichen Lebens und der sozialen Veränderungen (Tess von den D'Urbervilles (1891)).

Der Erzählband Dubliner von James Joyce wurde 1914 erstmals veröffentlicht.

Russland

Anton Tschechow wurde bekannt durch seine Kurzgeschichten und Dramen. Zu seinen wichtigsten Werken gehören: Die Möwe (1896), Onkel Wanja (1899), Fjodor Dostojewski sowie Die Brüder Karamasow (1880).

Bildende Kunst

Die Pariser Salons

Atelier des Fotografen Nadar, 35 Boulevard des Capucines, um 1860

Im 19. Jahrhundert war der Salon de Paris Mittelpunkt und Bühne des französischen Kunstbetriebs und das kulturelle Aushängeschild des jeweiligen Regimes. Die Pariser Ausstellungen waren nicht nur ein international bekannter Treffpunkt von Sammlern und Händlern, bei dem alljährlich Millionenbeträge umgesetzt wurden, sondern auch ein zentrales gesellschaftliches Ereignis. Bis zum Jahr 1880 wurden diese Ausstellungen vom französischen Staat geregelt. Seit 1804 wurden einzelne Teilnehmer ausgezeichnet. Eine Jury entschied von da an regelmäßig über Zulassung, Ablehnung und Prämierung der zum Salon eingereichten Werke.

Durch den Einfluss des Salon de Paris entwickelte sich der Beruf des Kunstmalers in Frankreich zu einer attraktiven Profession mit einem staatlich geregelten Ausbildungsweg und überdurchschnittlichen Einkommenschancen. Bei der Auswahl der für den Salon ausgewählten Bilder kam es regelmäßig zu Intrigen und Unregelmäßigkeiten. In der Folge kam es ab Mitte des 19. Jahrhunderts zu einer Reihe von Gegenausstellungen, bei denen Galeristen wie Louis Martinet abgelehnten Künstlern Ausstellungsmöglichkeiten in ihren Verkaufsräumen gewährten.

Die kunsthistorisch bedeutsamste Gegenausstellung ist der Salon des Refusés des Jahres 1863, der von vielen Kunsthistorikern als Geburtsstunde der Moderne eingestuft wird. Nachdem die rigide Auswahl der Jury für Aufsehen gesorgt hatte, ließ der französische Kaiser Napoleon III parallel zum Pariser Salon den Salon des Refusés („Salon der Zurückgewiesenen“) ausrichten, um diejenigen zu besänftigen, die über die begrenzte Werksauswahl des offiziellen Salons verärgert waren. Zwei von der Jury des Pariser Salons abgelehnte Gemälde erregten damals besondere Aufmerksamkeit: James McNeill Whistlers „Mädchen in Weiß“ und Édouard ManetsFrühstück im Grünen“. In den Folgejahren kam es zu weiteren Parallelausstellungen.

Von 1874 bis 1886 organisierte die Société Anonyme Coopérative des Artistes-Peintres, Sculpteurs, Graveurs Gruppenausstellungen. Die erste Ausstellung fand ab dem 15. April 1874 im Atelier des Pariser Fotografen Nadar statt. Nach dieser Ausstellung setzte sich die Bezeichnung „Impressionismus“ durch, was anfangs abwertend gemeint war. Auch bei dieser Ausstellung blieb es weitgehend bei negativen öffentlichen Meinungen, obwohl sich auch die positiven Rezensionen häuften.

1884 wurde in Paris die Société des Artistes Indépendants (dt. Vereinigung unabhängiger Künstler) gegründet, zu deren Gründern Albert Dubois-Pillet, Odilon Redon, Georges Seurat und Paul Signac gehörten.

Salon d'Automne, 1904, Ambroise Vollard, Salle Cézanne

1903 gründete der französisch-belgische Architekt Frantz Jourdain unter Mitwirkung von Georges Rouault, Albert Marquet und Édouard Vuillard, neben den älteren Odilon Redon, Paul Cézanne, Eugène Carrière und Auguste Renoir, die Société du Salon d'Automne als Reaktion auf die konservative Politik des offiziellen Salon de Paris. Berühmt wurde der Pariser Herbstsalon vor allem durch die Ausstellung des Jahres 1905, in der Werke von Henri Matisse und seinen Freunden wurden und der Begriff Fauvismus entstand. Die erste Ausstellung des Salons fand im Jahr 1903 im Petit Palais statt. Ab 1904 wurde die Kunstausstellung jährlich im Oktober oder im November im Pariser Grand Palais ausgerichtet, mit dem Ziel, alle Tendenzen der modernen Malerei zu zeigen.

Biennale di Venezia

Im Winter 1894–1895 wurde der Palazzo dell’Esposizione für die Biennale di Venezia errichtet, die am 30. April 1895 als I Esposizione Internazionale d’Arte della Città di Venezia (1. Internationale Kunstausstellung der Stadt Venedig) in Anwesenheit des italienischen Königspaares Umberto I. und Margherita di Savoia eröffnet wurde. Mit 224.000 Besuchern war sie ein großer Publikumserfolg. Für die von Jahr zu Jahr wachsende Ausstellung nahm man sich das Konzept der Weltausstellung zum Vorbild. Sehr schnell etablierte sich die Ausstellung und wurde alle zwei Jahre durchgeführt.

Für die Auswahl der Werke wurden nationale Komitees berufen, eines je für Belgien, Dänemark, Deutschland, England, Frankreich, Italien, Niederlande, Österreich-Ungarn, Russland, Schweden und Norwegen sowie Spanien. Das deutsche Komitee bildeten Anton von Werner, Gustav Schönleber, Fritz von Uhde und der damals junge Max Liebermann.

Die ersten international bedeutenden Künstler waren 1910 zu sehen: Ein Raum war Gustav Klimt gewidmet, Renoir wurde ausgestellt und Courbet eine Retrospektive gewidmet. Im Jahr 1905 ließ Antonio Fradeletto, der erste Generalsekretär der Biennale, eine Arbeit von Pablo Picasso aus dem spanischen Salon entfernen (vermutlich das große Gemälde Les Saltimbanques), da er befürchtete, dass seine Neuartigkeit die Öffentlichkeit schockieren könnte.

Impressionismus

Claude Monet: Gare Saint-Lazare, Ankunft eines Zuges (1877)

Die Belle Époque war eine Ära, in der der Impressionismus und der Post-Impressionismus in Frankreich dominierten. Künstler wie Claude Monet, Pierre-Auguste Renoir, Paul Gauguin, Jean Béraud und Henri Matisse begannen völlig neue Wege einzuschlagen, wodurch die Weichen für viele Kunstrichtungen gestellt wurden, die das 20. Jahrhundert prägen sollten. Die Impressionisten machten den Einfluss des Lichts zu ihrem Thema, der Gegenstand wurde nebensächlich und diente nur dazu, je nach Lichtverhältnis unterschiedliche Farben und Farbbeziehungen darstellen können.[56] Claude Monet begann 1876 mit einer Reihe von Bildserien, in denen nicht der Gegenstand dominierte, sondern die Veränderung des Lichts zum eigentlichen Thema wurde: von 1876 bis 1878 malte er im Bahnhof Paris-Saint-Lazare zu unterschiedlichen Jahres- und Tageszeiten.

Die Maler des Impressionismus entdeckten auch die Großstadtlandschaft für die Kunst, ihre Maltechnik passte sich dabei der Hektik des Großstadtlebens an und wurde gleichfalls immer schneller und aufgelöster. Der Mensch büßte in der Malerei jedoch seine Individualität ein, wurde zum Bestandteil der Menge und ging in der Großstadtlandschaft auf bzw. verschwand in dieser.[57]

Postimpressionismus

Die Künstlergruppe Nabis wurde in den Jahren 1888/1889 von einer Gruppe junger Kunststudenten der Académie Julian in Paris gegründet und bestand bis 1905. Ihr Vorsteher, Paul Sérusier, gehörte dem Kreis um Paul Gauguin an und entstammte der Schule von Pont-Aven. Die Künstlergruppe wird dem Post-Impressionismus zugerechnet.

Gustav Klimt: Der Kuss (1907–1908)
Egon Schiele: Selbstporträt (1912)

Expressionismus

Franz Marc: Die kleinen gelben Pferde (1912)

In Deutschland und Österreich entwickelten sich der Expressionismus und der Wiener Jugendstil. Wichtige Künstler dieser Zeit waren Gustav Klimt, Egon Schiele und Emil Nolde. Die Künstlergruppe Brücke, die als wichtiger Vertreter des Expressionismus und als Wegbereiter der klassischen Moderne gilt, versuchte die Formsprache des Impressionismus zu überwinden.

Die Brücke wurde am 7. Juni 1905 in Dresden von den vier Architekturstudenten Ernst Ludwig Kirchner, Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff gegründet und im Mai 1913 in Berlin aufgelöst. Der Blaue Reiter ist eine Bezeichnung von Wassily Kandinsky und Franz Marc für ihre Ausstellungs- und Publikationstätigkeit, bei der beide Künstler in dem erstmals Mitte Mai 1912 herausgegebenen gleichnamigen Almanach als alleinige Herausgeber fungierten. Seinen Namen verdankt der Blaue Reiter, zu der auch Künstler wie August Macke, Alfred Kubin und Gabriele Münter gehören, einem bereits 1903 entstandenen Gemälde Kandinskys. Auch den Umschlag der von Kandinsky und Marc herausgegebenen Programmzeitschrift schmückt ein blaues Reiterbild, das den heiligen Georg zeigt, der hoch zu Ross einen Drachen ersticht, Die Figur hat somit symbolische Bedeutung und verkörperte gleichsam den Schutzheiligen der Künstlergruppe.[58]

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges fand diese Künstlervereinigung ihr frühzeitiges und jähes Ende.

Auch das Bild der bürgerlichen Frau bestimmte die Kunst der Belle Époque. Die Frau sollte Schmuck des Mannes sein, sittsam als Ehefrau und Mutter und zugleich attraktiv und gesellschaftsfähig, was sich in zahlreichen Porträts dieser Epoche ausdrückt. Malerfürsten wie Franz von Lenbach und Franz von Stuck feierten ihr weibliches Publikum in anmutigen Posen. Im Vordergrund ihrer Malerei standen zum einen künstlerische Perfektion, zum anderen die psychologische Erfassung des Gegenübers.

Die Karikatur fand im 19. Jahrhundert ebenfalls Eingang in die Tagespresse. Voraussetzung dafür war die Lithografie, von deren Erfindung auch das Plakat profitieren konnte.

Plakatkunst

Henri de Toulouse-Lautrec: La Troupe de Mademoiselle Églantine (1896)

Das Textplakat wurde im 19. Jahrhundert vom Bildplakat abgelöst und entwickelte sich zu einem Massenmedium und einem Kunstmedium gleichermaßen. Die Weiterentwicklung der Farblithographie, vor allem durch Jules Chéret und Henri de Toulouse-Lautrec in Paris, ermöglichte den preiswerten Druck attraktiver Plakate. Als „Kunst der Straße“, der man ästhetisch und sogar moralisch veredelnde Massenwirkung zutraute, riefen sie enthusiastisches Interesse hervor; in Frankreich vorübergehend auch eine weit verbreitete Sammelleidenschaft. Henri de Toulouse-Lautrec erhob das Plakat in den Rang eines eigenständigen Kunstwerkes. Seine Plakate thematisieren, was bis dahin als nicht darstellungswürdig galt: Menschen in Kabaretts, Bars, im Theater und im Zirkus.[59] Die Plakate zeichneten sich durch die Verbindung von Schrift und Bild aus und waren durch ihre Farbigkeit und durch ihre auf das Wesentliche reduzierte Darstellung werbewirksamer als damalige Fotografien.

Plastik und Skulptur

Auguste Rodin: Der Denker (1880), vor dem Musée Rodin in Paris

Mit dem französischen Bildhauer und Zeichner Auguste Rodin begann in der Belle Époque das Zeitalter der modernen Plastik und Skulptur. Im Gegensatz zu anderen großen Bildhauern seiner Zeit (zum Beispiel Albert-Ernest Carrier-Belleuse) widersetzte er sich dem vorherrschenden idealisierenden Akademismus und versuchte sich in neuen Darstellungsformen, ohne dabei jedoch die Tradition aus den Augen zu verlieren. Er verstand sich und seine Kunst als „Brücke zwischen Gestern und Morgen“. Speziell das Non-finito gilt als bedeutendes Stilmerkmal vieler seiner Werke und wurde prägend für viele kommende Künstler. Seine Werke Der Denker (1880), Die Bürger von Calais (1885-89) und Der Kuss (1886) sind herausragende Beispiele für Rodins innovative Kunstauffassung.

Die Skulptur der französischen Bildhauerin Camille Claudel, Das reife Alter (1893-98) zeigt eine kniende, flehende junge Camille Claudel, die versucht, ihren vierundzwanzig Jahre älteren Geliebten Auguste Rodin zurückzuhalten. Die Figurengruppe ist ein höchst symbolträchtiges Werk, das den Betrachter zum Nachdenken über die menschliche Beziehung in Erotik, Liebe, Alter und Verfall anregt. In der knienden Figur wird die ganze Tragik des Schicksals von Camille Claudel deutlich.

Der französische Bildhauer Antoine Bourdelle arbeitete ab 1893 als Rodins Assistent. Sein von Pathos und monumentalem Anspruch erfülltes Werk ist charakterisiert von rhythmisierter Bewegung.

Kubismus und Futurismus

Das von Pablo Picasso 1907 fertiggestellte Ölgemälde Les Demoiselles d’Avignon gilt als eines der wichtigsten Werke des frühen 20. Jahrhunderts und hat bis heute viele unterschiedliche Deutungen erfahren.[60] Grund hierfür ist die "handlungslose Schaustellung einer unzusammenhängenden Figurensammlung.[61] Zum einen verzichtete Picasso auf eine Bilderzählung, zum anderen nutzte er im Sommer 1907 eine eckige Formgebung, wodurch die „Demoiselles d‘Avignon“ zu Wegbereiterinnen des Kubismus wurden. Sowohl die Verzerrung der Proportionen als auch die maskenhaften Gesichter, in denen Picasso afrikanische, ozeanische und iberische Einflüsse verarbeitete, können als proto-kubistisch, expressiv und „primitivistisch“ bezeichnet werden. Der Künstler erarbeitete sich das Werk über mehrere Monate zwischen Herbst/Winter 1906 bis zum Frühsommer 1907, indem er knapp 600 Arbeiten auf Papier und etwa vier Ölskizzen anfertigte.

Marcel Duchamp malt 1912 Nu descendant un escalier no. 2, ein Schlüsselwerk der klassischen Moderne. Das Gemälde vereint Elemente des Kubismus und des Futurismus und ist vom noch jungen Medium Film, von fotografischen Bewegungsstudien und von der Chronofotografie, mit der unter anderem Thomas Eakins, Étienne-Jules Marey und Eadweard Muybridge experimentierten, beeinflusst.

James Ensor: Selbstporträt mit Masken (1899)

1911 bildete sich die Puteaux-Gruppe, eine lockere Gruppierung europäischer Künstler, die mit dem Kubismus eng verbunden war.

Am 20. Februar 1909 publizierte der junge italienische Schriftsteller Filippo Tommaso Marinetti in der französischen Zeitung Le Figaro sein „futuristisches Manifest“ und begründete damit die futuristische Bewegung.

James Ensor

Als Ausnahmekünstler und "Randfigur der europäischen Kunstgeschichte"[62] gilt der belgische Maler, Grafiker und Zeichner James Ensor. Sein Werk ist stilistisch und thematisch ausgesprochen vielseitig. Mit seiner Originalität blieb er weitgehend isoliert von den künstlerischen Strömungen seiner Zeit. In seinem Hauptwerk, dem großformatigen Gemälde Der Einzug Christi in Brüssel (1888/1889), versetzte er den Einzug Jesu Christi in Jerusalem in die Gegenwart des Malers und verknüpfte eine religiöse Prozession mit Elementen eines Karnevalsumzugs, einer Militärparade und einer politischen Demonstration. Der von Ensor sehr geschätzte Edgar Allan Poe hat in seiner Erzählung Der Mann der Menge sowohl Faszination als auch Bedrohung beschrieben, die von der Menschenmasse auf den Beobachter ausgehen.[63]

Edvard Munch

Edvard Munch: Selbstbildnis (1882)

Edvard Munch wird – oft in Verbindung mit van Gogh, Gauguin, Ensor oder Hodler – zu den „Frühexpressionisten“ gerechnet, den Vorläufern des Fauvismus und des Expressionismus. Gemeinsam ist ihnen eine „Ausdruckskunst“ und die große Farbigkeit ihrer Werke, aber auch ihr Einzelgängertum. Ohne oder mit geringer akademischer Ausbildung und ebenso ohne nachfolgende Schüler kündet ihr Werk vor allem von einer starken Subjektivität und dem Bezug auf die eigene Biografie. Laut Arne Eggum stellte Munch den Menschen und sein Lebensgefühl in den Mittelpunkt seiner Kunst. Dabei griff er auf eigene Erlebnisse und traumatische Erfahrungen zurück und verwandelte diese zu archetypischen Bildern, die sich aus seiner privaten Symbolik zusammensetzten. Der Expressionismus, wie Munch ihn verstand, sei somit „eine extrem subjektive Kunst unter Beibehaltung von etwas Ursprünglichem und Primitiven“. Wo etwa Gauguin in Tahiti das Primitive in der menschlichen Natur erforschte, fand Munch „sein eigenes Tahiti in sich“.

Nicht nur in seiner Malerei und seinen grafischen Arbeiten war das Experiment mit unsicherem Ausgang ein künstlerisches Konzept Munchs. Er übertrat laut Dieter Buchhart auch regelmäßig die konventionellen Grenzen zwischen den künstlerischen Techniken Malerei, Grafik, Zeichnung, Fotografie oder Film.[64]

Eugène Atget: Pariser Straßenmusikanten (1898–99)

Fotografie

Die Fotografen Eugène Atget, Jacques Henri Lartique, Heinrich Kühn, Alfred Stieglitz, Gertrude Käsebier und Edward Steichen halfen, die Fotografie als Kunstform zu etablieren und ihre Techniken und Ästhetik zu entwickeln. Die Fotografie erschloß der Malerei neue Möglichkeiten. Es fand ein intensiver Austausch zwischen Fotografie und Malerei statt.[65]

Eugène Atget dokumentierte um die Jahrhundertwende mit seiner sperrigen Großformatkamera das alte Paris, um systematisch die kleinsten Details der Stadt zu katalogisieren. Seine Fotos zeigen die Parks, Gebäude, Straßen, Schaufenster, Prostituierten, Arbeiter und sogar Türklinken von Paris. Bedarf für diese Aufnahmen gab es nicht nur bei Touristen und Sammlern, sondern auch bei Malern und Bühnenbildnern, die seine Fotos als Vorlagen für ihre eigene Arbeit nutzten. Später verkaufte er auch Serien an Museen und Bibliotheken. Obwohl er sich auf diese Weise seinen Lebensunterhalt verdienen konnte, gelang ihm weder künstlerisch noch finanziell der Durchbruch zu anhaltendem Erfolg.

Gertrude Käsebier: Blessed Art Thou among Women (um 1899)

Gegen Ende der 1880er Jahre absolvierte die US-amerikanische Fotografin Gertrude Käsebier eine künstlerische Ausbildung am Pratt Institute in New York. Als Ehefrau und Mutter dreier Kindern begann sie in den 1890er Jahren, gelegentlich ihre Familie zu fotografieren. Erst später, nach einer weiteren Ausbildung bei einem Porträtfotografen, eröffnete sie 1897 ihr eigenes Fotostudio in New York. Mit ihren  Porträtfotografien hatte sie rasch auch wirtschaftlichen Erfolg; bereits 1898 wurde ihr eine Ausstellung im New Yorker Camera Club gewidmet. 1903 veröffentlichte Alfred Stieglitz in der Erstausgabe seines Magazins für Fotografie, der Camera Work, sechs ihrer Fotografien, unter anderem das nebenstehende Bild Blessed Art Thou among Women. Neben den Porträtfotografien – etwa von Sioux-Indiandern, die sie durch Buffalo Bills Wild-West-Show kennengelernt hatte – und in späterer Zeit auch Landschaftsaufnahmen ist Gertrude Käsebier bekannt für ihre romantischen Mutter-Kind-Motive, bei denen sie der Ausgestaltung der Tonwerte Vorrang vor kompositorischen Fragen gab. Obwohl das Werk von Gertrude Käsebier nicht für Aktaufnahmen bekannt ist, hat sie mindestens zwei Aufnahmen entkleideter Frauen gemacht, auf der einen, „The Bat“ betitelten Fotografie aus den Jahren 1902 bis 1904, stand Jane White, Ehefrau des Fotografen Clarence Hudson White, Modell. Ihr Bild The Manger (Die Krippe) erzielte 1899 mit 100 Dollar den höchsten Verkaufspreis, der bis dato für eine Kunstfotografie bezahlt worden war. Käsebier wurde als erste Frau in die Brotherhood of the Linked Ring aufgenommen, sie war 1902 Gründungsmitglied der Photo-Secession. Wegen differierender Ansichten trennte sie sich aber von der maßgeblich von Stieglitz beeinflussten Secession und gründete 1910 als rivalisierende Vereinigung die Picturial Photographers of America.

Eadwaerd Muybridge: Galoppierendes Pferd (1887)

Um die Jahrhundertwende erlebte die Technik der Stereoskopie einen Boom. Über ein Stereoskop konnten Bildpaare betrachtet werden, die sich im Gehirn zu einem Bild mit räumlichen Eindruck vereinen. Vor allem Stereoskope für zuhause waren äußerst beliebt. Verlage boten sog. Stereoskopkarten aus aller Welt an, die einen Blick in ferne Länder ermöglichten. Ab 1910 wurde die Stereoskopie vom neuen Medium Film verdrängt. Mit weiter verbesserter Technik und mobilen Kameras konnten sich Fotografen neue Motive erschließen: Landschaften, Architektur, Straßenszenen oder auch Kriegsschauplätze und die exotischen Bewohner ferner Länder. Am Ende des 19. Jahrhunderts war es durch verbesserte Drucktechniken auch möglich, Fotografien in Zeitungen abzudrucken.[66]

Étienne-Jules Marey: Chronophotographie eines Pelikanflugs, um 1882

In den 1870er und 1880er Jahren wurden durch empfindliche Photomaterialien und schnelle Kameraverschlüsse sogenannte „Augenblicks- oder Momentfotografien“ möglich, also Aufnahmen bewegter Objekte. Die Pioniere der Chronofotografie (Ottomar Anschütz, Albert Londe, Étienne-Jules Marey, Eadweard Muybridge) entwickelten verschiedene Techniken, um durch eine schnelle Folge von Aufnahmen (Serienfotografie) Bewegungsabläufe sichtbar zu machen. 1878 hielt Eadweard Muybridge in einer Fotoserie die Bewegungen eines galoppierenden Pferdes fest. Sein 1887 veröffentlichtes Werk Animal Locomotion beeinflusste mit seinen Bewegungsstudien Künstler wie Marcel Duchamp oder Francis Bacon.

Film und Kino

Das Kino begann in der Belle Époque seinen Siegeszug. Frankreich war führend in der frühen Kinotechnologie. Der Cinématographe wurde von Léon Bouly erfunden und von den Brüdern Auguste und Louis Lumière in Betrieb genommen. Die weltweit erste öffentliche Kinovorführung fand am 28. Dezember 1895 in Paris durch die Gebrüder Lumière statt, die später weitere Innovationen in der Kinematographie hervorbrachten. Gezeigt wurde der Film Arbeiter verlassen die Lumière-Werke.

Neben dem Kinematographen waren damals auch Vorführungen mit der Laterna Magica, der magischen Laterne, sehr beliebt. Diese kann als Vorgänger des Diaprojektors angesehen werden. Die Bildmotive waren zu Anfang auf Glasstreifen aufgemalt, die durch den Projektor geschoben wurden, später wurde dafür die Technik der Lithografie eingesetzt.

Die Filme, die in der Frühzeit des Stummfilms vorgeführt wurden, waren meistens nur einige Sekunden lang und zeigten unspektakuläre Szenen aus dem alltäglichen Leben, manchmal aber auch gespielte Witz-Szenen. Sie faszinierten anfangs durch ihre schiere technische Machbarkeit. Das Interesse an weitergehender Inszenierung wuchs erst Jahre später. In den ersten Jahren des Films wurden die kurzen Streifen als Teil von Revuen in Varieté-Theatern vorgeführt und waren in erster Linie der Mittelschicht vorbehalten.

Der französische Illusionist und Theaterbesitzer Georges Méliès war der erste, der das erzählerische Potenzial des jungen Mediums erkannte und ausschließlich inszenierte Filme drehte. Für die Umsetzung seiner weitgehend phantastischen Stoffe und Szenen fand Méliès Filmtricks, z. B. den Stoptrick, der noch heute angewandt wird. Mit Die Reise zum Mond gelang Méliès 1902 ein frühes Meisterwerk, das vollständig mit Trickeffekten hergestellt wurde. Dieser Film wird häufig als erstes bedeutendes Exemplar des Genres Science-Fiction-Film bezeichnet.

Charlie Chaplin (um 1910)

Mit dem Kino wurden auch Schauspieler und Schauspielerinnen einem breiten Publikum bekannt. Der britische Schauspieler Charlie Chaplin gilt als erster Weltstar des Kinos und zählt zu den einflussreichsten Komikern der Filmgeschichte. Die französische Theaterschauspielerin Sarah Bernhardt übernahm 1900 in Le Duel d'Hamlet ihre erste Rolle in einem Kinofilm (Stummfilm). Sie erklärte danach aber ihre heftige Abneigung gegen das neue Medium. Trotzdem trat sie später in weiteren Filmen auf, z. B. in La Tosca (1909), La Dame aux camélias (1911) und Königin Elisabeth von England (1912). All ihre Filmauftritte in den 1910er Jahren standen unter der Regie von Louis Mercanton. Sie gilt als die berühmteste Darstellerin ihrer Zeit und war einer der ersten Weltstars.

Dreharbeiten in den New Yorker Edison-Studios (um 1908)

Thomas Alva Edison eröffnete 1893 in West Orange, im Bundesstaat New Jersey, die Black Maria, das erste kommerzielle Filmstudio der Welt. Dort führte er hergestellte Filme der Öffentlichkeit vor, die zuvor von seinem Assistenten William Dickson bei der Library of Congress eingereicht worden waren, um sie urheberrechtlich zu schützen. Unter anderem Blacksmith Scene, der als erster für kommerzielle Vorführungen produzierte Film gilt.

Die führenden Filmproduktionsgesellschaften waren die französischen Pathé Frères und Gaumont, die auch schon vor der Jahrhundertwende die wirtschaftlichen Möglichkeiten des Films entdeckten und die ganze Welt ständig mit neuen Kurzfilmen versorgten.

Im Kurzfilm The Kiss kam es 1896 zum ersten Kuss der Filmgeschichte zwischen May Irwin und John C. Rice.

In Großbritannien gilt William Friese-Greene als einer der Väter des britischen Films.

In Deutschland gelten Die Gebrüder Skladanowsky als Pioniere des Films. Das Kino entwickelte sich nach und nach zu einer Vergnügungsstätte der Massen und zum größten Konkurrenten des Varietétheaters. Von dem Publizist Victor Noack wurde das neue Medium Film noch 1909 als „geistige Volksvergiftung großen Stils“ und „Orgie der Geschmacklosigkeit“ verunglimpft.[67] Dies konnte dem Erfolg des Films jedoch keinen Abbruch tun. Von einer Attraktion in Jahrmarktbuden startete der Film Ende des 19. Jahrhunderts seinen Siegeszug in die Welt.

1907/1908 gab es erstmals eine Krise im Filmgeschäft. Die Besucherzahlen gingen zurück, da die häufig wenig phantasievollen und kurzen Produktionen an Attraktivität verloren. Erstmals setzte man sich mit Filmtheorie und Filmsprache auseinander. In Frankreich reagierte man darauf mit der Orientierung an zeitgenössischen literarischen Vorlagen. Die Produktionen wurden länger und behandelten nun komplexere Geschichten. Diese französische Innovation nannte sich „Film d’Art“ und fand Nachahmer in vielen Ländern der Welt. Im deutschsprachigen Raum orientierte man sich an deutschsprachiger Literatur – vor allem Volksstücke. Formal orientierte man sich am Theater, so dass die spezifischen Stärken des Mediums Film nicht zum Tragen kamen.

Von 1910 an ließen sich in Hollywood verschiedene Filmschaffende nieder, unter ihnen Carl Laemmle, William Fox, Samuel Goldwyn und Adolph Zukor. Sie legten den Grundstein für die spätere "Traumfabrik" Hollywood.

1910 gab es bereits 1500 Kinos im Deutschen Reich.[68]

Architektur und Design

Die Architektur der Belle Époque war vor allem durch zwei Baustile geprägt: den Historismus, der sich an der Vergangenheit orientierte und ältere Stile wie Barock, Gotik und Renaissance kopierte und den Jugendstil, mit dem man neue Wege in der Architektur und im Design gehen wollte.

Peter Behrens: Montagehalle, Berlin (1912)

Peter Behrens, Bruno Taut, Otto Wagner, Hermann Muthesius, Adolf Loos, Frank Lloyd Wright, Louis Sullivan und Joseph Maria Olbrich waren bedeutende Architekten, die maßgeblich zur Entwicklung der modernen Architektur beitrugen. Sie strebten danach, Form und Funktion in Einklang zu bringen und reagierten mit ihren Werken auf die technologischen und gesellschaftlichen Veränderungen der Industrialisierung. Sie wandten sich bewusst von der traditionellen, oft überladenen historistischen Architektur ihrer Vorgänger ab und strebten nach einer einfacheren, funktionaleren Formensprache.

Adolf Loos Ornament und Verbrechen Plakat
Edward Burne-Jones and William Morris (1890)

Adolf Loos vertrat den radikalen Standpunkt, dass Ornament Verbrechen sei, was er in seinem Essay "Ornament und Verbrechen" (1910) dargelegt hat. Das 1912 fertiggestellte Looshaus ist eines der zentralen Bauwerke der Wiener Moderne in Wien und das Hauptwerk des Architekten Adolf Loos. Es markiert die Abkehr vom Historismus, aber auch von dem floralen Dekor des Secessionismus. Loos' schlichter und ornamentloser Architekturstil führte 1910 zu einem großen Skandal, weshalb ein Baustopp verhängt wurde. Es war die Rede von einer „unanständigen Nacktheit“ der oberen Fassade. Erst als Loos einwilligte, dieser Nacktheit mittels Blumenkästen entgegenzuwirken, wurde der Bau fortgesetzt und schließlich 1912 vollendet.

Früher als anderswo, schon in den 1860er Jahren, hatte in England eine Reformbewegung für das Kunsthandwerk begonnen, die später auf dem Kontinent aufgenommen wurde. Ihr Ziel war, Möbel und Wohnräume vom überladenen Dekor historischer Zitate zu befreien und einen neuen Stil zu finden. Auf Repräsentation sollte weniger Wert gelegt werden als auf die sachlichen Erfordernisse des Wohnens. Der deutsche Kunstpädagoge Alfred Lichtwark formulierte 1896: „Alle Kunstpflege muss im Hause beginnen“ und „Habe nichts in deinem Haus, das du nicht zweckmäßig findest oder für schön hältst.“

Architektur und Design in Großbritannien waren geprägt von der Arts and Crafts-Bewegung, vertreten durch Architekten wie Charles Rennie Mackintosh und Künstler wie William Morris. Ziel der Arts and Craft-Bewegung war die Aufhebung der strikte Trennung zwischen den hohen Künsten (fine arts), wie Malerei, Bildhauerei und Architektur sowie den angewandten Künsten, wie Innenarchitektur, Design, Stoffdruck, Schmuck und Buch-Illustration, also allen Erscheinungsformen des Kunsthandwerks.[69] Künstler wie William Morris gründeten bereits 1861 eine Firma, um in gemeinsamer Arbeit Einrichtungsgegenstände zu entwerfen und zu produzieren, mit dem Ziel, die Grenze zwischen Kunst und Handwerk sowie zwischen kostspieliger Einzelanfertigung und maschinell produzierter Serienware aufzuheben.[70] Anhand ihrer Entwürfe konnten sorgfältig durchgestaltete, solide ausgeführte Einrichtungsgegenstände in Serienproduktion hergestellt werden. 1897 wurde in England das erste College gegründet, das Kunst und Kunsthandwerk in gleicher Weise im Lehrplan berücksichtigte.[71]

Auf den Jugendstil übte die Arts and Crafts-Bewegung einen entscheidenden Einfluss aus. Die Kunstrichtung des Jugendstils, die um 1890 aufkam, trat gegen den vorherrschenden Geschmack des Historismus an. Obwohl es in Europa zu unterschiedlichen nationalen Ausprägungen kam, ist der Jugendstil im Allgemeinen durch eine stark bewegte pflanzliche oder geometrische Ornamentik gekennzeichnet. Eine Erneuerung der Kunst sollte anders als im Historismus nicht aus der Geschichte, sondern aus der Natur und ihrer Formenwelt erfolgen. Viele Künstler des Jugendstil verfolgten daher die Idee, alle Gegenstände des Alltags, aber auch die Architektur nach einheitlichen Formvorstellungen zu gestalten. In Frankreich und Belgien entwickelte sich der Jugendstil oder Art Nouveau mit Hector Guimard und Victor Horta. In Katalonien der Modernisme mit dessen Hauptvertreter Antoni Gaudí.

Schnittperspektive der Maschinenhalle von 1889
Hochzeitsturm, Mathildenhöhe Darmstadt (1908)

In Österreich prägten Otto Wagner und Joseph Maria Olbrich Architektur und Design der Wiener Secession. In Deutschland gilt der Architekt, Designer und Mitbegründer des Deutschen Werkbundes Peter Behrens als Vorreiter der sachlichen Architektur und des Industriedesigns. Mit dem Entwurf des „Monuments des Eisens“ für den Stahlwerksverband und den Verein deutscher Brücken- und Eisenbaufabriken auf der Internationalen Baufach-Ausstellung Leipzig 1913 sowie dem Entwurf des „Glashauses“ für einen Pavillon der Deutschen Glasindustrie in der Kölner Werkbundausstellung erlangten die deutschen Architekten Bruno Taut, Max Taut und Frank Hoffmann erstmals internationale Anerkennung. Beeinflusst wurde Bruno Taut durch die phantasievollen Aufsätze über Glasarchitektur des deutschen Schriftstellers Paul Scheerbart.[72]

Joseph Maria Olbrich gestaltete den 1908 fertiggestellten Hochzeitsturm im Auftrag der Stadt Darmstadt als Geschenk zur Erinnerung an die Hochzeit des Großherzogs Ernst Ludwig mit Prinzessin Eleonore zu Solms-Hohensolms-Lich am 2. Februar 1905.

Die stützfreie Überspannung weiter Räume wie großer Bahnhofs- und Markthallen sowie Passagen und Kaufhäusern gehörte zu den wichtigsten Bauaufgaben des 19. Jahrhunderts im öffentlichen Raum. Die größte Herausforderung waren dabei weiträumige Ausstellungshallen. Die rasche Entwicklung der Baustatik und die Verwendung von Stahl anstelle von Gusseisen ermöglichten hier neuartige Entwürfe. So errichteten Charles Louis Ferdinand Dutert und Victor Contamin anlässlich der Weltausstellung 1889 in Paris die Galerie des Machines, die vor allem durch die ungeheure Weite des stützlosen Raumes von 115 m und einer Höhe von 43 m beeindruckte.[73] Zum Vergleich: Die maximale frei überspannte Weite hatte beim Kristallpalast anlässlich der Weltausstellung in London 1851 dagegen nur 22 m betragen. Die Galerie des Machines war zum damaligen Zeitpunkt der größte stützenfreie Raum der Welt.[74]

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wetteiferten die Geschäfts- und Wohnhäuser des Großbürgertums mit den Palästen der Renaissance und die staatlichen und städtischen Repräsentationsbauten mit den Schlössern des Barock.[75]

Wissenschaftliche Fortschritte

In den 40 Jahren vor dem Ersten Weltkrieg fanden große wissenschaftliche und technologische Umbrüche und Fortschritte in Europa statt. Das Zusammenrücken von Wissenschaft, Technik und Industrie begann nach 1850 und sollte sich in den folgenden Jahrzehnten weiter fortsetzten. Die im 19. Jahrhundert aufkommende chemische Industrie war dabei von großer Bedeutung und betrieb schon früh eigene Forschungslaboratorien, die unabhängig von den Universitäten agierten. Von ebenso großer Bedeutung und praktischem Nutzen für die Gesellschaft waren die Errungenschaften in der medizinischen und mikrobiologischen Forschung. Durch die Forschungen in diesem Sektor konnten Seuchen eingedämmt und bis dahin als unheilbar gegoltene Krankheiten behandelt werden. So waren es einige wenige Naturforscher wie der Franzose Louis Pasteur (1822–1895) oder der Deutsche Robert Koch (1843–1910), die mit ihrer Forschung das Leben von Millionen Menschen beeinflußten.[76] Viele Menschen dieser Epoche begrüßten die Neuerungen, die Wissenschaft und Technik zur Entwicklung der Gesellschaft leisteten, so wurde auch der technische Fortschritt, insbesondere die Elektrifizierung, auf Reklamepostkarten, Plakaten und Wertpapieren mit idealisierten Göttinnen des Fortschritts ("Stromfeen") entsprechend gefeiert.[77] Zahlreiche Fachzeitschriften und Magazine wurden publiziert, die zur Verbreitung und Popularisierung der entstehenden wissenschaftlich-technischen Kultur beitrugen.[78]

Choleradesinfektion in Hamburg 1892
Louis Pasteur (1895), Studioporträt von Paul Nadar

Medizin und Hygiene

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wandelte sich die Medizin, die bis dahin lediglich als Handwerk und Kunstlehre begriffen worden war, zu einer ernstzunehmenden Wissenschaft, Hospitäler, die zuvor nur Pflege- und Versorgungseinrichtungen gewesen waren, avancierten zu Orten, an denen Menschen therapiert und Forschung betrieben wurde[79]. In den Bereichen Medizin und Hygiene kam es im 19. Jahrhundert zu deutlichen Fortschritten, beispielsweise bei der Geburtshilfe. Die Säuglingssterblichkeit ging zurück und die durchschnittliche Lebenserwartung stieg ebenfalls. In der breiten Öffentlichkeit setzte sich ab der Mitte des 19. Jahrhunderts immer mehr die medizinische Erkenntnis durch, dass Gesundheit und Hygiene eng miteinander verbunden sind. Reinlichkeit und Wohlgeruch galten daher vor allem in der besseren Gesellschaft als Zeichen für eine gesunde Lebensführung. Zur Unterstützung der körpereigenen Pflege waren in Drogerien einfache Kernseife oder verschiedene Arten von Pflanzenseifen erhältlich. 1899 gründete der Engländer William H. Lever in Mannheim-Rheinau die Sunlight Seifenfabrik AG. Bereits vier Jahre später entwickelte sich das Mannheimer Werk zum größten Seifenhersteller auf dem europäischen Kontinent.

Biologen und Mediziner erkannten die Keimtheorie von Krankheiten und das Fachgebiet der Bakteriologie entstand. Der Franzose Louis Pasteur entwickelte die Pasteurisierung, wodurch Lebensmittel auf schonenden Art und Weise länger haltbar gemacht werden konnten. Er entwickelte auch einen ersten wirksamen Impfstoff gegen die Tollwut.

Henry Toussaint

Henry Toussaint entwickelte um 1880 ein Verfahren zur Impfung gegen Milzbrand, indem er den Erreger durch das Antiseptikum Phenol abschwächen konnte. Erstmals konnte somit ein Impfstoff Krankheitserreger durch eine Chemikalie abgeschwächt oder abgetötet werden. Louis Pasteur täuschte in seinem berühmten Experiment von Pouilly-le-Fort, in dem er seinerseits einen Milzbrandimpfstoff vorstellte, die Öffentlichkeit darüber, dass er diese Idee von Toussaint übernommen hatte.

Der Breslauer Venerologe Albert Neisser entdeckte 1879 den Erreger der Gonorrhoe. Im Jahr 1902 war er Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten.

Robert Koch. Fotogravur nach einer Fotografie von Wilhelm Fechner (um 1900)

Der deutsche Mediziner und Mikrobiologe Robert Koch entdeckte 1882 den Erreger der Tuberkulose und erhielt dafür 1905 den Nobelpreis für Medizin.

Dem deutsch-österreichischen Chirurgen Theodor Billroth gelang 1881 die erste erfolgreiche Magenresektion. Er gilt als Begründer der modernen Magendarmchirurgie.

1907 wurde von der Firma Henckel in Deutschland das erste selbsttätige Waschmittel erfunden. Der Markenname Persil ist ein Silbenwort und nimmt Bezug auf die ursprünglichen Hauptbestandteile PERborat bzw. Natriumperborat, welches als Bleichmittel fungierte, und SILikat bzw. Natriumsilikat, welches zur Schmutzlösung eingesetzt wurde.

1888 erschien von Friedrich Eduard Bilz mit seinem Bilz-Buch ein Standardwerk der Naturheilkunde.

Mit der Industrialisierung von chemischen Prozessen konnten Medikamente, die zuvor in Apotheken noch manuell hergestellt werden mussten, nun schnell und kostengünstig industriell produziert und vertrieben werden.

Odol Logo 1897

1892 wurde durch den Dresdner Unternehmer Karl August Lingner das Mundwasser „Odol“ auf den Markt gebracht, das als Zahn- und Mundreinigungsmittel für die bessere Gesellschaft diente. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ersetzten Zahncremes in wiederverschließbaren Tuben das bisher verwendete Zahnpulver. Auf Anregung des Odol-Fabrikanten Karl August Lingner wird 1911 im Städtischen Ausstellungspalast in Dresden die Internationale Hygiene-Ausstellung eröffnet. Sie dauert bis zum 31. Oktober und ist bis heute die am stärksten besuchte Ausstellung in Dresden.

1912 wurde von Karl August Lingner das Deutsche Hygienemuseum in Dresden gegründet.

Die Firma Bayer AG lässt sich 1899 Aspirin als Markenzeichen eintragen.

Der britische Schriftsteller Julian Barnes veröffentlichte 2019 den Essay The Man in the red Coat. Barnes beschreibt darin das Leben des französischen Arztes Samuel Pozzi, thematisiert den medizinischen Fortschritt und liefert zugleich Einblicke in Gesellschaft und Kultur der Belle Époque.

Von 556 wissenschaftlichen Entdeckungen auf medizinischem Gebiet in den Jahren 1860 bis 1910 wurden 249 deutschen Wissenschaftlern zuerkannt. Die Bedeutung der deutschen Forschung zeigte sich auch in der Anzahl der Nobelpreise, die an Deutsche verliehen wurden.[80]

Biologie

Der US-amerikanische Zoologe Thomas Hunt Morgan entdeckte durch 1908 bis 1910 durchgeführte Kreuzungsversuche mit der Taufliege Drosophila melanogaster die grundlegende Struktur der Chromosomen. Er entdeckte, dass die Gene (Erbanlagen) nacheinander auf den Chromosomen liegen und ermittelte ihre Reihenfolge und Abstände zueinander. Er gilt als einer der führenden Biologen des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Nach ihm ist die Einheit centiMorgan benannt.

Physik und Chemie

Pierre und Marie Curie in ihrem Labor in der Rue Cuvier in Paris (um 1904)

Der Physiker Wilhelm Conrad Röntgen entdeckte 1895 die nach ihm benannte Röntgenstrahlen. Das Ehepaar Marie und Pierre Curie isolierte 1898 erfolgreich das Radium, indem beide auf der Grundlage der Arbeit von Henri Becquerel arbeiteten, der 1896 die Radioaktivität von Uran nachgewiesen hatte. Mit Becquerel teilten sich das Ehepaar Curie 1903 den Nobelpreis für Physik für die Entdeckung der Radioaktivität.

Es folgten die Quantentheorie (1900) von Max Planck und Albert Einsteins Relativitätstheorie (1905). 1911 leitete Ernest Rutherford aus Streuversuchen das Rutherford'sche Atommodell ab. Bereits zwei Jahre später – gestützt auf Rutherfords Erkenntnisse – stellte Niels Bohr sein Atommodell auf. Diese neuen Erkenntnisse widersprachen dabei in mehreren Punkten der klassischen Physik, die von Isaac Newton (1643–1727) ausging.

1886 wurde unabhängig voneinander durch Charles Martin Hall und Paul Héroult das nach ihnen benannte Elektrolyseverfahren zur Herstellung von Aluminium entwickelt: der Hall-Héroult-Prozess. 1889 entwickelte Carl Josef Bayer das nach ihm benannte Bayer-Verfahren zur Isolierung von reinem Aluminiumoxid aus Bauxiten. Aluminium wird noch nach diesem Prinzip großtechnisch hergestellt. Am Ende des 19. Jahrhunderts stand das Metall in solchem Ansehen, dass man daraus gefertigte Metallschiffe auf den Namen Aluminia taufte.

Unter dem Namen Bakelit wurde der erste vollsynthetische, industriell produzierte Kunststoff hergestellt und vermarktet. Er wurde 1905 vom belgischen Chemiker Leo Hendrik Baekeland entwickelt und nach ihm benannt.

Albert Einstein formulierte 1905 mit der speziellen Relativitätstheorie die Äquivalenz von Masse und Energie: E = m · c².

Mit dem 1910 von der BASF zum Patent angemeldeten Haber-Bosch-Verfahren gelang die künstliche Herstellung von Ammoniak als Ausgangsstoff für die Herstellung von Düngemittel, was die Landwirtschaft revolutionierte.

Mathematik und Logik

Georg Cantor begründete in den Jahren 1874 bis 1897 die Mengenlehre, die er anfangs (1877) noch Mannigfaltigkeitslehre nannte.

David Hilbert (1912)

Nachdem die durch Aristoteles begründete Syllogistik seit der Antike als die exakteste Form logischen Schließens gegolten hatte, begann mit Gottlob Freges revolutionärer „Begriffsschrift“ von 1879 eine neue Ära in der Geschichte der Logik. In dieser Publikation entwickelte er eine neue Logik in axiomatischer Form, die bereits den Kernbestand der modernen formalen Logik umfasste, nämlich eine Prädikatenlogik zweiter Stufe mit Identitätsbegriff.

David Hilberts Bestreben war es, die bislang sehr der Anschaulichkeit verhaftete, noch im Wesentlichen auf Euklid zurückgehende Geometrie möglichst vollständig von Begriffen aus der Anschauungswelt abzulösen und rein axiomatisch zu begründen. Eine solche axiomatische Begründung erschien Hilbert und vielen mathematischen Zeitgenossen unbedingt notwendig, da die zuvor verwendeten Begriffe aus der Anschauungswelt nicht die notwendige mathematische Exaktheit hatten und das darauf erbaute mathematische Gebäude der Geometrie somit auf „wackeligen Füßen“ zu stehen schien. In seinem fundamentalen, 1899 zur Feier der Enthüllung des Gauß-Weber-Denkmals in Göttingen veröffentlichten Werk Grundlagen der Geometrie entwarf er für die euklidische Geometrie ein vollständiges Axiomensystem und entwickelte darauf aufbauend eine streng axiomatisch begründete Geometrie. Am 8. August 1900 stellte David Hilbert eine Liste von 23 zum damaligen Zeitpunkt ungelösten mathematischen Probleme auf dem Internationalen Mathematiker-Kongress in Paris vor.

Die Niederlage im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 wirkte auf viele französische Mathematiker als Ansporn – wie auf anderen Gebieten auch – um einen vermeintlichen Rückstand zum aufstrebenden deutschen Reich aufzuholen, der zu einer neuen Blüte der französischen Mathematik führte.

Henri Poincaré (1887)

Der französische Mathematiker, theoretische Physiker und Philosoph Henri Poincaré galt ab 1880 als einer der bedeutendsten Mathematiker, worin ihm zu seiner Zeit nur in Deutschland David Hilbert Konkurrenz machte. Er leistete wichtige Beiträge zur reinen und angewandten Mathematik und veröffentlichte Bücher für eine breite Öffentlichkeit zu mathematischen und wissenschaftlichen Themen. Poincaré stellt die vollständige Induktion, den „rekurrierenden Schluss“ vor. „Die Mathematiker studieren nicht Objekte, sondern Beziehungen zwischen den Objekten…“. 1886 und 1900 war Poincaré Präsident der Société Mathématique de France. Er wandte sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts zunehmend der mathematischen Physik zu. Er hat im Rahmen der Elektrodynamik bewegter Körper die spezielle Relativitätstheorie (1900–1905) in vielen Punkten vorweggenommen. 1904 formulierte er die Poincaré-Vermutung.

Der französische Mathematiker Henri Léon Lebesgue erweiterte um 1900 den Integralbegriff und begründete damit die Maßtheorie.

Zusammen mit Alfred North Whitehead schrieb Bertrand Russell mit Principia Mathematica zwischen 1902 und 1913 eines der wichtigsten Werke mathematischer Grundlagenforschung nach den Erschütterungen der Mathematik Anfang des 20. Jahrhunderts. Ziel war es, alle mathematischen Wahrheiten aus einem Satz von Axiomen und Schlussregeln zu konstruieren.

Sozialwissenschaften

Henry Adams (um 1885)

Der US-amerikanische Historiker und Schriftsteller Henry Adams versuchte in seiner 1907 veröffentlichten Autobiographie Die Erziehung des Henry Adams mit spekulativen Bildern und Metaphern das Tempo des technologisch-naturwissenschaftlichen Fortschritts um die Jahrhundertwende zu erfassen. Er meinte, in Technik, Ökonomie und internationaler Politik ein "Gesetz der Beschleunigung" entdeckt zu haben.[81]

Mit einem 1879 veröffentlichten Aufsatz löste der deutsche Historiker Heinrich von Treitschke den Berliner Antisemitismusstreit aus. Dieser Aufsatz enthält den Satz „Die Juden sind unser Unglück“, der später zum Schlagwort des nationalsozialistischen Hetzblattes Der Stürmer wurde. Die Notabeln-Erklärung war eine Erklärung, die am 12. November 1880 in der Berliner Presse veröffentlicht wurde und in der 75 bedeutende Wissenschaftler, Unternehmer und Politiker ihre Verurteilung der antisemitischen Bewegung ausdrückten.

1902 veröffentlichte der englische Publizist und Ökonom John Atkinson Hobson sein berühmtestes Werk Imperialismus – A study. In seiner Unterkonsumtionstheorie vertrat er die Meinung, dass in den Industriestaaten der westlichen Welt die Produktion schneller wachse als die Massenkaufkraft. Die koloniale Expansion stelle daher einen Versuch dar, Absatzmärkte für die Überproduktion sowie Rohstoffquellen und günstige Produktionsstandorte zu erschließen bzw. erst zu schaffen. Die Studie wurde von Lenin für seine Schrift Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus aufgegriffen.

Wirtschaftswissenschaft

Die neoklassische Theorie, die sich zwischen 1870 und 1910 entwickelte, löste in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die klassische Nationalökonomie ab. Ausgangspunkt der Neoklassik waren die Grenznutzenschule und das von ihr begründete Marginalprinzip. Der Grenznutzen ist als der Nutzen der letzten bedarfsdeckenden und verfügbaren Einheit eines Gutes zu verstehen. Der Wert eines Gutes wird also durch die subjektive Wertschätzung seiner jeweils letzten Einheit („Grenzeinheit“) bestimmt. Diese Lehren wurden ungefähr gleichzeitig und unabhängig voneinander um 1870 von William Stanley Jevons in England, Carl Menger in Österreich und Léon Walras in der Schweiz entwickelt. Damit wurde die klassische Wert- und Preistheorie, die Werte und Preise hauptsächlich durch Produktionskosten erklärte, um eine subjektive Komponente ergänzt.

Vilfredo Pareto (1870er Jahre)

Die neoklassische Ökonomie untersucht das Verhalten von Einzelpersonen, Haushalten und Organisationen (die als wirtschaftliche Akteure, Akteure oder Agenten bezeichnet werden), wenn sie knappe Ressourcen verwalten oder verwenden, die alternative Verwendungen haben, um gewünschte Ziele zu erreichen. Wissenschaftliche Axiome der Neoklassik sind, dass Agenten rational handeln, mehrere wünschenswerte Ziele in Sicht haben, begrenzte Ressourcen, um diese Ziele zu erreichen, eine Reihe stabiler Präferenzen, ein eindeutiges übergeordnetes Leitziel und die Fähigkeit, zwischen verschiedenen Optionen zu wählen

In seinem 1890 veröffentlichten Buch Principles of Economics, stellte der britische Nationalökonom Alfred Marshall die Theorien seiner Zeit erstmals in kohärenter Form dar und entwickelte viele analytische Instrumente der Volkswirtschaftslehre.

Der italienische Ökonom und Soziologe Vilfredo Pareto gilt als Vertreter der Lausanner Schule der volkswirtschaftlichen Neoklassik und als Begründer der Wohlfahrtsökonomik. Die Pareto-Verteilung, das Paretodiagramm, das Pareto-Optimum und das Paretoprinzip (80-zu-20-Regel) sind nach ihm benannt.

Soziologie

Ferdinand Tönnies (1915)

In der Zeit um 1900 erfolgte die Konsolidierung der Soziologie, die als wissenschaftliche Disziplin von Émile Durkheim, Ferdinand Tönnies, Georg Simmel und Max Weber vorangetrieben wurde. Émile Durkheim publiziert 1893 seine bahnbrechende Studie Der Selbstmord. Während Durkheim Fragen nach dem Zusammenhalt einer Gesellschaft aufstellte, interessierte sich Weber universalhistorisch für den Zusammenhang zwischen Weltbildern, Institutionen und Formen menschlichen Handelns. Simmel wiederum galt als Diagnostiker des menschlichen Zusammenlebens in den großen Städten der Gegenwart.

Ferdinand Tönnies veröffentlicht als erster Deutscher 1887 eine theoretische Grundlegung der Soziologie: Gemeinschaft und Gesellschaft. Tönnies unterscheidet auf theoretischer Ebene zwischen zwei Arten kollektiver Gruppierungen kraft gegenseitiger „Bejahung“ der sozial Handelnden: „Gemeinschaft“ einerseits, „Gesellschaft“ andererseits. Diese Unterscheidung basiert auf seiner Annahme, dass es für den Einzelnen nur zwei Grundformen willentlicher Bejahung der Anderen geben kann. Diese „Bejahung“ ist für Tönnies das Grundproblem und das Thema (der Erkenntnisgegenstand) der Soziologie.

1899 erschien das Buch The Theory Of The Leisure Class. An Economic Study of the Evolution of Institutions (Theorie der feinen Leute) des amerikanischen Soziologen Thorstein Veblen. Das Buch enthält eine Analyse der prestigeerzeugenden Funktion des Konsums sowie eine bissig formulierte Kritik der amerikanischen Oberschichten zur Jahrhundertwende.

Psychologie

Gustave Le Bon

1895 veröffentlichte der französische Sozialpsychologe Gustave Le Bon das einflussreiche Buch Psychologie der Massen. Darin postuliert er, die Epoche sei einer jenen kritischen Momente, in dem sich der Menschengeist im Prozess der Transformation befinde. Vor allem zwei Faktoren seien dafür ursächlich: die Zerstörung der Glaubensüberzeugungen (religiöse, politische, gesellschaftliche) und die Entwicklung völlig neuer Denkweisen, Resultate von modernen Entdeckungen im Bereich der Wissenschaften und der Technik. Da alte und neue Ideen miteinander ringen, sei die Gegenwart "eine Phase des Übergangs und der Anarchie".[82]

Der österreichische Tiefenpsychologe Sigmund Freud begründete um 1890 die psychotherapeutische Behandlungsform der Psychoanalyse.

Pädagogik

Maria Montessori (1913)

Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die sog. Reformpädagogik, die darauf abzielte, die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern durch Selbstständigkeit und Eigenverantwortung zu fördern. Die Forderungen der Reformpädagogen zielten darauf ab, dass man sich sich explizit um Kinder sorgen müsse und die Kindheit eine eigene Lebensphase mit eigenen Anforderungen darstelle. Aus diesem Grund wurde auch eine Professionalisierung der Betreuenung von Kindern angestrebt. Die Reformpädagogin und Autorin Ellen Key rief 1900 sogar „Das Jahrhundert des Kindes“ aus. Zahlreiche bekannte pädagogische Ansätze, wie die Montessori-Pädagogik, bauten auf diesen Vorstellungen auf und sind bis heute populär.

Maria Montessori, Schöpferin der Montessoripädagogik, eröffnet 1907 im römischen Arbeiterviertel San Lorenzo ihr erstes Kinderhaus, die Casa dei Bambini.

Begründet wurde die Montessoripädagogik von der 1870 in Italien geboren Maria Montessori, die als eine der ersten Frauen überhaupt ein Medizinstudium mit Promotion abschließen konnte. Sie entstammte einem gutbürgerlichen, christlichen Hause und engagierte sich stark für die Persönlichkeitsrechte des Einzelnen im Allgemeinen und die Frauenrechte im Besonderen. Sie arbeitete auf der psychiatrischen Station eines Krankenhauses mit geistig behinderten Kindern. Im Laufe der Therapie konnte Montessori beobachten, dass diese Kinder keineswegs alle geistig unterentwickelt waren, sondern ihnen in einigen Fällen lediglich eine Förderung gefehlt hatte. Maria Montessori entwickelte daraufhin, aufbauend auf Überlegungen von Édouard Séguin, spezielle Arbeitsmaterialien, das „Sinnesmaterial“, mit dem es ihr gelang, die Kinder zu stimulieren, ihre Neugier zu wecken und ihre Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit anzuregen.

Georg Jellinek

Recht

Der österreichische Staatsrechtler Georg Jellinek veröffentlichte 1900 sein Hauptwerk Allgemeine Staatslehre, das heute als Meilenstein der deutschen Staatslehre gilt. Das Werk beinhaltet seine Drei-Elemente-Lehre, nach der zur Anerkennung eines Staates als Völkerrechtssubjekt die drei Merkmale „Staatsgebiet“, „Staatsvolk“ und „Staatsgewalt“ erforderlich sind. Jellineks Werk Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte von 1895 gilt als wichtige Schrift zur Geschichte der Menschenrechte.

Meilensteine des (positiven) Völkerrechts sind:

Im Deutschen Reich trat 1900 das Bürgerliche Gesetzbuch(BGB) in Kraft.

Norwegen führt 1913 als erster souveräner Staat Europas das Frauenwahlrecht ein.

Geschichtswissenschaft

Karl Lamprecht (1909)

Die Geschichtsschreibung als "sprachliche Vermittlung historischer Erkenntnis"[83] war bis ins 19. Jahrhundert primär Personen- und Staatengeschichte. „Männer machen die Geschichte“, wie Heinrich von Treitschke sagte. In den 1890er Jahren kommt es zu einem Methodenstreit zwischen deutschen Historikern. Der Leipziger Historiker Karl Lamprecht hielt Personen und Staaten für das Sekundäre, kultur- und sozialgeschichtliche Prozesse hingegen für das Primäre. Gegenüber den zu dieser Zeit das akademische Leben in Deutschland beherrschenden sogenannten "Rankeanern" (Georg von Below, Max Lenz, Felix Rachfahl) betonte Lamprecht die Bedeutung der Kulturgeschichte, der materiellen Faktoren und von Gruppen (Assoziationen) in der Geschichte. Der Satz, es komme nicht darauf an, zu zeigen, "wie es eigentlich gewesen ist" (Leopold von Ranke), sondern wie es geworden sei, fasst Lamprechts Einstellung prägnant zusammen. Der Methodenstreit ab den 1890er Jahren entzündete sich im Zusammenhang mit Lamprechts Deutscher Geschichte, allerdings nicht so sehr daran, dass sie primär eine Abhandlung der Kultur- und Wirtschaftsgeschichte ist. Wesentlich bedeutsamer war die Frage, welche Art von Geschichtsschreibung den neuen Anforderungen sowohl aus der Gesellschaft, als auch aus der Naturwissenschaft gerecht werden konnte. Im Grunde stellten die erkenntnistheoretischen Ansätze der Naturwissenschaften, die deskriptive Methode, wie sie in der Geschichtswissenschaft angewandt wird, infrage. Luise Schorn-Schütte spricht in diesem Zusammenhang von der „Krise der Geschichtswissenschaft“. Die bisherige Methode der Geschichtsschreibung trug den neuen sozialen Anforderungen der Industrialisierung nicht entsprechend Rechnung. Lamprecht suchte nach methodischen Alternativen. Er wollte, unter dem Einfluss des Psychologen Wilhelm Wundt und dessen Völkerpsychologie, die Kulturzeitalter von der psychischen Beschaffenheit des Volkes abhängig machen.

Die Geschichtswissenschaft kann in weiten Kreisen Anerkennung finden. Im Jahr 1902 erhielt Theodor Mommsen für seine Römische Geschichte den Nobelpreis für Literatur.

Der erste Lehrstuhl für Religionsgeschichte wurde 1912 für den schwedischen Religionsphänomenologen Nathan Söderblom in Leipzig eingerichtet. Dies geschah, obwohl die Kirchen eher an einer konfessionell gebundenen Theologie als an der damals wenig beliebten Religionsgeschichte interessiert waren, und bedeutete eine grundlegend neue Entwicklung hinsichtlich der wissenschaftlichen Erforschung von Religionen.

Bibliothekswissenschaft und Dokumentationswesen

Karteikarten. Mundaneum, Mons (Belgien)

Die Belle Époque war eine Zeit der schnellen Industrialisierung und Modernisierung in vielen Bereichen des Lebens, einschließlich des Bibliotheks- und Dokumentationswesens. Mit dem exponentiellen Wachstum des wissenschaftlichen und technischen Wissens wurden effektive und effiziente Methoden zur Organisation und Kategorisierung von Wissen immer dringlicher.

Die Universitätsbibliothek Leipzig, die bereits im 16. Jahrhundert gegründet worden war, wird während der Belle Époque modernisiert und erweitert, um der zunehmenden Menge an veröffentlichtem Wissen Rechnung zu tragen.

In Großbritannien war die Einführung des Public Libraries Act 1850, der die Gründung von öffentlichen Bibliotheken ermöglichte, von zentraler Bedeutung. In der Belle Époque waren öffentliche Bibliotheken im ganzen Land etabliert und ermöglichten den Zugang zu Wissen und Literatur für eine breitere Bevölkerungsschicht.

Melvil Dewey 1891

1884 erschien unter der Leitung von James Murray die erste Ausgabe des Oxford English Dictionary, des umfangreichsten Wörterbuchs in englischer Sprache.

1911 gründeten Wilhelm Ostwald als Vorsitzender und Karl Wilhelm Bührer und Adolf Saager die Vereinigung Die Brücke – Internationales Institut zur Organisation der geistigen Arbeit mit dem Ziel, das gesamte bekannte Wissen der Welt zu katalogisieren und zu organisieren. Für eine Weltregistratur als Generalbibliographie allen bestehenden menschlichen Wissens benutzte man die von Melvil Dewey in den USA entwickelte Decimal Classification. Die Brücke propagierte außerdem das Weltformat für Druckerzeugnisse. Es bildete später die Grundlage für das in der DIN 476 festgelegte Papierformat. Die Brücke trat außerdem für die Vereinheitlichung von Maßen und Gewichten, die Einführung eines Weltgeldes auf der Basis von Gold, eine Kalenderreform und die Vereinfachung der deutschen Rechtschreibung ein.

Paul Otlet und Henri La Fontaine, beide aus Belgien, spielten eine entscheidende Rolle bei der Modernisierung des Bibliotheks- und Dokumentationswesens.[84][85] Sie führten die Universelle Dezimalklassifikation (UDK) ein, eine erweiterte Version der Dewey-Dezimalklassifikation. Das Ziel der UDK war es, alle menschlichen Kenntnisse in einem koordinierten System zu organisieren.

Das Ende der Belle Époque

Die Zeit eines weithin sorglosen Lebensgefühls endete spätestens mit Kriegsbeginn 1914.[86][87] Der Schlusspunkt der Belle Époque kann aber schon 1912 gesetzt werden: Der Untergang der Titanic, eine Art "schwimmende Belle Époque in Miniatur"[88], so Dominique Kalifa, gab dieser Gesellschaft eine tragische Vorahnung der Katastrophe. Symbolisch ging dabei auch der naive Glaube an die Allmacht der Technik mit unter. Die erkennbaren Vorzeichen eines neuen, großen Krieges trugen dazu bei, dass aus dem Vertrauen in die Zukunft Unsicherheit und Angst wurden. Vereinzelte kritische Stimmen, etwa seitens der Lebensreform und in der Kunst[89] hatte es jedoch auch schon vorher gegeben.

Der Erste Weltkrieg wurde anfangs von vielen Intellektuellen und Künstlern in Europa als Befreiungsschlag angesehen. Mit dem einsetzenden Krieg verband sich die Illusion eines reinigenden Fegefeuers, welches die Basis für eine neue Welt und eine neue Kunst sein sollte[90] oder wie es Max Liebermann ausdrückte:[91]

„Kriege scheinen nötig zu sein, um den im Frieden wuchernden Materialismus einzudämmen.“

Max Liebermann

Der Maler Franz Marc war wie so viele Andere von der reinigenden Wirkung des Krieges überzeugt. 1915 schrieb er an seinen Künstlerkollegen Helmuth Macke:[92]

„La Bête humaine, – nun weiß man, was das ist. Ich gehöre aber durchaus nicht zu den Menschen, die den Krieg verurteilen.“

Franz Marc an Helmuth Macke, 26. Juni 1915.

Bei einem Aufklärungs- und Erkundungsritt wurde Franz Marc am 4. März 1916 gegen 16 Uhr im Wald bei Herméville-en-Woëvre bei Braquis durch zwei Granatsplitter im Kopf tödlich verwundet.[93][94][95]

Mythos "Belle Époque"

Der französische Ausdruck "Belle Époque" – und das damit assoziierte Lebensgefühl von Luxus, Eleganz, Romantik, Glamour und Bohème – hat bis in die Gegenwart nichts von seiner Anziehungskraft und Faszination eingebüßt. Museen, zahlreiche Ausstellungen und Ausstellungskataloge, sowie Romane, Filme und "Coffee Table Books" haben die schönen Seiten sowie Glanz und „joie de vivre“ der Belle Époque in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder thematisiert und gelegentlich auch verklärt.

Im Kino der 1920er Jahre wurde der Stil der Belle Epoque von den Wiener Regisseuren Erich von Stroheim und Joseph von Sternberg bevorzugt, die nach dem Ersten Weltkrieg in Hollywood arbeiteten. Die Filme von Jean Renoir in Frankreich und später von Luchino Visconti in Italien bedienten sich der Bilder eines verlorenen Paradieses.

In verschiedenen europäischen Ländern fanden bereits Ende der 1920er Jahre und in den 1930er Jahren erste "Nostalgie-Bahnreisen"[96] mit dem Pullman-Express statt, die an die Tradition des Orient-Express aus der Zeit der Belle Époque anknüpften. Seit 2005 betreibt die schweizerische Montreux-Berner Oberland-Bahn zwischen Montreux und Zweisimmen den GoldenPass Belle-Époque.[97][98]

Unter den Luxushotels der Welt sind nicht wenige, die in der Belle Époque gegründet wurden.

Siehe auch

Literatur

  • Christina B. Carroll: The Politics of Imperial Memory in France, 1850–1900. Cornell University Press 2022. ISBN 978-1-5017-6312-0.
  • Arnaud-Dominique Houte: Les peurs de la belle Époque. Crimes, attentats, catastrophes et autres perils. Tallandier 2022. ISBN 979-10-210-5170-6.

2011 bis 2020:

  • Shearer West: Fin de Siècle, Gilded Age, or Belle Époque: Different Endings to the Same Century, in: Jane Desmarais, David Weir (Hrsg.): The Oxford Handbook of Decadence, Oxford University Press 2020, ISBN 978-0-19-006695-6.
  • Wilhelm Widemann: Paris 1900. Schönheit und Artistik, Füsslin Verlag, Stuttgart 2019. ISBN 978-3-940769-08-4.
  • Andreas Krock: Mannheims Belle Époque. Tanz und Taumel einer Epoche, hrsg.: Hermann Wiegand, Alfried Wieczorek, Christoph Lind, Morio Verlag 2019, ISBN 978-3-945424-80-3.
  • Marc Walter, Sabine Arqué: France 1900, Taschen Verlag 2019. ISBN 978-3-8365-7850-9.
  • Sonja Duska: Modegeschichten. Die Damenwelt des 19. Jahrhunderts, Morio Verlag 2019, ISBN 978-3-945424-73-5.
  • Thomas Bauer-Friedrich, Robert Fajen, Ralph Ludwig (Hrsg.): Die schöne Zeit. Zur kulturellen Produktivität von Frankreichs Belle Époque, transcript Verlag 2018, ISBN 978-3-8376-3901-8.
  • Bertram M. Gordon: The Emergence of France as a Tourist Icon in the Belle Époque, in: Bertram M. Gordon: War Tourism. Second World War France from Defeat and Occupation to the Creation of Heritage, Cornell University Press 2018, ISBN 978-1-5017-1589-1.
  • Dominique Kalifa: La véritable histoire de la Belle Époque. Fayard, Paris 2017, ISBN 978-2-213-65529-1.
  • Mary Mcauliffe: Twilight of the Belle Époque. The Paris of Picasso, Stravinsky, Proust, Renault, Marie Curie, Gertrude Stein and their Friends through the Great War. Rowman & Littlefield 2017. ISBN 978-1-4422-7613-0.
  • Dominique Kalifa: «Belle Époque»: invention et usages d’un chrononyme. In: Revue d’histoire du XIXe siècle. 52, 2016, S. 119–132.
  • Ingo Rose, Barbara Sichtermann: Kurtisanen, Konkubinen & Mätressen, ebersbach & simon, Berlin 2016. ISBN 978-3-86915-133-5.
  • Reinhard Wendt: Vom Kolonialismus zur Globalisierung. Europa und die Welt seit 1500, 2., aktual. Aufl., Paderborn 2016.
  • Renate Schuster, Ralf Michael Schupsky: Fußball und die Belle Époque. Entstehung der Fußballclubs und die Zeit des Jugendstils, Edo-Verlag Saarbrücken 2015. ISBN 978-3-639-54952-2.
  • Philipp Blom: Der taumelnde Kontinent. Europa 1900–1914, München 2014, ISBN 978-3-446-23292-1.
  • Mary Mcauliffe: Dawn of the Belle Époque. The Paris of Monet, Zola, Bernhardt, Eiffel, Debussy, Clemenceau and their Friends. Rowman & Littlefield 2014. ISBN 978-1-4422-0928-2.
  • W. Boyd Rayward (Hrsg.): Information Beyond Borders. International Cultural and Intellectual Exchange in the Belle Époque. Ashgate 2014. ISBN 978-1-4094-4225-7.
  • Rachel Mesch: Having It All in the Belle Epoque. How French Women's Magazines Invented the Modern Woman, Stanford University Press 2013, ISBN 978-0-8047-8713-0.
  • Jan Whitaker: Wunderwelt Warenhaus. Eine internationale Geschichte. Gerstenberg, Hildesheim 2013. ISBN 3-8369-2745-4.
  • Frank-Lothar Kroll: Geburt der Moderne, Politik, Gesellschaft und Kultur vor dem Ersten Weltkrieg, Bonn 2013 (Bundeszentrale für politische Bildung, Bd. 1340).
  • Paul Fryer (Hrsg.): Women in the Arts of the Belle Epoque. Essays on Influential Artists, Writers and Performers. McFarland & Co 2012. ISBN 978-0-7864-6075-5.
  • Vincent Bouvet: Paris. De la belle époque aux années folles. Places des Victoires Edition 2012. ISBN 978-2-8099-0702-5.
  • Frederic Delouche (Hrsg.): Das europäische Geschichtsbuch. Von den Anfängen bis ins 21. Jahrhundert, 2. Aufl., Stuttgart 2012. (bpb-Schriftenreihe Band 1233)
  • Jan Whitaker: The World of Department Stores. Vendome Press 2011. ISBN 978-0-86565-264-4.
  • Dominique Lejeune: La France de la Belle Époque: 1896–1914. 6., revidierte Auflage. Armand Collin, Paris 2011, ISBN 978-2-200-24892-5.
  • Werner Brunner: Wandbilder der Belle Époque in europäischen Wohn- und Geschäftshäusern, Deutscher Kunstverlag, Berlin München 2011. ISBN ISBN 978-3-422-07001-1.
  • Olivier Jouanjan: Die Belle Époque des Verwaltungsrechts. Zur Entstehung der modernen Verwaltungsrechtswissenschaft in Europa (1880–1920) in: Armin von Bogdandy, Peter Michael Huber: Handbuch IuS Publicum Europaeum, Band IV, C.F. Müller 2011, S. 425–459. ISBN 978-3-8114-4114-9.
  • Michael Buhrs: Jules Chéret. Künstler der Belle Époque und Pionier der Plakatkunst; Ausstellung "Jules Chéret (1836–1932). Künstler der Belle Époque und Pionier der Plakatkunst" im Museum Villa Stuck, Arnold, Stuttgart 2011. ISBN 978-3-89790-356-2.
  • Jürgen Osterhammel: Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts, München Beck 2009. ISBN 978-3-406-58283-7.

2000 bis 2010:

  • Beat Wyss: Bilder von der Globalisierung. Die Weltausstellung von Paris 1889. Insel-Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-458-17485-1.
  • Gunilla Budde: Blütezeit des Bürgertums. Bürgerlichkeit im 19. Jahrhundert; Darmstadt 2009. ISBN 978-3-534-15170-7.
  • Patricia A. Tilburg: Colette's Republic. Work, Gender, and Popular Culture in France, 1870–1914. Berghahn Books 2009. ISBN 978-1-84545-571-2.
  • Lothar Gall: Europa auf dem Weg in die Moderne 1850-90 (Oldenbourg Grundriß der Geschichte, Bd. 14) 5. Aufl., München 2009
  • Bernard Michel: Prague Belle Époque. Aubier 2008.
  • Markus Krajewski: Rastlosigkeit. Weltprojekte um 1900. S. Fischer Verlag 2006. ISBN 978-3-596-16779-1.
  • Diana Holmes, Carrie Tarr (Hrsg.): A Belle Epoque? Women and Feminism in French Society and Culture 1890–1914. Berghahn Books 2006, ISBN 978-0-231-55438-1.
  • Gabriele M. Knoll: Kulturgeschichte des Reisens. Von der Pilgerfahrt zum Badeurlaub, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2006. ISBN 978-3-534-17676-2.
  • Christopher A. Bayly: Die Geburt der modernen Welt. Eine Globalgeschichte, 1780–1914, Frankfurt a. M. / New York 2006
  • Amelie Soyka: Tanzen und tanzen und nichts als tanzen. Tänzerinnen der Moderne von Josephine Baker bis Mary Wigman. Berlin 2004. ISBN 978-3-932338-54-0.
  • Jean-Michel Barrault: Die Belle Époque des Segelsports. BLV Verlagsgesellschaft. München 2004. ISBN 978-3-405-16639-7.
  • Andreas Mai: Touristische Räume im 19. Jahrhundert. Zur Entstehung und Ausbreitung von Sommerfrischen.– Werkstattgeschichte Bd. 36, Essen 2004.
  • Sabine Welsch: Ausstieg aus dem Korsett. Reformkleidung um 1900. 2. Auflage. Häußer, Darmstadt 2003, ISBN 3-89552-082-9.
  • Philippe Gaboriou: The Tour de France and cycling's Belle Époque. in: The International Journal of the History of Sport, Volume 20, Issue 2, 2003.
  • Jutta Zander-Seidel: Kleiderwechsel. Frauen-, Männer- und Kinderkleidung des 18. bis 20. Jahrhunderts.– Die Schausammlungen des Germanischen Nationalmuseums, Bd. 1, Germanisches Nationalmuseum Abt. Verlag 2002.
  • Jürgen Döring: Toulouse-Lautrec und die Belle Époque. Prestel 2002. ISBN 978-3-7913-2805-8.
  • Thomas Hunkeler; Lucius Keller (Hrsg.): Marcel Proust und die Belle Époque: Beitr. des Symposions Proust und die Belle Époque der Marcel-Proust-Ges. in Hamburg 1999, Insel-Verlag Frankfurt a. M. Leipzig 2002. ISBN 978-3-458-17119-5.

vor 2000:

  • Werner Ross: Bohemiens und Belle Époque. Als München leuchtete. Siedler Verlag 1997. ISBN 978-3-88680-611-9.
  • Renate Ulmer; Lee Traynor (Übersetzung); Annie Doehner (Übersetzung): Jugendstil in Darmstadt, Roether Verlag Darmstadt 1997.
  • Ursula E. Koch, Markus Behmer: Grobe Wahrheiten – Wahre Grobheiten, Feine Striche – scharfe Stiche. Jugend, Simplicissimus und andere Karikaturen-Journale der Münchner Belle Époque als Spiegel und Zerrspiegel der kleinen wie der großen Welt. Verlag Reinhard Fischer 1996. ISBN 978-3-88927-198-3. Katalog zur Ausstellung des Instituts für Kommunikationswissenschaft (Zeitungswissenschaft) der LMU München.
  • Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte, 3. Bd.: Von der „Deutschen Doppelrevolution“ bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges 1849–1914, München 1995
  • Jürgen Schultze, Ursula Bode (Hrsg.): Paris – Belle Époque. Katalog zur Ausstellung in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung München, 16. Dezember 1994 bis 26. Februar 1995. Hirmer Verlag 1994, ISBN 978-3-7774-6570-8.
  • Jean-Kyeong Hong: Die Folgen der industriellen Revolution für die Baukunst: der Entwicklungsprozess der neuen Bautypen zwischen Coalbrookdalebrücke 1779 und Eiffelturm 1889, [Köln] 1994, DNB 943067499 (Dissertation Universität Köln 1994, 159 Seiten).
  • Catherine Join-Diéterle: Die Pariser Mode der Belle Époque, in: Paris - Belle Époque, Ausstellungskatalog Kulturstiftung Ruhr, Villa Hügel Essen, Recklinghausen 1994, S. 55–70.
  • Winfried Nerdinger: Perspektiven der Kunst. Von der Karolingerzeit bis zur Gegenwart, hrsg. u. Mitarb. v.: Gabriele Kopp-Schmidt; Rosie Maier; Susanne Partsch; Ernst Rebel; Karl Schawelka, Gabriele Schickel, Verlag Martin Lurz GmbH München, 2. erweiterte und überarbeitete Auflage, München 1994. ISBN 3-87501-081-7.
  • Iris Kronauer: Zur Faszination von Technik. Elektrizität auf der Pariser Weltausstellung von 1900 und das Urteil deutscher Kommentatoren. MA, TU Berlin, 1993.
  • Christophe Prochasson: Les années électriques (1880–1910). Suivi d'une chronologie culturelle détaillée de 1879 à 1911 établie par Véronique Julia. éditions La Découverte 1991. ISBN 978-2-7071-2006-9.
  • Jean-Pierre Rioux: Chronique d'une fin de siècle. France (1899–1900). Seuil 1991. ISBN 978-2-02-012878-0.
  • Hermann Schreiber: Die Belle Époque. Paris 1871–1900, München 1990. ISBN 978-3-471-78747-2.
  • Ute Frevert:(Hrsg.) (1988): Bürgerinnen und Bürger. Geschlechterverhältnisse im 19. Jahrhundert, Göttingen 1988.
  • Jeffrey D. Needell: A Tropical Belle Époque. The Elite Culture of Turn-of-the-Century Rio de Janeiro. Cambridge University Press 1987.
  • Anita Ulrich: Bordelle, Strassendirnen und bürgerliche Sittlichkeit in der Belle Epoque. Eine sozialgeschichtliche Studie der Prostitution am Beispiel der Stadt Zürich. Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft der Stadt Zürich, Band 52, Heft 3, 1985. ISBN 3-906399-00-1.[103]
  • Wolfgang Asholt: Gesellschaftskritisches Theater im Frankreich der Belle Époque (1887–1914). Carl Winter Verlag 1984. ISBN 3-533-03547-6.[104]
  • Stephen Kern: The Culture of Time and Space 1880–1918. Harvard University Press 1983, ISBN 0-674-02169-X.
  • Philippe Jullian, Diana Vreeland: La Belle Époque, The Metropolitan Museum of Art 1982. ISBN 0-87099-329-1.[105][106]
  • Willy Haas: Die Belle Epoque (= Große Kulturepochen in Texten, Bildern und Zeugnissen. Band 8). Hueber, München 1977, ISBN 3-19-001306-3.
  • Wolfgang Schivelbusch: Geschichte der Eisenbahnreise. Zur Industrialisierung von Raum und Zeit im 19. Jahrhundert. Hanser, München/Wien 1977, ISBN 3-446-12425-X. Taschenbuch: Fischer-TB 14828, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-596-14828-6.
  • Rudolf Rübberdt: Geschichte der Industrialisierung. Wirtschaft und Gesellschaft auf dem Weg in unsere Zeit, München 1972.
  • Jost Hermand: Der Schein des schönen Lebens. Studien zur Jahrhundertwende (Athenäum Paperbacks Germanistik; 12). Frankfurt am Main 1972.
  • Hans Jürgen Hansen (Hrsg.): Das pompöse Zeitalter. Zwischen Biedermeier und Jugendstil, Oldenburg/ Hamburg 1970.
  • Roger Shattuck, René Char (Fotos): Die Belle Epoque. Kultur und Gesellschaft in Frankreich 1885–1918. Originaltitel: The Banquet Years; übersetzt von Erich Krois. Piper, München 1963, DNB 454677294.
  • Barbara W. Tuchman: The Proud Tower. A Portrait of the World before the War. 1890–1914. Random House 1962. ISBN 978-0-345-40501-2. Deutsch: Barbara W. Tuchman: Der stolze Turm. Ein Porträt der Welt vor dem Ersten Weltkrieg 1890–1914. Kroemer Knaur 1969. ISBN 978-3-426-03671-6.[107]
  • Karl Epting: Frankreichs goldene Jahre. La Belle Époque, Stuttgart 1962.
Commons: Belle Époque – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Belle Époque – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Rundfunk:

Museen:

Wechselausstellungen:

Einzelnachweise

  1. Vanessa R. Schwartz: What's in a 'Chrononyme'?, About: Dominique Kalifa, La véritable histoire de la Belle Époque, Fayard. In: booksandideas.net. 22. Januar 2018, abgerufen am 1. August 2023.
  2. Damaris Nübling: Zeitnamen. (PDF) In: Namenarten und ihre Erforschung. Ein Lehrbuch für das Studium der Onomastik. Andrea Brendler und Silvio Brendler, 2004, abgerufen am 1. August 2023.
  3. Was the Belle Époque in France really that "belle"? In: offbeatfrance.com. Abgerufen am 25. Juli 2023.
  4. Ambivalenz und Verschmelzung im "Jugendstil". Publikationsorgan des Monats "Jugend (1896–1940). Arbeitsstelle für Geschichte der Publizistik - Historisches Institut, Universität zu Köln, 2. Juni 2022, abgerufen am 28. Juli 2023.
  5. Belle Epoque oder wie schön ist es wirklich? zeitklicks.de, abgerufen am 18. Juli 2023.
  6. Albert Tanner: Belle Époque. Historisches Lexikon der Schweiz, 23. Mai 2002, abgerufen am 18. Juli 2023.
  7. Die Zeit um 1900 oder Was ist Belle Époque? In: badnauheim.tour-de-kultur.de. Abgerufen am 18. Juli 2023.
  8. Dominique Kalifa: "Belle Époque": invention et usages d'un chromonyme. In: https://doi.org/10.4000/rh19.4997. 2016, abgerufen am 29. August 2023.
  9. Dominique Kalifa: The Belle Époque.A Cultural history, Paris and Beyond. Columbia University Press, 2021, S. 3.
  10. Marie-Claire Bancquart: Paris "Belle Époque" par ses écrivains. AdamBiro/Paris Musées, 1997, S. 10.
  11. Charles Péguy: L'Argent. Cahiers de la quinzaine, 1913.
  12. Die Geschichte des Museums. In: africamuseum.be. Abgerufen am 25. August 2023.
  13. Wie schön war die Belle Époque? Felsenweg. Lernpfad mit Aussicht. (PDF) Pädagogische Hochschule Luzern, Bürgenstock Kunst- und Kulturstiftung, abgerufen am 13. August 2023.
  14. Kolonialwaren. In: kolonialgeschichtema.com. Abgerufen am 19. August 2023.
  15. Barbara Ritter: Vortragsreihe Kolonialismus: Feinkost aus "Übersee". EDEKA und die Kolonialwarenhändler. Mannheimer Abendakademie, 13. Juli 2021, abgerufen am 19. August 2023.
  16. Für was steht eigentlich der Name Edeka? Eine Geschichte der Kolonialwarenläden und Einkaufsgenossenschaften am Beispiel von Deutschlands größtem Lebensmittelhändler. In: historischer-augenblick.de. 28. September 2021, abgerufen am 20. August 2023.
  17. Uwe Spiekermann: Die Edeka. Entstehung und Wandel eines Handelsriesen. In: Peter Lummel, Alexandra Deak (Hrsg.): Einkaufen! Eine Geschichte des täglichen Bedarfs. Freunde der Domäne Dahlem, Berlin 2005, ISBN 3-9802192-5-9.
  18. Der Beginn der Lebensmittelindustrie. Jagdmuseum und Landwirtschaftsmuseum Schloss Stainz, abgerufen am 19. August 2023.
  19. Frank-Lothar Kroll: Geburt der Moderne, Politik, Gesellschaft und Kultur vor dem Ersten Weltkrieg, Bonn 2013 (Bundeszentrale für politische Bildung, Bd. 1340), S. 92.
  20. Lena Christolova: Das Mundaneum oder das papierne Internet von Paul Otlet und Henri La Fontaine. In: Stefan Böhme, Rolf F. Nohr, Serjoscha Wiemer (Hrsg.): Sortieren, Sammeln, Suchen, Spielen. Die Datenbank als mediale Praxis. LIT, Münster 2012, S. 31 - 54.
  21. Jürgen Osterhammel: Europa 1880 bis 1914.Kommunikationsrevolution und Standardisierung, In: Informationen zur politischen Bildung Nr. 315, Das 19. Jahrhundert. Bundeszentrale für politische Bildung, S. 54.
  22. History: The Beginning. paris.icao.int, abgerufen am 26. August 2023.
  23. Ulrich Herbert: Geschichte Deutschlands im 20. Jh., München 2014, S. 30.
  24. RudolfRübberdt: Geschichte der Industrialisierung. Wirtschaft und Gesellschaft auf dem Weg in unsere Zeit, München 1972, S. 93 f.f.
  25. Vgl., Andreas Krock: Mannheims Belle Époque. Tanz und Taumel einer Epoche, S. 30.
  26. Erik Born: Entkabelung in der Belle Époque. In: medium.com. 2016, abgerufen am 13. August 2023.
  27. Erik Born: Going Wireless in the Belle Époque. In: continentcontinent.cc. 2018, abgerufen am 13. August 2023.
  28. Jürgen Osterhammel: Europa 1880 bis 1914.Kommunikationsrevolution und Standardisierung, In: Informationen zur politischen Bildung Nr. 315, Das 19. Jahrhundert. Bundeszentrale für politische Bildung, S. 54.
  29. Kommunikation in der Belle Époque. Deutsches Kunststoffmuseum, abgerufen am 13. August 2023.
  30. Jürgen Wilke: Auf dem Weg zur "Großmacht": Die Presse im 19. Jahrhundert. In: Rainer Wimmer (Hrsg.): Das 19. Jahrhundert: Sprachgeschichtliche Wurzeln des heutigen Deutsch. de Gruyter, 1991, S. 73–94.
  31. Volker Barth: Wa(h)re Fakten. Wissensproduktionen globaler Nachrichtenagenturen 1835–1939. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2020, ISBN 978-3-525-37085-8.
  32. Jürgen Kocka: Bürger und Bürgerlichkeit im Wandel. Bundeszentrale für politische Bildung, APuZ Aus Politik und Zeitgeschichte, 14. Februar 2008, abgerufen am 1. August 2023.
  33. Bernhard Schulz: Wie Paris zur Weltstadt wurde. Tagesspiegel, 21. November 2010, abgerufen am 19. August 2023.
  34. Vgl.,Andreas Krock: Mannheims Belle Époque. Tanz und Taumel einer Epoche, S. 12.
  35. Hannes Bertschi, Marcus Reckewitz: Von Absinth bis Zabaione. Argon, Berlin 2002, ISBN 3-87024-559-X, S. 7.
  36. Jürgen Osterhammel: Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts. C.H. Beck, 2016, ISBN 978-3-406-61481-1, S. 260 ff.
  37. Vgl., Andreas Krock: Mannheims Belle Époque. Tanz und Taumel einer Epoche, S. 30.
  38. Bernd-Stefan Grewe, Thomas Lange: Kolonialismus. In: Gerhard Henke-Bockschatz (Hrsg.): Kompaktwissen Geschichte. Reclams Universal-Bibliothek. Reclam Verlag, 2015, ISBN 978-3-15-017082-3, S. 69.
  39. Katharina Sykora: Auf der Schwelle der Moderne. Osmose von Weiblichkeit und Großstadtraum in der Schaufensterfotografie. In: Feministische Studien. Band 17, Heft 2, 1999.
  40. Göttin, Sünderin, Femme fatale –Ausstellung im Palazzo Martinengo in Brescia. In: belvederemagazin.ch. 1. März 2022, abgerufen am 25. Juli 2023.
  41. Eric John Ernest Hobsbawm: Das imperiale Zeitalter 1875–1914, Frankfurt/Main-New York 1989, S. 236.
  42. Andreas Krock: Mannheims Belle Époque. Tanz und Taumel einer Epoche, S. 121.
  43. Laura Kipfer: Damenmode des 20. Jahrhundert – Die 1900er-Jahre – Belle Epoque. In: fashion-world.biz. Abgerufen am 23. Juli 2023.
  44. Vgl., Andreas Krock: Tanz und Taumel einer Epoche, S. 120.
  45. Mode: Kleider machen Leute Zwischen 1880 und 1914 änderten sich in der Gesellschaft die Ansichten darüber, was geschmackvolle (Damen-)Mode ist, immer wieder. In: srf.ch. 7. August 2014, abgerufen am 23. Juli 2023.
  46. Andreas Krock: Mannheims Belle Époque. Tanz und Taumel einer Epoche, S. 95.
  47. Manfred Schuchmann: Reisen in der Belle Époque: Das Museé du Baggage im elsässischen Hagenau. Deutschlandfunk, 15. Januar 2017, abgerufen am 12. August 2023.
  48. Vgl., Andreas Krock: Mannheims Belle Époque. Tanz und Taumel einer Epoche, S. 130.
  49. Jürgen Osterhammel: Europa 1880 bis 1914. Kommunikationsrevolution und Standardisierung, In: Informationen zur politischen Bildung Nr. 315, Das 19. Jahrhundert. Bundeszentrale für politische Bildung, S. 54.
  50. Vgl.,Andreas Krock: Mannheims Belle Époque. Tanz und Taumel einer Epoche, S. 133.
  51. Hugh Dauncey: The Belle Époque and the First World War: Industry, Sport, Utility and Leisure, 1903 - 1918. In: French Cycling: A Social and Cultural History. Liverpool University Press, 2012, S. 75–101.
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  56. Vgl., Vgl., Winfried Nerdinger: Perspektiven der Kunst, S. 287.
  57. Vgl., Erika Thiel; Mechthield Frick: Kunstfiebel, Herschelverlag Kunst und Gesellschaft Berlin 1989, S. 217.
  58. Vgl., Winfried Nerdinger: Perspektiven der Kunst, S. 290.
  59. Vgl., Winfried Nerdinger: Perspektiven der Kunst, S. 252.
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  69. Vgl., Winfried Nerdinger: Perspektiven der Kunst, S. 306.
  70. Vgl., Winfried Nerdinger: Perspektiven der Kunst, S. 306.
  71. Vgl., Winfried Nerdinger: Perspektiven der Kunst, S. 306.
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  73. Winfried Nerdinger: Perspektiven der Kunst, S. 282.
  74. Winfried Nerdinger: Perspektiven der Kunst, S. 282.
  75. Vgl., Erika Thiel; Mechthild Frick: Kunstfibel, Herschelverlag Kunst und Gesellschaft Berlin 1989, S. 210.
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