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Das Kriegerdenkmal 1914–1918 ist ein Ehrenmal, welches zur Erinnerung an die 120 gefallenen Söhne des Kirchenspiel Gingst errichtet wurde. Die Ersterrichtung fand im Jahr 1925 statt. Im Jahre 1974 wurde das Kriegerdenkmal aus ideologischen Gründen abgerissen. Am 27. August 2023 fand seinen feierliche Wiedereinweihung statt.
Erste Planung
Im Jahr 1920 wurde der Plan gefasst, für die 120 Gefallenen des Kirchenspiel Gingst ein Ehrenmal zu errichten. Ein zu diesem Zweck gegründeter Ausschuss, sammelte die dafür notwendigen Mittel ein. Noch bevor mit der Umsetzung des Vorhabens begonnen werden konnte, verlor das gesammelte Geld durch die Weltwirtschaftskrise ihren Wert, so das eine Umsetzung des Vorhabens vorerst nicht möglich war.
Um den Gefallenen nun doch zu gedenken zu können, stiftete im Jahr 1924 der Kriegerverein Gingst unter Vorsitz von Rittmeister Heidborn auf Unrow der örtlichen Sankt–Jacob-Kirche zwei Ehrentafeln aus Eiche auf denen die Namen der 120 Gefallenen verzeichnete waren.
Im selben Jahr regte der Kriegerverein erneut die Errichtung eines Ehrenmals für die 120 Gefallenen an. Unter breiter Unterstützung örtlicher Vereine sowie der Guts– und Gemeindevorsteher des Kirchenspiel Gingst wurde bei einer dazu einberufenen Versammlung einstimmige Beschluss gefasst, nicht nur der Errichtung zuzustimmen, sondern sich auch an der Aufbringung der dazu erforderlichen Mittel zu beteiligen. Für die weiteren Arbeiten für dieses Ehrenmal wurde ein Denkmalausschuss mit sechs Mitgliedern gegründet.
Denkmalausschuss
- Rittergutsbesitzer Heidborn aus Unrow
- Zimmermeister Britz aus Dubkevitz
- Pastor Stelter aus Gingst
- Straßenmeister Vistenz aus Gingst
- Rendant Knüppel aus Gingst
- Gemeindevorsteher Neumann aus Gingst
Als Standort für das Ehrenmal wurde der Marktplatz in Gingst ausgewählt. Mit der Ausführung der Arbeiten am Ehrenmal wurde der Steinbildhauermeister Hartig aus Bergen beauftragt. In einer im Fundament eingelassenen Zeitkapsel wurden eine 4-seitige Urkunde mit den Unterschriften der Gemeindevertretung sowie aktuelle Geldscheine hinterlegt.
„Urkunde über die Errichtung des Ehrendenkmals für die im Weltkriege 1914-18 aus dem Kirchspiel Gingst Gefallenen.
Einhundertzwanzig Namen von Männern und Jünglingen, die aus den Akten unseres Kirchspiels in den Jahren 1914-18 in den blutigen Weltkrieg gezogen sind und ihr Leben für das deutsche Vaterland dahin gegeben haben sollen in Stein gemeißelt durch dies Denkmal den kommenden Geschlechtern zum ehrenden Andenken überliefert werden.
Soviel Trauer und Schmerz auch mit der Erinnerung an diese Toten verbunden ist, nicht nur für diejenigen, aus deren Familienkreise sie so früh und jäh geschieden sind, sondern für uns alle in dem wehmütigen Gedenken, daß ihre Tapferkeit und treue Pflichterfüllung unser deutsches Volk doch nicht vor einem schmachvollen Frieden und vor Umsturz und Not im Innern und vor Beraubung, Schimpf und Unterdrückung seitens unserer Feinde hat bewahren können, wir blicken doch mit Ehrfurcht und Stolz und heißem Dank auf diese unsere toten Helden, die in so vielen blutigen Schlachten den Heeren unserer zahllosen Feinde widerstanden, die Grenzen unserer teuren Heimat vor der Kriegsnot behütet und die Ehre und Freiheit des Vaterlandes treu ihrem geleisteten Eidschwur für Kaiser und Reich bis in den Tod verteidigt haben. 2750 Seelen zählt unser Kirchspiel. Von den vielen Hunderten, die aus ihm als Krieger in das Feld gezogen sind, haben neben der großen Zahl, die zerschossen und siech zurückgekehrt noch unter uns leben und denen ebenfalls unser Dank gebührt, 120 ihr höchstes Gut, das Leben, für uns, ihre deutschen Brüder, geopfert. Ihnen zum Gedächtnis dieses Denkmal auf dem Marktplatze unseres Kirchortes trotz der Not der Zeit zu errichten, halten wir für unsere Ehrenpflicht. Wenn auch mit Tränen im Auge, sollen doch ihre Frauen und Kinder, ihre Eltern und Geschwister mit Stolz die Namen der Ihrigen auf den Steintafeln dieses Denkmals wieder lesen und die Gestalten ihrer teuren Toten sich vor Augen stellen können. Bis in die fernste Zukunft hinein sollen ihre Namen ihren Nachkommen unvergeßlich erhalten bleiben. Alle kommenden Geschlechter aber sollen durch die Namen dieser toten Helden gemahnt werden, Gut und Blut auch weiterhin opferwillig für das teure Vaterland einzusetzen, damit dasselbe die von den Vätern in siegreichen Kämpfen und fleißiger Arbeit errungen zur Blüte und Größe wiedererlangt.
Über die Geschichte der Errichtung dieses Denkmals berichten wir der Nachwelt noch kurz folgendes:
Bereits im Jahre 1920 wurde der Plan gefaßt, ein Ehrendenkmal für die Kriegsgefallenen des Kirchspiels zu errichten. Ein Ausschuß wurde gewählt und Geld für diesen Zweck gesammelt. Aber bevor eine Einigung über Ort und Art des Denkmals zu Stande kam, waren die gesammelten Geldmittel durch die Entwertung des Geldes, die Ende des Jahres 1923 so weit führte, daß eine Billion Papiermark nur noch den Wert der früheren Mark hatte, zu nichts geworden. Im Jahre 1924 wurden darauf von dem hiesigen Krieger- und Militärverein unter seinem Vorsitzenden Hr. Rittmeister Heldborn auf Unrow zwei eichene Ehrentafeln mit den Namen der Kriegsgefallenen des Kirchspiels für unsere Kirche gestiftet, die am Totenfeste desselben Jahres in Anwesenheit der Vereine des Kirchspiels und unter großer Beteiligung der Gesamtgemeinde von dem Ortsgeistlichen eingeweiht wurden. In diesem Jahre hat dann der Kriegerverein von neuem die Errichtung eines öffentlichen Denkmals angeregt und die übrigen nationalgesinnten Vereine, Turnverein, Gesangsverein, Feuerwehr, Verein Eintracht, Reiterverein, Stahlhelm und Bismarkjugend sowie die Gemeinde- und Gutsvorsteher des Kirchspiels zur Beschlußfassung darüber eingeladen. Nachdem diese Versammlung einstimmig ihre Zustimmung zur Errichtung eines Denkmals und ihrer Mitbeteiligung zur Aufbringung der Kosten für dasselbe gegeben hatte, wurde zur Weiterführung der Arbeiten ein Denkmalausschuß gewählt, bestehend aus dem Herrn: Rittergutsbesitzer Heidborn-Unrow, Zimmermeister Britz-Dubkevitz, Pastor Stelter-Gingst, Straßenmeister Vistenz-Gingst, Rendant Knüppel-Gingst und Gemeindevorsteher Neumann-Gingst. Mit Zustimmung der Gemeindevertretung von Gingst wurde der hiesige Marktplatz als Standort für das Denkmal bestimmt und dem Steinbildhauermeister Hartig in Bergen die Ausführung desselben übertragen. Die feierliche Einweihung des Denkmals wird voraussichtlich am Sonntag, dem 30. August diesen Jahres erfolgen können.
Möge alsdann dies Denkmal Jahrhunderte hindurch eine Zierde unseres Ortes, ein Zeichen des Dankes der Lebenden an die Toten und eine Mahnung für alle kommenden Geschlechter zur Treue am Vaterlande sein.
Gingst, den 29. Juli 1925“
|Autor= Denkmalausschuss Gingst |Quelle= Förderverein Kriegerdenkmal Gingst e.V. |ref=[1]}}
Erste Einweihung
Am 30. August 1925 fand unter großer Beteiligung von Vereinen und Anwohner die feierliche Einweihung des „Ehrenmals für die Kriegsgefallenen“ 1914–1918 statt. Die „Rügensche Zeitung“ vom 8. September 1925 schrieb dazu:
„Das Denkmal ist auf dem Marktplatze von dem Steinmetzmeister Hartig–Bergen aus Kunststein in schlichter, würdiger Form errichtet. Es enthält auf drei Granittafeln die Namen der 120 gefallenen Helden des Kichenspiels. Der von Linden beschattet Teil des Marktplatzes wurde zu diesem Zwecke erhöht und würdig hergestellt.“
Um Neun Uhr Morgens versammelten sich alle beteiligten Vereine und marschierten zur Sant-Jacob-Kirche zum gemeinsamen Gottesdienst. Unter Glockengeläut begab man sich anschließend zum Marktplatz und nahmen dort Aufstellung. Der Vorsitzenden des Krieger- und Militärvereins Heidborn aus Unrow begrüßte die Anwesenden. Es folgte das gemeinsame Singen des Niederländischen Dankgebetes. Anschließend hielt Rittmeister Heidborn eine kurze Ansprache, worauf dann das Lied „Ich kenn einen hellen Edelstein“ von Julius Otto, vorgetragen durch den Männerchor folgte. Herr Hauptmann Brandenburg aus Berlin hielt anschließend die Enthüllungsrede und enthüllte unter Gesang des Männerchores „Ich hat einen Kameraden“ von Ludwig Uhland das Denkmal. Pastor Stelter aus Gingst hielt danach eine Weiherede und Weihte das Ehrenmal. Durch einen gemischten Chor wurde dann das Lied „Für uns“ intoniert. Es folgten Ehrensalven und Kranzniederlegungen. Der Denkmalausschuss unter Rittmeister Heidborn übergab dann das Ehrenmal und den hergerichteten Platz in die Verantwortung der Gemeinde Gingst. Den Abschluss der Einweihung bildete das gemeinsame Absingen des Deutschlandliedes.
Abriss 1974
Im Jahr 1974 wurde das Kriegerdenkmal 1914–1918 und das sich ebenfalls auf dem Marktplatz befindliche Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 abgerissen und beseitigt. Als Grund dafür kann sowohl politischer Wille, fehlende Mittel zum Erhalt aber auch die sozialistische Umgestaltung von Städte und Dörfern gesehen werden.
Vom Kriegerdenkmal 1914–1918 blieben lediglich sechs Grundelemente erhalten, die an verschiedenen Orten in Gingst als Blumenkübel weiter genutzt worden waren. Alle restlichen Teile wurden an unterschiedlichen Stellen unwiederbringlich entsorgt.
Nach dem Abriss des Kriegerdenkmals wurde auf Beschluss des Gemeindekirchenrates in der Sant-Jacobi-Kirche ein Gedenkbuch zur Erinnerung an die Gefallenen ausgelegt worden. Das zuerst in der Gemeinde geschriebene Gedenkbuch ist später durch ein vom Künstler Lothar Mannewitz gestaltetes ersetzt worden.
Zweite Planung
Im Juli 2019 gründeten 18 Bürger der Gemeinde Gingst den „Förderverein Kriegerdenkmal Gingst e.V.“. Zum ersten Vorsitzenden wurde Jürgen Pahnke gewählt. Ziel der Vereinsgründung war die Wiedererrichtung des Kriegerdenkmal 1914–1918. Als erste Maßnahme wurden ab Januar 2020 die noch vorhanden Originalelemente geborgen und eingelagert.[2] Die Planungen für den Wiederaufbau wurden durch das Architektenbüro Aegidius van Ackeren aus Stralsund übernommen.
Das Kriegerdenkmal hat eine Höhe von 4520 mm. Es steht auf zwei Podesten (Stufen) von jeweils 150 mm. Die Gesamthöhe beträgt somit 4852 mm. Die vier Gedenktafeln habe die Abmaße von 1080 mm hoch und 650 mmm breit. Das Eiserne Kreuz auf der Spitze des Denkmals hat einen Größe von 500 mm. Am Sockel hat das Denkmal das quadratische Maß von 1530 mm. Das untere Stufenpodest hat das Abmaß von 3200 mm.
Gefördert wurde das Projekt durch LEADER, der Innung des Bauhandwerks Rügen, aus Mitteln des Vorpommern Fonds, den Strategie Fonds Mecklenburg-Vorpommern, dem Heimatverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. und der Stiftung Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement in Mecklenburg-Vorpommern.
Grundsteinlegung
Am 8. Oktober 2022 fand die feierliche Grundsteinlegung statt. Zu den Ehrengästen zählten neben Mitgliedern, Unterstützern und Spendern auch der 1. stellvertretende Bürgermeister der Gemeinde Gingst Waldemar Opolski und der Pastor der Gemeinde Gingst Joachim Gerber sowie weitere Persönlichkeiten. Der erste Vorsitzenden des Vereins Jürgen Pahnke hob in seiner Rede die Bedeutung der Wiederrichtung dieses Kriegerdenkmal als Ort der Erinnerung und als Ort gegen des Vergessen hervor. In den Grundstein wurde, wie schon beim ersten Aufbau, eine Zeitkapsel mit historischen und aktuellen Dokumenten eingebaut.
Wiederaufbau
Am 10. Oktober 2022 wurde mit dem Einmessen des Kriegerdenkmal der offizielle Wiederaufbau begonnen. Das Fundament mit den Abmaßen 3,2m x 3,2m x 1,5m inklusive der Stufen wurde am 12. bis 14. Oktober 2022 fertiggestellt.[3]
Einzelnachweise
- ↑ Die Schatulle - Kriegerdenkmal Gingst Webseite: Förderverein Kriegerdenkmal Gingst e.V.
- ↑ Bergung der Originalelemente Webseite: Förderverein Kriegerdenkmal Gingst e.V.
- ↑ Start der Bauphase - Fundament Webseite: Förderverein Kriegerdenkmal Gingst e.V.
Koordinaten: 54° 27′ 23,9″ N, 13° 15′ 29,8″ O